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SWR Kultur Wort zum Tag

23APR2025
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Jesus aus Nazaret war ein Mensch mit Gefühlen. Ganz klar. Jesus weint, als er die Nachricht vom Tod eines guten Freundes bekommt. Jesus ist traurig und wütend, weil Gegner ihn daran hindern wollen, eine Kranke zu heilen - nur weil Shabbat ist, Arbeitsverbot also.

Aber seltsam: nirgends ist auch nur ein Wort darüber zu finden, wie Jesus gelacht oder gescherzt hat, dass er Witze macht oder sonst einmal fröhlich gewesen wäre...

Na gut - als Gast bei einem Hochzeitsfest sorgt er mal dafür, dass genug Wein da ist. Und gelegentlich fordert Jesus seine Leute ausdrücklich auf, jetzt aber mal keine Trauer zu schieben, solange sie ihn noch bei sich haben. Das sind doch indirekte Hinweise darauf, dass der Mann kein Trauerkloß gewesen sein dürfte. Man hat ihn sogar als Fresser und Weinsäufer kritisiert; der hat doch sicher wenigstens gelegentlich auch mal gefeiert und gelacht.

Allerdings: Lachen ist in der Bibel sowieso ein eher seltenes und irgendwie auch seltsam negatives Wort. Lachen und Gelächter haben immer einen schlechten Unterton. Böse Menschen, Feinde, Unterdrücker: die lachen brutal und sarkastisch. Gelächter richtet sich anscheinend immer gegen andere – und das ist ja nun wirklich sehr hässlich...

Vielleicht lassen die JesusGeschichten der Bibel auch deswegen aus, dass und wie Jesus gelacht hat? Er war aber jedenfalls so menschlich und so nah bei den Menschen und geradezu vernarrt und verliebt in sie, dass er sicher auch mit den Fröhlichen gelacht hat. Schade, dass die Evangelisten das vergessen haben. So können und dürfen wir es nur stark und fröhlich vermuten.

In manchen Kirchen gehört ein fröhliches Gelächter als fester Brauch zum Oster-Gottesdienst. Hat sogar einen lateinisch-theologischen Namen: risus paschalis – österliches Gelächter heißt es. Die Leute im frühen Mittelalter hatten ja wenig zu lachen und so ein Ostergottesdienst konnte schon lange dauern; und damit die Christenleute ausgerechnet am Osterfest ein bisschen fröhlich in die Welt gucken sollten: Erzählte der Pfarrer am Ende einen guten Witz – den OsterWitz eben. War gelegentlich sehr derb oder direkt. Aber das lässt sich ja leicht vermeiden.

Das Ostergelächter, das ich mal selbst erlebt habe, war allerdings unfreiwillig und eher einem Versprecher geschuldet – zudem in der Fastenzeit drei Wochen vor Ostern. „Gib deinem Volk einen hochherzigen Glauben“, betete da ein alter Pfarrer, „damit es mit froher Hingabe dem Oktoberfest entgegeneilt.“

Ist noch ein bisschen bis dahin – aber „Frohe Ostern“ jetzt und weiterhin wünsche ich!

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SWR3 Worte

23APR2025
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Der Bestseller-Autorin Juli Zeh ist eine Sache ganz wichtig. Sie sagt:

 

Wenn man jemandem Schaden zugefügt hat, ist es höchste Zeit, sich zu entschuldigen. (…) Manchmal bedanke ich mich, dass mich jemand auf etwas aufmerksam gemacht hat, das ich selbst nicht gemerkt hätte. Für Freundschaften ist es meist förderlich, wenn Fehler passieren und man sich danach entschuldigt. Hinterher hat man sich, so habe ich es erlebt, dann noch mehr lieb (…).

 

Wenn ich meinen Kindern eine Sache vorlebe und beibringe, dann ist es die Fähigkeit, sich entschuldigen zu können.

 

Quelle

Zeitschrift Galore Interviews, hg.v. Michael Lohrmann, Dialog GmbH Dortmund, Ausgabe 47 Galore (06/2021)  S.10 f.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

23APR2025
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Zum Welttag des Buches möchte ich Ihnen gern ein Buch vorstellen. Und Sie werden lachen: nicht die Bibel. Natürlich freue ich mich, wenn Sie Entdeckungen mit dem Buch der Bücher machen, aber die passieren ja oft auch an ganz unverhofften Orten. Zum Beispiel im Zoo. Dort beginnt das Bilderbuch der Niederländerin Milja Praagman. Besser gesagt nicht im Zoo, sondern, von hinten nach vorn gelesen, im Ooz. Denn der Vogelvater in dem Buch hat sein Nest in einem Baum, der mitten im Zoo steht, und sieht das Schild von der anderen Seite. Deshalb sagt er zu seinem Vogelkind: „Liebmätzchen, heute gehen wir in den Ooz und sehen uns zusammen die Menschen an.“

Der Vogelvater beobachtet mit seinem Liebmätzchen die Menschen, so wie die Menschen sonst die Tiere im Zoo betrachten. Das Buch ist als Wimmelbuch gestaltet, und auf jeder Seite gibt es unglaublich viel zu entdecken. Nicht nur für die beiden Vögel. Sie sehen Waldmenschen und Strandmenschen und Käfigmenschen – letztere sitzen in Autos – und das kleine Liebmätzchen stellt fest, dass Menschen und Vögel trotz vieler Unterschiede auch einiges verbindet.

Die Menschen können singen, sie sind frei und sie haben Nester: “Wenn sie sich gernhaben, bauen sie ein gemeinsames Nest“, erklärt der Vogelvater: „Ihre Nester sind oft übereinander und dicht beisammen.“ Zu dieser Beschreibung fliegen die zwei über eine Doppelseite voller wunderschöner Wolkenkratzer.  Am besten gefällt mir die Stelle, wenn der kleine Vogel sagt: „Mir gefallen die Menschen. Bekomme ich einen zum Geburtstag?“ Und der Vater antwortet: „Manche Menschen haben Vögel, aber Vögel haben niemals Menschen. Außerdem ist Mama allergisch gegen Menschen.“ Ja, so hört sich das an, so sieht das aus und so fühlt sich das an, wenn man einmal die Welt aus der Vogelperspektive betrachtet. Das ist witzig, macht aber auch nachdenklich. Und es führt zurück auf eine Weisheit aus dem anderen großen Buch. In dem steht der Satz: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Vögel tun, das tut ihnen auch.“ Oder ging es doch um die Menschen? Puh, vom vielen Perspektivwechseln bin ich schon ganz durcheinander. Also schaue ich sicherheitshalber noch mal nach. In der Bibel. Matthäus sieben, Vers zwölf: Und da steht es. Schwarz auf Weiß: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut ihnen auch." 

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Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

23APR2025
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Timo ist kein Frühaufsteher. Noch nie gewesen. Timo ist keiner von denen, die schon mal Kaffee anstellen und dann, während der durchläuft, Brötchen holen.

Schon als Jugendlicher ist er nicht gern aufgestanden. Nach dem Wecker-Piepsen ist er liegen geblieben, hat das Rufen seines Vaters ignoriert: „Aufstehn!“, und hat innerlich angefangen zu rechnen: „Wie viele Minuten kann ich noch im Bett bleiben, damit es zum Anziehen und, na gut, zum Waschen noch reicht, um noch eine Banane auf dem Weg zu essen und den Bus noch zu erreichen.“ Timo kannte seine Zeit genau. Und hat nie den Bus verpasst.

Trotzdem kennt Timo das Morgengrauen. Schon damals ist er manchmal im Morgengrauen aufgewacht. Er weiß noch, dass er immer im ersten Moment erleichtert war beim Blick auf die Uhr: „Ah, zum Glück, ich kann noch liegen bleiben.“ Gleich darauf kamen aber die Gedanken an den Tag. „Ah, die Mathearbeit“. Er kennt dieses Gedankenkarussell im Morgengrauen. Und hat lange gedacht, dass das nur ihm so geht.

Warum ist das so, dass manchmal morgens zwischen Traum und Tag, zwischen Nacht und Morgen Probleme so viel größer sind und der Mut so viel kleiner?

Im Morgengrauen war’s, dass sie ans Grab von Jesus kommen. Sie sind traurig. Wie sollten sie auch nicht? Sie besuchen das Grab von einem Freund im Morgengrauen. Diese Zeit zwischen Traum und Tag, zwischen Nacht und Morgen. Diese Zeit, in der uns manches vom Vortag so schmerzlich einfällt, dass es viel größer wird als gestern. Diese Zeit, in der der Mut klein ist und die Angst groß?

Ins Morgengrauen hinein haben Menschen – oder war’s Gott? – Auferstehung erzählt. Gerade nicht, um einfach zu rufen: „Aufsteh’n!“, als sei das Grauen im Morgengrauen so einfach loszuwerden. Dass Jesus auferstanden ist, ist keine Aufforderung an uns. Es ist der Anfang von jedem Tag, der kommt: Es ist dein Tag und Gott darin.

Trotzdem heißt die Sache mit der Auferstehung zum Glück nicht, dass wir extra früh aufstehen müssten, um das Leben zu atmen. Manchmal ist’s auch schön, wenn schon jemand anderes Kaffee kocht und Brötchen holt, während ich liegenbleibe und mit dem Wecker verhandle.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

22APR2025
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Papst Franziskus ist gestorben. Von einem Menschen, der es keiner Seite recht machen kann, sagen manche ja, dass so ein Mensch vieles richtig macht. Für mich war Franziskus so ein Mensch. Vielen in Deutschland etwa, die sich eine weltoffenere, modernere Kirche wünschten, war er zu zögerlich. So hielt er daran fest, dass die Priesterweihe nur Männern vorbehalten sei. Zugleich setzte er Frauen in hohe Leitungsämter der Kirche ein. Homosexualität bezeichnete er als Sünde, begegnete queeren Menschen aber dennoch mit großer Wertschätzung. Erzkonservativen Hardlinern, die jede Modernisierung ablehnen, galt er deshalb als Verräter an der reinen Lehre. Ja, einige dieser sogenannten Würdenträger haben sogar versucht, ihn zu stürzen.

Ich habe Papst Franziskus um seine Aufgabe nie beneidet. Eine weltumspannende Kirche zusammenzuhalten in einer Welt, die so widersprüchlich und vielfältig ist, wie sie es wohl nie zuvor war. Ein fast schon übermenschlicher Anspruch. Und so sind es vor allem zwei Aspekte, die mir persönlich von seinem Pontifikat besonders in Erinnerung bleiben:

Da war sein weites Herz für die Armen, die Schwächsten, die an den Rand Gedrängten. Franziskus war einer, der Menschen gemocht hat. Ein Menschenfischer im Geiste Jesu. Einer, der Demut und Bescheidenheit nicht nur gepredigt, sondern auch vorgelebt hat. Der davon sprach, ihm sei „eine ‚verbeulte‘ Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber, als eine Kirche, die wegen ihrer Verschlossenheit krank ist“.

Und dann ist da seine Enzyklika „Laudato si“. Sie war ihm ein Herzensanliegen und bleibt sein Vermächtnis. Die rücksichtslose Zerstörung unserer Lebensgrundlagen und den Klimawandel als vielleicht größte Bedrohung der Menschheit hat kein Papst vor ihm so klar benannt. „Alles ist mit allem verbunden“, schreibt Franziskus darin. Ein Satz, an den man als Christ derzeit nicht oft genug erinnern kann, angesichts egoistischer Alleingänge überall auf der Welt.

Wer auch immer Papst Franziskus nun nachfolgt. Ich bin sicher: Seine Stimme wird fehlen. In der Kirche und in der Welt.

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SWR4 Abendgedanken

22APR2025
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Wie viele Kinder sich an dieser Scheibe wohl schon ihre Nase plattgedrückt haben? Keine Ahnung! Aber hinter dieser besagten Scheibe liegen eine Handvoll Eier. Meine Kinder stehen da auch und haben die Eier genau im Visier: Tatsächlich – ein Ei wackelt ein bisschen und nach und nach schaut ein kleiner Schnabel aus der aufgepickten Schale. Wir sind im Naturkundemuseum in der Ausstellung „Vom Ei zum Küken“ und wir beobachten begeistert, wie eines langsam schlüpft. Daneben tapsen flauschige Küken umher und piepsen munter um die Wette.

Dass da so putzige Wesen rauskommen! … Faszinierend. Und so ist es auch kein Wunder, dass das Ei in vielen Religionen ein Zeichen für Fruchtbarkeit und neues Leben ist. So gibt es die alte chinesische Vorstellung, dass alles Leben aus einem mystischen Welten-Ei kommt. Und beim persischen Nouruz-Fest, das schon seit über 2500 Jahren immer im Frühling gefeiert wird, liegen gefärbte Eier auf dem Gabentisch. So wie bei uns an Ostern.

Christen haben das Ei als Symbol für die Auferstehung gedeutet. Denn so ein Ei mit seiner Schale wirkt ja erstmal kalt und leblos. Wie das Grab, in das man Jesus nach seinem Tod hineingelegt hat. Doch im Inneren ist neues Leben versteckt. Ein alter christlicher Osterspruch lautet: „Wie der Vogel aus dem Ei gekrochen, hat Jesus das Grab zerbrochen.“

Mir gefallen die Bräuche rund um Ostereier: Ich mag es, wenn wir in der Familie Eier färben. Wenn wir damit die Wohnung dekorieren, sie an Nachbarn und Freunde verschenken oder sie füreinander verstecken. Sehr beliebt ist bei uns auch das Eiertitschen beim Frühstück. Wir spielen das reihum am Tisch und immer zwei stoßen mit ihren Eiern gegeneinander. Wessen Ei heil bleibt, gewinnt. Von der jüngsten Enkelin mit gerade zwei Jahren bis zur Oma mit fast 80: Alle haben Spaß miteinander.

Diese Bräuche haben gemeinsam, dass sie das Leben feiern. Und darauf kommt es an Ostern an. Jesus ist damals vor den Machthabern gescheitert und umgebracht worden. Aber sie haben es nicht geschafft. Er lebt. Was ihm wichtig ist, geht weiter. Seine Auferstehung zeigt, dass mit dem Tod nicht alles vorbei ist, sondern dass die Verstorbenen bei Gott gut aufgehoben sind und dort weiterleben. Auferstehung heißt, dass das Leben und die Liebe stärker sind als der Tod.

Und dieses Leben und die Freude über die Osterbotschaft feiern wir mit den Ostereiern. Wenn wir ein verstecktes Ei im Garten finden oder am Frühstückstisch beim Eiertitschen.

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SWR3 Gedanken

22APR2025
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Papst Franziskus ist gestorben. Von einem Menschen, der es keiner Seite recht machen kann, sagen manche ja, dass so ein Mensch vieles richtig macht. Für mich war Franziskus so ein Mensch.

Ich habe Papst Franziskus um seine Aufgabe nie beneidet. Eine weltumspannende Kirche zusammenzuhalten in einer Welt, die so widersprüchlich und vielfältig ist, wie sie es wohl nie zuvor war. Ein fast schon übermenschlicher Anspruch. Und so sind es vor allem zwei Aspekte, die mir persönlich von seinem Pontifikat besonders in Erinnerung bleiben:

Da war sein weites Herz für die Armen, die Schwächsten, die an den Rand Gedrängten. Franziskus war einer, der Menschen gemocht hat. Ein Menschenfischer im Geiste Jesu. Einer, der Demut und Bescheidenheit nicht nur gepredigt, sondern auch vorgelebt hat. Der davon sprach, ihm sei „eine ‚verbeulte‘ Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber, als eine Kirche, die wegen ihrer Verschlossenheit krank ist“.

Und dann ist da seine Enzyklika „Laudato si“. Sie war ihm ein Herzensanliegen und bleibt sein Vermächtnis. Die rücksichtslose Zerstörung unserer Lebensgrundlagen und den Klimawandel als vielleicht größte Bedrohung der Menschheit hat kein Papst vor ihm so klar benannt. „Alles ist mit allem verbunden“, schreibt Franziskus darin. Ein Satz, an den man als Christ derzeit nicht oft genug erinnern kann, angesichts egoistischer Alleingänge überall auf der Welt.

Wer auch immer Papst Franziskus nun nachfolgt. Ich bin sicher: Seine Stimme wird fehlen. In der Kirche und in der Welt.

 

 

 

 

Musikbettnummer: wird nachgereicht

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SWR Kultur Wort zum Tag

22APR2025
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Papst Franziskus ist gestorben. Von einem Menschen, der es keiner Seite recht machen kann, sagen manche ja, dass so ein Mensch vieles richtig macht. Für mich war Franziskus so ein Mensch. Vielen in Deutschland etwa, die sich eine weltoffenere, modernere Kirche wünschten, war er zu zögerlich. So hielt er daran fest, dass die Priesterweihe nur Männern vorbehalten sei. Zugleich setzte er Frauen in hohe Leitungsämter der Kirche ein. Homosexualität bezeichnete er als Sünde, begegnete queeren Menschen aber dennoch mit großer Wertschätzung. Erzkonservativen Hardlinern, die jede Modernisierung ablehnen, galt er deshalb als Verräter an der reinen Lehre. Ja, einige dieser sogenannten Würdenträger haben sogar versucht, ihn zu stürzen.

Ich habe Papst Franziskus um seine Aufgabe nie beneidet. Eine weltumspannende Kirche zusammenzuhalten in einer Welt, die so widersprüchlich und vielfältig ist, wie sie es wohl nie zuvor war. Ein fast schon übermenschlicher Anspruch. Und so sind es vor allem zwei Aspekte, die mir persönlich von seinem Pontifikat besonders in Erinnerung bleiben:

Da war sein weites Herz für die Armen, die Schwächsten, die an den Rand Gedrängten. Franziskus war einer, der Menschen gemocht hat. Ein Menschenfischer im Geiste Jesu. Einer, der Demut und Bescheidenheit nicht nur gepredigt, sondern auch vorgelebt hat. Der davon sprach, ihm sei „eine ‚verbeulte‘ Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber, als eine Kirche, die wegen ihrer Verschlossenheit krank ist“.

Und dann ist da seine Enzyklika „Laudato si“. Sie war ihm ein Herzensanliegen und bleibt sein Vermächtnis. Die rücksichtslose Zerstörung unserer Lebensgrundlagen und den Klimawandel als vielleicht größte Bedrohung der Menschheit hat kein Papst vor ihm so klar benannt. „Alles ist mit allem verbunden“, schreibt Franziskus darin. Ein Satz, an den man als Christ derzeit nicht oft genug erinnern kann, angesichts egoistischer Alleingänge überall auf der Welt.

Wer auch immer Papst Franziskus nun nachfolgt. Ich bin sicher: Seine Stimme wird fehlen. In der Kirche und in der Welt.

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SWR3 Worte

22APR2025
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Die Fantasy-Autorin Cornelia Funke sagt:

 

Ich glaube, der Tod ist nur eine Tür und dahinter ist ein weiteres Abenteuer.

 

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KNA-Notizblock vom 22.10.2023

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Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

22APR2025
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Papst Franziskus ist gestorben. Von einem Menschen, der es keiner Seite recht machen kann, sagen manche ja, dass so ein Mensch vieles richtig macht. Für mich war Franziskus so ein Mensch. Vielen in Deutschland etwa, die sich eine weltoffenere, modernere Kirche wünschten, war er zu zögerlich. So hielt er daran fest, dass die Priesterweihe nur Männern vorbehalten sei. Zugleich setzte er Frauen in hohe Leitungsämter der Kirche ein. Homosexualität bezeichnete er als Sünde, begegnete queeren Menschen aber dennoch mit großer Wertschätzung. Erzkonservativen Hardlinern, die jede Modernisierung ablehnen, galt er deshalb als Verräter an der reinen Lehre. Ja, einige dieser sogenannten Würdenträger haben sogar versucht, ihn zu stürzen.

Ich habe Papst Franziskus um seine Aufgabe nie beneidet. Eine weltumspannende Kirche zusammenzuhalten in einer Welt, die so widersprüchlich und vielfältig ist, wie sie es wohl nie zuvor war. Ein fast schon übermenschlicher Anspruch. Und so sind es vor allem zwei Aspekte, die mir persönlich von seinem Pontifikat besonders in Erinnerung bleiben:

Da war sein weites Herz für die Armen, die Schwächsten, die an den Rand Gedrängten. Franziskus war einer, der Menschen gemocht hat. Ein Menschenfischer im Geiste Jesu. Einer, der Demut und Bescheidenheit nicht nur gepredigt, sondern auch vorgelebt hat. Der davon sprach, ihm sei „eine ‚verbeulte‘ Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber, als eine Kirche, die wegen ihrer Verschlossenheit krank ist“.

Und dann ist da seine Enzyklika „Laudato si“. Sie war ihm ein Herzensanliegen und bleibt sein Vermächtnis. Die rücksichtslose Zerstörung unserer Lebensgrundlagen und den Klimawandel als vielleicht größte Bedrohung der Menschheit hat kein Papst vor ihm so klar benannt. „Alles ist mit allem verbunden“, schreibt Franziskus darin. Ein Satz, an den man als Christ derzeit nicht oft genug erinnern kann, angesichts egoistischer Alleingänge überall auf der Welt.

Wer auch immer Papst Franziskus nun nachfolgt. Ich bin sicher: Seine Stimme wird fehlen. In der Kirche und in der Welt.

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