Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

22MAI2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Bei uns im Wohngebiet, nur zwei Ecken weiter, gibt es einen kleinen Teich. Meistens ist es dort still und beschaulich. Aber einmal im Jahr, so Anfang April, übernehmen die Frösche das Sagen. Da beginnt nämlich ihre Paarungszeit. Und die Männchen haben auch diesmal alles getan, um sich gegenseitig zu übertrumpfen. Anzeigerufe nennt man ihr Quaken dann. Und wenn sie damit loslegen, hört man nichts anderes mehr. Autolärm ist nichts dagegen. Auch tobende Kinder nicht, oder die gelegentlichen Teenager-Treffen am Seeufer. Das vielstimmige Froschkonzert übertönt einfach alles. Vor allem abends und nachts.

Wie die Anwohner direkt am See das so finden, weiß ich nicht genau. Hoffentlich haben sie beim Einzug gewusst, worauf sie sich da im Frühjahr einlassen … Ich persönlich finde das Quaken der Frösche schön. Und ich finde es auch gut, dabei zu spüren: Wir Menschen haben nicht allein das Sagen auf unserer Welt.

Im Wohngebiet wirkt das ja sonst schnell mal so. Das haben Menschen komplett nach ihren Bedürfnissen und ihrem Geschmack angelegt und gestaltet. Früher mal gab es hier Wiesen, Bäume, auch Gewässer – jetzt vor allem Häuser, Straßen, Parkplätze. Auch der Teich ist künstlich angelegt, – aber er ist immerhin ein Stück Natur. Ein Rückzugsort – nicht nur für die Menschen, sondern auch für Pflanzen und Tiere.

… und hier übernehmen noch regelmäßig die Frösche das Sagen. Die hat es ja schon viele Millionen Jahre vor uns Menschen gegeben. Und auch nach den Texten der Bibel werden zunächst die Tiere erschaffen. Die bekommen in der Erzählung von der Schöpfung zuerst einen Platz auf Gottes Welt. Erst später, gegen Ende, kommt der Mensch noch dazu. Und er hat dann auch Verantwortung für den Lebensraum der Tiere. [Vgl. 1. Mose 1,28b] Dieser Auftrag ist oft missverstanden worden im Lauf der Jahrhunderte. Menschen haben sich über die Natur gestellt, sie für ihre Zwecke ausgebeutet. Und sich als Herren der Schöpfung aufgespielt. Ich fürchte: Das geht nach hinten los, diese falsche Rangfolge fällt uns auf die Füße über kurz oder lang. Gut also, wenn sie ab und zu spürbar durchbrochen wird.

Daran denke ich, wenn ich am Teichufer stehe und über das Wasser schaue. Auch wenn die Paarungszeit der Frösche zu Ende geht und es wieder schweigt im Teich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39927
weiterlesen...