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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

18MRZ2023
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Manchmal klingen komplizierte Zusammenhänge ganz klar und einfach. Zum Beispiel, wenn Eltern über die Lehrkräfte ihrer Kinder sprechen: „Die denken sich doch gar nicht richtig in die Schüler rein.“ – „Die wissen halt nicht, was im Familienalltag so los ist.“ – „Und selbst haben sie wochenlang Ferien.“

… und umgekehrt fallen im Lehrerzimmer oft ähnlich deutliche Aussagen: „Die Eltern tragen ihren Kindern doch alles hinterher.“ – „Die kommen ihrem Erziehungsauftrag nicht nach.“ – „Kein Wunder, dass die Leistungsbereitschaft so zurückgegangen ist.“

Ich habe schon auf beiden Seiten gestanden, all diese Sätze mitgehört. Und immer wieder ertappe ich mich dann dabei, betreten-bestätigend zu nicken – oder sogar mit einzustimmen in die Beschwerdeflut. Weil mir natürlich immer irgendwelche passenden Beispiele und Erfahrungen einfallen. Und weil es halt so einleuchtend und logisch klingt, wenn nur eine Perspektive zu bedenken ist.

Aber in Wirklichkeit ist es eben viel komplizierter. Das merkt man, wenn man die eigene, einseitige Sicht mal verlässt. Es gibt eben weder „die Lehrer“ noch „die Eltern“. Die allermeisten Beteiligten kommen ihren Aufgaben richtig gut nach, sie stehen aber auch vor gewaltigen Herausforderungen.

So richtig deutlich wird das wohl erst, wenn die verschiedenen Seiten persönlich ins Gespräch miteinander kommen. Zum Beispiel bei einem Elternabend, im Rahmen der Schulkonferenz, über ein gezielt vereinbartes Treffen. Oder man läuft sich zufällig über den Weg und fragt spontan nach.

Auch Jesus hat dafür gesorgt, dass Menschen eine andere Perspektive kennengelernt haben. Er hat immer wieder ganz verschiedene Leute an seinen Tisch eingeladen. Dort haben sie gemeinsam gegessen, Gastfreundschaft erfahren. Und gleichzeitig sind sie sich auf einer neuen Ebene begegnet. Das hat grundlegend was verändert und in Bewegung gesetzt.

Bei Lehrerinnen, Lehrern, Eltern kann das vielleicht so aussehen, dass sie sich wirklich füreinander interessieren. Und auf diese Weise mitbekommen, dass zur Begleitung der Kinder im Unterricht und zu Hause eben noch viel mehr gehört als man von außen sieht. Und Wege finden, sich dabei gegenseitig wertzuschätzen und zu helfen. Dann ist aus dem Übereinander ein Miteinander geworden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37279
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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

18MRZ2023
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Manchmal klingen komplizierte Zusammenhänge ganz klar und einfach. Zum Beispiel, wenn Eltern über die Lehrkräfte ihrer Kinder sprechen: „Die denken sich doch gar nicht richtig in die Schüler rein.“ – „Die wissen halt nicht, was im Familienalltag so los ist.“ – „Und selbst haben sie wochenlang Ferien.“

… und umgekehrt fallen im Lehrerzimmer oft ähnlich deutliche Aussagen: „Die Eltern tragen ihren Kindern doch alles hinterher.“ – „Die kommen ihrem Erziehungsauftrag nicht nach.“ – „Kein Wunder, dass die Leistungsbereitschaft so zurückgegangen ist.“

Ich habe schon auf beiden Seiten gestanden, all diese Sätze mitgehört. Und immer wieder ertappe ich mich dann dabei, betreten-bestätigend zu nicken – oder sogar mit einzustimmen in die Beschwerdeflut. Weil mir natürlich immer irgendwelche passenden Beispiele und Erfahrungen einfallen. Und weil es halt so einleuchtend und logisch klingt, wenn nur eine Perspektive zu bedenken ist.

Aber in Wirklichkeit ist es eben viel komplizierter. Das merkt man, wenn man die eigene, einseitige Sicht mal verlässt. Es gibt eben weder „die Lehrer“ noch „die Eltern“. Die allermeisten Beteiligten kommen ihren Aufgaben richtig gut nach, sie stehen aber auch vor gewaltigen Herausforderungen.

So richtig deutlich wird das wohl erst, wenn die verschiedenen Seiten persönlich ins Gespräch miteinander kommen. Zum Beispiel bei einem Elternabend, im Rahmen der Schulkonferenz, über ein gezielt vereinbartes Treffen. Oder man läuft sich zufällig über den Weg und fragt spontan nach.

Auch Jesus hat dafür gesorgt, dass Menschen eine andere Perspektive kennengelernt haben. Er hat immer wieder ganz verschiedene Leute an seinen Tisch eingeladen. Dort haben sie gemeinsam gegessen, Gastfreundschaft erfahren. Und gleichzeitig sind sie sich auf einer neuen Ebene begegnet. Das hat grundlegend was verändert und in Bewegung gesetzt.

Bei Lehrerinnen, Lehrern, Eltern kann das vielleicht so aussehen, dass sie sich wirklich füreinander interessieren. Und auf diese Weise mitbekommen, dass zur Begleitung der Kinder im Unterricht und zu Hause eben noch viel mehr gehört als man von außen sieht. Und Wege finden, sich dabei gegenseitig wertzuschätzen und zu helfen. Dann ist aus dem Übereinander ein Miteinander geworden.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

17MRZ2023
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Kinder werden groß. Nach und nach werden sie immer selbstständiger. Das braucht aber auch seine Zeit. Und manchmal ist es nicht leicht, den Dingen ihren Lauf zu lassen.

„Ich will nicht ins Schullandheim!“ Für unsere älteste Tochter war das klar – letztes Schuljahr in der vierten Klasse. Die Aussicht, mehrere Tage lang ganz woanders zu sein, dort auch noch zu übernachten, hat sie spürbar überfordert. Ein bisschen haben da vielleicht auch noch die Umstände ihrer Geburt eine Rolle gespielt. Damals musste sie gleich weg von Mama und Papa, wurde ein paar Tage lang getrennt von uns versorgt. Es ging nicht anders damals – die Entscheidung lag nicht in unserer Hand.

In Corona-Zeiten ist aus der Schullandheim-Unternehmung dann sowieso nichts mehr geworden. Unserer Tochter kam das natürlich gerade recht. Und auch wir Eltern haben gedacht: Vielleicht ist es jetzt erst mal besser so. Aber – ein bisschen Sorge hatten wir schon: Wie soll das dann erst nächstes Schuljahr werden, in der weiterführenden Schule und einer völlig neu zusammengesetzten fünften Klasse? Geht es dann nicht erst recht schief? Beim allerersten Elternabend hieß es tatsächlich gleich, schon bald gehe es für drei Tage zusammen weg … Wieder lag es nicht in der Hand von uns Eltern, was daraus werden würde.

Und dann – wurde alles ganz, ganz toll. Die neuen Klassenlehrerinnen hat unsere Tochter rasch ins Herz geschlossen. Und sie hat sofort Freundinnen gefunden. Schon Wochen vor der Abfahrt war klar: Wir gehen gemeinsam in ein Sechserzimmer! Diese Gemeinschaft hat ihr Sicherheit gegeben. Und aus der einstigen Angst wurden Vorfreude und Abenteuerlust. Am Schluss war sie es dann, die ihre beiden kleinen Geschwister getröstet hat – die hatten nämlich deutlich mehr zu knabbern an der Trennung … Von mir als Papa hat sie sich in der Bahnhofshalle zügig verabschiedet. Und während der drei Tage hat sie sich nur einmal ganz kurz gemeldet bei uns.

Das hat mich sehr berührt. Unsere Tochter wird groß, habe ich da gespürt. Und selbstbewusst, eigenständig. Mehr und mehr Wege kann sie jetzt allein gehen. In nicht mal einem Jahr ist ganz viel passiert. Und vielleicht ist es ja manchmal auch besser, den Dingen ihren Lauf zu lassen – und Kindern Zeit für ihre persönliche Entwicklung. Ganz viel haben wir Eltern sowieso nicht in der Hand. Das tut jemand Größeres, Gott sei Dank.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

17MRZ2023
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Kinder werden groß. Nach und nach werden sie immer selbstständiger. Das braucht aber auch seine Zeit. Und manchmal ist es nicht leicht, den Dingen ihren Lauf zu lassen.

„Ich will nicht ins Schullandheim!“ Für unsere älteste Tochter war das klar – letztes Schuljahr in der vierten Klasse. Die Aussicht, mehrere Tage lang ganz woanders zu sein, dort auch noch zu übernachten, hat sie spürbar überfordert. Ein bisschen haben da vielleicht auch noch die Umstände ihrer Geburt eine Rolle gespielt. Damals musste sie gleich weg von Mama und Papa, wurde ein paar Tage lang getrennt von uns versorgt. Es ging nicht anders damals – die Entscheidung lag nicht in unserer Hand.

In Corona-Zeiten ist aus der Schullandheim-Unternehmung dann sowieso nichts mehr geworden. Unserer Tochter kam das natürlich gerade recht. Und auch wir Eltern haben gedacht: Vielleicht ist es jetzt erst mal besser so. Aber – ein bisschen Sorge hatten wir schon: Wie soll das dann erst nächstes Schuljahr werden, in der weiterführenden Schule und einer völlig neu zusammengesetzten fünften Klasse? Geht es dann nicht erst recht schief? Beim allerersten Elternabend hieß es tatsächlich gleich, schon bald gehe es für drei Tage zusammen weg … Wieder lag es nicht in der Hand von uns Eltern, was daraus werden würde.

Und dann – wurde alles ganz, ganz toll. Die neuen Klassenlehrerinnen hat unsere Tochter rasch ins Herz geschlossen. Und sie hat sofort Freundinnen gefunden. Schon Wochen vor der Abfahrt war klar: Wir gehen gemeinsam in ein Sechserzimmer! Diese Gemeinschaft hat ihr Sicherheit gegeben. Und aus der einstigen Angst wurden Vorfreude und Abenteuerlust. Am Schluss war sie es dann, die ihre beiden kleinen Geschwister getröstet hat – die hatten nämlich deutlich mehr zu knabbern an der Trennung … Von mir als Papa hat sie sich in der Bahnhofshalle zügig verabschiedet. Und während der drei Tage hat sie sich nur einmal ganz kurz gemeldet bei uns.

Das hat mich sehr berührt. Unsere Tochter wird groß, habe ich da gespürt. Und selbstbewusst, eigenständig. Mehr und mehr Wege kann sie jetzt allein gehen. In nicht mal einem Jahr ist ganz viel passiert. Und vielleicht ist es ja manchmal auch besser, den Dingen ihren Lauf zu lassen – und Kindern Zeit für ihre persönliche Entwicklung. Ganz viel haben wir Eltern sowieso nicht in der Hand. Das tut jemand Größeres, Gott sei Dank.

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16MRZ2023
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„Meine Kinder machen mich glücklich! Sie geben mir so viel zurück. Mehr brauche ich gar nicht.“ Immer wieder höre ich das Eltern sagen, so oder so ähnlich. Ich spüre dann ganz viel Freude in ihren Erzählungen. Und klar, als Vater kann ich das nachvollziehen, wie man so empfinden kann. Ich selbst kenne auch Momente, in denen ich das Gefühl habe: Die drei kleinen Wunderwerke unter unserem Dach – allein für die schon ergibt mein Leben Sinn, jede Anstrengung lohnt sich dafür.

Und zugleich denke ich: Es darf nicht von vornherein die Aufgabe von Kindern sein, ihre Eltern glücklich zu machen. Sie sollen in ihr eigenes Leben hineinfinden, ihren Weg in Freiheit gehen. Das geht aber nicht, wenn sie gleichzeitig Erwartungen ihrer Eltern erfüllen sollen. Auch wenn sich das nur unbewusst abspielt. Kinder spüren das ja trotzdem, haben eine feine Antenne dafür.

Besonders schwierig wird es, wenn Kinder persönliche Krisen ihrer Eltern ausgleichen sollen. Sie sozusagen aufmuntern müssen, weil doch sonst vieles so schwer ist im Leben. Dieser Auftrag überfordert Kinder in jedem Fall. Daran können sie schwer leiden, auch später noch als Erwachsene.

„Kinder sind eine Gabe des Herrn“, heißt es mal in der Bibel [Psalm 127,3]. Für mich heißt das: Kinder anvertraut zu bekommen, das ist ein Geschenk Gottes. Und ein Geschenk kann ich niemals einfordern oder als selbstverständlich voraussetzen. Es kommt sozusagen als Extra noch obendrauf, aus purer Liebe. Und daran kann und soll ich mich freuen.

Für mein Lebensglück jedoch sind meine Kinder nicht verantwortlich. Und auch kein anderer noch so wichtiger Mensch. Dazu muss ich schon selbst finden, anstatt andere mit meinen Vorstellungen und Erwartungen zu überfordern.

Dieser Weg ist vielleicht länger und schwieriger. Aber wenn er mir gelingt, bin ich ja auch selbst viel freier. Dann habe ich ein festes Fundament – und kann um so fröhlicher mit anderen das Leben teilen. Zum Beispiel mit meinen Kindern.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

16MRZ2023
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„Meine Kinder machen mich glücklich! Sie geben mir so viel zurück. Mehr brauche ich gar nicht.“ Immer wieder höre ich das Eltern sagen, so oder so ähnlich. Ich spüre dann ganz viel Freude in ihren Erzählungen. Und klar, als Vater kann ich das nachvollziehen, wie man so empfinden kann. Ich selbst kenne auch Momente, in denen ich das Gefühl habe: Die drei kleinen Wunderwerke unter unserem Dach – allein für die schon ergibt mein Leben Sinn, jede Anstrengung lohnt sich dafür.

Und zugleich denke ich: Es darf nicht von vornherein die Aufgabe von Kindern sein, ihre Eltern glücklich zu machen. Sie sollen in ihr eigenes Leben hineinfinden, ihren Weg in Freiheit gehen. Das geht aber nicht, wenn sie gleichzeitig Erwartungen ihrer Eltern erfüllen sollen. Auch wenn sich das nur unbewusst abspielt. Kinder spüren das ja trotzdem, haben eine feine Antenne dafür.

Besonders schwierig wird es, wenn Kinder persönliche Krisen ihrer Eltern ausgleichen sollen. Sie sozusagen aufmuntern müssen, weil doch sonst vieles so schwer ist im Leben. Dieser Auftrag überfordert Kinder in jedem Fall. Daran können sie schwer leiden, auch später noch als Erwachsene.

„Kinder sind eine Gabe des Herrn“, heißt es mal in der Bibel [Psalm 127,3]. Für mich heißt das: Kinder anvertraut zu bekommen, das ist ein Geschenk Gottes. Und ein Geschenk kann ich niemals einfordern oder als selbstverständlich voraussetzen. Es kommt sozusagen als Extra noch obendrauf, aus purer Liebe. Und daran kann und soll ich mich freuen.

Für mein Lebensglück jedoch sind meine Kinder nicht verantwortlich. Und auch kein anderer noch so wichtiger Mensch. Dazu muss ich schon selbst finden, anstatt andere mit meinen Vorstellungen und Erwartungen zu überfordern.

Dieser Weg ist vielleicht länger und schwieriger. Aber wenn er mir gelingt, bin ich ja auch selbst viel freier. Dann habe ich ein festes Fundament – und kann um so fröhlicher mit anderen das Leben teilen. Zum Beispiel mit meinen Kindern.

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15MRZ2023
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Nochmal was ganz Neues kennenlernen, das kann sehr erfüllend sein. Auch oder gerade wenn man nochmal ganz von vorne anfängt.
Vor ein paar Monaten habe ich angefangen, einmal die Woche Briefe und Pakete zuzustellen. Als kleine berufliche Nebentätigkeit. Postbote sein – das war schon immer ein kleiner Traum von mir. Jetzt hatte ich die Gelegenheit, ihn mir zu erfüllen.

Was mir daran so gefallen hat? Zum einen die Aufgaben an sich. Den Überblick behalten, an der frischen Luft unterwegs sein, mit Menschen in Kontakt kommen – das macht mir Spaß und liegt mir auch. Aber – da war noch etwas: Ich habe jetzt etwas ganz anderes gemacht als sonst, etwas vollkommen Neues. Als Pfarrer kann ich auf mein Studium zurückgreifen, auf meine Berufserfahrung, auf so manche Routine. Das alles hatte jetzt kaum noch Bedeutung. Mit einem Mal war ich wieder blutiger Anfänger. So viele Dinge waren neu zu lernen, so viele ungewohnte Handgriffe einzuüben. Natürlich habe ich viel zu lange gebraucht zu Beginn, war mit Abstand als Letzter zurück von meiner Runde im Bezirk. Aber – genau das habe ich genossen. Nämlich nochmal bei Null beginnen zu dürfen und was ganz Neues mitzubekommen. Nicht schon immer alles wissen zu müssen. Auch zu erleben, wie gekonnt meine routinierten Kollegen ihre Arbeit machen. Sie haben meinen großen Respekt.

Gleichzeitig bin ich ganz toll aufgenommen worden in die Runde. Viele haben sich gefreut über meine Mithilfe, mich ermutigt, mir praktische Tipps gegeben. So bin ich mit der Zeit tatsächlich hineingewachsen in die neue Aufgabe, immer sicherer und schneller geworden.

Und auch als Christ habe ich dabei etwas dazugelernt. Denn die Bibel ist randvoll mit Geschichten von Menschen, die Neuland betreten. Manche haben gleich ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt, haben alle Zelte abgebrochen, komplett nochmal von vorne angefangen. Und genau wie sie habe jetzt auch ich als Postbote die Erfahrung gemacht: Gott geht mit. Auch die ungewohnten Wege begleitet er – und Neues entsteht.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

15MRZ2023
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Nochmal was ganz Neues kennenlernen, das kann sehr erfüllend sein. Auch oder gerade wenn man nochmal ganz von vorne anfängt.
Vor ein paar Monaten habe ich angefangen, einmal die Woche Briefe und Pakete zuzustellen. Als kleine berufliche Nebentätigkeit. Postbote sein – das war schon immer ein kleiner Traum von mir. Jetzt hatte ich die Gelegenheit, ihn mir zu erfüllen.

Was mir daran so gefallen hat? Zum einen die Aufgaben an sich. Den Überblick behalten, an der frischen Luft unterwegs sein, mit Menschen in Kontakt kommen – das macht mir Spaß und liegt mir auch. Aber – da war noch etwas: Ich habe jetzt etwas ganz anderes gemacht als sonst, etwas vollkommen Neues. Als Pfarrer kann ich auf mein Studium zurückgreifen, auf meine Berufserfahrung, auf so manche Routine. Das alles hatte jetzt kaum noch Bedeutung. Mit einem Mal war ich wieder blutiger Anfänger. So viele Dinge waren neu zu lernen, so viele ungewohnte Handgriffe einzuüben. Natürlich habe ich viel zu lange gebraucht zu Beginn, war mit Abstand als Letzter zurück von meiner Runde im Bezirk. Aber – genau das habe ich genossen. Nämlich nochmal bei Null beginnen zu dürfen und was ganz Neues mitzubekommen. Nicht schon immer alles wissen zu müssen. Auch zu erleben, wie gekonnt meine routinierten Kollegen ihre Arbeit machen. Sie haben meinen großen Respekt.

Gleichzeitig bin ich ganz toll aufgenommen worden in die Runde. Viele haben sich gefreut über meine Mithilfe, mich ermutigt, mir praktische Tipps gegeben. So bin ich mit der Zeit tatsächlich hineingewachsen in die neue Aufgabe, immer sicherer und schneller geworden.

Und auch als Christ habe ich dabei etwas dazugelernt. Denn die Bibel ist randvoll mit Geschichten von Menschen, die Neuland betreten. Manche haben gleich ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt, haben alle Zelte abgebrochen, komplett nochmal von vorne angefangen. Und genau wie sie habe jetzt auch ich als Postbote die Erfahrung gemacht: Gott geht mit. Auch die ungewohnten Wege begleitet er – und Neues entsteht.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

14MRZ2023
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„Warum ist Jesus eigentlich am Kreuz gestorben? Warum ist das so wichtig für den christlichen Glauben?“ Viele Menschen fragen sich das – und manchmal haben sie auch den Mut, die Frage offen zu stellen. Als Pfarrer weiß ich natürlich, was dazu im Katechismus steht: Jesus hat für uns gelitten. Das ist die richtige Antwort, wie sie in den Glaubenssätzen und Bekenntnissen der Kirche zu finden ist. Aber – hilft diese Antwort allein wirklich weiter? Wohl eher nicht. Denn sie ist vielleicht richtig, – aber nicht greifbar. „Jesus hat für uns gelitten“ – was genau heißt das denn, für mich und für andere Menschen? Was verändert sich dadurch? Wie kann man es spüren – im Alltag oder im Krankenhaus oder in Kiew in einem Luftschutzbunker? Erst mit solchen Nachfragen wird Glaube lebendig – und dann vielleicht auch bedeutsam für das eigene Leben. Weil sich durch Fragen Räume öffnen, in denen ganz verschiedene Menschen mit ihren Geschichten Platz finden oder miteinander ins Gespräch kommen.

„Das Wichtigste ist, dass man nicht aufhört, zu fragen.“ Albert Einstein soll das gesagt haben. Heute, am 14. März, ist sein Geburtstag. Und in Erinnerung an ihn und seine Lebenseinstellung wird jährlich am selben Datum auch der „Internationale Stell’-eine-Frage-Tag“ begangen.

„Das Wichtigste ist, dass man nicht aufhört zu fragen.“ Ich finde es bemerkenswert, dass ausgerechnet Albert Einstein das so gesehen hat. Denn er ist ja in erster Linie für seine vielen guten Antworten berühmt geworden. Aber – dorthin hat ihn eben erst seine Neugier gebracht. Sein Mut, sich mit den aktuellen Gegebenheiten nicht zufriedenzugeben. Und die unbändige Lust, immer wieder neue Fragen zu stellen.

Fragen stellen. Und nicht einfach nur fertige Antworten herunterbeten. Auch als Pfarrer versuche ich das mehr und mehr. Und ich wünsche es mir auch insgesamt für meine christliche Kirche. Da gibt es so viele Antworten, Glaubenssätze, Bekenntnisse. Und die sind gut und wichtig. Aber – für sich allein, losgelöst vom Leben, bleiben sie meistens nur bloße Richtigkeiten, hohle Floskeln. Greifbar wird Glaube durch die Fragen.

Welche Frage stellen Sie heute? Der 14. März ist ein guter Tag dafür.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37275
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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

14MRZ2023
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„Warum ist Jesus eigentlich am Kreuz gestorben? Warum ist das so wichtig für den christlichen Glauben?“ Viele Menschen fragen sich das – und manchmal haben sie auch den Mut, die Frage offen zu stellen. Als Pfarrer weiß ich natürlich, was dazu im Katechismus steht: Jesus hat für uns gelitten. Das ist die richtige Antwort, wie sie in den Glaubenssätzen und Bekenntnissen der Kirche zu finden ist. Aber – hilft diese Antwort allein wirklich weiter? Wohl eher nicht. Denn sie ist vielleicht richtig, – aber nicht greifbar. „Jesus hat für uns gelitten“ – was genau heißt das denn, für mich und für andere Menschen? Was verändert sich dadurch? Wie kann man es spüren – im Alltag oder im Krankenhaus oder in Kiew in einem Luftschutzbunker? Erst mit solchen Nachfragen wird Glaube lebendig – und dann vielleicht auch bedeutsam für das eigene Leben. Weil sich durch Fragen Räume öffnen, in denen ganz verschiedene Menschen mit ihren Geschichten Platz finden oder miteinander ins Gespräch kommen.

„Das Wichtigste ist, dass man nicht aufhört, zu fragen.“ Albert Einstein soll das gesagt haben. Heute, am 14. März, ist sein Geburtstag. Und in Erinnerung an ihn und seine Lebenseinstellung wird jährlich am selben Datum auch der „Internationale Stell’-eine-Frage-Tag“ begangen.

„Das Wichtigste ist, dass man nicht aufhört zu fragen.“ Ich finde es bemerkenswert, dass ausgerechnet Albert Einstein das so gesehen hat. Denn er ist ja in erster Linie für seine vielen guten Antworten berühmt geworden. Aber – dorthin hat ihn eben erst seine Neugier gebracht. Sein Mut, sich mit den aktuellen Gegebenheiten nicht zufriedenzugeben. Und die unbändige Lust, immer wieder neue Fragen zu stellen.

Fragen stellen. Und nicht einfach nur fertige Antworten herunterbeten. Auch als Pfarrer versuche ich das mehr und mehr. Und ich wünsche es mir auch insgesamt für meine christliche Kirche. Da gibt es so viele Antworten, Glaubenssätze, Bekenntnisse. Und die sind gut und wichtig. Aber – für sich allein, losgelöst vom Leben, bleiben sie meistens nur bloße Richtigkeiten, hohle Floskeln. Greifbar wird Glaube durch die Fragen.

Welche Frage stellen Sie heute? Der 14. März ist ein guter Tag dafür.

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