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SWR Kultur Lied zum Sonntag

01JUN2025
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Es wird sein in den letzten Tagen. 
Interessant! Da weiß jemand etwas über den Weltuntergang. Denn darum muss es wohl gehen, wenn von den letzten Tagen die Rede ist. Wenn diese letzten Tage vorbei sind, ist’s aus. Das stelle ich mir furchtbar vor. Als würde es gerade so weitergehen wie im Moment. Die Großmächte und wir mit ihnen rüsten auf wie verrückt. Minderheiten wie Juden und queere Personen werden als Sündenböcke durchs Land getrieben, auf die man seinen Frust abladen kann. Krank vor Wut und Neid bringen Menschen anderen den Tod – Unbekannten, Unschuldigen.

Aber das Lied zum Sonntag heute meint es ganz anders, wenn es von den letzten Tagen singt:

 

Es wird sein in den letzten Tagen,

so hat es der Prophet gesehn

da wird Gottes Berg überragen

alle anderen Berge und Höhn.

Und die Völker werden kommen

Von Ost, West, Süd und Nord,

die Gott Fernen und die Frommen,

zu fragen nach Gottes Wort.

 

Es ist wohl ein apokalyptisches Ereignis, das dieses Lied beschreibt. Allerdings keines, das ein fatales Ende befürchtet. Sondern unmissverständlich herausstellt, was am Ende sein wird, wenn Gott das Ende ist. Dann nämlich wird es am Ende hell sein, weil es eine Licht-Quelle gibt, die wir Menschen gar nicht zerstören können.

 

Auf, kommt herbei!

Lasst uns wandeln im Lichte des Herrn!

 

Gott kommt mit seinem Licht in den finstersten Winkel der Welt, die er geschaffen hat. Der Autor des Lieds, Walter Schulz, beruft sich dabei auf biblische Propheten wie Micha und Jesaja. Was sie von Gott verstanden und über ihn aufgeschrieben haben, bündelt Schulz in seiner ersten Liedstrophe. In ihr stecken auch die Probleme, mit denen die Menschheit bis heute zu kämpfen hat: Dass wir dazu neigen, falschen Zielen nachzujagen, die ins Unheil führen. Dass die einen den anderen ihr Lebensrecht absprechen und wir im Norden auf Kosten derer im Süden des Erdballs leben. Dass Menschen wegen ihres Glaubens Andersgläubige bedrohen und ermorden.

Dem setzt das Lied Worte aus dem Buch des Propheten Jesaja entgegen – dessen große Vision vom Frieden. Die will auch ich niemals aufgeben. Daran halte ich mich fest.

Es wird sein in den letzten Tagen,
so hat es der Prophet geschaut,
da wird niemand Waffen mehr tragen,
deren Stärke er lange vertraut.
Schwerter werden zu Pflugscharen,
und Krieg lernt keiner mehr.
Gott wird seine Welt bewahren
vor Rüstung und Spieß und Speer.

 

Es ist Gottes Wille, diese Welt nicht dem Untergang preiszugeben, sondern sie zu bewahren, zu heilen, zu erneuern. Und es gibt auch einen Weg dahin, den die letzte Liedstrophe andeutet. Ich soll in den Spuren Jesu weitergehen und dabei den Mut nicht sinken lassen. Ich kann vom Frieden reden und ihn mit vielen kleinen Zeichen kultivieren. Indem ich schlichte, wenn Kollegen hintereinander geraten sind; indem ich Paaren beistehe, die es schwer miteinander habe; indem ich Ruhe ausstrahle, wo es allzu aufgeregt zugeht. Viele kleine Zeichen von vielen von uns zeigen auch Wirkung und bauen an der Gottesstadt, die hier besungen wird.

 

 

Kann das Wort von den letzten Tagen
aus einer längst vergangnen Zeit
uns durch alle Finsternis tragen
in die Gottesstadt, leuchtend und weit?

Wenn wir heute mutig wagen,
auf Jesu Weg zu gehn,
werden wir in unsern Tagen
den kommenden Frieden sehn.

 

 

 

 

[WDR] 6023631106.001.001. 2'45

Es wird sein in den letzten Tagen (zu 4 Stimmen)

Choräle für die Morgenandachten

Schlenker, Manfred; Schulz, Walther

Wollersheim, Günther

 

 

Privataufnahme

Neu, Martin - Orgel

Improvisation zu Es wird sein in den letzten Tagen

Katholische Kirche St. Peter und Paul, Reutlingen

 

 

 

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SWR1 3vor8

18MAI2025
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Glauben Sie fragte man mich

An ein Leben nach dem Tode

Und ich antwortete: ja

Aber dann wußte ich

Keine Auskunft zu geben

Wie das aussehen sollte

Wie ich selber

Aussehen sollte

Dort

 

So beginnt ein Gedicht von Marie-Luise Kaschnitz. Aber das könnte genauso auch ich sagen, wenn mich jemand nach der Auferstehung fragt. Ja, ich glaube daran. Aber wie es dort aussieht im Himmel, wenn denn das Wort überhaupt passt, das weiß ich nicht. Das Gedicht von Kaschnitz trägt den Titel: Ein Leben nach dem Tode. Sie hat jahrelang um ihren Mann getrauert, sich immer wieder in Gedichten mit dem Thema Tod auseinandergesetzt  und dann zwei Jahre vor ihrem eigenen diese Verse aufgeschrieben. Sie sind ehrlich, weil sie sich nicht in bekannte Bilder flüchten, die eine scheinbare Sicherheit vorgaukeln. Kaschnitz trauert immer noch um ihren Mann. Und weiß nicht, was auf sie zukommt, wenn sie selbst einmal stirbt.

Wahrscheinlich muss ich das genauso aushalten, wenn ich ehrlich mit mir bin. Aber wirklich aushalten kann ich es nur, wenn dann noch etwas dazukommt. Etwas, das mich beschäftigt, solange ich in der Bibel lese, diese auslege und anderen daraus Hoffnung zuspreche. Die Gedanken der Bibel sind für mich mehr als Worte, die Menschen vor zweitausend Jahren aufgeschrieben haben. Die Bibel ist mein Hoffnungsbuch, in dem ich die Worte finde, die ich allein in mir nicht finden kann. Worte wie die, die heute in den katholischen Gottesdiensten gelesen werden:

Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; (…) Er, (Gott) wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal.

Denn was früher war, ist vergangen. Er, der auf dem Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles neu.

Daran richte ich mich auf, wenn ich nicht weiß, was das ist mit dem Tod, wenn ich zweifle und zu verzweifeln beginne, wenn ich an einem Grab stehe. Dann tröstet es mich, dass sich schon so viele Menschen daran aufgerichtet haben, denen es so ging wie mir.

Die Bibel erzählt mir von Gott, der den Tod nicht akzeptiert, weil er liebt. Dass ich auch lieben kann. Dass die Liebe stärker ist als der Tod. Und daran hat sich auch Marie-Luise Kaschnitz festgehalten, wenn sie in ihrem Gedicht schreibt, wie sie sich das Leben nach dem Tod vorstellt:

Nur Liebe frei gewordne

Niemals aufgezehrte

Mich überflutend.

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SWR3 Gedanken

09MAI2025
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Nun ist der neue Papst doch eine Überraschung. Keiner von denen, die in den letzten Tagen so hoch gehandelt wurden. Robert Francis Prevost ist der erste US-Amerikaner auf dem Stuhl Petri. Er nennt sich Leo XIV. und stellt sich damit in die Tradition eines Namensvorgängers aus dem 19. Jahrhundert. Papst Leo XIII. ist in die Geschichte eingegangen, weil er sich sehr ausführlich mit sozialen Themen beschäftigt hat. Ob das als erstes kleines Programm des neuen Pontifikats verstanden werden darf? Mir würde das gefallen.

Viel mehr kann man über den neuen Papst einen Tag nach seiner Wahl kaum sagen. Aber ich kann sagen, was ich hoffe und wo ich wünsche, dass er Akzente setzt.

  • Ich hoffe sehr, dass Papst Leo ganz nahe an den Menschen dran ist und ein offenes Ohr für sie hat. Und ein Löwen-Herz. Für ihre Nöte und Sorgen, wie auch immer sie aussehen mögen.
  • Ich hoffe, dass er sich aktiv für den Frieden in unserer Welt einsetzt, in der Ukraine und im Gaza; dass er die Kriegsgegner nach Rom einlädt, sie an einen Tisch bringt und ihnen ins Gewissen redet.
  • Ich hoffe, dass er alte Gräben überwindet und neue Brücken baut. In der christlichen Ökumene, die für uns Deutsche so wichtig ist. Aber auch mit dem Islam, weil es eine Katstrophe ist, wenn Menschen wegen Gott zu Feinden werden.
  • Und schließlich und vor allem hoffe ich, dass er sich auch in unerwarteten Momenten auf Jesus beruft. Damit nicht vergessen wird, was für unseren Herrn und Meister wichtig war. Nur die Wahrheit macht frei. Und die Liebe ist unsere größte Gabe.

Gott segne dich, Papst Leo!

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SWR Kultur Wort zum Tag

09MAI2025
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Nun ist der neue Papst doch eine Überraschung. Keiner von denen, die in den letzten Tagen so hoch gehandelt wurden. Robert Francis Prevost ist der erste US-Amerikaner auf dem Stuhl Petri. Er nennt sich Leo XIV. und stellt sich damit in die Tradition eines Namensvorgängers aus dem 19. Jahrhundert. Papst Leo XIII. ist in die Geschichte eingegangen, weil er sich sehr ausführlich mit sozialen Themen beschäftigt hat.

Ob das als erstes kleines Programm des neuen Pontifikats verstanden werden darf? Mir würde das gefallen; nicht zuletzt, weil es an Papst Franziskus anknüpft, der sich besonders für die Armen eingesetzt hatte. Prevost war lange Zeit Bischof in Peru, kennt also nicht nur den Vatikan und seine Gesetze, wo er zuletzt gearbeitet hat. Er weiß, was die ganz „normalen“ Menschen brauchen.

Für mich war der erste Auftritt des Neuen auf dem Petersplatz gestern noch in weiterer Hinsicht überraschend. Was für ein junges Gesicht sich da zeigte und mit welch fester Stimme er zur ganzen Welt sprach. Nicht nur zu den Katholiken. Friede sei mit Euch! Den Gruß des auferstandenen Christus an seine Jünger hat er allen zugerufen. Und ich erlaube mir auch das programmatisch zu sehen. Weil unsere Welt nichts mehr braucht als das: Frieden.

Viel mehr kann man über den neuen Papst einen Tag nach seiner Wahl kaum sagen. Aber ich kann sagen, was ich hoffe und wo ich wünsche, dass er Akzente setzt.

  • Ich hoffe sehr, dass Papst Leo ganz nahe an den Menschen dran ist und ein offenes Ohr für sie hat. Und ein Löwen-Herz. Für ihre Nöte und Sorgen, wie auch immer sie aussehen mögen.
  • Ich hoffe, dass er sich aktiv für den Frieden in unserer Welt einsetzt, in der Ukraine und im Gaza; dass er die Kriegsgegner nach Rom einlädt, sie an einen Tisch bringt und ihnen ins Gewissen redet.
  • Ich hoffe, dass er alte Gräben überwindet und neue Brücken baut. In der christlichen Ökumene, die für uns Deutsche so wichtig ist. Aber auch mit dem Islam, weil es eine Katstrophe ist, wenn Menschen wegen Gott zu Feinden werden.
  • Und schließlich und vor allem hoffe ich, dass er sich auch in unerwarteten Momenten auf Jesus beruft. Damit nicht vergessen wird, was für unseren Herrn und Meister wichtig war. Nur die Wahrheit macht frei. Und die Liebe ist unsere größte Gabe.

Gott segne dich, Papst Leo!

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Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

09MAI2025
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Nun ist der neue Papst doch eine Überraschung. Keiner von denen, die in den letzten Tagen so hoch gehandelt wurden. Robert Francis Prevost ist der erste US-Amerikaner auf dem Stuhl Petri. Er nennt sich Leo XIV. und stellt sich damit in die Tradition eines Namensvorgängers aus dem 19. Jahrhundert. Papst Leo XIII. ist in die Geschichte eingegangen, weil er sich sehr ausführlich mit sozialen Themen beschäftigt hat.

Ob das als erstes kleines Programm des neuen Pontifikats verstanden werden darf? Mir würde das gefallen; nicht zuletzt, weil es an Papst Franziskus anknüpft, der sich besonders für die Armen eingesetzt hatte. Prevost war lange Zeit Bischof in Peru, kennt also nicht nur den Vatikan und seine Gesetze, wo er zuletzt gearbeitet hat. Er weiß, was die ganz „normalen“ Menschen brauchen.

Für mich war der erste Auftritt des Neuen auf dem Petersplatz gestern noch in weiterer Hinsicht überraschend. Was für ein junges Gesicht sich da zeigte und mit welch fester Stimme er zur ganzen Welt sprach. Nicht nur zu den Katholiken.  Friede sei mit Euch! Den Gruß des auferstandenen Christus an seine Jünger hat er allen zugerufen. Und ich erlaube mir auch das programmatisch zu sehen. Weil unsere Welt nichts mehr braucht als das: Frieden.

Viel mehr kann man über den neuen Papst einen Tag nach seiner Wahl kaum sagen. Aber ich kann sagen, was ich hoffe und wo ich wünsche, dass er Akzente setzt.

  • Ich hoffe sehr, dass Papst Leo ganz nahe an den Menschen dran ist und ein offenes Ohr für sie hat. Und ein Löwen-Herz. Für ihre Nöte und Sorgen, wie auch immer sie aussehen mögen.
  • Ich hoffe, dass er sich aktiv für den Frieden in unserer Welt einsetzt, in der Ukraine und im Gaza; dass er die Kriegsgegner nach Rom einlädt, sie an einen Tisch bringt und ihnen ins Gewissen redet.
  • Ich hoffe, dass er alte Gräben überwindet und neue Brücken baut. In der christlichen Ökumene, die für uns Deutsche so wichtig ist. Aber auch mit dem Islam, weil es eine Katstrophe ist, wenn Menschen wegen Gott zu Feinden werden.
  • Und schließlich und vor allem hoffe ich, dass er sich auch in unerwarteten Momenten auf Jesus beruft. Damit nicht vergessen wird, was für unseren Herrn und Meister wichtig war. Nur die Wahrheit macht frei. Und die Liebe ist unsere größte Gabe.

Gott segne dich, Papst Leo!

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

09MAI2025
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Nun ist der neue Papst doch eine Überraschung. Keiner von denen, die in den letzten Tagen so hoch gehandelt wurden. Robert Francis Prevost ist der erste US-Amerikaner auf dem Stuhl Petri. Er nennt sich Leo XIV. und stellt sich damit in die Tradition eines Namensvorgängers aus dem 19. Jahrhundert. Papst Leo XIII. ist in die Geschichte eingegangen, weil er sich sehr ausführlich mit sozialen Themen beschäftigt hat.

Ob das als erstes kleines Programm des neuen Pontifikats verstanden werden darf? Mir würde das gefallen; nicht zuletzt, weil es an Papst Franziskus anknüpft, der sich besonders für die Armen eingesetzt hatte. Prevost war lange Zeit Bischof in Peru, kennt also nicht nur den Vatikan und seine Gesetze, wo er zuletzt gearbeitet hat. Er weiß, was die ganz „normalen“ Menschen brauchen.

Für mich war der erste Auftritt des Neuen auf dem Petersplatz gestern noch in weiterer Hinsicht überraschend. Was für ein junges Gesicht sich da zeigte und mit welch fester Stimme er zur ganzen Welt sprach. Nicht nur zu den Katholiken.  Friede sei mit Euch! Den Gruß des auferstandenen Christus an seine Jünger hat er allen zugerufen. Und ich erlaube mir auch das programmatisch zu sehen. Weil unsere Welt nichts mehr braucht als das: Frieden.

Viel mehr kann man über den neuen Papst einen Tag nach seiner Wahl kaum sagen. Aber ich kann sagen, was ich hoffe und wo ich wünsche, dass er Akzente setzt.

  • Ich hoffe sehr, dass Papst Leo ganz nahe an den Menschen dran ist und ein offenes Ohr für sie hat. Und ein Löwen-Herz. Für ihre Nöte und Sorgen, wie auch immer sie aussehen mögen.
  • Ich hoffe, dass er sich aktiv für den Frieden in unserer Welt einsetzt, in der Ukraine und im Gaza; dass er die Kriegsgegner nach Rom einlädt, sie an einen Tisch bringt und ihnen ins Gewissen redet.
  • Ich hoffe, dass er alte Gräben überwindet und neue Brücken baut. In der christlichen Ökumene, die für uns Deutsche so wichtig ist. Aber auch mit dem Islam, weil es eine Katstrophe ist, wenn Menschen wegen Gott zu Feinden werden.
  • Und schließlich und vor allem hoffe ich, dass er sich auch in unerwarteten Momenten auf Jesus beruft. Damit nicht vergessen wird, was für unseren Herrn und Meister wichtig war. Nur die Wahrheit macht frei. Und die Liebe ist unsere größte Gabe.

Gott segne dich, Papst Leo!

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SWR Kultur Wort zum Tag

26APR2025
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Die Nacht, die in den Tag mündet. Die gehört für mich unbedingt zu Ostern. Und dieser Übergang vom Dunkel ins Licht ist auch eine Woche danach sehr präsent. Weil er mir für mein ganzes Leben eine Perspektive gibt und deshalb heilig ist. Die Nacht und alles, was zu ihr gehört, verwandelt sich, wenn der neue Tag anbricht. Für mich gibt es kein stärkeres Zeichen für Ostern.
Ich feiere die Nacht auf Ostern so gut wie immer in einem Gottesdienst. Aber das bräuchte es gar nicht unbedingt. Als während Corona keine Gottesdienste an Ostern erlaubt waren, habe ich mich mit Freunden und Nachbarn in meinem Garten versammelt. Auch am späten Abend und mit Kerzen, um der Nacht etwas entgegenzusetzen. Und eben nicht allein, sondern mit anderen: die Nacht teilen, den Übergang gemeinsam erwarten. Wir haben ein Feuer angezündet und dort miteinander ausgeharrt, wo es dunkel und kalt war. Ich habe eine Bibelstelle gelesen und wir haben uns dazu ausgetauscht. Und am Ende, bevor es etwas Brot und Tee gab, haben wir ein altes Osterlied gesungen. Ein Lied von der Nacht, die vorüber ist und vom Licht, mit dem Gott unsere Welt hell macht. Ein Lied vom Licht, das sogar die größte Dunkelheit nicht aufhalten kann.
Dieses Lied ist für mich aber nicht nur Musik. Es ist in mir da, auch wenn ich gar nicht wirklich singe. Im übertragenen Sinn, als Bild drückt es meine Sehnsucht aus, dass alles gut werden kann. Es ist so etwas wie eine „Lebensmelodie“, die in mir singt und klingt. Auf einen genauen Text und die Noten kommt es also gar nicht mehr an. Wichtig ist mir nur, dass dieses Lied nicht verstummt. Ich habe es auch jetzt an Ostern gesungen. Mit meinen Worten, die jedes Jahr anders sind, weil die Welt nicht stehen bleibt und die Dunkelheiten sich verändern. Mal sind es weniger, mal sind es mehr wie im Augenblick. Umso wichtiger ist es, dieses „Lied“ zu singen.
Es handelt davon, dass die Wahrheit immer ans Licht kommt und die Lügen entlarvt werden. Es erzählt, wie wichtig es ist, frei zu sein, sagen zu dürfen, was man denkt, der sein zu dürfen, der man eben ist. Mein Osterlied singt in diesem Jahr von der Sehnsucht, dass die Kriege ein Ende haben, kein Kind mehr misshandelt wird. Dass wir den Wert jedes einzelnen Lebens für unendlich wertvoll halten. Und in der letzten Strophe steht meine größte Hoffnung: dass ich die Menschen, die ich geliebt habe und liebe, einmal wiedersehe nach meinem Tod. Und dass es dort keine Nacht mehr geben wird. Nur Licht, immerwährende Klarheit.


1 Genesis 1,27

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SWR Kultur Wort zum Tag

25APR2025
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Ich war enttäuscht. Kein einziges Mädchen hatte sich bei mir gemeldet, um den Beruf des Pfarrers kennenzulernen. Am Girl’s Day Anfang des Monats. Der ist unter anderem dazu da, dass Mädchen in einen Beruf hinein schnuppern, der nicht zum Standardrepertoire des eigenen Geschlechts gehört. Also Fliesenlegerin, Schornsteinfegerin, Metzgerin oder eben auch Pfarrerin. Nun gibt’s da allerdings in der Katholischen Kirche ein Problem. Die meisten Verantwortlichen wollen gar nicht, dass sich Girls für diesen Beruf interessieren. Von Rom aus ist das Amt des Priesters für Männer reserviert. Und ich werde daran nichts ändern, auch wenn ich persönlich anderer Meinung bin. Ich glaube, dass Frauen dazu genau so berufen sind wie Männer. Weil für die Frage, wer Jesus nachfolgen kann, das Geschlecht keine Rolle spielt. Und ich meine: Auch Jesus hätte es so gesehen, wenn damals diese Frage eine Rolle gespielt hätte. Frauen haben selbstverständlich zum Kreis derer gehört, die mit ihm in Galiläa auf Wanderschaft waren. Aber das nützt ja nichts. Auch wenn inzwischen sogar einzelne Bischöfe sich für diesen Gedanken öffnen, es sogar öffentlich sagen. Im Moment sieht es nicht danach aus, als würde sich daran etwas ändern.
Trotzdem war ich enttäuscht. Sogar ein bisschen niedergeschlagen, wenn ich mir vorstelle, wie das in ein paar Jahren sein wird, wenn ich mal in Pension gehe und kaum jemand nachkommt. Jungs ja auch so gut wie nicht. Und gleichzeitig ist mir klar, dass ich das niemand zum Vorwurf machen kann. Schon gar nicht einer 16-Jährigen, die natürlich klug genug ist zu wissen: „Das wird nichts, wenn ich darauf meine Zukunft aufbaue. Die wollen mich ja gar nicht.“
In meinem Kopf prallen da zwei Welten aufeinander. Und das tut weh! Ich wünsche mir, dass sich mehr für diesen Beruf interessieren. Auch junge Frauen. Weil es ein wunderbarer Beruf ist. Gerne würde ich meiner Schülerin Miriam erzählen, wie ergreifend es ist, ein altes Ehepaar zu besuchen. Sie haben Goldene Hochzeit, wollen ihr Eheversprechen von einst nochmals erneuern nach so vielen Jahren, und ich darf ihnen zusprechen, dass Gott weiterhin mit ihnen auf dem Weg bleibt. Ich würde darüber sprechen, wie tief es mich bewegt, am Bett einer kranken Frau zu sitzen, deren Kräfte zunehmend schwinden. Ich halte manchmal ihre Hand, wir lächeln und sprechen wenig. Und ich würde wohl ein wenig davon schwärmen, wie faszinierend es auch nach dreißig Jahren noch ist, die vielen verschiedenen Hände der Menschen zu sehen, auf die ich die Heilige Kommunion lege.
Ich weiß nicht, ob ich Miriam noch als katholische Priesterin erlebe. Girl’s Days wird es auch in Zukunft geben. Und die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

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SWR Kultur Wort zum Tag

24APR2025
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Jungs haben es schwer. Zumindest, wenn sie noch mitten in der Pubertät stecken, und nicht wissen, was sie wollen und wer sie eigentlich sind. Weniger jedenfalls als die gleichaltrigen Mädchen. Ich sehe das an meinen Schülern in der 9. und 10. Klasse. Früher war ziemlich klar definiert, was von ihnen erwartet wird. Jungs sollten wissen, was sie wollen, stark sein, beschützen können. Ein kräftiger Händedruck war gut. Männlich eben. Wie es sich im Laufe der Jahrhunderte eingespielt hatte, um erfolgreich zu sein.
Inzwischen ist das anders. Und dass es so ist, finde ich richtig und gut. Aber es macht es für die Jungs eben schwieriger. Oft sind die Mädchen in der Schule erfolgreicher. Sie können sich besser im Unterricht konzentrieren und erfüllen mehr, was ihre Eltern erwarten. Auch wenn’s um die Liebe geht, ist beileibe nicht mehr so klar, was von einem Jungen erwartet wird: cool sein oder zärtlich oder durchtrainiert. Einer, der die Führung übernimmt oder lieber in der zweiten Reihe unterstützt. Oder am besten alles zusammen?
Ich widme diese Sendung einem fast Fünfzehnjährigen, mit dem ich hin und wieder zu tun habe. Er kämpft sich durch die Pubertät und erlebt sein Leben auch als einen Kampf. Mit den Eltern und Lehrern, mit seinen jüngeren Geschwistern, mit den Gleichaltrigen in der Schule. Ich spüre, dass es unübersehbar vor allem auch ein Kampf mit sich selbst ist. Die Fragen, die dabei auftauchen, stehen ihm ins Gesicht geschrieben: „Was wollen die nur alle von mir? Bin ich ok, wie ich bin? Wie komme ich einigermaßen durch die Schule und finde einen Beruf, der zu mir passt?“ Meistens will er am liebsten nur seine Ruhe haben.
Wenn ich mit ihm zu tun habe, höre ich oft nur zu, was er erzählt. Was gar nicht viel ist. Nur kleine Schlaglichter aufs Familienleben, die Schule, und was er sonst so tut. Ich gebe kaum Ratschläge. Mir ist im Grunde nur eines wichtig: Er soll spüren, dass er in Ordnung ist. Als Junge, als Fünfzehnjähriger, mit seinen Ecken und Kanten, auch wenn er übers Ziel hinausschießt und frech und faul ist. Mal männlich, mal weniger männlich, mal eher weiblich. Wie es seit kurzem in der katholischen Einheitsübersetzung der Bibel auch heißt: Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie1. Beides gehört zu jedem von uns, und es braucht Zeit, um es zu verstehen, richtig damit zu leben. Vieles weiß der fünfzehnjährige Junge noch nicht. Muss er auch nicht. Aber ihn und seine Altersgenossen zu unterstützen, ihnen Mut zu machen, das liegt mir am Herzen.਍

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SWR1 3vor8

18APR2025
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Kein Tag fühlt dem Christentum so auf den Zahn wie der Karfreitag heute. Weil heute der gekreuzigte Jesus im Mittelpunkt steht wie sonst nie. Und die Christen darauf ihren Glauben bauen. Gott lässt zu, dass Jesus stirbt. Jesus wählt ausdrücklich diesen Weg, weil er weiß, dass er ohnehin nicht daran vorbeikommt. Und Gott lässt es nicht nur zu, sondern geht mit ihm in den Tod. Christen glauben an einen Gott, der in der Ohnmacht, im Tod zeigt, wer er ist.

An Karfreitag wird in den katholischen Gottesdiensten stets die Johannespassion vorgetragen. Sie unterscheidet sich von der Leidensgeschichte wie die anderen drei Evangelisten sie erzählen. Zwar beschreibt auch Johannes, wie Jesus zu Unrecht verurteilt und gedemütigt wurde und einen qualvollen Tod stirbt. Aber zwischen den Zeilen merkt man, wie er den Akzent verschiebt. Deutlicher als die anderen zeigt er, dass der, der da am Kreuz stirbt, ein Sieger ist. Sieger über den Tod. Der Gekreuzigte trägt bei Johannes eine Krone, die nicht aus Dornen ist. So wie die Künstler der Romanik dies stets in ihren Gemälden darstellen.

Es bleibt dabei, auch bei Johannes: Jesus stirbt. Er ist Gottes Erwählter, ja sein geliebter Sohn. Aber eben ohne jene Macht, auf die unsere Welt aufgebaut ist. Er hat keine Armee, kein Geld, keinen Status. Am Ende hat er kaum noch Freunde. Und es ist der Christen-Glaube, dass Gott eben auf diese Weise zeigt, worauf es ihm ankommt. Dass die Letzten bei ihm an erster Stelle stehen[1]. Dass der gewinnt, der schwach ist und bereit, seine Schwäche zu zeigen[2]. Dass die Liebe stärker ist als der Tod[3] und womöglich erst dort ihre wahre Größe zeigen kann, wo einer bereit ist, sein Leben für seine Freunde hinzugeben[4].

Das letzte Wort, das Jesus am Kreuz spricht, lautet in der Passion des Johannes: Es ist vollbracht[5]. Mich hat dieses Wort früher ratlos zurückgelassen. Es ist aus mit Jesus, sein Leben auf der Erde ist vorbei. Wenn das mit „vollbracht“ gemeint sein soll… Zufrieden war ich damit nicht, bis ich verstanden habe: Jesus spricht da gar nicht selbst. Es ist die Stimme Gottes, die da aus ihm spricht. Oder wenn ich es noch radikaler sagen soll: Gott selbst spricht da am Kreuz. Erst jetzt – im Tod - ist vollkommen zu erkennen, wie er ist. Ein Gott, der ganz im Menschen ist, der überall mit uns hingeht, der uns durch den Tod die Tür zu neuem Leben öffnet.

 

[1] Vgl. Matthäus 20,16

[2] Vgl. 2. Korintherbrief 12,9

[3] Vgl. Hohelied 8,6

[4] Vgl. Johannes 15,13

[5] Johannes 19,30

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