Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

04JUN2024
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Bis heute gilt in meiner Familie der Streuselkuchen von Oma als der Beste. In den Teig, einen Hefeteig, hat sie immer etwas Salz getan. Das fand ich erstmal komisch. Aber irgendwann hat mir ein Bäcker gesagt: „In einen guten Hefeteig gehört Salz. Das ist nicht nur für den Geschmack wichtig. Das Salz verändert den Gärprozess der Hefe und macht etwas mit den Glutenverbindungen im Teig. Natürlich kommt es auf die richtige Menge Salz an.“

Beim Essen merke ich das sofort. Ist zu wenig Salz im Streuselkuchen, schmeckt er fade. Bei zu viel Salz aber schrecklich. Was bedeutet es also, wenn Jesus zu seinen Leuten sagt: „Ihr seid das Salz der Erde“?[1] Das heißt zuerst einmal: Christinnen und Christen sind wichtig für die Welt. Das tut ja auch mal gut zu hören.

Und wenn ich mir jetzt die Gesellschaft wie einen Teig vorstelle – gemischt aus verschiedenen Bestandteilen und Zutaten, dann heißt das: Das Salz der Christinnen und Christen ist wichtig in der Gesellschaft. Das Christensalz soll unterstützen, damit sich alle gut verbinden und die Gärung reguliert wird. Und am Ende schmeckt der Kuchen auch nicht fade. Aber Vorsicht: wohldosiert muss es sein, das Salz.

Klar ist natürlich auch: Salz allein, macht keinen Teig. Es braucht auch Mehl, Wasser oder Milch, möglicherweise Zucker, Butter, Eier und manch andere Zutaten. In so einem Teig darf das Salz nicht fehlen. Aber: Es ist nicht die Alleinzutat.

Ehrlich gesagt macht mich das gelassen, wenn ich an die Gesellschaft denke. So wie ein guter Teig aus verschiedenen Zutaten besteht, so besteht eine gute Gesellschaft aus verschiedenen Menschen und Kulturen und nicht nur aus Christinnen und Christen. Das Christensalz soll aber dabei helfen, dass sich alle gut verbinden. So gelingt der Gesellschaftskuchen. Und ich brauche auch keine Angst zu haben, dass ich als Christ dabei untergehe. Denn ich weiß ja, dass es Salz braucht. Eine Prise – wohldosiert.

 

[1] Mt 5,13

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40008
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