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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

28JAN2025
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Der Gang nach Canossa ist sprichwörtlich geworden. König Heinrich der Vierte machte sich im Dezember 1076 auf den Weg zu Papst Gregor dem Siebten, auf den Weg zur Burg Canossa.

Als er Wochen später, am 28. Januar, endlich zum Papst vorgelassen wurde, bat er um Verzeihung und um Aufhebung des Banns, mit dem Papst Gregor ihn belegt hatte.

Tiefer will ich in die Geschichte gar nicht einsteigen, aber ich finde, es ist wichtig zu verstehen, was das Sprichwort eigentlich bedeutet:

Ein Gang nach Canossa ist nämlich ein Bitt- und Bußgang. Wenn jemand sich heute sprichwörtlich nach Canossa aufmacht, dann hat er wirklich Mist gebaut und weiß, es wird nicht leicht sein, dass man ihm verzeiht.

Einen Gang nach Canossa tritt man nicht leichtfertig an und man kann sich nicht sicher sein, ob er erfolgreich sein wird.  Ob man erstens überhaupt die Chance bekommt und „vorgelassen“ wird, um seine Schuld zu bekennen, um deutlich zu sagen: „Ich habe verstanden, ich habe Mist gebaut, es tut mir leid! Bitte entschuldige!“ Und zweitens kann man dann nur noch hoffen, dass man Gnade erfährt.

Warum ich das so ausführlich beschreibe? Weil ich finde, dass man dieses Sprichwort vom Gang nach Canossa heute sehr leichtfertig benutzt.

Aber entschulden, verzeihen kann nur mein Gegenüber. Wenn ich einen Freund beleidigt und beschimpft habe und es tut mir leid, dann sage ich, dass ich falsch gehandelt habe, dass es mir leidtut. Und ich kann nur hoffen, dass er mir dann verzeiht.

So ein Gang nach Canossa, der kann auch schiefgehen, wenn mir nicht verziehen wird. Deshalb ist es mir so wichtig, nicht leichtfertig „Entschuldigung“ zu sagen oder den berühmten Gang nach Canossa anzutreten. Wenn es mir wirklich leidtut und ich weiß, dass nur mein Gegenüber mich entschulden kann, mir verzeihen kann – oder eben auch nicht – nur dann habe ich wirklich verstanden, wie Unrecht mein Handeln war. Nur dann ist es wirklich ein Gang nach Canossa, den ich antrete. Nur wenn ich wirklich verstanden habe, was ich falsch gemacht habe und ich dafür die Verantwortung übernehme – nur dann kann ich die Hoffnung auf Gnade, auf echtes Verzeihen und damit auf einen Neuanfang haben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41482
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Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

28JAN2025
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Der Gang nach Canossa ist sprichwörtlich geworden. König Heinrich der Vierte machte sich im Dezember 1076 auf den Weg zu Papst Gregor dem Siebten, auf den Weg zur Burg Canossa.

Als er Wochen später, am 28. Januar, endlich zum Papst vorgelassen wurde, bat er um Verzeihung und um Aufhebung des Banns, mit dem Papst Gregor ihn belegt hatte.

Tiefer will ich in die Geschichte gar nicht einsteigen, aber ich finde, es ist wichtig zu verstehen, was das Sprichwort eigentlich bedeutet:

Ein Gang nach Canossa ist nämlich ein Bitt- und Bußgang. Wenn jemand sich heute sprichwörtlich nach Canossa aufmacht, dann hat er wirklich Mist gebaut und weiß, es wird nicht leicht sein, dass man ihm verzeiht.

Einen Gang nach Canossa tritt man nicht leichtfertig an und man kann sich nicht sicher sein, ob er erfolgreich sein wird.  Ob man erstens überhaupt die Chance bekommt und „vorgelassen“ wird, um seine Schuld zu bekennen, um deutlich zu sagen: „Ich habe verstanden, ich habe Mist gebaut, es tut mir leid! Bitte entschuldige!“ Und zweitens kann man dann nur noch hoffen, dass man Gnade erfährt.

Warum ich das so ausführlich beschreibe? Weil ich finde, dass man dieses Sprichwort vom Gang nach Canossa heute sehr leichtfertig benutzt.

Aber entschulden, verzeihen kann nur mein Gegenüber. Wenn ich einen Freund beleidigt und beschimpft habe und es tut mir leid, dann sage ich, dass ich falsch gehandelt habe, dass es mir leidtut. Und ich kann nur hoffen, dass er mir dann verzeiht.

So ein Gang nach Canossa, der kann auch schiefgehen, wenn mir nicht verziehen wird. Deshalb ist es mir so wichtig, nicht leichtfertig „Entschuldigung“ zu sagen oder den berühmten Gang nach Canossa anzutreten. Wenn es mir wirklich leidtut und ich weiß, dass nur mein Gegenüber mich entschulden kann, mir verzeihen kann – oder eben auch nicht – nur dann habe ich wirklich verstanden, wie Unrecht mein Handeln war. Nur dann ist es wirklich ein Gang nach Canossa, den ich antrete. Nur wenn ich wirklich verstanden habe, was ich falsch gemacht habe und ich dafür die Verantwortung übernehme – nur dann kann ich die Hoffnung auf Gnade, auf echtes Verzeihen und damit auf einen Neuanfang haben.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

27JAN2025
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So jetzt ist er fast vorbei: der erste Monat des nicht mehr ganz so neuen Jahres. Und statistisch gesehen haben die Meisten ihre guten Vorsätze bereits aufgegeben.

Das Publikum in den Fitnessstudios wird wieder weniger, die Essgewohnheiten tendieren wieder Richtung Kohlenhydrate und Fett.  Kein Hafermüsli mit frischen Früchten mehr, sondern Nutella Brot mit Butter.

Jetzt könnte man sich über sich selbst ärgern und sich dem Frust hingeben.  Damit würde man dann wohl auch mal wieder ein bisschen den Glauben an sich selbst verlieren. Und die Hoffnung, dass es das nächste Mal besser klappt, wenn man wieder etwas ändern will. Oder: Man steht zu sich und … Achtung! jetzt genau zuhören - man versucht es von neuem.

Falls Sie jetzt erwartet haben, dass ich Ihnen etwas erzähle von „Seien Sie nicht zu hart zu sich selbst, seien Sie auch mal gnädig mit sich“ – da muss ich Sie heute enttäuschen. Es geht mir um die Kunst zu wissen, wenn man mal Fünfe grade sein lassen kann, und wann vielleicht auch nicht.

Ich bin der Meinung, wenn ich etwas ändern will und es nicht schaffe, dann darf ich gnädig sein mit mir im Scheitern. Das ja. Aber dann bitte nicht hoffnungsfrei dem Schicksal hingeben, sondern sich hoffnungsfroh wieder am Riemen reißen und wieder von neuem starten.

In vier Tagen ist der 31. Januar. Starten Sie doch mit guten Vorsätzen in den Februar.
Sie ahnen es: Es geht mir nicht nur um das Fitnessstudio oder die Zuckerbomben. Nein, es geht darum hoffnungsfroh zu leben und jeden Tag, jede Woche, jeden Monat die Chance für einen Start, einen Neuanfang zu sehen.

Echte Hoffnung ist immer da, auch in der 35. Kalenderwoche oder im November. Auch dann kann ich starten und ins Fitnessstudio gehen. Oder – und wahrscheinlich wichtiger als der Gang ist Fitnessstudio: Ich kann auch dann damit beginnen, die Welt zu verändern.

Auch nach Jahren der Nachbarschaft kann ich neu auf die Nachbarn zugehen, zerrissenen Freundschaften flicken und Fehler in Beziehungen und Familie eingestehen.
Also los – gute Vorsätze für den 1. Februar sind gefragt!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41481
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Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

27JAN2025
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So jetzt ist er fast vorbei: der erste Monat des nicht mehr ganz so neuen Jahres. Und statistisch gesehen haben die Meisten ihre guten Vorsätze bereits aufgegeben.

Das Publikum in den Fitnessstudios wird wieder weniger, die Essgewohnheiten tendieren wieder Richtung Kohlenhydrate und Fett.  Kein Hafermüsli mit frischen Früchten mehr, sondern Nutella Brot mit Butter.

Jetzt könnte man sich über sich selbst ärgern und sich dem Frust hingeben.  Damit würde man dann wohl auch mal wieder ein bisschen den Glauben an sich selbst verlieren. Und die Hoffnung, dass es das nächste Mal besser klappt, wenn man wieder etwas ändern will. Oder: Man steht zu sich und … Achtung! jetzt genau zuhören - man versucht es von neuem.

Falls Sie jetzt erwartet haben, dass ich Ihnen etwas erzähle von „Seien Sie nicht zu hart zu sich selbst, seien Sie auch mal gnädig mit sich“ – da muss ich Sie heute enttäuschen. Es geht mir um die Kunst zu wissen, wenn man mal Fünfe grade sein lassen kann, und wann vielleicht auch nicht.

Ich bin der Meinung, wenn ich etwas ändern will und es nicht schaffe, dann darf ich gnädig sein mit mir im Scheitern. Das ja. Aber dann bitte nicht hoffnungsfrei dem Schicksal hingeben, sondern sich hoffnungsfroh wieder am Riemen reißen und wieder von neuem starten.

In vier Tagen ist der 31. Januar. Starten Sie doch mit guten Vorsätzen in den Februar.
Sie ahnen es: Es geht mir nicht nur um das Fitnessstudio oder die Zuckerbomben. Nein, es geht darum hoffnungsfroh zu leben und jeden Tag, jede Woche, jeden Monat die Chance für einen Start, einen Neuanfang zu sehen.

Echte Hoffnung ist immer da, auch in der 35. Kalenderwoche oder im November. Auch dann kann ich starten und ins Fitnessstudio gehen. Oder – und wahrscheinlich wichtiger als der Gang ist Fitnessstudio: Ich kann auch dann damit beginnen, die Welt zu verändern.

Auch nach Jahren der Nachbarschaft kann ich neu auf die Nachbarn zugehen, zerrissenen Freundschaften flicken und Fehler in Beziehungen und Familie eingestehen.
Also los – gute Vorsätze für den 1. Februar sind gefragt!

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Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

07DEZ2024
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Ich gebe zu, so wahnsinnig kreativ klingt es für Sie wahrscheinlich nicht, wenn ich Ihnen sage, dass ich heute über „Licht“ sprechen werde – aber bleiben Sie und lassen Sie sich ein.

Licht in der Adventszeit, Adventskranz, dicke roten Kerzen, Straßenbeleuchtung, Weihnachtsbäume – eben Licht. Aber „Licht“ hat mehr zu bieten. „Es werde Licht“ - die erste Schöpfungshandlung Gottes in der Bibel. Ganz am Anfang schuf Gott das Licht.

Gerade in der dunklen Jahreszeit erleben wir, wie wertvoll „Licht“ ist.  Früher waren die Menschen auf den Rhythmus des Lichts angewiesen, da waren zu dieser Jahreszeit die Nächte wirklich lang und dunkel und die Tage sehr kurz.

Wenn ich mich in diese Zeit zurückversetze, verstehe ich die Sehnsucht nach der Wintersonnenwende sehr gut, den Wunsch, dass es wieder anders wird, dass die Tage wieder länger und die Nächte wieder kürzer werden mögen. 

Genau dieses Gefühl, der Wunsch, dass die Dunkelheit kürzer und die Helligkeit wieder länger dauert, hat Sarah mir beschrieben.

Sarah hat versucht, mir zu beschreiben, wie es ist, wenn die Depression sie umfängt. Wie es ist, wenn alles grau und dunkel ist. Sarah hat mir auch den Weg aus der Depression beschrieben. Und sie hat diesen Weg, wenn es gelingt, verglichen mit Advent, damit, dass es mit der Zeit dann doch wieder heller wird. Entgegen aller Erwartung.

Die Depression als Dunkelheit, in der zunächst nur ein kleines Licht aufleuchtet. Und wenn es gut läuft ein zweites und ein drittes und so weiter. Bis dann die Welt ganz langsam wieder heller und farbiger wird.

Seit diesem Gespräch mit Sarah, denke ich im Advent besonders an sie   – und dadurch hat das Licht in der Adventszeit für mich eine neue, eine weitere starke Bedeutung bekommen.

Allen, die sich gefangen fühlen in der Dunkelheit, wünsche ich Licht, wünsche ich adventliche Momente. Licht lässt Farben erscheinen, die das Leben bereichern.

Sarah hat mir gezeigt: Füreinander Licht sein in dunkler und schwerer Zeit, wenn es unübersichtlich und depressiv zu sein scheint– das ist die zentrale Botschaft des Advents.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41137
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Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

06DEZ2024
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Sicherlich erwarten Sie, dass ich heute über Nikolaus spreche.  Entweder über den Bischof, oder den Gedenktag oder das erste „Süßigkeitenfest“ auf dem Weg zu Weihnachten. Und versprochen, ich werde dies irgendwie tun – auch wenn es sich zunächst nicht gleich so anhört.

Der Advent und erst recht der Nikolaustag wecken eine Sehnsucht in mir, eine Sehnsucht nach Wärme, Nähe und Licht. Danach, dass ich geborgen bin und dass alles irgendwie gut wird.

„Sehnsucht“, das ist ein seltsames Wort, trifft aber genau das was ich fühle. Ich sehne mich nach etwas und wenn es nicht erfüllt wird, dann löst das bei mir starkes Drängen nach Erfüllung, noch stärkere Sehnsucht aus.

Sehnsucht, das ist ein starkes Gefühl. Und es macht Sinn, dass in der Sehnsucht das Wort „Sucht" steckt: Sie ist nicht zu sättigen. Nähe, Liebe, Zuwendung, Aufmerksamkeit und auch der Wunsch nach einer heilen Welt scheinen fast unersättlich vorhanden.

Ich bin dann immer ganz froh, dass dieses Gefühl „Sehnsucht“ für mich im Advent seinen Platz gefunden hat. Das Kirchenjahr ist schon ziemlich genial den unterschiedlichsten Gefühlen, die wir Menschen haben können, Raum zu geben:  Hoffnung, Dankbarkeit, Trauer und Liebe und vieles mehr findet seinen Platz im Kirchenjahr an Ostern, Erntedank, Ewigkeitssonntag, im Advent oder an Weihnachten.

Sehnsucht hat ihren Platz für mich im Advent und besonders am Nikolaustag. Der steht nämlich für mich für Wärme und Nächstenliebe. Und nicht nur, weil es Schokolade gibt – was ich natürlich auch nicht schlecht finde.

Der Nikolaustag ist für mich mehr als der gefüllte Teller oder die Süßigkeiten im Schuh. Er ist für mich DER Meilenstein im Advent auf dem Weg zu Weihnachten. Wenn der Nikolaustag da ist, ist für mich die traurige Zeit des Novembers endgültig vorbei. Mein Blick geht vom November Richtung Heilig Abend. Voller Vorfreude und Sehnsucht:

Von der Dunkelheit der Trauer hin zu Wärme und Licht und Liebe. Zu Weihnachten, der unglaublichen Geburt Gottes in einem ärmlichen Stall. Mein Blick geht zu dem Fest, das alles möglich erscheinen lässt, das Hoffnung gibt und Liebe schenkt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41136
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Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

05DEZ2024
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Der November ist vorbei, die Adventszeit hat begonnen, aber die Melancholie begleitet mich. Ok im November gehört das vielleicht auch noch ein bisschen dazu. Da sind all die Trauer- und Erinnerungstage, das Laub fällt und der Nebel hüllt die Welt ein.

Aber jetzt? Jetzt hat doch der Advent begonnen. Wohlfühlzeit. Zeit der Lichter. Es wird heller – auf dem Original Adventskranz von Johann Hinrich Wichern wäre heute die fünfte Kerze entzündet worden, für jeden Dezembertag gibt es eine.

Und trotzdem ist sie da – die Melancholie. Ich kenne sie gut, wie eine alte Freundin, schon lange begleitet sie mich, schenkt mir Gemeinschaft und widmet mir ihre Aufmerksamkeit.

Und eigentlich finde ich das nicht schlimm. Ich mag die Phasen des Rückblicks, des Nachspürens. Sie sind wertvoll und können so manches ins rechte Licht rücken – Aktuelles einordnen und relativieren.

Ja es ist klug, wie es in der Bibel heißt, zu bedenken, dass man sterblich ist.Und es ist gut, sich bewusst zu machen, dass auch andere sterben, zu trauern um die, die schon gegangen sind. Es ist klug, die Endlichkeit von allem zu bedenken und dadurch den Wert des Moments, des Augenblicks, der erlebten Gemeinschaft neu zu schätzen.

So manche Treffen mit Familie und Freunden, im Verein oder der Kirche werden für mich wertvoller, wenn ich mir vorstelle, es gäbe sie nicht mehr. Dann wird so manches, was mir zuerst wie ein belangloses Dahinplätschern erscheint, für mich zu einem Moment der Nähe, gefüllt mit Dankbarkeit.

Ja, ich mag meine Melancholie - auch wenn ich sie manchmal gerne schneller abstreifen und loswerden würde - wenn ich mir manchmal wieder etwas mehr Leichtigkeit wünschen würde.

Sie erinnert mich doch immer wieder daran, mal nachzudenken und zu überlegen, ob ich auf dem richtigen Weg bin. Die mir wichtigen Ziele verfolge, genug Gemeinschaft lebe und auch mal das Leben einfach nur genieße?

Wenn Sie sich jetzt fragen, warum redet er heute über Melancholie – es ist Advent, das Leben ist schön und ich bin dankbar dafür – dann freue ich mich für Sie!

Wenn es Ihnen aber manchmal ähnlich geht wie mir – umarmen sie in Gedanken Ihre Melancholie – machen Sie sich bewusst, was Ihnen wirklich wichtig ist. Und freuen Sie sich mit mir auf den Nikolaustag!

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Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

03AUG2024
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In manchen Ländern feiert man intensiv Geburtstag, in anderen eher den Namenstag. Heute dürfen alle feiern, die Lydia heißen. Lydia ist nicht nur – wie ich finde - ein schöner Name, er ist mir auch wichtig geworden, weil mich die Lydia, von der die Bibel erzählt, so beeindruckt.

Oft kommen Frauen ja eher zu kurz in der Geschichtsschreibung und auch in der Bibel. Ist eine Frau dann die Hauptperson in einer Geschichte, muss sie schon wirklich sehr großen Eindruck hinterlassen haben.  So wie Lydia.

Sie ist eine Geschäftsfrau gewesen. Sie hat mit einem der wertvollsten Färbemittel der damaligen Zeit gehandelt: Purpur. Diesen Job zu haben, als Händlerin auch über die Region hinaus unterwegs zu sein, und sich durchzusetzen als Frau in der damaligen Zeit, das finde ich beeindruckend. Ich denke, sie ist eine faszinierende Person gewesen. Beschrieben wird sie als gottesfürchtig – also mit starker Haltung, ihr Wirken an Werten orientiert.

Ich bin froh, an solchen Namenstagen wie heute, an Menschen wie Lydia erinnert zu werden. Denn ich brauche Vorbilder. Lydia hat mit beiden Füßen im Leben und Geschäft gestanden. Sie hat ein Haus geleitet, was in damaliger Zeit eigentlich nur den Männern vorbehalten war. Ein Haus zu leiten hieß, Verantwortung zu übernehmen: für alle Familienmitglieder und die Angestellten.

Diese Lydia hat irgendwann beschlossen, Christin zu werden. Sie wollte den neuen Weg gehen, weil er für sie richtig und gut war. Und so hat sie sich taufen lassen. Zusammen mit allen, die zur Familie gehörten. Ein mutiger Schritt.

Heute ist ihr Namenstag. Lydia: Beispiel einer Unternehmerin mit Verantwortung, Liebe, Klarheit und Mut.

Ich wünsche Ihnen heute diesen Mut und diese Standhaftigkeit, gerne auch die Geschäftsfähigkeit von Lydia. Setzen Sie sie ein, beim Gestalten unserer Welt. Setzen Sie sie ein, für eine gute Welt, so dass auch unsere Enkel und die Enkel unserer Enkel, die Welt gut gestalten können!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40407
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Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

02AUG2024
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Heute spreche ich mal über das Schöne im Leben. Einfach den Blick wenden und schauen, was es noch so gibt außerhalb von schlechten Nachrichten und Katastrophenmeldungen. Nicht um das auszublenden oder zu ignorieren, sondern um die Gesamtheit – um alles in den Blick zu bekommen. In einer Zeitschrift habe ich vor kurzem über neue Forschungen gelesen. Sie zeigen, dass der Mensch sich gerade in schwierigen Zeiten für andere Menschen einsetzt und nicht nur an sich selbst denkt. Ich finde das schön. Es macht mir Mut.

Auch meine Großmutter hat mir viele Geschichten von ihrer Flucht erzählt, in denen es um Zusammenhalt in der Not geht. Um aufeinander aufpassen und einander unterstützen – zumindest bei denen, die gemeinsam in Not sind. Sie halten zusammen – auch wenn die Bauern nicht immer Milch geben oder geben konnten für die Neugeborenen.  Oft haben alle nicht genug, aber dennoch gibt es immer wieder diejenigen, die von ihrem Wenigen etwas abgeben.

Wie gesagt: Ich will nicht die Augen verschließen vor der Welt und der Schlechtigkeit, die es auf Erden gibt – es tut mir nur in seiner Ausschließlichkeit nicht gut. Es zehrt an meiner Seele und setzt den Stachel des Egoismus in mein Herz. Nach dem Motto, wenn es eh dem Ende zu geht – dann muss ich schauen, dass es mir noch gut geht. Und das will ich nicht. Ich will leben und lieben, die Welt gestalten und enkeltauglich machen. In Gemeinschaft handeln und feiern und das in Frieden und Gerechtigkeit und nicht in Unterdrückung und Krieg.

Damit ich das kann und hoffnungsfroh bleibe, schaue ich bewusst immer wieder nach etwas Schönem am Tag, mal die Blumen auf dem Feld, mal der Kaffee mit einem Freund oder die Minuten der Ruhe beim Sonnenuntergang mit meiner Frau. Inseln des Friedens und der Harmonie. Zeiten, den Akku aufzutanken und den Glauben nicht zu verlieren, sondern um Kraft zu schöpfen, damit ich glaubensheiter und hoffnungsfroh die Welt zu einem besseren Platz gestalte. Ich hoffe für Sie, dass auch Sie solche Inseln des Schönen in Ihrem Leben haben, die Sie Hoffnung schöpfen lassen, damit wir gemeinsam die Welt friedlicher und enkeltauglich gestalten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40406
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Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

01AUG2024
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Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Kind, genauer eine Tochter. Vielleicht müssen Sie es sich nicht vorstellen, vielleicht haben Sie eine Tochter. Jedenfalls: Diese Tochter schreibt Tagebuch – jeden Tag schreibt sie das auf, was sie erlebt hat, was sie bewegt.  Jahre später finden sie die Tagebücher Ihrer Tochter und Sie fangen an zu lesen. Irgendwann blättern Sie eine Seite um, und die nächste Seite ist leer.

Die Eintragungen hören plötzlich auf. So wäre es Morgen gewesen. Am 1. August 1944 – heute vor genau 80 Jahren - hat Anne Frank zum letzten Mal in ihr Tagebuch geschrieben. Die Seite für den 2. August ist leer. Weil Anne zusammen mit ihrer Familie und Freunden entdeckt wurde. Im Hinterhaus, in dem sie sich versteckt hatte, um nicht deportiert und getötet zu werden. Anne und die anderen waren Juden und wurden von den Nazis gesucht. Im Februar oder März 1945 ist Anne schließlich an den Folgen der Misshandlung durch die Nazis im KZ Bergen-Belsen gestorben. 

Ich gebe zu, das ist harter Tobak am Morgen. Aber wichtig, damit sowas nie wieder passiert. Damit nie mehr Menschen verfolgt werden, aus welchen Gründen auch immer. Es gibt keine Gründe, die es rechtfertigen, Menschen die Menschenrechte abzuerkennen, Menschen zu ent-würdigen.

Und nun die gute Nachricht: Wir leben in einer Demokratie, die wir gestalten, die wir gemeinsam entwickeln, damit wir als Menschen gut zusammenleben. Deshalb dulden wir keine Gewalt, Hetze oder Verfolgung. Deshalb sprechen wir miteinander – auch bei ganz unterschiedlicher Meinung.

Und wir tun dies, damit unsere Welt Zukunft hat – damit wir Zukunft haben.

Hoffnung ist der Vorgeschmack, die Aussicht, der erste Geruch einer neuen Wirklichkeit. Ich persönlich habe Hoffnung, weil ich glauben kann.  Hoffnung auf eine enkeltaugliche Welt, auf Frieden und Gerechtigkeit oder wie es in der Bibel heißt: Darauf, dass Wolf und Schaf zusammenleben.

Und was ist Ihre Hoffnung? Was lässt Sie sich einsetzen für Demokratie, Zusammenhalt und Zukunft?

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