SWR4 Abendgedanken
Ein Garten macht unglaublich viel Arbeit. Das weiß ich, seit ich mich um den Pfarrgarten kümmern darf. Ein Garten braucht viel Pflege. Der Rasen muss gemäht, kaputte Zweige abgeschnitten werden. Manchmal werden neue Blumen oder Bäume gepflanzt. Und dann gibt es da das geliebte Unkraut.
In meinem Garten wächst sehr viel Löwenzahn. An sich mag ich diese gelben Blumen ja irgendwie, aber meine Wiese gleicht dadurch eher einem Acker. Also versuche ich hin und wieder den Löwenzahn loszuwerden. Doch diese kleine Blume hat unglaublich kräftige Wurzeln. Wurzeln, die sich nur mit sehr viel Kraft herausreißen lassen. Es ist echt erstaunlich wie fest eine solch kleine Wurzel sich in die Erde schlagen kann. Unvorstellbar wie stark die Wurzeln großer Bäume in der Erde verankert sein müssen…
Ich glaube, dass der Apostel Paulus in der Bibel sich so eine Pflanze vorgestellt hat, als er geschrieben hat: „Seid in Christus verwurzelt und gegründet und fest im Glauben.“ (Kol 2,7)
Paulus zeigt der Gemeinde mit diesem Bild, dass auch der Glaube gute Wurzeln braucht. Glaube geschieht nicht im luftleeren Raum. Glauben braucht einen Ankerpunkt. Für den christlichen Glauben liegt dieser Ankerpunkt in Jesus Christus.
Für mich heißt das, dass ich jeden Tag aufs Neue versuche meinen Glauben mehr zu verwurzeln. Ganz verschiedene Dinge helfen mir dabei. Es sind Ankerpunkte für meinen Glauben: Manchmal ist es der Fußweg zum Büro. Wenn ich an den Gärten der Nachbarn vorbeilaufe und sehe wie vielfältig Gott die Welt geschaffen hat. Ein anderes Mal ist es ein Gebet. Wenn ich mit Gott rede, dann kann ich alles sortieren, was mich beschäftigt… Und wieder ein anderes Mal ist es ein Gottesdienst oder eine Begegnung mit anderen Menschen, die mich stärkt.
Diese Ankerpunkte sind mal ganz kleine Wurzeln, die leicht ausgerissen werden können. Andere sind kräftig und halten fest. Doch egal, wie gut sie gerade halten: sie helfen mir dabei meinen Glauben zu verwurzeln. Und das tut mir gut.
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