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09APR2025
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Heute vor achtzig Jahren wurde im KZ Dachau ein Mann hingerichtet. Georg Elser von der schwäbischen Ostalb. Er hatte 1939 ein Attentat auf Adolf Hitler verübt.

In wenigen Tagen ist aber auch der 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau.

Und bald jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum achtzigsten Mal.

Achtzig Jahre ist eine lange Zeit. Wesentlich mehr als ich mir vorstellen kann.

 Was kann in einem Lebensalter alles geschehen? Was kann gelernt und auch wieder vergessen werden?

Eine Freundin sagt immer wieder zu mir: „Knapp achtzig Jahre Frieden haben Europa nicht gut getan.“ Sie meint damit nicht, dass Frieden etwas Schlechtes ist. Ganz sicher nicht. Sondern, dass wir in Europa nach knapp achtzig Jahren dabei sind zu vergessen, wie wertvoll Frieden ist. Was Nationalsozialismus und Populismus vor gut hundert Jahren in unserem Land, in Europa und weit darüber hinaus angerichtet haben. Was Menschen wie Georg Elser für so einen Frieden auf sich genommen und wie viele Menschen in den Konzentrationslagern und an der Front ihr Leben verloren haben.

Ich bin Ende der siebziger Jahre geboren. Europa hat für mich immer Frieden bedeutet, Sicherheit und Grenzenlosigkeit. Ich weiß schon noch, als ich an der Grenze kontrolliert wurde und wie ich meine Deutsche Mark in Schilling, Franc und Lire wechseln musste. Und heute, heute fahre ich einfach in diese Länder, ohne Grenzkontrollen, weil unsere Reisepässe gleichwertig sind, ohne lästiges Geldwechseln und sogar mein Internet am Handy kennt diese Grenzen nicht mehr.

Ich will, dass es so bleibt. Aber ich frage mich gleichzeitig – wie meine Freundin: Wie lange noch? Wenn ich höre, dass jüdische Bürger heute wieder Angst haben müssen in unserem Land zu leben. Oder wie derzeit über Grenzpolitik und Abschiebungen diskutiert wird. Wann wird es bei uns heißen: „Germany first“? Ob achtzig Jahre Frieden Europa wirklich nicht gut getan haben? Manchmal fühle ich mich hilflos gegenüber den politischen Entwicklungen in den letzten Jahren.

Zwei Dinge helfen mir dann. Zum einen bin ich überzeugt, dass Frieden im Kleinen anfängt. In dem, wie ich mit den Menschen umgehe, denen ich auf der Straße, beim Einkaufen oder im Zug begegne. Dass ich dort eben keine Grenzen ziehe, sondern versuche zu allen gleich offen zu sein. Egal, welche Sprache sie sprechen und egal welche Hautfarbe sie haben.

Und noch etwas hilft mir: Immer wieder um Frieden zu beten.

Europa ich bete für Dich.

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08APR2025
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Vincent hat Downsyndrom. Er ist 23 Jahre alt und mäht gerne Rasen.

Sein Papa macht immer den Anfang, mäht einmal außen rum und dann darf Vincent loslegen. Er setzt die Kopfhörer auf und schiebt los. Sein Papa arbeitet dann irgendwas anderes. Nur ab und zu schaut er rüber, ob alles in Ordnung ist. Letztes Mal hat er dann gesehen, dass Vinzent gar nicht brav seine Bahnen mäht, sondern völlig kreuz und quer.

Er ärgert sich und denkt: „Was macht der Junge da nur.“ Und geht, um seinen Sohn einzuspuren. Doch noch bevor er bei ihm ist, hält Vincent an, nimmt seine Kopfhörer ab, strahlt über beide Ohren uns sagt: „Papa, es ist so cool, mal völlig kreuz und quer zu mähen.“ Auf einen Schlag fällt aller Ärger von ihm ab. Er merkt, die üblichen Bahnen zu mähen, das ist nur seine Vorstellung, wie man es richtig machen sollte. Wenn es Vincent so Spaß macht, ist doch alles perfekt. Als gäbe es nur einen richtigen Weg, einen Rasen zu mähen.

Die Vorstellung, dass es für alles ein klares richtig und falsch gibt, zeigt sich in vielen Situationen. Dass Menschen meinen, Dinge müssen auf eine ganz bestimmte Weise getan werden. Mir hat zum Beispiel jemand mal erzählt, wie wichtig es ist, jeden Tag einen Rosenkranz zu beten und, dass das jeder tun sollte. Das kann man schon so sehen. Und da ist nichts dagegen einzuwenden. Aber ich glaube, es ist nicht die einzige Art und Weise, wie man beten kann und sollte. Mir ist es zum Beispiel viel wichtiger morgens zu beten und dabei eine Bibelstelle zu lesen und abends eine Zeit lang still zu sein und nochmals auf den vergangen Tag zu schauen. Für mich ist es gut so zu beten, aber ich würde nie behaupten, dass das alle so tun müssen. Als würde es nur eine Art und Weise geben mit Gott zu sprechen…

Die Geschichte von Vincent und seinem Papa „erzählt“ mir etwas über Toleranz. Was für mich richtig ist, muss für andere noch lange nicht richtig sein. Auch, wenn ich noch so überzeugt von meiner Methode bin. Ich bin nicht das Maß aller Dinge. Wenn der andere es anders macht, Freude daran hat und es ihn zum Ziel führt, dann ist es richtig.

Was ich von Vinzent gelernt habe: Toleranz beginnt beim Rasenmähen.

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07APR2025
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Ich habe vor kurzem einen ganz zauberhaften Film gesehen. Darin spricht ein älteres Paar über seine inzwischen 40jährige Beziehung. Sie werden nach dem Geheimnis ihrer langen Partnerschaft gefragt. Die Frau antwortet auf die Frage lächelnd: „Ich habe lange gebraucht, um zu erkennen, dass er ein völlig anderes Gehirn hat als ich. Und ich verstehe bis heute manche Dinge nicht, warum er sie so tut, wie er sie tut“. Sie schaut zu ihm rüber, legt ihre Hand auf seinen Schenkel, sie lächeln sich an und sie sagt: „Ich hab mich damit abgefunden.“

Es ist keine große Erkenntnis, dass wir alle verschieden sind. Dass wir unterschiedliche Gehirne haben. Und dass das sehr herausfordernd sein kann. Das fängt ja im ganz Kleinen an. Wie kann man zum Beispiel Nutella mit Butter auf dem Brot essen? Das werde ich nie verstehen. Oder ich habe immer wieder Menschen erlebt, die mich schon bei der zweiten Begegnung umarmen und ich dann denke: „Oh...das ist mir zu nah. So gut kennen wir uns nicht.“ Jeder empfindet da anders.

Es ist für mich kein Problem, dass wir alle unterschiedlich sind. Die Frage ist: Wie wir damit umgehen. Und da mag ich sehr, was die ältere Dame über die Beziehung zu ihrem Mann gesagt, bzw. wie sie es gesagt hat. Sie hat nicht gesagt: „Ich habe ihn abgeschrieben.“ Sondern: „Ich habe mich damit abgefunden.“ „Abfinden“ klingt für manche vielleicht negativ. So wie: „Ich hab kapituliert“. Aber im Wort „Abfinden“ steckt das Wort „finden“. Es heißt für mich, die Beiden sind noch in Beziehung. Sie finden sich trotz aller Unterschiedlichkeit immer wieder. Ich höre in dem Satz der älteren Dame auch: „Ich habe meinen Frieden mit unserer Unterschiedlichkeit gemacht.“

Unsere unterschiedlichen Gehirne können manchmal ganz schön anstrengend sein. Deswegen neige ich dazu, mich mit Menschen zu umgeben, die meiner Meinung sind. Jetzt nicht gerade beim Thema Nutella mit oder ohne Butter, aber wenn es zum Beispiel um Politik oder Kirche geht. Ist ja auch logisch. Weil es anstrengend ist, sich mit anderen Meinungen und Gehirnen auseinandersetzen. Das Problem dabei ist: Die, die eine andere Meinung haben, kommen mir dann noch fremder vor.

Deswegen gefallen mir die Worte dieser älteren Dame so gut. Ich denke, wenn das das Geheimnis ihrer langen Partnerschaft ist, dann könnte darin auch das Geheimnis für manch eine persönliche, gesellschaftliche oder politische Diskussion liegen. Nämlich: Schreibt einander nicht ab, sondern findet Euch miteinander ab.

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04APR2025
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Anna Görder:
Der Theologe und Arzt Albert Schweitzer wäre in diesem Jahr 150 Jahre alt geworden. Grund genug, dass sich einige Tübinger Konfirmandinnen ganz neu Gedanken über ihn gemacht haben. Deshalb lasse ich heute Abend zwei von ihnen zu Wort kommen:

Pia:
Stellen Sie sich mal vor, Sie sind unerwünscht, werden rausgeworfen und landen auf der Straße. Dort haben Sie kein Essen und nichts zu trinken. Doch statt Hilfe zu bekommen, wird nach Ihnen getreten und Sie werden verjagt. Das ist die Realität vieler Straßentiere. Kein schönes Leben. Ebenso wenig wie das der Tiere in Massentierhaltung. Sie haben zwar Essen und Trinken, aber viel zu wenig Platz. Sie werden behandelt als wären sie unwichtig. Dabei können Tiere alles fühlen. Sie können sich wohl fühlen und sie können leiden, genau wie wir Menschen.
Wenn ich in den Garten gehe und dort nach meinen Hühnern sehe, freue ich mich, wie gut es ihnen geht. Und dann frage ich mich, wieso manche Menschen denken, sie hätten das Recht Tiere schlecht zu behandeln. Tiere sind so faszinierend. Und jedes Leben hat seinen einzigartigen Wert.
„Ich bin Leben inmitten von Leben, das leben will.“ Das hat Albert Schweitzer schon vor vielen Jahren festgestellt. Und deshalb hat er gefordert, dass man Ehrfurcht vor jedem Leben haben muss. Ich finde, er hat recht!

Nina:
Als ich noch ein kleines Kind war, sind meine Mama und ich im Botanischen Garten in Tübingen spazieren gegangen. Ich habe mich gefreut, dass dort die Tauben gefüttert wurden. Aber meine Mutter hat mir gesagt, dass in das Futter Gift gemischt wird. Damit es weniger Tauben gibt, die mit ihren Ausscheidungen die Stadt verschmutzen oder Gebäude beschädigen. In der Nacht danach konnte ich nicht ruhig schlafen. Ich habe mich gefragt, wie Menschen so gemein sein können, und ob es keine bessere Lösung für die Tauben gibt.

Im Konfirmandenunterricht haben wir uns mit dem Arzt und Theologen Albert Schweitzer beschäftigt. Er ist davon ausgegangen, dass wir Ehrfurcht vor allem Leben haben sollen. Auch, wenn das manchmal vielleicht unpraktisch ist. In seinem Krankenhaus in Afrika hat er sich zum Beispiel dagegen gewehrt, Rattengift auszulegen. Er wollte lieber andere Wege finden, um mit den Ratten fertig zu werden.

Heute werden die Eier der Tauben in den Taubenhäusern der Stadt durch Gipseier ersetzt. Das ist nicht mehr ganz so gemein. Aber trotzdem: Seit meinem Erlebnis mit den Tauben im Botanischen Garten informiere ich mich darüber, wie wir Vögel zum Beispiel in unserem Garten schützen und unterstützen können. Man kann z.B. Vogelfutter rausstellen. Oder ein oder zwei Nistkästen aufhängen. Für mich ist das „Ehrfurcht vor dem Leben“.

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03APR2025
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Anna Görder:
Ich bin öfters bei einer Gruppe von Konfirmandinnen und Konfirmanden aus der Tübinger Nordstadt zu Gast gewesen. Die jungen Leute haben echt was zu sagen. Deshalb sollen heute Abend zwei von ihnen zu Wort kommen:

Emma:
Ich frage mich immer wieder, warum manche Menschen denken, dass sie mehr wert sind als andere, nur weil sie mehr Geld oder eine andere Nationalität oder ein anderes Geschlecht haben. Ich finde, alle Menschen sind gleich viel wert. In der Bibel steht, dass Gott den Menschen nach seinem Bild geschaffen hat.( 1. Mose 1,27) Und damit ist doch jeder Mensch gemeint!

Mich fasziniert es sehr, wenn ich von Menschen höre, die sich dafür einsetzen, dass alle Menschen gleich behandelt werden. Ich mag zum Beispiel eine Geschichte von dem amerikanischen Pfarrer und Menschenrechtler Martin Luther King. – Martin Luther King war dunkelhäutig. Als Kind hatte er einen Freund mit heller Haut. Als die beiden dann in die Schule kamen, wurden sie getrennt. Martin Luther King musste auf eine Schule für „Schwarze“ gehen, sein Freund auf eine Schule für „Weiße“. Denn damals dachten viele Leute dort, dass Menschen mit weißer Hautfarbe mehr wert sind als Menschen mit dunkler Hautfarbe. Wie ungerecht! Später beschreibt Martin Luther King dann seinen Traum, dass seine Kinder in einer Nation leben können, in der alle die gleichen Rechte haben.

Das inspiriert auch mich auch heute. Ich finde es zum Beispiel toll, wenn viele Menschen zum Christopher Street Day gehen. Sie setzen ein Zeichen dafür, dass es nicht wichtig ist, welches Geschlecht oder welche sexuelle Orientierung ein Mensch hat. Gott erschafft alle Menschen. Wir alle sind seine Geschöpfe und verdienen alle den gleichen Respekt.

Neela:
Es gibt Einzelpersonen und Organisationen, die sich für die Umwelt einsetzen. Das ist super. Aber was kann ich selbst tun?
Darüber denke ich viel nach. Zum Beispiel: Ist es jetzt besser Bio zu kaufen, oder sollte ich lieber regional produzierte Produkte einkaufen? Bei Harry Potter sagt der weise Zauberer Dumbledore einmal: „Wir müssen die Entscheidung fällen zwischen dem, was einfach ist und dem, was richtig ist.“ – Tierschutz und Umweltschutz sind wirklich nicht immer einfach. Aber trotzdem gilt: Alle Lebewesen auf unserem Planeten haben das Recht auf ein gutes Leben.
Aber vielleicht sollte man auch einfach gar nicht zu viel nachdenken. In dem Buch „Alea Aquarius“, das ich sehr gerne mag, sagt Samy einmal: „Wenn man immer nur daran denkt, was schiefgehen könnte, hat der Kopf schon Schiffbruch, bevor überhaupt Sturm aufkommt.“ Er findet: Man sollte nicht zu viel darüber nachdenken, was schiefgehen könnte. Ich habe zum Beispiel Haustiere. Ich kümmere mich um sie liebevoll und hoffe, dass sie am Ende ein gutes Tierleben hatten. Vielleicht stimmt es: Man sollte sich nicht darauf fixieren, was alles schiefgehen könnte. Viel besser ist es doch, wenn man eine Idee hat, wie man es in der jeweiligen Situation richtig machen kann. Und dann einfach loslegt.

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02APR2025
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Anna Görder:
Was sagt uns die Bibel eigentlich heute noch? – Ich habe mir zusammen mit Konfirmandinnen und Konfirmanden Gedanken gemacht: Warum ist das, was in der Bibel steht, eigentlich immer noch wichtig? Hören Sie, was zwei Konfirmanden aus der Tübinger Nordstadt dazu zu sagen haben:

Konrad:
„Jesus hat einmal gesagt: „Liebe deinen Mitmenschen genauso, wie du dich selbst liebst.“ Und er hat gemeint: Sogar, wenn du den gar nicht gut kennst oder ihn nicht mal leiden kannst. Ich glaube, Jesus meint: Es ist die Liebe, die das Leben reicher macht. Und gerechter.
Vielen Menschen geht es heutzutage schlecht! Besonders, wenn sie arm sind. Oder die vielen Krisen auf der Welt machen ihnen so viel Angst, dass sie sich am liebsten verkriechen möchten.
Dabei geht es gemeinsam viel besser! In der eigenen Familie erleben wir das oft: Zeit füreinander, Geborgenheit und ein liebevolles Miteinander. Die Liebe ist das Bindeglied zwischen den Menschen. Ich finde: Wir sollten diese Liebe auch hinaustragen in die Welt. Auch zu Menschen, die wir weniger gut leiden können. Auch wenn Menschen anderer Meinung sind als wir, selbst wenn sie andere Lebewesen oder die Umwelt weniger schätzen, haben sie die gleiche Würde.
Aber trotzdem können wir ja die schlechten Seiten nicht einfach übergehen. Man muss auch darüber reden. Denn wir müssen zusammen Wege raus aus Ungerechtigkeit und Hass finden. Über allem steht die Liebe zum Nächsten. Wenn wir im anderen Menschen Gottes geliebtes Kind sehen, bleibt die Liebe die Überschrift über allem.

Clara:
In der Bibel steht „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen. Und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein.“ (Offenbarung 21,4) Klingt das nicht wunderbar? Mich fasziniert der Gedanke, dass Gott will, dass irgendwann niemand mehr leiden muss. Und wenn es Gott nicht gefällt, wenn Menschen leiden, dann will ich auch mithelfen, damit es anderen wieder besser geht.
Manchmal habe ich allerdings das Gefühl, dass Menschen sich nicht so recht trauen, anderen zu helfen. Vielleicht haben sie irgendwann schlechte Erfahrungen gemacht… Wenn ich jemandem eine Freude gemacht habe oder helfe, dann haben die sich immer gefreut! Ich bin sicher: Wenn man sich einmal traut zu helfen, dann macht man es immer wieder. Damit es irgendwann wahr wird, dass es kein Leid und keinen Schmerz mehr gibt. Und Gott hat ja versprochen, dass er auch mithilft!

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01APR2025
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Anna Görder:
Schon vor vielen Jahrzehnten hat der Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer sich für die „Ehrfurcht vor dem Leben“ eingesetzt. Ich habe mir zusammen mit Konfirmandinnen und Konfirmanden Gedanken gemacht: Was bedeutet das für uns und unser Leben heute? – Dazu sollen heute Jolanda und Marit, beides Konfirmandinnen aus der Tübinger Nordstadt, zu Wort kommen. Hören Sie selbst:

Jolanda:
Der Arzt, Theologe und Musiker Albert Schweitzer hat gesagt. „Ich bin Leben inmitten von Leben, das Leben will.“ Er meinte damit: Gott hat uns diese Welt geschenkt. Und zwar nicht, um sie nur für uns als Menschen auszunutzen. Nein, in seiner Welt sollen alle Lebewesen glücklich leben können. Jedes lebende Wesen, sei es auch noch so klein, ist wertvoll.
Schnecken zum Beispiel. Die werden von vielen Menschen verabscheut. Aber ich finde: Auch Schnecken sind Gottes Geschöpfe, genau wie wir, sie haben sie ein Recht zu leben. Ich finde, wir sollten uns Mühe geben, damit wir mit so wenig Gift oder Gewalt wie möglich auskommen. Alle Geschöpfe verdienen Respekt.
Darum schlage ich Ihnen vor: Wenn Sie das nächste Mal eine Schnecke an ihrem Salat entdecken, schneiden Sie sie nicht in Ihrer Wut mit der Gartenschere entzwei. Streuen Sie lieber Sägemehl oder Kaffeesatz um ihr Gemüse. Das ist eine Methode, für die kein Tier sein Leben lassen muss.
Ich wünsche mir eine Welt, in der jeder Mensch – wie schon Albert Schweitzer – erkennt: „Ich bin Leben inmitten von Leben, das Leben will.“

Marit:
Ich mache mir immer wieder Gedanken darüber, dass unter so vielem, was wir Menschen tun, andere leiden. Menschen und Tiere werden ausgebeutet, die Umwelt wird zerstört. Ich bemühe mich, mich in so vielen Situationen wie möglich so zu verhalten, dass möglichst wenige Lebewesen unter dem, was ich tue, leiden: Ich kaufe Bio-Produkte. Ich ernähre mich vegetarisch. Ich fahre Bus und Fahrrad.
Rücksicht auf andere Lebewesen kann man natürlich auch durch andere Dinge nehmen. Mein Weg muss ja nicht der Weg von allen Menschen sein. Aber: So oft sehe ich, dass Menschen Zigaretten einfach wegwerfen, obwohl sie giftig sind. Oder: Sie essen Fleisch und denken nicht daran, dass dafür ein Tier sein Leben lassen musste. Es macht mich wütend, dass sich viele gar nicht darum kümmern, dass sie anderen mit ihrem Verhalten schaden.
Dabei hat Gott doch alles Leben erschaffen. Die Schöpfungsgeschichte in der Bibel erzählt, dass er alles Leben liebt. Und dass er seine Schöpfung mit allen ihren Geschöpfen gut findet, so wie sie ist. Jedes Leben ist wertvoll und zählt!
Darum sollten wir uns dafür einsetzen, dass jedes einzelne Leben wertgeschätzt wird. Das ist zwar nicht immer das Bequemste. Aber ich denke: Jede kleine Tat kann etwas verändern, wenn viele mitmachen. Und dieser Gedanke gibt mir Hoffnung.

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31MRZ2025
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Anna Görder:
„Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde.“ So steht es in der Bibel. Ich habe mir zusammen mit Konfirmandinnen und Konfirmanden aus der Tübinger Nordstadt Gedanken gemacht: Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde - Was bedeutet das für uns und unser Leben heute? – Heute kommen dazu Henk und Judith zu Wort:

Henk:
„Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.“ Das hat die evangelische Pfarrerin Sandra Bils über die Flüchtlinge gesagt, die Jahr für Jahr auf der Flucht von Afrika nach Europa im Mittelmeer ertrinken. Die Evangelische Kirche in Deutschland hat sich mit United4Rescue, einer Flüchtlingsorganisation, zusammengetan, um Flüchtende zu retten. Sie will damit sagen: Jeder Mensch ist wertvoll und verdient Hilfe.

In der Bibel steht: „Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde.“ Das bedeutet, dass alle Menschen von Gott gleich geschaffen worden sind und deshalb von uns auch gleich behandelt werden sollen. Darum wünsche ich mir, dass wir keine Menschen, egal, welcher Herkunft, Religion oder Hautfarbe, benachteiligen. Sondern dass wir sie so behandeln, wie wir selbst gerne behandelt würden. Nämlich als Gottes alle gleich geliebte Kinder. Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.

Judith:
Kein Mensch hat sich ausgesucht, wie und unter welchen Bedingungen er auf der Welt geboren wird und lebt. Darum ist für mich klar: Wenn jeder Mensch, der mehr besitzt, als er wirklich braucht, Menschen in Not etwas abgeben würde, dann könnte es allen Menschen besser gehen.

„Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde.“ Und zwar jeden Menschen. Darum sollten wir jeden Menschen gleich respektieren. Flüchtlinge können nichts dafür, dass sie in einem Land voller Armut oder sogar Krieg und Gewalt geboren worden sind. Viele wollen ihre Heimat deshalb verlassen. Das verstehe ich gut. Warum tun wir nicht alles, um ihnen zu helfen?

Ich finde es gut, dass bei uns in unserer Gesellschaft immer wieder Flüchtlingen wirklich geholfen wird: Bei mir an der Schule gibt es eine Vorbereitungsklasse für Schüler und Schülerinnen, die fliehen mussten. Die jungen Flüchtlinge lernen Deutsch, so dass sie sich in Deutschland besser zurecht finden.
Jesus fordert in der Bibel (Lukas 10,25ff): „Liebe deinen Nächsten wie Dich selbst.“ Recht hat er.

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28MRZ2025
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Die Wahrheit wird euch frei machen[1]. Dieser Satz aus dem Johannesevangelium der Bibel war schon immer richtig. Ich habe nur bisher nicht so viel darüber nachgedacht. Jetzt wird er mir immer wichtiger. Jetzt, wo jede Nachricht einen Fakten-Check braucht. Jetzt, wo mir an jeder Ecke falsche Behauptungen begegnen, die als Wahrheit ausgegeben werden. Wahrheit macht frei. Nichts anderes. Und überall, wo die Wahrheit angetastet wird, wo man sie ignoriert oder sogar mit Füßen tritt, passieren schlimme Dinge. Meistens auf Kosten derer, die sich nicht wehren können.

Den Krieg in der Ukraine hat Vladimir Putin angefangen. Am 24. Februar 2021 sind russische Truppen im Nachbarland einmarschiert. Russland hat damit etwas in Gang gesetzt, was immer größere Folgen hat. Folgen, die inzwischen für jeden einzelnen Menschen auf unserer Erde spürbar sind. Das kann man anders sehen. Man kann dazu eine andere Meinung vertreten. Wahr wird es aber deshalb nicht. Die Wahrheit ist keine Meinung. Der Wahrheit nähert man sich, indem man alle Fakten auf den Tisch legt; indem man mit Vernunft diese Fakten beurteilt und sich darüber mit anderen verständigt. Russland hat diesen Krieg angefangen, von ihm ging die Aggression aus. Das ist eine Tatsache.

Was aber passiert, wenn Politiker beginnen, nun die Ukraine für den Überfall auf ihr eigenes Land verantwortlich zu machen, ist verheerend. Diese Lüge macht aus Opfern Täter. Sie beleidigt die Menschen, die zu uns geflohen sind. Sie unterstellt, dass alles falsch gewesen ist, was die Länder unternommen haben, die der Ukraine helfen wollen.

Es gibt nur eine Wahrheit. Und die ist nicht beliebig, nicht zu verwechseln mit der Meinung, die einer haben mag.  Meinung ist nicht das gleiche wie Wahrheit. Was ich denke, meine Überzeugung – das muss nicht die Wahrheit sein. Dafür muss ich mich bei unabhängigen Fachleuten erkundigen, die keine eigenen Interessen in dieser Sache verfolgen. Ich respektiere, wie bei uns Entscheidungen getroffen werden. Ich höre auf echte Autoritäten. Ich bleibe dran an den Sachen. Jeden Tag. Das ist anstrengend und es hört nie auf. Aber es macht frei.

 

[1] Johannes 8,12

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27MRZ2025
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Ich bin Einzelkind und erbe irgendwann den Hausrat meiner Eltern. Meine Mutter versucht immer wieder, schon jetzt Dinge an mich abzugeben. Geschirr, Bilder, alle möglichen Gerätschaften. Aber wie das eben so ist, wenn man selber sechzig Jahre auf dem Buckel hat: Ich habe alles im eigenen Hausstand. Was dazukommt, wäre nur Ballast. Dort im Elternhaus ist es zu viel, und bei mir auch. Was tun?

Eine Hörerin hat mich auf eine Möglichkeit hingewiesen. Ihr Name: Inge Burckhardt. Sie verarbeitet altes Silberbesteck zu Schmuck und unterstützt damit die Kinderklinik in Tübingen. Und wie sie sagt, gibt es viele Haushalte, in denen große Mengen von Besteck lagern, die schon lange nicht mehr gebraucht werden. Warum also sollte man damit nicht ein gutes Werk tun? Als sie in Rente kam, war Inge Burkhardt klar, dass sie sich mehr ehrenamtlich engagieren will. Das lag ihr sozusagen in die Wiege gelegt, weil sie aus einer Familie mit neun Kindern stammt. Ihr Vater blieb im Krieg, die Mutter musste kämpfen, um alle Kinder durchzubringen. Der Glaube an einen Gott, der jeden Menschen lieb hat, hat in ihrem Leben immer eine große Rolle gespielt. Und da kam ihr die besagte Idee: Aus Gabeln eine Schmuckkette zu machen und aus alten silbernen Teelöffeln einen schicken Armreif. Für einen guten Zweck, für andere, die Hilfe brauchen. Weil es in ihrer Nachbarschaft ein schwer krebskrankes Kind gab, lag es nahe, den Erlös des Schmucks an die Tübinger Klinik zu spenden. Die wiederum gibt das Geld an Eltern weiter, die die Krankheit ihres Kindes finanziell übermäßig belastet. Zum Beispiel, damit die in der Nähe eine Unterkunft finden, um bei ihrem Kind sein zu können. Inzwischen hat Inge Burkhardt über 60.000 Euro auf diese Weise zusammengebracht. Aber das reicht ihr noch nicht. Sie sammelt weiter und freut sich auf neue Angebote.

Nicht immer fällt es Menschen leicht, sich von ihrem Besitz zu trennen. Gerade wenn es Erbstücke sind und Erinnerungen daran hängen. Meine Mutter hat auch ein Silberbesteck im Schrank. Das stammt noch von ihrer Aussteuer, für die ihre Mutter hart arbeiten musste. Sie hatte nämlich ihren Mann auch im Krieg verloren. Mir würde sie das Besteck gern überlassen. Aber es einschmelzen? Ich werde sie fragen. Vielleicht kann ich sie überzeugen. Und wenn Sie auch so ein Silberbesteck haben, das sie nicht mehr brauchen und damit was Gutes tun wollen, dann melden sie sich bei der Katholischen Rundfunkarbeit, und wir stellen den Kontakt her.

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