Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

21MAI2024
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Neulich habe ich die Arbeitsstelle gewechselt. Und ich habe erlebt, wie wichtig es ist, sich richtig zu verabschieden und das Alte loszulassen.

Auf meiner bisherigen Stelle ist es mir sehr gut gegangen, ich war gerne dort. Aber von Anfang an war klar: Das ist nur eine kleine Teilzeitbeschäftigung für den Übergang. Ich bin für eine begrenzte Zeit dort – anderthalb Jahre dann schließlich.

Deshalb wollte ich eigentlich nicht groß Abschied feiern. Ich bin ja sozusagen nur zu Gast gewesen und wollte kein großes Aufheben machen. Das habe ich nicht für nötig gehalten. Mit meinem kleinen Team in einem Büro nochmal kurz zusammenstehen, das hätte mir gereicht.

Aber dann sind meine Kolleginnen und Kollegen auf mich zugekommen. „Mach‘ es doch ruhig ein bisschen offizieller. Wir organisieren dir was. Und wir machen deinen Abschied auch offiziell bekannt.“

Ich habe das Angebot angenommen. Und obwohl die Runde, die dann schließlich zusammengekommen ist, gar nicht so viel größer war als ursprünglich von mir gedacht, hatte mein Abschied dadurch mehr Bedeutung. Ich habe gemerkt, wie wichtig ich den anderen war und bin. Was in diesen anderthalb Jahren passiert ist, um mich herum und auch innerlich. Und ich konnte meine Aufgabe anschließend gut loslassen, um jetzt an einem anderen Ort neu zu beginnen. Vielleicht ist auch das in der Bibel gemeint, wenn es da heißt: „Alles hat seine Zeit.“ [Prediger 3,1] Alles im Leben hat seine Zeit – und verdient einen ordentlichen Abschied!

Meiner Frau ist es neulich ganz ähnlich gegangen mit einem Abschied. Sie hat viele Jahre lang eine ehrenamtliche Aufgabe in einer Kirchengemeinde übernommen. Letztes Weihnachten hat sie aufgehört – und das ist im Trubel damals irgendwie untergegangen. Aber vor ein paar Wochen hat sie eine Einladung von den anderen Mitarbeitenden bekommen. Zu einem gemeinsamen Frühstück, um den Abschied nochmal richtig zu begehen. Auch sie hat das genossen. Und sie hat bei dieser Gelegenheit auch nochmal auf die lange Zeit in ihrem Ehrenamt zurückgeschaut.

Abschiede sind ja gar nicht so einfach. Da können viele verschiedene Gefühle zusammenkommen. Dankbarkeit und Freude genauso wie Wehmut und Trauer. Und ja längst nicht nur bei der Person, die geht. Deshalb finde ich es hilfreich, den Übergang nicht einfach nur irgendwie vorbeirauschen zu lassen. Sondern dem Abschied einen gebührenden Platz zu geben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39926
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