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SWR4 Abendgedanken

Heute ist Aschermittwoch. Für viele beginnt die Fastenzeit. Die einen verzichten auf Süßes, die anderen auf Alkohol, Kaffee oder Zigaretten. Sieben Wochen ohne.

Ich faste seit einigen Jahren nicht mehr. Jedenfalls nicht so. Ich faste sozusagen die Fastenzeit. Stattdessen nehme ich mir Zeit, über mein Leben nachzudenken. Sieben Wochen, um mich zu besinnen, was in meinem Leben wichtig ist. Und auf was ich nicht verzichten möchte, weil es für mein Leben die Basis ist.

Die Fastenzeit soll ja an Jesus erinnern. In der Bibel wird erzählt, dass auch Jesus 40 Tage in die Wüste gegangen ist, um dort zu fasten und zu beten und sich auf seinen Auftrag vorzubereiten.

Das heißt: Jesus hat sich zurückgezogen. Er hatte einen großen Auftrag vor sich. Er sollte den Menschen von Gott erzählen. Sie ermutigen, miteinander respektvoll und liebevoll umzugehen und ihnen zeigen, wie man ein gutes Leben führt. Jesus hat gewusst, dass dieser Auftrag nicht leicht wird. Deshalb ist er nicht einfach losgestürzt, sondern hat sich erstmal Zeit für sich genommen.

Er ist in die Wüste gegangen und hat die Zeit genutzt, um ganz bei sich zu sein. Er hat mit Gott gesprochen. Er hat gefastet und bedacht, auf was es ankommt. In dieser Zeit hat er Kraft und Energie gesammelt für das, was danach auf ihn zukam.

Jesus wird mir hier zum Vorbild: Weil er auch er die Fastenzeit zum Nachdenken und Beten nutzt. Aber vor allem, weil er mir zeigt, dass ein kurzes Besinnen und Nachdenken wichtig ist. Und das gilt nicht nur für die Fastenzeit, sondern immer.

Wenn ich das nächste Mal vor einer großen Aufgabe stehe, möchte ich mich daran erinnern: Jesus hat sich erstmal zurückgezogen. Er ist in die Wüste gegangen. Hat die Stille gesucht. Sich Zeit genommen für sich selber.

Für mich heißt das: Handy aus. Schuhe an und raus in den Park. Dort einfach mal durchatmen. Luft holen. Stille genießen und auftanken. Beten. So mache ich das oft, nicht nur in den Wochen vor Ostern. Und ich weiß inzwischen: Danach habe ich Energie genug, um mich an meine Aufgaben zu wagen.

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SWR4 Abendgedanken

Tiergesichter, Piraten oder Clowns… wer heute unterwegs ist, trifft auf Menschen in Masken und Verkleidungen.
Ich frage mich dann oft: Wer steckt wohl hinter diesen Masken? Was beschäftigt diese Menschen und warum haben sie sich gerade für diese Verkleidung entschieden? Wollen sie jemanden darstellen, der sie sonst nie sein könnten?

Aber auch sonst treffe ich Menschen, die Masken tragen. Und ich meine keine Faschingsmaskerade. Keine Schminke. Ich denke an Menschen, die mir ihr wahres Ich und Gesicht nicht zeigen wollen. Diese Masken im Alltag zu entdecken, ist viel schwieriger als an Fasching. Ohne Schminke oder Perücke sehe ich nicht sofort, ob mein Gegenüber gerade eine Maske trägt. Und mein Gegenüber weiß auch nicht, ob ich gerade eine Maske trage. Denn ja, auch ich gehöre zu diesen Masken-trägern. Wie oft versuche ich zu lächeln, obwohl es mir eigentlich total dreckig geht. Ich bin traurig und würde am liebsten weinen – aber ich reiße mich zusammen. Es soll keiner merken, wie es mir wirklich geht. Oder ich trete ganz professionell oder kühl auf – obwohl ich saumäßig wütend bin. Und manchmal scheine ich die Ruhe selbst, obwohl ich doch eigentlich vor Nervosität kaum denken kann.

Diese Masken abzulegen und meinem Gegenüber zu zeigen, wie es mir gerade wirklich geht, fällt mir schwer. Denn ohne meine Maske, wäre ich ja verletzbar und verwundbar. Aber das will ich nicht sein! Ich will ja mutig, professionell und souverän ankommen – gerade im Beruf. Doch immer wieder merke ich danach, wie anstrengend es ist, diese Maske zu tragen. Natürlich keiner zwingt mich dazu sie zu tragen, aber: Gibt es jemanden, der mich wirklich ermutigt diese Masken abzulegen?

Einer jedenfalls fällt mir ein, bei dem ich ohne Maske sein darf. Das ist Gott. Ich glaube an Gott und ich bin davon überzeugt: Er ermutigt mich und lädt mich ein, meine Masken abzulegen. Zu ihm darf ich kommen, so wie ich bin. Mit all meinen Ecken und Kanten. Das tut mir gut. Es macht mich frei. Deshalb will ich versuchen, auch im Alltag immer mal wieder meine Masken abzulegen und mein wahres Ich zu zeigen.

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SWR4 Abendgedanken

Lachen steckt an. Mein kleiner Neffe zum Beispiel:  Er ist 1 ½ Jahre alt und wenn er lacht, dann lacht sein ganzer Körper. Er schüttelt sich, hüpft vor Freude und ich habe Angst, dass der kleine Kerl vor Freude platzt. Wenn er lacht, muss ich einfach mitlachen. Sein Lachen steckt mich an. Von einem klugen Mann habe ich gehört:  „Lache – und du verhinderst, dass dein Herz Trauer trägt. Lache – und dir vergeht der tierische Ernst. Lache – und Gott steht auf deiner Seite!“[1]

Gott steht auf meiner Seite – Ist das nicht Grund genug, zu lachen und fröhlich zu sein? Grund genug, mindestens für ein Lächeln, auch wenn das Leben manchmal so gar nicht zum Lachen scheint? Gott seht auf meiner Seite!

Manchmal denke ich: Irgendwie habe ich im Laufe meines Lebens dieses Lachen verlernt. Ein Lachen, wo mein ganzer Körper lacht. Ich lache zwar oft und viel, aber so wie Kinder lachen, lache ich nicht mehr. Schade eigentlich.

Heute am Rosenmontag ist ein Tag, wo man das üben kann, so richtig zu lachen. Auch wenn man selbst kein Fastnachter ist, kann man sich mitreißen lassen  von den Scherzen und Neckereien. Ich sehe Menschen in lustigen Verkleidungen. Menschen, die einander in den Arm nehmen und zur Musik schunkeln. Menschen, die fröhlich sind und die feiern wollen. Die einfach Spaß haben.

Ich bin, ehrlich gesagt, ein ziemlicher Faschingsmuffel.  Aber ich genieße es doch, diese fröhlichen Menschen zu sehen. Denn Lachen und Freude gehören ja unbedingt zum Leben dazu. Der Rosenmontag erinnert mich daran, wie gut es tut, von Herzen zu lachen. Und zwar so richtig! So wie mein Neffe: Dass es mich schüttelt vor Lachen und ich einfach frei und glücklich bin.

Lachen ist gesund. Lachen befreit. Es hilft mir den grauen Alltag leichter zu nehmen und nicht alles so ernst zu sehen. Und das dann nicht nur am Rosenmontag. Deshalb: „Lache – und du verhinderst, dass dein Herz Trauer trägt. Lache – und dir vergeht der tierische Ernst. Lache – und Gott steht auf deiner Seite!“[2]



[1]Reinhold Ruthe

[2]Reinhold Ruthe

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Was wird heute auf mich zukommen? Manchmal beginne ich meinen Tag schon mit Grübeln. Und manchmal geht das dann gleich weiter: Was wird morgen sein und was nächstes Jahr? Und wie sieht überhaupt meine Zukunft aus? In der Bibel wird von Abraham erzählt. Er hat sich ganz ähnliche Fragen gestellt.

Abraham hatte seine Heimat verlassen, weil er Gottes Ruf gehört hatte: Geht in ein anderes Land. Ich werde bei dir sein. Das hat er getan und viel mitgemacht. Inzwischen war er alt geworden und seine Frau auch. Aber sie hatten keine Kinder. Abraham wird sich gefragt haben: Wozu das alles? Was soll denn werden? Da spricht Gott noch einmal mit ihm. Abraham hört: „Du musst keine Angst haben. Ich beschütze dich. Du wirst belohnt werden für dein Vertrauen!“ Abraham kann es nicht glauben, was Gott da sagt. Er wird richtig sauer. Lohn? Was soll das sein? Gott hat es ja noch nicht mal geschafft, ihm einen rechtmäßigen Erben zu schenken.

Zur damaligen Zeit, war der leibliche Erbe das Einzige, was wirklich zählt. Klar, das Abraham sich fragt: Warum habe ich alles für Gott geopfert und jetzt bekomme ich nicht mal einen Erben geschenkt, der mein Werk weiterträgt?
Aber Gott wiederholt sein Versprechen: „Ich verspreche dir: Du wirst einen Sohn bekommen.“ Und bevor Abraham protestieren kann, sagt Gott zu ihm: „Geh vor dein Zelt, schau in den Himmel und zähle die Sterne!“ Und als Abraham den Sternenhimmel sieht, begreift er: Gott ist viel größer und mächtiger, als er sich vorstellen konnte.

Auch wenn er und seine Frau schon alt sind: Gott hat die unzählbaren Sterne geschaffen – warum sollte Abraham also daran zweifeln, dass Gott ihm einen Nachkommen schenken wird?

Für mich ist Abraham ein tolles Vorbild. Er grübelt und ist total gestresst, wie ich manchmal, wenn ich an das denke, was kommt. Aber Abraham nimmt sich die Zeit, um nach draußen zu gehen. Draußen holt er erstmal tief Luft. Das hilft, um die Gedanken zu sortieren. Dann schaut er in den Himmel und sieht die Sterne. Die Sterne beruhigen ihn.

Wenn ich deshalb morgens schon ins Grübeln gerate, schaue ich aus dem Fenster in den Sternenhimmel. Jetzt im Winter ist es ja morgens noch dunkel. Ich schaue hinauf und die Sterne erinnern mich: Gott ist da und er hält seine Versprechen. Er wird auch mit mir in meinen Tag und in meine Zukunft gehen.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Viele Menschen öffnen heute Morgen das erste Türchen am Adventskalender. Manche sind ganz klassisch mit Schokolade gefüllt. Andere mit kleinen Geschenken. Andere halten einen kurzen Text für jeden Tag bereit.

Ich glaube man kann gar nicht zu alt werden für einen Adventskalender. Jeden Tag aufs Neue bin ich gespannt, was sich hinter dem nächsten Türchen verbirgt bzw. in meinem Fall: welchen Text oder welche Geschichte ich heute zu lesen kriege.

Ab heute gibt es für mich jeden Morgen eine kleine Überraschung. Mir gefällt das – und es verkürzt die Zeit bis Weihnachten. Und gleichzeitig hilft es mir, mich gedanklich und auch sonst auf Weihnachten einzustellen. Weihnachten: da feiern wir Christen, dass Jesus geboren wurde.

Als Christin glaube ich, dass Jesus der Retter der Welt ist. In der Adventszeit kann ich neu überlegen: Was bedeutet das? Wen rettet er? Wovor? Wo ist denn Rettung überhaupt nötig? Und was könnte Jesus, was könnte der Glaube an ihn bewirken? Das sind ja echt wichtige Fragen. Aber ganz ehrlich: Ist die Zeit vor Weihnachten nicht oft die stressigste Zeit im ganzen Jahr? Mir geht das jedenfalls so: Eine Weihnachtsfeier jagt die nächste. Vieles sollte noch vor dem Jahreswechsel erledigt werden. Und dann will ich noch Geschenke besorgen oder Plätzchen backen.

Zum Nachdenken komme ich dabei kaum. Doch jeden Tag, wenn ich das nächste Türchen an meinen Adventskalender öffne, werde ich doch daran erinnert: Advent heißt geduldig sein. Warten. So wie damals Maria gewartet hat. Maria. Die Mutter Jesu: Sie hat neun Monate den Sohn Gottes in sich getragen bis sie ihn zur Welt bringen konnte. Neun Monate Schwangerschaft sind bestimmt nicht durchweg einfach. Und für Maria kam die Unsicherheit dazu: ausgerechnet sie sollte den Sohn Gottes gebären. Sie, Maria, eine arme Frau aus Nazareth. Sollte sie dieser Ankündigung trauen? Und: Könnte sie das? So ein wichtiges Kind großziehen? Aber Maria hat gewartet. Sie zeigt mir, was es heißt geduldig zu sein.

Ich möchte mir in dieser Adventszeit deshalb ganz bewusst immer mal wieder Zeiten nehmen, in denen ich zur Ruhe komme. Zeit, in der ich mir Gutes gönne. Vielleicht eine Kerze anzünde, weihnachtliche Musik höre oder eben in aller Ruhe die aktuelle Geschichte aus meinem Adventskalender lese. Die helfen mir zu verstehen, was Weihnachten eigentlich bewirken könnte. Und was gönnen sie sich heute?

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Ich bin ein sehr optimistischer Mensch. Aber hin und wieder lasse ich mich doch mitreißen von dem, was andere sagen und was ich von anderen so gehört habe.

Ein Beispiel: Vor meinem letzten Urlaub habe ich im Internet nach Ferienwohnungen gesucht. Eine Wohnung hat mir richtig gut gefallen. Der Vermieter hatte einen ausländisch klingenden Nachnamen. Als ich dort angerufen habe, war ich total überrascht, dass er absolut perfektes Deutsch gesprochen hat. Hinterher habe ich mich gefragt: Warum eigentlich nicht? Warum soll der nicht gut deutsch sprechen? Vielleicht ist er ja hier in Deutschland aufgewachsen? Aber es ging noch weiter: Die Absprache zur Vermietung lief schlecht. Der Vermieter hat mir eine Nachricht geschrieben – diesmal in gebrochenem Deutsch. Daraufhin habe ich ihn angerufen und um Rückruf gebeten. Aber er hat sich nicht mehr gemeldet.

Da habe ich Bedenken gekriegt: „Der Name ist ausländisch. Wer weiß, ob das wirklich mit rechten Dingen zugeht. Vielleicht ist die Anzeige nur ein fake…“ ich war echt beunruhigt und habe mich deshalb gegen diese Ferienwohnung entschieden.

In diesem Moment hatte ich eine Schwarzseherbrille auf. Ich habe nur das Negative gesehen und wollte nichts Gutes entdecken. Dann ist mir eine Geschichte aus der Bibel eingefallen. Dort wird von zwei Freunden erzählt: Philippus und Nathanael. Als Philippus Jesus trifft, ist er total begeistert. Er weiß sofort: das ist der Retter der Welt! Und er erzählt Nathanael davon. Doch der will davon nichts hören. Der traut Jesus aber nicht viel zu. Jesus ist in einem kleinen Kaff in der Nachbarschaft geboren – da kann er eigentlich nichts Besonderes sein. Deshalb fragt Nathanael nur: „Was soll schon Gutes aus Nazareth kommen?“

Doch Philippus gibt nicht auf. Er überzeugt Nathanael mit ihm zu Jesus zu gehen. Als Nathanael Jesus trifft, ändert das seine Perspektive. Er lernt Jesus kennen und merkt: meine Vorurteile stimmen gar nicht. Er erkennt: dieser Mann ist wirklich der Retter. Philippus legt daraufhin seine Schwarzseherbrille ab. Er begreift: Dieser Mann könnte wirklich unsere Rettung sein.

Ich habe mir jetzt vorgenommen, es so zu machen wie diese beiden Männer. Und ich hoffe: Wenn ich mich auf Fremdes und Neues einlasse, überwinde ich meine Schwarzseherei und kann Gutes entdecken. Und wenn ich das nächste Mal einen ausländischen Namen lese, reagiere ich hoffentlich besser.

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SWR4 Abendgedanken

Ich bin letztens geblitzt worden. Das war echt ärgerlich. Bis kurz davor war ich schön brav 30 gefahren und genau beim Blitzer habe ich den Berg hoch beschleunigt … So was ist einfach blöd und ärgert mich.
Doch nicht nur im Straßenverkehr kann man geblitzt werden – auch im Leben wird man manchmal geblitzt und scheinbar ausgebremst. Es passiert etwas, dass richtig einschneidet. Nichts ist mehr wie es war. In der Bibel wird von einem Mann erzählt, der genau sowas erlebt hat. Er hieß Saulus. Saulus hat die Christen gehasst und verfolgt. Er war Jude und wollte alle Christen vernichten. Die Menschen haben ihn gefürchtet.

Eines Tages hat sich Saulus auf den Weg nach Damaskus gemacht. Dort wollte er die Christen hinrichten. Doch auf dieser Reise wurde er sozusagen geblitzt – und zwar von Jesus Christus. Denn kurz vor Damaskus wurde es um Saulus auf einmal total hell. Er ist auf den Boden gestürzt und hat eine Stimme gehört: „Saulus, warum verfolgst du mich?“ Und Saulus fragt die Stimme: „Wer bist du?“ „Ich bin Jesus, den du verfolgst. Steh auf und geh in die Stadt. Dort wird man dir sagen, was du tun sollst!“ Saulus Begleiter waren sprachlos. Auch sie hatten die Stimme gehört, aber keine Person gesehen. Als Saulus aufstand und die Augen öffnete, war er blind. Von seinen Begleitern wurde er deshalb nach Damaskus geführt.

Dort hat er einen Mann getroffen, der ihm geholfen hat, zu verstehen, was ihm passiert ist. Da konnte Paulus auch wieder sehen. Er wollte mehr von Christus lernen. Saulus Leben hat sich nach diesem Ereignis komplett geändert. Er wurde jetzt Paulus genannt, und hat von da an als Wanderprediger von Jesus Christus erzählt.

Ich kenne sowas auch, dass mein Leben total überraschend eine neue Richtung einschlägt. Schon ein paar Mal habe ich das erlebt.
Vielleicht können mich die Verkehrs-Blitzer ja daran erinnern: Manchmal ist es gut, geblitzt zu werden. Nicht nur, damit man die Geschwindigkeitsbeschränkung einhält. Sondern vor allem auch im übertragenen Sinne: Ein einschneidendes Erlebnis ist ab und zu nötig und tut gut. Was nicht bleiben konnte wie bisher, kann sich dann ändern.

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SWR4 Abendgedanken

Manchmal habe ich einfach schlechte Laune und keine Lust. Ich habe eine Aufgabe und mag überhaupt nicht anfangen. Ich soll einen Besuch machen und habe keine Lust. Ich sollte zu einer Veranstaltung gehen – aber ich verspreche mir nichts davon.  Meist kommt es dann auch so, wie ich es erwartet habe. Der Auftrag geht schief. Die Verwandtschaft war einfach nervig und überhaupt wäre ein Abend auf dem Sofa viel schöner als dieser langweilige Vortrag gewesen.

Kurz gesagt: Wenn ich schlecht gelaunt an etwas rangehe, dann wird es anstrengend. Ich steigere mich in meine schlechte Laune rein und bin unerträglich. Bin aber gleichzeitig davon überzeugt, dass die anderen unerträglich sind. 

Anscheinend hat Jesus gewusst, wie das manchmal geht, womöglich war es bei seinen Nachfolgern nicht anders. Vielleicht sagt er deshalb einmal zu ihnen: „Wenn ihr in ein Haus kommt, dann sagt als Erstes: 'Friede sei mit diesem Haus!'“ Schalom – sagen die Juden bis heute. Und die Muslime sagen: Salem aleikum.

Ich finde: Jesus vermittelt seinen Freunden mit diesem Satz: „Es kommt auf die innere Haltung an. Denn so wie ihr an eine Sache rangeht, so verläuft sie dann auch.“ Deshalb ermutigt er seine Nachfolger: „Wünscht den Menschen zuerst einmal Frieden! Damit schafft ihr eine positive Grundstimmung.“

Mir leuchtet das ein. Und ich möchte Jesus darin gern folgen. Das heißt für mich: Wenn ich optimistisch zu den Menschen gehe, werden die Menschen, das wahrnehmen. Auch wenn ich eher „Guten Abend“ wünsche und nicht „Friede sei mit euch“, werden sie angesteckt von meiner Freundlichkeit und mich freundlich aufnehmen.

Wenn ich das nächste Mal auf einen Besuch oder Auftrag keine Lust habe, will ich mich daran erinnern. Es kommt auf die innere Haltung an. Meine innere Haltung strahlt auf die anderen Menschen aus. Wenn ich schlecht drauf bin, stecke ich im schlimmsten Fall meine Mitmenschen damit an. Doch positiv gesagt: Wenn ich gut drauf bin und von etwas begeistert, dann kann ich andere ebenso begeistern und anstecken.
Kurz gesagt: Wenn ich im Frieden mit mir bin, kann ich den Frieden an meine Mitmenschen weitergeben.

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SWR4 Abendgedanken

Vor ein paar Wochen ist es mir gar nicht gut gegangen. Gerade in der Arbeit hatte ich mit vielen Konflikten zu tun. Das hat mich echt mitgenommen. Mittlerweile hat sich manches davon zum Glück geklärt. Und ich habe in dieser Zeit festgestellt, dass es wirklich wichtig ist, Menschen zu haben, die für einen da sind. Denn ohne meine Freunde hätte ich das nicht ausgehalten. Richtige Freunde sind eben nicht zu ersetzen. Meine Freunde haben sich angehört, wenn ich sie angerufen habe. Oder sie haben geduldig zugehört, wenn ich über all die Konflikte und Probleme in der Arbeit geschimpft habe. Sie haben mich ausgehalten, sie haben zu mir gehalten und sie haben mich festgehalten.

Meine beste Freundin hat zum Beispiel gesagt: Du kannst jederzeit anrufen – auch um Mitternacht. Sie hat mir signalisiert: Ich bin da. Vielleicht habe ich mich deshalb auch getraut, sie dann wirklich anzurufen. Sie hat mir zugehört und mir Mut zugesprochen. Danach konnte ich ruhig schlafen. Ich habe in dieser Zeit aber auch Gottes Nähe gespürt.

So, wie es die Bibel erzählt: Gott ist da, gerade in schweren Zeiten! „Ich-bin-da“ das ist der Name Gottes. So stellt er sich dem Propheten Mose vor. Er sagt zu Mose „Ich bin da“ und ich begleite dich auf deinem Weg. Mose hatte nämlich von Gott einen sehr großen Auftrag bekommen. Er sollte die Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten befreien. Ausgerechnet Mose hat Gott sich dafür ausgesucht. Einen Mann, der wegen seiner schwierigen Vergangenheit auf der Flucht ist. Gott beruft einen der sowieso schon genug Probleme hat für einen ganz besonders wichtigen Auftrag.

Mir zeigt das: Gott hat ein sehr großes Vertrauen in uns Menschen. Er traut uns eine Menge zu und er verspricht uns, uns auf unserem Weg zu begleiten. Er nennt sich selbst der „Ich-bin-da“ und dieser Name ist Programm. Ich habe das in den Wochen erlebt, als es mir so schlecht gegangen ist. Denn Gott war immer für mich da. Mal in der Stille, wenn ich im Gebet mit ihm geredet habe. Mal durch die Tasse Tee, die mir wieder neuen Lebensmut gegeben hat. Mal in meinen Mitmenschen und Freunden. Überall da war Gott für mich da.

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SWR4 Abendgedanken

„Das meiste haben wir gewöhnlich in der Zeit getan, in der wir meinten, nichts getan zu haben.“ Der Satz stammt von Marie von Ebner-Eschenbach. Ich habe ihn neulich auf einer Postkarte gelesen. Und er hat mich nachdenklich gemacht. „Das meiste haben wir gewöhnlich in der Zeit getan, in der wir meinten, nichts getan zu haben.“

Ich denke ja oft, ein Tag war erst dann ok, wenn ich ordentlich was geschafft habe. Und ich bin irgendwie unzufrieden, wenn ich abends sagen muss: „Heute habe ich doch eigentlich gar nichts gemacht...“. Als ob mein Leben nur etwas wert wäre, wenn es so richtig stressig zugeht. Ich kenne beide Arten von Tagen. Die stressigen und die entspannten, an denen man scheinbar gar nichts gemacht hat. Und ich weiß: beides gehört zum Alltag dazu. Und nun behauptet dieser Spruch: Das meiste passiert, wenn man eigentlich nichts macht.

Mir sagt dieser Satz: Pausen wichtig sind. Pausen helfen mir mich zu erholen, neue Ideen zu bekommen und mal die Perspektive zu wechseln. Dadurch kann ich dann schließlich effektiver arbeiten, aber auch intensiver leben. In Pausen kann ich die Welt um mich herum neu wahrnehmen. Wenn ich spazieren gehe, schaue ich mir die Bäume ganz genau an. Oder ich bleibe einfach mal in der Sonne stehen und mache die Augen zu. Wie gut das tut! Und selbst wenn ich nur einen Kaffee auf meiner Couch trinke, schaue ich dabei aus dem Fenster oder mich in der Wohnung um. Ich beobachte, nehme wahr und genieße, was um mich herum ist. Und manchmal nutze ich die Zeit, um zu beten und meine Gedanken vor Gott zu bringen. Und ich merke, wie sich manches klärt, was mich vorher ganz unruhig gemacht hat. Zeit in der ich scheinbar nichts tue, wird so zu einer Energiequelle. Ich tanke auf und stärke mich für die stürmischen und stressigen Zeiten.

Ich glaube, dass es wichtig ist, dass sich das Nichts-tun und das Arbeiten die Waage hält. Beides ist berechtigt und beides ist ein Geschenk Gottes. Das steht sogar schon in der Bibel: Alles hat seine Zeit. Für den Menschen gibt es nichts Besseres, als sich zu freuen und das Leben zu genießen. Mit der Arbeit und den Pausen. Denn beides schenkt uns Gott.

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