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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

15JUN2024
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Meine Freundin Sabine ist seit 25 Jahren verheiratet. Und das möchte sie gerne feiern. Weil sie für die gemeinsamen Jahre sehr dankbar und die Silberhochzeit ja längst nicht selbstverständlich ist. Im Bekanntenkreis erlebt sie das: Der Schwager, der viel zu früh verstorben ist. Die Ehe der Freundin, die in die Brüche gegangen ist. Sabine ist froh, dass sie auf gute Jahre zurückblicken kann. Einfach war es nicht immer. Manches kam ganz anders als geplant. Aber auch, was schwer war, konnten sie miteinander tragen. Ja, sie hatten auch viel Glück und schauen nun zufrieden auf die gemeinsame Zeit. Aus einer am Anfang ganz zarten Beziehung ist eine lange Ehe geworden.

In der Bibel erzählt Jesus einmal von einem Senfkorn. Winzig klein. Aber wenn es ausgesät wird, kann es groß werden. Es wird zu einem Baum, in dem die Vögel sich niederlassen und nisten können. Jesus sagt: „So ist das mit dem Reich Gottes.“ Wie die Samen ist es erst winzig und klein. Aber es kann wachsen und groß und sogar anderen zur Heimat werden.

Das kleine Senfkorn ist für mich auch ein Bild für die Beziehungen, die klein und zart anfangen. Mit einem Blick, einem netten Wort, einer zarten Berührung. Aus einem kleinen Anfang kann eine Liebe wachsen, die sich durch ein ganzes Leben trägt. Jesus vergleicht das Wachsen des Senfkornes mit dem Reich Gottes. Und ich finde, auch die Paare, die ein gemeinsames Leben miteinander wagen, sich trauen, das Leben miteinander zu teilen, können etwas von diesem Reich Gottes zeigen. Sie versprechen sich, dass sie füreinander da sein, sich gegenseitig Halt schenken und miteinander wachsen möchten.

Für mich scheint da etwas vom Reich Gottes durch: Dass ich mich geborgen und angenommen fühle. Dass die guten und schweren Tage des Lebens gemeinsam getragen werden. Dass ich aufgehoben bin. Und in all dem ahne ich, dass dieser Gott mit mir geht, mich uneingeschränkt liebt und mein Leben begleitet. Wenn das kein Grund zu feiern ist!

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

14JUN2024
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Heute Abend geht es also los mit der Fußballeuropameisterschaft im eigenen Land. Das ein oder andere Spiel werde ich mir sicherlich anschauen. Werde mitfiebern, fluchen und hoffentlich auch jubeln. Mal seh’n! Da treffen die Mannschaften Europas aufeinander. Messen ihre Kräfte und Talente, kämpfen leidenschaftlich gegeneinander, aber spätestens nach dem Schlusspfiff wird für mich auch klar sein: Das Ganze ist ein Spiel. Nicht mehr und nicht weniger. Denn für mich geht es bei der Europameisterschaft nicht nur um Fußball. Für mich geht es auch um Europa. Die vielen Nationen, die das Fußballturnier bestreiten, die zeigen mir, wie eng wir miteinander verbunden sind. Auch über alles hinweg, was uns unterscheidet und Probleme macht. Und ich hoffe, dass es bei dieser EM froh und friedlich zugeht. Dass in den Stadien und auf den Straßen auch gefeiert werden kann, wie verbunden wir untereinander in Europa sind.

Gefeiert wird sicher auch in meiner Nachbarschaft, je nach Spieltag eben: Die polnische Familie von nebenan. Der Austauschschüler aus Frankreich, der für zwei Wochen in unserer Straße wohnt. Die Pflegekraft aus Kroatien, die jeden Morgen vorbeikommt, damit meine Nachbarin solange es geht, in ihrer gewohnten Umgebung bleiben kann. Über diese Vielfalt ganz in meiner Nähe freue ich mich. Wie gut, dass so vieles ganz selbstverständlich und unproblematisch läuft und den Alltag bereichert.

Ich finde, diese EM ist eine prima Gelegenheit, Europa zu feiern. In den Stadien oder auf den Straßen. Hauptsache friedlich und in Freundschaft.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

13JUN2024
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Ein schön gedeckter Tisch mitten im Garten: Weiße Tischdecke, feines Porzellan, bunte Blumen, herrlicher Sonnenschein. Über die Einladung zum Kaffeeklatsch mit den Freundinnen freue ich mich. Schon länger haben wir uns nicht mehr gesehen. Da gibt es viel zu erzählen. Die Gastgeberin will uns verwöhnen und hat sogar einen Kuchen gebacken. Alles soll perfekt sein! 

Doch dann das: Der Kuchen rutscht von der Tortenplatte als meine Freundin ihn in den Garten trägt. Nach einem ersten Schreck müssen alle herzhaft lachen.

Der Kuchen ist nicht mehr zu retten. Dafür liegt im Küchenschrank noch eine Packung Kekse. Die muss an dem Nachmittag reichen. Und das tut sie auch. Denn das Beste ist was ganz Anderes: Aus unserer Runde fängt eine nach der anderen an, von allen möglichen Missgeschicken zu erzählen. Da kann jede was beisteuern: Die Kaffeetasse, die umfällt und die weiße Bluse voll kleckert. Die Namen, die verwechselt wurden. Die aufgeplatzte Hosennaht.

Unser Kaffeeklatsch war klasse, auch ohne selbstgebackenen Kuchen. Und ich bin mir sicher: Es war so toll, weil alle ganz offen und ehrlich erzählt haben. Nicht von den tollsten Urlauben, den besten Rezepten und den begabtesten Kindern. Erzählt wurde von dem, was danebengegangen, misslungen, was peinlich war. An diesem Nachmittag konnten alle spüren: Ich muss nicht perfekt sein. Andere sind es auch nicht. Das entlastet. Und das tut richtig gut.

Wichtig ist, ob wir uns ehrlich begegnen. Ob wir nur erzählen können von dem, was schön und perfekt gelaufen ist oder eben auch von dem, was gerade richtig schiefläuft.

Auf die nächste Kaffeerunde in meinem Garten blicke ich nun jedenfalls total entspannt. Die Freundinnen kommen, auch wenn oder besser: Gerade weil nicht alles perfekt sein muss.  

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

10FEB2024
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„Heiterkeit des Herzens ist Leben für den Menschen…Frohsinn verlängert die Tage…“ (Sir 30,22.24b)

Das ist kein Motto für eine Fastnachtssitzung. Ich habe die Sätze in der Bibel gefunden. Ja, die Bibel lädt ein, das Leben mit Humor und Heiterkeit zu nehmen. Doch einfach ist das oft nicht. Die Nachrichten sind voll von schrecklichen Katastrophen, die das Herz schwer machen und alles andere als Frohsinn verbreiten. Und im eigenen Umfeld reißen die Sorgen auch nicht ab.

Ich frage mich da schon, wie das gehen soll mit der Heiterkeit des Herzens. Und frage auch: Darf ich mich überhaupt freuen, darf ich Fastnacht feiern? Wo doch so viel Leid passiert? Ich finde, wenn es ums Leben geht, um gutes und glückliches Leben, dann ist es nicht die Frage, ob ich das darf. Dann ist klar, dass ich trotz allem, trotz Krieg und Unrecht, trotz Sorgen und Trauer mich auch freuen darf; Ängste und Traurigkeit mal eine Zeit lang vergessen kann. Weil es einfach guttut, mich aufbaut und stärkt. Wenn ich mit Freundinnen und Freunden zusammen bin. Die Lebendigkeit und die Freude um mich herum genieße. Das heißt ja nicht, zu lachen, wo es nichts zu lachen gibt. Es bedeutet nicht, etwas schönzureden, wegzuschauen oder Unrecht zu ignorieren, sondern ganz bewusst das Andere, das Schöne zu sehen und mich daran zu freuen. Vielleicht ist es die Perspektive, die den Unterschied macht: Worauf schaue ich besonders? Was rücke ich in den Vordergrund? Von welchem Standpunkt aus betrachte ich das Leben und die Umstände? 

In diesen Tagen kann ich ausprobieren, die Welt mal aus einer anderen Perspektive zu sehen. Wenn mir danach ist, vielleicht sogar mit einem Clownshut oder einer Narrenkappe auf dem Kopf. Die Wirklichkeit mal mit anderen Augen anzusehen, kann so manche Sorge für einen Moment an den Rand schieben. Und vielleicht spüre ich dann ja: „Heiterkeit des Herzens ist Leben für den Menschen.“

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

09FEB2024
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Die letzten Tage ging es ganz schön hektisch und stressig zu in unserem Büro. Vieles sollte fertig und vorbereitet werden. Und da kommt es auch schon mal vor, dass der Umgangston ein wenig ruppiger und rauer wird.

Mir hilft da, dass auf meinem Schreibtisch eine Karte mit einem Spruch steht. Sie bremst mich, die ein oder andere spitze Bemerkung loszuwerden: „Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt.“ Der Dichter Joachim Ringelnatz bringt die Weisheit auf den Punkt.

Und recht hat er. Schon oft habe ich erlebt, dass Streit und Ärger verhindert werden können, wenn nur einer aus der Runde mit Humor reagiert. Zum Beispiel, wenn im Büro mal wieder alles Mögliche im Weg rumsteht. Darüber kann ich meckern und vor mich hin schmollen. Aber manchmal fällt mir auch eine lustige Bemerkung dazu ein. Davon räumt noch niemand im Büro auf. Aber Humor hilft, dass mir nicht der Kragen platzt und die Stimmung auf den Nullpunkt sinkt.

Das Wort Humor kommt von „Humus“. Mit Humus versorgen die Gärtner gerne die Pflanzen. Humus ist nahrhaft, feucht und locker. Das lässt die Pflanzen gut gedeihen und wachsen. Ganz ähnlich wirkt da der Humor. Es tut einfach gut, wenn Humor im Spiel ist, die Stimmung aufhellt und alles etwas lockerer und leichter von der Hand geht. Und auch mal Kritisches mit einem Augenzwinkern gesagt werden kann.  

An Fastnacht können wir das üben: Wenn die Büttenredner die Politik und die kleinen und großen Ungerechtigkeiten des Lebens auf`s Korn nehmen. Wenn liebevoll geschmückte Motivwagen durch die Straßen rollen und einladen, über die Skandale der letzten Monate einfach herzhaft zu lachen. Oder die Kostüme aus dem Keller geholt werden und wir uns in einen anderen verwandeln. So ist auch mal ein Scherz möglich, ohne dass es uns jemand krummnimmt. Ich finde, Fastnacht ist eine prima Übung, das Leben humorvoll ernst zu nehmen.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

08FEB2024
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Fastnacht. Für die einen heißt das, mal richtig über die Stränge schlagen. Für andere tanzen bis die Füße weh tun. Und wieder andere wollen von Fastnacht am liebsten gar nichts mitbekommen und nutzen die Zeit lieber zum Skifahren oder gönnen sich ein paar erholsame Tage im Wellnesshotel.

Einfach ein bisschen Zeit mit Leichtigkeit und Freude zulassen und genießen. Sorgen und Ängste mal hinter mir lassen. Mir tut das gut. Gerade, weil vieles nicht leicht und unbeschwert daherkommt, brauche ich auch das, was das Leben so schön und liebenswert macht. Was mich lebendig macht.

Mir kommt dabei ein Comic der Peanuts in den Sinn: Charlie Brown und sein Hund Snoopy sitzen auf einem Bootssteg. Sie schauen auf einen See und unterhalten sich: „Eines Tages werden wir sterben, Snoopy“, sagt Charlie Brown. „Ja, das stimmt, Charlie, aber an allen anderen Tagen nicht“, antwortet ihm sein weiser Hund. Die Antwort sitzt. Ich finde den Comic klasse. Er strahlt so viel Gelassenheit, so eine Leichtigkeit aus und ich muss einfach lächeln, wenn ich das Bild dazu sehe. Niemand von uns weiß, an welchem Tag er diese Welt verlassen wird. Und das ist auch gut so. Aber jeder kann selbst was dafür tun, dass alle anderen Tage wunderbar lebendig werden.

Ja, es gibt Gründe, todtraurig zu sein und vieles düster und schwarz zu sehen. Aber es gibt auch jede Menge Gründe, das Leben zu feiern und mich zu freuen. Weil ich gesund bin. Weil mir nette Menschen begegnen. Weil ich frei habe. Weil vielleicht endlich ein paar Sonnenstrahlen zum Vorschein kommen. Oder eben, weil die Fastnachtstage vor der Tür stehen.

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18NOV2023
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In diesen Novembertagen besuchen viele die Gräber von Menschen, die sie vermissen: Die Ehefrau, den Vater, den Freund oder die Oma. Und an den Gräbern erinnern sich viele an die Verstorbenen: Wie sie so waren. Was sie mit ihnen erlebt haben. Was sie ihnen heute gern noch erzählen würden.

Und viele Fragen gehen durch den Kopf. Über das Sterben und den Tod. Keiner von uns weiß ja, wie das einmal sein wird am Ende unseres irdischen Lebens.

Bei der letzten Trauerfeier, die ich geleitet habe, war das ganz ähnlich. Ich habe die Verstorbene gekannt. Eine sehr nette Frau, immer adrett gekleidet, äußerst höflich und an allem und jedem interessiert. Zusammen mit ihren Angehörigen konnte ich auf ein langes Leben zurückblicken. Und an eine Frau denken, die immer ein gutes Wort auf den Lippen hatte, gerne gelacht hat und einen tiefen Glauben in sich trug. Davon hat sie gerne erzählt. Und das drückte auch das Lied aus, das sie selbst noch zu Lebzeiten für die Trauerfeier ausgewählt hatte: „Wir sind nur Gast auf Erden“. Alle konnten von der Hoffnung hören und selbst davon singen, was die Verstorbene in ihrem Leben erfüllt hat. Trotz aller Beschwerden hat sie darauf vertraut, dass sie am Ende ihres Lebens zu Gott findet. Dass sie heimfindet, wie es im Lied heißt.

Die alte Frau hat gerne gefeiert. Und ich hatte den Eindruck, sie wollte, dass auch ihre Verwandten und Freunde in der Trauer feiern. Dass unser irdisches Leben nicht alles ist. Dass es nach dem Tod weitergeht. Anders sicher, als wir es kennen. Aber ganz nah bei Gott. Wie der christliche Glaube es verheißt.

Die Lieder und die Texte einer Trauer-Feier beantworten nicht alle Fragen, die am Grab eines lieben Menschen aufkommen, aber sie können Hoffnung verbreiten. Eine Hoffnung, die trösten kann.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

17NOV2023
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Ich bin etwas genervt, weil ein Zug Verspätung hat und ich ziemlich lange auf den nächsten warten muss. Wenigstens habe ich einen Platz auf einer Bank im Wartebereich ergattert und kann sitzen. Während ich noch auf mein Handy schaue, muss sich eine Mutter mit einem Kind neben mich gesetzt haben. Ich nehme sie erst wahr, als ich mich etwas beruhigt habe. Aber dann bin ich einfach nur fasziniert. Die Mutter hält ihre schlafende Tochter auf ihrem Schoß. Ein Arm stützt den Kopf des Kindes, ein anderer den Rücken. Die Augen der Mutter ruhen auf ihrem Kind. Das Kind atmet ruhig und schläft tief und fest. Rundherum ist jede Menge Trubel. Leute, die hektisch zu den verschiedenen Gleisen laufen. Durch den Lautsprecher der Bahn dröhnt die Ansage von der Einfahrt der nächsten Züge.

Und neben mir dieses schlafende Kind im Schoß der Mutter. So friedlich, entspannt und geborgen. „Wie gut es ihr Kind hat!“, sage ich, als die Mutter bemerkt, dass ich die beiden beobachte. Sie lächelt und nickt. Und antwortet mir in einer Sprache, die ich nicht verstehe. Aber das ist egal. Ich kann ahnen, was sie meint.

In den ganz alten hebräischen Texten der Bibel steht das Wort Mutterschoß immer dort, wo in der deutschen Übersetzung das Wort Barmherzigkeit steht. Mich berühren diese beiden Worte und die Deutung, die ich darin entdecke: Ohne den Mutterschoß gibt es kein Leben. Und auch ohne Barmherzigkeit gibt es kein Leben.

Am Anfang jedes Menschenlebens steht die Barmherzigkeit. Wie ein Geschenk, das wir im Leben weitergeben können. Den Gedanken nehme ich heute gerne mit in den Tag. Und das friedliche Bild des Kindes auf dem Schoß der Mutter auch.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

16NOV2023
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Es vergeht eigentlich kaum ein Tag, an dem ich nicht gefragt werde: „Und - alles klar bei dir?“ Meistens antworte ich: „Ja, passt schon.“ Oder „Ja, und selbst?“ Aber in letzter Zeit gefällt mir meine knappe Antwort nicht mehr. Denn wenn ich ehrlich bin, ist ja längst nicht alles klar. Und vieles passt mir auch nicht. Von den täglichen schrecklichen Nachrichten angefangen, den Terminen, die überhandnehmen, bis hin zu den Krankheiten, die es in der Familie und im Freundeskreis gibt. Nein. Es ist nicht alles klar. Aber ich mag auch nicht bei jedem Gespräch davon anfangen und meine Sorgen ausbreiten.

So ist mir vor Kurzem auf die Frage: „Und - alles klar?“ zur Antwort „vieles“ über die Lippen gekommen. Ich war selbst überrascht. Und meine Bekannte irgendwie auch. Aber daraufhin hat sich ein nettes Gespräch ergeben. Und wir konnten uns tatsächlich austauschen über das, was klar und auch schön ist. Dass es auch das Andere gibt, das unklar und schwierig bleibt, schwingt bei der Antwort mit. Aber gesprochen haben wir dann doch über das, was mich trotz allem immer wieder freut und mir Mut macht:

Dass ich endlich mal wieder schwimmen war und eine gemeinsame Bekannte getroffen habe.

Dass überraschend Besuch gekommen ist und wir uns viel Zeit für ein gutes Gespräch nehmen konnten.

Dass der Installateur die Heizung wieder zum Laufen gebracht hat.

Ja, vieles ist klar und vieles ist einfach nur schön, sogar an trüben November-tagen. Darauf zu achten und ganz bewusst davon zu erzählen, ist wichtig. Damit auch das Schöne eine Stimme bekommt.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

06MAI2023
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Sie sind vier von Vielen, ohne die es nicht läuft:

Mia leitet jede Woche eine Gruppenstunde mit acht Messdienerinnen unserer Kirchengemeinde. Sie studiert inzwischen in Koblenz und manchmal kommt sie extra deswegen nach Budenheim.

Anja organisiert und leitet Sitzungen. Diskutiert und berät, damit Probleme gelöst, Veränderungen akzeptiert werden und Veranstaltungen reibungslos laufen.

Christine besucht alte Menschen zu ihrem Geburtstag. Bringt ein kleines Geschenk vorbei, gratuliert und hält ein kurzes Schwätzchen.

Dorothee lädt junge Familien, die ein Baby bekommen haben, zu einem Spaziergang ein. So können sie untereinander Kontakte knüpfen, sich austauschen über das, was mit dem Familiennachwuchs neu, chaotisch, herrlich und auch anstrengend ist.

Ohne Menschen wie Mia, Anja, Christine oder Dorothee sähe unsere Gemeinde und auch unsere Welt viel trostloser und ärmer aus. Vieles wäre überhaupt nicht möglich. In unseren Kirchengemeinden nicht und in den Vereinen und Kommunen auch nicht. Etwa 31 Millionen Menschen engagieren sich in Deutschland in einem Ehrenamt. Das sind echt viele. Sie opfern ihre Freizeit, um freiwillig in den unterschiedlichsten Bereichen tätig zu werden. Sie setzen sich für das Gemeinwohl und den Zusammenhalt der Gesellschaft ein – mit ihrem Talent, ihrem Können und ihrer Zeit. Ohne die vielen ehrenamtlichen Männer und Frauen würde in unserem Land ganz Wesentliches zusammenbrechen.

Das wissen auch die Ehrenamtlichen aus unserer Gemeinde. Denn sie engagieren sich, weil sie spüren, wie gut es jenen tut, für die sie sich einsetzen. Die Gruppenstunden, der Besuch, die Treffen. Sie schenken Gemeinschaft und verbreiten Freude. Aber sie engagieren sich nicht nur für andere. Auch ihnen tut es gut. Denn wer sich selbst ehrenamtlich betätigt, ist glücklicher. Das bestätigt auch Mia. „Es macht einfach Spaß.“ Und Dorothee fügt hinzu: „Ich bin froh, wenn weitergeht, was mir selbst viel gegeben hat.“  Na dann: Glücklich, wer ein Ehrenamt hat!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37582
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