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SWR2 Wort zum Tag

31MRZ2023
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Was ist euch heilig, haben wir in unserer Gemeinde gefragt – auf Zetteln konnten die Leute das aufschreiben und für alle sichtbar an eine Wand pinnen. Die Antworten waren – nun ja: manche waren auch überraschend.

Nur ein paar Beispiele: Was mir heilig ist, würde auf diesen Zettel gar nicht alles passen Heilig ist die Luft, die wir atmen Leben / Freiheit / ERKENNTNIS Zusammenhalt der Menschen die Liebe Gottes, die durch uns „durchscheinen“ soll Das Leben in all seinen Formen und sein Schöpfer meine Freunde / Menschen, die einen unterstützen Die Familie sowie der tägliche Laib Brot Meine Familie und der Sport – außerdem noch Schule… Die letzten beiden waren Antworten in Kinderschriften.

Heilig sind den Menschen Sachen, Ideen, Menschen, die irgendwie auf sie zukommen, die angeboten werden oder geschenkt.

Und dann gibt es an der „Was ist uns heilig“-Wand noch eine ganz andere Art von „Heiligem“ oder Heiligtümern. Die klingen eher wie eine Reihe von Herausforderungen:

Heilig ist mir, dass alle Menschen mit Respekt und Achtung gleich behandelt werden. Heilig ist mir die Zufriedenheit meines Arbeitsteams im Beruf. Heilig ist die Berufung jedes Einzelnen: Meine und die anderen – und das bedeutet Selbsterkenntnis & Respekt.

Und auf einem Zettel kam beides irgendwie zusammen: Heilig ist mir die Familie aus Syrien, steht da, die Schutz in Deutschland gesucht hat – inzwischen mit 3 Kindern – die auch zu meiner Familie geworden sind – ein Geben und Nehmen!

So viel ist den Menschen heilig – sei es geschenkt, irgendwie von anderen Menschen oder auch von Gott. Sie dürfen jedenfalls beides annehmen: Das Geschenk einerseits und zugleich auch die Herausforderung, die in jedem Geschenk irgendwie mit drinsteckt.

Bei uns in der Kirche hängt seit Aschermittwoch das sogenannte Hungertuch vom Hilfswerk Misereor. Es stellt die Frage auch: Was ist uns heilig. Es zeigt eine Erdkugel, die sieht irgendwie sehr brüchig und angeknittert aus. Vier Hände halten sie – halten sie gerade noch, scheint es. Auch mir ist die Erde heilig – Gottes Geschenk einerseits an die Menschen; und zugleich die Herausforderung, gut mit ihr umzugehen. Gott vertraut sie den Menschen an – damit wir sie nutzen, aber eben auch damit wir sie pflegen und bewahren. Und sei es nur, damit auch unsere Kinder und Enkel hier noch leben können…

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SWR2 Wort zum Tag

30MRZ2023
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Vierhundert Tage dauert der Krieg heute; vierhundert Tage, seit Wladimir Putins russische Truppen die Ukraine überfallen haben - vierhundert Tage Tod und Verletzungen, Dunkelheit und Kälte im ganzen Land. Unzählig viele Tote – Zivilpersonen und vor allem auch Kinder in der Ukraine selbst und Soldaten auf beiden „Seiten“. Und Millionen Menschen auf der Flucht – im eigenen Land, vor allem auch in den Nachbarländern und in ganz Europa… Der Krieg selbst scheint sich festgefahren zu haben – kein gutes Zeichen!

Im Trierer Dom beten Christenmenschen um Frieden – seit den ersten Tagen des Krieges mehr als zuvor; anfangs wöchentlich – da gab es ja das Gefühl und die Angst, die Ukraine könnte bald erledigt und damit der Krieg vorbei sein. Aber die Gegenwehr der Überfallenen war und ist stärker. Sollte das Beten dann aufhören? Wir treffen uns seltener – aber immer am 24. des Monats – weil der Überfall am 24. Februar angefangen hatte – und das halten wir durch, solange der Krieg dauert. Viele andere Kirchen und Gruppen machen das ähnlich und beten immer weiter für die Ukraine und die Menschen und um Frieden.

Wobei: scheint ja wirkungslos zu sein. Mal mehr, mal weniger brutal geht das Leid immer weiter; mit immer mehr Waffen und technischen Geräten und anderen Mitteln stärken westliche Länder die Ukraine – und streiten zugleich darüber, ob das alles den Krieg verlängert, statt beide Seiten endlich an den Verhandlungstisch zu bringen… Das werden andere entscheiden müssen – und letztlich die Ukraine selbst.

Als Christenmenschen bleibt uns zweierlei – und beides hilft und beides versuchen wir zu tun: Viele helfen ukrainischen Menschen in der Nachbarschaft oder mit Hilfslieferungen ins Land selbst. Die Malteser, die von Trier aus Hilfe liefern, laden auch weiter zum Beten ein. Bitten Gott um seine Nähe bei den Menschen in so großem Leid; und natürlich darum, dass endlich das Töten und die Zerstörung aufhören. Dennoch geht der Krieg weiter; Gebete sind ja kein Stopp-Schalter dafür. Dass Beten trotzdem hilft, sagen uns Menschen aus der Ukraine immer mal: Es stärkt sie, dass sie uns wenigstens so an ihrer Seite wissen. Und gemeinsam auf den Gott des Friedens zu hoffen, das verbindet und macht die Hoffnung stärker – und es hilft, glaube ich – wirklich!

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SWR2 Wort zum Tag

04FEB2023
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„Lasst ja die Kinder viel lachen, sonst werden sie böse im Alter!...“

Das hat Hrabanus Maurus gesagt oder jedenfalls aufgeschrieben, geboren vor über elfhundert Jahren in Mainz; da ist er auch als Erzbischof gestorben – aber Mainz war nur einer von sehr vielen Lebensmittelpunkten; eigentlich war er immer unterwegs – schon auffällig im frühen Mittelalter. Umfassend gebildet war er, hat dutzende oder sogar hunderte Bücher und Artikel geschrieben – immer darum bemüht, seinen Leuten in der Nähe und in der Ferne sozusagen alles damalige Wissen zu vermitteln.

Ich bin unsicher, ob er mehr Schriftsteller war oder Lehrer, oder eben Erzbischof erst von Fulda und dann von Mainz. Aber wahrscheinlich konnte man das damals irgendwie alles zugleich sein – und jedenfalls hatte er in allen Gebieten echt was zu sagen.

Mir persönlich gefällt das Wort über die Kinder mit am besten – und außerdem ein langes GedichtGebet an Gottes Heiligen Geist:

„Komm, Heiliger Geist, der Leben schafft, erfülle uns mit deiner Kraft“, singen sie da. Und „du gibst uns Schwachen Kraft und Mut“ oder – in diesen Tagen am allerwichtigsten: „Die Macht des Bösen banne weit, schenk deinen Frieden allezeit“!

Ich finde es eindrucksvoll, wie Hrabanus das zusammengebracht hat: Er sammelt und verbreitet Wissen, bringt die Wissenschaft voran und Bildung und Erziehung – macht also die Menschen stark mit ihren eigenen Kräften; einerseits. Und anderseits hält er sich ganz Gottes Geist hin und liefert sich aus – von dem alles kommen soll, was Menschen brauchen: Kraft zum Leben, Fähigkeit zum Lieben und Geliebtwerden, Gutes tun und Frieden zu finden…

Wer so glaubt, weiß eben, wie das alles zusammengehört. Ich versuche einerseits, alle meine Möglichkeiten zu mobilisieren. Und weiß immer auch, dass das alles vergeblich wäre ohne Gottes Hilfe. Der vertraue ich mich und die Meinen gern an – auch heute und morgen wieder.

Die Meinen – da muss ich an unser gut einjähriges Enkelkind denken, das mit seinen Eltern in der Nähe von Mainz lebt. Der Kleine beeindruckt uns immer, weil er vor allem fröhlich zu sein scheint. Hrabanus hat es wohl auch über ihn gesagt: „Lasst ja die Kinder viel lachen, sonst werden sie böse im Alter!... Kinder, die viel lachen, die kämpfen auf der Seite der Engel.“

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SWR2 Wort zum Tag

03FEB2023
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Also einerseits ist das ja mal beruhigend: Wenn jemand beim Fischessen aus Versehen eine Gräte erwischt und die sich irgendwie im Hals quer festsetzt, ist das in den allermeisten Fällen kein Problem. Entweder rutscht sie irgendwie doch noch raus. Oder ein Arzt hat sie schnell rausgeangelt...

Andererseits ist es wohl doch ein Thema – reihenweise gibt's online Foren: Was tun, wenn Gräte verschluckt... Und da finde ich einerseits den bisschen panischen Rat: Sofort zum Arzt! Andererseits gibt's haufenweise Hausmittel, aber alle umstritten. Trockenes Brot essen, Zitronensaft oder Essig trinken oder damit gurgeln; Sauerkraut am liebsten unzerkaut, Pellkartoffel, Spaghetti... Keine Ahnung, ob und was da wirklich helfen könnte…

Und dann habe ich da auch eine kurze ironische Debatte gefunden: „Blasius-Segen hihihi lol", hatte ‚Beamtenwindhund‘ geschrieben; und ‚Eisibär‘ – der mit dem Gräten-Problem – der bedauerte: „aber ich war schon seit Jahren nicht mehr in der Kirche, geschweige denn einen Blasiussegen erhalten". Interessant, dass da noch jemand von diesem alten Brauch weiß! Naja – jedenfalls wäre aber dann noch zu diskutieren, was den Blasiussegen denn unterscheidet von den anderen Hausmittelchen.

Also ernsthaft: Den Blasiussegen gibt es in den katholischen Kirchen meist am 2. Februar, nach dem Gottesdienst zu „Maria Lichtmess". Gestern also. Der Pfarrer hält zwei Kerzen über Kreuz wie ein X vor jede und jeden Einzelnen und segnet sie und betet, dass Gott sie oder ihn vor Halskrankheiten schützt und vor allem anderen Übel. Auf die Fürsprache des Heiligen Blasius... Dessen Gedenktag ist heute.

Und – ach ja: Was den Blasiussegen unterscheidet: Der wirkt jedenfalls präventiv. Er stärkt die Menschen in der Seele; und wer weniger Angst hat um Leben und Gesundheit, lebt meist ja auch ein wenig besser. Weil er oder sie glauben kann oder sogar weiß: Gott ist in der Nähe – auch wenn es mal richtig schlecht geht.

Keine Panik bei Gräte im Hals – das wäre ja schon mal eine positive Wirkung des Blasius-Segens. Und dann gäbe es ein wenig mehr Zeit und Ruhe für alles andere: Für die Hausmittel oder doch lieber gleich für den Gang zum Arzt...

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SWR2 Wort zum Tag

02FEB2023
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„Früher war mehr Lametta“. Ob Loriot wirklich recht hatte mit dieser Behauptung? Unsere Eltern fanden Lametta zu altmodisch. Also lieber Strohsterne und Goldpapier-Teile. Bei den Großeltern aber: ja, da war viel Lametta am Baum. Aber früher noch mehr..:?

Was ich jedenfalls sagen kann: Früher war länger Weihnachten. Wirklich: bis zur letzten Reform des Kirchenkalenders hat die Weihnachtszeit bis zum zweiten Februar gedauert. Bis heute also, sozusagen. Fest Darstellung des Herrn. Gern auch Maria Lichtmess genannt. Vierzig Tage nach der Christnacht.

Das Kirchenjahr feiert ja immer wieder das Leben des Jesus von Nazaret mit – und heute ist dran, was die Bibel aus seinen ersten Monaten berichtet: Nach vierzig Tagen sollten jüdische Eltern ihren erstgeborenen Sohn in Gottes Hand geben – weil alles Erstgeborene Gott gehört. Und das tun Maria und Josef mit dem Jesuskind. Außerdem war für die Mutter mit dieser Zeremonie – modern gesprochen – so etwas wie die MutterschutzZeit zu Ende. Und für die Kirche die weihnachtliche Fest-Zeit.

Gefeiert wird der Tag aber immer noch – in vielen Kirchen als das letzte Lichterfest in winterlicher Zeit. Da erinnern sich die Christenmenschen an die Szene im Tempel, damals: Ein uralter Mann, Simeon heißt er, war täglich zum Beten dort; und jetzt nimmt er das Jesuskind sozusagen in Empfang und verabschiedet sich zugleich: Jetzt kann ich in Frieden sterben; ich habe dieses Kind gesehen – das Heil der Welt, das Licht für die Völker… Diese Geschichte aus dem Lukas-Evangelium machen viele Gemeinden am zweiten Februar wieder sichtbar; bei uns haben alle im Gottesdienst gesegnete brennende Kerzen in der Hand und nehmen sie auch mit nach Hause.

Früher haben wir die Lichtmesskerze zu Hause immer angezündet, wenn ein Gewitter drohte – irgendwann im Jahr, meist im Sommer. Das war ein wenig Kinderglaube: als ob der Segen von Weihnachten Haus und Familie und Nachbarschaft schützen könnte vor Blitz und Donner. Heute fände ich das ein bisschen magisch – zur Sicherheit hatten wir ja Blitzableiter auf dem Dach. Aber weil das Licht der Kerzen bei Gewitter uns nochmal an Gottes Nähe erinnerte, war Weihnachten damals noch länger. Früher eben – auch ganz ohne Lametta.

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SWR2 Wort zum Tag

01FEB2023
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Der alte Herr ist sehr alt und krank – eigentlich ist klar, dass er sein irdisches Leben bald verlassen wird. Er hat schon keinen wahrnehmbaren Kontakt mit seiner Umwelt mehr. Und jetzt hat er auch ganz aufgehört zu trinken und zu essen. Die jungen Leute aus der Familie erinnern sich, dass er doch so katholisch war – und müssten wir nicht dafür sorgen, dass da noch mal der Pastor kommt und dieses Öl… Wie heißt das nochmal? Irgendwas mit „Letzte Ölung“ oder!?

Gut, dass gerade das Pflege-Team hereinkommt. Die wissen doch sicher Bescheid. „Ob der Onkel wohl gewollt hätte…“  „Sie meinen, dass er die Krankensalbung bekommen will!?“ Die Pflegerin ist Muslima; kennt sich aber aus mit den katholischen Wörtern. Da fällt ihr der Kollege schon ins Wort: „Nein nein, war doch erst im November – das gilt noch vier Monate!“

Bei aller Tragik, fand ich das doch auch ein bisschen komisch. Weil: die Schwester, die aus einem ganz anderen Glauben kommt, würde natürlich dafür sorgen, dass der alte Mann auch in seinen letzten Tagen Gottes Kraft und Segen bekommt – dafür steht ja die Krankensalbung. „Ist einer unter euch krank, dann rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben.“ Ziemlich konkrete Anweisungen im biblischen Jakobus-Brief.

Und wenn der oder die Kranke es nicht mehr selbst tun kann, soll eben jemand aus der Umgebung dafür sorgen, dass die Gemeinde sie oder ihn salbt und über sie betet… Wobei: Biblisch ist damit die Hoffnung verbunden, dass Gebet und Salbung die Kranken eher stärkt und gesund machen soll. Öl ist schließlich ein uraltes Heilmittel – wird übrigens gerade wieder mal neu entdeckt. Und dass die antiken Ring- und Faustkämpfer sich komplett eingeölt haben, damit sie dem Gegner keinen Angriffspunkt bieten: dieser Gedanke war sicher auch im Spiel.

Öl und Segen also: kein Gedanke an „Letzte Ölung“; eher „Mit Gottes Kraft heilen“ oder sogar „auf dem letzten Weg schützen“ … Und – da bin ich wieder bei der tragikomischen Szene im Pflegeheim: die Krankensalbung hat natürlich weder ein Mindesthaltbarkeitsdatum noch eine Gültigkeits-Dauer. Der alte Onkel hätte sie gern noch einmal empfangen können; er ist dann aber doch schon friedlich zum letzten Mal eingeschlafen. Dass Mitglieder seiner Familie und das Pflegeteam bis zuletzt bei ihm waren, hat er vielleicht ja auch noch gespürt; und sicher ist er jetzt bei dem Gott, dem er sein Leben anvertraut hatte.

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SWR2 Wort zum Tag

24DEZ2022
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Vier lange Wochen waren in Trier der Hauptmarkt und der Domfreihof besetzt vom Vorweihnachtsmarkt. Oft kaum ein Durchkommen, so viele Menschen; Glühwein- und Reibeplätzchen-Duft lag in der Luft. Viele haben wohl die Leute in den Ständen und die in den Häusern rundum ein wenig bedauert, die von morgens bis in den Abend „Stille Nacht“ in den Ohren hatten – und gern auch die Glocken, die angeblich nie süßer klingen.

Vorbei und weggeräumt – leer und ungemütlich und ein wenig traurig sieht es heute vielerorts aus; so schnell hat man sich gewöhnt an Buden, Karussells und Sicherheits-Beton!

Aber: Nur das vorweihnachtliche Gedöns ist vorbei. Heute wird Weihnachten, endlich! Bei uns in Trier wollen evangelische und katholische Christenmenschen das schon vormittags um elf feiern, und auch mit Musik. Diesmal selbst gesungen, am Marktkreuz. Lieder, in denen von der Hoffnung der Menschen die Rede ist: Von der Hoffnung auf Frieden und Gerechtigkeit; von der Sehnsucht danach, dass Menschen endlich zusammenleben können, statt einander herumzustoßen oder auszubeuten oder Schlimmeres anzutun.

Das steht ja in diesem Jahr eigentlich allen so deutlich vor Augen wie lange nicht: Wie böse und wie tödlich es zugeht, wenn Menschen oder gar ganze Nationen aufeinander losgehen, bis hin zur Vernichtung eines Volkes.

Heute – und das verändert Weihnachten noch einmal mehr – heute dauert Putins Krieg gegen die Ukraine schon zehn Monate, plus die acht Jahre, seit er und Russland die Krim und den Donbass einverleibt hat. Im Trierer Dom beten wir seit März immer am 24. Tag des Monats um Frieden für die Ukraine; auch heute, obwohl doch HeiligAbend ist. Heute mittags in der orthodoxen Kapelle im Dom.

„Friede den Menschen seiner Gnade“: – diese Botschaft der Engel ist und bleibt eine Herausforderung; Friede und Gerechtigkeit erst machen ja Gottes Mensch-Werdung glaubwürdig – für die Christenmenschen und eigentlich für alle anderen auch. Diese Hoffnung hat eigentlich schon angefangen, sich zu erfüllen. Davon singen die Lieder auf Triers Hauptmarkt und überall; hat angefangen mit einem kleinen Kind an einem sehr ungemütlichen Ort.

Und die Lieder erinnern daran, dass die Menschen das fortsetzen können und sollen, mit Wort und Tat und Gebet; und dass sie es mit Gottes Hilfe einem guten Ende näherbringen können. Machen wir es also wie Gott – werden wir Mensch; heute – und auch über das Fest seiner Geburt hinaus!

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SWR2 Wort zum Tag

23DEZ2022
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Einmal werden wir noch wach… Aber das „heißa“ gefriert einem irgendwie auf den Lippen – oder ist es schon im Hals steckengeblieben? Die Zeiten sind einfach zu schwierig, scheint es, um unbeschwert Advent und Weihnachten zu feiern: mit Plätzchenbacken und Glühwein-Duft und Tannenspitzen.

Paar tausend Kilometer weiter östlich liegt Sirenen-Alarm in der Luft und SMSBotschaften wie „Bringen Sie sich in Sicherheit“; so viele Warnungen, dass manche im Land das alles zu wenig ernst nehmen und draußen bleiben, statt in den Bunker zu gehen – fürchtet eine ukrainische Bekannte… Putins Krieg hat Dunkelheit und Kälte über das ganze Land gebracht, um die Menschen zu quälen und seine Großmacht-Träume in einem zerstörten Land auszuleben.

Weihnachts-Stimmung? Aber braucht Weihnachten „Stimmung“? Ganz ernsthaft: Weihnachten muss, finde ich, auch ohne Stimmung funktionieren. Damals vor zweitausend Jahren in Betlehem dürfte die ja auch eher schwach ausgeprägt gewesen sein. Eine Geburt ohne Hebamme oder andere Hilfe, in einer kalten Winternacht in einem Stall – was für eine WeihnachtsStimmung!? Und doch soll Freude und Jubel aufgekommen sein, berichtet die Bibel. Ohne Stimmung – und Weihnachten hat trotzdem funktioniert. Jedenfalls ohne die Art von Stimmung, die so viele seit Mitte Oktober erzeugen wollten, geradezu unter Hochdruck nach so langer Corona-Beschränkung: in Fußgängerzonen und auf Weihnachtsmärkten, in der Werbung und im Fernsehen. Endlich wieder feiern …

Das Fest ist nämlich gerade für die Menschen da, an denen die Weihnachts-Stimmung eher vorbeiläuft. Es meint mehr die Menschen am Rande –  in dieser für viele immer noch reichen Gesellschaft und weltweit, in der Ukraine und überall, wo Krieg und Not und Hunger herrschen. Für die – und für alle Menschen ohne Weihnachtsstimmung überhaupt – für die ist die Nachricht bestimmt, die damals die Hirten hören: Heute ist euch der Retter geboren.

In Betlehem haben das die Engel gesungen – hoffentlich sagt heute und morgen wieder jemand diese Gute Nachricht an der richtigen Stelle weiter … Ob mit oder ohne Weihnachtsstimmung: einmal werden wir hoffentlich noch wach – und dann ist auch für Sie und Euch das Fest da, an dem die Hoffnung geboren ist, die gerade heute weiter leben muss…

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SWR2 Wort zum Tag

22DEZ2022
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Haben Sie sich schon entschieden, ob und wie Sie Weihnachten feiern? Sind ja nur noch zwei Tage. Dann wissen Sie vielleicht schon, ob Ihr Weg Sie auch in die Kirche führt – mal wieder, oder bei manchen ja: nach langer Zeit mal wieder...

Herzlich willkommen, oder sollte ich sagen: Willkommen zu Hause! Für viele gehört das doch einfach dazu; für die Frommen sowieso. Und für viele andere eben auch. Damit es ein schönes Familienfest wird, gehen sie einfach schon aus Tradition mit. Was sollten Eltern und Großeltern denken –...

Und wenn es ein wenig eng wird – weil eben ganz viele an Heiligabend die gleiche Idee hatten – oder in der Mitternachtsmette oder am Weihnachtsmorgen den Weg zum Gottesdienst in der Kirche eingeschlagen haben: Finden Sie es doch einfach gut. Es macht ein bisschen mehr Wärme – seelische Wärme einerseits; und andererseits:  Wo Putins Krieg die Heizkosten ins Unermessliche hochtreibt, oder einfach weil die Kirchen in Solidarität mit der Ukraine weniger heizen – da tut es auch der Raumtemperatur gut in den Kirchen, wenn wenigstens an Weihnachten so viele die Gottesdienste mitfeiern; die suchen Weihnachts-Stimmung und bringen dafür ja auch eine Portion Körperwärme mit.

Wem es zu voll sein sollte, auch wegen der verfluchten Pandemie oder weil ein bisschen mehr Abstand einfach gut tut… Wer es also zu nah findet, kann gern am nächsten Sonntag noch mal wiederkommen und oder in der Woche danach – da gibt es dann sicher wieder mehr Platz.

Obwohl es ja um das gleiche Thema gehen wird: Wie sehr Gott die Menschen liebt. Dass Gott Mensch wird, also einer von uns in seiner damaligen und unserer heutigen konkreten Wirklichkeit, gerade weil die oft genug wenig stimmungsvoll ist und kalt sowieso.

Alle sind eingeladen: Macht’s wie Gott – werdet Mensch! Sucht Frieden, lebt Gerechtigkeit… Das gilt – für alle. Egal, ob sie sich für den Kirchgang oder dagegen entscheiden – dafür wäre ja auch noch Zeit: zwei Tage und den Rest von heute bis Weihnachten!

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SWR2 Wort zum Tag

21DEZ2022
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Mein Bruder und ich hatten uns wegen irgendeinem Tinneff geprügelt; es war ein bisschen Nasenblut geflossen. Abends heimgekehrt lädt unser Vater uns wortlos ein,  wir marschieren eine halbe Stunde in den tiefdunklen Wald hinein;  er setzt uns ein Stück weit vom Weg  auf einen umgefallenen Baum und schlägt vor, dass wir jetzt mal überlegen oder miteinander besprechen können, was das war – und wie es nie wieder vorkommen sollte. Er geht mal hundert Meter weg; können uns ja dann melden… Wir haben geredet – und geprügelt hatten wir uns jedenfalls zum letzten Mal. Damals hat Vater uns ein Stück Gewaltfreiheit lernen lassen.

Die Geschichte ist mir eingefallen, als letzte Woche wieder mal  jemand öffentlich gefordert hatte:  die Ukraine soll doch mit Russland verhandeln und Frieden machen. Schon klar: Reden, verhandeln, neue Absprachen treffen: das kann ein Weg zum Frieden sein,  wenn zwei oder mehr auf Augenhöhe miteinander sind. Keine Chance, solange einer dem anderen auf den Füßen steht oder gar einen großen Teil von dessen Gebiet besetzt hält, Verbrechen begeht, Menschen foltert und deportiert und umbringt…

Ich bin ratlos, wohin mit meiner alten pazifistischen Haltung. Ist Pazifismus veraltet? Ja, es ist besser, zu reden und zu verhandeln  als zu schießen und in Kälte und Dunkelheit zu bombardieren. Aber wenn Putin und seine Leute das Gespräch verweigern? Bleibt da etwas anderes, als ihnen Einhalt zu gebieten  (leider auch mit Gewalt)? Also Waffen liefern, immer mehr und immer stärkere, wenn auch mit sehr schlechtem Gewissen; und auch sonst alles tun, um die überfallene Ukraine lebensfähig zu halten –  mit Strom und Wärme, mit Wohnungen und Arbeit für so viele Menschen auf der Flucht…

Mir bleibt nur ratlose Hoffnung. Hoffnung, dass jemand Geniales doch noch bald  für ein Ende dieses verbrecherischen Krieges sorgt –  damit die Menschen in der Ukraine neue Lebensperspektiven sehen.

In ein paar Tagen ist Weihnachten;  das unterstreicht noch einmal die Botschaft  vom Frieden auf der Erde für alle Menschen,  denen ja Gottes Gnade gilt! Ich bete jedenfalls, dass Gott dem Leiden und der Gewalt ein Ende setzt; dass Menschen ihre Herzen erweichen lassen  und Wege zum Frieden finden und tatsächlich gehen.

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