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SWR3 Worte
Joana Mallwitz ist eine international bekannte Dirigentin. Musik ist nicht nur ihr Beruf. Sie findet in der Musik immer wieder Göttlichkeit. Sie erzählt:
„Ich glaube an Gott. Ich glaube an die Wissenschaft. Und ich glaube an die Idee der Nächstenliebe, sie ist die Antwort auf alles im Leben.
Tut jemand etwas Böses, dann frage ich mich vor allem: Was müssen wir als Gesellschaft tun, damit diese Person zur Nächstenliebe findet?
Manchmal habe ich eine Idee von Göttlichkeit, wenn ich Meisterwerke (der Musik) studiere. Dann habe ich oft das Gefühl: Das hat sich der Komponist nicht ausgedacht, der hat etwas am Universum freigekratzt und rausgeholt.
Man spürt es, wenn ein Stück größer ist als man selbst.“
Quelle: https://chrismon.de/artikel/56397/joana-mallwitz-chefdirigentin-des-konzerthausorchesters-berlin
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41444SWR3 Worte
Eine Wohnungssuchanzeige der besonderen Art hat die junge Alessa geschrieben. Sie hat überlegt, nach was für einer Wohnung wohl Gott suchen würde. Das klingt dann so:
„Suche eine neue Wohnung.
Hell soll sie sein, viel Sonnenschein soll es darin geben.
Menschen sollen sich darin zuhause fühlen. Es gibt Hausschuhe in allen Größen. Die Wohnung sollte außerdem barrierefrei sein und einen kleinen Garten dabeihaben.
Wünschenswert ist eine Solaranlage auf dem Dach und eine Wärmepumpe.
Parkplatz brauche ich keinen. Aber eine Abstellmöglichkeit für EBikes und eine gute Anbindung an den ÖPNV. Danke fürs Suchen-Helfen! Gott*“
Quelle: https://www.futur2.org/article/gott-wohnt-nicht-im-tabernakel/
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Der Bischof Augustinus hat seine Gedanken über Gott und die Menschen vor rund tausend-fünfhundert Jahren aufgeschrieben. Aber manches liest sich topaktuell. Zum Beispiel dies:
“Die Menschen machen weite Reisen,
um zu staunen über die Höhe der Berge,
über die riesigen Wellen des Meeres,
über die Länge der Flüsse,
über die Weite des Ozeans
und über die Kreisbewegung der Sterne.
An sich selber aber
gehen sie vorbei, ohne zu staunen.”
Quelle: abgedruckt in: F. Schorlemmer (Hg.): Das soll dir bleiben, Radius Verlag 2012, S. 84
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41442SWR3 Worte
‘Ohne zu lügen’ heißt das Gebet, das ich in mein Notizbuch eingeklebt habe und überall hin mitnehme. So sind die Worte von Dorothee Sölle zu meinen geworden:
“Schaffe in mir Gott ein neues Herz
das alte gehorcht der Gewohnheit.
Schaff mir neue Augen,
die alten sind behext vom Erfolg.
Schaff mir neue Ohren,
die alten registrieren nur Unglück (…)
Eine neue Zunge gib mir
statt der gewaltverseuchten, die ich gut beherrsche.
Mein Herz erstickt an der Ohnmacht aller, die deine Fremdlinge lieben.
Schaffe in mir Gott ein neues Herz.
Und gib mir einen neuen Geist,
Dass ich dich loben kann ohne zu lügen.
Mit Tränen in den Augen, wenn’s denn sein muss,
Aber ohne zu lügen.”
Quelle:
Dorothee Sölle: Loben ohne Lügen, Gedichte. Fietkau-Verlag 2000, S. 17
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41441SWR3 Gedanken
Schon beinahe dritter Advent! Höchste Zeit für die Transparent-Sterne! Zuerst nehme ich den großen roten Stern aus der flachen Schachtel. An einer Stelle sind die Zacken zu eng geklebt, dadurch ist er ein wenig asymmetrisch. Ich erinnere mich: Die jüngere Tochter hatte mit roten Backen und großem Eifer den ganzen Nachmittag gefaltet und geklebt. Und dann ist ihr am Ende was verrutscht beim Kleben. Eine Lücke klafft zwischen zwei der Zacken.
Sie war den Tränen nahe. Ihre ältere Schwester hat damals die Situation gerettet: „Das ist doch prima so. Da können die Engel viel besser durchspickeln.“ Lächelnd bekommt der Engelstern seinen Platz am Fenster. Dann hänge ich ein paar bunte Sterne auf. Jeder ist anders, alle haben eine kleine Macke. Die Kinder haben sie gebastelt, als Perfektion noch nicht wichtig war. Schließlich der große weiße Stern! Das war eine Gemeinschaftsarbeit von mir und den Kindern. Wir haben ihn kurz vor Weihnachten gemacht, und dann hatten wir Probleme beim Zusammenkleben. Der Klebstoff war aus! Mit den allerletzten Resten aus der Tube haben wir die Zacken zusammengefügt. Seither habe ich jedes Mal, wenn ich ihn aufhängen will, einzelne Teile in der Hand. Ich klebe sie auch dieses Mal wieder einzeln ans Fenster; am Ende ist es doch ein ganzer Stern.
Ich betrachte mein Sternen-Fenster. Es lässt die Engel durchspickeln, ignoriert die Perfektion und lässt Gott aus unserem Stückwerk ein großes Ganzes machen – das ist Advent!
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„Christenhoroskop“, so nennt es meine Freundin Anke. Damit meint sie die sogenannten Tageslosungen. Viele Menschen haben diese Losungen als kleines Büchlein bei sich zu Hause liegen. Am Morgen oder auch am Abend lesen viele Menschen dann daraus die Tageslosung – Bibelverse, die einen durch den Tag begleiten sollen. Losung heißt es, weil der Bibelvers für jeden Tag ausgelost wurde. Der Blick in das kleine Büchlein prägt den Tag von vielen Menschen. Auch ich lese das jeden Morgen, noch vor der Tasse Kaffee. Oft freue ich mich über einen ermutigenden Bibelvers. Und dann gehe ich beschwingt in den Tag. Manchmal klingt es eher wie eine Mahnung. Dann achte ich besonders darauf, wie ich mit anderen umgehe.
Christenhoroskop – die eher spöttische Bezeichnung von Anke finde ich eigentlich passend: Die Tageslosung lese ich, weil ich überzeugt bin, dass biblische Worte auch für heute eine Rolle spielen. Zumindest dann, wenn ich mich davon leiten lasse. Und ich glaube, es verändert sich etwas, wenn Menschen sich von solchen Worten leiten lassen.
Für heute lautet die Losung übrigens: „Gott erhöht die Niedrigen und hilft den Betrübten empor.“ Dabei kann Gott bestimmt noch Hilfe gebrauchen. Ich bin dabei!
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„Stronger than bombs“ – stärker als Bomben, so heißt die Ausstellung, die bis vor kurzem in der Dresdner Frauenkirche zu sehen war. Rund 20 großformatige Fotos aus verschiedenen ukrainischen Städten waren da zu sehen. Ein Projekt eines grenzüberschreitenden Netzwerks von Foto-Journalistinnen und Journalisten. Die Bilder zeigen zerstörte Kirchen und Kulturbauten. Und sie zeigen die Gesichter von Menschen, die dort in und mit dem Krieg leben. Und die um Normalität kämpfen. Um zu überleben. Physisch und seelisch.
Mein Lieblingsfoto: Eine Aufnahme in einer U-Bahnstation, die auch als Schutzbunker dient. Jemand hat Musik und Boxen mitgebracht. Und viele Leute sind hierher zum Tanzen gekommen. Sie bilden Paare und tanzen. Und haben ein Lächeln im Gesicht. Diese kurze Zeit voller Lebensfreude ist auf dem Foto spürbar.
Die Dresdner Frauenkirche ist aus dem Schutt und den Trümmern ihrer Zerstörung durch den letzten Krieg in Deutschland erbaut worden. Seither ist sie ein Hoffnungszeichen: Frieden ist möglich. Auf besondere Weise hat die Ausstellung das Kriegsgeschehen in der Ukraine mit dem Wiederaufbau der Frauenkirche verknüpft. Und die für viele auch heute noch ein Wunder. Auf dass es auch für die Menschen in der Ukraine ein Wunder geben wird. Und sie auf den Straßen tanzen. Ohne Gefahr.
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Ziemlich viele Menschen warten wie ich auf die Regionalbahn an diesem unscheinbaren Ort. Die Leute schauen missmutig und gelangweilt ins Leere. Ich selber bin völlig erledigt von einem langen, anstrengenden Tag. Jetzt nichts mehr reden, nur noch heim.
Eine Mutter kommt aufs Gleis. Ein Mädchen an der Hand, ein Kind im Kinderwagen. Das Mädchen mit zwei Zöpfen wippt ungeduldig und schaut in die Richtung, aus der der Zug kommen müsste. Sieben oder acht wird sie sein, schätze ich. Sie ist aufgeregt. Der Lautsprecher sagt die Einfahrt des Zuges an. Das Mädchen hüpft beinahe vor Aufregung. Als die Zuglichter in der Ferne aufleuchten, breitet sich ein Strahlen auf ihrem Gesicht aus. Sie hebt ihren freien Arm und beginnt zu winken. Mit großen Bewegungen schwenkt sie den Arm über dem Kopf hin und her. Warum macht sie das, überlege ich. Wer soll das sehen?
Als der Zug in den Bahnhof einfährt, blinken plötzlich die Zuglichter an der Lok auf. Habe ich das richtig gesehen? Hat der Zug eben das Kind gegrüßt? Dann sehe ich hinter dem schwach erleuchteten Fenster der Lok, dass da jemand zurückwinkt! Der Zugführer oder die Zugführerin winkt dem Mädchen neben mir auf dem Gleis. Und alle, die eben noch verdrießlich ins Nichts gestarrt haben, beginnen zu lächeln, machen sich gegenseitig aufmerksam auf die kleine Grußgeste, die so viel Freude auslöst.
Die Frau mit den zwei Kindern steigt dann in einen anderen Waggon. Aber die Freude des Kindes nehme ich mit an meinen Platz. Und komme prompt mit meinem Gegenüber ins Gespräch. Über die vielen überraschenden Momente, die glücklich machen.
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Neulich hab‘ ich Maria getroffen. Sie lebt mit ihrer Mutter zur Untermiete in Freiburg. Sie ist vor einem halben Jahr aus der Ukraine nach Deutschland gekommen. Sie watschelt jetzt ziemlich. Der Bauch ist riesig. Maria hat keine Lust mehr aufs Schwanger-Sein. Aber da muss sie wohl durch.
Ob sie schon weiß, wo sie das Kind zur Welt bringen will, frage ich. Sie winkt ab. Viel mehr beschäftigt sie, wie es danach weitergeht. Eigentlich will sie gar nicht mehr lange in Deutschland bleiben. Am liebsten würde sie wieder zurück in ihre ukrainische Stadt. Nur: ihr Haus steht nicht mehr. Und ihr Mann ist an der Front. Düstere Aussichten! Aber jetzt ist sie schwanger. Sie wird bald ein Kind zur Welt bringen.
„Ich möchte Zukunft für Kind“, sagt sie in ihrem neu gelernten Deutsch. Und zum ersten Mal heute lächelt sie. „Für Kind ist es nicht wichtig: Deutschland oder Ukraine. Für Kind ist wichtig Liebe.“ Stimmt, denke ich. In beide Richtungen: Liebe für das Kind und Liebe, die vom Kind ausgeht.
„Und was machst du“, frage ich Maria, „wenn das Kind gerade an Weihnachten geboren wird?“ Sie lächelt wieder: „Vielleicht wird dann der Name Jeschua –Jesus. Weil Liebe wichtig ist.“ Ich lächle auch: „Gute Idee. Wie und wann auch immer, Maria: Fürchte dich nicht!“
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Ich liebe Romane und Filme, in denen Menschen in der Zeit reisen können. In vergangene Tage. Die Vorstellung, was damals geschah, mit meinen eigenen Sinnen sehen, riechen, hören und fühlen zu können, das fasziniert mich. Allerdings: Wenn ich jetzt wirklich die Chance hätte, für einen Tag in die Vergangenheit zu reisen – welche Zeit würde ich mir aussuchen?
Das alte Ägypten würde mich interessieren. Zusehen, wie eine Pyramide gebaut wird. Eine Tempelzeremonie erleben. Oder mit den israelischen Nomaden am Feuer sitzen und ihre Geschichten hören. Ja, klar würde ich auch mal gerne Jesus live erleben. Wie hat er wohl ausgesehen? Und würde er mich sofort begeistern? Und was waren das für Leute, die mit ihm unterwegs waren? Oder das etruskische Italien zu erleben, wäre auch toll. Live eintauchen in diese geheimnisvolle Kultur. Bestimmt aufregend.
Ach; ich glaube, ich könnte mich gar nicht entscheiden. Und was, wenn ich so gar nicht zurecht käme dort? Und dann womöglich nicht mehr zurückkönnte nach einem Tag?
Hm – vielleicht ist es doch besser, nur per Film und Buch in der Zeit zu reisen. Das Buch mit der größten Zeitspanne habe ich sogar griffbereit: die Bibel. In der Bibel kann ich mich von den Urgeschichten der Menschheit bis ins Römische Reich zur Zeit Jesu lesen. Und das ganz ohne Gefahr. Und überall lese ich: Gott war und ist dabei. Mit den Menschen. Zu allen Zeiten. Gott ist Zeitreisende. Guten Morgen, Gott – schön, dass Du da bist!
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