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09DEZ2023
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Advent und Weihnachten sind Zeiten für spannende Geschichten. Deshalb gehörte schon in meiner Schulzeit der Besuch des Weihnachtsmärchens im Theater dazu. Am eindrücklichsten kann ich mich an die Oper erinnern, die ich auch als Erwachsener angeschaut habe: Hänsel und Gretel. Das berühmteste Stück daraus ist sicher der Abendsegen. Hänsel und Gretel singen, als sie allein im Wald übernachten müssen: Abends will ich schlafen gehn, vierzehn Engel um mich stehn. – Und dann sind da auch vierzehn Engel. Sie passen im Wald auf die beiden Kinder auf. Und es sind auch gleich vierzehn, um zu zeigen, wie intensiv der Schutz ist: Wo Gott vierzehn Engel schickt, da ist er selbst es, der einen Menschen beschützt. Da gibt es keine Sache, die nicht bedacht ist: ein Engel für oben, einer für unten, einer für rechts, einer für links, einer fürs Zudecken und einer fürs Aufwecken. Und schließlich sogar: Wegweiser ins Paradies. Jede Aufgabe ist doppelt mit zwei Engeln besetzt – selbst wenn ein Engel einmal einschlafen würde – was Engel niemals tun –, selbst dann wäre der andere immer noch da und auf dem Posten. Wer in diesem Bewusstsein einschläft, der weiß: Ich bin ein geliebter und behüteter Mensch. Nicht austauschbar. Für Gott unverwechselbar einmalig.

So eine Nacht mit so vielen Engeln hinterlässt Spuren. Kein Wunder, dass Hänsel und Gretel am nächsten Morgen sagen: Mir ist so wohl, ich weiß nicht wie; so gut wie heut schlief ich noch nie!

Hier hat das Aufwachen mit dem Einschlafen zu tun. Mit dem Abendgebet. Wer sich Gott anvertrauen kann, der kann den neuen Tag auch wieder aus seiner Hand nehmen. Selbst wenn dann, wie bei Hänsel und Gretel, die gräuliche Knusperhexe wartet. Sie wird die Kinder einsperren. Sie wird versuchen, ihnen das Leben zu nehmen. Die Gefahr ist real. Aber schon vergessen? Hänsel und Gretel hatten schließlich das Gebet gesprochen von den vierzehn Engeln, die den Schlaf bewachen. Und zwei ausgeschlafene und aufgeweckte Kinder vermögen mehr als alle Knusperhexen der Welt.

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08DEZ2023
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Vor einhundertundachtzig Jahren wurde die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens veröffentlicht. Sie handelt von Ebenezer Scrooge, dem Geizhals und Menschenfeind. Für den ist der Gedanke, Mitmenschen etwas Gutes zu tun, völlig abwegig: „Humbug“ nennt er das Ganze. Das ist tatsächlich ein englisches Wort und meint schwachsinnigen und unglaubwürdigen Blödsinn. Spenden? Etwas für andere tun? Am Ende sogar noch miteinander Weihnachten feiern? Dafür hat Scrooge nur Hohn und Spott übrig. Wer sich nicht selbst versorgen kann - ab ins Gefängnis oder ins Arbeitslager mit ihm.

Es braucht tatsächlich sage und schreibe drei Weihnachtsgeister, damit Scrooge seine Mitmenschen und die soziale Wirklichkeit in seiner Stadt wahrnehmen kann. Denn man kann es sich in seinem unmittelbaren Umfeld schon gemütlich machen, ohne irgendetwas von dem zu sehen, was da noch so los ist und was nicht in Ordnung ist.

Die drei Geister haben ganz schön damit zu tun, ihm die Augen zu öffnen und auch das Herz. Denn darauf kommt es an, von Herzen zu geben. Dann ist man nämlich selbst ganz dabei und gibt ein Stück von sich selbst. Schon die Bibel beschreibt die Sache mit dem Spenden auf diese Weise: Wer wenig sät, wird auch wenig ernten. Und wer reichlich sät, wird reichlich ernten. Ein jeder, wie er’s sich im Herzen vorgenommen hat, nicht mit Unwillen oder aus Zwang. Denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb. (2 Kor 9,6-7)

Ein hartes Stück Arbeit, bis Scrooge etwas von seinem Reichtum spendet und außerdem noch das mangelernährte Kind seines Angestellten rettet. Und was vielleicht genauso wichtig ist und Scrooge wahrscheinlich noch viel mehr Überwindung gekostet hat: Jahrelang war er immer für sich. Jetzt lässt er sich doch tatsächlich von seinem Neffen einladen. Er kann nicht nur Gutes tun, sondern sich auch Gutes tun lassen. Diese Übung ist mindestens genauso schwer.

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07DEZ2023
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Alles, was man im Advent über Geduld und geduldiges Warten wissen muss, habe ich im Sommer bei einer Hafenrundfahrt gelernt.

Es war eine jener Barkassen, die durch den Hafen schippern, mit einem Mann am Mikro, der dieses und jenes erklärt und einen winzigen Hauch von Seefahrt vermittelt. Nur war die Barkasse noch nicht voll besetzt und schließlich wollen ja auch die Betriebskosten gedeckt sein. Deshalb stand der Kapitän noch vor seinem Schiffchen an Land und hat in ein Megafon gerufen: Wer will noch mit zur großen Hafenrundfahrt? Wir fahr’n auch gleich ab.

Das war es ja, was wir, die wir mit Ticket schon an Bord waren, wollten: dass es gleich losgeht. Aber der Kapitän hat nicht nur einmal gerufen, sondern immer wieder und wieder, alle dreißig Sekunden: Wer will noch mit zur großen Hafenrundfahrt? Wir fahr’n auch gleich ab. Na, haben wir uns zwischendurch immer wieder einmal gedacht. Jetzt könnte es doch eigentlich losgehen, wir warten ja schon eine ganze Weile auf die angeblich unmittelbar bevorstehende Abfahrt. Doch immer wieder kam es nicht dazu, denn immer wieder hieß es: Wer will noch mit…  - und so weiter, den Text kennen Sie ja inzwischen.

Das Verrückte in dieser Situation: keiner wurde böse, weil sich die Abfahrt verzögert hat. Wir alle haben mit dem Kapitän gefühlt, der noch Touristen für die Hafenrundfahrt an Bord locken wollte. Und tatsächlich haben wir geduldig gewartet und waren neugierig, was noch geschehen muss, bis wir dann auch wirklich gleich abfahren. Denn dass es dann doch irgendwann losgehen würde, das war ja klar.

So stelle ich mir den Advent auch vor. Im Advent üben wir das Warten. Wohlgemerkt: das geduldige Warten. Ohne dass einer ausrastet, weil es alles etwas länger dauert. Wir warten auf die Geburt des Jesuskindes. Dahin will Gott uns mitnehmen. Wir haben schon längst in seinem Kahn Platz genommen. Warum es nicht schon längst losgegangen ist? Gott schaut nur noch mal, ob nicht doch noch einer mitfahren möchte.

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06DEZ2023
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Heute ist Nikolaustag! Da gibt es - kleine – Geschenke, die man vorzugsweise am frühen Morgen in einem Stiefel vor der Haustür findet. Und klar ist: Fremde machen so was nicht. Menschen müssen schon verwandt oder befreundet sein, damit man einem anderen ein Geschenk in die - hoffentlich geputzten - Schuhe schiebt.  Der Brauch mit den kleinen Geschenken geht auf Nikolaus zurück. Der war vor siebzehnhundert Jahren Bischof in der Stadt Myra. Damals römisches Reich, heute Türkei. Nikolaus hat mit einer derartigen Leidenschaft Gutes getan, dass es einem glatt die Schuhe auszieht. Drei Beispiele:

Erstens. Einem Nachbarn wirft er heimlich drei Goldklumpen durchs Fenster, damit dessen Töchter nicht als Prostituierte arbeiten müssen.

Zweitens. Gleich mehrere Schiffsbesatzungen auf einmal überredet er, für die hungernde Bevölkerung Getreide aus ihren Schiffen auszuladen, obwohl die Ladung eigentlich für eine andere Stadt bestimmt ist.

Drittens. Immer wieder tritt er ein für zu Unrecht angeklagte Menschen und scheut dabei keinen Konflikt mit den Mächtigen. Und selbst wenn es der Kaiser ist: Wer auch immer andere verleumdet, Nikolaus tritt ihm entgegen und sorgt dafür, dass die Verfolgten freikommen.

Was mir auffällt an den Geschichten: Es geht nicht darum, dass kleine Geschenke die Freundschaft erhalten und so etwas in der Familie doch selbstverständlich ist. Nikolaus hat alle im Blick. Und es geht ums nackte Überleben und um Gerechtigkeit für alle Menschen. Darunter tut es Nikolaus ganz offensichtlich nicht. Und um dieser Güter willen ist ihm alles andere ganz offensichtlich ziemlich egal. Mit traumwandlerischer Sicherheit ist er immer dort, wo die Not am größten ist. Ein echter Vorzeige-Bischof!

Wo also in Erinnerung an den Bischof Nikolaus Stiefel gefüllt werden, da steckt noch ganz etwas anderes mit drin: Die Bereitschaft zu helfen. Gerechtigkeit für jedermann. Und, geputzt oder nicht, keine Scheu vor fremden Stiefeln.

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05DEZ2023
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Dieser Tage wollte ich eigentlich nur über den Weihnachtsmarkt laufen. Aber dann haben mich die Leckereien so angelacht, dass ich nicht widerstehen konnte. Was darf’s denn sein, junger Mann, hat der Verkäufer gefragt. Junger Mann, habe ich geantwortet, machen Sie keine Witze. Darauf er: Sie sind doch mindestens zwanzig Jahre jünger als ich, und ich bin gerade siebzig geworden. Das konnte ich nun gut und einfach ausrechnen, er siebzig, ich neunundfünfzig - Dann sind das nur elf Jahre Altersunterschied, habe ich gesagt.

Jetzt legte der Verkäufer erst richtig los: Nur? Allmächtiger! Was kann man in elf Jahren nicht alles anstellen!

Während meine Bestellung vor sich hin brutzelte, konnte ich in Ruhe über elf Lebensjahre nachdenken. Was habe ich eigentlich vor elf Jahren gemacht? Und vom Leben erwartet? Und, von allen Fragen vielleicht die wichtigste: Was habe ich aus diesen elf Jahren gemacht? In den Worten des Verkäufers: Was habe ich in der Zeit alles angestellt? Das klingt nicht von ungefähr nach Lausbubenstreich. Es geht ja nicht immer um schwerwiegende Entscheidungen, sondern auch um Dinge wie: Das wollte ich schon immer einmal ausprobieren. Oder: Da habe ich aber völlig danebengelegen. Und: Wirklich weiter gebracht hat es mich nicht, aber es war schön. Vielleicht auch: Das war schlimm, aber ich habe es überstanden.

Lebenszeit ist etwas Wunderbares: zerbrechlich, immer wieder einzigartig, voller Fehler. Aber doch meine einmalige, unverwechselbare Lebenszeit. Kein Wunder also, dass der Verkäufer den Allmächtigen angerufen hat. Denn da geht es ganz offensichtlich um mehr als nur eine kleine Rechenaufgabe zu einem Altersunterschied. Für das Leben, für seinen Anfang und sein Ende, ist Gott zuständig. Das steht in seiner Hand. Immer wieder betont die Bibel, wie kostbar und wichtig ihm jeder Augenblick ist. Deshalb: was nehme ich mir vor, für die kommenden elf Jahre, wenn ich sie erlebe. Was will ich mit ihnen anstellen?

Auch, wenn die Sachen vom Weihnachtsmarkt ja oft etwas teurer sind - sei’s drum: So viel Weisheit und Grund zum Nachdenken kriegt man beim Einkaufen selten.

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04DEZ2023
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Eigentlich ist es merkwürdig: Advent heißt Ankunft. Gemeint ist die Ankunft Jesu auf der Erde, bei uns Menschen. Dabei ist doch noch gar nicht Weihnachten. Es geht offensichtlich darum, sich erst einmal auf den Weg zu machen, um dann in einem zweiten Schritt an einem Ort anzukommen. Da ist es kein Zufall, dass es ein zweites Wort gibt, das die gleiche Bedeutung wie Advent hat: nämlich Abenteuer. Das glauben Sie nicht? Lassen Sie einfach beim Advent das „d“ weg, das spricht sich sowieso leichter, und machen Sie aus dem „w“ ein „b“, die beiden Laute sind eh verwandt, und schon hat sich der Advent in ein Abent-euer verwandelt.

Das Internet erklärt mir: „Als Abenteuer wird eine risikohaltige Unternehmung wie eine gefahrenträchtige Reise oder die Erforschung eines unbekannten Gebiets bezeichnet, die aus dem geschützten Alltagsbereich entfernen.“ (wikipedia)

Aha. Dann geht es also beim Advent darum, meinen Alltag hinter mir zu lassen und mich auf eine Reise zu begeben, bei der ich gar nicht weiß, wohin sie führt. Jedenfalls nicht dahin, wo ich schon immer in meinem Alltagstrott unterwegs bin. Am Ende lande ich sogar – nur um einmal ein Beispiel zu nennen – nachts bei Schafhirten in Bethlehem und mir erscheinen Engel.

Der Advent als Abenteuer. Die Reise in ein unbekanntes Gebiet. Und für wen ist die Begegnung mit Gott und mit den Geschichten über ihn nicht immer wieder Neuland?

Der Advent möchte sozusagen den Indiana Jones in uns wecken. Den mutigen Forscher, der sich vom Unbekannten faszinieren lässt. Und unglaublich neugierig ist, wo er dann ankommen wird. - Und wo bleibt das Risiko? Wenn man es ernst nimmt mit dem Advent, dann kann man nicht sicher sein, dass man nach dem Abenteuer noch derselbe ist. Man riskiert beim Adventsabenteuer sich selbst.

Nur eines ist im Advent bei allen möglichen Veränderungen klar: Gott ist es, der uns auf dem Weg schickt. Und er ist es, der auf die Abenteurer wartet.

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02DEZ2023
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Der erste Samstag im Advent ist heute, und die Läden werden voll sein: Das Weihnachtsgeschäft geht in die heiße Phase. Manche, die kaufen, und viele, die verkaufen, werden sich womöglich ein bisschen wie Sklaven fühlen, getrieben und gestresst. Aber unsere Weihnachtseinkäufe haben noch auf ganz andere Weise mit Sklaverei zu tun. Und daran möchte ich heute erinnern: Heute ist nämlich nicht nur erster Adventssamstag, sondern auch: Internationaler Tag zur Abschaffung der Sklaverei.

Sklaverei gibt es leider auch in unserem 21. Jahrhundert noch. Menschen müssen auf unwürdige Weise schuften. Arbeitsrechte und Menschenrechte gelten für sie nicht. In Bergwerken, wo Rohstoffe für unsere Handys aus der Erde geholt werden. Auf Plantagen, auf denen Kakao für Schokolade angebaut wird. Selbst bei der Herstellung von Kinderspielzeug gibt es sklaverei-artige Arbeitsbedingungen. Und ganz schlimm: Auch viele Kinder leiden darunter. Terre des Hommes, das Hilfswerk für Kinder, meldet: Zehn Millionen von ihnen müssen heute wie Sklavenarbeiten.                                                                                         

Was also kann ich tun? Ich habe mir vorgenommen: Ich will gerade bei meinen Weihnachtseinkäufen darauf achten, wo und wie sie hergestellt werden. Bei Schokolade ist das noch relativ einfach: Da gibt es mittlerweile sogar im Supermarkt viele Tafeln mit dem Fair-trade-Siegel. Bei anderen Sachen ist das schon schwieriger. Bei Kleidung zum Beispiel wird es komplizierter. Aber es existieren immerhin doch einige Labels, die klar sagen: Wir produzieren so fair wie möglich. Und beim Kinderspielzeug: Da bin ich auf die Aktion „Fair spielt“ gestoßen: Die setzt sich dafür ein, dass in der Spielzeugindustrie die Menschenrechte beachtet werden.

Ich weiß: Fair produzierte Sachen sind oft ein bisschen teurer. Und mancher wird sagen: Das kann ich mir nicht leisten. Andererseits will ich an Weihnachten keine Freude machen mit Dingen, für die andere Menschen wie Sklaven ausgebeutet wurden. Und ich kann es ja meinen Freundinnen und Freunden und meiner Familie an Weihnachten so erklären: Das ist jetzt vielleicht ein kleines, aber sehr feines Geschenk: Für dieses Geschenk musste kein Mensch wie ein Sklave arbeiten.

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01DEZ2023
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Jetzt geht er endlich los: der Advent! Ich hab mich tatsächlich dieses Jahr besonders auf ihn gefreut. Es ist gerade so viel Dunkelheit und Angst in der Welt, so viele Krisen, Kriege und so viel Trauer. Der Advent ist für mich die Zeit, die dem etwas entgegenzusetzen versucht: Licht und Hoffnung. Ich freu mich drauf, die Kerzen an meinem Adventskranz anzuzünden. Und immer mal wieder in Ruhe sein warmes Licht zu genießen. Ich freu mich drauf, jeden Tag die Türchen an meinen beiden Adventskalendern aufzumachen. Der mit Schokolade. Und der mit den wunderschönen Bildern und Texten. Ich freu mich drauf, auf meinem Sofa diese Texte zu lesen. Und auch die Geschichten aus der Bibel, die jetzt im Advent dran sind. Sie sagen mir immer wieder: Hab keine Angst! Fürchte dich nicht! Gott kommt auf diese Welt. Diese Welt ist nicht verloren.

 Ich freu mich darauf, die alten Adventslieder zu hören und zu singen. Auch die erzählen davon: Dass die Welt eben nicht verloren ist. Dass Gott kommt, um uns zu retten. In „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“, heißt es zum Beispiel: „All unsre Not zum End er bringt, derhalben jauchzt, mit Freuden singt.“ Auch das Lied ist übrigens – auch, wenn man das bei dem Freudenaufruf gar nicht glauben mag - in großer Krisenzeit entstanden. Der Text ist mitten im Dreißigjährigen Krieg geschrieben worden. Denn natürlich sind wir nicht die ersten und einzigen Menschen, die im Advent ganz besonders viel Hoffnung und Trost gebrauchen können.

Ich will mich in den kommenden Adventswochen wirklich von diesem Trost und Licht beschenken lassen. Will mir reichlich Kerzenschein und Musik gönnen. Das heißt nicht, dass ich den Dunkelheiten und schlechten Nachrichten dieser Tage ausweiche. Aber ich weiß auch: Ich kann mit ihnen besser umgehen, wenn ich immer wieder Positives tanke. Ich kann auch selbst wieder Licht sein und anderen Licht schenken, wenn ich mich vom Licht und von der Hoffnung bescheinen lasse.

In dem Sinne wünsche ich mir und Ihnen eine leuchtende und gesegnete Adventszeit!

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30NOV2023
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Heute startet sie in Dubai: die 28. Weltklimakonferenz. Zum ersten Mal sollte diesmal sogar ein Papst dabei sein. Aber leider musste Papst Franziskus kurzfristig absagen, aus gesundheitlichen Gründen. Ich denke, er wird trotzdem Wege finden, sich zu Wort zu melden! Denn das Thema ist ihm enorm wichtig. Immer wieder hat er in den letzten Jahren eindringlich zum Kampf gegen den Klimawandel aufgerufen.

2015 schon hat er als erster Papst ein Schreiben nur zum Thema Umwelt und Schöpfung veröffentlicht. Vor ein paar Wochen hat er dann nachgelegt, „Laudate Deum“ heißt sein aktuelles Schreiben. Es geht um das Lob auf die wunderbare Erde, die Gott uns geschenkt hat – und um die Verantwortung, die wir als Menschen für diese Erde haben.

Der Papst spricht Klartext, wenn er sagt: „Wie sehr man auch versuchen mag, sie zu leugnen, zu verstecken, zu verhehlen oder zu relativieren, die Anzeichen des Klimawandels sind da und treten immer deutlicher hervor … Tatsache ist, dass Millionen von Menschen aufgrund der verschiedenen Folgen des Klimawandels ihren Arbeitsplatz verlieren. Der Anstieg des Meeresspiegels, Dürreperioden und viele andere Phänomene, die den Planeten heimsuchen, haben etliche Menschen in Bedrängnis gebracht.“ (LD 5 / 10)

Natürlich kommt es vor allem auf die Politik an. Aber Papst Franziskus spricht auch jeden und jede einzelne von uns an. „Ich lade einen jeden ein, diesen Weg der Versöhnung mit der Welt, die uns beherbergt, zu begleiten und ihn mit einem eigenen Beitrag zu bereichern“ (LD 69), schreibt er. Ja, das will auch ich tun. Ich will in diesen Tagen, in denen in Dubai über das Weltklima beraten wird, auch wieder selbst überlegen: Was kann mein Beitrag sein, um unsere Erde zu bewahren? Kleine Dinge sind das: die Heizung etwas runterdrehen. Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen. Mal wieder in den Unverpackt-Laden einkaufen gehen. Ich träume davon und ich glaube fest daran: Wenn viele Länder und wenn viele Menschen mitmachen, dann ist diese Erde, Gottes Schöpfung doch noch zu retten.

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29NOV2023
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In den letzten Wochen ist es mir schon manchmal schwergefallen, morgens das Haus zu verlassen. Wenn es draußen regnet und stürmt. Wenn feuchte Kälte in jede Ritze kriecht. Bestimmt war ich damit nicht alleine. Aber ich merke dann auch besonders, wie gut jeder kleine Lichtblick in diesen Tagen meiner Seele tut. Wenn zumindest einen Moment lang ein Stückchen blauer Himmel zu sehen ist. Wenn die Wolken aufreißen zwischen zwei Regenfronten und ab und zu sogar ein paar Sonnenstrahlen durchlassen. Es sind Tage, an denen dann auch ein Regenbogen in den Wolken erscheint. Natürlich weiß ich, wie so ein Bogen physikalisch entsteht. Trotzdem, wenn ich ihn in diesen Tagen sehe, dann muss ich einfach an Gottes Bogen in den Wolken denken. So jedenfalls steht es in der Bibel. Am Ende jener Geschichte, die von der alles zerstörenden Sintflut erzählt. Als der Regen nämlich endlich aufhört, heißt es da, da stellt Gott seinen Bogen in die Wolken. Als Friedenszeichen. Gott, der den Regen zuerst aus Zorn geschickt hatte, wie es die Bibel erzählt, besinnt sich also. Er will keine völlige Zerstörung mehr, kein unendliches Leid. Nie wieder, heißt es da. Gott stellt seinen Friedensbogen in die Wolken. Ein wunderbares Bild.

Was das Bild leider nicht verheißt: Dass es ab sofort kein Leid mehr geben wird. Das werden wir weiter ertragen müssen. Vermutlich auch, solange diese Welt existiert. Was es deshalb unbedingt braucht, sind solche Regenbogentage. Ganz besonders, wenn es mal wieder dicke kommt, es trübe und dunkel wird im Leben. Weil mir eine Krankheit zu schaffen macht. Weil ich einsam bin. Weil ein anderer mich tief verletzt und verstört hat. Dann sehne ich mich nach einem Lichtblick, der das Grau der trüben Gedanken für einen Moment durchbricht. Vielleicht ja durch eine nette Begegnung, die mich wieder aufleben lässt. Ein liebevolles Wort, das meine Seele streichelt. Oder auch einfach durch einen leuchtenden Regenbogen vor meinem Fenster. Mitten im tristen Novembergrau.

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