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SWR3 Gedanken

19APR2025
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Neulich habe ich Jenni Berger besucht. Sie lebt in der Wilhelma. Auf dem Bauernhof. Sie lebt dort mit ihren Kindern und anderen Artgenossen. Jenni Berger ist ein Romanov-Schaf und ich habe eine Patenschaft für sie zum Geburtstag bekommen. Deshalb heißt sie auch wie ich. Ich habe sie seitdem zweimal besucht. Und natürlich besuche ich dann in der Wilhelma auch andere Tiere. Die Flamingos, die Koalabären, die Erdmännchen, die Giraffen und viele mehr.

Aber über Jenni Berger, das Schaf, freue ich mich besonders. Ich liebe Schafe. Sie sind klug und hübsch – genau wie Jenni Berger.

In der Bibel wird viel von Schafen erzählt. Einmal verliert ein Hirte ein Schaf. Er hat noch 99. Trotzdem geht er los und sucht das eine. Es hatte sich in einem Dornengestrüpp verfangen und kam nicht mehr frei. Der Hirte hat es befreit und auf seinen Schultern zurück zu den 99 anderen getragen. In der Bibel steht, dass so Gott ist: wie der Hirte mit dem verlorenen Schaf. Gott geht los und sucht Menschen, die verloren gegangen sind oder sich im Leben irgendwo verfangen haben und einfach nicht mehr weiterkommen. Ich mag den Gedanken. Dass ich Gott so wichtig bin, dass er mich überall sucht, falls nötig und mich auch aus dem Dornengestrüpp befreit.     

Wenn ich mein Patenschaf sehe, dann stelle ich mir diese Geschichte vor. Dass dieses eine Schaf so wichtig ist, dass Gott es merkt, wenn es verloren geht. Bei der Menge der Tiere in der Wilhelma kaum vorstellbar. Aber so ist es. Es ist Gott so wichtig wie mir mein Patenschaf. Obwohl er viel mehr Menschen hat, die er liebt. Jenni Berger erinnert mich daran. Dass ich wichtig bin und Gott mich liebt. Wie alle Menschen. 

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SWR3 Gedanken

18APR2025
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Die Götter im Alten Griechenland sind beeindruckende Gestalten. Mächtig und stark. Aber auch jähzornig und böse. Sie spielen mit den Menschen wie Kinder mit ihrem Spielzeug. Trotzdem haben sehr viele Menschen an diese Götter geglaubt. Mich beeindruckt das. Und doch bin ich froh, dass ich an einen anderen Gott glaube.

Heute an Karfreitag feiern Christinnen und Christen nämlich, dass Gott anders ist; machtlos und schwach, jedenfalls heute an Karfreitag.  Christinnen und Christen glauben, dass Gott Schmerz kennt und Leiden. Machtlosigkeit und das Gefühl von Ohnmacht.

Jesus Christus wurde an Karfreitag getötet. Zuerst geschlagen, gegeißelt, gefoltert und verspottet und dann ans Kreuz geschlagen. Von seinen Gegnern. Der Ungerechtigkeit scheinbar hilflos ausgeliefert.

Christinnen und Christen glauben, dass Gott selbst gelitten hat, und mit seinem Sohn Jesus mit gestorben ist. Gott hat Schmerzen erlebt. Hat Angst gehabt. Sich einsam gefühlt und verlassen. Ohnmächtig und allein. Deshalb ist Karfreitag so wichtig. Weil es darum geht, dass Gott unser menschliches Leben so gut kennt. Er weiß genau, wie sich das Leben anfühlt.

Mir bedeutet das besonders in den Momenten viel, in denen es mir nicht gut geht. Ich bin kein Spielzeug für Gott. Ich kann ihm sogar erzählen, wie es mir geht und weiß, dass er mich versteht. Eben, weil Jesus es schon selbst erlebt hat. Heute, an Karfreitag.

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SWR3 Gedanken

17APR2025
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Montags kommen immer meine Eltern zum Abendessen. Wir essen zusammen und erzählen uns gegenseitig, was gerade so ansteht und wichtig ist. Wir teilen das Schöne, aber jeder darf auch seinen Frust loswerden. Wir schimpfen zusammen und lachen miteinander. Dabei essen und trinken wir leckere Dinge. Mir sind diese Montage wichtig. Das gemeinsame Essen. Die gemeinsame Zeit. Das geteilte Leben.

Heute an Gründonnerstag erinnern sich Christinnen und Christen an das letzte gemeinsame Essen von Jesus mit seinen Jüngern. Am Abend bevor Jesus verhaftet wurde und dann am Kreuz gestorben ist. Sie essen miteinander und erzählen sich, was los ist. Jesus weiß da schon, dass er sterben wird. Er deutet das auch an. Und die Jünger? Ahnen, dass etwas Schlimmes passieren. Darum geht es:  gemeinsam zu essen, miteinander zu reden und das Leben zu teilen. Dieses gemeinsame Abendessen werden seine Jünger für immer in Erinnerung behalten. Im Moment seines Todes und auch danach. Sie sind satt geworden beim gemeinsamen Essen. Sie konnten von ihrem Leben erzählen und sie haben gemerkt, dass sie Jesus wichtig sind.

Bei unseren Montagen denken wir nicht daran, dass es unser letztes Essen sein könnte. So alt sind meine Eltern auch noch nicht. Und doch könnte jeder Montag der letzte sein. Im Leben weiß man das ja nie. Darum geht es aber nicht. Es geht darum, Zeit miteinander zu verbringen und das Leben miteinander zu teilen. Jesus hat gewusst, dass das besonders gut geht, wenn man miteinander isst. Weil es verbindet, weil es stärkt für alles, was kommt und einfach, weil es zusammen besser schmeckt.

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SWR3 Gedanken

16APR2025
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Ich fahre jeden Tag mit der Bahn. Und ich kann mich beim Umsteigen ganz wunderbar ärgern. Auch über die Seniorinnen und Senioren mit Stöcken oder Rollatoren, die nicht so schnell sind, wie ich manchmal sein will. Wenn ich dann ungeduldig an ihnen vorbeihetze, dann ernte ich auch mal böse Blicke. Als würden sie sagen „die Jüngeren haben gar keinen Respekt mehr.“

Letzten Monat war ich abends als Gast in einem Männerkreis. Die Männer dort treffen sich seit Jahrzehnten. Die meisten sind über 80 Jahre alt. Weil ich zu Gast war, durften auch die Frauen mitkommen. Es waren sogar die Frauen von schon verstorbenen Männern dabei. Wir haben gemeinsam über einen Bibeltext gesprochen. Und dabei viel auch über unsere Gesellschaft. Über ihren Alltag und über meinen Alltag. Über das, was sie schon alles erlebt haben.. Mich hat das beeindruckt. Da saß so viel Lebenserfahrung in diesem Raum und so viel Wohlwollen für mich. Als Frau, die so viel jünger ist als diese Männer.

Viele dieser Männer haben Probleme mit dem Gehen. Sie brauchen einen Stock oder einen Rollator oder quälen sich beim Versuch es ohne Hilfsmittel zu schaffen. Bei den Gesprächen ist das aber gar nicht aufgefallen. Klar. Sie sind ja alle gesessen.

Wenn ich an den Abend zurückdenke, dann ärgere ich mich in der Bahn viel weniger. Dann stelle ich mir vor, was für einen Schatz an Lebenserfahrung die Dame mit dem Rollator hat und der Herr mit dem Stock und wieviel sie in ihrem Leben schon erlebt haben. Dann denke ich an die Männer vom Männerkreis und wie tolerant sie mit meinen Ansichten umgegangen sind.

Ich atme beim Umsteigen einmal tief durch und freue mich, dass wir alle so wie wir sind in diese Bahn gepasst haben.

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SWR3 Gedanken

15APR2025
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An meiner Schule ist ein Schüler verstorben. Ganz plötzlich und überraschend. Er hat noch Fußball gespielt und dann ist er zusammengebrochen und später gestorben.

Wir haben in seiner Klasse von ihm Abschied genommen. Uns an ihn erinnert. Wie er war. Was seine Klassenkameradinnen und -kameraden mit ihm erlebt haben. Er war ein Sonnenschein haben sie erzählt. Einer, der gute Laune hatte und sie weitergegeben hat. Einer, der sein Leben gemeistert hat. Einer, der Fußball geliebt hat.

Auch in einer anderen Klasse haben wir über seinen Tod gesprochen. In einer Deutsch-Klasse für Geflüchtete. Sie alle kannten ihn nicht. Aber sie waren sehr betroffen von seinem Tod. Der Schüler, um den wir getrauert haben, war auch nach Deutschland geflohen. Wie sie. Übers Meer und über verschiedene Länder, bis er in Deutschland war. Die anderen Geflüchteten wissen, was das bedeutet. Wie schwer so eine Flucht ist, was alles passieren kann und wie sich die Strecke in die Seele einbrennt. Sie hatten Respekt vor dem Schüler, der das geschafft hat und es dann sogar geschafft hat so gut Deutsch zu lernen, dass er eine Ausbildung machen konnte.

Und sie war tief betroffen davon, dass sein Weg dann plötzlich zu Ende war, obwohl er so gekämpft hatte und so viel erreicht hat.

Mich hat das berührt. Die Erinnerungen an das gute Miteinander in seiner Klasse. Und dann das Mitleiden von Schülerinnen und Schüler mit einem Menschen, den sie gar nicht kannten, weil sie die gemeinsame Fluchterfahrung verbunden hat. Das Bedauern, dass er nicht weiterleben kann und es endlich mal schön hat, nach dem, was er vorher erlebt hat. Es war ein wichtiger Moment in der Klasse. Uns alle verbindet viel mehr, als wir manchmal denken.

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SWR3 Gedanken

14APR2025
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„Entschuldigen Sie bitte, darf ich Sie kurz stören?“ Ein Mann spricht mich an und ich nicke. „Ich lebe auf der Straße und habe Hunger und versuche gerade mir etwas zu Essen zu besorgen. Deshalb wollte ich fragen, ob Sie 50 Cent für mich hätten. Das wäre sehr freundlich.“

Ich bin auf einer Bank in der Einkaufsstraße gesessen. Neben mir eine Tüte mit dem, was ich gekauft hatte. Der Mann war ausgesprochen höflich. Hat etwas Abstand gehalten und mich freundlich angeschaut. Mein erster Impuls war ihm zu sagen: „In Deutschland muss keiner auf der Straße leben“. Ich war schon dabei Luft zu holen und das zu sagen. Da hab ich mir überlegt, was ihm das bringt. Und dann war ich kurz davor zu fragen, ob er auch wirklich Essen kaufen will und keinen Alkohol. Und wieder hab ich gedacht, wie dumm und besserwisserisch ich bin. Wenn Alkohol das wäre, was er jetzt bräuchte, dann wäre es eben so. Was weiß ich schon von ihm.

Mich hat dieser Mann irgendwie beeindruckt. In seiner Höflichkeit. Und auch in seiner Bescheidenheit. Mit Blick auf meine Einkaufstasche neben mir war ja klar, dass 50 Cent für mich nicht so viel sind wie für ihn. Ich hab ihm dann die 50 Cent gegeben. Er hat sich bedankt und ist mit Freunden weiter gelaufen.

Ich war etwas beschämt von dieser Begegnung und meinen Vorurteilen und meiner Besserwisserei. Was weiß ich schon, warum der Mann so lebt, wie er lebt. Wie sein Leben verlaufen ist und was für Kämpfe er kämpfen muss.

Ich weiß nicht, ob es richtig war, ihm das Geld zu geben. Aber es hat sich richtig angefühlt in diesem Moment. Vor allem ihm keine gut gemeinten, aber richtig blöden Sprüche reinzuwürgen. 

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SWR3 Gedanken

13APR2025
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Bejubelt haben sie ihn. Ihn beklatscht, gefeiert, seinen Namen gerufen. Die ganze Stadt war aus dem Häuschen. Die ganze Euphorie hat aber nicht mal eine Woche gehalten, dann wollten sie nichts mehr von ihm wissen. Wollten sogar seinen Tod.

Das ist Jesus passiert. An Palmsonntag, den Christinnen und Christen heute feiern, ist er in Jerusalem eingezogen. Als strahlender Held. Als Retter. Die Leute haben ihn gefeiert. Alle ihre Hoffnungen in ihn gesetzt. Und freitags nach diesem Sonntag hängt er Kreuz. Die Menschen wollten ihn tot sehen und haben das auch geschafft.

Heute wird keiner mehr ans Kreuz geschlagen. Aber, dass Menschen bejubelt und gefeiert werden und nach kürzester Zeit beschimpft, verspottet und auf Social Media an den Pranger gestellt werden, das gibt es heute fast jeden Tag.

Fußballer, die einen Lauf haben und bei denen es dann plötzlich nicht mehr läuft. Die ein Eigentor schießen, eine rote Karte bekommen oder sonst wie den Sieg der Mannschaft damit gefährden. Im Netz wird ihnen allzu oft sogar der Tod gewünscht.

Auch Politikern geht das manchmal so. Heute der erhoffte Messias, morgen der verhasste Versager. Und plötzlich bekommen sie Todesdrohungen..

Mir macht diese Entwicklung Angst. Die Leute wollen doch bloß ihren Sport machen oder sich engagieren. Dass sie deswegen manchmal sogar mit dem Tod bedroht werden, das ist einfach nicht tragbar. Gleich, was sie gemacht haben.

Jesus hat gewusst, was auf ihn zukommt in dieser Woche vor Ostern. Er hat davor auch Angst gehabt. Aber er hat es mit Absicht ausgehalten, weil er wusste, dass er weiter in Gottes Hand ist. Mir hilft diese Vorstellung. Wir alle sind in Gottes Hand, im Jubel und im schlimmsten Moment. Er hält uns fest.

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SWR3 Worte

22FEB2025
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Am 20. Spieltag haben viele Vereine der Bundesliga der Opfer des Holocaust gedacht und dabei klare Kante gegen rechts gezeigt. “Nie wieder ist jetzt“ hieß es auch beim FC St. Pauli. Gerade auch im Blick auf die anstehende Bundestagswahl. Johannes Eggestein, einer der Pauli Profis, fand das auch gut so: 

„Was politisch aktuell passiert, ist aufwühlend. Dementsprechend finde ich solche Signale, wie sie von unseren Fans gesendet wurden, sehr wertvoll und wichtig. Mich persönlich beschäftigt das sehr, deshalb habe ich es auch ein Stück weit genossen, dass so klare Kante gezeigt und die Stimme erhoben wird."

https://www.kicker.de/weshalb-st-paulis-protest-gegen-rechts-eggestein-so-bewegt-1087521/artikel (abgerufen am 04.02.2025)

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SWR3 Worte

21FEB2025
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Die Autorin Susanne Niemeyer erzählt von ihrem Tag. Er war „saumselig“: Den normalen Alltag hat sie einfach weggelassen, ihn also „versäumt“ – als Wohltat für die Seele: 

„Saumselig bin ich durch den Tag gegangen. Das ist ein Wort, das auf der Zunge zergeht. Versäumen steckt darin. Manchmal muss man was ausfallen lassen, damit das Glück einen antrifft. Meine Seele ist sehr glücklich darüber, abkömmlich zu sein. Sie ist unterwegs in anderen Sphären, ist Zitronenfaltern hinterhergeflogen und hat Himbeeren gepflückt. Gegen Mittag habe ich sie im Gras liegen sehen, ihre Träume waren blau. Abends hatte sie dann so ein Lächeln im Gesicht, als wüsste sie etwas, das ich noch nicht weiß. Eine Ahnung von mir, wie ich bin, wenn ich nicht muss.“

Susanne Niemeyer in: 40 Tage unperfekt

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SWR3 Worte

20FEB2025
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Es gibt Momente im Leben, da geht einfach gar nichts mehr. Erschöpft, ausgelaugt, desillusioniert. Damit die Seele in solchen Zeiten inneren Frieden findet, wünscht die Theologin Tina Willms einen Friedensengel:

„Ich wünsche Dir einen Engel, der Dich aus dem Schlaf der Erschöpfung weckt. Er stärke Dich mit dem Wasser der Liebe und dem Brot des Lebens. Er ermutige Dich, aufzustehen und den neuen, weiten Weg zu gehen. Er gebe Deinem Blick eine andere Richtung und leite Deine Füße auf den Weg des Friedens.“

Tina Willms, Lichtgewand & Alltagskleid. Engeln auf der Spur. Geschichten&Gedichte

Tina Willms auf Instagram

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