Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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15MRZ2024
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Es gibt auch den Abschied von Gott. Wenn großes Leid passiert, dann verlieren Menschen oft ihren Glauben an ihn. Das ist manchmal ein Abschied auf Raten. Er vollzieht sich schleichend.

Wenn das Unglück und die Angst, wenn Krankheit und der Tod zu heftig über jemanden herfallen, dann reißt da oft die Verbindung zu Gott ab. Das ist sogar Jesus so passiert. Sein Leid und Sterben führen ihn am Ende so weit weg von seinem himmlischen Vater, dass er sich die Seele aus dem Leib schreit: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Jesus wird Gott los. Unfassbar, aber wahr. Wie niemand zuvor hat er Gottes Nähe gespürt und weitergesagt, wie niemand sonst, konnte er Gottes Liebe und Wärme zeigen. Menschen wurden dadurch gesund und froh an Leib und Seele.

Durch seine unglaubliche Ausstrahlung, seine gottvolle, behutsame, glaubwürdige Art, die Menschen spüren zu lassen, dass Gott ihnen nahe ist. Und jetzt am Ende, so ein bitterschmerzliches Vermissen von Gottes Nähe. Jesus fühlt sich von Gott verlassen. Wie sollten wir also davor verschont bleiben. Es ist ein Teil unserer Beziehung zu Gott, dass sie verloren gehen kann, dass wir Gott nicht mehr spüren, weit und breit Gottlosigkeit. „Gott erleben“- das kann auch das Gegenteil bedeuten.

Gar nichts mehr zu spüren von seinem bewahrenden Segen. Dann hat er für uns plötzlich aufgehört, der liebe Gott zu sein. Dann sind wir ohne jeden Schimmer von Hoffnung im finsteren Tal unterwegs. Wie Jesus. Es gibt den verlorenen Gott. Das ist wahr. Da bleibt nur übrig, sich in diesen Schrei nach ihm zu stürzen, Jesus hinterher. „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Schon Generationen vor uns haben das gespürt und wussten ein Lied davon zu singen: „So nimm denn meine Hände…“ heißt es, und in der 3. Strophe: „Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht, Du bringst mich doch zum Ziele, auch durch die Nacht!“

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