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Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

26OKT2024
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Kann es sein, dass uns das Meiste nur geliehen ist? Jedenfalls gehört uns nichts für immer. Die Menschen nicht, die wir lieben. Hab und Gut sowieso nicht. Alles nur geliehen auf Zeit. Sogar das Leben. Das sowieso.

Geschenkt, geliehen, endlich, nicht ewig. Die ganze Welt, eine einzige Leihgabe. Für eine gewisse Zeit uns anvertraut. Von denen, die vor uns waren, an uns weitergegeben, bis wir selber wieder loslassen und sie der nächsten Generation überlassen. Die ganze Schöpfung auf göttlicher Leihbasis den Menschen anvertraut. Das macht schon Sinn, wenn wir so von diesem anvertrauten Planeten reden, wie von einem nur geliehenen hohen Wert, den es zu beschützen und zu bewahren gilt. Mit dem ganz Eigenen kann man womöglich machen, was man will. Mit dem Geliehenen aber nicht. Das gilt es, mit Samthandschuhen anzufassen und ständig dafür Sorge zu tragen, dass es möglichst unversehrt durch unsere Hände geht, bis es andere übernehmen.

Eigentlich eine gute Lösung für ein nachhaltiges und zukunftsträchtiges Umgehen mit allem, was lebt. Die Leihweise als Lebensweise im Verschon-Modus.  Gehören tut alles DEM, der uns allen das Leben gibt und zu dem es wieder zurückkehrt. Dem Einen und Einzigen Gott, der Himmel und Erde gemacht hat. Von Ihm kommt alles. Zu Ihm ist alles unterwegs. Und selbst das, was uns wohl am meisten fehlt, was wir offenbar nicht selber auf Dauer haben, sondern immer wieder durch Hass und Krieg verlieren, kann uns nur von IHM ausgeliehen werden. Hoffentlich. Der Friede nämlich. Der Friede, der uns immer wieder so sehr verloren geht.

Darum können wir nur bitten: „Verleih uns Frieden gnädiglich Herr Gott zu unseren Zeiten. Es ist ja doch kein anderer nicht, der für uns könnte streiten. Denn Du unser Gott alleine!“

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Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

25OKT2024
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„Wiedersehn macht Freude!“, hat mein Vater immer zu den Nachbarn gesagt. Immer dann, wenn die sich bei ihm die Heckenschere oder die große Wasserwaage ausgeliehen haben. Ausleihen und wiederbringen gehören eben zusammen.

Zurückgeben ist doch selbstverständlich – und zwar: sobald wie möglich. Und bitte auch unbeschädigt. So sind die Regeln beim Verleihen nun mal. Ich habe bei unserem letzten Umzug ein Buch gefunden, das ich mir mal ausgeliehen habe. Es gehört Renate. Wir haben zusammen studiert. Das ist jetzt 45 Jahre her. Sie war damals mit Hans Gerd zusammen.

Das weiß ich noch. Was ich nicht mehr weiß, ist, warum ich das Buch nie zurückgegeben habe. Es handelt übrigens von der Körpersprache. Was es über uns aussagt, wie wir uns geben und bewegen. Was es über mich aussagt, dass ich das ausgeliehene Buch nicht -wie es sich gehört hätte-  der Besitzerin zurückgebracht habe, will ich gar nicht weiter wissen.

Ich schäme mich jedenfalls. „Wiedersehn macht Freude!“, hör ich meinen Vater sagen. Das „Zurückbekommen“ versteht sich einfach von selbst. Ich kenne eigentlich nur eine Sache, die Jesus einmal ausgeliehen wurde, bei der niemand davon ausgehen konnte, dass es da zu einer Rückgabe kommt. Ich meine das Grab. Das Felsengrab, in das Jesus gelegt wurde. Das hat ihm damals ein gewisser Josef von Arimathia ausgeliehen.  Es war ja seins. Er hatte es sich gerade frisch in den Felsen meißeln lassen. Und da ist Jesus gestorben. Und der Grabbesitzer hat es ihm kurz entschlossen ausgeliehen. Dass er es zurückgeben wird, ist nicht zu erwarten. Nur Gottes unfassbare Art und Weise, das Leben über das Grab hinaus wachsen zu lassen, bis in den Himmel hinein, hat dazu geführt, dass das geliehene Grab tatsächlich wieder zurückgegeben werden konnte. „Wiedersehn macht Freude!“

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Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

24OKT2024
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Besondere Ereignisse brauchen besondere Orte. Eventlocation – heißt das heute. Einen guten Platz eben, etwas Besonderes allemal. Ein Fest feiert man in einem Festsaal.

Jesus macht das auch. Sein Abschiedsessen findet am Passahfest statt. Das braucht natürlich einen entsprechenden Rahmen. Also muss sich Jesus diesmal als Eventlocation keinen Stall, wie damals bei seiner Geburt, sondern einen Festsaal suchen. Und das gelingt ihm offenbar mühelos.

Die Jünger haben ihn offenbar gefragt, wo denn bitte sein großes Fest stattfinden soll. Daraufhin hat sie Jesus in die Stadt geschickt zu einem bestimmten Haus. Und dort hat er sie den Hausherrn fragen lassen, wo der Festsaal ist. Wörtlich heißt es, dass Jesus gesagt hat: „Der Hausherr wird euch einen großen Raum im Obergeschoss zeigen, der schon hergerichtet ist.“

Und genau so finden die Jünger alles vor. Sogar von Polstermöbeln ist da die Rede. Komfortabel also muss es auch noch gewesen sein. Jesus scheut sich nicht, auch einmal etwas Besonderes auszuleihen. Schließlich wird es ein unvergessliches Beisammensein mit Fußwaschung und Abendmahl, das wir bis heute in unseren Kirchen feiern zu „seinem Gedächtnis“. Mich beeindruckt dabei, dass Jesus seine Leihweise hier durchaus ein bisschen unverschämt zelebriert. Also ohne falsche Scham und Bescheidenheit. Er weiß seinem Abschied den angemessenen Rahmen und ein würdevolles Ambiente zu verleihen. Diese Leihgabe geht über alles hinaus, was Jesus sich während seines Lebens schon so alles ausgeliehen hat – von der Krippe im Stall über Fischerboote und Esel.

Ein wenig vom himmlischen Glanz leuchtet auf, wenn wir ihn mit seinen Leuten hereinkommen sehen in diesen Festsaal im Obergeschoss. Da möchte man doch gerne mit eingeladen sein.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

23OKT2024
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Ich weiß nicht, ob es zur Zeit Jesu schon so etwas wie ein Bootsverleih offiziell gegeben hat, aber Jesus könnte ihn erfunden haben. Im Ausleihen war er ja nicht zurückhaltend. Ihm ist es offenbar nicht schwergefallen, sich etwas leihweise zur Verfügung stellen zu lassen.

Dabei weiß die Bibel vor allem davon zu berichten, dass er sich jede Menge Boote ausgeliehen hat. Das kam offenbar andauernd vor. Mehr als 20 Mal wird davon berichtet.

Interessant ist der Zweck. Jesus hat die geliehenen Boote nicht einfach nur benutzt, um von A nach B zu kommen. Natürlich ist es auch das Verkehrsmittel seiner Zeit.

Aber Jesus nutzt den Bootsverleih, um sich zu entfernen, wenn Menschenmengen ihn zu sehr belagerten. Um sich weg vom Land in sicheres Gewässer zu begeben. Immer wieder kommt es vor, dass er von den großen Erwartungen Vieler dermaßen umzingelt scheint, dass ihm nichts anderes übrigbleibt, als in ein Boot zu steigen, um mit etwas Sicherheitsabstand von dort aus zu den Leuten zu sprechen. Wer so viel Zulauf hat, so überwältigend wunderbar helfen und heilen kann, wem es so wortgewaltig gelingt von Gott und der Welt zu sprechen, der muss sich hüten vor Übergriffen und Distanzlosigkeit. Da wird der Begriff „Rettungsboot“ noch mal ganz anders bedeutsam. Jesus braucht Abstand, um Nähe zu zeigen und zu ertragen. Seine Überlebensstrategie im Umgang mit Neugier und Sensation ist bemerkenswert modern. Er hat es offenbar verstanden, für sich selbst zu sorgen, die Wucht der Erwartungen zu ertragen, indem er seine Verfügbarkeit zu dosieren wusste. Nach seinem guten Vorbild, sollten wir alle ein kleines Hausboot im Vorgarten liegen haben, um uns ab und zu in Sicherheit zu bringen, wenn uns die Ansprüche und Anforderungen unserer Umgebung zu überfluten drohen.  Und wenn wir schon kein eigenes Boot draußen liegen haben, dann leihen wir uns das von den Nachbarn einfach mal aus.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

22OKT2024
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„Behalten Sie doch ihren Hammer, Sie Rüpel!“ Das sagt in dem Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“ von Paul Watzlawik ein Mensch zu seinem Nachbarn. Er traut ihm nichts Gutes zu. Noch nicht einmal, dass er ihm etwas leiht. Alles fängt damit an, dass der Mensch einen Hammer braucht. Jetzt gerade unbedingt. Hat aber keinen. Darum trägt er sich mit dem Gedanken, zu seinem Nachbarn zu gehen, anzuklopfen und um einen Hammer zu bitten. Aber je länger er über den Nachbarn nachdenkt und versucht ihn einzuschätzen, umso eindeutiger kommt er zu dem Ergebnis: Dieser schräge Typ ist gewiss so unfreundlich und lässt ihn am Ende abblitzen mit seiner Bitte. Das macht ihn dann dermaßen ungehalten und zornig, dass er hinüberstürmt, den Nachbarn an die Tür klingelt und als der ahnungslos öffnet, ihm diesen Satz ins Gesicht brüllt: „Behalten Sie ihren Hammer, Sie Rüpel!“

So funktioniert Ausleihen aber nicht. Sich etwas gegenseitig zur Verfügung stellen, was dem jeweils anderen gerade fehlt, das setzt eben voraus, dass wir uns gegenseitig über den Weg trauen. Erwarten, dass da hinter der Tür ganz viel Hilfsbereitschaft und Verständnis wohnen. Denke ich über meinem Nachbarn aber das Gegenteil, unterstelle ich ihm Gehässigkeit und Selbstsucht, dann wächst in mir schon eine ganz bittere Feindseligkeit.

Jesus hat das ganz anders angepackt.  Als er einmal seinen feierlichen Einzug in Jerusalem geplant hat, da hat er seine Leute losgeschickt, um einen Esel auszuborgen, weil er selber keinen besaß. Und er hat ihnen aufgetragen: „Geht in das Dorf, das vor Euch liegt. Da werdet ihr gleich eine Eselin angebunden finden. Bindet sie los und führt sie zu mir. Und wenn euch jemand etwas sagen wird, so sprecht: Der Herr bedarf ihrer! Sogleich wird er sie euch überlassen.“ So einfach geht das, wenn´s geht. Das ist doch der Hammer!

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Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

21OKT2024
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Gut, wenn man sich was ausleihen kann. Niemand hat wirklich alles immer griffbereit, was gerade gebraucht wird. In der Zeit, in der wir unser Haus renoviert haben, stand ich dauernd vor einer Tür in der Nachbarschaft und habe nach Handwerkszeug oder Suppenlöffel gefragt. Und die Nachbarn haben mir diese kleinen Gefälligkeiten gerne getan. Wie schön ist das, wenn wir uns damit aushelfen und weiterbringen.

Jesus ist da auch ganz eifrig dabei, wenn es darum geht, sich was zu borgen. Im Ausleihen war er sogar von Anfang an ganz groß. Das hat schon bei seiner Geburt angefangen.

Sie erinnern sich bestimmt: Maria und Josef sind Hals über Kopf aufgebrochen nach Bethlehem, weil der damalige Kaiser Augustus gerne abzählen wollte, wie viele Untertanen er wirklich hat. Und da mussten alle zu ihrem Geburtsort, um sich registrieren zu lassen.

Für Josef und die schwangere Maria hat das eine mühsame Reise bedeutet.  Und kaum angekommen, hat Maria ihr Kind zur Welt gebracht. Weil aber nirgends Platz war in einer Herberge, sind sie notgedrungen in einen Stall gegangen. Und dort hat Jesus hat sich eine Futterkrippe ausgeliehen. Sein erstes Bett war also geborgt. So hat seine „Leih mir was–Karriere“ begonnen. Und damit hat er diese Form der gegenseitigen Hilfsbereitschaft geadelt. Sich gegenseitig auszuhelfen mit dem, was fehlt, ist eine feine Form unseres menschlichen Miteinanders. Es ist einfach wunderbar, wenn sich Menschen gegenseitig nicht das vorenthalten, was sie gerade zum Leben brauchen.

„Gib dem, der dich bittet und wende dich nicht ab von dem, der etwas von dir borgen will.“ ,hat Jesus später in seiner berühmten Bergpredigt gesagt. Klein angefangen damit hat er selbst schon mit seinem Krippenplatz. Wenn wir einander leihen, was gebraucht wird, dann ist heute schon wieder Weihnachten!

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SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

20OKT2024
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„Am Sonntag rufe ich Dich an!“, sagt meine Tochter regelmäßig. Und dann tut sie das auch. Der Sonntag ist unser Telefoniertag. Die Woche über sind alle so beschäftigt:
Arbeit, Familie, Haushalt. Da reicht es nur für kurze Nachrichten. Am Sonntag, da ist auf einmal Zeit und Ruhe. Da leihen wir einander das Ohr. Wunderbar! Ganz Ohr füreinander sein, das ist wichtig. Nicht ohne Grund sind wir wohl mit nur einem Mund, aber mit zwei Ohren ausgestattet. Das könnte schon darauf hindeuten, dass wir zum genauen Hinhören und zum doppelten Aufmerksam sein sehr begabt sind. Wie schön, dass wir den Sonntag haben! Denn da ist Raum zum aufmerksamen Hinhören. Da will ich mehr erfahren davon, wie es Dir geht, was Du machst, was Dich umtreibt. Immer wieder sonntags kommt die Erinnerung und das Heimweh und die Sehnsucht. Vermissen und lieber Kummer sind gerne am Sonntag in uns wach. Darum nehmen wir an diesem besonderen Tag so gerne und so unbedingt Kontakt miteinander auf, besuchen uns und denken liebevoll aneinander.

Und womöglich ist es auch der Sonntag, der uns ab und zu nach Gott fragen und ihn suchen lässt. Die Kirchenglocken werden nachher landauf, landab überall zum Gottesdienst rufen.

Der Himmel schenkt unseren rastlosen Herzen eine Pause. Sonntag ist eine Beziehungsweise, eine außerordentliche Lebensweise, eine Leihweise für beide Ohren und alle Sinne. Was für ein Geschenk, dieser Tag, der kein Werktag ist. Schon ganz am Anfang beim Erschaffen und Werden allen Lebens hat Gott höchst selbst diese zauberhafte Auszeit eingeplant. „Immer mit der Ruhe!“, hat er da wohl nach allem kreativen Können zu sich gesagt. Und weil ihm das wohl ganz gut bekommen ist, hat er daraus gleich einen Masterplan für uns alle gemacht. Hat die „work life balance“ erfunden, die wir doch heute alle für so unentbehrlich halten. „Am Sonntag ruf ich dich an!“ Heute ist es wieder so weit.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

06JUL2024
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„Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm!“ Das war früher eins der bekanntesten Abendgebete. Ob es heute noch gebetet wird, weiß ich nicht.

Ebenso bin ich mir gar nicht so sicher, ob die Leute es nach wie vor erstrebenswert finden, in den Himmel zu kommen. Zumal wir ja im Grunde gar nicht wissen, wo und wie der ist. Es gibt zwar immer wieder selbsternannte Experten, die glauben, zu wissen, wer in den Himmel kommt und vor allem: wer nicht! Und auch darüber, wie es dort aussieht, wird heftig spekuliert.

Ich beteilige mich da nicht. Ich stehe dazu: Ich bin auch in dieser Hinsicht völlig ahnungslos. Und ich halte es in dem Zusammenhang mit der bewährten Arbeitsteilung, die besagt: Es sollte sich eben jeder um das kümmern, wovon er was versteht. Und da überlasse ich gerne alles, was den Himmel betrifft, meinem guten Gott. Der soll sich kümmern.  Dann bin ich ganz beruhigt.

Es gibt allerdings eine Information über die Umstände im Himmel, die gibt uns die Bibel schon einmal als Vorschuss und Versprechen. Sie sagt nämlich, dass es im Himmel keinen Tod und keine Tränen mehr geben wird.  Und das sind doch angesichts des Leidens und Sterbens auf dieser Welt absolut vielversprechende Aussichten. Eric Clapton, der geniale britische Gitarrist und Songwriter hat vor Jahren seinen vierjährigen Sohn verloren.  Aus der Trauer um diesen tragischen Verlust ist ein großes Lied entstanden.  Es heißt: tears in heaven – Tränen im Himmel.  Dieses Lied ist getragen von der tröstlichen Gewissheit, dass im Himmel Frieden herrscht und es dort keine Tränen mehr geben wird. Es ist wahrscheinlich das weltlichste Lied über den göttlichsten Ort. Und ein Lied mit einem ganz großen Versprechen:  Im Himmel wird es keine Tränen mehr geben. Wenn das so ist, dann will ich unbedingt dahin.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

05JUL2024
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„Die Hoffnung stirbt zuletzt!“, sagt das Sprichwort. Und das bedeutet aber gleichzeitig: Auch die Hoffnung ist nicht unsterblich. Das spüre ich im Moment fast täglich. Jeden Tag stirbt ganz viel Hoffnung. Die Leute sehen schwarz für die Zukunft. Zu viel Krieg und Hunger und Elend überall.

Zu viel schlechte Nachrichten. Zu wenig Aussichtsreiches. Ich nehme gerade wahr, dass immer mehr Menschen immer niedergeschlagener sind. Es ist, als ob sie eine zähe, dunkle Macht massiv bedrückt.  Sie breitet sich offenbar unaufhaltsam aus und führt zu einer unbändigen Wucht an Missmut und Unzufriedenheit. Die Leute lassen die Köpfe hängen. Und wer den Kopf hängen lässt, sieht nicht mehr viel. Schon gar keinen Himmel. Sagt jemand etwas Positives, widerspricht jemand der Anziehungskraft des Weltuntergangs, will Hoffnung machen und Mut zusprechen, wird er schief angekuckt wegen vermeintlicher Ahnungslosigkeit. Wir sind - im wahrsten Sinne des Wortes - nicht bei Trost zur Zeit, wir sind untröstlich. Das unausgesprochene Gebot der Stunde heißt, sich wegducken und nur noch resigniert auf das böse Ende warten. Kein Lichtblick in Sicht.

KOPF HOCH!  Habe ich schon lange niemanden mehr rufen hören. Aber gerade das wäre doch die einzig wahre Botschaft, die zumindest von Christen in Umlauf gebracht werden könnte.

„Nun aufwärts froh den Blick gewandt und vorwärts fest den Schritt. Wir gehen an unseres Meisters Hand und unser Herr geht mit!“ Diese Verse stammen aus einem Lied im Evangelischen Gesangbuch.

Weit über 100 Jahre sind diese Worte schon alt. Und doch immer noch aktuell.  Es ist die alte und neue Aufforderung an uns Christenmenschen, den Blick zu heben und uns gegenseitig endlich das Blaue vom Himmel zu versprechen.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

04JUL2024
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„Wir müssen öfter für möglich halten, dass auch die anderen mal recht haben!“ Diesen bemerkenswerten Satz habe ich von einem jungen Politiker gehört. Es ging darum, wie die Parteien im Bundestag miteinander streiten. Da gehen nämlich alle erst einmal davon aus, dass die anderen Unrecht haben. Wir alle tun uns mitunter schwer, wenn uns die anderen widersprechen.

Unsere Umgebung gibt uns selten einfach nur recht. Und es ist nicht schön, wenn wir mit unserer Meinung ganz alleine dastehen. Und doch kann es befreiend und bereichernd sein.

So erlebt es Jesus einmal, als er auf einer Auslandsreise einer fremden Frau begegnet. Sie – eine Heidin – stellt sich ihm in den Weg, als er gerade mit seinen Leuten unterwegs ist.

„Bitte mach meine Tochter gesund!“, sagt die Frau zu Jesus. Jesus reagiert zuerst abweisend, weil er sich als jüdischer Volksgenosse nur für seine eigenen Leute zuständig sieht.

Aber die Frau findet sich nicht damit ab. Sie widerspricht Jesus vehement und fordert seine Aufmerksamkeit ein. Da wird er sogar einigermaßen unhöflich und sagt, es sei nicht recht, den Kindern das Brot wegzunehmen und es vor die Hunde zu werfen. Die Kategorie „Hund“ ist in diesem Kulturkreis so ziemlich die unterste Schublade. Mehr Verachtung geht eigentlich nicht. Die Frau aber lässt sich davon nicht abschrecken. Sie kontert geschickt und meint, dass die Hunde eben doch schon immer von den Brocken leben, die von der Herren Tische fallen. Das bringt Jesus offenbar ins Nachdenken. Augenblicklich verabschiedet er sich von seinem bisherigen Standpunkt, wendet sich der Frau nun endlich zu und stellt fest: „Frau, dein Glaube ist groß!“

Er verweigert ihr seine Hilfe nicht länger, weil er erkannt hat, dass sie recht hat. Weil Gottes Zuneigung und Liebe nicht exklusiv nur auf das eigene Volk gerichtet ist, sondern grenzenlos allen Menschen gilt. Nicht auszudenken, was passieren wird, wenn wir wie er lernen, so mit unseren Standpunkten umzugehen.

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