« Zeige Beiträge 21 bis 30 von 36640 »
SWR3 Gedanken
Der Sommer kommt! So sagt es zumindest der Kalender. Und egal, wie er dieses Jahr wird: Ich hab mir eins ganz fest vorgenommen: Den Sommer so richtig zu feiern, zu genießen, aufzusaugen mit all seinen Facetten. Schon als Kind habe ich die Geschichte von Frederick, der Maus geliebt. Kennen Sie die? Alle Mäuse bereiten sich auf den Herbst vor. Sammeln Körner, Nüsse, Mais und Stroh, damit sie nicht hungern müssen. Frederick aber tut das nicht. Er sitzt auf einem Stein, manchmal träumt er einfach vor sich hin… Die anderen wundern sich, und fragen, warum er nicht auch für den Herbst und Winter sammelt. Aber das tue ich doch, sagt Frederick! Er sammelt aber andere Dinge auf andere Weise – nämlich Sonnenstrahlen, Farben und Wörter. Und dann kommt der lange, kalte Winter – und da hilft das, was Frederick gesammelt hat: seine Sommerworte geben Hoffnung, die Erinnerungen an die warme, helle Sonne wärmen auch im kalten Winter und die bunten Farben, von denen er lebhaft erzählen kann, machen die grauen, trostlosen Tage erträglicher. – Eine kluge, feine Geschichte, nicht nur für Kinder, die bis heute gilt: Den Augenblick genießen. Wenn irgend möglich, schöne Erinnerungen sammeln – an lange, lauschige Sommergrillabende mit guten Freunden, an das ausgelassene Baden im See, an diese besondere Dämmerung, die es nur im Spätsommer gibt, an plötzliche, abkühlende Regengüsse … Und eine Art Sommerwort, dass ich vor langer Zeit so ähnlich wie Frederick gesammelt habe, lautet: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. Das trägt mich – nicht nur im Winter, sondern auch in den dunklen Stunden, die es im Sommer auch gibt. Denn das ist die Gewissheit: Gott hält zu mir, auch, wenn ich es nicht sehe. Und die Hoffnung, dass Gott mich durch schwere Zeiten auch wieder in sonnige Tage begleiten wird.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37746Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Mitten auf dem Gelände der Bundesgartenschau in Mannheim steht ein 60 Meter langer Tisch. Und drum herum 193 bunt bemalte Stühle[1].
Die Kunstaktion heißt "Tisch der Nationen", und die Stühle stehen stellvertretend für die 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen. Die Initiatoren der Kunstaktion möchten mit dem „Tisch der Nationen“ ein Mahnmal für den Frieden setzen. Und sie laden die Besucherinnen und Besucher ein, an dem Tisch ein wenig zu verschnaufen, zu vespern, mit anderen zusammenzusitzen und gerne auch mit Fremden ins Gespräch zu kommen.
Jeder Stuhl ist ein Unikat und ist – passend zur Nation, für die er steht – mit Farben und Symbolen des Landes bemalt.
Ein Stuhl hat oben auf der Lehne eine Krone. Auf der Sitzfläche ist eine Uhr gemalt, die 4 Uhr anzeigt. Und mir ist sofort klar: der Stuhl steht für England und die Tea-time am Nachmittag. Daneben steht ein grüner Stuhl, den man auch in einem Pub in Irland finden könnte, und der daran erinnert, wie schön es ist, zusammen zu sitzen, zu reden, Musik zu machen und zu feiern.
Der Stuhl, der für Afghanistan steht, ist mit Stoff bespannt, auf den zwei Bilder gedruckt sind. Auf dem einen sind farbenfrohe Gewürze in kleinen Schälchen zu sehen, auf dem anderen zwei verschleierte Frauen. Die Künstlerin hat dem Stuhl die Überschrift gegeben: zwischen Genuss und Vorschrift. In was für einer Spannung die Menschen dort leben. Der Stuhl lässt mich nachdenklich zurück.
Genauso wie der nächste. Auf die Sitzfläche ist ein großes Fragezeichen gemalt. Drumherum ist alles in gelb-blau, den Farben der Ukraine. Der Künstler schreibt dazu: Der Stuhl dieses Landes stellt viele Fragen. Was rechtfertigt einen Krieg? Was ist wirklicher Frieden? Und vor allem, wie gehe ich mit meiner Angst um? Der Stuhl gibt keine Antwort. Aber der Künstler ist überzeugt: Antworten können wir finden, wenn wir zusammensitzen und miteinander sprechen.
Menschen, die aus allen Himmelsrichtungen zusammenkommen und friedlich an einem Tisch sitzen – so wie bei der Bundesgartenschau in Mannheim - das erinnert mich an das Hoffnungsbild, von dem Jesus im Lukasevangelium erzählt. Er sagt: „Alle Menschen werden von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen.“ (Lk 13,29)
Vom Frieden unter den Völkern und Religionen sind wir leider weit entfernt. Aber so viele sehnen sich danach. Daran erinnert mich der biblische Text und der „Tisch der Nationen“.
[1]https://stuhlprojekt.kunsthandwerk.de/
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37726SWR4 Abendgedanken
Manchmal kann ich ganz schön neidisch sein. Auf irgendwelche Promis, zum Beispiel auf den reichen Erben von irgendeiner Berühmtheit oder einem Firmengründer beim Fernsehinterview. Wenn ich denke, dass dem alles unverdient zufällt, wofür ich mich ziemlich abzappeln muss. Dabei weiß ich: Neid ist ungesund.
Neid macht Herzschmerzen und Nierenstechen. Das jedenfalls entdeckt ein Mann namens Asaph, von dem die Bibel in Psalm 73 erzählt.
Asaph ist Berufsmusiker im Tempel von Jerusalem. Und er beschreibt mit großer Leidenschaft, wie er neidisch ist auf die gottlosen Angeber. „Sie tragen ihren Hochmut wie eine Halskette“, schimpft er und sagt: „…aus ihren Augen grinst der Wohlstand.“
Ich muss schmunzeln über diesen zornigen, neidischen Asaph. Mit seiner Schimpferei macht er sich Luft und hält mir zugleich einen Spiegel vor. Neidisch sein, das ist nichts, womit man sich schmücken kann. Es klingt missgünstig und eng, was er da von sich gibt. Wer neidisch ist, schadet sich selbst mit seinem Neid. Das kann ich an Asaph ganz gut erkennen.
Asaph kommt auch selbst drauf, dass es ihm mit seinem Neid auf die Dauer nicht gut geht. Asaph geht in den Tempel. Er macht sich auf die Suche nach Gott, betet… Asaph denkt nach über den Tod und das Leben. Und plötzlich sieht er die Dinge anders. Er begegnet Gott und erkennt in diesem Moment, dass ihm sein Neid Herzschmerzen gemacht hat und Nierenstechen und dass ihn das abgelenkt hat von dem, was wirklich wichtig ist .
Am Ende von Psalm 73 singt Asaph ein begeistertes Lied über den Glauben. Und der Neid scheint wie weggeblasen. „Gott, bei dir zu sein ist alles, was ich mir auf der Erde wünsche.“ (Ps 73, 25b Basisbibel). Kein Herzschmerz mehr und kein Nierenstechen. Asaph hört auf, nach dem Reichtum der anderen zu schielen – was würde ihm das auch nützen?
Befreit singt er und jubelt: „Bei Gott habe ich meine Zuflucht.“ (Ps 73, 28b)
Manchmal bin ich neidisch. Und das geht auch nicht immer so schnell weg wie bei Asaph. Aber ich weiß, dass Gott den besseren Überblick hat über mein Leben und dass er weiter sieht als ich, und deswegen verlasse ich mich darauf, bevor ich im Neid versinke: Mit Gottes Hilfe kriege ich das weg!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37724Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP
Ein bisschen hat das schon was vom Paradies. Wenn ich mich morgens aufmache und überall blühende Bäume und Sträucher sehe, Blumen in allen Farben, wenn ich an Wiesen vorbeifahre und kleinen Parks. Selbst dort, wo sich Haus an Haus reiht und wo Straßenasphalt dominiert. Auch da kann ich in diesen Frühlingstagen Natur pur erleben. Ich muss nur die Augen aufmachen. Überall zwängt sich die Natur ans Sonnenlicht. Selbst durch Risse im Beton. Oder in kleinen Moospolstern auf dem Dach.
Für all das, für diese paradiesischen Erfahrungen, braucht es die Erde. Ohne guten Boden, ohne festen Grund kann keine Pflanze leben und überleben.
Erde ist was ganz Elementares. Auch schon in der biblischen Schöpfungserzählung. Denn da werden sogar die ersten Menschen aus Erde gemacht. Gott ist da eine Art Töpfer. Er knetet und formt die Erde, bis sie wie ein Mensch aussieht. Gott erdet sozusagen den Menschen.
Ein schönes Sprachspiel: Der Mensch ist geerdet, das heißt, er ist an die Erde gebunden. Sie ist der Grund des Lebens, der menschlichen Tatsachen. Klar, wir können mit Flugzeugen und Raketen fliegen. Aber zum Leben brauchen wir die Erde. Kein Wunder, dass besonders guter Boden „Mutterboden“ heißt. So wie uns jemand Leben gibt, so hält die Erde am Leben, sorgt für jeden Menschen.
Oft genug vergesse ich das. Vergesse, dass ich die Erde brauche. Und sie nicht nur gebrauchen kann. Vergesse, dass gutes Umgehen mit der Erde lebensnotwendig ist für den Menschen.
Mit der Erde gut umgehen – das legt für mich eine Spur zum Paradies. Denn im Paradies wird mit allem gut umgegangen – mit den Menschen, den Tieren, den Pflanzen und eben auch der ganzen Erde.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37712SWR3 Worte
Im Alltagstrubel fühlen sich viele Menschen fremdbestimmt. Und im Druck der Termine hören sie sich manchmal selbst nicht mehr denken. Aber drei kleine Zeilen von Elias Canetti erheben dagegen Einspruch. Er schreibt:
Immer, wenn das Telefon
Nicht klingelt,
weiß ich, es ist für mich.
Elias Canetti, Gesammelte Werke in 10 Bänden
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37756SWR3 Gedanken
Alter Schwede! Das sage nicht nur ich manchmal, wenn ich etwas bewundere oder kaum glauben kann. Und musste doch irgendwann noch einmal nachschauen, woher das eigentlich kommt.
Die alten Schweden, das waren ältere schwedische Soldaten, die nach dem 30jährigen Krieg aufgrund ihrer großen Erfahrung geholt wurde, um als Ausbilder in der damaligen preußischen Armee zu helfen. Und die Jungen haben wohl gestaunt über den Wissensschatz und die große Erfahrung dieser alten Veteranen.
Mir gefällt die Idee, die hinter diese Ausruf steckt: Die Alten werden geholt, um es zu richten. Um zu helfen. Um ihre langjährige Erfahrung und ihr großes Wissen weiterzugeben. Klar – manchmal ist es eine Gradwanderung zwischen sich sinnvoll einbringen und irgendwann doch endlich den Staffelstab weitergeben an Jüngere, Nachfolgende… Aber wie wir mit altern, dem Alter – und mit alten Menschen umgehen und auch zukünftig umgehen wollen, das ist für mich eine der großen Fragen unserer Zeit.
Eine Idee: Nicht nur als alter Schwede lässt sich vieles weitergeben und einbringen, das für alle von Nutzen und Gewinn sein kann. Schon die Bibel weiß vom Schatz des Alters und erzählt von der „Weisheit der Großväter“, dem „Verstand der Alten“ und nennt graue Haare eine „Krone der Ehre“.
Und es ist gut sich daran zu erinnern. Und den Blick zu schärfen für die, die ganz direkt um uns herum noch eine Menge zu sagen und einzubringen haben. Manchmal auch auf ganz leise, vorsichtige Weise. Aber mit großer Erfahrung und viel Wissen und Sinn. Und genau auf einander zu hören und da zu sein für einander, egal welchen Alters, das ist eine manchmal die größte Weisheit. Alter Schwede!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37745Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP
Seit einem Monat fahre ich wieder mehr Fahrrad. Und das hat auch mit einer Aktion zu tun, die am 1. Mai gestartet hat: „Mit dem Rad zur Arbeit“, heißt sie und wird organisiert von Krankenkasse und Fahrradclub. Man meldet sich allein oder als Team an und sammelt Fahrradkilometer. Es ist also auch eine Art Wettbewerb, denn natürlich schaut man: Welches Team oder welche Firma radelt besonders viel? Unsere Teams aus dem Bistum Mainz haben letztes Jahr insgesamt immerhin über 25.000 Kilometer zusammengebracht. Das hat nicht nur viele Kalorien verbrannt und war gut für die Gesundheit – es hat natürlich auch viel CO 2 gespart. Über viertausend Kilo CO 2 waren es bei unseren kirchlichen Teams.
Mir macht das Fahrradfahren jetzt im Mai wieder richtig viel Spaß, es ist wunderbar, in der Frühsommer-Luft unterwegs zu sein, an leuchtend grünen Bäumen entlang zu radeln. Aber mich motivieren auch besonders diese vielen Kilo CO 2, die wir einsparen. Das Thema Klimakrise wird ja immer drängender. Mir macht es wirklich Sorge, wohin wir mit der Erderwärmung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten steuern und welche Erde ich meinen Nichten und Neffen hinterlasse. Im Bereich Verkehr ist der CO 2-Ausstoß ja immer noch besonders hoch. Dabei ließe sich so viel sparen, gerade, wenn man kurze Strecken mit dem Rad statt mit dem Auto zurücklegt. Klar lässt sich nicht jeder Autokilometer vermeiden. Aber doch so einige.
Für mich ist das immer auch eine religiöse Frage: Wie kann ich die Schöpfung noch besser bewahren, die uns Gott anvertraut hat? Fahrradfahren ist da etwas, was vergleichsweise leichtfällt und eben auch: gut tut. Ich kenne einige Kolleginnen und Kollegen, die das Radfahren über die Aktion richtig liebgewonnen haben und auch danach im Herbst am liebsten mit dem Rad zur Arbeit kommen.
Ich bin jedenfalls gespannt, wie viele tausend Kilometer wir diesen Sommer fahren werden. Und wie viele Kilo CO2 wir dabei am Ende gespart haben.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37735Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Wie gelingt es, sich gut zu verabschieden? Ein ganz lieber und erfahrener Kollege hat es mir gezeigt. Er heißt Helmut, und im entscheidenden Abschiedsmoment stehe ich mit ihm unter der Haustür bei unserem Büro. Helmut und ich waren ein gutes Team, aber ich nehme eine neue Stelle an, und der Abschied von meinem Kollegen fällt mir schwer.
Das letzte Tschüss ist gesagt und ich will gerade losgehen, da fängt es auf einmal an, wie aus Kübeln zu schütten. Helmut zeigt nach oben und sagt voller Inbrunst: „Der Himmel weint, weil du gehst.“ Dabei schaut er mich liebevoll und ein bisschen schelmisch an.
Für mich war das ein echter Gänsehautmoment. Mein Kollege hat so charmant auf den Punkt gebracht, wie er zu mir steht, dass sich in dem Moment irgendwie auch bei mir etwas gelöst hat. Mein eigener Abschied von der alten Stelle ist da erst richtig möglich und irgendwie auch gut geworden. Es hat sich fast so angefühlt, als hätte mir mein Kollege da mitten im Platzregen so eine Art persönlichen Abschiedssegen mit auf den Weg gegeben.
Abschiede sind meist traurig, weil ich ein Stück meines Lebens loslasse. Oder einen Ort, an dem ich mich zu Hause gefühlt habe. Oder einen Menschen. Oder eine Art zu leben, die schön für mich war, aber die jetzt einfach nicht mehr passt.
Aber gleichzeitig sind Abschiede wichtig. Wenn ich mich in aller Ruhe verabschieden kann, auch mit allem, was in mir drin los ist, kann ich auf das Neue, das kommt, leichter zugehen und mich offener darauf einlassen. So wie bei Helmut und mir.
Nicht umsonst gibt es unter Christen die Tradition des Abschiedssegens. Ich denke an die Irischen Segenswünsche. Da heißt es zum Beispiel: „Möge Gott auf dem Weg, den du gehst, vor dir hereilen. Mögest du immer Rückenwind haben. Möge dir die Sonne warm ins Gesicht scheinen und sanft auf deine Felder fallen. Gott halte dich in seiner schützenden Hand, bis wir uns wiedersehen. Gott sei mit dir und segne dich.“
Diese Irischen Segenswünsche haben für mich so etwas von einem zuversichtlichen Wegschicken. Da kann jemand den anderen zuversichtlich gehen lassen.
Mein Kollege Helmut hat mir gezeigt, wie Abschiednehmen gut funktionieren kann. Bei ihm habe ich auch als diejenige, die geht, viel Zuversicht mitgenommen. „Der Himmel weint, weil du gehst.“ Damit hat mir Helmut ein bisschen sein Herz aufgemacht und mich dennoch einfach ziehen lassen. Das hat mir gut getan, so wie ein echter Segen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37733SWR4 Abendgedanken
„Blumen sind stets passende Geschenke“. Das habe ich vor kurzem in irgendeinem Ratgeber oder einer Zeitschrift gelesen: „Sie sind nicht nützlich, aber dafür ein Zeichen, wie wunderschön die Welt und das Leben sind.“
Und ich denke genauso. Und wünsche mir zum Geburtstag oder zu anderen Anlässen auch selbst gerne Blumen. Über einen Blumenstrauß oder einen Blumen-Stock freut sich eigentlich fast jeder – aber warum eigentlich? Warum passen Blumen immer?
Es stimmt schon: Blumen, vor allem Schnittblumen, sind erst mal nicht wirklich nützlich. Sie sind vor allem schön; aber sie vergehen schnell. Und so sind schon seit biblischen Zeiten Blumen ein Sinnbild für Welken und Vergänglichkeit. „Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Felde; wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennet sie nicht mehr.“ So heißt es in Ps 103 Der Psalmbeter vergleicht den Menschen in seiner Vergänglichkeit mit Blumen.
Aber Blumen sind eben auch schön. Und in der Bibel spricht Jesus von der Schönheit der Lilien, die selbst die Pracht des Königs Salomon bei weitem überragen. (Lk 12,27)
So schön – sagt Jesus, ist jeder einzelne Mensch, den Gott erschaffen hat. Ohne dass er sich erst darum sorgen müsste. Diese Schönheit hat jeder Mensch von Gott geschenkt bekommen.
So erzählen mir die Blumen etwas über die Vergänglichkeit, die Schönheit und über die Gnade Gottes. Einfach, indem sie da sind. Und indem sie sind, wie sie sind.
In vielen Kirchen finden sich Blumen in Bildern, in Holz geschnitzt, in Stein gemeißelt und als frische Schnittblumen auf dem Altar.
Und schon das Alte Testament der Bibel berichtet, dass die Menschen den Tempel Gottes mit Blumen geschmückt haben. Dort, sagt die Bibel, wohnt Gott. Und damit ist immer auch eine Erinnerung an das Paradies verbunden. Mir gefällt die Vorstellung, dass dort, wo Blumen sind, Gott besonders gerne ist.
Blumen sind immer ein passendes Geschenk: ein kleines Stück vom Paradies. Und es bringt einen zum Staunen: über Blumen und über die Schöpfung. Und ich kann mich davon mitnehmen lassen in große Gefühle wie Ehrfurcht, Staunen, Heiterkeit und Zuversicht. Blumen sind zwar ein vergängliches Geschenk, sie sind aber eben auch ein Wunder. Und ein Zeichen, wie reich uns Gott beschenkt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37723SWR2 Wort zum Tag
„Die Geschwindigkeit, mit der das Sterben voranschreitet, hat mich doch sehr überrascht“, sagt Reiner Voß, Fotograf aus Kaiserslautern, als er seine Fotografien über den Klimawandel in der Pfalz zeigt. Und sie sind eindrücklich.
Über die letzten Jahre hinweg hat er dokumentiert, was Dürre, Hitze, Wasserknappheit mit Pflanzen und Landschaft in der Pfalz anrichten können. Und wie der Grundwasserspiegel inzwischen gesunken ist.
Ich sehe Fotografien von schwer geschädigten Bäume, toten Pflanzen, rissiger Erde, Flüsse und Seen, die früher Wasser führten und auf einmal ausgetrocknet sind wie der Jagdhausweiher bei Kaiserslautern im Frühsommer 2021.
Es ist ein Einführungsvortrag für den Beschluss eines Klimaschutzgesetzes auf der Landessynode der Ev. Kirche der Pfalz. Mit Betroffenheit sehe ich diese Bilder. Und mit ebensolcher Betroffenheit höre ich die Sorgen und Ängste vieler in der sich anschließenden Diskussion. Ich höre Unverständnis, dass immer noch nicht allen die Notwendigkeit des Klimaschutzes einleuchtet.
Ich höre die wütende Frage, welchen Sinn es macht, wenn ihn nur wenige und so viele andere nicht tun.
Und ich höre die Ratlosigkeit und Angst im Blick darauf, dass noch nicht klar ist, wie das alles, selbst bei bestem Willen, überhaupt gehen soll. Wenn die Kosten für Heizung und energetische Sanierung von Gebäuden so hoch sind, dass sie von vielen Gemeinden und auch als Privatperson gar nicht aufzubringen sind.
Auch ich teile diese Sorgen. In beiderlei Hinsicht. Aber nichts tun ist für mich keine Option. Es geht für mich da auch um Glaubwürdigkeit. Für mich als einzelnen Christen und auch für meine Kirche. Wenn wir jetzt keine Schritte unternehmen, um unseren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, auch wenn dieser Beitrag im Blick auf das globale Ganze vielleicht nur gering erscheinen mag, würde uns als Christinnen und Christen und als Kirche irgendwann jede Predigt zur Erhaltung der Schöpfung als unglaubwürdig vorgeworfen werden. Und das zu Recht.
Bei allen Fragen und Sorgen in Bezug auf Kosten, Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der Umsetzung hat am Ende die Synode der Ev. Kirche der Pfalz auch so entschieden: Klimaschutz ist notwendig. Unbedingt. Der Weg dahin wird in jedem Fall nicht einfach. Aber es ist ein Anfang gemacht. Ein erster Schritt getan.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37718