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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

05JUN2024
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„Narcissus und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an als Salomonis Seide.“ Das ist eine Zeile aus dem Kirchenlied „Geh aus mein Herz und suche Freud.“ Das Lied ist gut 370 Jahre alt und wurde von Paul Gerhardt geschrieben. Heute ist es ein Klassiker im evangelischen Gesangbuch. Und ich mag es, weil es so schöne Bilder ins Ohr malt und einfach gute Laune macht.

Besonders mag ich eben die Zeile mit Narcissus und Tulipan – gemeint sind Osterglocken und Tulpen. Sie sind schöner als die seidenen Kleider von König Salomo. Von ihm und seinem Glanz kann ich in der Bibel lesen. Aber eben nur lesen. In echt sehen kann ich es nicht. Die Natur dagegen schon.

Darum kommt es mir so vor, als wollte Paul Gerhardt mit seinem Lied auch sagen: „Die Bibel, und was sie sagt, ist gut und wichtig. Da erfährst du viel von Gottes Wundern. Aber guck doch mal über die Buchseiten hinaus. Schau dir die Welt an. Da siehst du noch viel mehr von den Wundern Gottes. Und wenn der Garten der Welt schon so toll ist, wie toll wird es erst im Garten Gottes sein?“ Und Gerhardt dichtet ein paar Zeilen später: „Und läßt du’s uns so lieblich gehn auf dieser armen Erden. Welch hohe Lust, welch heller Schein wird wohl in Christi Garten sein!“

Bis es aber soweit ist, darf ich Narzissen, Tulpen, den Duft der Blumen, die Bäume, das Surren der Bienen, saubere Bächlein, das Blöken der Schafe und scheue Rehe im Wald genießen und bewundern.

Und eine Frage drängt sich mir bei soviel Naturbetrachtung noch auf: Wie gehe ich eigentlich mit der Natur um? Muss ich nicht ein Naturschützer werden, weil es dabei um Gottes Schöpfung geht? Aber das wäre ein anderes Lied und ich wünschte, Paul Gerhardt hätte auch das gedichtet. Hat er nicht.

Aber ich sollte darüber nachdenken. Ich muss kein Lied dichten. Aber ich kann etwas für die Natur tun, damit ich auch in Zukunft noch fröhlich von ihrer Schönheit singen kann.

Ich wünsche Ihnen eine tolle Sommerzeit.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

04JUN2024
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Bis heute gilt in meiner Familie der Streuselkuchen von Oma als der Beste. In den Teig, einen Hefeteig, hat sie immer etwas Salz getan. Das fand ich erstmal komisch. Aber irgendwann hat mir ein Bäcker gesagt: „In einen guten Hefeteig gehört Salz. Das ist nicht nur für den Geschmack wichtig. Das Salz verändert den Gärprozess der Hefe und macht etwas mit den Glutenverbindungen im Teig. Natürlich kommt es auf die richtige Menge Salz an.“

Beim Essen merke ich das sofort. Ist zu wenig Salz im Streuselkuchen, schmeckt er fade. Bei zu viel Salz aber schrecklich. Was bedeutet es also, wenn Jesus zu seinen Leuten sagt: „Ihr seid das Salz der Erde“?[1] Das heißt zuerst einmal: Christinnen und Christen sind wichtig für die Welt. Das tut ja auch mal gut zu hören.

Und wenn ich mir jetzt die Gesellschaft wie einen Teig vorstelle – gemischt aus verschiedenen Bestandteilen und Zutaten, dann heißt das: Das Salz der Christinnen und Christen ist wichtig in der Gesellschaft. Das Christensalz soll unterstützen, damit sich alle gut verbinden und die Gärung reguliert wird. Und am Ende schmeckt der Kuchen auch nicht fade. Aber Vorsicht: wohldosiert muss es sein, das Salz.

Klar ist natürlich auch: Salz allein, macht keinen Teig. Es braucht auch Mehl, Wasser oder Milch, möglicherweise Zucker, Butter, Eier und manch andere Zutaten. In so einem Teig darf das Salz nicht fehlen. Aber: Es ist nicht die Alleinzutat.

Ehrlich gesagt macht mich das gelassen, wenn ich an die Gesellschaft denke. So wie ein guter Teig aus verschiedenen Zutaten besteht, so besteht eine gute Gesellschaft aus verschiedenen Menschen und Kulturen und nicht nur aus Christinnen und Christen. Das Christensalz soll aber dabei helfen, dass sich alle gut verbinden. So gelingt der Gesellschaftskuchen. Und ich brauche auch keine Angst zu haben, dass ich als Christ dabei untergehe. Denn ich weiß ja, dass es Salz braucht. Eine Prise – wohldosiert.

 

[1] Mt 5,13

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

03JUN2024
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Am 3. Juni 1924, also heute vor einhundert Jahren, ist der Schriftsteller Franz Kafka gestorben. Seine Bücher zählen zur Weltliteratur. Sie sind Schullektüre. Ich musste damals in der Schule Kafkas Erzählung „Die Verwandlung“ lesen. Sie beginnt mit dem Satz: „Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt.“[1] Und weiter erzählt Kafka, wie die Familie von Gregor Samsa mit ihrem zu einem riesigen Käfer verwandelten Sohn umgeht oder genauer: Ihn umbringt. – Sie merken schon: Kafka ist keine leichte Kost.

Er hat noch mehr Erzählungen und Romane geschrieben. Immer bewegen sich seine Geschichten zwischen Traum, Albtraum und Realität. Kafka erzählt von Menschen in unsicheren Situationen. Alles wirkt ausweglos.

Warum sollte man so etwas lesen? Weil Kafkas Geschichten einen Sog entwickeln können. Ein paar Erzählungen von Kafka haben mich in ihren Bann gezogen. Manchmal habe ich gedacht, „Ja, so ist das.“ Und eine Seite später wurde mir klar: „Nein, so nicht. Mein Leben ist überhaupt nicht so hoffnungslos. Es gibt einen Weg.“ Das habe ich aber gerade deswegen gemerkt, weil mich Kafkas Geschichten herausgefordert haben.

Darum finde ich, Kafka lehrt Hoffen. Er bringt mich zu einem Trotzdem. Trotz aller Widrigkeiten. Trotz der Tatsache, dass ich in einem Moment keinen Ausweg sehe.

„In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“[2] Das hat Jesus mal gesagt. Auch so ein Trotzdem-Satz. Jesus spricht in ausweglose Situationen hinein, wenn mir bange ist und ich keine Lösung sehe.

Eine Geschichte von Kafka ist nur eine Geschichte. Ich kann das Buch zuschlagen und beiseitelegen. Im Gegensatz dazu merke ich: Mein Leben ist meine Geschichte. Manchmal sieht es zwar aus wie bei Kafka, aber in meinem Leben gibt es Hoffnung. Darum: Gib nicht auf!

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[1] Kafka, Franz: Die Verwandlung. In: Franz Kafka: Sämtliche Erzählungen, hg. v. Paul Raabe. Frankfurt a. M. 1993. 56-99. 56

[2] Johannes 16,33

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

13APR2024
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Als ich zehn Jahre alt war, habe ich einen Zauberwürfel geschenkt bekommen. Kennen Sie bestimmt. Ein Würfel mit farbigen Seiten in Rot, Orange, Blau, Grün, Gelb und Weiß. Die Würfelseiten sind in neun kleinere Würfel unterteilt. Und die kann man gegeneinander verschieben und verdrehen. Wenn der Würfel ganz verdreht und durcheinander ist, dann muss man ihn wieder richtig hinbekommen – sodass jede Seite nur eine Farbe hat. Das ist gar nicht so einfach. Als Kind hat mich der Würfel fasziniert, aber ich habe es nicht geschafft, diese Knobelaufgabe zu lösen.

Vor kurzem habe ich mir wieder einen Zauberwürfel gekauft. Das wollte irgendwie mein Kind im Manne so. Ich wollte es noch mal wissen. Aber ich gebe zu, dass ich mir diesmal Hilfe geholt haben. Es gibt nämlich Anleitungen, die erklären, wie man ganz grundsätzlich den Zauberwürfel lösen kann. Die genauen Lösungswege sind dann immer noch verschieden. Trotzdem hat mir die grundsätzliche Anleitung geholfen und ich habe es diesmal geschafft. Das war ein gutes Gefühl.

„Weise mir, Gott, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit“, steht in Psalm 86. Den Zauberwürfel habe ich natürlich nicht mit Gottes Hilfe gelöst, sondern mit der Anleitung eines erfahrenen Zauberwürfellösers.

Gott gibt ganz andere Anleitung – nämlich: wie wir gut zusammenleben können. Die bekannteste Gottesanleitung heißt Nächstenliebe. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Wie ich das genau mache, ist von Mal zu Mal so verschieden wie das Lösen des Zauberwürfels. Nächstenliebe ist auch nicht immer so einfach. Aber die Anleitung funktioniert. Vor allem, das Ergebnis befriedigt am Ende nicht nur mich selbst, sondern es tut meinem Nächsten gut. Und darum sollten sich von dieser Knobelaufgabe immer wieder alle herausfordern lassen.

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12APR2024
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Ich gehe gerne ins Museum. Denn ich lasse mich gerne von Kunst zum Nachdenken herausfordern. Am liebsten von Malerei. Zum Beispiel der von William Turner. Vor ein paar Wochen habe ich eine Ausstellung mit Bildern von ihm besucht. Turner war Engländer und hat vor etwa zweihundert Jahren gelebt. Zeit seines Lebens ist er viel gereist:  England, Wales, Schottland, Italien, Frankreich, Deutschland. Immer hatte er sein Skizzenbuch und Farben dabei, um zu zeichnen, was er gesehen hat. Von seinen Skizzen hat er zu Hause dann große Ölbilder gemalt. Turner wurde in seiner Zeit geliebt und gehasst, weil er nicht immer so malte, wie man es erwartet hat.

In der Ausstellung waren links die Bilder aufgehängt, die Turner für die Öffentlichkeit gemalt hat. Rechts, die er selbst behalten wollte. Und die haben mich besonders angesprochen. Denn je älter Turner wurde, umso abstrakter hat er gemalt.

Eines der Bilder hat einen Blick in den Alpen gezeigt. Die Berggipfel konnte man nicht genau erkennen. Alles hatte Turner in hellem Gelb und Rot gemalt. Ganz viel Weiß war in dem Bild. Dunstig und durchflutet von Licht konnte ich Gipfel und Tal und ganz viel Sonne erahnen.

„Jetzt erkenne ich nur Bruchstücke. Aber dann werde ich vollständig erkennen, so wie Gott mich schon jetzt vollständig kennt“, hat der Apostel Paulus im ersten Korintherbrief geschrieben. Daran habe ich denken müssen, als ich Turners Bild angeschaut habe.

Denn es gibt so Vieles, das ich nicht erkennen kann – von der Welt, von Gott, von den andern. Es gibt viel mehr als das, was ich sehe – wie in dem Bild von William Turner. Ich gucke es mir an und erkenne nichts Konkretes. Es gibt aber ganz viel Licht, das aus dem Bild leuchtet. Darum spüre ich mehr, als ich erkenne. Ich muss nur lange genug hinschauen und dem Moment etwas Zeit geben. Und ich werde entdecken. Und darum lasse ich mich gerne von der Kunst herausfordern.

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11APR2024
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Heute vor siebzig Jahren, am 11. April 1954 war der langweiligste Tag im zwanzigsten Jahrhundert. Das hat ein britischer Computerwissenschaftler herausgefunden. Er hat eine Suchmaschine konstruiert und sie mit dreihundert Millionen Fakten und Ereignissen des letzten Jahrhunderts gefüttert. Und dann kam raus: am 11. April 1954 ist in der Weltgeschichte nichts Erhebliches passiert.

Jetzt widersprechen hoffentlich alle, die heute vor siebzig Jahren geboren wurden. Denn natürlich wurden auch an diesem Tag Kinder geboren, und das war mindestens für Kind und Eltern alles andere als langweilig. Und: An diesem Tag sind auch Menschen gestorben. Ein einschneidendes Ereignis. Und zwischen Geburt und Tod eines Menschen ist auch sonst ganz viel passiert. Die große Liebe gefunden. Vom Schicksal getroffen. Unvergessliches erlebt. Das waren vielleicht keine Ereignisse für die große Weltbühne. Aber es war etwas für das persönliche Leben. Und es war nicht langweilig.

„Die Himmel erzählen von der Schönheit Gottes. Vom Tun seiner Hände kündet das Firmament. Ein Tag sprudelt dem anderen Worte zu. Eine Nacht gibt der anderen Nacht Wissen weiter.“ So heißt es in Psalm Neunzehn.

Wer manche Tage langweilig nennt, der übersieht leicht, dass jeder Tag etwas zu erzählen hat. Persönliche Ereignisse. Erlebnisse. Nichts Langweiliges. Und selbst wenn: Ich persönlich finde ja sowieso: Langeweile ist gar nichts Schlechtes. Sie führt mich zu mir selbst und zu anderen. Denn sie macht mich frei, dass ich mich mehr auf andere einlasse. Weil ich nicht abgelenkt bin. Vielleicht entdecke ich an den angeblich langweiligen Tagen auch viel besser die Schönheit am Himmel und die Spuren von Gott.

So gesehen, hat die Suchmaschine ausgerechnet, dass am 11. April 1954 die Chancen am größten waren, ohne Ablenkung das Leben zu betrachten und zu bewundern. Mal schauen, was heute so geschieht.

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03JAN2024
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Endlich hängt er, unser Herrnhuter Stern. Kennen Sie bestimmt: diese Sterne mit den vielen Zacken in allen Richtungen, von innen beleuchtet, in weiß, rot oder gelb. Unser Stern ist weiß und wetterfest. Und jetzt hängt er endlich – über eine Woche nach Weihnachten.

Eigentlich hängt man den Stern zum Fest auf. Und wir hatten ihn bereits zwei Wochen vor dem Weihnachtsfest bekommen. Allerdings war so viel los, dass wir es nicht einmal geschafft haben ihn pünktlich zusammenzubauen. Erst am zweiten Feiertag nachmittags wagten wir uns an den Zusammenbau des Sterns. Dann war er fertig. Aber wo sollte er hin? Natürlich raus. War ja ein Outdoor-Stern. Aber wohin genau? Wir haben lange überlegt, und darüber haben wir das Aufhängen verschoben. Nach vier Tagen fiel der Stern, der so rumlag, wieder in unseren Blick. Aufhängen. Jetzt. Wo? Strom musste ja auch gelegt werden, damit die Glühbirne im Stern leuchten konnte. Wo war draußen eine Steckdose? Mittlerweile war es wieder Abend geworden und wir verschoben das Aufhängen.

An Silvester dachten wir: jetzt ist Zeit für den Stern rum. Sollten wir aufs nächste Weihnachtsfest warten? Nein, sollten wir nicht!

Es ist doch jedes Jahr das Gleiche. Erst bereiten wir uns so lange auf das Fest vor. Aber kaum ist eine Woche vergangen, scheint die Weihnachtsbotschaft verhallt. So wird das nie etwas mit einer besseren Welt.

Jetzt haben wir den Herrnhuter Stern noch aufgehängt. Er hängt in der Eiche vor dem Küchenfenster. Ganz klar macht das die Welt nicht besser. Da müssen wir schon mehr tun als einen Stern aufhängen. Aber solange die Nächte so lange dauern, erinnert uns der leuchtende Stern daran, die Weihnachtsbotschaft zu erzählen und wenigstens in unserer kleinen Welt für Frieden, Verständigung und Freude zu sorgen. Ich glaube, der Stern wird lange vor dem Fenster leuchten müssen.

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02JAN2024
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Heute vor 105 Jahren wurde die erste elektrische Verkehrsampel mit den drei Farben Rot, Gelb und Grün in Betrieb genommen. Am 2. Januar 1919 in Detroit.

„Oh Mann, musste das sein?“, wird jetzt vielleicht mancher sagen, wenn er an die Ampeln denkt, an denen er regelmäßig mit dem Auto warten musste.

Aber bitte stellen Sie sich doch mal einen Augenblick vor, es gäbe keine Ampeln. Denken Sie sich eine große Straßenkreuzung morgens um Viertel vor acht, ohne Verkehrsampel. Eine Ampel ist doch eine genial einfache Sache. Rot: Halt. Grün: du darfst fahren. Gelb: Achtung! Gleich ändert sich was. Gut, dass der Verkehr geregelt wird.

Viel älter als die Verkehrsampeln sind die Zehn Gebote. Sie leuchten nicht rot, gelb und grün. Es sind eher zehn Lichter, mit denen das Zusammenleben gut geregelt wird. Trotzdem werden auch die Zehn Gebote wie die Verkehrsampel nicht von allen gemocht. „Braucht es die noch?“

Und jetzt denken Sie sich doch mal eine Welt ohne freie Tage. Oder eine Welt, in der man sich alles nehmen dürfte, was man will? Und in der Mobbing völlig okay wäre. Unter anderem um diese Themen geht es in den 10 Geboten.

Sie sind zwar kurz und knapp formuliert, können aber unser Zusammenleben sinnvoll und gut regeln. Sie sind Gottes Verkehrsampel für die Welt und viel älter als die in Detroit.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

01JAN2024
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„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“[1] Das ist die Losung für das neue Jahr 2024. Sie steht in der Bibel im ersten Korintherbief.

Eine Losung, das ist so etwas wie eine Parole für den Tag oder eben für ein ganzes Jahr. Vor bald dreihundert Jahren wurde diese Idee geboren, einen Vers aus der Bibel als Losung zu nehmen. Das ist in dem kleinen Ort Herrnhut in Sachsen passiert. Dorthin waren so genannte Böhmische Brüder geflohen, weil sie in ihrer Heimat nicht mehr frei ihren Glauben leben durften. Und dort, in Herrnhut, ist jeden Morgen einer der Brüder von Haus zu Haus gegangen und hat einen Bibelvers als Losung für den Tag ausgegeben.

Ursprünglich war eine Losung etwas Militärisches. Eine Losung war die Parole, die sich Soldaten gesagt haben, wenn sie sich begegnet sind. Mit der richtigen Losung hat man sich zu erkennen gegeben und gezeigt, dass man kein Feind ist.

Dass damals in Herrnhut diese militärische Idee von Losung ein friedliches Gegengewicht bekommen hat – das gefällt mir ausgesprochen gut. Ein biblischer Satz will niemanden zum Feind machen, sondern etwas Gutes für alle sagen.

Und die Jahreslosung 2024 gefällt mir in unseren Zeiten auch sehr. Ich hoffe, dass jeder Kriegstreiber im Nahen Osten und der Ukraine sie hört. Aber genauso gilt sie jedem Streithahn im Nachbarhaus und auch mir.

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“

Ich wünsche uns allen ein friedliches Jahr 2024.

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[1] 1Kor 16,14

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SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

31DEZ2023
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Was machen Sie heute an Silvester? Eine Umfrage hat gezeigt:  56 % der Leute stoßen um Mitternacht mit Sekt an; 25 % böllern; 35 % haben vorher „Dinner for One“ geguckt und 17 % machen Bleigießen.[1] Hab ich auch mal gemacht: zum Spaß. Damit kann man doch nicht ernsthaft die Zukunft vorhersagen. Genauso wenig wie mit einem Jahreshoroskop. Trotzdem will man es wissen: Was bringt die Zukunft?

Das war zu biblischen Zeiten nicht anders. Da hat König Saul Probleme. Es läuft nicht gut mit den Regierungsgeschäften. Er will wissen, was er tun soll. Darum geht er heimlich zu einer Wahrsagerin, zur sogenannten Totenbeschwörerin von EnDor. Sie soll ihm den toten Priester Samuel rufen, damit der Saul die Zukunft vorhersagt. Und das passiert auch. Allerdings erfährt Saul schlimme Dinge. So schlimm, dass er in Ohnmacht fällt. Dazu kommt noch, dass Saul sowieso schon geschwächt ist, weil er den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte. Darum rät die Wahrsagerin Saul, endlich was zu essen. Damit er wieder zu Kräften kommt. Aber sie muss ihn regelrecht zum Essen drängen. Sie kocht ihm was. Und Saul isst. Die Wahrsagerei ist plötzlich nicht mehr wichtig.

Ich finde: Das ist eine gute Pointe. Es hilft mir nicht, wenn ich etwas über die Zukunft erfahre, aber dabei das Lebensnotwendige vergesse. Es hilft mir nicht, wenn ich weiß, was in der Zukunft auf mich zukommt, aber ich dafür keine Kraft habe.

Apropos essen: laut Umfrage vom Anfang gehört es für 30 % der Befragten zu Silvester, Raclette zu essen; bei 18 % gibt es Fondue und 20 % verputzen noch einen Kreppl. Es sieht also so aus, als würden die meisten das Lebensnotwendige doch nicht vergessen. Gut so.

Ach ja, in der Umfrage kam auch raus: 39 % geben sich zu zum Jahreswechsel einen Kuss. Auch irgendwie lebensnotwendig.

Ich wünsche ihnen einen guten Rutsch!

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[1] Cf. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1281449/umfrage/beliebte-traditionen-an-silvester-in-deutschland/ (abgerufen am 8.12.2023).

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