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SWR3 Worte

19MRZ2025
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Sie ist Pfarrerin für über 100.000 Menschen: Ende April beginnt der Deutsche Evangelische Kirchentag und Anne Helene Kratzert ist die neue Kirchentagspfarrerin. Was sie daran besonders fasziniert, sind die Menschen, die beim Kirchentag mit dabei sind. Sie beschreibt sie so:

 

„Menschen, die sich mit der Trostlosigkeit der Welt nicht abfinden wollen. Menschen, die Schönheit und Sinn im Fragmentarischen finden wie einen Schatz im Acker. Menschen, die überzeugt sind, dass diese Welt, wie sie uns jeden Tag begegnet, nicht alles ist […]. Menschen, die von ihrem eigentlichen Job eine Woche Urlaub nehmen, um im Frühjahr ehrenamtlich beim Kirchentag zu helfen. Für die nicht die Kohle, sondern das Gefühl zählt, gemeinsam was auf die Beine gestellt zu haben, das unserer Gesellschaft gut tut und zum Leben hilft. Menschen, die so wahnsinnig inbrünstig singen und feiern können wie wenige.“

 

Quelle: Anne Helene Kratzert, Post auf Instagram (@a_ha_ka) vom 17. Oktober 2024, https://www.instagram.com/a_ha_ka/p/DBN3rx7NOeB/?hl=de&img_index=1

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SWR4 Abendgedanken

19MRZ2025
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Es ist kaum zu glauben, was man alles nicht braucht und trotzdem kaufen kann. Bei einem großen Onlineversandhaus habe ich zum Beispiel einen Bierwärmer entdeckt. Das ist ein kleiner Stab, den man in ein Glas stecken kann und der dann das Bier im Glas warm macht. Wer braucht so etwas? Ich jedenfalls trinke mein Bier lieber kalt. - Ich könnte auch ein Grundstück auf dem Mond kaufen für den Schnäppchenpreis von 39,90 Euro. Mit Echtheitszertifikat. Ich hätte allerdings ein Problem, dorthin zu kommen und mir das Grundstück einmal anzuschauen. Und dann gibt es noch das Raumspray, das einen Duft nach gebackener Pizza verbreitet. Wenn ich diesen Duft allerdings in meiner Wohnung versprühe, bekomme ich eher das Verlangen nach einer richtigen Pizza. Wenn ich diese dann im Ofen backe riecht meine Wohnung auch ohne Spray nach Pizza. Es gibt so vieles, was ich nicht brauche – und manchmal doch gerne hätte. Und ich habe den Verdacht, dass ich auch schon vieles gekauft habe, nur weil ich es chic fand, andere damit beeindrucken wollte oder gedacht habe: Das haben alle, dann muss ich das auch haben. Und dann habe ich gemerkt: Das brauche ich nicht wirklich. Das Geld war umsonst ausgegeben.

Wenn ich ehrlich bin, dann ist eigentlich nur sehr wenig nötig für mein Leben: Ein Dach über dem Kopf, einen Beruf, der mich ernährt, liebe Menschen an meiner Seite, jeden Tag die nötige Kraft. Hoffnung und Zuversicht und Gottvertrauen.

Jesus hat einmal gesagt: „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber an seiner Seele Schaden nimmt.“ (Mk 8,36) Was soll das also, wenn ich meine, ich bräuchte alle möglichen Dinge, nur weil sie exklusiv sind oder ich andere damit beeindrucken kann? Ich möchte aufhören, jedem Trend hinterherzulaufen aus Angst, ich könnte etwas verpassen oder ich könnte mit den anderen nicht mithalten. Ich möchte nach dem schauen, was meine Seele wirklich braucht: Die Liebe und Zuwendung anderer Menschen. Ab und zu Ruhe und Stille. Hier und da gute Worte und Gedanken. Ein Bibelwort, das mich tröstet und ermutigt. Gottes Nähe und seinen Segen. Das brauch ich wirklich und davon kann ich nie genug bekommen für ein erfülltes Leben.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

18MRZ2025
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Ein Hund kann Vieles, unglaublich Vieles. Und in manchem ist er uns haushoch überlegen. Er kann mindestens sechzigmal besser riechen als Menschen. Mit seinem sensationellen Geruchssinn kann er Drogen erschnüffeln und ebenso die Fährte vermisster Menschen. Und an unserem Geruch kann er sogar erkennen, ob wir gerade traurig sind oder gut gelaunt, ängstlich oder wütend. Im Vergleich mit einem Hund komm ich mir da vor wie ein primitives Pantoffeltierchen. 

Aber der Geruchssinn ist nicht alles, in anderen Bereichen ist es gerade umgekehrt. Da kommt der Hund an seine Grenzen, wie sehr ich auch immer mit ihm trainieren würde.

Wenn ich einem Hund etwas zeigen will und mit dem Finger auf etwas deute, dann schaut der Hund nicht in die Richtung, in die mein Finger zeigt, sondern nur auf den Finger. Auch der cleverste Hund wird in dem Finger nicht mehr sehen als eine Geste, mit der ich ihm ein Kommando gebe. 

Der große Psychiater Viktor Frankl hat diese Beobachtung festgehalten. Und er hat darin ein Bild gesehen. Ein Bild dafür, wie wir Menschen uns oft verhalten. Wenn wir etwas erleben, das wir nicht verstehen, dann starren wir oft auch nur auf das Ereignis, wie der Hund auf den ausgestreckten Finger. Stattdessen, meint Frankl, sollten wir damit rechnen, dass ein solcher ‚Zeigefinger‘ zugleich auch ein Fingerzeig sein könnte. Dass uns manche Ereignisse auf etwas hinweisen, was wir sonst gar nicht sehen würden. 

Mir fallen da viele Beispiele ein. Während der Pandemie etwa haben wir gebannt auf den Finger der täglichen Corona-Ticker geschaut mit ihren verwirrenden Zahlen und Fakten. Damals konnten wir noch nicht sehen, wohin der Finger zeigt, allenfalls manches ahnen. Aber meistens könnten wir mehr sehen, viel mehr, wenn wir nicht nur auf den ‚Finger‘ starren würden. Ein solcher Zeigefinger ist auch die Erderhitzung. Die müssten wir dringend als Fingerzeig verstehen. Um nicht nur die Temperatur zu messen, sondern auch die Ursachen anzugehen und entschieden umzusteuern. 

Anders als ein Hund sind wir dafür geschaffen, Fingerzeige zu verstehen, und damit auch die Folgen unseres Verhaltens abzuschätzen. Damit haben wir auch Verantwortung. Allem voran die Verantwortung, die Erde zu erhalten, unser gemeinsames Haus. Als Lebensraum, für uns selbst und für unsere Mitgeschöpfe.

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SWR3 Gedanken

18MRZ2025
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Ich habe etwas Unanständiges getan: Ich habe einen goldenen Gebärmutter-Kerzenständer in die Kirche gestellt. Ich hatte den besonderen Leuchter bei einer Influencerin gesehen und war sofort begeistert. Ich hab‘ ihn in den Kirchraum gestellt und das in meiner Story auf Instagram festgehalten. Welch Provokation! Es dauerte nicht lange, da hatte ich auch schon die ersten empörten Nachrichten in meinem Postfach. Männer schrieben mir, dass sie ja auch keinen Penis-Kerzenständer in die Kirche stellen würden. Da musste ich doch echt lachen. Es ist erstaunlich, wieviel Unwissenheit in Bezug auf die weibliche Anatomie noch besteht. Die Gebärmutter liegt im Unterleib und gehört zu den inneren Geschlechtsorganen. Und während Penisse gerne mit gewissem Stolz überall, besonders an öffentlichen Toiletten hingekritzelt werden, sollen sich Frauen nicht nur für ihre äußeren, sondern auch für ihre inneren Geschlechtsmerkmale schämen. Jahrhundertlang wurden die weiblichen Geschlechtsorgane als Pforte zur Sünde gesehen.

Doch das war nicht immer so. Im Alten Europa und später im alten Ägypten und Babylonien wurde die Gebärmutter häufig mit Symbolen der Welt- und Gottesbilder verbunden. Das Innere der Frau wurde gefeiert, verehrt, als göttlich angesehen! Die Gebärmutter: ein Heiliger Raum, das erste Zuhause aller Menschen. Der Ort des Lebens, der Schöpfung, aber auch ein Ort des Leidens und des Todes.

Auch die Bibel spricht positiv vom Mutterleib, denn hier geschieht immer wieder Gottes Schöpfung. Leider wurden in der frühen Kirche nicht diese positiven Bilder aus der Tora übernommen, sondern vor allem Vorstellungen davon, wann eine Frau rein ist. Diese negativen und schambehafteten Bilder prägen noch heute unsere Gesellschaft.

Deswegen stelle ich provokativ einen Gebärmutter-Kerzenleuchter in unsere Kirche. Heiliger Raum, Schöpfungskraft, Zuhause: das alles passt gut in die Kirche. Und damit auch die Gebärmutter.

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SWR Kultur Wort zum Tag

18MRZ2025
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Fünfzig Jahre lang hat der Stein auf dem Fensterbrett im Wohnzimmer gelegen. Zwischen Zimmerpflanzen und je nach Jahreszeit wechselnden Deko-Teilchen. Jetzt hat ihn mein Mann auf den Stapel gelegt mit den Dingen, die wir mitnehmen möchten. Wir sind dabei, das Haus meiner Schwiegermutter auszuräumen. Sie ist Anfang des Jahres gestorben, und nun hat sich überraschend schnell ein Käufer gefunden. Er hat gute Ideen für einen Umbau. Und es freut uns, dass sich das Haus bald wieder mit Leben füllen wird. Nun also dieser Stein. Ich schaue meinen Mann verständnislos an. Was will er bloß mit dem hässlichen Brocken? „Den hab´ ich mal drüben im Steinbruch gefunden“, sagt er. „Da war ich vielleicht zwölf.“ Sofort sehe ich den Stein mit anderen Augen an. Ist er nicht schön? Tatsächlich etwas ganz Besonderes. So ist das mit den Dingen, die wir im Lauf eines Lebens ansammeln. Manche haben objektiv einen materiellen Wert. Andere sind in diesem Sinn längst wertlos geworden, abgeschrieben. In vielen steckt jedoch eine Geschichte, die sie wertvoll macht für den, der sie kennt. Etliche solcher Geschichten haben wir uns erzählt in den letzten Tagen.  Aber die Frage, was wir mitnehmen, bleibt. Was wir behalten, verschenken, wovon wir uns trennen. Soll der Stein noch einmal ein paar Jahrzehnte auf einer Fensterbank verbringen? Solange, bis niemand mehr seine Geschichte kennt? Jesus empfiehlt, sich auf anderes zu konzentrieren. Er sagt: „Häuft keine Schätze auf der Erde an. Hier werden Motten und Rost sie zerfressen und Diebe einbrechen und sie stehlen. Häuft euch vielmehr Schätze im Himmel an. Dort werden weder Motten noch Rost sie zerfressen und keine Diebe einbrechen und sie stehlen.“ Es hört sich so klar und einfach an, was Jesus sagt. Aber kann ein irdischer Stein nicht auch ein himmlischer Schatz sein? Etwa, wenn seine Geschichte auf Gott und den Himmel hinweist?  Ich denke an meine Fensterbretter zuhause. Die sind ebenfalls mit bedeutungsschweren Gegenständen bepackt. Wenn ich mir vorstelle, was da auf meine Erben einmal zukommt, bekomme ich gleich ein ganz schlechtes Gewissen. Aber ich hoffe auch, dass das eine oder andere Stück die Geschichte von meiner Himmelssuche weitererzählt. Wenn ich selbst es nicht mehr kann. Mein Mann hat den Stein übrigens in den Garten gesetzt. Erde zu Erde, Stein zu Stein. Aber wer weiß: Vielleicht hebt ihn jemand auf, findet ihn schön und beginnt mit ihm eine neue Geschichte.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

18MRZ2025
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„Der ist wohl so ein ‚Überkorrekter‘“, meinte mein Sitznachbar, als der Zugbegleiter neben dem Deutschland-Ticket auch den Personalausweis sehen will. Formal ist das völlig in Ordnung, kommt bloß nicht so oft vor. Aber über-korrekt? Was mein Nachbar wohl meinte war: Da nimmt‘s einer offenbar ganz genau. Für seinen Geschmack wohl: viel zu genau.

Nun finde ich es zwar auch nervig, wenn ich im Zug noch meinen Ausweis rauskramen muss. Aber ich mag es, wenn Menschen es genau nehmen. Genau in dem, was sie tun. Menschen eben wie dieser Schaffner. Wenn ich auf der Strecke unterwegs bin, begegne ich ihm öfter. Blaue Bahn-Uniform, dunkelrote Krawatte, immer freundlich und eben - korrekt. Einer, der seinen Job offensichtlich mag. Und der das, was er tut, ernst nimmt. Den Anspruch habe ich auch an mich selbst.

Und deshalb finde ich es auch klasse, wenn die Verkäuferin im Modeladen sich Zeit nimmt, um mich zu beraten. Wenn ich das Gefühl habe, dass es ihr selbst wichtig ist, dass mir ein Kleidungsstück gut steht. Wenn die Technikerin im Studio, die diesen Beitrag schneidet, ganz genau hinhört, damit der Ton wirklich sauber ist. Aber auch, wenn ich in einem Gottesdienst sitze und merke: Der Pfarrer da vorn hat sich echt Gedanken gemacht hat, wie er ansprechend predigen kann. Sowas freut mich. Weil all die Mühe, ja Liebe, die ein Mensch in seine Arbeit legt, sie so wertvoll macht. Und weil ich als Kunde, als Zuhörer oder eben Bahnfahrer genau das dann spüre.

Manch einer mag das pingelig nennen oder eben „überkorrekt“. Aber für mich ist es etwas, was die Philosophie wohl Ethos nennt. Der Ansporn, etwas, das ich für andere tue, wirklich gut zu machen. Ganz egal, was es ist. Ob jemand Wasserrohre montiert oder einen Bus fährt. Kunden berät oder Schüler unterrichtet. Es liegt in seiner Hand, etwas Wertvolles daraus zu machen.

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SWR3 Worte

18MRZ2025
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Wofür braucht es heute noch die Bibel? Die Autorin Christina Brudereck denkt dazu:

 

„Niemand muss ja die Bibel lesen. Ihre Geschichten aufrüttelnd finden. Ihre alten Worte, ihre fremden Gedanken. Aber woher eigentlich bekommt diese Welt ihre großen Ideen? Was verleiht Europa denn eine Seele? Was soll unser Zusammenleben halten?

‚Eine Wertegemeinschaft‘, heißt es dann manchmal. Aber woher nehmen, wenn nicht lesen? […] So sehr, wie die Rituale, Worte und Weisungen eine Gemeinschaft brauchen, die sie im Gedächtnis behält, so sehr braucht jede Gemeinschaft Worte, die sie begründen.“

 

Quelle: Aus Christina Brudereck, Trotzkraft, zitiert nach: Andreas Malessa, Und das soll man glauben? Warum ich der Bibel trotzdem vertraue, Gütersloher Verlagshaus 2024, S. 169

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SWR4 Abendgedanken

18MRZ2025
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„Via dolorosa“ – das ist der Name einer Straße in Jerusalem. Sie ist knapp einen Kilometer lang und führt in der Jerusalemer Altstadt von der Resten der antiken Festung Antonia bis zur Grabeskirche. Jesus Christus soll diesen Weg zu seiner Kreuzigung gegangen sein. In der Festung Antonia soll der römische Statthalter Jesus den Prozess gemacht haben. Die Grabeskirche steht an dem Ort, an dem nach der Überlieferung die Hinrichtungsstätte Golatha war. Zwischen beiden Orten ist Jesus seinen Weg gegangen. Die Bibel erzählt davon, dass Jesus dabei einen Kreuzesbalken auf dem Rücken getragen hat, oft hingefallen ist, geschlagen wurde und Schmerzen leiden musste. Darum dieser Name: „Via dolorosa“. Das heißt: Weg der Schmerzen.

Auch heute noch gibt es viele solche Schmerzenswege. Ich kenne kaum einen Menschen, der nicht schon so einen Weg in seinem Leben gehen musste. Fast jeder hat seine eigene „Via Dolorosa“. Ein älterer Mann vermisst seine Frau, die gestorben ist. Ein Ehepaar leidet daran, dass die Ehe kinderlos geblieben ist und der Traum von einer Familie zerplatzt ist. Und eine junge Mutter hat kurz nach der Geburt die Diagnose Krebs bekommen und jetzt hofft sie, dass ihr noch genug Zeit bleibt, um ihre kleine Tochter aufwachsen zu sehen. Und ein 12jähriges Mädchen wurde jahrelang vom Stiefvater missbraucht. - Es gibt so viele Schmerzenswege. Jeder hat seine „Via dolorosa“

Ich weiß nicht, warum Gott uns davor nicht bewahrt. Aber ich glaube fest daran, dass niemand seinen Schmerzensweg allein gehen muss. Jesus hat einmal gesagt: „Sie ich bin bei euch alle Tage“. (Mt 28,20) Wenn das stimmt, dass Jesus „alle Tage“ bei uns ist, dann gilt das eben auch für die Tage der Schmerzen. Er, der in Jerusalem seinen Schmerzensweg gegangen ist, ist bei uns, wenn ein Partner stirbt, wenn Lebensträume zerplatzen, wenn wir durch Zeiten des Leid gehen müssen. Er bleibt an unserer Seite. Manchmal spüre ich das. Manchmal gibt mir das Kraft. Und es macht mir Hoffnung: Denn bei Jesus war der Schmerzensweg ja nicht das Letzte. Jesus ist gestorben und dann wird erzählt, dass er auferstanden ist in ein neues Leben. Nach dem Schmerzensweg kam Ostern. Das macht mir Hoffnung.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

17MRZ2025
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Riesenrad fahren. Für mich kam das lange nicht in Frage, weil ich schon im dritten Stock Höhenangst bekomme. Dann, vor ein paar Jahren, kam mal Besuch aus Frankreich, meine Brieffreundin und ihr Mann. Vor 30 Jahren waren wir zusammen auf dem Cannstatter Volksfest, deshalb wollte sie jetzt gern nochmals hin. Und Riesenrad fahren, wie damals. Damals allerdings noch ohne mich. Aber jetzt sollte ich unbedingt mitfahren ….... Ich wollte ihnen den Spaß nicht verderben und habe mich dann doch überwunden einzusteigen. Mit ganz flauem Gefühl. 

Wir waren gerade mal ein paar Meter über dem Boden, da begann eine junge Frau, die mit in der Kabine fuhr, unruhig zu werden. Sie klammerte sich an ihren Freund, und dann an alles, was sie zu fassen bekam. Die Atmung wurde schneller, sie geriet in Panik. Ihr Freund war überfordert, die anderen Mitfahrenden konnten nicht deutsch. Jetzt kam es auf mich an. Wir legten sie auf den Boden, so dass sie nicht hinausschauen musste, und hielten sie fest. Nicht zu fest, nur so, dass sie das Gefühl hatte: ich bin nicht allein. Ich versuchte eine Atemübung mit ihr zu machen, und tatsächlich: langsam beruhigte sie sich. Und als das Riesenrad anhielt, war sie noch etwas blass um die Nase, konnte aber schon wieder lächeln. 

Erst danach ist mir aufgefallen: Meine eigene Höhenangst hatte sich überhaupt nicht gemeldet. Der jungen Frau ging’s so schlecht, und ich war ganz damit beschäftigt, sie zu beruhigen, zu stärken, zu trösten, dass ich an meine eigene Angst gar nicht dachte. Ich war völlig abgelenkt, und vor allem: ich wurde gebraucht. 

Dieses Prinzip funktioniert, nicht nur bei Panikattacken im Riesenrad. Es ist auch das Prinzip, nach dem viele Selbsthilfegruppen entstanden sind. Solange die Mitglieder einander helfen, werden sie von ihrem eigenen Elend nicht überwältigt. …...

Denen helfen, die’s schwerer haben als ich, denen’s schlechter geht als mir. Das funktioniert erstaunlich gut. Auch dann, wenn’s mir nicht so gut geht. Wie hat es Jesus doch gleich formuliert? ‚Alles, was du von anderen gern möchtest, dass tu auch für sie.’ Wenn ich mich danach richte, geht’s im besten Fall allen besser. Nicht nur mir, aber auch mir. 

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SWR3 Gedanken

17MRZ2025
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Lautes Lachen im Konfi-Unterricht. Die 13-jährige Amelie verkündet: „Ich werde mal Pfarrerin; da arbeite ich nur am Wochenende und alle müssen mir im Gottesdienst eine Stunde lang zuhören!“ Ich lache mit und denke mir kurz: Spannend, wie mein Beruf von anderen wahrgenommen wird. Was mich aber wirklich freut, ist, dass sich aus ihrer Aussage heraus ein spannendes Gespräch rund um das Thema Gottesdienst ergibt. „Mal im Ernst, Frau Schimmel, was bringt eigentlich Gottesdienst?“, fragt sie weiter, und die anderen nicken. Wir überlegen also miteinander, was das genau ist: Gottesdienst.

Schnell sind sich alle Konfis einig, dass das für sie eine meist langweilige Stunde ist, in der viel gebetet wird. Außerdem wird gesungen. „Ein Dienst an Gott halt, sagt doch schon der Name“, wirft Manuel ungeduldig ein.

Ist es tatsächlich nur ein Dienst an Gott? Ich hake nach. „Was hätten wir Menschen, denn dann davon? Denkt doch mal an alles, was ihr von Jesus gelernt habt.“ Da spucken meine pfiffigen Konfis alles aus, was sie so wissen: Dass es Jesus cool findet, wenn wir unseren Nächsten lieben, wenn wir anderen helfen, sogar dann, wenn wir sie nicht mögen. „Jesus ist für den Dienst am Menschen“, fasst eine weitere Konfirmandin unser Gespräch richtig gut zusammen. „Und im Gottesdienst hören wir ja von diesem Jesus, der uns zeigt, wie wir das machen.“ Zum Schluss erzähle ich ihnen noch, dass Jesus einmal gesagt hat: „Was ihr für einen meiner Brüder oder eine meiner Schwestern getan habt (…), das habt ihr für mich getan.“ (Mt 25,40) Wenn ich also einem Menschen etwas Gutes tue, tue ich das auch für Gott. Menschendienst ist Gottesdienst. Und das findet nicht nur am Sonntag statt, sondern die ganze Woche.

„Ach nee“, ruft Amelie wieder rein, „dann werde ich doch nicht Pfarrerin! Die ganze Woche Gottesdienst, das ist mir dann doch zu anstrengend!“

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