Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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02APR2024
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Ich besitze zu viel. Mehr als genug. Und ich bin nicht der Einzige. Es ist offensichtlich, dass viele von uns zu viel haben. Nur scheint es sich immer noch zu steigern, das Wegwerfen und das Besitzen-Wollen, also das Konsumieren. Und es lässt sich mit Zahlen belegen. Das Statistische Bundesamt hat festgestellt, dass ein deutscher Haushalt im Durchschnitt 10.000 Gegenstände besitzt. Vor hundert Jahren waren es noch 180. Wenn ich mich bei mir zu Hause umschaue, fürchte ich: Das stimmt. Und noch mehr befürchte ich, dass es bei mir sogar noch mehr ist, was sich da im Laufe der Zeit angesammelt hat. Bücher, Tupperdosen, Krawatten, elektronische Geräte. Undsoweiter. Keine Frage, dass ich das nicht alles brauche.

Aber wieso hab ich’s dann und kaufe weiter? Ich vermute, dafür gibt es etliche Gründe. Sie haben mit geschickter Werbung zu tun und damit, gerne was Neues besitzen zu wollen, weil ich das Alte nicht mehr sehen kann. Aber ein Argument gegen übermäßigen Besitz macht mir besonders zu schaffen. Weil es sich an mich als einen richtet, der an Gott glaubt. Das Argument stammt von Jesus und steht in einer Predigt von ihm, in der er das zusammengefasst hat, was ihm besonders wichtig war. Dort sagt er: Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon[1]. Das aramäische Wort Mammon meint den schnöden Besitz, das Materielle, dem Jesus ganz bewusst Gott gegenüberstellt. Er provoziert damit eine Entscheidung. Wer an Gott glaubt, wer Gott für wichtig hält, der muss darauf achtgeben, ob ihm anderes dabei nicht in die Quere kommt. Und das Haben-Wollen, das Anhäufen von Besitz sei dabei besonders gefährlich.

Mein Auto zum Beispiel. Ich habe es nicht, um damit zu protzen und andere damit in den Schatten zu stellen. Auch nicht, um jede Macke so ernst zu nehmen, als wäre es nicht einfach nur ein Fortbewegungsmittel. Sich zu vergleichen und mehr zu haben als andere, macht auf die Dauer unglücklich, sagt Jesus in der besagten Predigt. Wörtlich: Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz[2]. Und empfiehlt mir die Schätze im Himmel. Was er wohl damit meint? Gut zu anderen sein. Mir die Sorgen anhören, wenn mir jemand sein Herz ausschüttet. Frieden stiften, wo einer auf den anderen losgeht. Und eben auch … das Materielle nicht so wichtig zu nehmen.

[1] Matthäus 6,24

[2] Matthäus 6,21

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39650
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