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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Haben Sie auch schon so eine Kontroll-Uhr? Eine Uhr, die Ihre Schritte zählt und ihren Kalorienverbrauch kennt? Eine Uhr, die Ihre Mahlzeiten kaloriengenau berechnet? Eine Uhr, die Ihnen sagt, ob Sie zu viel oder zu wenig arbeiten? Eine Uhr, die Ihnen anzeigt, wer via Facebook, Twitter oder Email an Sie denkt und in Kontakt mit Ihnen tritt? Ich besitze noch keine solche Uhr und werde sie mir auch nicht kaufen.
Obwohl ich auch eher kontrolliert lebe. Ich bewege mich jeden Tag. Ich treibe mindestens einmal in der Woche Sport – momentan spiele ich in meiner Freizeit Volleyball. Betrete ich ein Haus mit mehreren Etagen, meide ich den Fahrstuhl und nehme die Treppe. Und an warmen, sonnigen Tagen fahre ich statt mit der Stadtbahn mit dem Rad ins Büro. Zudem versuche ich nicht mehr zu essen, als mir guttut. Aber: Zu all dem brauche ich keine Uhr, die mir meinen Alltag diktiert – und dabei nur auf Äußerlichkeiten achtet.
Ich fände es mindestens ebenso wichtig, auch auf unsere inneren Werte und unser Innenleben zu achten. Da stellt sich mir heute oft die Frage, nach den allgemein akzeptierten Werten fürs gemeinschaftliche Leben!? Und es stellt sich mir eine weitere Frage: Wären wir bereit, an unserer inneren Schönheit ebenso zu arbeiten wie an unserer äußeren? Versorge ich, meine Seele, meinen Geist mit positiven Gedanken und Erlebnissen? Sind mir Seele und Geist eine positive Anstrengung wert? Und wenn ja, welche?
Da findet sich bei einem biblischen Schriftsteller die Bitte: „Arbeitet an euch selbst …, damit euer Leben heil wird. Ihr könnt es, denn Gott selbst bewirkt in euch das Wollen und das Vollbringen“ (Phil 2,12f). Ich finde, dies ist eine ebenso gute Lebensaufgabe, wie die, körperlich fit zu sein. Es gibt viele Möglichkeiten, mein Leben und Denken mit hilfreichen Impulsen zu versorgen. Das können gute, wertevermittelnde Bücher sein oder erhellende Zeitungsartikel. Und für manche Menschen ist es immer noch die Bibel, die ihr Denken und Fühlen in positiv-mitmenschlicher Weise prägt. So wünsche ich Ihnen für den heutigen Tag eine geistige Erfahrung der Selbstoptimierung – und sei es auch nur die, dass Sie ins Nachdenken über Ihr Leben kommen. 

 

 
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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Kennen Sie solche Situationen? Da erzählt jemand von sich selbst. Sie kennen die erzählende Person recht gut und staunen: Denn je länger Sie zuhören, umso unsicherer werden Sie, ob sie wirklich von sich erzählt. Sie kennen deren Fähigkeiten und Begabungen, aber so wie die Person sich darstellt, meinen Sie, einen anderen Menschen vor sich zu haben. Da werden bestimmte Fähigkeiten plötzlich riesengroß. Sie staunen und denken: „Merkwürdig, so habe ich dich noch nie erlebt.“ Sie spüren, dass hier jemand besonders „dick“ aufträgt und sich zur Schau stellt. Dies Verhalten ist zwar problematisch, aber solange sich jemand nur selbst „aufplustert“ und dies nicht auf Kosten anderer tut, kann ich es noch ertragen.
Umgekehrt könnte es auch sein, dass es anderen, die mir zuhören ebenso geht. Es ist oft nicht leicht, realistisch zu bleiben. Manchmal verfalle ich dann darauf, mich eher weniger „groß darzustellen“. Ich versuche eher, tief zu stapeln.  Ich lasse nicht all mein Können aufblitzen, denn ich finde Tiefstapelei und „Understatement“ angenehmer als Angeberei.
In der Bibel, genauer im Neuen Testament findet sich zur „vernünftigen Selbstwahrnehmung“ ein interessanter Tipp. Er lautet: „Seid bescheiden und achtet den anderen mehr als euch selbst. Denkt nicht an euren eigenen Vorteil, sondern an den der anderen“ (Phil 2,3f). Das ist eine spannende Aussage – doch vermutlich wendet sogleich jemand ein: „Bescheidenheit ist eine Zier – doch weiter kommt man ohne ihr…“ Das mag stimmen und in der alltäglichen Wahrnehmung oft so sein. Und vielleicht erscheint es manchem sogar als Torheit, nicht auf den eigenen Vorteil bedacht zu sein.
Aber wer unbescheiden immer nur sich selbst ins Rampenlicht stellt, ist nicht überall wohlgelitten. Er wird gemieden, manchmal sogar verspottet. Mir zumindest sind Zeitgenossen sympathisch, die nicht ständig angeben. Ich mag Typen, die bescheiden und selbstbewusst zugleich sind. Ich mag Zeitgenossen, die etwas können und sich auskennen, aber es mir nicht unbedingt sofort auf die „Nase binden“. Vor allem jedoch können solche Zeitgenossen mich immer noch positiv überraschen! Und: Solch positive  Überraschungen liebe ich. 

 
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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Das Eigenschaftswort klug hat eine schillernde Bedeutung. Es bedeutet „gescheit und begabt“ ebenso wie „schlau, überlegt, geschickt, diplomatisch“. So unterschiedlich setzen es auch Sprichworte ein. „Der Klügere gibt nach“ – so heißt es – und als Schüler ergänzten wir: „damit die Dummen über uns bestimmen!?“

Oder man hört oft, dass „der kluge Mann vorbaut“ – das heißt: Er rechnet damit, dass nicht all seine Vorhaben wie gewünscht gut aus- oder problemlos vonstattengehen. Und eine große deutsche Tageszeitung wirbt mit:„Dahinter steckt immer ein kluger Kopf‘“. So facettenreich wird Klugheit und Klug-Sein verwendet.

Auch Jesus spricht einmal von einem „klugen Kopf bzw. Mann“. Er sagt: „Wer meine Rede hört und tut sie, gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute“ (Mt 7,26). Jesus fragt mich hier, worauf ich mein Leben gründe. Richte ich mein Leben nur an Regeln aus, die ich mir selbst erdacht habe? Oder höre ich auf Ihn und Seine Worte? Lebe ich zum Beispiel nach der „goldenen Regel“, die mich dazu einlädt, meinen Mitmenschen das an Gutem zu tun, was ich mir selbst auch wünsche? Oder missachte ich die hilfreichen Lebensregeln der Bibel, zu denen ich auch die Zehn Gebote zähle? Jesu Satz hat noch einen Gegen-Satz. Da spricht er vom „törichten Menschen“, der sein Haus auf Sand baute. Als das Lebenshaus dieses Menschen bedroht wurde, hielt es nicht stand, sondern krachte zusammen.

Sand oder Fels – worauf gründe ich mein Leben? Was ist klug? Seit ich diesen Satz Jesu kenne, möchte ich klug, im Sinne von „weise“ sein.Ich möchte mein Leben auf ein tragfähiges Fundament stellen und im Vertrauen auf Gottes Gegenwart und Liebe leben. Ich brauche eine Grundlage in meinem Leben, die mich auch in schweren Situationen trägt. Ob mir das immer gelingt und gelungen ist, kann ich nicht sagen. Manche Entscheidung stellt sich auch erst später als gut und richtig heraus; ebenso wie manche Entscheidungen sich erst im Nachhinein als falsch herauskristallisieren.

Aber ich brauche ein festes Lebensfundament, von dem aus ich immer wieder neue Schritte wagen kann. In meinem Leben erwies sich mein Glaube an Gottes Liebe oft als gute, tragfähige Ausgangsbasis. Ich bin froh, dass mein Glaube an Gott meinem Leben immer wieder – auch in schwierigen Situationen – Halt gegeben hat.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Haben Sie heute Morgen schon jemandem gedient? Oder wurde Ihnen bereits gedient? Vielleicht in der Weise, dass Ihnen jemand den Frühstückstisch gedeckt oder einen Kaffee gekocht hat? Oder sind Sie darüber erschrocken, dass ich solch ein Tun nun mit dem Wort Dienst etikettiert habe? Dienst charakterisiert ja eine Lebenshaltung, die es heute kaum noch gibt.

Nur der kirchliche Sprachgebrauch verwendet ganz unbefangen das Wort Dienst – und zwar jedes Mal wenn vom Gottes-Dienst die Rede ist. Ich liebe Gottes-Dienste, nicht nur weil ich sie selbst feiere und gestalte. Sondern weil mir dabei etwas Wichtiges mitgeteilt wird. Denn im Gottesdienst geht es nicht in erster Linie darum, dass ich „Gott diene“, indem ich bete und Lieder singe.

Im Gegenteil: Gerade in dieser Stunde am Sonntagmorgen bin nicht ich mit meiner Dienst-Leistung für Gott gefragt. Sondern: In dieser Zeit erwarte ich, dass Gott mir dient. In dieser Zeit lege ich meine Sorgen und Lasten ab und vertraue sie Gott an. In dieser einen Stunde am Sonntagmorgen spricht mir jemand die „gute Nachricht“ zu und sagt mir, dass Gott mich liebt. In dieser Zeit kann ich sogar am Abendmahl teilnehmen, Brot und Wein zu mir nehmen und so tief in mir selbst spüren, wie Gott mir nahekommt. Im Gottesdienst „dient Gott mir“ und teilt sich mir mit.

Erst danach beginnt mein „Gottes-Dienst“ – und zwar dadurch, dass ich mir überlege, wem ich auf welche Weise im Alltag „dienen“ möchte. Ich kann mit meinen Begabungen und Fähigkeiten, anderen Menschen helfen – sei es im Beruf oder in meiner Freizeit. Die einen arbeiten in Krankenhäusern und Altenheimen: sie pflegen Menschen oder möchten ihnen wieder auf die Beine helfen. Wieder andere sind technisch begabt und halten die Kommunikation und vieles andere am Laufen. Und in der Freizeit helfen Erwachsene Kindern und Jugendlichen beim Erlernen einer Sportart oder eines Instruments. Andere machen Besorgungen für Kranke und Alte. Wieder andere singen im Chor… Wer seine Begabung als „Dienst für andere einsetzt“, wird spüren: Es macht demjenigen der „dient“ ebenso viel Freude wie demjenigen, dem „gedient“ wird. Diese gute, wechselseitige Erfahrung wünsche ich Ihnen für den heutigen Tag.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

„Heute schon dein Kind gelobt?“ – diese Frage wies Eltern vor Jahren darauf hin, dass Kinder unser elterliches Lob brauchen. Seitdem hat sich vieles im Umgang mit Kindern und Jugendlichen verändert. Heute loben wir, um Fortschritte zu würdigen oder um das kindliche Selbstbewusstsein zu stärken. Man weitet die Frage sogar auf den Umgang zwischen Vorgesetzten und Angestellten aus. Chefs sollen ihre Angestellten loben, damit Arbeitszufriedenheit und Leistungsfähigkeit zunehmen. Ein solches Lob kann bereits ein einfaches „Danke“ seinUnd manchmal tut es auch Vorgesetzten gut, wenn Mitarbeiter sie loben.

Wobei es mit dem Lob ja so eine Sache ist. Manchmal klingt es aufgesetzt oder unehrlich. Dennoch: Loben tut gut und verändert Menschen. Diejenigen die gelobt werden, spüren, dass jemand sie in ihrer Arbeit, in ihrem Bemühen sieht. Und der Lobende schaut jetzt seine Mitmenschen positiver an. So kann das Lob den zwischenmenschlichen Umgang gut gestalten.

Doch das Lob tut nicht nur dem zwischenmenschlichen Umgang gut. Auch meine Gottesbeziehung wird dadurch gewinnen. Gott freut sich über mein Lob. Dies Lob wird oft im sonntäglichen Gottesdienst gesungen. Und ich lobe Gott in den Gebeten, die ich spreche. Dies kann bereits ein dankbares Tischgebet sein, denn hier übe ich mit den Kindern, dem Ehepartner oder Freunden das Gotteslob.

Dies Gotteslob zu üben ist eine wichtige Lebensaufgabe, die durch Jesus Christus in mein Leben hineingekommen ist (cf. Eph 1,12). Ich vertraue darauf, dass mein Leben mit dem Tod nicht „aus und vorbei“ ist. Ich erwarte ein „ewiges Leben“. Und aufgrund dieser Hoffnung darf ich heute schon damit beginnen, Gottes Wohltaten in meinem Leben jeden Tag neu zu entdecken. Es gibt viel Lobenswertes – angefangen vom relativen Frieden und Wohlstand, in dem ich lebe bis hin zu dem, dass mich das saftig-frische Grün des Frühlings erfreut. Schaue ich mein Leben an, werde ich dankbar. Dankbarkeit lenkt meinen Blick von mir selbst weg – hin auf Gott. Deshalb möchte ich Gott, dem Geber all dieser guten Gaben danken und loben. Darum stelle ich die Frage noch einmal – allerdings leicht verändert. Ich frage nicht nur: „Heute schon dein Kind oder deinen Kollegen gelobt?“, sondern auch: „Heute schon Gott gelobt?“ Das zu versuchen tut gut und öffnet die Augen für all das Gute, das ich erleben darf.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Der heutige Sonntag trägt den Beinamen „Kantate“. Das ist lateinisch und bedeutet „Singet“. Nehme ich diesen Sonntagsnamen ernst, lasse ich die Gottesdienst-Gemeinde heute viel singen. Denn: Singen tut gut. Es erleichtert einem nicht nur die Arbeit, sondern das Leben überhaupt. Für Martin Luther war die Musik eine wichtige „Trösterin“. Befiel ihn die Schwermut, flüchtete er in die Musik und spürte, wie es ihm wieder leichter ums Herz wurde.

Ich freue mich daran, wenn gemeinsam gesungen wird. Wenn bei einer Feier Menschen Lieder anstimmen und im Unterricht Schüler miteinander singen, wird dies die Atmosphäre positiv beeinflussen. Und das gemeinsame Singen ist auch für mich als Christen wichtig ist. Es tut mir gut. Deshalb singen wir im Gottesdienst – modernere und ältere Lieder, Choräle und Gospels. Aber am Sonntag Kantate ist die Gemeinde dazu eingeladen, Gott neue Lieder zu singen, weil er Wunder tut.  

Aber welche Wunder könnten denn gemeint sein? Wann beginnt ein Mensch zu singen? Singe ich nur dann, wenn es mir gut geht? Gibt es nur Lieder, die eine gute Stimmung ausdrücken? Oder könnte es nicht auch sein, dass Lieder mir auch dann gut tun, wenn ich bedrückt bin und leide? Ich glaube, dass auch traurige Menschen singen können – wenn auch keine unbedingt fröhlichen Lieder. Dies zumindest geschieht auf vielen Beerdigungen. Ich singe gern in Trauerfeiern, weil Lieder Sorge und Trauer viel besser aufnehmen können als gesprochene Worte. Eine tröstende Melodie begleitet mich oft länger als ein guter Gedanke. Eine Melodie kann in meine Gefühle hineinsinken und sich dort positiv verankern.

Doch Musik gehört auch zum Feiern, das Lied zum Fröhlich-Sein. Damit meine ich jetzt nicht nur das bierselige Schunkeln in Festzelten. Sondern ich meine damit auch das gemeinsame Singen bei Geburtstagen oder Hochzeiten.

Doch wie soll ich singen? John Wesley, der Kirchenvater der Methodisten, gibt dazu folgende Ratschläge: „Sing frisch und mit gutem Mut. … Sing zurückhaltend und bemühe dich darum, dass die Stimmen miteinander verschmelzen, damit sich ein Wohlklang ergibt. … Sing im Takt und hab „Gott im Blick bei jedem Wort, das du singst“.

All dies könnte man heute ausprobieren – für sich allein oder in einem Gottesdienst am Sonntag „Kantate“! 

 

 

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Guten Morgen! Kennen Sie das Kindermusical „der Kleine Tag"? In unserer Familie ist es sehr beliebt. Es hat folgenden Inhalt: Im Himmel wartet ein „neuer" Tag auf seinen Einsatz. Er erlebt, wie sich im Himmel die sogenannten „großen Tage" mit stolz geschwellter Brust breit machen. „Große Tage", das sind die Tage, an denen Kriege begannen oder beendet wurden; an denen ein Mensch eine große Erfindung machte oder ähnliches. All diese „großen Tage" sitzen in den ersten Reihen der Jahrestage. Dem „kleinen Tag", der noch auf seinen Einsatz wartet, wird ganz mulmig zumute. Dann endlich fällt er durch das Himmelsloch nach unten auf die Erde - und er macht denkwürdige Erfahrungen: Nachbarn helfen einander beim Umzug, ein Vater findet einen neuen Zugang zu seinem halbwüchsigen Sohn und musiziert mit ihm auf der E-Gitarre, alte Freunde begegnen sich nach Jahrzehnten wieder und laden einander zum Kaffeetrinken ein, eine Großfamilie findet überraschend eine passende Wohnung.
Als die Sonne am Horizont verschwunden ist, kehrt auch dieser „kleine Tag" wieder in den Himmel zurück und berichtet seine positiven Erlebnisse. Die anderen, auch die „großen Tage" hören von diesen friedlich-schönen Begebenheiten - doch als sie sie gehört hatten, lachten sie den „kleinen Tag" aus! In ihren Augen war das nichts Großes, was der „kleine Tag" da erlebt hatte. Sein Erleben qualifizierte ihn nur zu einem Platz in den hintersten Rängen.
Genau ein Jahr später kommt wieder ein „kleiner Tag" auf die Erde. Er traut seinen Augen und Ohren kaum, denn die Menschen feiern dies Datum! Als er nachfragt, erfährt er den Grund: Der „kleine Tag" von vor einem Jahr war der bisher erste Tag, an dem weltweit nichts Böses geschah. Völlig perplex kommt der „Jahrestag" abends in den Himmel zurück und berichtet den „großen Tagen" sein Erleben. Daraufhin müssen alle „Protz-Tage" ihre Wahrnehmung des „kleinen Tages" überdenken. Sie stellen fest, die Menschen haben ein Gespür auch für die „kleinen, großen Tage". Ja, Menschen merken, wenn Friede und Glück herrschen, wenn Zufriedenheit und Freude da sind - und streichen sich diesen Tag eventuell sogar in ihrem Kalender an.
So wünsche ich Ihnen an diesem heutigen Tag mitten in den Sommerferien einen „kleinen Tag", an den Sie sich gern erinnern. Und wenn Sie diesen Tag heute Abend bewusst als friedlichen Tag wahrgenommen haben, dürfen Sie sich gern hinsetzen und auch Gott dafür danken. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen „gelingenden kleinen, guten Tag".

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Guten Morgen! Als Schüler besserte ich mein Taschengeld dadurch auf, dass ich einen Teil meines Heimatdorfes morgens mit der Tageszeitung belieferte und hatte als Zeitungsboteeine sehr unterschiedliche Kundschaft. Die einen schliefen noch, als ich ihnen um kurz nach fünf Uhr die Zeitung in den Briefkasten steckte, die anderenerwarteten sehnsüchtig „ihren Zeitungs-Boten". Ähnlich ergeht es wohl auch Paket- und Brief-Boten.
Zudem gab es in meinem Heimatdorf noch einen Dorfboten.Dieser fuhr meist einmal die Woche mit seinem Moped durch die Straßen, stoppte an bestimmten Stellen, klingelte mit einer großen Glocke und sagte durch ein Megafon die neuesten und wichtigsten Dorf-Mitteilungen an. Es konnte sich um geänderte Müllabfuhrtermine oder Blutspendetermine handeln oder auch nur darum, dass die Hauptstraße wegen einer kirchlichen Prozession gesperrt sein würde. Dieser Dorfbotewar ein leibhaftiger Bote, einer, der kommende Ereignisse ankündigte.
Er war beinah so etwas wie ein Königs-Bote. Diese kennt man aus alten Filmen oder Erzählungen. Ein Königsbote ritt durch das Königreich und verkündete in allen Orten neue Gesetze, die Geburt eines Königssohnes oder die Mobilmachung für einen Krieg.
Auch die Bibel spricht von Boten.Einer der bekanntesten Boten der Bibel ist Johannes der Täufer.Er kündigte das Kommen Jesu an und sagte von sich: „Es kommt einer, der ist stärker als ich, und ich bin nicht wert, dass ich ihm die Riemen seiner Schuhe löse" (Lukas 3,16). Der Jesus-Bote Johannes ist völlig von Gottes Auftrag erfüllt. Er kennt bereits die Inhalte der neuen „guten Nachricht", auch Evangelium genannt und weist auf Jesus Christus, den kommenden Gottessohn, hin.
Für mich bedeutet die „gute Nachricht": Ich darf in verfahrenen Situationen umkehren. Ich darf mir meine Schuld vergeben lassen. Wenn ich es möchte, kann ich neu anfangen. Zudem erlebe ich in der christlichen Gemeinde eine neue Gemeinschaft. Im Gottesdienst höre ich mit anderen auf das Evangelium und vertiefe die Gemeinschaft durch das Abendmahl. In all dem zeigt mir das Evangelium die Liebe Gottes. Darauf weist mich der Täufer Johannes als Gottesbote hin. Doch auch diejenigen sind meine Gottesboten, die mir heute die „gute Nachricht" weitersagen - im sonntäglichen Gottesdienst ebenso wie im alltäglichen Leben. Seien wir also gespannt, wo uns heute Gottesboten begegnen

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Guten Morgen! Der Tag ist noch jung. Ich bin aufgestanden, genieße das Frühstück, freue mich am Sonnenschein und auf den vor mir liegenden Tag. Dieser Tag hat es in sich, denn ich habe noch fünfzehn Stunden Zeit, Gutes zu tun. Als Kind lernte ich, jeden Tag „eine gute Tat zu tun". Aber was sind gute Taten? Ich habe eine große Bandbreite an Möglichkeiten: Ich lernte als „Pfadfinder", älteren Menschen in Bus oder Bahn einen Sitzplatz anzubieten, falls alle Plätze belegt sind. Ich weise wegsuchende Menschen die richtige Richtung; ich räume ungefragt im Haushalt den Geschirrspüler ein- oder aus; ich erledige eine schon lang liegengebliebene Arbeit; ich verhalte mich beim Auto fahren so, dass sich niemand über mich ärgern muss und bringe einem geliebten Menschen einen Blumenstrauß oder eine Süßigkeit mit - je nachdem, was ihm gefällt. Es gibt viele Möglichkeiten, um Gutes zu tun.
Doch meist sind dies Situationen, in denen ich dem Menschen, der mir begegnet, wohlgesonnen bin. Ich behandle diejenigen gut und freundlich, die auch mir nichts Böses antun wollen.
Doch Gutes tun geht manchmal auch über solche Zusammenhänge hinaus. Hier wird es für mich richtig schwer, denn ich komme mit meiner „Pfadfinder-Moral" nicht weit. Da gibt es im Neuen Testament folgenden Rat: „Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann" (Römer 12,17). Dieser Satz, der sich so eingängig-flott liest, enthält eine ziemliche Sprengkraft. Denn ich soll nicht nur auf Vergeltung verzichten, sondern gegenüber demjenigen, der mich ärgert, auch noch auf „Gutes bedacht sein". Das erscheint manchmal als kaum durchführbar.
Erlebe ich Ungutes mit einem Menschen, fällt es mir sehr schwer, „ihm gegenüber gute Gedanken zu hegen". Ich würde mich gern rächen und lauere auf Möglichkeiten der Rache. Werde ich beim Autofahren nach einem Überholvorgang geschnitten oder wird mir die Vorfahrt genommen, ärgert mich das sehr. Gern würde ich ebenso aggressiv reagieren. Meist jedoch schimpfe ich nur kurz und laut vor mich hin und hoffe, dass aus solchem Verhalten kein Unfall resultiert. Anschließend versuche ich ruhig weiterzufahren.
Das nehme ich mir für heute vor: Ich möchte auf Gutes bedacht sein - denen gegenüber, die ich mag und auch gegenüber denen, die mich ärgern. Vielleicht könnte beides auch für Sie ein gutes sommerliches Übungsfeld sein. Dann lassen Sie uns heute damit beginnen. Ich wünsche Ihnen einen spannenden Tag.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Guten Morgen! Feiern Sie heute Geburtstag, vielleicht sogar einen „runden"? Werden Sie heute vierzig Jahre alt (und endlich gescheit!); blicken Sie gar auf ein halbes Jahrhundert oder mehr zurück - dann wünsche ich Ihnen zum heutigen Geburtstag von Herzen alles Gute und Gottes Segen.
So ein Geburtstag - vor allem ein „runder" - lädt auch immer wieder zum Innehalten ein. Was ich damit meine? Ich meine damit jene kleine Auszeit, in der ich zurückdenke. Ich reflektiere meine Situation, meine Hoffnungen und Wünsche. Ich frage mich, was mir gelungen ist, was ich verwirklicht habe oder ich stelle fest, was mir nicht gelang, wo ich versagt habe. Doch besonders schön ist es wenn ich in dem Leben, das hinter mir liegt, auch die Spuren Gottes entdecken kann.
So wie es die Bibel zum Beispiel von König David erzählt. Ich weiß nicht, ob es an seinem Geburtstag war, aber jedenfalls schaut auch er auf sein Leben zurück und sagt: „Herzlich lieb habe ich dich, Herr-Gott, meine Stärke! Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter; mein Gott, mein Hort, auf den ich traue ... mein Heil und mein Schutz" (Psalm 18,1-3). Was hat David nicht alles mit Gott erlebt: Er überwand in jungen Jahren einen mächtigen Gegner und wurde dann von einem Konkurrenten verfolgt; er musste fliehen. Einige Jahre schlug er sich gerade einmal so durch und lebte von der Hand in den Mund. Dann wurde er zum zweiten israelitischen König gekrönt - und seine Politik war recht erfolgreich. Doch in seiner eigenen Familie kam es zu Dauerkonflikten mit Kindern und Ehefrauen. In all diesen Irrungen und Wirrungen jedoch behielt er seinen Glauben, sein Gottvertrauen. Er dankt Gott, weil er Gottes Hilfe immer wieder erfahren hat.
Einen solchen Zwischen-Dank versuche ich hin und wieder auch für mich zu formulieren. Ich finde es hilfreich, gerade am Geburtstag, einmal in mich zu gehen und mir zu überlegen, wofür ich Gott für das vergangene Lebensjahr oder das vergangene Lebensjahrzehnt danken kann. Mir fällt da immer etwas ein - und ich bin sicher: Ihnen wird auch das eine oder andere einfallen, wofür Sie danken können. Richten Sie diesen Dank dann auch noch an Gott, kann das eine wahrhaft „königliche Stunde für Sie werden", denn Sie sprechen dann mit dem Gott, der Ihr Leben in der Hand hält und es bisher bewahrt hat. Allein das ist schon Grund genug, um immer wieder „danke" zu sagen.

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