SWR3 Gedanken
„Alzheimer-Demenz“. Dieses eine Wort als Diagnose kann die Welt von ganz vielen Menschen durcheinanderwirbeln. Zum einen natürlich die Welt des Menschen, der an Demenz erkrankt ist. Aber auch die Welt derer, die mit diesem Menschen zusammenleben, ihn lieb haben und ihm begegnen.
Alles verändert sich. Manches langsam, manches schnell. Die Gespräche verändern sich, weil Worte verloren gehen. Der Alltag verändert sich, weil das Autofahren nicht mehr geht, weil manchmal die Kraft nicht reicht und weil manche liebgewonnene Gewohnheit nicht mehr möglich ist. Schreiben, sich orientieren, Menschen erkennen, Tag und Zeit wissen – vieles, was für gesunde Menschen selbstverständlich ist, geht nach und nach verloren.
Was allerdings nie verloren geht ist, dass der Mensch mit dieser Erkrankung der geliebte Mensch bleibt. Der Ehepartner, der Papa, die Mama, der Opa, die Oma, der Kumpel oder die Freundin. Und es gibt immer Dinge, die bleiben. Wenigstens einer erinnert sich an gemeinsame Erlebnisse und kann davon erzählen. Wenigstens einer kennt die gemeinsame Geschichte und kann daran erinnern.
Die Welt ist durcheinandergewirbelt. Sie wird anders. Das Leben ist anders. Aber auch gut. Manchmal ist das sehr schwer zu sehen. Manchmal ist es vielleicht auch gar nicht zu sehen zwischen all den Problemen und dem Schmerz, die mit dieser Diagnose kommen.
Mir hilft da, was Gott uns Menschen verspricht: „Ich bin bei Euch, bis an das Ende der Welt“. Auch, wenn die Welt durcheinandergewirbelt wurde und es nicht mehr wird wie vorher. Auch mit der Diagnose Alzheimer-Demenz. Auch im Vergessen. Auch im Schmerz. Und Gott sorgt dafür, dass das Leben anders, „auch gut“ bleibt.
Gott ist bei uns. In schlechten Momenten. Aber auch, wenn es „auch gut“ ist: Zum Beispiel, wenn man gemeinsam das Lieblingseis genießt oder ein gutes Getränk. Wenn man gemeinsam auf einer Parkbank sitzt, einfach nur dasitzt und genießt, dass man sich noch hat.
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