Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP
Manchmal gehe ich auf ihnen spazieren – meist ist es ruhig, gepflegt, mit viel Natur. Und meistens ist nicht so viel los – es sei denn es liegen Prominente auf diesem Friedhof.
Da besuchen Oma und Enkelin das Grab des Opas und während die ältere Frau die Blumen gießt und das Unkraut zupft, spielt das Kind fröhlich zwischen den Gräbern. Da sind auf uralten Grabsteinen so viele Namen und Daten geschrieben, dass auf den ersten Blick klar wird, dass hier mehrere Generationen einer Familie liegen.
Da sind Gräber, denen man ansieht, dass sich niemand mehr um sie kümmert – wahrscheinlich, weil sich niemand mehr kümmern kann.
Da sind aber auch die, die nach buntem Leben aussehen - Kindergräber, geschmückt mit Stofftieren und Windrädern. Gerade diese Kindergräber, sie sind eine Herausforderung für mich. Aber dennoch: Meist tut es mir gut, Friedhöfe zu besuchen.
Und es hilft mir dabei, mich auf das Wesentliche zu besinnen, das Bewusstsein der Endlichkeit und Vergänglichkeit zu spüren. Und oft hilft es mir das, was ich habe, noch mehr zu schätzen.
Vor kurzem ist mir bei einem Spaziergang auf einem Friedhof - kurz vorm Ausgang - ein Grabstein ins Auge gefallen mit einer besonderen Inschrift. Sie war ganz besonders eindrücklich.
Dort stand unter dem Namen und den Lebensdaten: „Auf Wiedersehen“. Nur diese zwei Worte „Auf Wiedersehen“ – Wow- was für eine Aussage hier an diesem Ort. „Auf Wiedersehen“ – oft einfach so dahingesagt.
Hier auf dem Friedhof ist es aber keine Abschiedsfloskel, sondern ein Bekenntnis, Ausdruck von Hoffnung und Zuversicht. Ich hatte Gänsehaut.
Seit diesem Erlebnis auf dem Friedhof verabschiede ich mich viel bewusster mit einem „Auf Wiedersehen“ von Menschen und hoffe immer wieder, dass auch ich möglichst immer so hoffnungsstark sein werde, wie der Mensch, auf dessen Grab stand: „Auf Wiedersehen“.
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