Alle Beiträge

Die Texte unserer Sendungen in den SWR-Programmen können Sie nachlesen und für private Zwecke nutzen.
Klicken Sie unten die gewünschte Sendung an.

Filter
zurücksetzen

Filter

Datum

SWR1

     

SWR2 / SWR Kultur

    

SWR3

  

SWR4

      

Autor*in

 

Archiv

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

15OKT2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Der Herbst ist da und der Sommer – endgültig vorbei. Das merke ich nicht nur an den vielen Schniefnasen um mich herum. Mit jedem neuen Tag bleibt es morgens ein Stück länger dunkel. Und auch abends: vor drei Wochen saßen wir noch draußen mit Freunden im Garten. Heute ist das kaum mehr vorstellbar.
Jedes Jahr wundere mich darüber, wie schnell ich mich innerlich auf neue Jahreszeiten einstelle. Gerade fühlt es sich so an, als wäre der Herbst schon ewig da gewesen. Und mit dem Winter, der bald vor der Türe steht, wird es mir nicht anders gehen. Jede Jahreszeit löst in meinem Inneren offenbar ein natürliches Programm aus, das mich sehr zuverlässig auf die jeweilige Jahreszeit einstellt.
Irgendwie kann ich mich darauf verlassen, dass meine innere Uhr mit dem Rhythmus der Jahreszeiten zusammenpasst. Wenn das Wetter sich ändert, verändert sich auch mein Körper und mein Geist. Beide nehmen den neuen Rhythmus an. Das schöne dabei ist: ich muss dazu gar nichts tun. Es geschieht einfach so. Ich frage mich, warum schaffe ich das?
Mir zeigt das, wie sehr ich als Mensch mit der Natur verbunden bin. Trotz meiner komfortablen Lebenssituation, in der ich den Jahreszeiten nicht schutzlos ausgesetzt bin. Künstliches Licht, Heizungswärme, wetterfeste Gebäude, Kleidung usw. – das alles ist da und ermöglicht mir ein bequemes Leben. Und dennoch: der ganze Komfort ändert ja nichts daran, dass auch ich Natur bin. Dass jedes Atom in meinem Körper zuvor in anderen Organismen gewesen ist, sich jedes Molekül nach meinem Tod wieder neu verbinden wird. Dass der Schöpfer mich also aus der Natur genommen hat und mich wieder in sie zurückgeben wird. Eigentlich müsste ich deshalb sagen: wenn es draußen beginnt zu herbsten, beginne auch ich zu herbsten. Und darf mich schon jetzt darauf freuen, dass jeder Frühlingsanfang, mich wieder innerlich zum Blühen bringt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40854
weiterlesen...

SWR3 Worte

15OKT2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Stefan Gödde ist Journalist und moderiert seit vielen Jahren das Wissensmagazin „Galileo“. Aber nicht nur Vulkane und fremde Länder faszinieren ihn, sondern auch das Gefühl der Dankbarkeit:

Ich finde, dass Dankbarkeit wichtig ist. Und dass man versuchen sollte, die ständigen Ablenkungen im Leben zu vermeiden, und sich stattdessen mit wichtigen Dingen wie Demut zu beschäftigen.

Am Ende zählt nicht der Instagram-Algorithmus, sondern dass Du Dich von Deinem Schöpfer fragen lassen musst: Was hast Du zum Guten beigetragen? Ich persönlich möchte mich nicht allzu wichtig nehmen, und eine gute Beziehung mit den Menschen und Gott leben, bestenfalls in Demut und Dankbarkeit.

Quelle: https://www.kapuziner.org/stefan-goedde-gott-will-das-gute-fuer-uns/

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40846
weiterlesen...

SWR Kultur Wort zum Tag

15OKT2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Heute ist der Tag der Sternenkinder, und ich bin froh, dass es diesen Gedenktag gibt. Sternenkinder, das sind Kinder, die nicht lebend geboren wurden oder kurz nach der Geburt gestorben sind. Sie sind dem Himmel nahe, bevor sie das Licht der Welt erblicken konnten. Daher der Name Sternenkind.

Dieser Tag heute ist wichtig für alle Eltern, die ein Kind so früh verloren haben. Es ist nämlich gar nicht selbstverständlich, dass ihre Trauer gesehen wird. Früher war das ein Tabuthema. Die toten Kinder wurden gar nicht als Menschen wahrgenommen, sondern wie totes Gewebe in einer Klinik entsorgt. Einer Freundin von mir ist das so passiert, das war schlimm und tut bis heute weh. Inzwischen ist das nicht mehr zulässig und der Umgang mit den toten Kindern hat sich zum Glück verändert. Eltern können ihre totgeborenen Kinder im Arm halten, eine Beziehung zu ihnen aufbauen. Vielen ist es wichtig, dass es ein Erinnerungsfoto gibt. Sternenkinder können von ihren Eltern individuell begraben oder auf Sternenkinder-Grabstätten auf dem Friedhof beigesetzt werden. Diese Gräber sind oft ganz liebevoll und bunt gestaltet. Bunt wie das Leben, das auch nach einem solchen Verlust und mit ihm gelebt werden will.

Sternenkinder haben auch ein Recht auf einen Namen. Das hilft den Eltern im Prozess der Trauer. „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein“, sagt Gott in der Bibel. Das ist ein Trost, auch für Sternenkinder.

Als junge Pfarrerin ist mir bei Beerdigungsgesprächen von Frauen der 1920er und 1930er-Geburtsjahrgänge aufgefallen, dass es oft größere Abstände zwischen den Geburten der Kinder gegeben hat – und das lange vor Einführung der Antibabypille. Manchmal wussten die Hinterbliebenen nicht, warum das so war. Andere haben hinter vorgehaltener Hand von Fehlgeburten berichtet. Offen wurde in den Familien selten darüber gesprochen. Die Frauen waren meist ganz allein mit ihrer Trauer. Und Männer hat das häufig leider wenig interessiert. Das hat sich zwar etwas verbessert, doch bis heute ist das Thema schambesetzt.

Ein Gedenktag wie der Sternenkinder-Tag holt das Leid der Eltern und Familien aus der Scham-Ecke und zeigt: Ihr seid nicht allein, es geht vielen Menschen wie euch! Das hilft, damit man offen darüber sprechen kann. Und das lindert Trauer.

Sternenkinder sind dem Himmel nahe, ich würde sagen, sie sind schon mitten drin. Sie sind umgeben von der Liebe ihrer Eltern und der Liebe Gottes. Wenn wir an sie denken, schicken sie uns von dort einen himmlischen Lichtschein.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40842
weiterlesen...

SWR4 Abendgedanken

15OKT2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Die Trommelschläge schlagen beständig ihren Rhythmus. Das Klavier setzt mit ein und die Posaunen strahlen mit ihrem Klang darüber. Der Sänger singt voller Leidenschaft auf Spanisch. Langsam beginne ich mich im Rhythmus zu bewegen. Bei Salsa-Musik kann ich gar nicht anders. Ich muss einfach tanzen. Egal ob bei einem Live-Konzert oder aus der Konserve. Mit Partner oder allein. Schritt vor. Schritt zurück. Eine Drehung…

Tanzen gehört zu meinem Leben dazu. Begonnen habe ich in der dritten Klasse. Mit modern dance, jazz-Dance und HipHop. Später folgten die Klassiker: Walzer, ChaCha, Jive und schließlich Salsa. Salsa bin ich treu geblieben – bis nach meinem Studium eine vollkommen tanzlose Zeit folgte. Erst Jahre später habe ich gemerkt: Mir fehlt das Tanzen.

Zusammen mit meinem Mann habe ich deshalb wieder angefangen zu tanzen. Natürlich Salsa. Und es macht einfach Spaß! Es tut mir gut. Sich im Rhythmus zu bewegen – das ist für mich Lebensfreude pur. Und ich verstehe, warum in der Bibel die Leute immer vor Freude tanzen. Sie loben dadurch Gott und freuen sich ihres Lebens. Wenn sie tanzen, zeigen sie damit allen Menschen, wie glücklich und hoffnungsvoll sie sind.

So wie bei Jeremia. Er ist ein Prophet und meistens muss er dem Volk vor allem Unheil ankündigen. Doch dann nach sehr viel Leid verspricht er dem Volk Gottes auf einmal: „Gott, der Herr befreit Euch. (…) Nie mehr wird es Euch an etwas fehlen. Die Mädchen werden vor Freude tanzen. Jung und Alt werden miteinander lachen. Ich werde ihre Trauer in Freude verwandeln. Ich werde sie trösten und sie von ihrem Kummer befreien.“ (vgl. Jeremia 31, 12+13)

Was für ein tolles Bild: Menschen tanzen und vergessen dabei ihr Leid. All ihr Kummer verfliegt. Mit jeder Drehung. Mit jedem Tanzschritt. Durch das Tanzen werden sie glücklich. Und weil sie glücklich sind, tanzen sie. Es funktioniert in beide Richtungen.

Für mich heißt das, dass es sich immer mal wieder lohnt zu tanzen. Es tut mir gut und ich diene Gott. Tanze ich voller Hingabe, freue ich mich über mein Leben. Ich glaube: Besser kann ich Gott gar nicht danken…

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40836
weiterlesen...

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

15OKT2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

In meinem Freundeskreis sind gerade wieder viele schwanger. Und immer, wenn ich die Nachricht von bevorstehendem Nachwuchs höre, freue ich mich sehr für die Eltern. Allerdings gibt’s nicht immer nur freudige Nachrichten. Manchmal habe ich auch schon von Sternenkindern erfahren. So werden Kinder bezeichnet, die es nicht auf die Welt schaffen. Die während der Schwangerschaft, manchmal sogar während der Geburt oder kurz danach sterben. Und das ist dann schon sehr traurig. Ein Leben ist zu Ende, noch bevor es angefangen hat.

Mama und Papa haben gerade erst richtig begreifen können Mama und Papa zu werden und dann wird aus dem erwarteten Kind nichts. Da fehlen auch mir dann irgendwie die Worte.

Es ist kein Trost, aber so etwas kommt sehr häufig in den ersten Wochen und Monaten einer Schwangerschaft vor und ist einfach auch eine natürliche Reaktion des menschlichen Körpers. Der entscheidet einfach, ob das Kind lebensfähig ist oder nicht. Niemand, weder Arzt noch Mutter können das beeinflussen.

Es führt deshalb auch zu nichts, die Schuld bei sich selbst zu suchen, wenn das Kind es nicht geschafft hat. Es passiert einfach. Ich habe das selbst erlebt und mir ist es dadurch nochmals sehr bewusst geworden:

Leben ist echt nicht selbstverständlich. Es ist verrückt. So vieles im Leben habe ich selbst in der Hand, aber das eine eben nicht.

Mama und Papa können während der Schwangerschaft nur hoffen. Hoffen und beten. Dass es funktioniert und gut ausgeht. Mehr können sie nicht tun.

Es geht dann darum lernen zu akzeptieren, dass etwas nicht mehr ist, was doch gerade noch lebendig war. Das ist und bleibt schwer. Und da hilft leider auch keine unbedachte Bemerkung wie „aber du hast doch schon ein Kind, konzentrier dich jetzt darauf“. Solche Aussagen tun weh und werden dem Sternenkind und dem, was sich die werdenden Eltern gewünscht oder vorgestellt haben, nicht gerecht.

Viel mehr hilft es, einen Weg zu finden, das kurze Leben des Sternenkindes zu würdigen und dann später zu schauen, wie das Leben mit diesem Verlust gelebt werden kann.

Heute ist ein weltweiter Gedenktag für Sternenkinder und es gibt eine besondere Tradition. Um 19 Uhr Ortszeit darf für jedes Sternenkind eine Kerze angezündet werden. Die Uhrzeit ist wichtig, denn das Licht geht so einmal um die Welt: Während es in der einen Zeitzone erlischt, beginnt es in der nächsten zu leuchten.

Damit sollen sich die Menschen verbunden fühlen, wenn sie sich an ihre Sternenkinder erinnern. Auch ich werde heute Abend ein Licht anzünden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40827
weiterlesen...

SWR3 Gedanken

15OKT2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Wie die kleinen Kinder haben sich Adam und Eva im Paradies verhalten. Vierjährige machen das genauso. Sie haben was angestellt und dann behaupten sie voller Überzeugung, dass sie das gar nicht waren. Auch, wenn die Situation noch so eindeutig ist. Kinder müssen das ja auch erst lernen. Sie lernen zu lügen und sie lernen im Idealfall auch die Wahrheit zu sagen, auch wenn sie unangenehm ist.

Bei Adam und Eva war das so: Gott hatte Ihnen verboten die Früchte eines bestimmten Baumes zu essen. Eine Schlange hat die beiden dann dazu gebracht es doch zu tun. Gott hat das natürlich bemerkt: Adam hat dann zuerst die Schuld auf Eva geschoben. Die hat dann behauptet die Schlange sei es gewesen, die sie verführt hat. Aber es war eindeutig. Sie beide waren selbst Schuld. Hätten die Verantwortung selbst übernehmen müssen. Das haben sie aber nicht getan und so sind sie aus dem Paradies geflogen.

Es sind aber nicht nur Kinder, die wie Adam und Eva handeln. Sondern leider auch sehr viele Erwachsene. Die versuchen genauso erst die Schuld auf andere abzuschieben. Auch, wenn es eigentlich eindeutig ist, dass sie es selbst waren. Sie leugnen, erfinden Ausreden, beschuldigen andere. Und wenn alles nichts hilft, dann gehen sie auf Tauchstation oder lügen einfach weiter.

In der Bibel ist es eindeutig, was von Menschen erwartet wird: Ehrlich und aufrichtig sein. Schuld eingestehen. Dann kann es weiter gehen. Ein Neuanfang ist immer möglich.

Das ist aber ganz schön schwer. Der einfachere Weg ist der von Adam und Eva. Es kostet Kraft, aufrichtig und ehrlich zu sein und Schuld einzugestehen. Aber, wenn man das schafft, dann kann man wirklich sein Gesicht wahren. Und aufrecht weitermachen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40748
weiterlesen...

SWR Kultur Zum jüdischen Feiertag

15OKT2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

LAUBHÜTTENFEST DER ISRAELITEN (SUKKOT) 

Wir beginnen unsere Sendung zum Laubhüttenfest mit einem Loblied auf Jerusalem. Kantor Mosche Stern trägt dieses Psalmlied, aus dem Psalm 122. vor:  Samachti beomrim li.  Die Übersetzung lautet: „Ich freue mich, da man so zu mir sprach:  In Sein Haus lasst uns gehen!  Unsere Füße, sie stehen in deinen Toren, Jerusalem, auferbaut du – eine Stadt, so in sich verfugt, dass dorthin gezogen die Stämme, Seine Stämme; zu zeugen für Jisrael, Seinem Namen Dank zu erstatten! 

Aus dem hebräischen Urtext wurde dieser Psalm von dem Canstatter Dichter Leopold Marx übersetzt.  Diese Verse beschreiben die Freude der israelitischen Pilger, die in den alten Zeiten zum Laubhütten-Fest nach Jerusalem wanderten, um ihre Opfergaben im Tempel darbringen zu lassen.

Musik.  CD. „Kol Haneschama “(„The Voice of the Soul “); MSCD 1006; Interpret: Mosche Stern; Komponist; traditionell;

 

Sukkot, auch bekannt als Laubhüttenfest, ist das dritte unserer Pilgerfeste und erinnert an die 40-jährige Wanderung der Israeliten durch die Wüste, nachdem sie aus Ägypten ausgezogen waren. Während dieser Zeit lebten sie in provisorischen Unterkünften oder Sukkot, die unsere eigene Abhängigkeit von G-ttes Schutz und Versorgung symbolisieren. Die Sukka, steht für die Zerbrechlichkeit des Lebens und unser Vertrauen auf den Allmächtigen.

Im dritten Buch Mose, lesen wir (23:42-43): "Sieben Tage lang sollt ihr in Hütten wohnen. Alle Einheimischen Israels sollen in Zelten wohnen, damit eure zukünftigen Generationen wissen, dass Ich die Israeliten in Hütten wohnen ließ, als Ich sie aus Ägypten herausführte. Ich bin der Herr, euer G-tt“.

Dieser Abschnitt erinnert uns an die Treue des Herrn und daran, wie wichtig es ist, sich an unsere bescheidenen Anfänge als Volk zu erinnern. Es ist ein Aufruf zur Demut und zur Dankbarkeit für die Segnungen, die wir jeden Tag erhalten. Sukkot ist auch als „Seman Simchateinu“, die Zeit unserer Freude, bekannt. Im Gegensatz zu anderen Feiertagen, die einen eher düsteren Ton haben können, ist Sukkot von Freude und Feierlichkeit geprägt. Wir werden ermutigt, uns über die reiche Ernte des Heiligen Landes und die Güte G-ttes zu freuen. Ein weiterer wichtiger Aspekt von Sukkot ist das Schwingen mit den vier Pflanzenarten, auf Hebräisch „Arba Minim“. Diese sind: Etrog, der Paradiesapfel. Er ähnelt einer Zitrone und hat einen ausgeprägten Duft.

Lulaw,  die Palme ist der Mitteldorn eines Palmzweiges.

Hadas sind drei Zweige der Myrte mit drei Blättern, die an jedem Knoten wachsen.

Und die Arawa, das sind Zweige der Bachweide, die weniger haltbar sind.

Diese vier Arten werden bei einer besonderen Zeremonie verwendet und während des Festes gemeinsam in einer Prozession, auf Hebräisch Hakafot, um die Synagoge herumgetragen. Das Schwenken der Arba Minim symbolisiert die Einheit und Vielfalt des jüdischen Volkes und ehrt die Gegenwart G-ttes in allen Richtungen.

 

Und nun hören Sie ein Psalmlied aus den Lobpsalmen des Festes: Zeh Hajom. (Ps. 118: 29) „Diesen Tag schuf (für uns) der Herr; jubeln wir und freuen wir uns an ihm.“  - Es singt Kantor David Werdyger.

Musik. CD. „Skulaner Chassidic Nigunim I.; Interpret: D. Werdyger; Komponist; D. Werdyger;

 

Das wichtigste Ritual im Zusammenhang mit den Arba Minim ist der Segen, der an jedem Tag von Sukkot, mit Ausnahme des Schabbats, über sie gesprochen wird. Dieser Brauch basiert auf dem biblischen Gebot aus dem dritten Buch Mose (23:40), das den Israeliten befiehlt: „Nehmt für euch am ersten Tag die Frucht eines herrlichen Baumes, gemeint ist der Paradiesapfel (Etrog), Palmzweige (Lulaw), Zweige von Laubbäumen (Hadas) und von den Weiden des Baches (Arawa), und ihr sollt sieben Tage lang fröhlich sein vor dem Herrn, eurem G-tt“.

Die vier Arten lehren uns etwas über Einheit und Vielfalt. So wie jede Pflanze für die Erfüllung des Gebots wichtig ist, ist jedes Individuum in den Augen G-ttes wertvoll. Dieses Ritual erinnert uns daran, unsere Unterschiede zu akzeptieren und in Harmonie zusammen zu leben.

"Freut euch an eurem Fest - ihr, eure Söhne und eure Töchter, eure Knechte und eure Mägde, die Leviten, die Fremden, die Waisen und die Witwen, die in euren Städten wohnen. Sieben Tage lang sollst du das Fest des Herrn, deines G-ttes, feiern an dem Ort, den der Herr erwählen wird. Denn der Herr, dein G-tt, wird dich segnen in all deiner Ernte und in all der Arbeit deiner Hände, und deine Freude wird vollkommen sein“. ( 5 B.M.16:14-15) Dieses Gebot, sich zu freuen, unterstreicht die Universalität des Festes, das allen Menschen, Freude bringt. Es erinnert uns daran, dass wahres Glück in der Gemeinschaft und in gemeinsamen Erfahrungen zu finden ist. Während Sukkot wird uns befohlen, in der Sukka zu leben, einer temporären Hütte, die den Elementen ausgesetzt ist. Diese Praxis erinnert uns eindringlich an die Vergänglichkeit des Lebens und an unser Vertrauen in den g-ttlichen Schutz. In Psalm 91 (1-2) heißt es: „Wer unter dem Schutz des Höchsten wohnt, ruht im Schatten des Allmächtigen. Ich werde vom Herrn sagen: 'Er ist meine Zuflucht und meine Burg, mein G-tt, auf den ich vertraue'“.

Das Verweilen in der Laubhütte ermutigt uns, unsere Komfortzone zu verlassen, die Einfachheit des Lebens zu schätzen und Sicherheit in der Gegenwart G-ttes und nicht in materiellen Besitztümern zu finden.

Während wir Sukkot in der heutigen Welt feiern, sollten wir darüber nachdenken, wie die Lehren dieses Festes auf unser modernes Leben angewendet werden können. In einer Zeit, in der sich viele darauf konzentrieren, immer mehr Dinge zu erwerben, ruft Sukkot uns dazu auf, dankbar für das zu sein, was wir haben, und in der Einfachheit zufrieden zu sein. Es fordert uns auf, stärkere Gemeinschaften aufzubauen und Menschen in Not zu unterstützen.

Wenn wir uns in unseren Synagogen versammeln, um das fröhliche Sukkot-Fest zu feiern, sollten wir uns die Lehren dieses Festes in Erinnerung rufen: Dankbarkeit für G-ttes Fürsorge, Freude über unsere Segnungen, Einheit in der Vielfalt und Vertrauen auf den g-ttlichen Schutz.

 

Zum Abschluss unserer Sendung hören Sie  einen Abschnitt aus der Festliturgie:  Wekarew Pesurenu.  Auf Deutsch:  Bringe, O Herr, unsere Zerstreuten aus der Mitte der Völker zurück.  Und unsere Zersprengten sammle von den Enden der Erde wieder ein.  Hole sie erneut nach Zion heim, in Deine Stadt Jerusalem, in Freude.  Es singt Jehoram Gaon.

Musik. CD. „Neschama“; Niv. Records; 03-459957; Interpret: Jehoram Gaon; Komponist; Traditionell;

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40670
weiterlesen...

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

14OKT2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Erster Schultag! Nach kurzer Zeit wollte mein Sohn seinen Schulweg schon allein gehen. „Nein, das ist doch noch zu früh!“ sag ich. „Lass uns dich doch noch eine Weile begleiten. Bald ist es dann so weit, und du kannst allein gehen.“
Doch mein sechsjähriger Sohn zeigt bereits echte Verhandlungshärte. Zwei Tage nur, dann will er allein gehen! Na gut, mit einem mulmigen Gefühl gebe ich nach. Und so kommt dann viel schneller als vorhergesehen der Tag, an dem er von der Haustür weg in Richtung Schule loszieht.
Schon länger versuche ich mich gedanklich auf diesen Tag einzustellen, um meinen Sohn dann ganz souverän gehenlassen zu können. Doch an diesem ersten Morgen fühlt sich das so gar nicht souverän an. Meine Magengegend bleibt taub und schmerzt. Es ist eben doch nicht alles Kopfsache im Leben. Als mein Sohn schließlich um die Ecke biegt und nicht mehr zu sehen ist, hilft auch mein Winken nichts mehr. Jetzt muss ich also wirklich lernen loszulassen.
Loslassen. Eigentlich klingt das ziemlich einfach. Einen Ball kann man leicht loslassen, er springt auf den Boden und wieder zurück in die Hand. Bei einer Glasflasche ist das schon komplizierter. Wenn ich loslasse, zerbricht die Flasche. Aber einen Menschen loszulassen – für mich eine echte Kunst. Denn ich überlasse ihn sich selbst und kann ihn nicht mehr beschützen. Andererseits: lasse ich nicht los, bleibt er abhängig von mir und das heißt unfrei. Das will ich auf keinen Fall!
Was sich in diesen ersten Tagen in mir abspielt, ist schwer in Worte zu fassen. Da ist meine Vernunft, die klar sagt: loslassen ist lebenswichtig! Da ist aber auch meine Gefühlswelt, die meinen Sohn am liebsten festhalten und beschützen möchte. – Ich weiß, dass es anderen Eltern genau so geht. –
Mir hilft da der Glaube ein bisschen weiter. Er verbindet beide Ebenen in mir: die Vernunft und die Gefühle. Und dieser Glaube sagt mir: übe loszulassen – jeden Tag -, weil du sicher sein darfst, dass Gott da ist, der dich und deinem Sohn begleitet. Das ist keine Garantie. Für mich aber ein echter Anker.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40853
weiterlesen...

SWR3 Worte

14OKT2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Sarah Bernstein ist Direktorin des 2006 gegründeten „Rossing Center for Education and Dialogue“, einer interreligiösen, friedensfördernden Organisation mit Sitz in Jerusalem. Sie findet: Menschen müssen lernen mitzufühlen, damit der Frieden eine Chance hat:

In Kriegszeiten ist Mitgefühl gegenüber den Kindern und unschuldigen Zivilisten auf der Seite des „Feindes“ kein Zugeständnis; es ist ein Beweis für unsere gemeinsame Menschlichkeit. Und es ist diese gemeinsame Menschlichkeit, die uns dazu drängen sollte, einen anderen Weg zu suchen.

Sicherlich können wir erkennen, dass wir alle wollen, dass unsere Kinder erwachsen werden und ein erfülltes und lohnendes Leben führen. Können wir nicht zusammenarbeiten, um dies zu ermöglichen?

https://blogs.timesofisrael.com/compassion-amidst-conflict/

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40845
weiterlesen...

SWR Kultur Wort zum Tag

14OKT2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

„Martin Luther King ist tot!“ Ich kann mich noch gut an das Entsetzen meiner Mutter erinnern, als die Nachricht damals um die Welt ging. Dabei ist es lange her, 1968, ich war gerade in die erste Klasse gekommen. „Erschossen!“, hat sie ergänzt, und ich weiß noch, wie betroffen sie gewesen ist. Meine Eltern haben dann versucht, mir kindgerecht zu erklären, wer Martin Luther King gewesen ist und warum sie sein Tod so erschüttert hat. Ich glaube, ich habe an diesem Tag das Wort „Rassismus“ zum ersten Mal gehört. Was ich damals begriffen habe: Es ist ein großes Unrecht, Menschen wegen ihrer Hautfarbe zu benachteiligen. Und dass dieser Pfarrer, den sie erschossen hatten, gewaltfrei und mutig für die Gleichberechtigung aller Menschen eingetreten ist.

Meine Eltern und meine Großmutter haben sich aktiv mit dem Problem des Rassismus auseinandergesetzt. Das war in den 1960er Jahren alles andere als selbstverständlich, denn im Dritten Reich, als meine Großmutter eine junge Frau und Mutter war, gab es noch den Straftatbestand der Rassenschande. Wenn man einmal in diesem furchtbaren Gedankengut erzogen wurde, dann sitzt das tief. Man kann sich dann nur noch sehr bewusst davon distanzieren. Umso mehr erkenne ich an, dass meine Großmutter sich aktiv darum bemüht hat, dass ich Menschen aller Hautfarbe einmal offen gegenübertreten kann.

Martin Luther King hat für seinen Einsatz heute vor genau 60 Jahren den Friedensnobelpreis bekommen. Zwei Jahre später wurde er erschossen. Von Rassisten. Sein Traum von einer Welt ohne Rassismus, den mit ihm auch weiße Menschen wie meine Familie geträumt haben, der hat sich bis heute nicht erfüllt. Im Reich Gottes, in dem es keine Unterschiede gibt, sind wir noch nicht angelangt. Doch es hat sich immerhin einiges bewegt. In den USA hat es einen schwarzen Präsidenten gegeben. Und rassistische Regimes wie das Apartheidsystem in Südafrika sind Gott sei Dank Geschichte.

Meine kleine Enkelin liest in einer Kinderbibel, in der die Menschen nicht alle weiß sind, sondern unterschiedliche Hautfarben haben. Wenn alles gut geht, wird sie einmal Menschen nicht nach ihrer Hautfarbe unterscheiden, sondern danach, ob sie sich für Nächstenliebe und eine gerechte und friedvolle Welt einsetzen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40841
weiterlesen...