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Warum ist es manchmal so schwer, an Gott zu glauben? Es gibt gute Gründe dafür. Drei davon will ich Ihnen vorstellen. Es sind nicht die „üblichen Verdächtigen", aber vielleicht erkennen Sie einen der Gründe ja bei sich oder anderen wieder...
Ein erster Grund, warum der Glaube an Gott manchmal so schwer ist: Wenn ich an Gott glaube, erkenne ich an, dass es jemanden gibt, der mich kritisieren darf.
Wenn Gott wirklich Gott ist, dann ist er auch größer als ich. Und dieser unendlich große Gott findet nicht alles gut, was ich mache!
Es ist nicht immer einfach, das anzuerkennen. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum manche Menschen am Sonntag nicht in die Kirche gehen: Weil sie Sorge haben, dass sie etwas über sich erfahren könnten, was sie eigentlich nicht hören wollen. Wenn ich an Gott glaube, erkenne ich an, dass es jemanden gibt, der mich kritisieren darf.
Damit ganz eng verbunden ist
ein zweiter Grund, warum der Glaube an Gott manchmal so schwer ist: Wenn ich an Gott glaube, wird das womöglich mein Leben verändern.
Es bleibt ja nicht bei der Kritik. Es gibt ja Vorschläge, Angebote, oder deutlicher gesagt: Es gibt Gebote, die mir zeigen, wie ich mein Leben führen sollte. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" - wer das wirklich versucht, dessen Leben wird sich womöglich radikal ändern. Das ist, denke ich, ein Grund, warum es manchmal schwer ist zu glauben.
Und ein dritter Grund: Wenn ich an Gott glaube, erkenne ich an, dass es jemanden gibt, der mir vergibt.
Dass man sich schuldig macht oder etwas schuldig bleibt, das gehört zum Leben dazu. Aber: Mir selbst vergeben zu lassen, ist trotzdem erst einmal - unangenehm, vielleicht sogar demütigend. Ich sehe meiner Schuld ins Auge und bitte um Vergebung. Das gehört zum christlichen Glauben dazu. Das ist nicht einfach...
Das sind, so finde ich, gute Gründe, warum es vielleicht schwer ist, an Gott zu glauben.
Aber wenn es ihn nun wirklich gibt?
Ich denke, dann habe ich einfach keine Alternative. Er ist nun einmal größer als ich und hat das Recht mich zu kritisieren. Es verändert mein Leben, wenn ich mit ihm lebe. Und - Gott sei Dank, auch wenn es unbequem ist - ich kann meiner Schuld ins Auge sehen, weil sie mir vergeben wird.

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Vor einiger Zeit habe ich mich mal wieder aufgeregt. Ich habe im Fernsehen einen Bericht gesehen über eine Gruppe von religiösen Fanatikern, die sich auf die Straße stellen und ihre Heiligen Bücher verteilen.
Ich habe mich nicht darüber aufgeregt, dass diese Menschen das tun. Ich finde, dass jeder das Recht haben sollte, seine Religion zu leben und auch dafür zu werben. Bei uns und in jedem Land der Welt.
Ich habe mich aufgeregt, weil ich dachte: Warum finden so wenig Christen es wichtig, Bibeln zu verteilen? Warum überhaupt wird so wenig über den christlichen Glauben geredet?
Und schon als ich es gedacht hatte, war mir klar, wie ungerecht das ist.
In jedem Hotel, in das ich komme, liegt auf jedem Zimmer eine Bibel, die dem Hotel kostenlos zur Verfügung gestellt worden ist.
Darüber habe ich nur noch keinen Bericht im Fernsehen gesehen. Aber vielleicht gibt es ihn längst.
Wie viele Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, Altenheime, Beratungsstellen und Diakoniestationen gibt es, in denen ganz selbstverständlich vom christlichen Glauben gesprochen wird! An wie vielen Stellen setzen sich Christinnen und Christen als Politiker ein!
Wie viele Christinnen und Christen sind ehrenamtlich tätig - nicht nur in ihren Kirchengemeinden, sondern genauso in Vereinen und in Schulen und an vielen anderen Stellen!
Manches Mal melden sich die Kirchen auch mit Verlautbarungen zu Wort.
Aber ich glaube, das Wesentliche sind nicht die Verlautbarungen, sondern sozusagen die Verleisbarungen. Dort, wo Menschen sind, die einfach lebhaft glauben und deshalb glaubhaft leben. Oft leise, sozusagen im Stillen, aber doch spürbar.
Und nicht die Verlautbarungen sind es, die das Leben von vielen Menschen beeinflussen, verändern und reicher machen, sondern diese Verleisbarungen: Die Bibel im Hotelzimmer, die Ehrenamtlichen im Altenheim, die Kleiderstube der Diakonie oder die Trauergruppe...
Seit ich so denke, nehme ich die leise Stimme des christlichen Glaubens an viel mehr Stellen wahr. Und ich bin auch selbst ermutigt und ermutige andere gerne dazu, lebhaft zu glauben, glaubhaft zu leben - und ob nun leise oder etwas lauter dem Glauben Gehör zu verschaffen. Ich bin ja nicht alleine damit.

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Ich bin schon so oft im Stich gelassen worden! Wenn ich wollte, ich könnte meine Lebensgeschichte auch als eine Kette von solchen Situationen erzählen, in denen Menschen mich im Stich gelassen haben.
Es hat mich selbst überrascht, aber als ich angefangen habe, Gott zu vertrauen, da habe ich auch zum Vertrauen zu Menschen zurückgefunden.
Das ist schon zweieinhalb Jahrzehnte her, und ich denke, ich habe darin jetzt einige Erfahrung.
Vertrauen muss man sich verdienen - das sagt man ja so. Das hat seine Berechtigung. Also: Wie hat Gott sich mein Vertrauen verdient?
Das ging nicht von heute auf morgen. Ich habe mir zum Beispiel einige der Momente genauer angeschaut, in denen ich in meinem Leben plötzlich ganz allein dagestanden hatte, von allen Menschen verlassen.
Wo war Gott da, habe ich mich gefragt. Wo war er zum Beispiel, als meine Mutter mich nicht bei sich behalten konnte und ich ins Kinderheim kam?
Viel zu schnell, das habe ich gemerkt, habe ich die Antwort gegeben: „Er war nicht da, sonst hätte er mir doch geholfen, sonst hätte er das doch verhindert."
Mit etwas mehr Nachdenken und Hinschauen habe ich gemerkt, er war da und er hat mir Kraft gegeben.
Vor 25 Jahren hatte ich Gelegenheit, mit der Mitarbeiterin des Jugendamtes zu sprechen, die mich als Säugling ins Heim gebracht hatte. „Es ist erstaunlich, dass sie heute so leben, das ist nicht bei Vielen so", hat sie mir sehr überrascht gesagt. Und da habe ich das erste Mal gedacht: „Es ist erstaunlich, dass ich überhaupt lebe! Da hat mich jemand geschützt."
Ich habe angefangen, ausgerechnet an den einsamsten Stellen meines Lebens zu entdecken, dass da jemand gewesen sein muss, der mich gehalten hat, der mir Kraft gegeben hat und mich nicht allein gelassen hat. Er war da. Immer.
Und heute könnte ich meine Lebensgeschichte auch als eine Kette von Situationen erzählen, in denen Gott da war. Und deshalb bin ich der geworden, der ich heute bin.
Ich vertraue Gott. Ich habe gelernt, anders hinzuschauen.
Und weil ich Gott vertrauen gelernt habe, vertraue ich auch den Menschen wieder. Manchmal werde ich enttäuscht. Aber selbst wenn ich wieder einmal im Stich gelassen werden sollte: Was soll mir passieren? Ich glaube daran: Gott ist da.

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Meistens weiß ich ziemlich schnell, was ich nicht will. Was ich will - das kann ich oft nicht so klar beschreiben.
Mit dem Glauben geht es vielen Menschen ganz ähnlich. Sie können eher sagen, was sie nicht glauben als das, was sie glauben.
Deshalb hat es mich gefreut, als ich vor einigen Jahren schon von weitem an einer Berliner Kirche lesen konnte: „Ich glaube nicht!"
Das stand da wirklich in ganz großen Buchstaben. Drunter stand noch etwas. Und erst als ich näher herangegangen bin, da konnte ich dann auch den Rest lesen: „Ich glaube nicht, dass es etwas gibt, wonach ich mich so sehr sehne wie nach Gott."
Das habe ich gut gefunden, das so herum zu sagen: Ich glaube nicht...
Und seither mache ich mir immer mal wieder Gedanken darüber, was ich alles nicht glaube. Eine ganze Liste ist in der Zwischenzeit entstanden. Den Satz von der Berliner Kirche habe ich als erstes auf die Liste geschrieben.
Ein anderer ganz wichtiger Nicht-Glaubens-Satz von mir ist: Ich glaube nicht, dass ich schuldlos bin und ohne Vergebung auskomme. Das ist kein Geheimnis. Wer mich kennt, der weiß, dass ich immer wieder für einen kapitalen Fehler zu haben bin. Und oft leiden dann andere darunter. Ich muss das akzeptieren. Ich glaube nicht, dass ich schuldlos bin. Ich glaube nicht, dass ich keine Vergebung brauche. Und so wird aus meinem Nicht-Glauben der Glaube: Ich will glauben, dass es einen Gott gibt, der mir vergibt.'
Ich glaube auch nicht, dass ich ohne die Gewissheit leben könnte, dass ich Würde habe.
Ich will daran glauben, dass ich eine Würde habe, die auch dann da ist, wenn ich nichts mehr leisten kann, wenn ich nutzlos erscheine und vielleicht nicht einmal mehr weiß, wer ich bin. Aus meinem Nicht-Glauben wird Glaube, wenn ich weiterfrage: Woher kommt meine Würde? Ich glaube, dass Gott mir und jedem Menschen diese Würde verliehen hat.
Manchmal fängt das Glauben mit dem Nicht-Glauben an. Mein liebster Nicht-Glaubens-Satz steht noch gar nicht so lange auf meiner Liste. Er klingt ganz ähnlich wie der erste an der Berliner Kirche:
„Ich glaube nicht, dass es jemanden gibt, der sich so sehr nach mir sehnt wie Gott."

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Wahrscheinlich haben wir bei uns im Ermstal die schönsten Sonnenuntergänge der Welt, denke ich manchmal. Wenn ich mich dabei ertappe, dass ich zehn Minuten völlig hingegeben und selbstvergessen am Fenster gestanden und in den Himmel geschaut habe. Der Wechsel von Licht und Schatten, glühende Wolkenränder, leuchtend gelb-orange und rote Sonne, und eine Fülle von Himmelsfarben, die mich einfach atemlos staunen lässt. Ich muss regelrecht wieder „zu mir kommen", weil ich so „hin und weg" war. Und wenn ich es recht bedenke, dann war ich genau in diesen Momenten glücklich.
Solche Momente zeigen mir eine tiefe Wahrheit: Ausgerechnet da, wo ich mich gar nicht um mich kümmere, sondern mich ganz an etwas verliere, ausgerechnet da bin ich glücklich und empfinde so etwas wie Sinn in meinem Leben.
Das ist mehr als ein bisschen Gefühlsduselei. Das ist eine tiefe Wahrheit.
Jesus hat einmal gesagt: „Wer sich selbst verliert, sich hingibt an mich, der wird sein wahres Leben finden."
Ich meine: So etwas wie das Genießen des Sonnenuntergangs lässt uns spüren, was Glaube bedeutet: Wir geben uns ganz hin an etwas, das größer ist als wir selbst. Wir verlieren uns darin, sind hin und weg, völlig hingegeben und selbstvergessen.
Damit aus Hingabe Glaube wird, darf das, woran wir uns hingeben, natürlich nicht so vergänglich sein wie ein Sonnenuntergang. Es muss Bestand haben.
Meine Erfahrung ist: Es muss nicht nur beständig, sondern auch persönlich sein. Mir reicht es nicht, an eine allgemeine christliche Lehre zu glauben. Für mich soll es eine Person, eine Persönlichkeit sein, an die ich mich hingebe - außerhalb von mir und größer als ich. Das kann kein Mensch sein, denn den würde ich damit völlig überfordern, dass er mir dauerhaft Sinn geben soll.
Ich glaube an Gott. Das bedeutet für mich: Ich gebe mich ganz hin an Gott.
Am Tagesanfang bete ich manchmal: „Gott, mein ganzes Leben will ich dir anvertrauen. Du weißt, was gut ist. Du sorgst für mich. Du zeigst mir meinen Weg. Ich will dir gehören. Im Leben und im Sterben. Amen."
Ich vertraue ihm mein Leben an, vergesse mich selbst - und wenn ich es recht bedenke, dann bin ich genau deshalb glücklich.

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Weihnachten steht vor der Tür. Ein Fest für die ganze Familie. Friede, Freude, Festtagsbraten. Zumindest vermittelt die Werbung uns dieses Bild. Doch längst nicht alle feiern tatsächlich ein solches Familienfest: Kinder, deren Eltern geschieden sind, sind erst bei Mama, dann bei Papa. Andere wiederum haben sich mit den Eltern oder Geschwistern zerstritten. Viele werden die Weihnachtstage daher eher im Urlaub verbringen, vielleicht auch vor dem Fernseher oder mit Freunden. Ich kenne sogar Menschen, die lassen sich extra an Weihnachten für die Nachtschicht eintragen. An Weihnachten feiern wie die Geburt Jesu. War eigentlich damals alles so harmonisch? Die Vorgeschichte liest sich anders: Maria wurde überraschend schwanger. Joseph vermutet, dass Maria ihn betrogen hat. Erst nach einiger Zeit konnte er glauben, dass Maria den Sohn Gottes erwartet. Noch bevor der Evangelist Matthäus dann von der Geburt berichtet, schreibt er vom Stammbaum Jesu. In diesem Stammbaum nennt Matthäus 42 Namen. Viele stammen aus dem Alten Testament. Hier zeigt sich, dass auch der Stammbaum Jesu keine perfekte Familie beschreibt. Im AT wird nämlich berichtet, dass es  bei einigen seiner Vorfahren zu Ehebruch und heftigem Familienstreit gekommen ist. Die einen kamen aus fremden Ländern, die anderen hatten nicht-jüdische Wurzeln. So stellte man sich damals nicht die ideale Familie vor. In jeder Familiengeschichte finden sich schöne und gute Seiten, aber auch Brüche, Konflikte und Leid. Vielleicht haben auch Sie schon einmal gedacht: In anderen Familien scheint es weniger Probleme als in meiner eigenen zu geben. Was habe ich nur für eine Verwandtschaft! Der Stammbaum Jesu macht da keine Ausnahme. Weihnachten auf ein harmonisches Familienfest zu reduzieren, wäre daher zu wenig. Die Vorfahren Jesu hatten große Fehler und Schwächen. Und doch baut Gott auf sie. Er braucht auch sie für seine Geschichte mit den Menschen. Paul Claudel, ein französischer Dichter, hat dazu einmal gesagt: Gott kann auch auf krummen Zeilen gerade schreiben.
Wenn wir also an Weihnachten auf die Krippe sehen, begegnet uns dort keine Vorzeigefamilie. Eher eine Familie wie andere auch - mit Schwierigkeiten, offenen Fragen und einer bewegten Geschichte. Gottes Sohn wird mitten in unsere Welt geboren. Dafür muss in der Vergangenheit nicht alles perfekt gewesen sein. Keiner muss erst seine Familie wechseln, damit er Weihnachten feiern kann. Wie gesagt: Auch auf krummen Zeilen kann Gott seine gute Botschaft schreiben.

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Ich unterrichte das Fach Religionspädagogik an einer Berufsschule. Den angehenden Erzieherinnen und Erziehern dort habe ich die Aufgabe gegeben: Stellt mir eine besondere Frau aus Eurer Familiengeschichte vor.
Wie würde es Ihnen mit dieser Aufgabe gehen? Fällt Ihnen spontan eine Frau aus Ihrer Familie ein, die ein besonderes Leben geführt hat? Vielleicht die eigene Großmutter, die viele Kinder großzogen hat und uralt wurde? Vielleicht eine Tante, die nach dem Krieg anderen geholfen hat? Ein besonderes Leben muss nicht bedeuten, dass die Person große Heldentaten vollbracht hat. Nur wenige werden eine Berühmtheit in der eigenen Familie haben. Oft sind es die kleinen Dinge, die einen Menschen für uns ganz besonders machen. 
In der nächsten Schulstunde haben die Schülerinnen und Schüler von den Frauen aus ihrer Familie erzählt. Im Klassenraum war es ganz still. Von außen betrachtet waren es eher unspektakuläre Lebensläufe. Es ging fast nie um besondere Leistungen, sondern meistens um die persönliche Beziehung der Schülerinnen und Schüler zu diesen Frauen. Von einer wurde zum Beispiel berichtet, dass sie immer das ganze Dorf zum Lachen bringen konnte. Ihre Geschichten waren einfach legendär, ihre gute Laune ansteckend - selbst als sie im Alter mit Krankheiten zu kämpfen hatte. Die Schülerinnen und Schüler haben schnell ein Gespür dafür entwickelt, was an den Lebensgeschichten so besonders war. Es gibt Menschen, ohne die wäre unser eigenes Leben ein anderes. Menschen, an denen wir uns orientieren. Oder bei denen wir spüren, dass sie uns ähnlich sind. Eine Schülerin hat gesagt: „Ich habe meinem Onkel von dieser Hausaufgabe erzählt. Er hat mich gebeten, die Geschichte meiner Oma für die ganze Familie aufzuschreiben. Dann können auch die anderen aus der Verwandtschaft sich besser an sie erinnern." Eine Schülerin hat irgendwann gefragt: „Warum haben Sie uns diese Aufgabe überhaupt gestellt? Was haben denn diese Geschichten mit dem Fach Religionspädagogik zu tun?" Ich habe ungefähr so geantwortet: „Nur wer seine Herkunft kennt, kann auch vertrauensvoll in die Zukunft zu schauen. Jeder von uns ist verwurzelt in seiner ganz eigenen Familiengeschichte. Vieles mag da auch belastend sein. Darum ist es gut, nach Beispielen zu suchen, die Mut machen."

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- Gott ist parteiisch.
Wir gehen auf Weihnachten zu. Ein Fest mit vielen Seiten: Für die einen ist es ein Fest des Glaubens. Für andere steht das gute Essen im Vordergrund. Wieder andere genießen einfach ein paar freie Tage. Für mich hat das Weihnachtsfest auch eine politische Seite. Die Zeit, in die Jesus hineingeboren wurde,  ähnelt unserer heutigen Situation. Großes Thema heutzutage: Die Staatsverschuldung. Damals machte  König Herodes kräftig Schulden. Er ließ zum Beispiel die neue, prächtige Stadt Cäsarea bauen. Seine Verschwendungssucht war legendär. Das Volk musste zwar hohe Steuern zahlen, war dennoch kaum abgesichert. Eine schlechte Ernte genügte und alles stand auf der Kippe. Viele Menschen mussten sich dann verschulden. Wer aber sollte die hohen Zinsen bezahlen? Ganze Familie wurden in solchen Fällen in die Sklaverei verkauft. Viele mussten auch auswandern und in der Fremde ihr Glück suchen. So kam es zurzeit Jesu immer wieder zu Aufständen und Demonstrationen. Das Volk war wütend auf seine Herrscher. Es forderte Gerechtigkeit und Frieden. Häufig wurden diese Aufstände von Soldaten niedergeschlagen. Viele Menschen verstanden nicht, wie ihr bisher so treuer Gott diese Ungerechtigkeit zulassen konnte: Einige schlugen sogar Profit aus der Not der anderen. Sie verliehen Geld und wurden damit reich. Die Reichen und Mächtigen hatten eine einfache Erklärung dafür: Wir sind reich, weil Gott uns liebt. Unser Erfolg beweist, dass wir zum richtigen Gott beten. Er hört auf uns, deswegen leben wir in Saus und Braus. Weihnachten hat eine andere Botschaft. Der Sohn Gottes wird nicht in einem Palast geboren, sondern in einem Stall. Er liegt nicht auf edlen Decken, sondern auf Stroh. Das zeigt mir:  Gott steht auf der Seite der Armen. Anschaulich wird das durch die Hirten. Sie kommen als erste an die Krippe. Sie dürfen Jesus als erste sehen. Hirten waren damals überhaupt nicht angesehen. Ständig zogen sie umher. Meistens bettelarm. Denn ihre Schafherden gehörten reichen Leuten aus der Stadt. Für mich heißt Weihnachten deshalb: Gott zeigt, auf welcher Seite er steht. Auch wenn die Reichen vorerst  reich bleiben und die Armen arm. Die Verteilungsprobleme sind nicht auf einen Schlag gelöst, aber es kommt etwas in Bewegung. Weihnachten stellt jeder Gesellschaft die Frage: Wie geht ihr mit denen um, die am Rande leben? Als Christen sind wir aufgefordert, in dieser Frage Position zu beziehen. So wie Gott es an Weihnachten getan hat.

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Ideen sammeln für das neue Jahr.  

Wir Menschen brauchen Aufgaben, die uns herausfordern. Ich habe das in den letzten Monaten bei meiner Tochter beobachtet. Sie ist vier Jahre alt. Im Herbst hat sie ein Fahrrad bekommen. Sofort wollte sie losfahren. Trotz einiger Schwierigkeiten und Stürze ist sie hoch motiviert geblieben. Bald ist sie voller Freude durch die Gegend gesaust. Sie hat sich selbst eine Aufgabe gestellt und ist daran gewachsen. Jedenfalls kommt sie mir - seit sie Fahrrad fahren kann - mindestens fünf Zentimeter größer vor. Eine Aufgabe suchen, an der ich wachsen kann. Das ist oft gar nicht so einfach. Der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier. Gerade in der kalten Jahreszeit will ich es mir einfach zuhause gemütlich machen. Zwar stelle ich mich gerne neuen Herausforderungen - doch ein kuscheliges Sofa ist auch nicht zu verachten. Da frage ich mich: Warum fällt es mir oft schwer, mich selbst zu motivieren? Es gibt Menschen, da mag dies am Alter oder an Krankheiten liegen. Da sind die Möglichkeiten natürlich eingeschränkt. Andere sind fit und gesund, haben aber trotzdem wenige Ideen für ihre Freizeit. Vielleicht liegt es daran, dass wir häufig gesagt bekommen, was wir tun sollen. In der Schule sind es die Lehrer. Im Beruf ist es der Chef. In der Freizeit will ich dann einfach meine Ruhe haben. Ganz ohne Spannung wird das Leben jedoch einfach fade.  Vielleicht sollte ich mir ein Beispiel an meiner Tochter nehmen. Sie hat sich ihre Herausforderung gesucht und sich ihr gestellt. Sie hat zwar einige Plessuren davon getragen, aber jetzt kann sie Fahrrad fahren. Irgendwie beneidenswert.
Der Jahreswechsel steht bevor. Bei den guten Vorsätzen für das neue Jahr geht es meist darum, etwas sein zu lassen. Weniger Rauchen, weniger Süßigkeiten. Für das nächste Jahr habe ich eine andere Idee: Ich überlege mir was ich gerne tun würde - etwas zu dem ich bisher nicht gekommen sind. Ich wollte zum Beispiel schon immer... italienisch lernen, eine große Radtour machen oder ein Baumhaus bauen. Vielleicht nicht alles auf einmal. Ich glaube, ich fange mal mit der Radtour an. Und ich merke, wie es gut tut, wenn ich mir eine Aufgabe suche, an der ich wachsen kann. 

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Über Unterschiede und Gemeinsamkeiten.

Ich lese gern Science-Fiction Geschichten. Ich finde es spannend, mir die Zukunft vorzustellen: Wie könnte sich die Technik entwickeln? Was gibt es im Universum noch zu entdecken? Welche Chancen bieten sich uns? Welche Gefahren stehen uns bevor?
Besonders gern lese ich die Geschichten von Philip Dick. Er ist einer der bekanntesten Science-Fiction-Autoren aus den USA. Ein Motiv taucht in seinen Geschichten häufiger auf: Der Held der Geschichte lebt jahrelang in einer Scheinwelt. Dann entdeckt er, wie seine Welt in Wirklichkeit aussieht. Er kommt einer großen Täuschung auf die Spur. Zum Beispiel hat ihn ein großer Konzern ihn belogen, um ihn auszunutzen. 
Wenn ich über solche Geschichten nachdenke, stelle ich vieles in Frage: Wo lasse ich mich täuschen? Was steckt hinter dem, was ich sehe? 
Ich frage mich, wie viel ich überhaupt von der Wirklichkeit erfasse. Nachdenklich machen mich die verschiedenen Religionen und ihre Sicht auf die Welt. Auch wenn es zwischen den Religionen große Unterschiede gibt: Sie erzählen alle von einer Wirklichkeit, die uns übersteigt. Sie nennen es Gott, die Ewigkeit oder den Himmel. Viele Menschen berichten von religiösen Erfahrungen, bei denen sie in Kontakt mit dieser anderen Wirklichkeit gekommen sind. So auch in der Bibel. Zum Beispiel heißt es in der Offenbarung des Johannes: „Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen." 
Die Vision von einer neuen Erde, einem neuen Blick auf den Himmel. Hinter der Wirklichkeit, wie wir sie wahrnehmen, steht noch etwas Größeres! Diese Gedanken faszinieren mich.
In vielen Science-Fiction-Romanen entdeckt der Held der Geschichte, dass er absichtlich getäuscht wurde. Auch die Bibel erzählt davon, dass wir einer anderen Wirklichkeit auf die Spur kommen sollen. Aber hier sind nicht dunkle Mächte am Werk. Die Bibel lädt uns ein, einen neuen Blick auf die Erde und den Himmel zu werfen. Sie will uns die Augen für Gott öffnen. Ein Gott, der es gut mit uns meint. Der uns befreien will von Täuschungen.

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