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SWR3 Worte

08MRZ2024
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 Heute ist internationaler Frauentag. Die philippinische Theologin Elizabeth Tapia macht sich für Frauenrechte stark und sagt:

„Ich bin zum Bilde Gottes geschaffen

genau wie alle anderen Menschen auf der Welt;

Ich bin ein Mensch mit Wert und Würde. […]

Ich bin zornig über Strukturen und Mächte, aufgrund derer Frauen in Asien und in der ganzen Welt unterdrückt, ausgebeutet und entwürdigt werden.

Ich bin Zeugin des Stöhnens, der Tränen und der geballten Fäuste meines Volkes. […] Ich höre ihre Befreiungslieder und ihre Gebete voller Hoffnung.

Ich glaube, dass wir alle  –  Frauen und Männer, Jung und Alt, Christen und Nicht-Christen, – aufgerufen sind, verantwortlich zu handeln und uns einzusetzen. JETZT!“

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SWR3 Gedanken

Heute ist internationaler Frauentag. Halt! Schalten sie nicht gleich ab – so nach dem Motto: Oh, Emanze zum Thema „ach die armen Frauen“.
Auch hier im scheinbar emanzipierten Deutschland liegt noch so einiges im Argen, wenn man z. B. weiß, dass der überwiegende Teil der wirklich armen Menschen in Deutschland weiblich ist, wenn man weiß, dass in den Vorstandsetagen der großen Firmen immer noch fast ausschließlich Männer das Sagen haben. Aber ich glaube, wir brauchen den internationalen Frauentag vor allem auch deshalb, weil er eben international ist und weil er die Solidarität von Frauen mit Frauen rund um diesen ganzen schönen Globus fordert! Und solange Frauen weggesperrt werden, sobald jemand anderes als die eigene Familie in der Nähe ist, und solange Frauen beschnitten werden, damit sie beim Sex keine Lust empfinden, und solange Frauen von ihren stärkeren Männern verprügelt werden, braucht es – so glaube ich - auch weiterhin einen internationalen Frauentag. Es braucht mutige Frauen und Männer, die an einem solchen Tag den Mund aufmachen und auf diese Dinge aufmerksam machen. Es braucht das Gespräch miteinander, damit wir voneinander lernen können, damit wir einander verstehen. Es sind nämlich bei weitem nicht nur die anderen Religionen und Kulturen, in deren Schriften wir Frauenfeindliches lesen. Auch die Bibel ist wahrlich nicht immer besonders aufgeschlossen gegenüber Frauen.
Ich glaube aber, dass Gott uns Menschen als Frauen und als Männer nach seinem Ebenbild geschaffen hat – was im Übrigen ja auch in der Bibel steht. Und wenn das so ist, dann sind wir auch gleich viel wert – und zwar unabhängig von unserem Geschlecht! So begründe ich meine Überzeugung von Gleichberechtigung. Ob diese Vorstellung der Bibel für alle gelten kann? Ich weiß es nicht. Aber sie könnte doch zumindest einen guten Ausgang für die weiteren Diskussionen bilden, auch international, oder?
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5567
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SWR3 Gedanken

08MRZ2021
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Was die Rechte der Frauen angeht, war die Kirche nicht immer hilfreich. Am heutigen Weltfrauentag muss das wohl auch mal gesagt werden. Denn in der Bibel kann man lesen, dass es eine Hierarchie gibt. Darin steht der Mann oben, die Frau unten. In der Bibel kann man aber auch lesen, dass Mann und Frau gleichberechtigt sind.

Diejenigen, die es gerne klar nach oben und unten geregelt haben – in den meisten Fällen eher die Männer- haben in einer Sache wirklich Recht gehabt: Wenn man mal anfängt, diese Hierarchie aufzuweichen, gibt es irgendwann kein Halten mehr. Freiheit kennt eben keine Grenzen.

Dann wollen die Frauen nicht mit Blumen begnügen, sondern sie wollen sich das Geld, die Karriere und den Firmenwagen selber verdienen. Tja und dann müssen die Posten unter Männern und Frauen gleichberechtigt aufgeteilt werden. Dumme Sache für die Freunde der Hierarchie, bei der der Mann immer an der Spitze steht.

Auch wenn wir beim Thema Gleichberechtigung schon weit sind, bleibt noch viel zu tun, finde ich: Immer noch verdienen Frauen im Durchschnitt weniger als Männer, haben nicht die gleichen Karrierechancen und, so hat eine Studie herausgefunden: selbst in Filmen haben Frauen signifikant weniger Sprechtext, als ihre männlichen Kollegen.  

Und auch bei Kirchens gibt es noch einiges zu tun. Erst vier von 20 Bischöfen der evangelischen Kirche sind Frauen. Ich finde: wer auf Frauen im öffentlichen Leben und in Führungsetagen verzichtet, verzichtet auch auf ihre Erfahrung, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten. Wer auf Frauen verzichtet, der ist letztlich ärmer.

Ich freue mich jedenfalls, wenn Kirche und alle anderen Organisationen nicht auf Hierarchie setzen, sondern auf den Reichtum von Vielfalt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32721
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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Mehr Frauen in die Führungsetagen! Es ist noch nicht so lange her, da wurde über dieses Thema heiß diskutiert. Und wieder einmal zeigte sich: Eine wirkliche Gleichstellung von Frauen und Männern ist noch weit entfernt. Heute, am internationalen Frauentag, wird weltweit daran erinnert. Seit 101 Jahren gibt es ihn - mit einer allerdings sehr wechselvollen Geschichte. Sie zeigt, wie schwierig es ist, Frauen die Rechte einzuräumen, die Männer schon lange haben. Das gilt auch für die Kirchen. Zwar haben viele von ihnen, darunter auch die Kirche, der ich angehöre, inzwischen die Gleichberechtigung bis hinein ins Amt. Doch wenn es um die Konsequenzen geht, die daraus entstehen, dass Frauen beispielsweise auf eigene Art Liturgie feiern und von Gott reden, tun sich viele Männer und auch Frauen schwer. Die „Bibel in gerechter Sprache", vor sechs Jahren erschienen, hat nicht nur Freunde. Ihr Hauptanliegen: Frauen, von denen in den biblischen Überlieferungen eher zwischen den Zeilen die Rede ist, konkret zu benennen. Und: Von Gott anders und vielfältiger zu reden als nur in männlichen Bezeichnungen. Das hat zur Folge, dass beim Abendmahl Jesu nicht nur „Jünger" am Tisch sitzen, sondern auch „Jüngerinnen". Und dass von Gott eben auch unter Verwendung eines „sie" die Rede ist statt des üblichen „er". Zum Beispiel in der Geschichte vom Auszug aus Ägypten: Da kann es genauso möglich sein, dass die Israeliten und Israelitinnen zu „ihr" um Hilfe schrien, als ihnen das heranrückende Heer des Pharaos auf den Fersen saß, und dass an jenem Tag „sie" Israel rettete vor der ägyptischen Macht (Exodus 14,10.30 Bibel in gerechter Sprache). Natürlich sind solche Formulierungen gewöhnungsbedürftig und auch provozierend, aber sie regen zum Nachdenken an - zum Beispiel darüber, dass es oft die Mütter sind, die ihren Kindern beistehen, und dass deshalb die mütterliche Seite Gottes nicht verschwiegen werden sollte, gerade nicht an einer so entscheidenden Stelle. Ich halte das für bereichernd, auch wenn es mir - zugegeben - oft sehr schwer fällt, mein Reden von Gott entsprechend zu verändern.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12618
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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„So lange die Frauen die Kinder bekommen, gibt’s keine Gleichberechtigung.“
Das hat meine Mutter noch gelernt, damals im Dritten Reich. Da hat man zwei Dinge vermischt: die Tatsache, nur Frauen können Kinder kriegen. Und die Ideologie: nur Frauen können diese Kinder auch großziehen. Männer haben in beidem nichts zu suchen.
Und fertig war die Vorstellung von der quasi naturgegebenen wirtschaftlichen Abhängigkeit der Frau vom Mann. Und die Ungleichheit, die sich im Berufsleben daraus ergibt.

Heute am internationalen Frauentag geht es um die Gleichberechtigung der Frau. Gleiche Chancen, gleicher Lohn, gleiche Rechte. Da gibt es global noch unendlich viel zu tun.

Bei uns hängt die Frage der Gleichberechtigung vor allem am Kinder kriegen. Die Entwicklung scheint meiner Mutter recht zu geben: es sind vor allem Frauen mit Kindern, die noch immer hinter den Männern herhinken. Und die mit ihnen gleich auf sind- mit guter Ausbildung und einem befriedigenden Job- die kriegen einfach immer weniger Kinder.
Und kriegen sie es doch, stehen sie unter Verdacht: Heimchen am Herd oder Rabenmutter- wie man’s macht, macht man’s verkehrt.

Dass ein Kind die Ruhe der Erwachsenen oder den reibungslosen Ablauf der Geschäfte stört, das war schon zu Jesu Zeiten so.
Deshalb hat er das Kind in die Mitte gestellt und die Erwachsenen eingeladen, die Kinderfrage mal anders anzugehen.
Das Kind nicht als Störfaktor. Sondern als eine Quelle der Erkenntnis. Als das, was Sinn gibt und Erfüllung. Grade weil es stört. Mit einem Kind kommt man Gott ganz nah und bekommt die Chance auf eine unglaubliche Karriere: zu verstehen, was das Leben ausmacht.

Noch trauen viele Männer sich das nicht zu. Haben Angst, sich einem Kind preiszugeben, sich verletzbar zu machen und- ja auch abhängig von einer Partnerin. Aber ich bin überzeugt, wenn Männer da ein bisschen mehr Mut haben und den ungeheuren Reichtum entdecken, der im Kinderzimmer auf sie wartet, wird es mehr Gleichberechtigung geben. Ohne dass wir Deutsche langsam aussterben müssen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=3245
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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

08MRZ2023
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Ich habe die Wahl. Auch als Frau. Ich kann frei entscheiden, wie ich lebe, mit wem ich lebe, wo ich lebe. Und heute, am Internationalen Frauentag, empfinde ich das ganz besonders als Geschenk. Denn es ist nicht selbstverständlich. Es gibt auch heute noch genug Länder auf der Erde, in denen Frauen nicht diese Entscheidungsfreiheit haben. Frauen in Afghanistan zum Beispiel. Seit der Machtübernahme der Taliban im Sommer 2021 werden sie dort in ihren Rechten immer mehr eingeschränkt. Seit Dezember dürfen Afghaninnen nicht mehr an Unis und Hochschulen studieren.

Bei uns in Deutschland gilt Bildungsfreiheit. Aber es ist noch nicht so furchtbar lange her, dass Mädchen und Frauen nicht die gleichen Bildungschancen hatten wie Jungs und Männer. Noch für meine Elterngeneration nach dem Krieg war klar: Eine Ausbildung machen oder gar studieren: Das war erst mal was für die Jungs in der Familie. Und auch die Freiheit, einen Beruf ergreifen zu können, gab es erst mal nicht für Frauen: Als die Vereinten Nationen 1975 den 8. März als Tag für die Frauenrechte eingeführt haben, da mussten Frauen in Deutschland nach dem Gesetz noch ihre Männer fragen, wenn sie arbeiten gehen wollten. Das hat sich erst 1977 geändert.

Die Freiheit, als Frau selbst über mein Leben und meinen Beruf zu entscheiden, die ist also wahrlich nicht selbstverständlich. In meiner katholischen Kirche übrigens bis heute nicht. Frauen können noch immer nicht Priesterin werden, auch wenn es immer lautere Stimmen gibt, die das fordern, zum Beispiel beim so genannten „Synodalen Weg“, ab morgen tagt er wieder in Frankfurt. Frauen sollen die gleichen Rechte und Freiheiten wie die Männer haben: Für mich und für viele ist das auch eine Sache des Glaubens.

Der Internationale Frauentag: Mich macht er dankbar dafür, dass ich so viele Freiheiten in meinem Leben habe – und zwar auch, weil Frauen in früheren Jahrzehnten dafür heftig gekämpft haben. Aber es ist für mich auch ein Tag, an dem ich mich für noch mehr Freiheit für die Frauen einsetzen will, in meiner Kirche und in der Welt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37235
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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

08MRZ2022
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Der erste Christ in Europa war – eine Christin. Lydia hieß sie. Die Apostelgeschichte in der Bibel erzählt so von ihr: „Eine Frau namens Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu; sie war eine Gottesfürchtige und der Herr öffnete ihr das Herz, so dass sie den Worten des Paulus aufmerksam lauschte. Als sie und alle, die zu ihrem Haus gehörten, getauft waren, bat sie: Wenn ihr wirklich meint, dass ich zum Glauben an den Herrn gefunden habe, kommt in mein Haus und bleibt da.“ (Apg 16,14-15)

Die erste Christin Europas war also eine Geschäftsfrau, und wenn sie von „meinem Haus“ spricht, dann heißt das wohl: Sie war auch die Vorsteherin ihres Hauses. Es kann gut sein, dass sie deswegen auch die Vorsteherin der ersten Gottesdienste in Europa war. Starke Frauen, die gab es von Anfang an im Christentum. Natürlich auch schon im Judentum, Esther und Judith zum Beispiel, nach ihnen sind ganze biblische Bücher benannt. Starke Frauen gab es auch im Laufe der Kirchengeschichte immer wieder: Die heilige Hildegard von Bingen zum Beispiel, aus unserer Region, sie hat sich mit den Kirchenoberen angelegt und öffentlich gepredigt. Oder die heilige Teresa von Avila, die einmal sagte: Es gibt keinen Grund „mutige und starke Seelen zu übergehen, nur weil es Frauen sind.“

Leider übersieht meine katholische Kirche die Frauen noch immer. Was für eine Verschwendung von Talenten und Berufungen, denke ich oft! Es gibt ja auch heute so viele Frauen, die in meiner Kirche Gemeinden vorstehen. Sie können den Glauben verkünden. Heute, am Internationalen Frauentag, hoffe ich darauf und ich bete dafür, dass die Frauen in der katholischen Kirche an allen Diensten und Ämtern beteiligt werden. Ich hoffe darauf, dass die Reformen vorankommen, zum Beispiel durch den „Synodalen Weg“, der vor gut vier Wochen wieder in Frankfurt getagt hat. Ohne Frauen wie Lydia damals, die erste Christin Europas, gäbe es die Vergangenheit der Kirche nicht. Und ohne die Frauen gibt es auch keine Zukunft für die katholische Kirche.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34992
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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

08MRZ2022
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Der erste Christ in Europa war – eine Christin. Lydia hieß sie. Die Apostelgeschichte in der Bibel erzählt so von ihr: „Eine Frau namens Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu; sie war eine Gottesfürchtige und der Herr öffnete ihr das Herz, so dass sie den Worten des Paulus aufmerksam lauschte. Als sie und alle, die zu ihrem Haus gehörten, getauft waren, bat sie: Wenn ihr wirklich meint, dass ich zum Glauben an den Herrn gefunden habe, kommt in mein Haus und bleibt da.“ (Apg 16,14-15)

Die erste Christin Europas war also eine Geschäftsfrau, und wenn sie von „meinem Haus“ spricht, dann heißt das wohl: Sie war auch die Vorsteherin ihres Hauses. Es kann gut sein, dass sie deswegen auch die Vorsteherin der ersten Gottesdienste in Europa war. Starke Frauen, die gab es von Anfang an im Christentum. Natürlich auch schon im Judentum, Esther und Judith zum Beispiel, nach ihnen sind ganze biblische Bücher benannt. Starke Frauen gab es auch im Laufe der Kirchengeschichte immer wieder: Die heilige Hildegard von Bingen zum Beispiel, aus unserer Region, sie hat sich mit den Kirchenoberen angelegt und öffentlich gepredigt. Oder die heilige Teresa von Avila, die einmal sagte: Es gibt keinen Grund „mutige und starke Seelen zu übergehen, nur weil es Frauen sind.“

Leider übersieht meine katholische Kirche die Frauen noch immer. Was für eine Verschwendung von Talenten und Berufungen, denke ich oft! Es gibt ja auch heute so viele Frauen, die in meiner Kirche Gemeinden vorstehen. Sie können den Glauben verkünden. Heute, am Internationalen Frauentag, hoffe ich darauf und ich bete dafür, dass die Frauen in der katholischen Kirche an allen Diensten und Ämtern beteiligt werden. Ich hoffe darauf, dass die Reformen vorankommen, zum Beispiel durch den „Synodalen Weg“, der vor gut vier Wochen wieder in Frankfurt getagt hat. Ohne Frauen wie Lydia damals, die erste Christin Europas, gäbe es die Vergangenheit der Kirche nicht. Und ohne die Frauen gibt es auch keine Zukunft für die katholische Kirche.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35006
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SWR3 Worte

08MRZ2020
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Heute ist internationaler Frauentag. Ein guter Tag, um auch an überholten religiösen Bildern zu kratzen. Die Journalistin Antje Schrupp zum Bild vom männlichen Gott:

„Wenn Gott aber nicht Bruce Willis, sondern Meryl Streep wäre? Also keine, die wie ein strenger Vater droht: „Wehe, du hörst nicht auf mich, dann gibt’s Hausarrest!“. Sondern eine, die warnt: Zieh dir lieber etwas Warmes an, sonst wirst du dich noch erkälten?

Meine Lieblingsbibelstelle dazu steht beim Propheten Hosea, 11. Kapitel. Dort wird Gott - gefragt, warum sie die abtrünnigen Israeliten nicht bestraft -mit den Worten zitiert: „Mein Mitleid lodert auf, aber ich vollstrecke meinen Zorn nicht. Denn Gott bin ich, und kein Mann.“

Antje Schrupp auf: https://www.freitag.de/autoren/antjeschrupp/mutter-unser

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30483
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SWR1 Begegnungen

Ministerpräsidentin Malu Dreyer; Bild: Elisa Biscotti / © Staatskanzlei Rheinland-Pfalz.Annette Bassler trifft Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland- Pfalz

Chancengleichheit
Seit zwei Jahren ist sie Ministerpräsidentin des Landes Rheinland- Pfalz. Ich war gespannt, der Frau zu begegnen, die das weiblichste Kabinett Deutschlands leitet mit 8 Frauen und 2 Männern im Ministeramt. In meiner Kirche, der protestantischen, gibt es ordinierte Frauen sogar im Bischofsamt. Heute ist Internationaler Frauentag. Brauchen wir den noch, wenn Frauen inzwischen hoch qualifiziert sind? Oh ja, meint Malu Dreyer.

Darum geht es letztlich auch, dass Frauen inzwischen längst so qualifiziert sind wie Männer. Aber es ist häufig so, dass die Struktur dagegen spricht, dass Frauen sich genauso entwickeln können. Nicht mehr nicht weniger wollen wir Frauen, wir wollen eigentlich nur die gleiche Chance haben. Ob man sich am Ende durchsetzt ist dann nochmal eine andere Frage, aber um diese strukturellen Barrieren, die abzuschaffen, das ist das eigentliche Ziel des Frauentages.

Ihren eigenen Karriereweg führt Malu Dreyer darauf zurück, dass sie Förderer gehabt hat, genauer gesagt: Männer, die ihr etwas zugetraut haben. Und- dass sie Verantwortung auch selbst übernehmen wollte.

Also man ist dann nicht in der zweiten oder dritten Reihe, was manchmal auch ganz angenehm sein kann, sondern wenn man sich in die erste Reihe begibt, dann ist man mit Haut und Haaren auch in der ersten Reihe und das heißt, man muss auch bereit sein, diese Verantwortung zu übernehmen. Aber das ist auch das Positive.

Nämlich mitzugestalten. Aber will ich das- mit Haut und Haaren in die erste Reihe? Das war auch für mich eine echte Frage. Und wie geht das zusammen mit dem Muttersein? Und weiter: bin ich kompetent und selbstbewusst genug, wenn ich Gegenwind bekomme? Viele Frauen haben es. Und kommen trotzdem nicht weiter. Weil manche Männer in Führungspositionen lieber unter sich bleiben wollen und dem Führungsstil von Frauen nicht so viel zutrauen. Man nennt diese strukturelle Benachteiligung auch „gläserne Decke“. 

Also dort wo es gläserne Decken gibt, gibt es ja eigentlich nur den Weg zu schauen, wo gibt’s eigentlich Verbündete, die sich auch für einen stark machen. Ich denke, diese strukturelle Benachteiligung, die müssen wir als Gesellschaft auch irgendwann mal überwinden. Und deshalb die viel umstrittene Frauenquote ist natürlich notwendig, solange wir Frauen so unterrepräsentiert sind in vielen Bereichen der Wirtschaft. Solange es aber noch so ist, denke ich wirklich, dass Frauen schauen, wie sie Netzwerke schaffen und Förderer und Unterschützer finden.

Für Malu Dreyer war es immer selbstverständlich, so eine Unterstützerin zu sein. Mich hat hier ein Wort des Apostels Paulus geprägt. Er sagt: Vor Gott zählt letztlich nicht, ob man  männlich oder weiblich, Chef oder Untergebener ist. Für den, der glaubt, gilt nur der Mensch mit seiner je besonderen Begabung. Und dass er sie im Geist Jesu zum Wohl aller einsetzt. Und hier wird es spannend. Denn Frauen haben andere Begabungen als Männer. Und- so Malu Dreyer, sie führen in der Regel anders als Männer.

Sich mitsamt den Schwächen für Gerechtigkeit stark machen

Wir sitzen im Büro der Ministerpräsidentin von Rheinland- Pfalz, ein großer, heller Raum mit großflächigen Bildern an der Wand. Eine ausgesprochen wertschätzende Atmosphäre liegt in der Luft. Malu Dreyer wirkt auf mich auf faszinierende Weise stark und zerbrechlich zugleich. Wie erlebt sie Frauen in leitenden Positionen.

Ich glaube ganz bestimmt, dass Frauen anders führen.

Und mit anders meint sie wirklich anders und nicht besser. Ihr jedenfalls war bei der Besetzung der Ministerämter wichtig, neben der fachlichen Kompetenz auch auf Empathie- und Teamfähigkeit zu achten.

Insgesamt glaube ich schon sagen zu können aus meiner Erfahrung, dass die Frauen sehr viel stärker teamorientiert aufgestellt sind, dass sie sehr viel mehr Wert legen auf Kommunikation.

Und damit hat Malu Dreyer selbst so ihre Erfahrungen gemacht.

Ich erinnere mich auch an viele Szenen, wo ich Kollegen vor Augen hab, die manchmal erst mit Fragezeichen im Gesicht da saßen, warum wir jetzt darüber so lange reden und sich das Ganze erst am Ende dann sozusagen entschlüsselte. Ich glaube es ist total wichtig, dass man miteinander viel spricht und sich austauscht, sich zuhört um dann auch zu guten Entscheidungen zu kommen.

Und genau das vermissen viele Deutsche bei Politikern, so eine Studie. Dass sie ihre Entscheidungen besser erklären. Und die Betroffenen dabei mehr einbeziehen. Malu Dreyer lebt mit ihrem Mann in einem inklusiven und generationenübergreifenden Wohnprojekt. Dort versucht sie im Alltag zu leben, was ihr Herzensthema ist: „Gerechtigkeit“. Und Gerechtigkeit versteht sie so, wie die Bibel sie versteht: als Parteinahme für Benachteiligte.

Ich kann mir keine gerechte Welt vorstellen, die Menschen ausgrenzt oder die Grenzen definiert für Menschen aufgrund von irgendwelchen objektiven Gegebenheiten wie beispielsweise Krankheit. Nein, Menschen haben alle ihre Fähigkeiten und sollen in der Gesellschaft gut leben können und ihre Fähigkeiten einbringen können.

Sie strahlt mich an. Und erst jetzt wandert mein Blick zu ihrem Rollstuhl, der neben dem großen Schreibtisch steht. Dass sie seit 20 Jahren an Multipler Sklerose erkrankt ist, weiß jeder, nicht nur in Rheinland- Pfalz. Die Art, wie sie damit umgeht, beeinflusst nicht nur ihre Politik. Ich erlebe sie auch als inspirierend.

Also ich bin beispielsweise sehr starke Persönlichkeit, ich arbeite eigentlich auch Tag und Nacht, das traut man Menschen manchmal nicht zu, wenn sie irgend eine chronische Erkrankung haben, aber es gibt einfach so wahnsinnig viele Gegenbeispiele dafür, dass wir bei diesen Vorurteilen auch unbedingt aufräumen müssen.

Vielleicht zeigt sich wahre Stärke gerade darin, dass man auch die eigene Schwäche annimmt. Dem Apostel Paulus, der ja mit seinen Gebrechen gehadert hat, dem hat Gott einmal gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.  
Malu Dreyer hat mich inspiriert, darüber noch einmal neu nachzudenken. So als Frau. Und nicht nur heute, am internationalen Frauentag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19377
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