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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

14NOV2023
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Folgendes Zitat hat mich gleich angesprochen: „Wir dürfen junge Menschen nicht wie leere Flaschen sehen, die gefüllt werden müssen, sondern wie Kerzen, die angezündet werden müssen.“

Dieser Satz stammt von Robert Shaffer, einem amerikanischen Professor. 41 Jahre lang unterrichtete er an verschiedenen Schulen, von 1940 bis 1981. Besonders intensiv setzte er sich immer für die Begleitung der Schüler und Studierenden ein.

Junge Menschen als leere Flaschen zu sehen, die man nur ordentlich mit Wissen vollstopfen muss, war ein gängiges Lehrmodell zu dieser Zeit. Robert Shaffer spürte aber wohl sehr deutlich, dass seine Studierenden so nichts mitnehmen würden aus ihrem Studium.

Sein Ansatz war, dass die jungen Menschen in ihrem Studium erfahren, was alles in ihnen steckt und was sie können. Das Wissen sollte ihnen so viel Freude machen, dass sie es nicht nur für die nächste Studienarbeit, sondern wirklich für das Leben lernen. Robert Shaffer hat viele junge Menschen dabei begleitet. Er wollte das Streichholz sein, das die Kerzen entzündet, damit sie selbst brennen und hell erleuchten.

Hier müssen wir in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen dran bleiben. Denn viele denken, man könnte auch heute noch alles in die Jugendlichen hineinfüllen, wie in leere Flaschen. Aber das finde ich heute – genau wie damals vor 50 Jahren - falsch.

Deshalb ist es mir ein großes Anliegen, im Religionsunterricht mit den Kindern und Jugendlichen gemeinsam an dem zu arbeiten, was sie beschäftigt und so zu den Erkenntnissen zu gelangen. Die Kerzen in ihnen anzuzünden.

Eins ist dabei aber noch ganz wichtig, egal ob ich mit jungen oder älteren Menschen zu tun habe. Was ich anderen weitergeben will, gelingt am besten, wenn ich davon begeistert bin. Denn ich kann andere nur entzünden, wenn das Feuer in mir bereits brennt.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

13NOV2023
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Montagmorgen. Und Sie sind schon wach.

Montag. Für manche ein Tag, an dem das Aufstehen besonders schwerfällt. Das Wochenende ist vorbei. Das Nichtstun und Ausruhen haben gutgetan. Da möchte ich manchmal gerne noch liegen bleiben. Aber heute beginnt die neue Arbeits- und Schulwoche. Und deshalb ruft der Wecker zum Aufstehen.

Meistens jedoch stehe ich gerne früh auf, als Erster in meiner Familie und genieße es, noch Ruhe zu haben. Ich genieße diese Minuten, weil noch niemand drängelt und noch keine Hektik ausbricht.

Das ändert sich jedoch, wenn der Rest der Familie aufsteht. Aber dank der Ruhe der vergangenen Minuten lasse ich mich nicht so schnell von der aufkommenden Hektik anstecken.

Jeden Morgen spüre ich wieder, dass für mich in der Ruhe viel Kraft für den Tag liegt. Ich mache mir einen Kaffee; auf den Duft von frischem Kaffee freue ich mich immer ganz besonders. Und dabei kann ich meine Gedanken sortieren und in einem kleinen Gebet Gott danken, dass ich diesen neuen Tag erleben darf.

Jeden Morgen geht mir dann ein Lied durch den Kopf, das mich schon lange begleitet und das mir Kraft, Mut und Zuversicht gibt. Und mein Vertrauen in Gott stärkt, ohne den ich mir mein Leben nicht vorstellen kann.

Ich möchte es Ihnen heute mit auf den Weg in den Tag geben:

„Ein neuer Tag beginnt und ich freu mich, ja ich freue mich. Ein neuer Tag beginnt und ich freu mich, Herr, auf Dich.

Warst die ganze Nacht mir nah, dafür will ich danken. Herr, jetzt bin ich für dich da, diese Stunde ist dein.

Noch ist alles um mich still und ich kann dich hören, was mir heut begegnen will, du bereitest mich vor.

Deinen Frieden schenkst du mir, ich kann dir vertrauen. Ich bin dein, gehöre dir, du lässt mich nicht los.“

In diesem Geist wünsche ich Ihnen einen guten Montag.

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SWR4 Abendgedanken

26MAI2023
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Wenn die Kinder aus dem Kindergarten in die Schule wechseln, gibt es einen Abschiedsgottesdienst. Dabei werden die Kinder dann auch für ihren neuen Weg gesegnet, mit Weihwasser.

Dabei ist es mir schon mal passiert, dass die Kinder auf die Weihwassertropfen spontan mit „iihh“ reagiert haben. Ich finde das nicht schlimm das ist eine ganz natürliche kindliche Reaktion. Viel lieber aber wäre mir, wenn die Kinder verstehen, dass der Segen was Gutes und Schönes ist.

Segnen kommt von dem lateinischen Wort signare, und das heißt bezeichnen, auch mit dem Zeichen des Kreuzes. So habe ich auch meinen Kindern ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet, wenn ich sie abends ins Bett gebracht habe. Und in der Kirche benutze ich dazu Weihwasser. Damit segne ich etwas oder auch jemanden.

Benedicere, das andere lateinische Wort für segnen, bedeutet wörtlich übersetzt: Gutes sagen, Gutes wünschen – mit einem Zeichen, mit einer Berührung.

Gottes Segen soll uns also den Rücken stärken, Hoffnung geben,.

Soll uns sagen: du bist nie ganz allein. Auch nicht in den schweren Zeiten, denn Gott ist bei dir.

Den Kindern habe ich es dann mit dem Bild der Blume erklärt:

Jedes von ihnen ist wie eine Blume. Alle sind unterschiedlich und erst zusammen wird ein schöner bunter Strauß daraus. Blumen brauchen Wärme, Licht und Wasser, um gut wachsen und gedeihen zu können.

Aber manchmal gibt es Dürrezeiten. Für die Blumen, aber auch in unserem Leben. Ein Segen kann uns dann geben, wonach wir uns gerade sehnen, was wir gerade brauchen – so wie die Blumen zum Beispiel den Regen.

Darauf haben sich die Kinder dann wie die Blümchen nach dem Weihwasserregen ausgestreckt und wollten alle etwas davon abbekommen.

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SWR4 Abendgedanken

25MAI2023
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19 Jahre später. So hört der letzte Film von Harry Potter auf und so beginnt das Theaterstück in der Hamburger Großmarkthalle. Ich bin Harry-Potter-Fan und habe mit meiner Familie das Stück angeschaut. Und ich bin begeistert gewesen, so wie vor 25 Jahren, als das erste Harry-Potter-Buch in deutsch auf den Markt gekommen ist.

Drei Jahre später kam dann der erste Harry Potter- Film in die deutschen Kinos: Harry Potter und der Stein der Weisen.

„Du bist ein Zauberer, Harry.“ „Ich bin ein was?“

Weil es in den Romanen und Filmen nur so von Hexen und Zauberern, von Magie und Schattenwesen wimmelt, gab es aus dem Vatikan Kritik. Ich als Theologe und Filmfan finde das unbegründet. Ich bin vielmehr überzeugt: Wer nach christlichen Motiven sucht, wird bei Harry Potter schnell fündig. Bis hin zu einem Bibelvers.

Auf dem Grab von Harrys Eltern steht aus dem 15. Kapitel des Ersten Korintherbriefs der Satz: „Der letzte Feind, der besiegt wird, ist der Tod.“

Also, die Hoffnung, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, sondern es Hoffnung gibt auf ein Leben nach dem Tod.“

Immer wieder habe ich meine Schülerinnen und Schüler auch im Religionsunterricht auf Harry Potter verwiesen. Denn Harry Potter verkörpert viele Werte, die auch im Christentum wichtig sind.

So wird sein Lehrer Dumbledore nie müde, Harry zu erklären, dass die Gabe der Liebe das ist, was ihn zu etwas Besonderem macht. Harrys Mutter Lilli opfert sich aus Liebe zu ihrem Sohn. Und am Ende ist Harry selbst auch bereit, sich zu opfern, um die Welt zu retten vor dem bösen Lord Voldemort.

Das sind alles christliche Motive: Das eigene Leben hinzugeben aus Liebe.

Gewiss wäre es übertrieben, die Romanfigur Harry Potter gleich zu einer Art Messias zu machen. Ähnlich also, wie Jesus es damals war. Aber für mich ist auch er ein Retter und ein Heilbringer.

Und es reicht ja auch, der berühmteste und erfolgreichste Zauberlehrling aller Zeiten zu sein. Der 19 Jahre später seinen eigenen Sohn zum Zug bringt zur Zaubererschule nach Hogwarts.

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SWR4 Abendgedanken

24MAI2023
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„Bei mir läuft demnächst alles mit 2G.“ erklärt mir meine Bekannte Silke. Ich stutze. Wie jetzt?

Meine Bekannte sieht die vielen Fragezeichen auf meiner Stirn.

„2G. Geduld und Gelassenheit. Sonst werde ich verrückt.“, sagt sie. „Hm. Ja!“ Wir lachen gemeinsam. Dabei ist uns nicht nur zum Lachen zumute. Es sind schon heftige Zeiten gerade. Die echt Kraft kosten.

Wir unterhalten uns über Begegnungen in der letzten Zeit, die uns ratlos zurücklassen. Mit Leuten, die wie angestochen wirken. Gereizt und sofort auf 180. Und auch über Momente, in denen wir selbst so sind. Gehetzt. Unter Dampf. Überempfindlich. Und uns darüber ärgern, dass wir so drauf sind.

Silke sagt: „Ich brauch was dagegen.“ Und dabei meint sie nicht Schokolade und einen heißen Kaffee oder Tee. Sie spricht von Geduld und Gelassenheit.

Ich glaube, die helfen wirklich. Dabei geht es nicht darum, dass mir einfach alles egal sein sollte. Damit würde ich nicht glücklich werden.

Es geht darum, zu unterscheiden, was dran ist. Wo ich jetzt aktiv werden muss und wo eher Warten angesagt ist. Oder auch, wo mir nichts anderes bleibt, als die Dinge einfach zu Ertragen.

Aber gerade das stellt mich manchmal vor eine große Aufgabe. Weil das nämlich gar nicht so leicht ist, wie es sich sagt. Deshalb, so glaube ich, lohnt es sich, darum immer wieder zu bitten.

Vielleicht mit diesem kleinen, bekannten Gebet:

„Gott, gib mir die Gnade,

mit Gelassenheit Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,

den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,

und die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.“

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SWR4 Abendgedanken

23MAI2023
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„Das mache ich mit links!“ Bestimmt haben Sie diesen Satz schon öfter gehört, vielleicht haben Sie ihn auch selbst schon gesagt.

Knapp 90 Prozent aller Menschen auf der Welt sind Rechtshänder. Und die sagen eben „Das mache ich mit links“, wenn sie zum Ausdruck bringen möchten, dass ihnen etwas besonders leicht von der Hand geht. Das könnten sie also auch mit der Hand erledigen, mit der sie eigentlich weniger geschickt sind.

Früher hatten es Linkshänder an vielen Stellen schwer. Schließlich sind Arbeitsmittel für Rechtshänder gemacht und nicht selten wurden Linkshänder mit drakonischen Mitteln zu Rechtshändern umerzogen. Das ist mir selbst auch so gegangen. Als ich in der ersten Klasse von der Schule nach Hause kam. Der Lehrer hatte gesagt: Nehmt den Stift in die Hand, mit der es bei euch besser geht. Bei mir war und ist es bis heute die Linke. Meine Mutter sah das aber ganz anders und so hat sie keine Ruhe gegeben, bis ich endlich den Stift in die rechte Hand genommen habe.

Heute sind Linkshänder absolut akzeptiert. Sogar auffällig viele bedeutende Persönlichkeiten sind Linkshänder. Schauspieler wie Bruce Willis oder Julia Roberts, Musiker wie Bob Dylan oder Lady Gaga. Maler wie Picasso, bekannte politische Führer wie John F. Kennedy oder auch Barack Obama. Und Queen Elizabeth II. gehörte auch dazu.

Auch Gott ist Linkshänder. Das hat zumindest Adolf Holl, ein österreichischer, katholischer Theologe behauptet. Er nennt den Heiligen Geist „die linke Hand Gottes“. Die Weltgeschichte, so schreibt Holl, ist durchdrungen vom Geist Gottes als einem kreativen Prinzip.

Das sagt man ja auch den Linkshändern nach, dass sie besonders kreativ sind.

Wie dem auch sei. Für mich ist es wichtig, dass Gott, bildlich gesprochen, die ganze Welt in seiner Hand hält. So wird er auch mein Leben halten. Mit welcher Hand ist mir dann egal.

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SWR4 Abendgedanken

22MAI2023
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Auf einem sozialen Netzwerk habe ich eine Diskussion verfolgt. Eine Frau hat geschrieben, wie hilfreich es für sie ist zu vergeben. Eine andere hat daraufhin gefragt: "Ich vergebe, aber ich vergesse niemals! Ist das jetzt Vergeben oder nicht?"

Sie hat vielleicht an den Spruch gedacht: Vergeben ja, vergessen nein. Der hat ja durchaus so einen Unterton von "Das vergesse ich dir nie!"

Vor einiger Zeit habe ich ein schlaues Buch von einer Philosophin gelesen. Sie findet vergeben superwichtig, denn es befreit die Seele. Vergessen jedoch, dazu rät sie nicht. Vielmehr meint sie, aus dem, was uns angetan wurde, können wir Wichtiges lernen. Und sie ist überzeugt davon, dass es schade wäre, dieses bitter, ja oft schmerzhaft erkaufte Wissen nicht zu nutzen. Das leuchtet mir ein.

Wir in Deutschland dürfen zum Beispiel nicht den Krieg vergessen, den wir 1939 angefangen haben, und nicht die Ermordung von sechs Millionen Jüdinnen und Juden. Auch wenn manche meinen, dass allmählich mal Schluss sein müsste mit dem ständigen Erinnern. Gerade vor zwei Wochen, am 8. Mai, dem Tag der Befreiung von der Nazidiktatur, sind wir ja wieder daran erinnert worden. Und ich finde, das ist gut so.

Denn: Die grauenhaften Taten unserer Eltern und Großeltern müssen uns für immer eine Lehre sein. Wir können nur hoffen, dass ihnen vergeben wurde. Uns ihre Schuld auf die eigenen Schultern laden, das müssen wir nicht. Aber vergessen, auf keinen Fall.

Nur Gott kann es sich leisten zu vergessen. Wenn ich meine Sünden und Fehler bereue und bereit bin umzukehren, dann vergibt er mir. Und an meine Schuld denkt er nicht mehr. So steht es in der Bibel.

So kann ich jeden Abend den Tag in Gottes Hand legen und darf jeden Morgen neu anfangen. Denn bei Gott gilt: Vergeben und vergessen.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

25MRZ2023
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Angeblich, so wird erzählt, sitzt der Schriftsteller Ernest Hemingway irgendwann in den 1920er Jahren mit einer Gruppe anderer Autoren zusammen. Seine Behauptung: Er kann eine Kurzgeschichte in nur sechs Wörtern schreiben. Was für eine verrückte Idee?! Schließlich haben Kurzgeschichten durchschnittlich mindestens 2.000 Wörter.

Die anderen Kollegen lassen sich auf die Wette ein. Und Ernest Hemingway schreibt sechs Wörter auf eine Serviette:

„Zu verkaufen. Babyschuhe. Noch nicht getragen!“

Wahnsinn. Sechs Worte reichen. Und es entsteht eine Geschichte, in mir. Sechs Worte, und meine Phantasie ist auf Hochtouren. Sie möchte die Zwischenräume füllen. Zur Zeit erlebe ich in meinem Bekanntenkreis und auch in meiner Gemeinde, wie viele Kinder neu geboren werden. Irgendwann werden sie sie brauchen, die Babyschuhe. Damit sie dann endlich getragen werden.

Mit wenigen Worten das Wichtigste sagen. Das ist eine Kunst. Leben wir doch eher in einer Welt, in der wortreiche und durchaus manchmal langatmige Reden gehalten werden.

Und manchmal gehören auch wir Theologen dazu. Bei manchen Themen erkläre auch ich wortreich. Mein Sohn erinnert mich dann gerne, mich auf das wirklich Wichtige zu beschränken.

„Christus ist gestorben, Christus ist erstanden, Christus wird wiederkommen.“

Das sind zwar jetzt neun Worte, aber sie beschreiben, was wir in dieser Zeit vor Ostern besonders betonen.

Jesus Christus zeigt: Es gibt Leben, dass über den Tod hinaus geht. Und daran glaube ich. Und damit genug der Worte für heute.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

24MRZ2023
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Die Klänge einer Geige können verzaubern. Das habe ich selbst immer wieder erlebt, denn mit 10 Jahren habe ich angefangen Geige zu lernen. Doch allein mit den vier Saiten und dem Bogen, der das Instrument zum Klingen bringt, ist es nicht getan.

Bei keinem anderen Instrument ist die individuelle Ausführung der einzelnen Bauteile für den Klang so wichtig wie bei der Geige, sagt der Geigenbaumeister Martin Schleske. Begeistert erzählt er im Internet, wie lange es manchmal dauert, bis er das richtige Stück Holz gefunden hat, das er dann „Sängerstamm“ nennt. Sein Handwerk ist für ihn auch ein Sinnbild für das Geheimnis des Lebens.

Den Bau einer Geige vergleicht er mit dem Lebensweg des Menschen. „Wie der Geigenbauer aus einem Stück Holz einen wunderbaren Klangkörper schafft, so kann Gott uns - mit all unseren Mängeln - zum Klingen bringen“, sagt Schleske.

In seinem Buch „Der Klang: vom unerhörten Sinn des Lebens“ schreibt er unter anderem über das menschliche Herz und was darin Resonanz erzeugt: nämlich die Liebe. Nur als Liebende, ist Martin Schleske überzeugt, können wir Menschen uns entwickeln und unseren Platz im Leben finden.

Das kann ich gut unterstreichen. Alleine zu leben ist gar nicht so leicht. Gemeinsam mit meiner Partnerin, in Liebe verbunden, lässt es sich oft so leicht leben. Ich möchte das nicht mehr missen. Das schönste Geschenk Gottes an uns Menschen ist, dass wir Menschen uns lieben, und auch achtsam und sorgsam miteinander umgehen können.

Wenn ich früher alleine zu Hause Geige geübt habe, dann hatte ich oft das Gefühl, dass etwas fehlt. Erst im gemeinsamen Musizieren ist die Musik richtig schön geworden. Bis heute liebe ich es, Streichern im Orchester zuzuhören. Da spüre ich, über aller Anstrengung des Spielens, die Leichtigkeit und die Freude. Immer wieder. Ein Miteinander. In allen Facetten.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

23MRZ2023
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Hagar ist Magd von Sara, der Frau von Abraham. Und diese kann keine Kinder bekommen. Das ist schlimm für sie. Denn ohne Kinder hat ihre Familie keine Zukunft. Sara´s Idee: Abraham soll mit Hagar ein Kind zeugen. So wird Hagar schwanger, und das macht Sara Angst. Abraham könnte Hagar lieber haben als sie. Deshalb verachtet Sara Hagar und lässt sie die niedrigsten Dienste tun, bis Hagar in die Wüste davonläuft.

Da sitzt Hagar nun verzweifelt, bis ein Engel des Herrn zu ihr tritt. Er gibt Hagar den Auftrag, wieder zu Sara zurückzukehren und verspricht Hagar einen Sohn, der Ismael heißen und Vater eines großen Volkes werden soll. Da fühlt Hagar sich angesehen von Gott. "Du bist ein Gott, der mich sieht."

Das ist für uns in der Kirche das Wort des Jahres 2023.

In den drei abrahamitischen Religionen, bei Christen, Juden und Muslimen wird Hagar bis heute verehrt. Gut ist es, wenn Menschen sich gegenseitig achten und annehmen, auch wenn es nicht immer ganz leicht ist.

Wie gut das klappen kann, habe ich im Religionsunterrichts erlebt.

Es gibt da nämlich einen Wettbewerb für Schülerinnen und Schüler zum Thema „Abraham hat viele Kinder, Glaube verbindet“. Der erste Preis ist an eine Gruppe gegangen, die einen Film gemacht hat über drei Schüler aus den drei Religionen. Sie werden nach Jerusalem eingeladen, um dort ihren gemeinsamen Vater kennen zu lernen. Unterwegs, gemeinsam im Taxi, stellen sie fest, dass sie in ihren Religionen sehr viele Gemeinsamkeiten haben, etwa im Gebet und in der Sorge für andere. Und sie stellen fest: Nicht ihre Religion ruft zu Unfrieden auf. Es sind Menschen, die die Religion missbrauchen und zum Kampf und Terror aufrufen. In Jerusalem treffen sie Abraham: Ihr seid alle meine Kinder. Und die drei umarmen sich: wir sind Geschwister.

Die Begegnung mit den Schülerinnen und Schülern aus den drei Religionen hat mir einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, miteinander zu sprechen, und nicht nur übereinander.

Nicht nur für Hagar, auch für uns heute gilt:
Gott ist ein Gott, der jeden einzelnen sieht. Und deshalb stehen auch wir zusammen mit unseren Religionsgeschwistern, und letztlich auch mit allen Menschen auf der Welt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37322
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