SWR2 Wort zum Tag

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17JUN2023
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Über das Wetter wurde schon ganz schön viel gemeckert in diesem Jahr. Und ich schließe mich da als Meckerer absolut mit ein. Es war aber auch kalt und regnerisch in diesem Frühjahr. Zum Glück ist es ja dann irgendwann besser geworden.

Denn ich habe es lieber sonnig und warm. Aber natürlich bitte auch nicht zu heiß. 40 Grad im Juli brauch ich auch nicht.

Tja, es ist nicht ganz leicht mit dem Wetter, optimal ist es eigentlich selten. Und immer eine Frage der Perspektive. Der viele Regen im April und Mai habe dem Grundwasserspiegel und damit unserer zukünftigen Wasserversorgung doch sehr gut getan, habe ich immer wieder gehört. Was mich nervt, tut der Natur und unserer Zukunft gut – alles eine Frage der Perspektive.

Ein weiterer Vorteil, den die langen Regentage mit sich gebracht haben. Ich konnte mich mal hinsetzen und was lesen. Und dabei bin ich auf ein Gebet des Theologen Reinhold Niebuhr gestoßen:

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Diese Zeilen werden auch als Gelassenheitsgebet bezeichnet. Das hat mich überzeugt. Warum soll ich mich über etwas aufregen, das ich doch nicht ändern kann? Einfach mal locker bleiben, so schlimm ist Regen jetzt auch wieder nicht. Irgendwie ist es sinnlos, sich darüber aufzuregen.  

Es passiert ja eh vieles im Leben, das ich nicht beeinflussen kann. Wobei manches sicher schwerer zu akzeptieren ist als ein bisschen Regen. Aber vielleicht ist das Wetter eine gute Übung, um auch in den Stürmen des Lebens gelassen zu bleiben. Akzeptieren lernen, dass ich manches nicht ändern kann. Ich denke, Energie in Änderungsprozesse zu stecken, die von Anfang an keine Aussicht auf Erfolg haben, kostet viel Kraft. Kraft, die mir dann vielleicht fehlt, das zu ändern, was ich zum Guten beeinflussen könnte.

Aber kann ich das vorher immer schon so genau wissen?
Gott, gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Ich glaube, es hat einen guten Grund, dass Niebuhr seinen Wunsch als Gebet formuliert hat. Weil es natürlich wünschenswert ist, gelassen zu bleiben und Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann. Weil es notwendig wäre, manches zu verändern. Aber weil das eben auch schwierig ist. Ich brauche jemanden, der mich dabei unterstützt. Und richte meine Bitten deshalb an Gott.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37823
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