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SWR4 Abendgedanken

Ich habe einen Engel gesehen! Eine Frau stand vor mir und fragte: „Findet hier das Jugendcamp statt? Ich wollte meinen Sohn abgeben.“ Ich war irritiert. Wer war diese Frau, warum wollte sie ihren Sohn abgeben? Ja, hier fand ein Jugendcamp statt, aber alle Teilnehmer sollten doch gemeinsam in einem Bus anreisen?!

Niemand hatte mir gesagt, dass ein Kind direkt kommt. Eine Sache mehr, die in der Organisation des Camps schiefgelaufen war. Missverständnisse hatten dazu geführt, dass ich als einzige vom Team rechtzeitig auf dem Camp ankam. Ich war deshalb ziemlich sauer, wütend und auch ratlos…

Alles allein vorzubereiten, würde bedeutend länger dauern als ich geplant hatte. Und da stand plötzlich diese Mutter mit ihrem Kind vor mir. In diesem Moment waren diese Mutter und ihr Sohn wie zwei Engel für mich. Engel, die mir von Gott gesandt worden sind, denn der Sohn war sofort bereit mit zu helfen!

Ich kam mir wie in der Bibel vor. Da gibt es so viele Geschichten über Menschen, die Engel begegnen. Oft habe ich mich gefragt, wie es wäre mal so einem Engel zu begegnen.

Heute kann ich sagen, ich habe einen Engel gesehen. Einen Engel, der mir half alle Zimmer für die Teilnehmer vorzubereiten. Aber dieser Engel war ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte. Keine leuchtenden weißen Gewänder, sondern ein ganz normaler Mensch, wie du und ich.

In der Bibel steht: „Gott hat seinen Engeln befohlen, dich zu behüten, wohin du auch gehst.“ Bisher habe ich diesen Satz immer so gehört, dass Gott seine Engel aussendet. Engel aus fernen Sphären. Aber was, wenn Engel so einfache Menschen sind wie diese Mutter und der Sohn? Was wenn ich selbst zu einem Engel Gottes werden kann? Ein Engel, der anderen Menschen beisteht, sie begleitet und unterstützt? Ich mag diesen Gedanken.

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SWR4 Abendgedanken

Ein Garten macht unglaublich viel Arbeit. Das weiß ich, seit ich mich um den Pfarrgarten kümmern darf. Ein Garten braucht viel Pflege. Der Rasen muss gemäht, kaputte Zweige abgeschnitten werden. Manchmal werden neue Blumen oder Bäume gepflanzt. Und dann gibt es da das geliebte Unkraut.

In meinem Garten wächst sehr viel Löwenzahn. An sich mag ich diese gelben Blumen ja irgendwie, aber meine Wiese gleicht dadurch eher einem Acker. Also versuche ich hin und wieder den Löwenzahn loszuwerden. Doch diese kleine Blume hat unglaublich kräftige Wurzeln. Wurzeln, die sich nur mit sehr viel Kraft herausreißen lassen. Es ist echt erstaunlich wie fest eine solch kleine Wurzel sich in die Erde schlagen kann. Unvorstellbar wie stark die Wurzeln großer Bäume in der Erde verankert sein müssen…

Ich glaube, dass der Apostel Paulus in der Bibel sich so eine Pflanze vorgestellt hat, als er geschrieben hat: „Seid in Christus verwurzelt und gegründet und fest im Glauben.“ (Kol 2,7)

Paulus zeigt der Gemeinde mit diesem Bild, dass auch der Glaube gute Wurzeln braucht. Glaube geschieht nicht im luftleeren Raum. Glauben braucht einen Ankerpunkt. Für den christlichen Glauben liegt dieser Ankerpunkt in Jesus Christus.

Für mich heißt das, dass ich jeden Tag aufs Neue versuche meinen Glauben mehr zu verwurzeln. Ganz verschiedene Dinge helfen mir dabei. Es sind Ankerpunkte für meinen Glauben: Manchmal ist es der Fußweg zum Büro. Wenn ich an den Gärten der Nachbarn vorbeilaufe und sehe wie vielfältig Gott die Welt geschaffen hat. Ein anderes Mal ist es ein Gebet. Wenn ich mit Gott rede, dann kann ich alles sortieren, was mich beschäftigt… Und wieder ein anderes Mal ist es ein Gottesdienst oder eine Begegnung mit anderen Menschen, die mich stärkt.

Diese Ankerpunkte sind mal ganz kleine Wurzeln, die leicht ausgerissen werden können. Andere sind kräftig und halten fest. Doch egal, wie gut sie gerade halten: sie helfen mir dabei meinen Glauben zu verwurzeln. Und das tut mir gut.

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SWR4 Abendgedanken

Die Kohlen wollten einfach nicht brennen… – diese Erfahrung haben meine Freunde und ich letztens gemacht als wir gemeinsam gegrillt haben. Trotz Anzündkamin haben wir ziemlich lange rumprobiert, um das Feuer zu entfachen. Alle hatten eine Idee und alle haben versucht, das Feuer ohne Grillanzünder oder Spiritus zu entfachen.

Unsere Versuche die Kohle zu entfachen, haben mich irgendwie an meinen Glauben erinnert. Wenn ich jemand von meinem Glauben erzähle, dann muss dabei auch erstmal der Funke überspringen. Aber wenn die andere Person nichts vom Glauben oder Gott wissen will, dann wird es sehr schwer das Feuer zu entzünden.

Vielleicht wird Gott gerade deshalb in der Bibel oft mit Feuer oder als Flamme verglichen? Im 2. Buch Mose wird erzählt wie Mose das erste Mal auf Gott stößt. Mose ist Hirte. Er hütet die Schafe seines Schwiegervaters als er plötzlich vor einem brennenden Dornbusch steht. Doch als Mose genauer hinsieht, erkennt er: der Busch steht zwar in Flammen, aber er brennt nicht nieder.

Diese Spektakel macht Mose neugierig. Der Funke schlägt also über. Er geht näher zu dem Busch, um sich das Ganze genauer anzuschauen…. und hört eine Stimme: „Mose, komm nicht näher! Zieh deine Schuhe aus, denn du stehst auf heiligen Boden. Ich bin der Gott, den deine Vorfahren verehrt haben und ich habe das Leid deines Volkes gesehen.“

Mose ist total verwirrt. Was soll das sein? Ein sprechender Dornbusch? Das klingt wirklich nach einer komischen Geschichte und nach viel Fantasie. Doch so perplex Mose auch ist: das ist kein Traum. Er zieht sofort seine Schuhe aus. Er erkennt: ja, dieser Ort ist heilig und ja, da spricht gerade wirklich Gott zu mir.

Gott trifft ihn mitten ins Herz. Gott beruft Mose nicht mit vielen Argumenten. Er erscheint Mose in einem brennenden Dornbusch. Gott wird selbst zur Flamme, um Moses Glauben anzuzünden und ihn für die Sache Gottes zu entbrennen.

Mir zeigt diese Geschichte, dass Gott meine Nummer eins sein will. Er versucht alles, um mich anzufeuern und mir zu zeigen, dass es sich lohnt ihm zu vertrauen. Er brennt für mich und spricht mir dabei zu: „Ich bin, der ich bin da.“ Das heißt er lässt mich nie allein. Sein Feuer verglüht niemals und das finde ich echt genial.

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SWR4 Abendgedanken

„Man kann niemanden zwingen zu lieben.“ habe ich letztens als Bild an einer Wand gesehen. Das Bild hängt im Speisesaal eines Tagungszentrums, in dem ich zu Gast war. Als ich diesen Spruch das erste Mal gelesen habe, hat er mich sofort angesprochen.

„Man kann niemanden zwingen zu lieben“, und der Spruch geht sogar noch weiter: „Alles, was man tun kann, ist sich lieben zu lassen.“ Das ist eine starke Aussage, tiefgründig und mehrdeutig. Mich hat dieser Spruch so beeindruckt, dass ich ein Foto davon gemacht, und es in den sozialen Medien hochgeladen habe. Eine Freundin hat mich darauf angeschrieben und gefragt: „Ist bei dir privat grad alles ok? Der Spruch ist so traurig.“

Ich war erstaunt, denn für mich war dieser Satz ein super schöner Zuspruch. Für mich heißt dieser Vers: Liebe muss ich mir nicht verdienen. Liebe kommt von ganz allein.

Zum Glück wie ich finde. Wenn ich liebe, dann tu ich das freiwillig. Und wenn ich geliebt werde, dann darf ich das genießen. Ich darf es einfach geschehen lassen und annehmen. Wahre und echte Liebe fordert keine Gegenleistung.

So wie es Paulus in der Bibel schreibt: „Die Liebe ist geduldig. Gütig ist sie, die Liebe. Die Liebe ereifert sich nicht. Sie prahlt nicht und spielt sich nicht auf. Sie ist nicht taktlos. Sie sucht nicht den eigenen Vorteil. Sie ist nicht reizbar. Sie trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht, wenn Unrecht geschieht. Aber sie freut sich, wenn die Wahrheit siegt. Sie erträgt alles. Sie glaubt alles. Sie hofft alles. Sie hält allem stand.“ (1. Kor 13,4-7, Basisbibel)

Mit einer solchen Liebe geliebt zu werden, ist das Größte. Eine solche Liebe ist für mich geradezu göttlich. Gott ist diese Liebe. Er liebt mich. Ohne Gegenleistung. So wie ich bin. Mit all meinen Ecken und Kanten.

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SWR4 Abendgedanken

Ich schwimme leidenschaftlich gerne. Wenn ich ins Wasser eintauche, bin ich in meinem Element. Zug um Zug sortieren sich meine Gedanken und ich lasse los, was mich beschäftigt oder bedrückt.

Mit jedem Zug komme ich mehr in den Rhythmus und irgendwann läuft es ganz von allein. Ich schwimme Bahn für Bahn. Doch wenn ich längere Zeit mal nicht trainiert habe, merke ich jedes Mal aufs Neue, wie ich mich erst wieder dem Element anvertrauen muss. Oft ist der Beginn dann mühsam. Die Kondition ist nicht mehr die Alte. Jede Bewegung erfordert Kraft – in solchen Momenten erinnere ich mich daran, wie es war schwimmen zu lernen.

Vorsichtig und ängstlich habe ich mich nur langsam dem Element Wasser anvertraut. Meine Mama hat mir geholfen, mich gehalten, mir jede Bewegung gezeigt. Sie hat mich gehalten und mir gelernt, was ich zu tun habe. Nach langem und ausgiebigem Üben habe ich dann endlich die ersten Meter allein zurückgelegt. Das war ein tolles Gefühl: das Wasser trägt mich. Befreiend und unglaublich schön.

Der Theologe Hans Küng überträgt dieses Bild vom Schwimmen auf den Glauben. Er sagt: „Der Glaube an Gott ist wie das Wagnis des Schwimmens. Man muss sich dem Element anvertrauen und sehen, ob es trägt.“

Mich berührt dieser Satz. An Gott zu glauben ist wirklich ein Wagnis. Niemand garantiert mir, dass der Glaube mich trägt. Ich sehe Gott nicht und kann ihn nicht beweisen. Ich kann es nur selbst versuchen und ausprobieren. Meine eigenen Erfahrungen mit ihm machen. Schauen, ob es mich trägt. Schauen, wie ich mich in diesem Element zurechtfinde…

Mir hilft es dann, wenn ich mit anderen Menschen gemeinsam unterwegs bin. Gegenseitig können wir voneinander lernen. Gemeinsam über Zweifel reden und ich bekomme Tipps, wie ich meinen Glauben an Gott gestalten kann. So lerne ich wie beim Schwimmen Zug um Zug, mich dem Element anzuvertrauen und zu sehen, ob es trägt.

Auch wenn ich hin und wieder zweifle oder unsicher bin, bin ich dennoch überzeugt: Der Glaube an Gott trägt mich – und ich kann mich diesem Element immer wieder neu anvertrauen.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Ich bin dankbar für jeden einzelnen Moment meines Lebens. Und dabei war mein Leben gar nicht so besonders sonnig. Eher normal. Mit schwierigen Phasen in Schule und Ausbildung. Ein Unfall hat mein ganzes Leben beeinflusst. Freunde haben mich enttäuscht.

Aber irgendwie war es trotzdem gut und wichtig, dass ich diese Erfahrungen gemacht habe. Ich habe dadurch gelernt, mich zu behaupten. Ich bin selbstbewusst und mutig geworden. Ich bin geworden, wie ich heute bin.

Und so komisch es klingt: Ich bin wirklich für jeden Moment meines Lebens dankbar. Auch für die schwierigen. Und für mich heißt das, dass ich auch zukünftig nicht aufgeben will, wenn es mal nicht so läuft, wie ich es mir vorstelle. Denn ich bin überzeugt, dass hinter allem ein größerer Sinn steckt.

Als Christin glaube ich nämlich, dass Gott mein Leben in seiner Hand hält. Das heißt nicht, dass er mich als Marionette behandelt, sondern dass er das große Ganze im Blick hat. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen und sammle dadurch Erfahrungen. Mal positive, mal negative. Aber ich bin fest davon überzeugt: Am Ende wird sich alles zu einem Bild zusammenfügen und gut werden.

Das schreibt auch Paulus an die ersten Christen in Korinth: Dort heißt es: Denn was wir erkennen, sind nur Bruchstücke. (…) Wenn aber das Endgültige kommt, vergehen die Bruchstücke. Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind. Ich urteilte wie ein Kind und dachte wie ein Kind. Als ich erwachsen geworden war, legte ich alles Kindliche ab.Denn jetzt sehen wir nur ein rätselhaftes Spiegelbild. Aber dann sehen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich nur Bruchstücke. Aber dann werde ich vollständig erkennen. So wie Gott mich schon jetzt vollständig kennt. (1. Kor 13,10-12)

Für mich heißt das: Gott setzt die Einzelteile meines Lebens am Ende meiner Zeit zusammen und vollendet so mein Leben. Und dafür bin ich wirklich dankbar. Gott ist es, der mein Leben in der Hand hält. Und auf dieser Basis kann ich wirklich sagen: „Ja. Ich bin wirklich dankbar für mein Leben. Für jeden Moment.“

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

„Komm Herr Jesus, sei unser Gast und bitte nimm nachher den Müll mit raus.“ Dieser Spruch hängt bei Freunden von mir neben der Wohnungstür. Als ich diesen Spruch das erste Mal gelesen habe, habe ich ihn gar nicht sofort verstanden….

 „Komm Herr Jesus, sei unser Gast“ – das kenne ich als Tischgebet, das wir in meiner Familie immer wieder beten, aber das mit dem Müll – das war neu für mich. Und ich habe im ersten Moment wirklich an die Entsorgung des Hausmülls gedacht. Wenn man nicht, wie ich alleine wohnt, gibt es da ja oft Streit: Wer trägt nun den Müll runter? Komisch diese Aufgabe Jesus anzuvertrauen, aber irgendwie auch witzig.

Mein Freund hat gemerkt, dass ich vielleicht einen kleinen Tipp brauche, damit ich draufkomme. Deshalb hat er gesagt: Damit ist nicht der Hausmüll gemeint.

Jetzt hat der Spruch auf einmal viel mehr Sinn gemacht. Klar! Es geht um das, was in meinem Leben nicht gut läuft. Was mir auf der Seele liegt. Was ich gern entsorgen würde. Aber ich weiß nicht recht, wie.

Jesus ist sich nicht zu schade, diesen Müll mitzunehmen. Ganz im Gegenteil: Er freut sich, wenn ich ihm all das sage, was schiefläuft. Wo ich Fehler gemacht habe. Andere Leute verletzt oder beleidigt oder einfach versagt habe.

Und ich habe wirklich schon erlebt: wenn ich all diese Dinge Jesus im Gebet sage, dann geht es mir danach oft viel besser. Ich habe meinen Müll ablegen können. Und alles, was ich ablege wird mir vergeben. Ein Mann namens Johannes wusste auch schon, wie gut das tut. Deshalb hat er an die ersten Christen einen Brief geschrieben. Der ist in der Bibel aufbewahrt. Darin schreibt dieser Johannes: „Wenn wir aber unsere Verfehlungen eingestehen, können wir damit rechnen, dass Gott treu und gerecht ist: Er wird uns dann unsere Verfehlungen vergeben und uns von aller Schuld reinigen.“

Die Mülltonne mit meinen Fehlern und Sorgen wird also von Jesus geleert. Das finde ich toll und wenn ich ab jetzt meine Mülltonne an den Straßenrand stelle, werde ich daran denken, dass Jesus gerne meinen Seelenmüll entsorgt.

Das Wort Entsorgen passt hier sehr gut, finde ich. Denn ich muss mir keine Sorgen mehr darum machen, was war. So kann ich neu anfangen und versuchen, es besser zu machen.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

„Gott sagt ja zu mir. Er liebt mich.“ Das klingt nicht besonders interessant. Das sagen Pastoren und Pastorinnen ja eigentlich immer. Man gewöhnt sich daran. Aber in meinem letzten Urlaub habe ich das Buch „unterwegs mit dir“ von Sharon Garlough Brown gelesen. Da habe ich ganz neu begriffen, was das heißen kann: Gott liebt mich.

In dem Buch geht es um vier Frauen, die eine geistliche Reise unternehmen. Und da ist mir ganz neu bewusst geworden, dass Gott mich einlädt, zu ihm Ja zu sagen. Er liebt mich. Das ist und bleibt so. Aber ich entscheide selber, ob ich Gottes Liebe annehme oder nicht. Gott zwingt mich nicht zu seiner Liebe. Ich muss selber aktiv werden. Ich entscheide frei.

Zusammen mit den Frauen aus dem Buch habe ich verschiedene geistliche Übungen kennengelernt. Übungen, die mir helfen Gott in meinem Alltag besser wahrzunehmen. Die mir helfen Gott näher zu kommen.

Ich gebe zu: Es gibt Tage in meinem Leben, an denen ich mal mehr, mal weniger spüre, dass Gott mich liebt. Aber in Zeiten, in denen Gott mir fern scheint, hilft es mir, mich zu erinnern. Zu erinnern an Momente, in denen ich stark gespürt habe, dass Gott mir nahe ist.

Solch einen Moment habe ich neulich bei einer Wanderung erlebt. Mein Ziel war eine alte Burgfestung. Als ich an eine Weggabelung kam, hatte ich die Wahl zwischen zwei Wegen: Der eine Weg führte über längere Serpentinen zum Ziel, der andere über steile Stufen direkt nach oben. Ich habe mich für den längeren Weg entschieden. Geprägt durch das Buch über die geistliche Reise und entgegen meiner Natur den schnellen und kurzen Weg zu nehmen. Mitten auf diesem Weg bin ich an einem Schild vorbeigekommen, auf dem folgende Zeilen standen: „Geh deinen Weg neu gestärkt.“

Dieser Spruch, und dazu der Ausblick mitten in Gottes Schöpfung - das hat mir gezeigt: ich bin nicht allein. Gott ist mir nahe und begleitet mich auf meinem Weg. Er liebt mich und steht mir bei. Das ist nicht nur eine Zeile aus einem Buch, nicht nur das, was Pastoren und Pastorinnen eben, so sagen, sondern das ist wirklich wahr. Gott liebt und stärkt mich. Darauf vertraue und hoffe ich.

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SWR4 Abendgedanken

Gewitter gibt es manchmal auch im Winter. Und sogar Regenbogen. Neulich habe ich einen über Stuttgart gesehen und an die Geschichte von Noah und seiner Arche gedacht. Die steht in der Bibel, ziemlich am Anfang.

Mit Hass und Streit haben die Menschen den Untergang provoziert, heißt es da. Eine große Flut soll kommen und alles Leben zunichte machen. Bloß Noah ist in Gottes Augen ein guter Mann. Deshalb bekommt er den Auftrag, eine Arche zu bauen. Ein großes Rettungsschiff gewissermaßen. In dieser Arche sollen alle Tiere und Noahs Familie Zuflucht finden, wenn alles unter Wasser steht.

Die Bibel erzählt: Als die Sintflut vorbei ist, legt Gott ein Versprechen ab: Er will die Erde nie mehr verfluchen und die Menschen nie mehr bestrafen. Als Zeichen dafür, dass Gott lernfähig ist, schließt er mit Noah einen Vertrag ab. Der Regenbogen soll sozusagen die Unterschrift sein.

Mit zeigt diese Geschichte, wie Gott in einer Krise gesteckt hat. Gott hat die Welt geschaffen. Aber die Menschen lehnen es ab, nach seinen Geboten zu leben. Darunter leidet Gott. Gott ist nicht zornig, aber bekümmert. (vgl. Brueggemann[1])

Mich beeindruckt das und ich lerne, dass Gott sich verändert und lernfähig ist.
Für mich heißt das: Diese Geschichte handelt nicht von der schlechten und verdorbenen Menschheit. Sie handelt vom Schmerz, den Gott erleidet und erduldet. Gott gibt seiner Schöpfung eine zweite Chance und versteht: „Ich kann meine Schöpfung nicht ändern. Aber ich kann sie ertragen“

Seither haben die Menschen, seither haben wir alle eine neue Chance. Gott sei Dank. Und manchmal denke ich – wäre es nicht schön, wenn ich das auch könnte?  Wie oft erlebe ich Situationen, die ich nicht ändern kann? Vielleicht sollte ich mich dann auch mehr in Geduld üben? So wie Gott? Damit Menschen eine Chance bekommen?

Ich will es zumindest versuchen – und jeder Regenbogen erinnert mich aufs Neue daran: Gott hat bereits seine Perspektive geändert. Er hängt seinen Bogen in den Himmel und lässt ihn leuchten. Als Erinnerung für die Menschen und für sich selbst. Geduld führt weiter. Und eine zweite Chance hat jeder verdient.

 


 

[1] Brueggemann, Walter, Genesis : in Bible commentary for teaching and preaching, printed in the USA, Atlanta 1982, Seite 77ff.

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SWR4 Abendgedanken

Manchmal nach einem anstrengenden Tag komme ich ins Grübeln. Und dann fällt mir auf: Ich habe wirklich schon eine Menge geschafft und gemeistert.

Ich sage das nicht, um zu zeigen, wie toll oder erfolgreich ich bin. Ich bin wirklich erstaunt, was alles in ein Leben reinpasst – und was in mein Leben schon reingepasst hat. Hätte mir jemand vor zehn oder fünfzehn Jahren gesagt, was die Zukunft mir bringen wird – ich hätte diesen Menschen für verrückt erklärt.

Natürlich ist bei mir nicht immer alles perfekt und geradlinig verlaufen. Ich habe auch schon traurige Erfahrungen gemacht und es gab schlaflose Nächte und Enttäuschungen – aber ich habe bisher auch immer einen Weg aus diesen Tiefphasen herausgefunden. Und ich bin davon überzeugt, dass ich diesen Weg nicht aus eigener Kraft gefunden habe. Ich bin mir sogar sicher, dass mir jemand dabei geholfen hat. Nämlich Gott.

Dabei ist oft gar nichts Großartiges passiert. Keine Wunder oder so etwas. Ich glaube vielmehr, dass Gott Menschen gebraucht, um anderen Menschen beizustehen. Das heißt: Er stellt mir Menschen zur Seite, die mich unterstützen, mir helfen und mich ermutigen. Und genauso wie Gott Menschen an meine Seite stellt, so stellt er mich wiederum anderen Menschen an die Seite. Und er stattet mich mit der nötigen Kraft aus, um mein Leben zu meistern. Anders formuliert könnte man sagen: „Wenn Gott dich auf den Weg schickt, gibt er dir auch die richtigen Schuhe.“

Das heißt: Gott hat im Blick, ob mein Lebensweg gerade steinig ist und ich die sicheren Wanderschuhe brauche, oder ob ich gerade ganz leichtfüßig unterwegs bin und Sandalen als Schuhwerk ausreichen.

Er weiß, was ich wann brauche. Und vor allem wen. Darauf vertraue ich und ich bin dankbar, dass er mir bisher immer die richtigen Helfer geschickt hat. Eine Freundin, die mich in den Arm nimmt und sagt: Du schaffst das!  Der Kollege, der mir hilft, mein Auto anzuschieben…

Daran möchte ich mich erinnern, wenn ich das nächste Mal auf meinem Sofa sitze und ins Grübeln komme. Ich bin nicht allein unterwegs, denn „wenn Gott mich auf den Weg schickt, dann stellt er mir auch Menschen an die Seite, die mich unterstützen. “

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