SWR1 3vor8

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16APR2023
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Kann man sich den Segen Gottes erkämpfen?
Die Bibel erzählt von Einem, der das versucht. Jakob ist unterwegs zu seinem Bruder. Nachts, als er an einem Fluss übernachtet, wird er angegriffen. Die ganze Nacht kämpft Jakob mit seinem Gegenüber. “Da rang einer mit ihm bis die Morgenräte anbrach“ heißt es in der Bibel (Gen 32,25).
Mit wem sich Jakob da prügelt bleibt im Dunkel der Nacht verborgen. Vieles spricht dafür, dass es Gott ist oder zumindest ein Engel, ein Bote Gottes. Klar ist aber, warum Jakob immer weiter kämpft und nicht aufgibt. Er möchte etwas ganz Bestimmtes: Ich lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich, verlangt Jakob von seinem Kontrahenten. (Gen 32,27)

Segen: er hatte für die Menschen damals eine sehr umfangreiche Bedeutung. Er versprach Nachkommen, eine große Familie, Glück, ein gelingendes Miteinander, auch Wohlstand und ein gutes Auskommen. Also ein allumfassendes gutes Leben. Bis heute sprechen wir ja noch von einem segensreichen Leben, wenn es erfüllt ist und viel Gutes passiert ist. Und um ein glückliches Leben zu kämpfen – ich finde, das ist es wert.
Und ich glaube, auf diese oder jene Weise ringen wir alle immer wieder um ein segensreiches Leben. Wir bemühen uns um gute Freunde, wünschen uns eine liebe Familie. Wir fahnden nach einem spannenden Arbeitsplatz oder suchen Sinn im Leben. Segen ist sicher nicht für jeden das Gleiche. Und manche müssen um ein segensreiches Leben sicher härter kämpfen als andere. Zum Beispiel, wenn schon ein Dach über dem Kopf oder ausreichend Nahrung ein Segen wäre.

Jakob ist am Ende tatsächlich erfolgreich. Er erkämpft sich seinen Segen. Ich bewundere das. Er lässt einfach nicht locker.

Und gleichzeitig scheint Jakob zu wissen: Hier kämpfe ich mit einem, den ich brauche. Ein gutes Leben kann ich mir nicht nur selbstständig erarbeiten und erkämpfen. Ich brauche Gott, seinen Segen, dass mein Leben gelingt.

Ich finde, die Erzählung von Jakob zeigt: Es ist wichtig, an seinem Zielen und Wünschen festzuhalten, darum zu ringen und gleichzeitig darauf zu vertrauen, dass mir Gott ein gelingendes Leben ermöglicht. Nicht alles habe ich selbst in der Hand. Aber ich glaube, mit dieser Haltung kann mein Leben gut gelingen.     

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