SWR1 3vor8

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17MRZ2024
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Einander treu bleiben, bis in den Tod. Viele Paare versprechen sich das. Wohl auch deshalb, weil sie davon überzeugt sind: Treue steht für Liebe. Dem anderen, treu zu sein, das drückt am besten aus, dass man ihn oder sie liebt. Wer heiratet, der verspricht das seinem Partner ausdrücklich bei der Trauung. In der Kirche sowieso, aber auch auf dem Standesamt geht es um ein Versprechen, das auf Lebenszeit geschlossen wird. Treue ist offenbar ein Ideal, an dem wir gerne festhalten. Sie steht für eine Verbindung, die uns kostbar ist, heilig.

Deshalb wird in der Bibel auch die Verbindung zwischen Gott und seinem Volk so charakterisiert. Gott schließt mit denen, die an ihn glauben einen Bund. Einen Bund fürs Leben. Und weil Treue nicht selbstverständlich ist, weil es nicht jeden Tag gleich gut klappt damit, erinnert Gott von Zeit zu Zeit daran, dass es dieses Band der Treue und der Liebe gibt. Die Vorbereitungszeit auf Ostern ist so eine Zeit, in der Christen prüfen, wie es um ihre Treue zu Gott und seinem Bund bestellt ist. Deshalb wird heute in den katholischen Gottesdiensten der folgende Text aus dem Buch des Propheten Jeremia gelesen und bedacht: Ich schließe mit dem Haus Israel (…) einen neuen Bund. Er ist nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe. (…) Diesen meinen Bund haben sie gebrochen, obwohl ich ihr Gebieter war. (…) Sondern so wird der Bund sein (…): Ich habe meine Weisung in ihre Mitte gegeben und werde sie auf ihr Herz schreiben.[1]

Mir gefällt daran besonders, dass ein Bund mit Gott nichts Starres ist, das ein für alle Mal gleich bleibt. Wie ich lebe und dabei Gott treu bleibe, das wandelt sich. Es ist abhängig davon, wo ich lebe, von den Ereignissen, die auf der Welt passieren, vom Kulturkreis, zu dem ich gehöre, usw. Wenn ich Gott treu bleiben will, muss ich mich der Frage stellen, was Gott von mir erwartet. „Thomas, was musst Du tun, um Gott treu zu sein, um den Bund zu erfüllen?“ Jeremia sagt unmissverständlich, wie das funktioniert. Ich muss eine Ahnung davon bekommen, wie Gott sich das Leben auf dieser Erde gedacht hat. Seine Gedanken, seine Weisung in meinem Herzen prüfen. Und dann das tun, was richtig und nötig ist.

Im Moment bedeutet das für mich vor allem Zweierlei: Mich nicht von den Todesfällen niederdrücken zu lassen, mit denen ich zu tun habe, sondern meinen Freunden, die trauern, dabei zu helfen, dass sie wieder ins Leben finden. Weil ich an einen Gott der Lebenden glaube. Und: Mein Herz nicht hart werden zu lassen, wenn ich angegriffen werde. Weil nur ein weiches Herz verstehen kann, was Gott von mir will.

 

[1] Vgl. Jeremia 31,31-33

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39514
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