Katholische Kirche
Paul Schobel
Das bin ich
1939 in Rottweil geboren, aufgewachsen in kleinen, ländlichen Verhältnissen im benachbarten Dietingen. Nach dem Abi studierte ich Theologie in Tübingen und Innsbruck und wurde 1963 mit grade mal 24 Jahren in Rottenburg zum Priester geweiht. Meine Vikarsjahre in Böblingen und Wasseralfingen konfrontierten mich mit der industriellen Arbeitswelt – seelsorgerliches „Niemandsland“ bis heute.
1966 ernannte mich der Bischof zum Jugendpfarrer der „Christlichen Arbeiterjugend CAJ“ in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Die jungen Menschen haben meinen Glauben verändert und vertieft. Wir sind Jesus als einem Freund der Armen und Armseligen, der Schwachen und der Ausgegrenzten begegnet. Gleichzeitig wurde ich noch mit dem Aufbau einer ersten „Beratungsstelle für Kriegsdienstverweigerer“ beauftragt. Seitdem hasse ich nichts mehr als den Krieg, diese Ausgeburt der Hölle! Glaube und Politik gehören für mich unmittelbar zusammen.
1972 wählte mich die CAJ zu ihrem Bundeskaplan, doch die Deutsche Bischofskonferenz verzichtete dankend auf meine Mitarbeit. Nach heftigen Konflikten mit der Kirchenleitung wurde ich dann der erste Industriepfarrer im Raum Böblingen/Sindelfingen. Dreimal arbeitete ich in Schicht und Akkord beim „ Daimler“ am Band und mehrfach auch in kleineren Firmen. 1987 konnten wir in Böblingen das „Arbeiterzentrum“ eröffnen – eine Begegnungsstätte für Menschen mit und ohne Erwerbsarbeit.
Von 1991 bis 2008 leitete ich in Stuttgart das mittlerweile zehnköpfige Team der Betriebsseelsorge in unserer Diözese und bin nun im Ruhestand pastoraler Mitarbeiter in Böblingen.
Das ist meine Radio-Geschichte
Die begann wohl Ende der 70er Jahre, und das kam so: Eine Redakteurin vom „Süddeutschen Rundfunk“, die interessiert den Aufbau der Betriebsseelsorge verfolgte, vermisste in den „Verkündigungssendungen“ der Kirchen die Felder „Arbeit und Soziales“. Seitdem bin ich vom Mikrophon nicht mehr weggekommen. Es macht mir Freude, die Botschaft der Bibel mit dem Leben der Menschen von heute und der sozialen und politischen Wirklichkeit in Verbindung zu bringen und damit nicht selten anzuecken.
Wenn ich nicht auf Sendung bin
begleite ich immer noch Menschen mit und ohne Arbeit und viele Weggefährtinnen und -gefährten, die mit mir alt geworden sind.
Ich bin als Friedens-Aktivist oft als Redner angefragt. Noch mehr als Referent zu Fragen und Problemen in Wirtschaft, Gesellschaft und Arbeitswelt.
„Freizeit“ – ja, schon mal gehört. Ich pflege gerne Freundschaften und Kontakte. Bin viel in den Bergen gekraxelt, solange die Füße trugen. Bleiben Literatur, Musik und eine lebensnahe, kritische Theologie.
Ansonsten bin ich einfach „Zeitgenosse“, brennend interessiert an allem, was in der Welt vor sich geht und Menschen umtreibt.
