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10FEB2025
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Pepe freut sich immer doll auf Montag. Samstags fragt er, wie viel Mal schlafen noch bis Montag und wenn es dann endlich montags morgens ist, nimmt er seinen Plüsch-Hund an die Leine und klettert mit ihm auf die Sitzerhöhung in Papas Auto. Pepe ist vier und bis letzten Herbst ging er nicht gern in die Kindertagesstätte. Nein, es stimmt eigentlich nicht: Er mochte die Kita, auch Luisa, Timo und die anderen Erzieherinnen und Erzieher. Er mag eigentlich alles dort. Aber trotzdem wollte er nicht dort bleiben. Er hat versucht, stark zu sein, aber immer kamen ihm wieder die Tränen. Und jedesmal wäre er am liebsten wieder mit Papa rausgegangen, auf die Sitzerhöhung geklettert und heimgefahren. Montags war’s immer besonders blöd. Da war er nach dem Wochenende immer so richtig aus der Übung mit dem Kindergarten.

Jetzt ist das nicht mehr so. Pepe freut sich immer doll auf Montag. Sein Papa bringt ihn nur noch bis hinter die erste Tür. Pepe winkt Luisa und flitzt zu den Garderoben. Mit Hausschuhen und ohne Jacke flitzt er zurück zur Tür. Dort wartet er. Sein Plüsch-Hund sitzt neben ihm. Luisa, die Erzieherin, lächelt.

Ein paar Minuten später kommt sein Freund Amir. Und dann sieht man die beiden über den Flur laufen. Sie halten sich an den Händen fest. In der anderen Hand hält der eine den Plüsch-Hund und der andere ein Feuerwehrauto mit Sirene.

 „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.“, steht in der Bibel ganz am Anfang. Und beschreibt damit etwas, das die meisten von uns kennen: Es ist oft einfach besser zusammen mit anderen als allein. Offenbar gilt das auch schon für die Pepes und die anderen Kleinen dieser Welt, vielleicht für die am allermeisten. Und vermutlich können wir kaum so richtig mit Worten beschreiben, warum manche Menschen uns nicht nur sympathisch sind, sondern so sind, dass wir ihnen von Herzen vertrauen. So wie Pepe Amir vertraut. Wenn wir romantisch gestimmt sind, dann nennen wir das „Liebe auf den ersten Blick“, und das gibt’s auch bei Freundschaften. Keine Ahnung, ob Pepe und Amir in 20 Jahren noch beste Freunde sind. Aber für ein paar wichtige Tage in ihrem Leben waren genau sie der Mensch, warum der Montag nicht mehr blöd ist. Und der Dienstag auch nicht.

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08FEB2025
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Ich bin Jahrgang 1956 und mir war immer klar: mit 21 bin ich volljährig, darf wählen, alles. Also im Juli 1977.

Dann kam ein neues Gesetz zum 1. Januar 1975, das Volljährigkeitsalter wurde auf 18 festgelegt und am nächsten Tag war ich volljährig:

mit 18 einhalb, völlig unspektakulär, nix zu feiern, einfach so.

Und dann war im März 1975 Landtagswahl.

Mein Vater hatte mir zwar erklärt, wen ich wählen sollte, aber in der Kabine war ich allein und machte zum ersten Mal im Leben in voller Verantwortung als Erwachsene mein Kreuz auf dem Wahlschein. Was für ein Erlebnis.

Heute ist wählen nix Besonderes mehr. Jedenfalls denken viele in Deutschland so. Und manchen ist es lästig.

Mir nicht, ich will mitbestimmen. Ich will, dass unsere Mitwelt gut behandelt wird: die Erde, das Wasser, die Luft, Pflanzen und Tiere. Das ist nicht unsere Umwelt, sondern das sind alles Lebensgefährten in der großen Schöpfung Gottes.

Gerechtigkeit ist mir wichtig. In der Bibel steht: Gott stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Ich will, dass die sogenannten kleinen Leute die Unterstützung erfahren, die sie brauchen.

Religionsfreiheit ist mir wichtig. Ich lebe in meinem christlichen Glauben und ich will, das jüdische und muslimische Menschen auch ihre Religion leben können.

Eine Hilfe bei der Wahlentscheidung ist für mich gern der Wahl-O-Mat.

Eine Wahlentscheidungs-Hilfe im Internet, die mir Fragen stellt und meine Antworten mit denen der Parteien vergleicht. So erfahre ich in 15 Minuten, mit welcher Partei ich die größte Übereinstimmung habe.  Die muss ich nicht wählen, aber ich kann.

Dann gehe ich auch genau  50 Jahre nach meiner ersten Wahl zufrieden in die Wahlkabine und mache mein Kreuz.

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07FEB2025
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Als Frau Schmitt Montag morgens ins Pfarrbüro kommt, blinkt der Anrufbeantworter energisch. Oje, das fängt ja gut an, denkt die Sekretärin der Kirchengemeinde. Die Stimme der Anruferin ist ihr nicht bekannt, die Nachricht ist von Samstagabend. Die Stimme sagt:

„Ich bin so traurig. Ich bin ganz allein. Mein Mann ist vor einem Jahr verstorben und meine Kinder sind weit weg. Ich habe auch kaum Bekannte. Ich bin ganz allein.“

Man hört, dass die Stimme weint, dann fängt sie sich wieder.

„Ich brauche jemanden, mit dem ich reden kann. Aber es ist Samstagabend, alle sind mit ihren Familien und Freunden zusammen, da kann ich niemanden stören.

In der Kirche war heute Licht, da dachte ich: hier erreiche ich jemanden.“

Die Stimme bricht wieder kurz.

„Was mache ich bloß? Gibt es niemanden, mit dem ich reden könnte? Und der lange Sonntag kommt erst noch.“

Frau Schmitt ist voller Mitgefühl.

Aber sie hat keine Ahnung, wer das sein könnte.

Da hilft die Technik weiter: die Stimme hat keine Rufnummernunterdrückung und die Gemeindereferentin, der Pastor oder sie selbst,  könnten die Stimme zurückrufen.

Die beiden anderen haben schon Termine für den Vormittag, also ruft Frau Schmitt selbst die Stimme an. Die meldet sich nur zögerlich mit „Ja?“ und Frau Schmitt stellt sich vor und erklärt, woher sie die Nummer hat. Da wacht die Stimme auf und freut sich. Das Telefon hatte schon sehr lange nicht mehr geläutet und sie ist es nicht mehr gewöhnt, zu telefonieren.

Aber jetzt erzählt sie, wie sie den langen Sonntag rumgebracht hat.

Ein Buch, eine Runde bügeln, ein Spaziergang, ein interessanter Film im Fernsehen.

Zum Abschied gibt Frau Schmitt ihr noch einen Tipp:

wenn es wieder ganz still ist, einfach die Telefonseelsorge anrufen. 0800 1110111

Da ist immer jemand zum Reden.

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06FEB2025
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Auf einer kleinen Wanderung in Kirchwald begegnete mir Max mit seiner Familie.

Er ist vier und wir freuten uns, uns zu treffen. Ich trage mehr Schmuck als seine Mama, das interessiert ihn. Am Finger meiner linken Hand glitzerte es türkis. Er gab mir zu verstehen, dass er das schön findet, also zeigte ich ihm auch an der anderen Hand einen Ring mit einem leuchtenden Stein.

Woher er weiß, dass manche Frauen Ohrringe tragen, keine Ahnung. Aber er prüfte meine Ohren und fand da auch Glitzerdinger, die ihm gefielen. Ein kleiner Fachmann.

Es war sonnig, aber kalt, und er trug Stulpen, aus denen die Fingerspitzen rausschauten. Die Finger seien kalt, er brauche richtige Handschuhe, meinte er. Ich zeigte ihm, dass ich mit der Faust in meine Stulpen reinpasse und dass so die Finger warm bleiben auch ohne Handschuhe. Er probierte es aus und war erfolgreich.

Die Mutter verfolgte leicht amüsiert unsere Fachgespräche. Das muss ja eine große Freude sein, wenn der kleine Wicht, den man gefühlt noch gestern auf dem Arm herumgetragen hat, jetzt ernsthafte Gespräche mit Erwachsenen führt.

Ein guter Trick von Gott, der es so eingerichtet hat, dass Menschen, Tiere und Pflanzen klein anfangen. Und dass speziell wir Menschen vielleicht ein besonderes Gen oder sowas in uns haben, das uns das Kleine lieben lässt.

Ein kleines Blümchen, einen Welpen, ein kleines Kind, da lächeln wir und empfinden Sympathie – jedenfalls die meisten.

Ich finde, Gott war ziemlich pfiffig, als er die Welt ins Rollen brachte.

Er kam ja auch selber als Baby in die Welt – und die Weisen aus dem Morgenland gingen nicht zum mächtigen König Herodes, sondern zu diesem kleinen Kind.

Ich glaube, wir tun gut daran, nicht auf das Große oder die Großen zu starren, sondern das Kleine zu schützen und zu lieben.

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05FEB2025
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Das Glück sitzt im Kopf. Neurologen messen beim echten, herzhaften Lachen eine verstärkte elektrische Aktivität bestimmter Hirnregionen. Glück – das wunderbarste aller Gefühle suchen Biochemiker in engen Nervenspalten, Molekularbiologen untersuchen Chromosomen, um die Glücksgene zu fangen. Aber so richtig zu packen bekommen hat noch keiner das Glück. Man kann es sich borgen durch alle möglichen Drogen. Aber jeder weiß: das Erwachen daraus ist sehr, sehr traurig. Die Chemie hat den Neurotransmitter Serotonin als wichtigen Glücksboten ausgemacht. Je mehr Serotonin, desto glücklicher fühlt sich der Mensch. Im Alter wird weniger davon produziert. Ob deshalb ältere Menschen tendenziell unglücklicher sind? Seltsam – geborenen Frohnaturen scheint das überhaupt nichts auszumachen. Da muss wohl noch viel mehr dazu gehören, als das, was mit den Händen zu greifen oder mit dem Mikroskop zu sehen ist. Der indische Jesuitenpater und Autor Anthony de Mello sagt sogar, es gehöre nichts dazu sondern eher etwas weg, um glücklich zu sein. „Warum sind Sie nicht genau jetzt glücklich“, fragt er.  „Weil sie sich auf etwas konzentrieren, was sie nicht haben. Doch genau jetzt haben sie alles, was sie brauchen, um glücklich zu sein. Sie brauchen nichts zusätzliches, im Gegenteil: Sie müssen etwas verlieren.“ Mich nicht mehr von so viel abhängig zu machen. Aus meinen Gedankenmustern und Verhaltensweisen auszubrechen. Und meine Vorurteile und Klischees zu hinterfragen.. „Wach werden“ nennt er diesen Vorgang, „wach werden und das Licht sehen, das wir für uns selbst und für die anderen sind, und zu erkennen, dass wir besser sind, als wir meinen.“ Ob’s stimmt oder nicht, man muss es wohl ausprobieren. Aber es ist schon ein Glück, das mir das endlich mal jemand sagt.

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04FEB2025
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„Nur noch Katastrophen auf der Welt, überall Bekloppte an der Regierung, der große Blackout droht, und wenn die russischen Hacker auf den richtigen Knopf drücken, fährt bei uns jedes Auto an die Wand. Wart nur ab, die Menschheit ist dabei, sich selbst abzuschaffen. Und da soll man nicht frustriert sein und aggressiv werden?  Ich krieg echt die Krise“. Das sagt mein Gegenüber. Ja, sie hat uns voll im Griff, die Krise. Deshalb lohnt es sich auch, einmal genauer hin zu schauen, was das Wort denn eigentlich bedeutet. „Krise“, sagt mein Lexikon, kommt aus dem Griechischen und bedeutet: trennen, scheiden, unterscheiden. Der Duden sagt: „Krise“ bezeichnet „(Ent-)Scheidung“, eine „entscheidende Wendung“. Und das in einer Zeit, die den Höhe- und Wendepunkt einer gefährlichen Entwicklung darstellt. Die Krise ist die Zeit und Gelegenheit, Entscheidungen zu treffen, dem Ganzen eine  „entscheidende Wendung“ zu geben. „Die bevorstehende Bundestagswahl ist eine Gelegenheit für viele zu unterscheiden: Zwischen Hetze und Menschenverachtung einerseits, die nur in neue Krisen führen und keine Lösungen sind. Und einer Entscheidung für mehr Gerechtigkeit und die Achtung der Menschenwürde andererseits. Es lohnt sich zu unterscheiden.  Man muss nicht vor der „Krise“ die „Krise“ kriegen. Man muss nur rechtzeitig die erforderliche Wende vollziehen.  „Alles hat seine Zeit“, lautet eine der bekanntesten Stellen in der Bibel. Es gibt  „eine Zeit zum Pflanzen und eine Zeit zum Ernten, eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen.“ Wichtig ist es, diese Zeiten zu erkennen und dann die richtige „Krise“, die Wende zu vollziehen. Und wer dabei noch einen Satz Jesu im Ohr hat und darauf vertrauen kann, der hat es vielleicht dabei etwas einfacher: „Ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt“. Deshalb: nur keine „Krise“ kriegen!

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03FEB2025
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„Was glauben Sie, was ich hier alles zu hören bekomme“.  Die Frau hinter der Ladentheke zuckt mit den Schultern. Vorher hatte sich eine Kundin beschwert, dass die Post auch immer teurer werden würde. Dabei hätte sie noch alte Briefmarken zu Hause. Den Einwand, die könne man ja noch benutzen, es gäbe ja Marken um den  fehlenden Betrag zu ergänzen, den lässt sie nicht gelten.  „Die wollte nur Dampf ablassen“, bemerke ich, als ich an der Reihe bin. „Ja, so ist das“ sagt die Angestellte der Postagentur. „Die Leute sind voller Frust und oft auch voller Hass auf alles in der Welt.“  Und ich frage mich, was da passiert ist, dass Menschen so werden.   „Weil alles Mist ist“, antwortet mir ein Bekannter, als ich ihm davon erzähle. Na, vielen Dank, wenn das die Erkenntnis eines Erwachsenenlebens ist. Wohlgemerkt von einem Menschen aus Deutschland, der - in seinem Fall - immer genug Geld zur Verfügung hat, nie gehungert hat und einen Arzt findet, wenn er einen braucht.  Das sage ich ihm auch so. Und ich denke daran, nach welchem Motto meine  Eltern und Großeltern gehandelt haben. Nach dem Satz: Unsere Kinder sollen es mal besser haben.  Die gehörten zu Kriegsgenerationen und wussten, was Entbehrung bedeutet. Und wir? Wir sind diese Kindergeneration und uns geht es auf jeden Fall besser.  Klar, jeder hat seine ganz eigenen Sorgen und Ängste. Und die Probleme und Gefahren auf dieser Welt sind heute andere als damals.  Aber deshalb fauche ich keine Angestellte einer Postagentur an. In meiner Tageszeitung habe ich einen Sinnspruch gefunden, den ich gerne allen mitgeben möchte, die voll Frust, Angst oder sogar Hass  sind. Er stammt vom ehemaligen Berliner Bischof Alfred Bengsch und lautet: „Wir wissen nicht, was das Jahr bringt. Aber wir wissen, dass es jeden Tag eine Gelegenheit bietet, Gutes zu tun.“  Ich finde, das ist eine echte Alternative zum Dampf ablassen.

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01FEB2025
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1. Februar. Sind Sie schon voll drin oder ist das Jahr 2025 immer noch neu für Sie?

Für viele sind Weihnachten und Silvester die wichtigsten Einschnitte des Jahres. Macht ja auch irgendwie Sinn. Für andere sind es eher besondere Ereignisse. Geburtstage, Ferien, Urlaube.

Wieder andere denken und planen von Tag zu Tag oder von Wochenende zu Wochenende. Wie wir unsere Zeit einteilen und wie wir Zeitabschnitte wahrnehmen, das hängt von vielem ab: von der Lebenssituation, vom Zeitempfinden usw.

Für mich ist der Februar noch der Anfang des Jahres. Ich denke tatsächlich stark in Jahreszyklen, unterbrochen von Geburtstagen meiner Lieben, Urlauben und dem Kirchenjahr.

Das Kirchenjahr beginnt immer am ersten Advent – ist also schon einen Monat älter.  Der Februar ist innerhalb des Kirchenjahres eine Übergangszeit von den Festtagen und Festzeiten rund um die Geburt Jesu hin zur Passion, der Zeit, in der wir uns an den Leidensweg Jesu und dann mit Karfreitag und Ostern an die  Kreuzigung und Auferstehung Jesu erinnern.

Andere rechnen eher in Karnevalsphasen – jetzt sind wir in der närrischen Zeit – und das schon seit dem 11. November und bald, am Aschermittwoch, ist alles vorbei.

Worauf ich hinaus will: Zeit ist relativ. Ich finde diesen Gedanken immer wieder hilfreich. Nicht nur, aber auch, wenn ich an den Tod denke. Dieser Gedanke ist für mich verbunden mit der großen Ewigkeit Gottes. Der Satz: „1000 Jahre sind vor Gott wie ein Tag“, ist dann eine weitere Perspektive auf die Zeit und ja - mir gibt es Hoffnung. Dass alles, was ist, und auch, was mit unserer Zeit vergeht – in Gottes Ewigkeit – in seiner Zeit geborgen ist.

Meine Vergänglichkeit und die kurze Zeit, die ich mit meinen Lieben hier auf Erden leben darf, schmerzt mich.  Aber das ist nicht alles.

Da gibt es eben noch die Zeit Gottes. Die Zeit, in der wir mit Gott sein werden, zusammen und in Ewigkeit. Nicht als Floskel, als vertröstende Ausrede, um unsere begrenzte Zeit nicht wahrhaben zu wollen, sondern als tief empfundener Glaube an die Ewigkeit. In Gemeinschaft. Mit Gott und den Menschen.

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31JAN2025
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Migration. Das ist das Hauptthema im derzeitigen Wahlkampf. Am Mittwoch fand dazu im Bundestag eine Abstimmung statt, die als historisch eingestuft wird. Damit verbunden sind Begriffe wie: Brandmauer, Tabubruch, Zeitenwende. Mich interessieren diese Begriffe nicht, weil sie zwar Emotionen wecken, aber von den Inhalten wegführen. Mich interessiert in erster Linie, worüber der Sache nach abgestimmt wurde, und ich mache mir Gedanken, wie ich als Christ dazu stehe. Denn heute wird es im Bundestag eine weitere Abstimmung dazu geben, aus der dann ein Gesetz werden soll. Es heißt: „Zustrombegrenzungsgesetz“. Ein hässliches Wort, wo es doch um Menschen geht. Menschen wie mich, auch wenn sie nicht in Deutschland geboren sind. Aber sie suchen Schutz hier, weil sie verfolgt werden oder nichts zu essen haben. Weil sie als Familie zusammen sein wollen und nicht Tausende von Kilometern getrennt. Was alles zu beweisen wäre. Ganz einverstanden. Aber solange gilt bei uns das Asylrecht, das in unserer Verfassung verankert ist. Ein Recht, das auch tief mit meinem Glauben verbunden ist. Weil vor Gott jeder Mensch gleich ist und es bei ihm keine Rolle spielt, welche Nation oder Herkunft jemand hat. Im Gegenteil: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken[1], sagt Jesus. Weil sie schwach sind oder verwirrt oder hoch traumatisiert. So ein Kranker hat in Aschaffenburg ein kleines Kind aus Marokko ermordet und den Mann, der dazwischenging. Da gibt es nichts zu entschuldigen. Da braucht es Recht und Gesetz. Wo Menschen andere in Gefahr, gar um ihr Leben bringen, gehören sie in Gewahrsam. Und zwar rechtzeitig, bevor etwas Schlimmes geschieht.

Aber das alles ist für mich kein Grund zur Scharfmacherei und nun alle, die als Fremde zu uns kommen über einen Kamm zu scheren. Es ist erst recht kein Grund, das aufs Spiel zu setzen, was unsere Demokratie seit achtzig Jahren stark gemacht hat. Und es darf nicht dazu führen, mit denen gemeinsame Sache zu machen, die völkisch-national denken. Auch nicht, wenn man damit pragmatisch seine Interessen durchsetzen kann. Da steht für mich ganz klar meine christliche Überzeugung über der politischen Taktik.

 

 

[1] Matthäus 9,12

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30JAN2025
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Ideen lassen sich nicht töten. So wie die Gedanken frei sind, so lassen sich Ideen nicht einfach töten, einsperren oder vergessen machen! Zum Glück.

Heute vor 76 Jahre wurde Mahatma Gandhi getötet. Der Mensch, der sein Leben lang für Gewaltfreiheit eingetreten war.

Sieht es zunächst wie ein Sieg der gnadenlosen, sinnlosen Gewalt aus - der Verfechter der Gewaltfreiheit wird durch brachiale Gewalt getötet – wird doch schließlich klar: Es war kein endgültiger Sieg. An jedem Tag, in jeder Stunde nehmen sich Menschen auf der ganzen Welt Gandhi als Vorbild. Sie orientieren sich an ihm, folgen seinem Weg der Gewaltlosigkeit, anstatt in der Gewaltspirale zu versinken.

Gandhi wurde erschossen, aber seine Einstellung, sein Leben inspirierte viele Menschen – bis heute.

Schon viel früher als Ghandi predigte und lebte Jesus die Feindesliebe und den Ausstieg aus der Gewaltspirale. Seine Aufforderung seinem Gegenüber auch die linke Backe hinzuhalten, wenn man auf die rechte Backe geschlagen wurde, hat viele Menschen inspiriert und – durchaus verständlich -auch irritiert. Aber diese Tradition der Gewaltlosigkeit, des Durchbrechens der klassischen Eskalationsspiralen, lebt an vielen Orten dieser Welt weiter. In Klöstern und Kommunitäten, auf anderen Kontinenten und in anderen Kulturen und ist bis heute eine Idee, die nicht stirbt. Es ist eine Idee, die man nicht einsperren kann, die nicht tot zu kriegen ist.

Solange es Menschen gibt, die Gewaltlosigkeit zu ihrer Grundhaltung machen, die sie leben und dafür auch massive Konsequenzen in Kauf nehmen – solange lebt die Idee, bietet sie eine Alternative im Denken und Handeln an. Die Idee eröffnet neue Verhaltensspielräume und Möglichkeiten. Nicht alle von uns können dies so konsequent leben wie Jesus oder Ghandi, aber immer mal wieder anders zu handeln als erwartet, auszusteigen aus der Eskalation und der Eskalationsspirale – nicht Aug um Auge, Zahn um Zahn, sondern gnädig sein und Neuanfänge ermöglichen. Das können wir alle. Ich kann meinem Gegenüber nochmal eine Chance geben, ihr also die andere Backe hinhalten und dadurch den Konflikt überraschend unterbrechen.

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