SWR4 Abendgedanken

05JUL2024
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Schwimmbadpommes sind für mich einfach die besten Pommes, am liebsten eine große Portion mit ordentlich Ketchup und Mayo. Ich esse Pommes eigentlich immer gern. Aber im Freibad schmecken sie ganz besonders gut. Vielleicht ist es dieser besondere Mix aus frischer Luft, Sonnencremeduft und Chlor, der Schwimmbadpommes so unwiderstehlich macht. Oder vielleicht lechzt mein Körper nach Kalorien, die er nach einem langen Tag mit Schwimmen und Rutschen dringend braucht.

Diese Kombination aus einem bestimmten Ort und einer Sache, die für mich dort besonders gut oder intensiv ist, kenne ich auch in anderen Zusammenhängen. Zum Telefonieren gehe ich zum Beispiel am liebsten nach draußen. Ich laufe meistens eine ganz bestimmte Route, auf der ich nicht so vielen Leuten begegne. Unterwegs freu ich mich an den Feldern und dem schönen Ausblick. Und ich merke, dass ich dort draußen auf meinem Weg freier sprechen kann. Und ich kann meinem Gegenüber auch besser zuhören.

Ort und Stimmung sind auch für mein Glaubensleben wichtig: Ich gehe nämlich ganz klassisch zum Beten gern in eine Kirche. Ich glaube schon, dass Gott mich jeden Tag begleitet und bei mir ist. Und dass ich deshalb auch überall beten kann. Im Bett, im Auto oder am Schreibtisch. Aber so ganz in Ruhe kann ich beten, wenn ich dafür in eine Kirche gehe. Ich rieche das Wachs der Kerzen, die andere Leute vor mir angezündet haben. Vielleicht schwebt auch noch ein Hauch von Weihrauch durch das Kirchenschiff. Die Sonne bricht sich in den bunten Fenstern. Vielleicht spielt sogar jemand Orgel. Ich suche mir einen Platz irgendwo in den Kirchenbänken. Und dann setze ich mich einfach und fahre innerlich runter. Und auch hier ist es wieder meine Umgebung, die mich das Ganze intensiver erleben lässt. Es ist die besondere Mischung aus Düften, Licht und Einrichtung, die dafür sorgt, dass ich in Kirchen schnell ins Gebet finde und das Gefühl habe, dass Gott mir hier besonders nahe ist. Natürlich klappt das nicht immer und es gibt Tage, da spüre ich nichts von Gottes Nähe. Aber Ort und Atmosphäre helfen mir oft beim Runterkommen und Kraft tanken.

Ich bin froh, dass ich immer wieder spüre, was mir guttut: in einer Kirche, beim Telefonieren oder im Schwimmbad. Dass ich weiß, wie ich am besten mit Gott zur Ruhe komme. Wie ich aufmerksam zuhören und selbst erzählen kann. Oder an welchem Ort die Pommes unvergleichlich lecker sind.

Benjamin Vogel aus Freiburg von der katholischen Kirche.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40217
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