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SWR3 Worte

29MAI2024
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Der us-amerikanische Dichter Stephen Benét ist wenig bekannt, aber sein Gebet für die Einheit der Nationen ist auch nach über 80 Jahren noch aktuell. Darin heißt es:

Vor allem gewähre uns Geschwisterlichkeit, nicht nur für den heutigen Tag, sondern für alle unsere Jahre – eine Geschwisterlichkeit nicht der Worte, sondern der Handlungen und Taten.

Wir alle sind Kinder der Erde (…).

Wenn unsere Geschwister unterdrückt werden, dann werden wir unterdrückt.

Wenn sie hungern, hungern wir.

Wenn ihnen die Freiheit genommen wird, dann ist unsere Freiheit nicht sicher.

Gib uns einen gemeinsamen Glauben, dass der Mensch Brot und Frieden kenne – dass er Recht und Gerechtigkeit, Freiheit und Sicherheit, gleiche Möglichkeiten und gleiche Chancen sein Bestes zu tun erkennt.

Und das nicht nur in unseren Heimatländern, sondern in der ganzen Welt. (…) Amen.

 

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Gebet_der_Vereinten_Nationen

Übersetzung aus dem Englischen teilweise von UN verändert.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39952
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SWR3 Worte

28MAI2024
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#wirsindmehr heißt die Initiative, bei der sich seit sechs Jahren Menschen gegen demokratiefeindlichliches rechtes Gedankengut engagieren. Dort habe ich einen Text gefunden, den Jesus vermutlich auch unterschreiben würde:

 

Unser Kreuz hat keine Haken. Wir wollen Herz statt Hetze.

Herkunft kann man sich nicht aussuchen, Heimat schon.

Wir glauben, dass Falafel gut zu Sauerkraut passt und es sich miteinander schöner lebt als gegeneinander.

Unser Horizont ist weit wie der Himmel überm Ostseestrand. Regenbogen inklusive.

Demokratie heißt, das Wohl aller zu wollen und dabei manchmal auch unterschiedlicher Meinung zu sein. Rassismus ist keine Meinung.

#wirsindmehr

 

Quelle: https://www.editionahoi.de/aktuell/

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39951
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SWR3 Worte

27MAI2024
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Ist Glaube nur was für Naive? Die Schriftstellerin Helga Schubert hat eine andere Überzeugung:  
„Man ist nicht dumm oder kritiklos, wenn man glaubt. Glauben bedeutet für mich ein Einverstandensein mit dem Leben, mit den Aufgaben und Hindernissen, die es in jedem Leben gibt. Glauben ist auch ein Dazugehören. Zu einem Denken, das die weltliche Macht relativiert und als endlich ansieht.“ 

In: Stefan Seidel (Hg.), Grenzgänge. Gespräche über das Gottsuchen, S. 78. Claudius Verlag 2022

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39950
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SWR3 Worte

26MAI2024
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Sind die Zeiten für Religion und Kirche vorbei? Die Bischöfin Petra Bahr ist überzeugt, dass Kirchen auch heute viel zu bieten haben: 

"Christen sind ja keine Popgruppe, die heute retro war und morgen wieder angesagt sein könnte. Kirchen sind und bleiben Orte, in denen nach Gott gefragt wird. Hier ist Platz für Gebete und Stille, für Ohnmacht, Ratlosigkeit und Verzweiflung. Natürlich sind Kirchen auch Räume, in denen gefragt wird: Was sollen wir tun? (Und:) Was können wir lassen?" 

https://taz.de/Bischoefin-Petra-Bahr-ueber-Pazifismus/!5936205/ Juni 2023

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39949
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SWR3 Gedanken

23MRZ2024
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Die Christen sind die Bibel der Nichtchristen. Den Satz habe ich neulich mal gelesen. Steile These. Ob Leute, die mit Gott und Jesus nichts anfangen können, das wirklich sagen würden? „Ihr Christen, Christinnen seid unsere Bibel. Mit euch erleben wir, wie Gott ist.“

Ach, eher nicht. Oder wenn, dann wahrscheinlich eher in der negativen Version:

„So wie ihr Christen euch benehmt, haben wir keine Lust auf euren Gott.“

Und es stimmt ja: Christen haben viele furchtbare Taten zu verantworten. Von den Kreuzzügen über die Hexenverfolgungen bis hin zu den Missbrauchsfällen heute. Ich kann verstehen, dass viele nichts mehr von Kirche, Bibel und Glaube wissen wollen.

Aber: Wer Glaube dazu benutzt, Gewalt über andere auszuüben, hat die Bibel und Jesus komplett missverstanden. Die Idee ist eigentlich: Jeder Mensch ist in Gottes Augen alle Liebe wert. Gott lässt sich lieber selbst umbringen, als einen Menschen aufzugeben.

Jesus ist sowas wie die fleischgewordene Solidarität Gottes mit den Menschen.

Deswegen heißt Christsein – immer schon und erst recht heute: mit und für andere Menschen leben. Auf einer radikalen Augenhöhe miteinander, weil Gott uns allen gleich nahe ist. So würde ich als Christin gerne zur Bibel für andere werden.

Weil alle in Gottes Augen aller Liebe wert sind.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39544
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SWR3 Gedanken

22MRZ2024
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Liebe geht durch den Magen. Frieden auch! Zumindest im „Kanaan“, einem israelisch-palästinensischen Restaurant in Berlin.

Seit acht Jahren gibt es diesen Hoffnungsort schon. Er gehört dem Israeli Oz Ben David und dem Palästinenser Jalil Debit zusammen. Als sie sich vor Jahren kennengelernt haben, gab es erstmal Streit: Darum, wer das bessere Hummusrezept hat.

Inzwischen haben sie aus beiden Rezepten ein noch besseres neues erfunden.

Und genau das ist auch ihre Restaurant-Philosophie: Das Gute aus ihren beiden Kulturen schätzen und teilen. Einen Raum schaffen, in dem Menschen entdecken, wie ähnlich sie sich sind. Einen Ort anbieten, an dem die Gäste schmecken und erleben, welche Kraft entsteht, wenn Menschen sich austauschen, zuhören und dann füreinander einstehen.

Nach dem 7. Oktober 2023 hat das Restaurant Kanaan erst mal ein paar Tage zugemacht. Aber Oz Ben David hat gesagt: „Wenn wir zulassen und Angst haben, dann haben die bösen Menschen gewonnen.“ Darum gibt es in Berlin weiterhin einen Ort, an dem deutlich wird: Frieden schmeckt und sättigt!

Und für alle, die nicht in Berlin wohnen: Oz Ben David und Jalil Debit haben ein Kochbuch geschrieben, mit vielen Erzählungen. Es heißt natürlich auch „Kanaan“. Und es beweist:

Liebe geht durch den Magen. Frieden auch!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39543
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SWR3 Gedanken

21MRZ2024
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Hochzeit. Monatelange Vorbereitungen, Stress, das richtige Catering, die ideale Location zu finden, womöglich noch einen Kredit aufnehmen – all das haben Ann-Marie und Jonathan nicht gebraucht für ihre kirchliche Trauung. Dreißig Minuten Vorbereitung haben die beiden investiert - und einen Segen fürs ganze Leben zu zweit mitgenommen. Und nicht nur das – Ann-Marie und Jonathan haben ein ganz auf sie abgestimmtes Ritual erlebt. Mit Traufragen, Ringtausch, Segen, roten Rosen und sogar noch einem Glas Sekt zum Anstoßen.

In der Pforzheimer Schlosskirche konnten neulich Paare ganz spontan kirchlich heiraten. Und das haben dann über 30 Paare auch getan. Haben, wie Ann-Marie und Jonathan vorbeigeschaut, mit einer Pfarrerin gesprochen, sich ein Lied ausgesucht – und los ging’s.

„Einfach heiraten“ heißt die Aktion der evangelischen Kirche in Pforzheim, für alle, die aus welchen Gründen auch immer die kirchliche Hochzeit bisher aufgeschoben haben, eine segensreiche Gelegenheit.

Und fühlt man sich anders hinterher? „Ich bin einfach nur glücklich“, sagt die frisch getraute Ann-Marie, „weil das jetzt einfach das Puzzle perfekt gemacht hat.“

Einfach heiraten – einfach Segen spüren. Und hoffentlich weitergeben.

 

(Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/regional/badenwuerttemberg/swr-spontan-heiraten-in-pforzheim-100.html)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39542
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SWR3 Gedanken

20MRZ2024
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Verwitterte Buchstaben, abgebrochene Verzierungen – kaum ein Grabmal, dessen Inschrift ich lesen kann. Bei meinem Rundgang um die Unikirche in Heidelberg bleiben die meisten der dort verewigten VIPs vergangener Zeiten also Unbekannte für mich.
Doch dann stehe ich vor einer intakten Sandsteintafel mit modernen Buchstabentypen. Problemlos lesbar.

„Finsternis ist nicht finster bei Dir“, steht da. Und dann eine Widmung.

Ich lese, dass die Universität Heidelberg diese Tafel vor rund 60 Jahren aufgehängt hat. Allen Angehörigen der Universität zum Gedächtnis, die im Zweiten Weltkrieg getötet wurden. Durch den Krieg, durch Unmenschlichkeit. 
Solche Tafeln gibt’s ja öfter. Aber noch nie habe ich eine gesehen, die diesen Satz als Überschrift hat: „Finsternis ist nicht finster bei Dir“. Das ist ein Satz aus einem alten biblischen Gebet, einem Psalm.
Mit diesem Satz wird aus der Gedenktafel eine Hoffnungstafel. Als Menschen kommen wir mit unserem Denken, Kämpfen, Lieben und Leben immer wieder an unsere Grenzen und können dann nur noch ängstlich ins Dunkle starren. Und für viele Menschen hat dieses Dunkel in diesen Zeiten wieder ganz unmittelbare Ausmaße. Sie leben in und mit dem Krieg.

Der Psalm macht eine andere Ebene sichtbar: Unsere menschlichen Grenzen sind für Gott keine Grenzen. Da geht niemand verloren. Da hat die Angst nicht das letzte Wort. Und erst recht nicht die Gewalt. Finsternis ist nicht finster bei dir bedeutet: Bei Gott wird aus Finsternis Licht.

Für mich ist diese jahrzehntealte Tafel mit dem noch viel älteren Gebetssatz plötzlich top aktuell. Und ich widme diesen Satz allen Menschen, die in unseren Tagen umkommen durch Krieg und durch Unmenschlichkeit. Finsternis ist nicht finster bei Dir, Gott. Und aus Tod wird Leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39541
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SWR3 Gedanken

19MRZ2024
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Body neutrality – der Begriff begegnet mir immer wieder. Body neutrality beschreibt eine neutrale Haltung zum menschlichen Körper, egal wie dünn, dick, eckig oder muskulös dieser Körper ist. Egal ob es um meinen Körper geht, oder um den anderer. Mal wegkommen vom ständigen Beurteilen nach dem Äußeren – eine gute Entwicklung, finde ich.
Ich habe so viele Szenen erlebt, bei denen Leute wegen ihres Körpers verspottet oder ausgegrenzt wurden – klassisches Body shaming eben. Und ich weiß, wie tief sich Kritik am Körper in die Selbstwahrnehmung fräst. Mit welchem Horror oder Ekel viele ihren Körper im Spiegel betrachten. Weil sich da eine neue Rundung zeigt, eine Falte oder Delle.

Als Theologin habe ich überlegt: Gibt es in der Bibel eigentlich auch so was wie Body shaming? Mir ist nichts eingefallen. Gar nichts! Nirgendwo wird geschildert, ob die Leute dick, dünn, klein, hässlich oder schön waren. Nicht einmal von Jesus wissen wir, wie er ausgesehen hat.
Die Bibel ist also body neutral. Sie hat dafür aber einen anderen Blick auf den Menschen. Die Bibel schaut mit Gottes Augen auf die ganze Person. Und dieser Blick ist positiv.

Du hast meine Nieren bereitet, Gott“, heißt es in einem alten Gebet, „du hast mich gebildet im Mutterleib. Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.“

Wunderbar gemacht – mit einer Seele, die Wunderbares erkennt! Das ist der Mensch! Die Körpermaße spielen dafür keine Rolle.
Mir gefällt das: Body neutrality bei gleichzeitiger person positivity. Wunderbar!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39540
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SWR3 Gedanken

18MRZ2024
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„Bloß keine Politik in der Kirche!“ Immer wieder erlebe ich, wie sich manche aufregen, wenn Kirchenleute sich gegen Rechtsextreme positionieren oder sich zur Flüchtlingskrise äußern.
Kirche solle sich auf das Seelsorgliche beschränken, sagen sie und ärgern sich.
Ich halte dagegen: Kirche kann gar nicht unpolitisch sein!
Schon was Jesus damals vor 2000 Jahren gesagt und getan hat, war politisch.

Deswegen ist er auch zum Tod verurteilt worden. Weil er klar benannt hat, wo es ungerecht zu geht. Weil er gesellschaftliche Schranken gesprengt hat, um Menschen wieder in die Mitte zu holen. Weil er das Wohl anderer immer über das eigene Wohlergehen gestellt hat.
Genau das bleibt die Aufgabe der Kirche: Verhältnisse benennen, wo Menschen ungerecht behandelt werden. Diskriminierungen erkennen und überwinden. Alle Kräfte zum Wohl der Menschen aufwenden. Überall. Weil unsere Welt oft nach anderen Maßstäben funktioniert, wirken sich diese Aufgaben politisch aus. Solange die Welt so ist, wie sie ist, so lange wird Kirche auch politisch sein.

Und Gott? Gott hat Jesus, der so politisch gepredigt und gehandelt hat, vom Tod auferweckt. Ein klares Ja zu all dem, was Jesus gesagt und getan hat.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39539
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