SWR4 Abendgedanken BW

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Warum ist es manchmal so schwer, an Gott zu glauben? Es gibt gute Gründe dafür. Drei davon will ich Ihnen vorstellen. Es sind nicht die „üblichen Verdächtigen", aber vielleicht erkennen Sie einen der Gründe ja bei sich oder anderen wieder...
Ein erster Grund, warum der Glaube an Gott manchmal so schwer ist: Wenn ich an Gott glaube, erkenne ich an, dass es jemanden gibt, der mich kritisieren darf.
Wenn Gott wirklich Gott ist, dann ist er auch größer als ich. Und dieser unendlich große Gott findet nicht alles gut, was ich mache!
Es ist nicht immer einfach, das anzuerkennen. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum manche Menschen am Sonntag nicht in die Kirche gehen: Weil sie Sorge haben, dass sie etwas über sich erfahren könnten, was sie eigentlich nicht hören wollen. Wenn ich an Gott glaube, erkenne ich an, dass es jemanden gibt, der mich kritisieren darf.
Damit ganz eng verbunden ist
ein zweiter Grund, warum der Glaube an Gott manchmal so schwer ist: Wenn ich an Gott glaube, wird das womöglich mein Leben verändern.
Es bleibt ja nicht bei der Kritik. Es gibt ja Vorschläge, Angebote, oder deutlicher gesagt: Es gibt Gebote, die mir zeigen, wie ich mein Leben führen sollte. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" - wer das wirklich versucht, dessen Leben wird sich womöglich radikal ändern. Das ist, denke ich, ein Grund, warum es manchmal schwer ist zu glauben.
Und ein dritter Grund: Wenn ich an Gott glaube, erkenne ich an, dass es jemanden gibt, der mir vergibt.
Dass man sich schuldig macht oder etwas schuldig bleibt, das gehört zum Leben dazu. Aber: Mir selbst vergeben zu lassen, ist trotzdem erst einmal - unangenehm, vielleicht sogar demütigend. Ich sehe meiner Schuld ins Auge und bitte um Vergebung. Das gehört zum christlichen Glauben dazu. Das ist nicht einfach...
Das sind, so finde ich, gute Gründe, warum es vielleicht schwer ist, an Gott zu glauben.
Aber wenn es ihn nun wirklich gibt?
Ich denke, dann habe ich einfach keine Alternative. Er ist nun einmal größer als ich und hat das Recht mich zu kritisieren. Es verändert mein Leben, wenn ich mit ihm lebe. Und - Gott sei Dank, auch wenn es unbequem ist - ich kann meiner Schuld ins Auge sehen, weil sie mir vergeben wird.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13849
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