Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

13JUN2024
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Ein schön gedeckter Tisch mitten im Garten: Weiße Tischdecke, feines Porzellan, bunte Blumen, herrlicher Sonnenschein. Über die Einladung zum Kaffeeklatsch mit den Freundinnen freue ich mich. Schon länger haben wir uns nicht mehr gesehen. Da gibt es viel zu erzählen. Die Gastgeberin will uns verwöhnen und hat sogar einen Kuchen gebacken. Alles soll perfekt sein! 

Doch dann das: Der Kuchen rutscht von der Tortenplatte als meine Freundin ihn in den Garten trägt. Nach einem ersten Schreck müssen alle herzhaft lachen.

Der Kuchen ist nicht mehr zu retten. Dafür liegt im Küchenschrank noch eine Packung Kekse. Die muss an dem Nachmittag reichen. Und das tut sie auch. Denn das Beste ist was ganz Anderes: Aus unserer Runde fängt eine nach der anderen an, von allen möglichen Missgeschicken zu erzählen. Da kann jede was beisteuern: Die Kaffeetasse, die umfällt und die weiße Bluse voll kleckert. Die Namen, die verwechselt wurden. Die aufgeplatzte Hosennaht.

Unser Kaffeeklatsch war klasse, auch ohne selbstgebackenen Kuchen. Und ich bin mir sicher: Es war so toll, weil alle ganz offen und ehrlich erzählt haben. Nicht von den tollsten Urlauben, den besten Rezepten und den begabtesten Kindern. Erzählt wurde von dem, was danebengegangen, misslungen, was peinlich war. An diesem Nachmittag konnten alle spüren: Ich muss nicht perfekt sein. Andere sind es auch nicht. Das entlastet. Und das tut richtig gut.

Wichtig ist, ob wir uns ehrlich begegnen. Ob wir nur erzählen können von dem, was schön und perfekt gelaufen ist oder eben auch von dem, was gerade richtig schiefläuft.

Auf die nächste Kaffeerunde in meinem Garten blicke ich nun jedenfalls total entspannt. Die Freundinnen kommen, auch wenn oder besser: Gerade weil nicht alles perfekt sein muss.  

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