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19MAI2023
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Es gibt Zoff. Also sagt Svenja zu ihrem vierjährigen Sohn, er solle jetzt erst einmal in sein Zimmer gehen. „Warum?“, fragt der Kleine. „Weil ich die Bestimmerin bin“, antwortet seine Mutter. „Nein“, kommt daraufhin naseweis von dem Kleinen zurück: „Gott ist der Bestimmer.“

Meine Freundin Anna ist Pfarrerin und geht total gerne alle paar Wochen in den evangelischen Kindergarten und erzählt den Kindern von Jesus und von Gott. Vor ein paar Tagen war sie an einem Samstag auf dem Wochenmarkt. Als quer über den Marktplatz eine Kinderstimme schrie: „Gott! Hallo! Gott!“ Das kleine Mädchen zerrte an der Hand ihres entgeisterten Papas und winkte Anna zu: „Hallo Gott!“ Das, erklärte sie ihrem Papa, sei doch Gott! Anna lachte und klärte auf: „Nein, ich bin leider nur die Pfarrerin, aber ich erzähle euch im Kindergarten immer von Gott.“

In der Bibel wird erzählt, wie begeistert Kinder auf Jesus zugestürmt sind. Und ich kann es mir genau vorstellen: ein lärmender Haufen begeisterter Kinder! Die Jünger jedenfalls waren wenig angetan – Jesus hatte doch echt genug um die Ohren: so viele Menschen, so viele Sorgen und Nöte. Die Jünger fingen die Kinder ab, mahnten sie schön leise und brav zu sein und schickten sie wieder weg. Als Jesus das merkte, wurde er ziemlich ungehalten und sagte zu seinen Jüngern: »Die Kinder sollen zu mir kommen, hindert sie nicht daran! Denn für Menschen wie sie ist das Reich Gottes da. Das sage ich euch: Wer sich das Reich Gottes nicht wie ein Kind schenken lässt, wird nie hineinkommen.« (Markus 10, 13ff) Und die Kinder durften zu ihm kommen, er legte seine Hände auf sie und segnete sie.

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18MAI2023
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Es ist so ein Bastelbild: unten sieht man eine Gruppe Menschen, in der Mitte Jesus, da drüber eine riesige Wolke, und wenn man an der Schlaufe zieht, dann fliegt Jesus wie eine Rakete hoch in die Wolke. Christi Himmelfahrt.
Gerade war Jesus noch mit seinen Freundinnen und Freunden beisammen, da wird er schon abberufen und fährt auf in den Himmel.

Die Grundschülerinnen und Grundschüler meiner Religionsklasse kennen das auch schon, dieses „gerade noch da, jetzt aber weg“. Gerade war noch der Papa da, jetzt ist er weg, hat sich von der Mama getrennt. Oder die große Schwester, die auszieht. Oder das Meerschweinchen, der Hamster, das Zwergkaninchen, die einfach sterben. Der Opa, der jetzt auf dem Friedhof liegt.

Ich frage die Grundschüler, wie sie das finden. Und sie erzählen von Wut und Traurigsein, aber vor allen Dingen von Hilflosigkeit: sie fühlen sich klein und alleingelassen und verstehen die Welt nicht mehr.

Ich sage, dass damals die Freundinnen und Freunde Jesu sich genau so auch gefühlt haben. Und ich erzähle, dass Gott ihnen den Heiligen Geist an die Seite stellt, der soll ihnen helfen, sie trösten.

Wir überlegen uns, wie so etwas aussehen kann: der Heilige Geist in Aktion sozusagen. Das Erste, was eigentlich fast allen einfällt, ist die Mama, die einen in den Arm nimmt. Und der Papa, der tröstet. Viele erzählen auch von der Oma. Der Geruch des Kuscheltiers. Die Wärme des Bettes. Schokolade, ein Lied, ein Gebet. Ernst genommen werden.

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17MAI2023
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Vor ein paar Wochen ist meiner Freundin Kerstin etwas Krasses passiert: sie war mit ihrem Hund morgens spazieren. Da sieht sie ein Reh, das sich auf einem Gütle in so einem alten Fußballtornetz komplett verfangen hat. Je mehr das Reh Panik bekommt, desto mehr verheddert es sich in diesem Netz. Meine Freundin also hin, versucht, dem Tier zu helfen. Sie schafft es, ein Netzteil aus dem Mund des Rehs zu entfernen – daraufhin fängt das Reh an zu schreien und meine Freundin fällt vor Schreck auch noch selbst ins Netz. Jedenfalls schnappt sie sich ihren Hund und die beiden joggen ein paar hundert Meter weiter, da ist ein Haus –niemand macht auf. Sie weiter, paar hundert Meter, zwei Häuser, niemand da. Sie macht kehrt, andere Richtung, Reiterhof. Da kommt ihr ein Mann mit Hund entgegen, der in einem der beiden Häuser wohnt. Er rennt schnell nach Hause, holt ein Messer. Die beide rennen Richtung Reh. Da kommt ihnen ein Hundebesitzer entgegen, er hat das Reh auch gesehen und hat es aus dem Netz geschnitten („er habe immer ein Messer dabei“), das Reh ist wieder im Wald… Meine Freundin war so fertig, auf dem Nachhauseweg haben ihre Muskeln angefangen zu zittern. Was für ein Morgen…

Meine Freundin erzählt es mir und ich denke: „Was du einem meiner geringsten Brüder und Schwestern getan hast, das hast du mir getan.“ (Matthäus 25,40)

Jesus hat das gesagt und er hat damit gemeint, dass wenn wir Menschen in Not helfen, dann helfen wir damit Jesus selbst. Aber ich denke, das trifft auf alle Geschöpfe Gottes zu, die in Not sind. Wenn wir einem Geschöpf Gottes helfen, das in Not ist, helfen wir Gott.

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16MAI2023
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Wir Pfarrerinnen und Pfarrer sollen Werbung für den Pfarrberuf machen. Ne, echt jetzt?, denke ich. Für einen Beruf, der keine geregelten Arbeitszeiten kennt? Bei dem ich allzu oft keinen freien Tag in der Woche habe? Und bei dem sich am Ende des Sommers die Pfarrer treffen, um sich zu erzählen, wie viele nicht genommene Urlaubstage dieses Jahr wieder verfallen. Für einen solchen Beruf soll ich Werbung machen?

Bevor ich Schnappatmung bekomme, schnappe ich mir meinen Hund und wir drehen eine Runde um die Häuser. Draußen begegne ich einem älteren Herrn, ich habe seine Frau vor ein paar Jahren beerdigt. Er erzählt mir von seinen Kindern und Enkeln und davon, dass er seine Frau immer noch sehr vermisst. Ein paar Schritte weiter eilt eine junge Frau den Weg entlang. Ihre Kinder wurden in unserer Kirche getauft. Sie hat sich vom Vater der Kinder getrennt, jetzt schlägt sie sich als Alleinerziehende wacker durchs Leben. Auf dem Rückweg treffen wir noch zwei Männer. Die beiden habe ich anlässlich ihrer Eheschließung gesegnet. Wir unterhalten uns über unsere Hunde, über das Wetter und das Leben. Auf der anderen Straßenseite steht die achtjährige Jasmin, sie winkt mit ihrem ganzen Körper: „Hallo, Frau Pfarrerin, hallo!“ Als ich die Haustür hinter mir zumache, denke ich: „Siehste, Du bist doch sehr gerne Pfarrerin!“

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15MAI2023
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Ich habe in Nigeria eine Freundin besucht. Und hier im fernen Nigeria habe ich eine kleine Geschichte erlebt, die mir gezeigt hat, dass Menschen wirklich zu beeindruckenden Gesten fähig sind.

Meine Freundin und ich mussten einkaufen. Wir sind in den Supermarkt, haben unseren Einkaufswagen vollgeladen und wollten nun also an der Einkaufskasse zahlen. Nur, es ging nicht. Wir wollten mit der Bankkarte zahlen, aber die Zahlung ging nicht durch. Wir warteten und gaben die Nummer noch einmal ein, nichts. Wir probierten das Kartengerät der Nachbarkasse, nichts. Wir gingen in eine bestimmte Ecke des Supermarktes, weil dort der Empfang besser sein sollte, nichts. Aso ließen wir die Lebensmittel zurück und gingen unverrichteter Dinge raus aus dem Supermarkt. Wir waren gerade draußen, da kam ein junger Mann hinter uns her: wir sollten zurückkommen, es hätte sich alles geklärt. Meine Freundin und ich guckten uns irritiert an, folgten aber dem jungen Mann.

„Ja“, sagte die Kassiererin, „der Mann hinter uns in der Schlange habe unsere Lebensmittel für uns bezahlt, wir könnten alles mitnehmen und gehen.“ Meine Freundin und ich freuten uns natürlich, aber die ganze Sache war uns auch furchtbar unangenehm. Wir bedankten uns also bei dem Mann und baten ihm, uns seine Kontodaten zu geben, wir würden ihm selbstverständlich alles schnellstens überweisen. Er lehnte dankend ab, das sei doch selbstverständlich, dass man hilft. Wir insistierten, nein, nein, wir möchten ihm das Geld bitte zurückgeben. Daraufhin lächelte er und sagte: „Nehmen Sie das Geld und spenden es für einen guten Zweck.“ Meine Freundin und ich waren sprachlos angesichts dieser beeindruckenden Großherzigkeit! Was für ein beeindruckender Mensch!

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14MAI2023
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„Paß auf Dich auf!“ sagt mir meine Schwester – und wir gucken uns an und müssen beide grinsen. Unsere Oma hat uns nämlich immer, wenn wir uns von ihr verabschiedet haben, gesagt: „Gottes Segen begleite Dich!“ Gemeint hat sie das gleiche: Du bist mir wichtig, deswegen sollst Du auf Dich aufpassen, deswegen soll Gott auf Dich aufpassen.

Vor ein paar Wochen hatte ich eine ganz besondere Taufe. Das kleine Mädchen war gerade getauft worden und wir standen im Kreis und einer nach dem anderen sagte, was er sich für den Täufling wünscht. Die Patentante sagte, dass sie ihr Träume wünscht und hofft, dass sie sie dabei unterstützen kann; der Papa wünschte ihr, dass er ihr immer ein guter Vater ist; und ich, die Pfarrerin gebe ihr den Taufspruch mit auf den Lebensweg: „Sei mutig und stark! Fürchte dich nicht, und hab keine Angst; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir bei allem, was du unternimmst.“ (Josua 1, 9) Es war ein geradezu magischer Moment.

Es ist gut, wenn man weiß, man ist auf seinem Lebensweg nicht allein. Da sind Menschen, denen man etwas bedeutet. Da ist Gott, der auf einen aufpaßt. Und es ist egal, ob es nur der Weg zur Arbeit ist oder der Aufbruch in den Urlaub oder ein besonderer Augenblick auf dem Lebensweg wie eine Taufe. Es ist immer wichtig zu wissen: Du bist nicht allein. Man geht mutiger und stärker und ohne Angst.

Insofern wünsche ich allen: Gottes Segen begleite Dich!

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13MAI2023
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Mein Vater ist dement, und egal wie durcheinander er gerade ist, wenn ich ihn frage: „Papa, es ist Wochenende. Trinken wir einen Sekt zusammen?“ Dann sagt er: „Ja.“ und lacht.

Mein Vater hat schon immer gerne Sekt oder Weinschorle getrunken, er hat sogar lange selbst ein Stück Weinberg gepflegt, und auf seine eigenen Reben war er immer stolz. Jetzt ist er 87 und Sekt ist immer noch sein absolutes Lieblingsgetränk.

Ich bin auf einen Sekt-Segen gestoßen. Also ein Gebet passend zum Sekt trinken. „Wenn das mal nicht zu meinem Vater passt“, habe ich gedacht. Dieser Sekt-Segen geht so:

„Wenn mir mein Glas eingeschenkt wird, bete ich: Gott, du beschenkst mich mit allem, was ich brauche.

Wenn ich anstoße, denke ich: Jesus, du machst mein Leben aufregend, vor allem dann, wenn ich mit anderen in Kontakt komme.

Und wenn die Kohlensäure im Mund bizzelt, dann bete ich: Heiliger Geist, wenn´s in meinem Leben prickelt, dann bist du dabei. Du lässt mich sogar manchmal überschäumen und dann ist deine Liebe perfekt.“

Ich weiß nicht, ob mein Vater etwas mit diesem speziellen Sektgebet anfangen kann, aber ich bin sicher: er ist bestimmt dankbar für alles, was er in seinem langen Leben geschenkt bekommen hat. Und vielleicht ist er auch gespannt, wer ihm noch alles begegnet. Ob in seiner ganz eigenen Welt oder in unserer gemeinsamen.

Ich bitte Gott auf jeden Fall um das Prickeln im Leben. Für meinen Vater und mich. Um die Lebendigkeit, wenn wir Liebe spüren und noch den ein oder anderen unbeschwerten Moment zusammen erleben dürfen. Zum Wohl, Papa.

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12MAI2023
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Ich bin in einem goldenen Smart mitgefahren. Das war ganz spontan und plötzlich war ich eine Prinzessin auf dem Beifahrersitz.

Es ist ein verrückter Tag. Zuerst werde ich im Regen ohne Schirm klatschnass. So nass bin ich dann bei einer Trauerfeier, mit schöner Musik und ganz persönlichen Worten. Richtig bewegend. Und beim Empfang danach lerne ich kurzerhand Christiane kennen. Ich stehe rum und schaue, wen ich kenne. Kurz bevor ich gehen will, rufe ich in die Runde: „Also tschüss zusammen, ich muss los. Mein Bus fährt.“ Da sagt Christiane: „Ich nehm dich mit. Wo musst du hin?“

Zu dem Zeitpunkt weiß ich noch gar nicht, dass sie Christiane heißt, aber ihre fröhliche Art hat mich gleich mitgezogen. Also gehe ich mit ihr raus. Schon nach ein paar Schritten zwinkert sie mich an und gesagt: „Ich hab einen goldenen Smart.“ „Wirklich?“, frage ich zurück und schon sind wir am Parkplatz.

Da steht er. Ein goldfarben lackiertes kleines Auto mit ziemlich viel Krimskrams innendrin. Christiane räumt rasch den Beifahrersitz frei und meint dazu: „Das Auto ist eigentlich meine Handtasche.“ Als ich drin sitze entdecke ich so ein Glitzer-Plastik-Zepter, das vorne zwischen Ablage und Windschutzscheibe klemmt. „Und was ist damit?“ frage ich. Christiane grinst wieder und meint: „Damit wink ich immer raus, wenn ich auf der A5 im Stau stehe.“

Christiane hat so Recht. Warum nicht verrückt sein? Warum nicht andere zum Lachen bringen? Vor allem dann, wenn alles so ernst ist oder traurig ist.

Wer heute irgendwo einen goldenen Smart sieht, der sieht wahrscheinlich Christiane: Frohnatur, Lebenskünstlerin und tatsächlich auch Prinzessin.

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11MAI2023
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Mit Chipstüten rettet Stephanie Leben. Das hat sie schon hundertmal gemacht. Stephanie sagt: „Das klappt wunderbar. Man braucht nur Zeit und muss sich diesem Müll widmen.“

Stephanie bastelt aus leeren Chipstüten Rettungsdecken. Die funktionieren wie die dünnen goldenen Einmaldecken, die es in jedem Erste-Hilfe-Kasten gibt. Aus 80 oder 100 Chipstüten lässt sich eine Decke für Erwachsene machen, und aus zehn oder zwanzig eine für Babys oder Kleinkinder.

Stephanie wohnt in Paderborn und stellt die Decken dort zusammen mit dem Roten Kreuz her. Die alten Verpackungen kriegt sie als Spenden gebracht. Die wäscht und trocknet sie dann, sie bügelt sie und bringt sie in die passende Form. Damit am Ende die Decken richtig stabil werden, bügelt sie noch eine Verpackungsfolie über alles drüber. So hält alles zusammen und die Decken sind dann gar nicht mehr so leicht kaputt zu kriegen. Ganz anders als die Teile aus den Rettungskästen, die man nur einmal verwenden kann. Die fertigen Chipstüten-Decken schickt Stephanie dann in Katastrophengebiete oder verteilt sie an Obdachlose.

Was Stephanie macht ist mehr als Upcycling. Klar, vermeidet sie auch Müll. Aber vor allem lässt sie sich von schlimmen Nachrichten und Notlagen nicht unterkriegen. Sie sagt: „Es gibt immer Katastrophen und viel zu viel Müll. Also machen wir weiter.“

Toll, was Stephanie da alles zusammenbringt: eine gute Idee, viele beteiligte Menschen und vor allem ganz viel Liebe.

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10MAI2023
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Der Sozialarbeiter im Krankenhaus fragt mich: „Haben Sie schon einen Platz in der Kurzzeitpflege organisiert?“ Ich stehe im Krankenhaus, in dem mein Vater vor wenigen Tagen operiert wurde, und der Sozialarbeiter schaut mich groß an: „Sie wissen wie sportlich das ist, so einen Platz in so kurzer Zeit zu finden.“

Ich weiß erstmal gar nichts. Ich weiß nur, dass ich meinen Vater eigentlich nie weggeben wollte. Nicht in ein Heim, nur weil wir es daheim nicht mehr schaffen.

Aber jetzt sind die Dinge anders. Nach dieser OP braucht mein Vater das komplette Pflegeprogramm. Und das kann ich ihm nicht geben.

Ich kann das tun, was mir möglich ist: Ihn besuchen, ihm Suppe geben, ihm gut zureden und für ihn beten. Das ist eine Menge, aber es fühlt sich trotzdem nach zu wenig an.

Zwei Tage später habe ich einen Platz in der Kurzzeitpflege ergattert. Nachdem ich unendlich viel telefoniert habe, gewartet habe und mit einer Menge freundlicher Menschen gesprochen habe.

Das vierte Gebot heißt: „Du sollst Vater und Mutter ehren.“ Jetzt muss ich entscheiden, was das heute für mich heißt. Da höre ich auf die, die sich auskennen. Zum Beispiel auf die engagierten Frauen vom Pflegedienst, die mich beherzt beraten.

Mit vielem bin ich überfordert, aber wenn ich das Gefühl habe, dass da Leute an einem Strang ziehen, dann fühlt sich das richtig an. Und dann ist das vielleicht genau im Sinne des vierten Gebots. Und das verstehe ich so: Mein Vater soll die Hilfe bekommen, die er bis zu seinem Lebensende braucht. Ich muss ihm die nicht alleine geben, im besten Fall ist das wie ein Puzzle aus vielen Teilen. Und ich kann mein spezielles Puzzleteil dazu legen, und ihn damit auf meine Art ehren.  

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