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SWR1 3vor8

30JUL2023
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Auf so ein Frühstücksei am Sonntagmorgen gehört für mich ein bisschen Salz. Das schmeckt mir dann einfach besser. Wie so vieles. Ohne Salz geht’s nicht – hat sich auch Jesus gedacht. 

Ihr seid das Salz der Erde. Das hat er in einer Rede zu seinen Anhängern gesagt. Über diese Rede wird heute in vielen evangelischen Kirchen gepredigt. Ihr bringt Geschmack in die Welt hat sich Jesus wohl gedacht.

Salz hat ja eine recht interessante Eigenschaft. Für sich allein ist es mehr oder weniger unbrauchbar. Statt Ei mit Salz, nur ein Löffelchen Salz? Nein danke! Salz entfaltet seinen Geschmack erst in Verbindung mit anderen Lebensmitteln. Genauer: Es kitzelt den guten Geschmack bei anderen Lebensmitteln heraus, indem es eine Symbiose mit seiner Umgebung eingeht. Im Nudelwasser zum Beispiel löst es sich ja sogar komplett auf. Und dadurch entfaltet sich der gute Geschmack.

Ich meine, das ist es auch, was Jesus seinen Anhängern sagen wollte. Ihr seid Salz, es ist gut, dass ihr da seid; ihr bringt Würze in die Welt und könnt dran mithelfen, dass das Leben der Menschen gut schmeckt. Also verbindet euch mit der Welt und eurer Umwelt und bewirkt Gutes.

Für mich ist das heute eine Ermahnung an die Kirche, sich nicht allzu sehr mit sich selbst zu beschäftigen. Sie sollte nicht zu viele Kräfte für interne Prozesse verpulvern, sondern sich dabei auf das Notwendige beschränken. Wie schaffen wir es, dass wir für die Menschen und die Gesellschaft da sind?

Ich habe den Eindruck: Manche innerhalb der Kirche würden manchmal am liebsten unter sich bleiben.

Aber Salz braucht ein Gegenüber, wie gesagt, für sich alleine ist es relativ nutzlos. Und ich glaube, auch die Kirche schafft dann Gutes, wenn sie präsent ist im Leben der Menschen. Wenn sie vor Ort Gutes bewirkt, ein offenes Ohr hat für Familien, für Menschen, die trauern, für neu Zugezogene oder für Einsame. Sie sollte dahin schauen, wo Hilfe gebraucht wird und mit anderen gesellschaftlichen Gruppen zusammenarbeiten. Kirche erfüllt ihren Auftrag, wenn sie eine lebendige Verbindung mit der Welt eingeht und das Leben der Menschen schmackhafter, gerechter und besser macht. Ihr seid das Salz der Erde – das heißt für mich dabei mitzuhelfen, das Beste aus der Welt herauszukitzeln.     

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SWR1 3vor8

18JUN2023
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Stellen Sie sich mal vor, Sie haben nächstes Wochenende eine Geburtstagsparty oder ein anderes großes Fest geplant und kurz vorher sagen alle Gäste ab – obwohl Sie schon Monate vorher brav die „safe the date“ Karten verschickt haben. Was für ein Desaster! Die Enttäuschung wäre sicher riesig: Niemand will sich für ihr Fest Zeit nehmen!

So ähnlich ergeht es einem Mann in einer Erzählung aus der Bibel über die heute in vielen evangelischen Kirchen gepredigt wird. (Lukas 14, 17ff)

Seine Gäste sagen der Reihe nach ab.  Einer, weil er sich um seinen Acker kümmern muss. Ein anderer hat mit seinen neuen Ochsen zu tun. Es ist der der ganz normale Alltag zur damaligen Zeit, der die Eingeladenen vom Kommen abhält. Die Gäste sagen ab, weil sie arbeiten müssen oder wollen. Der Alltag hat Vorrang, sie nehmen sich keine Zeit zu feiern.    

Diese Erzählung hat mich ins Nachdenken gebracht. Wie setze ich eigentlich meine Prioritäten? Was ist mir wichtig? Ordne ich meinem Alltag alles unter? Denn ich habe natürlich auch schon Einladungen ausgeschlagen.

Obwohl ich das eigentlich brauche. Feste, Feiern, einfach raus aus dem Alltag, Routinen durchbrechen. So ein Fest, das ist für mich ein Stück Freiheit. Und ich glaube es tut einfach gut zu feiern, weil ich einen anderen Blick und neue Energie für meinen Alltag bekomme.

Mehr feiern! Vielleicht ist das ein gutes Motto für den Sommer. Öfter meinen alltäglichen Trott durchbrechen, lieber mal irgendwas auf dem Schreibtisch liegen lassen und das Leben genießen. Auf zur Gartenparty, zur Geburtstagsfeier, ins Sommernachtskino, zum Konzert.

Oder in den Gottesdienst. Denn ein Gottesdienst ist auch eine Feier. Und so kann man auch diese biblische Erzählung verstehen: Es geht hier um Gott. Er hat die Menschen eingeladen. Gott lädt die Menschen ein, ihren Alltag zu unterbrechen – durch Musik, durch andere Menschen, durch gemeinsames Feuern. Ich glaube, Gott weiß: die Menschen brauchen das. Sich auf etwas anderes konzentrieren als den Alltag, sich Gott zuwenden.

Also welche Art der Feier man auch bevorzugt – aus Routinen ausbrechen, rein ins Vergnügen, die Lebenszeit genießen und dadurch neue Kräfte sammeln. Ich glaube, das gefällt Gott.

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SWR2 Wort zum Tag

17JUN2023
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Über das Wetter wurde schon ganz schön viel gemeckert in diesem Jahr. Und ich schließe mich da als Meckerer absolut mit ein. Es war aber auch kalt und regnerisch in diesem Frühjahr. Zum Glück ist es ja dann irgendwann besser geworden.

Denn ich habe es lieber sonnig und warm. Aber natürlich bitte auch nicht zu heiß. 40 Grad im Juli brauch ich auch nicht.

Tja, es ist nicht ganz leicht mit dem Wetter, optimal ist es eigentlich selten. Und immer eine Frage der Perspektive. Der viele Regen im April und Mai habe dem Grundwasserspiegel und damit unserer zukünftigen Wasserversorgung doch sehr gut getan, habe ich immer wieder gehört. Was mich nervt, tut der Natur und unserer Zukunft gut – alles eine Frage der Perspektive.

Ein weiterer Vorteil, den die langen Regentage mit sich gebracht haben. Ich konnte mich mal hinsetzen und was lesen. Und dabei bin ich auf ein Gebet des Theologen Reinhold Niebuhr gestoßen:

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Diese Zeilen werden auch als Gelassenheitsgebet bezeichnet. Das hat mich überzeugt. Warum soll ich mich über etwas aufregen, das ich doch nicht ändern kann? Einfach mal locker bleiben, so schlimm ist Regen jetzt auch wieder nicht. Irgendwie ist es sinnlos, sich darüber aufzuregen.  

Es passiert ja eh vieles im Leben, das ich nicht beeinflussen kann. Wobei manches sicher schwerer zu akzeptieren ist als ein bisschen Regen. Aber vielleicht ist das Wetter eine gute Übung, um auch in den Stürmen des Lebens gelassen zu bleiben. Akzeptieren lernen, dass ich manches nicht ändern kann. Ich denke, Energie in Änderungsprozesse zu stecken, die von Anfang an keine Aussicht auf Erfolg haben, kostet viel Kraft. Kraft, die mir dann vielleicht fehlt, das zu ändern, was ich zum Guten beeinflussen könnte.

Aber kann ich das vorher immer schon so genau wissen?
Gott, gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Ich glaube, es hat einen guten Grund, dass Niebuhr seinen Wunsch als Gebet formuliert hat. Weil es natürlich wünschenswert ist, gelassen zu bleiben und Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann. Weil es notwendig wäre, manches zu verändern. Aber weil das eben auch schwierig ist. Ich brauche jemanden, der mich dabei unterstützt. Und richte meine Bitten deshalb an Gott.

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SWR2 Wort zum Tag

16JUN2023
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Der alte Mann mit weißem Bart, ein liebender Vater. Manchmal bin ich erstaunt, wie hartnäckig sich dieses Bild von Gott in den Köpfen vieler Menschen festgesetzt hat.

Denn n der Bibel gibt es viele unterschiedliche Gottesbilder. Gott wird zum Beispiel häufig mit Tieren verglichen. Er sei wie ein Adler, heißt es an einigen Stellen. Einmal wird Gott auch mit einer Henne verglichen. Damit soll beschrieben werden, dass Gott die Menschen beschützt, wie der Adler oder die Henne ihre Kinder unter ihren Flügeln vor Gefahren bewahren. Gott werden aber auch die Eigenschaften eines Löwen zugeschrieben. Mutig und stark soll er sein. Auch mit einem Lamm wird er gleichgesetzt. Dieses Bild symbolisiert, dass Gott die Menschen von ihren Sünden befreit. Gott opfert sich für die Menschen.

Henne, Adler, Löwe, Lamm – das allein ist schon eine ganze Bandbreite an Vorstellungen und Eigenschaften, die von Gott erzählen.

Das zeigt: Ein Bild oder ein Vergleich reicht nicht aus, um Gott in seiner Größe und Vielfalt zu erfassen. Das mag zwar etwas verwirrend sein, aber ich finde es trotzdem hilfreich, dass Gott so vielfältig ist. So kann er mir in unterschiedlichen Lebenslagen und Situationen nahekommen. Manchmal kommt mir Gott durch das eine Bild nahe, wenn ich in einer anderen Situation oder Stimmung bin durch ein anderes. Aber alle diese Vorstellungen und Bilder gehören zu Gott und machen ihn aus.  

Wenn ich Gott beschreiben soll, dann greife ich meist nicht auf tierische Vergleiche zurück, sondern auf eine ganz und gar menschliche Geschichte: das Gleichnis vom Verlorenen Sohn. Der Sohn lässt sich vom Vater sein Erbe auszahlen, zieht durch die Welt, verprasst alles und kommt irgendwann als gebrochener Mann, mittel- und hilflos, wieder nach Hause zurück. Sein Vater – und es könnte genauso gut seine Mutter sein – empfängt ihn mit offenen Armen und freut sich einfach, dass sein Sohn wieder da ist. Er wirft ihm nichts vor, sondern nimmt ihn als seinen Sohn wieder auf und veranstaltet ein großes Fest.

Jesus hat gesagt sagt: So wie dieser Vater ist Gott. Mir ist dieses Bild von Gott nahe: Ein Gott, der verzeiht, Freiraum lässt, nichts fordert, aber da ist, wenn ich ihn brauche. Und der sogar Lust auf eine große Party bekommt, wenn ich zu ihm komme.

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SWR2 Wort zum Tag

15JUN2023
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„Ein Komiker von Gottes Gnaden.“ Das steht auf einer Statue, an der ich in Stuttgart ab und zu vorbeilaufe. Gemeint ist damit der verstorbene Komiker Vicco von Bülow alias Loriot. Ich kenne eigentlich niemanden, der Loriots Humor nicht mag. Ob der Mops, Familie Hoppenstedt oder die Badeente als Zankapfel. Alle sind sich einig: das ist einfach witzig.

Bei Comedy, die aktuell über den Fernsehbildschirm flimmert, kann ich so eine Einigkeit in der Beurteilung nicht feststellen. Dieter Nuhr witzelt über Klimaaktivisten. Die Heute-Show arbeitet sich an der FDP ab. Mario Barth scherzt über transidente Menschen. Eine bestimmte Zielgruppe findet das lustig, andere fühlen sich dadurch angegriffen. Bei Loriot ist das anders. Seine Filme und Bücher sind echte Klassiker, hinter denen man sich gemeinsam versammeln kann. Ich glaube, das hängt damit zusammen, weil sein Humor nicht auf Kosten anderer geht. Er zeigt nicht mit ausgestrecktem Zeigefinger auf andere. Stattdessen hält er uns einen Spiegel vor. Wer über Loriots Figuren lacht, lacht über sich selbst.

Ein Komiker von Gottes Gnaden. Ich weiß nicht, ob Loriot etwas mit Gott anfangen konnte. Aber ich bin überzeugt, dass Gott viel mit ihm anfangen kann. Weil Humor etwas Göttliches hat. Wenn ich ehrlich und unbeschwert lachen kann, ohne dabei jemanden auszulachen, dann macht das mein Leben leichter und besser. Und das ist es, was Gott für die Menschen will: ein gutes Leben.

Humor verbindet und muntert auf – auch in schwierigen Zeiten. Wenn es nicht gut läuft, wenn man trauert, dann ist es ein Segen, wenn mir jemand ein Lächeln entlockt. Oder sogar ein herzhaftes Lachen. Wer seinen Schmerz für einen Moment vergessen kann, gewinnt vielleicht auch wieder eine andere Perspektive auf das Leben. Lachen, finde ich, hat befreiende Wirkung. Ja, ohne Humor und Lachen wäre das Leben oft trostlos. Ein immer fortwährender ernsthafter Trott. Für mich eine schlimme Vorstellung. Deshalb finde ich es eine Gnade Gottes, dass es Menschen gab und gibt, die mich zum Lachen bringen.

Gerne würde ich Sie heute auch zum Lachen zu bringen. Aber so lustig wie der Großmeister des Humors bin ich sicher nicht. Vielleicht schauen Sie sich also lieber mal wieder eine Folge von Loriot an. Und freuen sich an seinem göttlichen Humor. 

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SWR2 Wort zum Tag

22APR2023
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Früher hätte ich das nicht gemacht. Alleine Essen gehen zum Beispiel. Oder ohne Verabredung ins Schwimmbad. Es wäre mir peinlich gewesen – ganz allein unterwegs zu sein. Was sollen da die anderen denken? Ist wohl ein komischer Typ. Hat der keine Freunde? Ich wollte nicht, dass irgendjemand auf die Idee kommt, ich könnte vielleicht einsam sein.   

Heute bin ich da viel entspannter. Man könnte auch sagen: selbstbewusster. Ich schäme mich nicht dafür, wenn ich mal alleine unterwegs bin. Wahrscheinlich ist das auch eine Altersfrage. Als Jugendlicher oder junger Mensch denkt man vielleicht öfter darüber nach, wie man auf andere wirkt.

Auch eine Weisheit aus der Bibel hat mir geholfen. Da heißt es: Der Mensch sieht nur das Äußere. Aber Gott sieht auf das Herz (1. Samuel 16,7). Ich sehe als Mensch immer nur einen ganz kleinen Ausschnitt vom Anderen. Insbesondere bei Fremden, die ich einfach nur mal zufällig treffe oder sehe. Nur Gott sieht alles vom Menschen. Und ich finde, da kann ein Perspektivwechsel hilfreich sein. Was denke ich, wenn ich jemanden sehe, der zum Beispiel allein im Restaurant oder in der Kneipe sitzt? Ich sehe nur das Äußere. Ich weiß ja gar nicht, warum er allein ist. Ich sehe die Gründe nicht. Vielleicht ist er ja gerne einmal für sich. Oder er wartet auf jemanden. Oder er ist auf der Durchreise. Oder, oder, oder… Vielleicht ist er auch tatsächlich einsam. Und hat sich zum ersten Mal seit langem überwunden auszugehen – und das tut ihm gerade gut.

Und am Ende geht es mich eigentlich auch gar nichts an. Warum soll jemand nicht alleine unterwegs sein?

Und angeblich denken viele Menschen so. Ich habe neulich etwas über eine Studie dazu gelesen. Da kam heraus: Man macht sich selbst viel mehr Gedanken darüber, was andere über einen denken, als die anderen es tatsächlich tun. Wir überinterpretieren unsere eigene Wirkung sozusagen. Ich finde das eigentlich ganz angenehm. Es gibt mir Freiheit das zu tun, was ich möchte – auch allein.

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SWR2 Wort zum Tag

21APR2023
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Es ist jetzt schon bald zwei Jahre her, dass die Flutkatastrophe im Ahrtal ganze Dörfer weggerissen hat. Menschen sind infolge des Hochwassers gestorben, viele haben ihr Hab und Gut verloren, Infrastruktur wurde zerstört. Leider passieren solche Naturkatastrophen immer wieder. Ich denke da zum Beispiel auch noch an das schreckliche Erdbeben in der Türkei und in Syrien vor einigen Wochen. Wenn so etwas passiert, dann heißt es manchmal, dass die Katastrophe ein biblisches Ausmaß hatte.

Denn von einer großen Flut wird auch in der Bibel erzählt. Da heißt es: Gott war wütend und enttäuscht von den Menschen. Denn sie haben sich gegenseitig getötet, gehasst und schlecht behandelt. Gott wollte die Menschen vernichten. Nur Noah, seine Familie und die Tiere sollten überleben. Deshalb hat Gott Noah in seinen Plan eingeweiht und ihm gesagt, er solle ein Schiff bauen. Dann hat Gott es so lange regnen lassen, bis alles überflutet war. Ich finde es schrecklich, was Gott da tut. Gerade mit den Bildern aus dem Ahrtal vor Augen, die immer noch präsent sind. Für mich bleibt das ein dunkles biblisches Kapitel. Aber zum Glück endet die Geschichte nicht im Untergang.  

Irgendwann hört es auf zu regnen. Und: Gott ist anscheinend selbst erschrocken über das Ausmaß der Katastrophe, die er selbst herbeigeführt hat und gibt eine Selbstverpflichtung ab. Er will so etwas nicht mehr tun. Er sagt: „Nie wieder will ich die Erde wegen der Menschen verfluchen. Nie wieder will ich alles Lebendige so schwer bestrafen, wie ich es getan habe. (Genesis 8,21). Trotzdem haben Menschen persönliche oder globale Katastrophen immer wieder als Strafe Gottes aufgefasst. Und manchmal hat die Kirche diesen Glauben sogar noch befeuert. Hat Ängste geschürt statt genommen. Deshalb finde ich es wichtig, mir und anderen immer wieder das Ende der biblischen Sintflutgeschichte vor Augen zu stellen. Nie wieder soll eine Sintflut die Erde vernichten. Gott verursacht keine Fluten oder Erdbeben mehr. Das verspricht er Noah und allen Menschen, die ihm nachfolgen. Unabhängig davon, was Menschen tun. Für mich bedeutet das, dass Gott für das Leben steht. Nicht für die Zerstörung.

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SWR2 Wort zum Tag

20APR2023
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Anfang April. Doch von Frühling keine Spur. Ich stand vor dem Bäcker in einer ziemlich langen Schlange in der Kälte. Das allein hat schon genervt. Und dann war da noch so ein Mann direkt vor mir, den fand ich auf Anhieb unsympathisch.  Ich hätte es gar nicht erklären können, aber manchmal ist das bei mir so: Ich sehe Menschen, und obwohl ich sie weder kenne noch jemals mit ihnen gesprochen hätte, mag ich sie nicht. So war das auch bei diesem Mann in der Bäckerschlange.

Und dann… Ist genau das passiert, was Sie jetzt vielleicht schon erwarten, mich aber total überrascht hat: Der Mann hat ganz freundlich gefragt: Möchten Sie vor? Ihrer Tochter wird doch sonst kalt! Tja, da stand ich dann vor mir selbst ganz schön dumm da. Denn so freundlich bin ich in einer langen Schlange in der Kälte noch selten behandelt worden. Und dann ausgerechnet von demjenigen, den ich unbewusst als Unsympath abgestempelt hatte. Natürlich weiß ich das: Man soll Menschen nicht nach ihrem Äußeren bewerten. Es hat keine Grundlage, Männer oder Frauen, mit denen ich noch nie ein Wort gesprochen habe, in die Schublade Unsympathisch zu stecken. Und davon bin ich auch wirklich überzeugt und sag das nicht nur so einfach vor mich hin. Und trotzdem passiert es mir manchmal reflexartig. Ich sehe Menschen nur kurz und mag sie nicht.

Aber solche Begegnungen wie in der Bäckerschlange helfen mir hoffentlich dabei, zukünftig weniger schnell oder seltener zu schnell zu urteilen. Und ich glaube, dazu ist es wichtig, das eigene Verhalten und die eigenen Gedanken zu reflektieren. Wahrscheinlich macht niemand immer alles richtig. Aber zu überlegen, was mir gegenüber anderen gut und was nicht so gut gelungen ist – das kann jeder. Wenn man genervt in der Kälte wartet, ist das vielleicht zu viel verlangt. Aber wenn ich satt und zufrieden im Warmen sitze, dann kann ich ab und zu auch über mein eigenes Verhalten nachdenken. Und dann werde ich hoffentlich das nächste Mal, wenn ich jemanden direkt unsympathisch finde, an dieses Erlebnis beim Bäcker denken und nicht vorschnell urteilen.

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SWR1 3vor8

16APR2023
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Kann man sich den Segen Gottes erkämpfen?
Die Bibel erzählt von Einem, der das versucht. Jakob ist unterwegs zu seinem Bruder. Nachts, als er an einem Fluss übernachtet, wird er angegriffen. Die ganze Nacht kämpft Jakob mit seinem Gegenüber. “Da rang einer mit ihm bis die Morgenräte anbrach“ heißt es in der Bibel (Gen 32,25).
Mit wem sich Jakob da prügelt bleibt im Dunkel der Nacht verborgen. Vieles spricht dafür, dass es Gott ist oder zumindest ein Engel, ein Bote Gottes. Klar ist aber, warum Jakob immer weiter kämpft und nicht aufgibt. Er möchte etwas ganz Bestimmtes: Ich lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich, verlangt Jakob von seinem Kontrahenten. (Gen 32,27)

Segen: er hatte für die Menschen damals eine sehr umfangreiche Bedeutung. Er versprach Nachkommen, eine große Familie, Glück, ein gelingendes Miteinander, auch Wohlstand und ein gutes Auskommen. Also ein allumfassendes gutes Leben. Bis heute sprechen wir ja noch von einem segensreichen Leben, wenn es erfüllt ist und viel Gutes passiert ist. Und um ein glückliches Leben zu kämpfen – ich finde, das ist es wert.
Und ich glaube, auf diese oder jene Weise ringen wir alle immer wieder um ein segensreiches Leben. Wir bemühen uns um gute Freunde, wünschen uns eine liebe Familie. Wir fahnden nach einem spannenden Arbeitsplatz oder suchen Sinn im Leben. Segen ist sicher nicht für jeden das Gleiche. Und manche müssen um ein segensreiches Leben sicher härter kämpfen als andere. Zum Beispiel, wenn schon ein Dach über dem Kopf oder ausreichend Nahrung ein Segen wäre.

Jakob ist am Ende tatsächlich erfolgreich. Er erkämpft sich seinen Segen. Ich bewundere das. Er lässt einfach nicht locker.

Und gleichzeitig scheint Jakob zu wissen: Hier kämpfe ich mit einem, den ich brauche. Ein gutes Leben kann ich mir nicht nur selbstständig erarbeiten und erkämpfen. Ich brauche Gott, seinen Segen, dass mein Leben gelingt.

Ich finde, die Erzählung von Jakob zeigt: Es ist wichtig, an seinem Zielen und Wünschen festzuhalten, darum zu ringen und gleichzeitig darauf zu vertrauen, dass mir Gott ein gelingendes Leben ermöglicht. Nicht alles habe ich selbst in der Hand. Aber ich glaube, mit dieser Haltung kann mein Leben gut gelingen.     

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SWR2 Wort zum Tag

22MRZ2023
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Martina Steinbrecher spricht heute den Beitrag von Malte Jericke:

Über feministische Außenpolitik wurde immer wieder diskutiert in letzter Zeit. Ich konnte mit dem Begriff erst mal wenig anfangen. Was könnte an Außenpolitik speziell feministisch sein? Als dann Annalena Baerbock und Svenja Schulze die Richtlinien ihrer feministischen Außenpolitik vorgestellt haben, habe ich mich mal ein bisschen näher damit befasst: Männer und Frauen sollen weltweit gleichbehandelt werden. Projekte, die sich für die Teilhabe von Frauen einsetzen, sollen besonders gefördert werden.     

Erfunden hat die Bundesregierung den Einsatz für Frauen oder benachteiligte Gruppen nicht.
Auch Jesus hat sich zum Beispiel für die Rechte von Frauen eingesetzt. Er hat Frauen explizit angesprochen, mit ihnen diskutiert und sie seine Botschaft gelehrt. Kurz gesagt: Jesus hat, was seine Anhängerschaft anlangte, keinen Unterschied gemacht zwischen Frauen und Männern. Er hat die Gleichstellung der Frau vorgelebt. In der patriarchalen Gesellschaft seiner Zeit war das sehr ungewöhnlich. Denn Frauen standen damals eher auf einer Stufe mit Kindern und Sklaven.

Auch die Auferstehung Jesu, die wir in wenigen Wochen an Ostern feiern, wurde als erstes von Frauen bezeugt. Frauen waren die ersten, die dem auferstandenen Jesus begegnet sind (Mt 28,ff). Auch das ist ungewöhnlich. Denn die Aussage von Frauen hat zur damaligen Zeit nichts gezählt. Vor Gericht war sie wertlos.  Nur Männer konnten als Zeugen aussagen. Und dann waren es ausgerechnet Frauen, die als Zeugen der Auferstehung Jesu angeführt werden.   

Jesus hat also auch andere mit seinem Eintreten für die Rechte von Frauen beeinflusst. Denn die biblischen Erzählungen wurden nur von Männern aufgeschrieben. Dass in der Bibel so prominent von den Frauen berichtet wird, ist bemerkenswert.

Leider hat das noch nicht ganz ausgereicht. Denn 2000 Jahre nach Jesus ist es offensichtlich immer noch nötig, eine Strategie zur Förderung der Gleichberechtigung aller Menschen weltweit auszuarbeiten und vorzustellen. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass Männer und Frauen, Jungen und Mädchen gleiche Rechte und Chancen haben. Ist es aber nicht. Und solange das so ist, finde ich es gut, wenn wir uns dafür einsetzen und es vorleben. Und es ist ja auch gar nicht so schwer. Allen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. So wie Jesus es tat. Ganz selbstverständlich.

Martina Steinbrecher sprach heute den Beitrag von Malte Jericke von der evangelischen Kirche in Stuttgart.

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