Alle Beiträge

Die Texte unserer Sendungen in den SWR-Programmen können Sie nachlesen und für private Zwecke nutzen.
Klicken Sie unten die gewünschte Sendung an.

Filter
zurücksetzen

Filter

Datum

SWR1

     

SWR2

    

SWR3

  

SWR4

      

Autor*in

 

Archiv

SWR4 Abendgedanken

18APR2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

War früher nicht alles besser war als jetzt? – Man kann sich das schon fragen, weil es manchmal so wirkt, als würde sich alles zuspitzen, als gebe es jetzt und plötzlich all das, was es früher nicht gegeben hat: Unser Wohlstand ist in Gefahr, der Krieg scheint in der Nachbarschaft stattzufinden und die Menschen werden immer rauer und bösartiger.

Wie kommt das nur, dass es immer schlimmer wird?
Nun, es kommt gar nicht. Und darauf komme ich, weil ich in der Bibel Sätze gefunden habe, die 3000 Jahre alt sind. Und an denen sehe ich: Die Sorge, dass früher alles besser war, ist nicht besonders originell. Schon in der Bibel steht:

„Sag nicht: ‚Wie kommt es nur, dass früher alles besser war als jetzt?‘, denn ein Weiser fragt nicht so“ (Prediger 7,10).

Schon vor 3.000 Jahren waren manche der Meinung, es würde alles schlimmer und schlimmer! Wenn das wirklich die letzten drei Jahrtausende so gewesen wäre, dann wäre heute einfach nichts mehr von uns übrig! Aber wir leben noch. Und immer wieder hat sich die Menschheit besonnen, haben Kulturen sich verändert. Oder, wie ich es glaube und sage: Immer wieder hat Gott eingegriffen.

Wir sind nicht unbedingt besser geworden. Aber eben auch nicht völlig schlecht.

Mensch bleibt Mensch, so könnte man sagen: Es gibt die Normalen und es gibt auch immer ein paar, die schwierig sind. Es gibt die katastrophalen Auswüchse, Kriege und Diktatur, und es gibt die berührenden Zeichen der Liebe. Es gibt Zeiten, die schwer sind. Und es gibt Zeiten wie die letzten sieben Jahrzehnte, in denen wir in Deutschland zumindest so sicher und im Wohlstand gelebt haben wie nie zuvor in der Geschichte.

Ein Weiser, also jemand mit Lebenserfahrung, könnte fragen: Was ist anders als früher? Und welche Veränderung verschlechtert das Leben? Und schließlich: Was kann ich dafür tun, dass es besser wird?

Ein Beispiel: Ich persönlich denke manchmal, dass wir früher viel verlässlicher waren. Da hat sich etwas verändert. Wer in einem Verein, einer Kirchengemeinde, oder einer Partei engagiert war, hat über einige Jahre Aufgaben übernommen. Heute ist es schwer, jemand zu finden, der sich für mehr als eine kurze Zeit festlegt.

Ja, ich frage mich manchmal, wie es dazu gekommen ist. Da gibt es viele Antworten, aber keine bringt mich weiter. Besser ist die Frage, was ich dagegen tun kann. Auf diese Frage gibt es nämlich eindeutige Antworten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39737
weiterlesen...

SWR3 Worte

18APR2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Wenn ich groß bin, wenn ich Geld habe, wenn … das Leben aufzuschieben, bis alles perfekt ist, hält Giannina Wedde nicht für den richtigen Weg. Sie meint:

Das Leben beginnt nicht erst, wenn du zur vollen Blüte gekommen bist, wenn du sonnige Tage und Glück gesammelt hast unter einem Dach, das dich schützt. Es beginnt nicht erst, wenn du gesund bist und deine Träume Wirklichkeit geworden sind, wenn eine Antwort warm auf jeder Frage liegt und eine freundliche Berührung auf deiner Wange. Es beginnt nicht erst, wenn du diese eine Wunde noch verschlossen, deine Traurigkeit geheilt, den Zorn befriedet und das Meer der Angst gegen bleibende Herzensruhe eingetauscht hast. Das Leben ist längst da.
Es hat anders als du nie an dir gezweifelt. Es hat dir Zeichen wie Blüten auf deine Wege gestreut, damit du nicht vergisst, wie kostbar jede Empfindung und jede Begegnung ist, jedes Wagnis und jeder Aufbruch in dieser Welt – wie du. Vertage nichts.

In winterweißer Stille, Giannina Wedde

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39723
weiterlesen...

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

18APR2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

„Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!", lese ich im Alten Testament beim Propheten Jesaja (5,20).

Es sind so viel böse Worte im Umlauf. Und damit meine ich als Schwabe nicht in erster Linie den Moschdkobf, dia Beisszang oder an Endaglemmr. Solche Worte haben ja meist noch etwas von der Restwärme des Dialekts an sich. Ich meine die kleinen Worte, die Adjektive, die eine Eigenschaft, ein Attribut bezeichnen. Man schreibt sie normalerweise klein –, aber sie haben große Wirkung: Gute Absichten, Sachverhalte, Tatsachen und Verhaltensweisen lassen sich durch ein einziges böses Beiwort zerstören.

Man kann eine vernünftige Forderung als populistisch abtun und dem, der sie sagt damit unredliche Absichten unterstellen. Man kann das Verhalten einer fürsorglichen Mutter als übergriffig abwerten und einen sprachlich gewandten Redner manipulativ nennen. Man kann dem Papst einen primitiven Pazifismus unterstellen und die Forderung nach Gesprächen statt Geschützen zynisch nennen. Die Beispiele lassen sich fortsetzen.

Jesaja und andere biblische Botschafter warnen davor. „Es gibt Menschen, die ruhen nicht, ehe sie jemanden zu Fall gebracht haben", heißt es da (Sprüche 4,17), und Jesaja meint, wer solche Worte benutzt, „sinnt auf Tücke, um Menschen zu verderben mit falschen Worten". Der Edle, so  schreibt er, „hat edle Gedanken und beharrt bei Edlem" (32,7-8).

Edel ist es, beim Urteilen und Verurteilen sachlich zu bleiben und nicht in die Kiste der Bösartigkeit zu greifen. Schenken Sie den kleinen Worten Ihre Aufmerksamkeit. Achten Sie darauf, wer sie wann und wie benutzt. Und wenn Sie solche selbst verwenden, wählen Sie lieber die edlen, statt solche, die nur verurteilen, vernichten und entwerten.

Hinweise:

David Rivkin and Peter Berkowitz: “The Primitive Pacifism of Pope Francis'  Wall Street Journal, vom 13. Dezember 2023

Franz-Josef Bormann, Jahresbericht 2022/23: Kath. Erwachsenenbildung Diözese Rottenburg-Stuttgart,

  1. V. , Seite 32:

https://taz.de/Boris-Palmer-und-die-Coronakrise/!5682102/

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39715
weiterlesen...

SWR3 Gedanken

18APR2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Manchmal nervt es mich, eine Frau zu sein. Zum Beispiel, wenn ich den Eindruck habe, dass andere mir was nicht zutrauen, weil ich eine Frau bin. Das können ganz banale Sachen sein, wie Reifenwechseln oder Biertrinken. Aber besonders ärgert es mich bei elementaren Dinge, wie sich im Beruf zu behaupten oder wichtige Entscheidungen zu treffen.

Ich verstehe nicht, warum in den Köpfen immer noch das Bild herumgeistert, dass Frauen dafür zu emotional seien und umgekehrt, dass Männer alles ohne jede Empathie entscheiden könnten. Jeder und jede hat doch seine und ihre Begabungen und natürlich auch seine und ihre Schwächen. Und die meisten Dinge haben nichts mit dem Geschlecht zu tun.

Es muss für mich so sein. Dass Positionen nach Fähigkeiten besetzt werden und nicht nach anderen Kriterien. Dass man erstmal schaut, was jemand kann, bevor man ihn oder sie in eine Schublade steckt.

Mir ist da die Bibel auch ein Vorbild. Denn in ihr gibt es Geschichten von starken Frauen und von starken Männern – oder besser: Von starken Menschen, die die Welt zum Guten verändern. Und das nicht allein, sondern zusammen. Denn nur, wenn wir Menschen zusammenhalten, kann sich etwas verändern.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39705
weiterlesen...

SWR2 Wort zum Tag

18APR2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Ein Physikprofessor hat mir von einem faszinierenden Gedankenexperiment erzählt, das Albert Einstein zu verdanken ist. Angenommen, ein Mensch hätte einen Zwillingsbruder und begäbe sich auf eine Reise in einem Raumschiff mit sehr großer Geschwindigkeit in den Kosmos. Beide Zwillingsbrüder haben eine Uhr dabei. Nach Einsteins Theorie vergeht die Zeit in dem mit Lichtgeschwindigkeit durchs Weltall rasenden Raumschiff unendlich viel langsamer als auf der Erde. Wenn der Raumfahrer daher nach einem Jahr auf seiner Uhr umkehrt, trifft er nach seiner Rückkehr die Ururur-Enkel seines Zwillingsbruders. Bei genügend großer Geschwindigkeit könnte man tatsächlich tausend Jahre zu einem Tag machen. Auch wenn das tatsächlich wissenschaftlich bewiesen ist: Das Gedankenexperiment sprengt, ganz klar, mein Vorstellungsvermögen.

Mir als Theologin fällt dazu der Psalmvers ein: Tausend Jahre sind vor dir, Gott, wie der Tag, der gestern vergangen ist. Daraus folgt nicht, dass die Psalmen schon die Relativitätstheorie erfasst hätten. Es folgt aber daraus, dass eine eindimensionale oder gradlinige Auffassung von Zeit auch theologisch verstanden sicher zu kurz greift.

Ich bewundere Menschen wie Albert Einstein. Heute ist sein Todestag. 1955 ist er gestorben. Ganz ohne künstliche Intelligenz, rein mit der Kraft seiner Gedanken, hat er die Relativitätstheorie entwickelt. Es ist so unfassbar, was Menschen erdenken und erfinden können! Übrigens auch böseste Dinge! Albert Einstein stammte aus einer jüdischen Familie. Seine Schriften wurden von den Nationalsozialisten verbrannt, er emigrierte und half anderen so viel er konnte, aber Familienangehörige wurden von den Nazis ermordet. Antisemitismus und rechtsradikales Denken treiben gerade wieder ihr Unwesen. Es ist eben einfacher, eindimensional zu denken, als Relativitäten einzuplanen.

Aus den Wundern der rasenden Zeit und der Komplexität des Kosmos einen Gottesbeweis zu konstruieren, funktioniert nicht.

Leider nicht, mag mancher sagen. Ich finde: Es ist doch einfach schön, über Faszinierendes zu staunen! Ich muss nicht alle Feinheiten der Relativitätstheorie verstehen. Es kann doch reichen, zu staunen. Faszinierend! Wie übrigens der Astronaut Spock in meiner als Kind so geliebten Serie „Raumschiff Enterprise“ immer gesagt hat. Faszinierend! Und wer mag, so wie ich, kann dafür Gott loben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39699
weiterlesen...

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

18APR2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Ich höre und lese es immer wieder: Die jungen Leute wollen nicht mehr so viel arbeiten. Sie wollen nicht mehr all ihre Kraft und Energie in Beruf und Karriere stecken. Sie wollen mehr Zeit für sich, für Familie und wichtige Dinge außerhalb der Erwerbsarbeit. Die junge Generation sei nicht bereit, den erreichten Wohlstand kraftvoll zu sichern, sich etwas abzuverlangen. Bequemlichkeit, mangelnde Einsatzbereitschaft werden unterstellt.

In krassem Gegensatz dazu steht eine Aktion, die heute beginnt: Heute startet die 72-Stunden-Aktion der katholischen Jugend in Deutschland. „Uns schickt der Himmel“ heißt ihr Motto. In nur 72 Stunden stellen bis zu 100.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene komplette Projekte auf die Beine. Das kann ein Mehrgenerationenfrühstück für 1000 Menschen sein. Oder der Aufbau von Klettergerüsten in einer Kita. Oder die Anlage eines Nutzgartens auf einem Abenteuerspielplatz und eines Volleyballfeldes bei einer Unterkunft für Geflüchtete. Noch viele hundert andere soziale und ökologische, politische und religiöse Projekte gehören dazu. Die jungen Leute wollen ihrem Glauben Hand und Fuß geben, so sagen sie. Und sie wollen die Welt ein Stück besser machen. Das soll konkret und sichtbar geschehen. Dafür hängen sie sich 72 Stunden rein, bringen vollen Einsatz. Ohne materiellen Vorteil oder Gewinn. Vielmehr aus Glauben, sozialer Verantwortung und Einsatzbereitschaft.

Diese Aktion gehört auch zum Bild der jungen Leute von heute. Möglicherweise ist diese Generation gar nicht bequemer oder weniger einsatzbereit. Sie setzt nur andere Akzente. Statt des persönlichen Fortkommens in Beruf und Karriere ist ihnen vielleicht wichtiger, dass die Welt ein Stück besser wird. Dafür müssen sie dann auch Zeit haben neben Familie und Beruf. Und zugleich zeigen die Kinder und Jugendlichen: Man kann wirklich etwas ändern, schon in 72 Stunden. Das macht Mut. Zum einen denen, die sich um die junge Generation sorgen. Und zum anderen allen, die sich auch eine bessere Welt wünschen. Die Jungen machen‘s vor.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39693
weiterlesen...

SWR4 Abendgedanken

17APR2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Eine Freundin hat mir erzählt, dass sie und ihr Mann auf einer Demo für Menschenrechte und Demokratie waren. „Seit dem Nato-Doppelbeschluss waren wir nicht mehr auf einer Demo“, sagt sie ärgerlich.

Das, was beim Masterplan-Treffen in Potsdam, in Büchern und sogar bei Reden im Bundestag geäußert wird, darf nach ihrer Ansicht nicht unwidersprochen bleiben. Sie will einstehen für die Menschenrechte und für die Menschenwürde.

Aber was ist das denn, „Menschenwürde“? Gibt es so etwas? Sind wir nicht alle nur Tiere? Zu 95% ist unser genetisches Erbgut baugleich mit dem vom Schwein. Ein Kabarettist hat einmal gesagt: „Ich denke immer, wenn ich in eine Metzgerei gehe, dass es ein reiner evolutionärer Glücksfall ist, dass ich auf dieser Seite der Theke stehe“ (Dieter Nuhr).

Ich würde wahrscheinlich ähnliche Sprüche von mir geben, wenn ich nicht an einen Gott glauben könnte, der jeden einzelnen Menschen im Blick hat. Ich glaube an den Gott, der selbst Mensch wurde, um uns Menschen das zu zeigen. Dieser Mensch, Jesus, zeigt den Gott, der nicht nur „die“ Menschen allgemein, sondern jeden einzelnen von uns liebt.

Jesus erzählt deshalb all die Geschichten von der Unersetzlichkeit des Einzelnen. Das verlorene Geldstück ist so eine Geschichte, der verlorene Sohn – und natürlich die Geschichte von dem Schäfer, der 100 Schafe hatte, aber eines kam ihm abhanden.

Da lässt er die 99 anderen im sicheren Gehege zurück und sucht so lange, bis er das verlorene Schaf gefunden hat. Und die Freude darüber ist riesig! So, sagt Jesus, freut sich der Himmel über jeden einzelnen Menschen, wie gut oder schlecht er auch ist. Er hat Würde.

Ich weiß nicht, wie ich die Würde „des Menschen“ sonst begründen sollte. Das genetische Material ist es nicht. Das Verhalten ist es nicht. Der Intellekt kann es auch nicht sein, sonst wären Viele würdelos.

Die Würde liegt begründet darin, dass es einen gibt, der sie uns gab. Sie ist – von außen – in uns hineingelegt. Und genau deshalb ist die Würde des Menschen unveränderlich.

Meine Freundin hat recht, dafür einzustehen und zu demonstrieren. Wer diese Würde nicht allen Menschen gleichermaßen zuspricht, muss andere Kriterien anlegen. Solche Menschen unterscheiden automatisch zwischen besseren und schlechteren Menschen, ziehen einen Graben zwischen „wir“ und „die“. Aber die Würde des Menschen ist unantastbar. Denn sie kommt von Gott.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39736
weiterlesen...

SWR3 Worte

17APR2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Pierre Stutz ist spiritueller Begleiter. Auf die Frage nach dem Leid sagt er:

Es gibt keine Antwort auf die Frage nach dem Leiden, dem monströsen, himmelschreienden, schrecklichen, entsetzlichen Leiden.
Es gibt eine Antwort: Dabeibleiben, mitleiden, berühren, aushalten, trösten, mitschreien. Hoffnung, dass du mitaufstehst.

Pierre Stutz, Verwundet bin ich aufgehoben. Für eine Spiritualität der Unvollkommenheit

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39722
weiterlesen...

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

17APR2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Es ging um einen Bleistift. Genauer gesagt um einen Hotel-Bleistift, der auf dem Zimmer lag. Diesen Bleistift durften die drei Geschwister im Grundschulalter nach Rückfrage an der Rezeption mit nach Hause nehmen. Es war irgendwie ein ganz besonderer Bleistift, aber er hat den sechs kleinen Kinderhänden nicht lange genug standgehalten, ging kaputt und war die Ursache dicker Tränen, zumal auch noch Grippe im Hause herrschte und alle Kinder krank.

Ersatz war zu beschaffen. Man suchte daraufhin zwar nicht nach einer Stecknadel im Heuhaufen, sondern nach einem Stift im Internet. Da gab es so viele Schreibgeräte wie es Strohhalme gibt auf einem gut gefüllten Heuboden. Nur: Der gesuchte Bleistift war nicht darunter.

Aber fündig wurde man schließlich doch. Nächster Schritt: Kontaktaufnahme mit dem Hotel. Dort hat man in der Direktion und an der Rezeption bekanntlich eine Menge an Problemen und Aufgaben zu bewältigen. Das große Tagungshaus und der anstehende Erweiterungsbau fordern alle Kräfte.

Doch zwei besondere Menschen kümmerten sich dort um einen besonderen Stift. Ob sie wohl geahnt haben, dass es ganz große Kümmernisse gibt, die tief in die Seele einschneiden – und die mit einem Bleistift zu lindern sind? Und so ging ein kleines Paket auf die Reise zu den Kindern.

„Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht …" - so überliefert der Evangelist Lukas Worte von Jesus (Lukas 18,16).

Wer sich ein wenig auskennt mit den Nöten von Kinderseelen – Großeltern oder auch Kindergärtnerinnen und Hotel-Fachleute zum Beispiel –, der kann sich, ganz jesusähnlich,  seinen Mitmenschen zuwenden und ist dienstbar aus Liebe, einer Liebe, die sich hinunterbeugt auf die Augenhöhe von Kindern.

Ich glaube, wer zu einem solchen Blick fähig ist, der erkennt die Kinderseele auch dann in den Menschen, wenn diese schon ganz groß und erwachsen geworden sind. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39714
weiterlesen...

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

17APR2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Die Caritas bei uns in der Eifel macht mit beim Aktionstag Schichtwechsel. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen lädt dazu ein.

Mir gefällt das prima, ich hatte in der Zeitung darüber gelesen.

Menschen aus der Caritas-Werkstatt St. Raphael in Mayen tauschen ihren Arbeitsplatz für einen Tag mit Menschen aus dem sogenannten 1. Arbeitsmarkt.

In seinem normalen Alltag in der Werkstatt verpackt Michael zum Beispiel Heizrohrhalter für die Industrie. Die kleinen blauen Klemmen braucht man, um die Rohre von Fußbodenheizungen zu fixieren. Für manchen wäre es eintönig, diese kleinen Klemmen auf Rohre zu spannen und in 20ger Päckchen zu verpacken, aber Michael und seinen Kollegen gefällt grade die Ruhe in der Werkstatt und dass die Arbeit nicht schwierig ist – und mir gefällt, dass es bestimmte Arbeiten gibt, die die Maschinen nicht erledigen können. Einfache Arbeiten, die aber gemacht werden müssen und so sind die Kollegen in den Werkstätten genau so nützlich für unser Leben wie der Oberbürgermeister auf seinem Chefsessel.

Mit dem hat nämlich Michael einen Vormittag den Platz getauscht.

Und da hat es ihm auch gefallen: der Schreibtisch war aufgeräumt, er durfte ans Telefon gehen und mehrmals eine Unterschrift leisten. Dann führten die Leute aus der Verwaltung Michael durch das Haus und zeigten ihm die Büros und die Sitzungsräume. Er wäre gern länger dort geblieben, aber zum Mittagessen sollte er wieder an seinem eigenen Arbeitsplatz sein.

Der Oberbürgermeister hatte in der Zwischenzeit die Arbeit von Michael erledigt und hat auch einiges dazugelernt.

Die beiden trafen sich beim Mittagessen in der Kantine von der Werkstatt. Die Mitarbeiter essen da, aber auch die sogenannten Fremdesser, wie die Gäste genannt werden.

Die helfen manchmal, wenn jemand sein Schnitzel nicht durchschneiden kann.

Es ist schön zu erleben, wie aus den Fremdessern Vertraute werden.

Ein Vormittag in den Schuhen eines anderen Menschen macht aus Fremden Bekannte, und vielleicht mehr.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39710
weiterlesen...