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„Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm!“ Das war früher eins der bekanntesten Abendgebete. Ob es heute noch gebetet wird, weiß ich nicht.
Ebenso bin ich mir gar nicht so sicher, ob die Leute es nach wie vor erstrebenswert finden, in den Himmel zu kommen. Zumal wir ja im Grunde gar nicht wissen, wo und wie der ist. Es gibt zwar immer wieder selbsternannte Experten, die glauben, zu wissen, wer in den Himmel kommt und vor allem: wer nicht! Und auch darüber, wie es dort aussieht, wird heftig spekuliert.
Ich beteilige mich da nicht. Ich stehe dazu: Ich bin auch in dieser Hinsicht völlig ahnungslos. Und ich halte es in dem Zusammenhang mit der bewährten Arbeitsteilung, die besagt: Es sollte sich eben jeder um das kümmern, wovon er was versteht. Und da überlasse ich gerne alles, was den Himmel betrifft, meinem guten Gott. Der soll sich kümmern. Dann bin ich ganz beruhigt.
Es gibt allerdings eine Information über die Umstände im Himmel, die gibt uns die Bibel schon einmal als Vorschuss und Versprechen. Sie sagt nämlich, dass es im Himmel keinen Tod und keine Tränen mehr geben wird. Und das sind doch angesichts des Leidens und Sterbens auf dieser Welt absolut vielversprechende Aussichten. Eric Clapton, der geniale britische Gitarrist und Songwriter hat vor Jahren seinen vierjährigen Sohn verloren. Aus der Trauer um diesen tragischen Verlust ist ein großes Lied entstanden. Es heißt: tears in heaven – Tränen im Himmel. Dieses Lied ist getragen von der tröstlichen Gewissheit, dass im Himmel Frieden herrscht und es dort keine Tränen mehr geben wird. Es ist wahrscheinlich das weltlichste Lied über den göttlichsten Ort. Und ein Lied mit einem ganz großen Versprechen: Im Himmel wird es keine Tränen mehr geben. Wenn das so ist, dann will ich unbedingt dahin.
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„Die Hoffnung stirbt zuletzt!“, sagt das Sprichwort. Und das bedeutet aber gleichzeitig: Auch die Hoffnung ist nicht unsterblich. Das spüre ich im Moment fast täglich. Jeden Tag stirbt ganz viel Hoffnung. Die Leute sehen schwarz für die Zukunft. Zu viel Krieg und Hunger und Elend überall.
Zu viel schlechte Nachrichten. Zu wenig Aussichtsreiches. Ich nehme gerade wahr, dass immer mehr Menschen immer niedergeschlagener sind. Es ist, als ob sie eine zähe, dunkle Macht massiv bedrückt. Sie breitet sich offenbar unaufhaltsam aus und führt zu einer unbändigen Wucht an Missmut und Unzufriedenheit. Die Leute lassen die Köpfe hängen. Und wer den Kopf hängen lässt, sieht nicht mehr viel. Schon gar keinen Himmel. Sagt jemand etwas Positives, widerspricht jemand der Anziehungskraft des Weltuntergangs, will Hoffnung machen und Mut zusprechen, wird er schief angekuckt wegen vermeintlicher Ahnungslosigkeit. Wir sind - im wahrsten Sinne des Wortes - nicht bei Trost zur Zeit, wir sind untröstlich. Das unausgesprochene Gebot der Stunde heißt, sich wegducken und nur noch resigniert auf das böse Ende warten. Kein Lichtblick in Sicht.
KOPF HOCH! Habe ich schon lange niemanden mehr rufen hören. Aber gerade das wäre doch die einzig wahre Botschaft, die zumindest von Christen in Umlauf gebracht werden könnte.
„Nun aufwärts froh den Blick gewandt und vorwärts fest den Schritt. Wir gehen an unseres Meisters Hand und unser Herr geht mit!“ Diese Verse stammen aus einem Lied im Evangelischen Gesangbuch.
Weit über 100 Jahre sind diese Worte schon alt. Und doch immer noch aktuell. Es ist die alte und neue Aufforderung an uns Christenmenschen, den Blick zu heben und uns gegenseitig endlich das Blaue vom Himmel zu versprechen.
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„Wir müssen öfter für möglich halten, dass auch die anderen mal recht haben!“ Diesen bemerkenswerten Satz habe ich von einem jungen Politiker gehört. Es ging darum, wie die Parteien im Bundestag miteinander streiten. Da gehen nämlich alle erst einmal davon aus, dass die anderen Unrecht haben. Wir alle tun uns mitunter schwer, wenn uns die anderen widersprechen.
Unsere Umgebung gibt uns selten einfach nur recht. Und es ist nicht schön, wenn wir mit unserer Meinung ganz alleine dastehen. Und doch kann es befreiend und bereichernd sein.
So erlebt es Jesus einmal, als er auf einer Auslandsreise einer fremden Frau begegnet. Sie – eine Heidin – stellt sich ihm in den Weg, als er gerade mit seinen Leuten unterwegs ist.
„Bitte mach meine Tochter gesund!“, sagt die Frau zu Jesus. Jesus reagiert zuerst abweisend, weil er sich als jüdischer Volksgenosse nur für seine eigenen Leute zuständig sieht.
Aber die Frau findet sich nicht damit ab. Sie widerspricht Jesus vehement und fordert seine Aufmerksamkeit ein. Da wird er sogar einigermaßen unhöflich und sagt, es sei nicht recht, den Kindern das Brot wegzunehmen und es vor die Hunde zu werfen. Die Kategorie „Hund“ ist in diesem Kulturkreis so ziemlich die unterste Schublade. Mehr Verachtung geht eigentlich nicht. Die Frau aber lässt sich davon nicht abschrecken. Sie kontert geschickt und meint, dass die Hunde eben doch schon immer von den Brocken leben, die von der Herren Tische fallen. Das bringt Jesus offenbar ins Nachdenken. Augenblicklich verabschiedet er sich von seinem bisherigen Standpunkt, wendet sich der Frau nun endlich zu und stellt fest: „Frau, dein Glaube ist groß!“
Er verweigert ihr seine Hilfe nicht länger, weil er erkannt hat, dass sie recht hat. Weil Gottes Zuneigung und Liebe nicht exklusiv nur auf das eigene Volk gerichtet ist, sondern grenzenlos allen Menschen gilt. Nicht auszudenken, was passieren wird, wenn wir wie er lernen, so mit unseren Standpunkten umzugehen.
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Sich selbst versorgen. Unabhängig sein. Niemandem zur Last fallen. Das ist wichtig. Das wollen wir so lange wie möglich schaffen. Autonome Alleskönner ohne Verfallsdatum sein, das wäre gut. Die Vorstellung, ganz und gar selbständig und unabhängig zu sein, ist verführerisch attraktiv.
Aber ist sie auch realistisch? Ist sie wirklich unbedingt erstrebenswert? Jesus hat da eine ganz eigene Erfahrung gemacht. Und die könnte auch für uns wesentlich sein. Kurz vor seinem ersten öffentlichen Auftreten als Wanderprediger, Wunderheiler und Menschensammler ist er 40 Tage in der Wüste gewesen, um sich für seine große Aufgabe vorzubereiten. Und ausgerechnet bei diesem Rückzug in die Einsamkeit gerät er in eine teuflisch große Versuchung. Auf einmal stellt sich ihm die Frage, ob er vielleicht doch seine guten Beziehungen zum Himmel dafür nutzen könnte, aus Steinen Brot zu machen, um sich endlich satt zu essen. Ob er mit einem Mutproben-Sprung von der Zinne des Tempels nicht doch einmal eindrucksvoll für alle demonstrieren könnte, dass er im Grunde unverletzlich und nicht umzubringen sei. Ja, die verführerische Option, einfach allmächtig zu sein, als Gottessohn, einfach alles zu können, was sonst niemand kann, wird ihm nahegelegt. Jesus lehnt das alles ab und entscheidet sich für das Gegenteil: Er will offenbar kein Selbstversorger sein, sondern von Gott abhängig bleiben. Er will sich nicht als unverwüstlicher Hero inszenieren
und schon gar nicht der magischen Anziehungskraft der Allmacht verfallen. Er will unter Gottes hohem Himmel wohnen und bleiben und abhängig verbunden sein mit dem, der Himmel und Erde gemacht hat. Er spürt wohl, dass ihn nur eine unmittelbare Anbindung an Gott glücklich leben lässt.
Das nennt man eine Religion haben. Eine Rückbindung, sich aufgehoben wissen in Gottes Hand. Das gibt unserer Zuflucht ein Zuhause!
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Früher war ich öfter zu Festen eingeladen: Taufen, Hochzeiten, Konfirmationen. Heute ist das anders. Jetzt bin ich vor allem auf Beerdigungen. Das hat sich so ergeben. Es sterben einfach die Leute.
Ich höre dann die Artgenossen um mich herum sagen, die Einschläge kämen immer näher. Und tatsächlich stelle ich jeden Morgen fest, wenn ich die Zeitung von hinten aufschlage, dass die Geburtsjahre in den Traueranzeigen ganz nah an meinem liegen, ja dass viele Verstorbene sogar wesentlich jünger gewesen sind. Es geht eben nicht der Reihe nach. Neulich ist sogar ein Klassenkamerad gestorben. Und wir haben uns verabredet zu einem kleinen Klassentreffen der besonderen Art. Zum Abzählen, wie viele noch übrig sind von uns. Und dann standen wir uns gegenüber auf dem Friedhof und haben uns ungläubig angeschaut, weil die anderen alle so alt geworden sind. Und weil man das an sich selber gar nicht so gemerkt hat. Aber jetzt ist es unübersehbar: Ich bin umzingelt von alten Männern. Nach der Beerdigung haben wir dann noch über die alten Zeiten gesprochen. Wie das eben so ist, wenn einer nach dem anderen sagt: „Wisst ihr noch…?“ Was haben wir damals ungeduldig auf das Leben gewartet und konnten es kaum ertragen, dass man uns noch nicht für voll genommen hat, weil wir eben noch zu jung gewesen sind. Was war das für eine elende Geduldsprobe, bis wir endlich erwachsen wurden. Und dann sind alle auf ihrem ganz eigenen Weg gewesen: Ausbildung, Studium, Beruf, Familie, das ganze Programm. Und es schien doch keine größere Herausforderung zu geben, als die, das Leben in den Griff zu bekommen. Jetzt stellt sich auf einmal heraus, dass wohl doch eine noch größere Aufgabe auf uns wartet. Und die heißt: Zulassen, Loslassen, Seinlassen. Jetzt sollen wir also lernen, wie man anfängt, aufzuhören. Sich zurückzuziehen, anderen das Feld zu überlassen, zu ertragen, dass die nächste Generation sich viel Mühe gibt, uns ja nicht zum Verwechseln ähnlich zu sehen. „Alles hat seine Zeit!“, sagt die Bibel.
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Wenn es losgeht, müssen wir loslassen. Zum Beispiel heute am Montag. Wir kommen nur aus dem Bett, aus dem Haus, aus dem Wochenende, wenn wir aufbrechen, losgehen und offen sind für das, was der Montag uns bringt. Dieses Loslassen, dieses Aufbrechen, das können wir ganz gut. Routiniert und fast automatisch läuft das ab. Trotzdem kommt es da auf jede Kleinigkeit an. Es ist nicht egal, wie wir starten in die neue Woche. Das Startprogramm hat seine Regeln und Rituale. Dazu gehört auch, wie wir jetzt gleich auseinandergehen, wie wir uns verabschieden voneinander, wenn alle ihren Weg gehen, zur Schule, zur Arbeit, zu Besorgungen und Besuchen zu den Aufgaben, die auf uns warten.
Berührt hat mich da eine Bildergeschichte, die genau diesen Aufbruch am Morgen thematisiert. Auf dem ersten Bild sieht man einen Mann mit Aktentasche und Hut aus der Haustür gehen. Oben am Fenster winkt eine Frau. Das zweite Bild zeigt die Bushaltestelle. Schnellen Schrittes eilt der Mann darauf zu. Im nächsten Bild sieht man, was ihm durch den Kopf geht. Ihm fällt nämlich ein, dass er den Abschiedskuss vergessen hat. Das macht ihn so traurig, dass man ihn auf dem nächsten Bild wieder nachhause zurücklaufen sieht. Vor der Haustür angekommen, klingelt er seine Frau herunter und gibt ihr den zuvor versäumten Kuss. Danach sieht man ihn im Dauerlauf zu der Bushaltestelle rennen, wo er dem gerade wegfahrenden Bus nur noch hinterherwinken kann.
Und obwohl er nun wohl zu spät kommt, wo auch immer sein Arbeitsplatz ist, es ist egal. Er ist glücklich und pfeift auf den Bus und sich selbst ein Lied. Abschied am Morgen sollte für uns immer bewusst und herzlich sein. Und da ist jeder nicht gegebene Kuss einer zu viel, bzw. einer zu wenig. Man weiß nie, ob es vielleicht der Letzte ist. Darum sollte es unter uns jetzt liebevoll und bewusst losgehen. Gott segnet so unseren Ausgang und Eingang.
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Abschied fällt leichter, wenn wir wissen, dass wir uns wiedersehen. Wenn wir bei mir zu Hause Besuch haben und es ist schön beisammen, wir essen und trinken und reden und lachen, dann kann der Abend lang werden. Und wenn ich dann merke, dass unser lieber Besuch einfach nicht heimgehen will, obwohl es schon so spät ist, dann hole ich den Kalender und frage, wann wir uns wiedersehen.
Das bringt Bewegung in die Sache. Sobald der neue Termin steht, fällt das Gehen leichter. Wiedersehen macht Freude und den Abschied nicht so schwer. Wenn wir uns schon voneinander verabschieden müssen, dann wenigstens mit der Aussicht, dass es nicht das letzte Mal war, dass wir zusammen gewesen sind. Das ist im ganzen Leben so und auch beim Sterben. Auch bei der Begleitung von Sterbenden habe ich das immer wieder erlebt. Irgendwann kommt immer auch die Frage nach dem Wiedersehen. Mit manchen Freunden, die schon gegangen sind, habe ich sogar eine feste Verabredung im Himmel. Dort wollen wir uns treffen. Versprochen ist versprochen. Jesus hat das auch so gemacht. Ganz am Ende. Kurz vor seinem Tod sogar. Da wurden neben ihm nach Andere gekreuzigt. Und einer davon hat sich kurz vor seinem Tod noch einmal an Jesus gewandt und gesagt:
„Bitte vergiss mich nicht, wenn Du in den Himmel kommst!“. Und da hat Jesus prompt zu ihm gesagt: „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein!“ Bei einem meiner letzten Gespräche mit einer lieben Freundin, die ich im Sterben begleitet habe, kamen wir auch auf die Frage, wie das wohl auf der anderen Seite weitergeht mit uns. Was kommt, wenn wir gehen. Und da hat sie mich gebeten, unbedingt dieses Versprechen Jesu bei ihrer Beerdigung zu wiederholen: „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein! „Ich möchte gleich in den Himmel kommen!“, hat sie gesagt. „Keine lange Warteschleife, sondern direkter Umzug. So wünsche ich mir das!“ Abschied fällt leichter, wenn wir uns wiedersehen. Wer daran glaubt, ist wohl am Ende nicht arm dran, sondern himmelreich!
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Es gibt auch den Abschied von Gott. Wenn großes Leid passiert, dann verlieren Menschen oft ihren Glauben an ihn. Das ist manchmal ein Abschied auf Raten. Er vollzieht sich schleichend.
Wenn das Unglück und die Angst, wenn Krankheit und der Tod zu heftig über jemanden herfallen, dann reißt da oft die Verbindung zu Gott ab. Das ist sogar Jesus so passiert. Sein Leid und Sterben führen ihn am Ende so weit weg von seinem himmlischen Vater, dass er sich die Seele aus dem Leib schreit: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Jesus wird Gott los. Unfassbar, aber wahr. Wie niemand zuvor hat er Gottes Nähe gespürt und weitergesagt, wie niemand sonst, konnte er Gottes Liebe und Wärme zeigen. Menschen wurden dadurch gesund und froh an Leib und Seele.
Durch seine unglaubliche Ausstrahlung, seine gottvolle, behutsame, glaubwürdige Art, die Menschen spüren zu lassen, dass Gott ihnen nahe ist. Und jetzt am Ende, so ein bitterschmerzliches Vermissen von Gottes Nähe. Jesus fühlt sich von Gott verlassen. Wie sollten wir also davor verschont bleiben. Es ist ein Teil unserer Beziehung zu Gott, dass sie verloren gehen kann, dass wir Gott nicht mehr spüren, weit und breit Gottlosigkeit. „Gott erleben“- das kann auch das Gegenteil bedeuten.
Gar nichts mehr zu spüren von seinem bewahrenden Segen. Dann hat er für uns plötzlich aufgehört, der liebe Gott zu sein. Dann sind wir ohne jeden Schimmer von Hoffnung im finsteren Tal unterwegs. Wie Jesus. Es gibt den verlorenen Gott. Das ist wahr. Da bleibt nur übrig, sich in diesen Schrei nach ihm zu stürzen, Jesus hinterher. „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Schon Generationen vor uns haben das gespürt und wussten ein Lied davon zu singen: „So nimm denn meine Hände…“ heißt es, und in der 3. Strophe: „Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht, Du bringst mich doch zum Ziele, auch durch die Nacht!“
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Nicht alles, was man verabschieden möchte, wird man auch los. Das Schwert zum Beispiel. Oder anders gesagt: die Waffengewalt. Eigentlich hat sie Jesus endgültig aus der Welt schaffen wollen. Das ist am Abend seiner Verhaftung passiert. Da sind die Soldaten mit Schwertern und Spießen auf der Suche nach ihm gewesen. Und Judas, sein abtrünniger Freund hat ihn verraten.
Mit einem Kuss hat er das getan. „Wen ich küsse, der ists!“ hat er gesagt. Und kaum dass Jesus so erkannt worden ist und man sich anschickt, ihn zu verhaften, da zieht einer seiner Leute das Schwert und haut einem Soldaten ein Ohr ab. Jesus schreitet sofort ein und sagt: „Steckt das Schwert weg.
Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen!“ Das ist der Augenblick der ultimativen Abrüstung. Da hat Jesus eigentlich ein für allemal klar gemacht, dass Gewalt keine Lösung ist. Dass Schwerter besser zu Pflugscharen umgeschmiedet werden sollten. Aber dieser Abschied von Waffen wurde nie vollzogen. Nie hat die Welt aufgehört, das Schwert zu ziehen. Im Gegenteil.
Trotz mancher Verschonmomente der Geschichte, Schwerter hat es immer gegeben. Und sie sind bis heute im Einsatz. Ja, man könnte sogar den Eindruck gewinnen, dass wir gerade wieder dabei sind, eher Kriegstüchtigkeit anzustreben als friedenstüchtig werden zu wollen. Waffen sind wieder das schlagende Argument. Den Widerspruch Jesu gegen den Einsatz von Gewalt mag heute niemand wirklich hören. Er scheint untauglich zu sein für diese Welt mit all ihren Problemen und Konflikten.
Lösungen sind zwar dadurch nicht in Sicht, aber Frieden schaffen ohne Waffen das ist das Motto von gestern. Und so ist der Abschied vom Schwert verschoben -bis auf Weiteres.
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Abschied kann sehr ernüchternd sein. Wenn Kummer und Leid sich in unser Leben drängen, wenn uns die Kräfte und der Mut verlassen, dann tun das oft auch die Menschen, die uns bis eben noch wie gute Freunde zugetan waren.
Wenn schwere Zeiten kommen, trennt sich die Spreu vom Weizen. Es ist viel schwerer, einander in schwierigen Zeiten nahezu sein und zu bleiben, als wenn alles rosarot ist. Viele Menschen machen die bittere Erfahrung, dass die Freunde weniger werden, wenn böse Tage kommen.
Auch Jesus. Als er den Tod vor Augen hat, laufen sie alle davon. Schon im Garten Gethsemane als er ängstlich und verzweifelt ist, schlafen sie ein, sind überfordert und werden ganz schwach. Und später dann, als Jesus verhaftet und abgeführt wird, als sein Leiden so richtig beginnt, da ergreifen sie alle die Flucht. Das ist bitter. Abschied kann sehr ernüchternd sein. Wo sind die Menschen, auf die ich mich verlassen kann, wenn ich verlassen bin? Mich beeindruckt da ein einzelner Mann, der Jesus beisteht, als alle schon auf und davon gelaufen sind. Es ist kein Freund.
Es ist einfach ein Mensch. Simon heißt er. Er kommt vom Feld, von seiner Arbeit zurück. Auf dem Heimweg trifft er völlig unbedarft auf die Leute, die Jesus zur Kreuzigung führen. Und er sieht, wie Jesus unter seinem Kreuz zusammenbricht. Er weiß womöglich gar nicht, wer das ist, Er sieht es und er ist da und nimmt Jesus das Kreuz ab und trägt es für ihn. Das ist es, was wir menschlich nennen, wenn uns unterwegs auf unserem unerträglichen Weg jemand sieht und kommt und hilft.
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