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Anstöße sonn- und feiertags

03JAN2021
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„Glücklich zu sein, ist einfach. Aber es fällt vielen schwer, so einfach zu sein.“ Dieser Spruch stammt von dem Entertainer Eckehardt von Hirschhausen. Jetzt, am Anfang des  neuen Jahres ist er mir wieder eingefallen.

Ob er damit sagen wollte: Wer einfach lebt, der kann glücklich sein? Das glaube ich nicht. Dann müssten wir ja jetzt, mitten im Lockdown, besonders glücklich sein. Wir können nicht ausgehen, nicht feiern, nicht reisen, keine Besuche machen, nicht einmal shoppen kann man – die Entschleunigung, die viele sich immer gewünscht haben: jetzt ist sie da. Aber macht dieses einfache Leben glücklich?

Sicher nicht. Manche könnten denken, ich will sie auf den Arm nehmen. Welche Krankenschwester lebt jetzt einfach und entschleunigt, welche Ärztin, welcher Kreisbrandmeister, der die Impfungen organisieren muss? Einfaches Leben – es kommt immer darauf an, auf welcher Seite man steht.

Ist es also doch nicht so einfach mit dem Glück? Vielleicht ja doch – wenn man nicht auf das schaut, was man alles erleben könnte. Sondern darauf, ob man nicht etwas tun kann für das Glück.

Glücklich sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Das hat Jesus mal gesagt. Klingt eigentlich auch ganz einfach. Was barmherzig ist, das hat er mit einer ebenso einfachen Geschichte erzählt. Da war ein Mensch, der Hilfe brauchte. Zwei sind vorbei gegangen. Haben das vielleicht nicht gemerkt. Oder sie hatten es eilig. Vielleicht hatten sie Angst. Wer weiß, was das für ein Mensch war, der da um Hilfe rief? Und überhaupt, hatten sie wahrscheinlich andere wichtige Aufgaben. Ein dritter allerdings, hat Jesus erzählt, hat sich um den Hilfsbedürftigen gekümmert. Hat nicht gefragt: Lohnt sich das? Auch nicht: Was kann ich dabei verdienen. Und schon gar nicht: Hat der das überhaupt verdient? Dieser dritte, hat Jesus gesagt, der war barmherzig. Barmherzig wie Gott. Denn Gott fragt auch nicht: Verdient der meine Liebe? Lohnt es sich, dass ich der beistehe?

Glücklich sind die Barmherzigen. Das hat Jesus Menschen geraten, die glücklich sein wollen. Wer glücklich sein will, sollte sich einsetzen für das Glück der anderen. Nicht auf all das schauen, was nicht geht – sondern auf das, was möglich ist und geht! So breitet es sich aus, das Glück. Und ergreift viele andere. Eigentlich ganz einfach. Aber es fällt schwer, so einfach zu sein.
Trotzdem: Lassen Sie uns damit anfangen, der Jahresanfang ist eine gute Gelegenheit dazu.

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SWR4 Feiertagsgedanken

01JAN2021
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Panzer:
Wie steht es mit Ihren Vorsätzen fürs neue Jahr? Haben Sie welche? Ich ja. Ich möchte gern ein guter Mensch sein. Eine Frau, die verzeihen kann und anderen Gutes tun, auch wenn ich es schon ganz anders erlebt habe. Eine Frau, die hilft und gibt, damit andere leben können. So ein guter Mensch wäre ich gern.

Steiger:
Richtig konkrete Vorsätze fürs neue Jahr nehme ich mir keine. Aus denen wird sowieso meistens nichts. Aber, dass ich gut mit anderen umgehe, am besten noch mehr als bisher Gutes tue, das ist mir wichtig. Manche sagen „Gutmensch dazu“ und verdrehen die Augen. Das macht mir nichts. Ich möchte gern ein Gutmensch sein. Nur wenn es allen einigermaßen gut geht, können wir in Frieden miteinander leben.

Panzer:
Gutmensch ist für viele inzwischen aber ein Schimpfwort geworden. Als Gutmenschen werden die beschimpft, die sich in ihrer Freizeit bei der Bahnhofsmission für hilflose Menschen einsetzen, wer als Krankenschwester in ein Krisengebiet geht oder am Samstag Flüchtlingskindern bei den Hausaufgaben hilft.

Steiger:
Als Gutmensch glaube ich daran, dass die Welt sich ändern kann. Dass mehr Gerechtigkeit möglich ist. Dass Gott die Welt insgesamt gut geschaffen hat und so, dass ihre Güter für alle reichen. Dass die Starken für die Schwachen Verantwortung übernehmen gerade jetzt in der Pandemie. Dass es möglich ist, die Geflüchteten in unserem reichen Land zu integrieren, wenn man nur will. Aber wenn man das sagt, dann heißt es schnell: „Ihr Gutmenschen habt doch keine Ahnung. Ihr seht einfach nicht, wie es zugeht in der Welt.“

Panzer:
Jesus, nach dem wir uns Christen nennen, hat das anders gesehen. Er hat gesagt: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ Die Kirchen haben diesen Satz zum Motto, zur Jahreslosung für 2021 ausgerufen.

Steiger:
Seid barmherzig! Barmherzig wie Gott! Vielleicht kommt Ihnen das übertrieben und unrealistisch vor. Kann das sein? Dass Jesus Sie und mich mit Gott vergleicht? Da erwartet er ganz schön viel von uns. Aber offenbar traut er uns das zu!

Panzer:
Aber eigentlich ist ja nicht die verwegene Aufforderung das erste. Das erste ist Gott. Gott und seine Barmherzigkeit. Gott ist barmherzig. Das ist der Anfang. Gott kann gut machen, was Menschen verdorben haben. Er kann auch aus Bösem Gutes machen. Er kann es auch für mich gut machen, selbst wenn ich alles verdorben habe in dem Jahr, das hinter mir liegt. Auch dann hält Gott an mir fest. Auch dann gilt: Kommt her, die ihr mühselig und beladen sein. Es ist nicht endgültig aus und vorbei. Ihr könnt neu anfangen. Aufrecht und selbstbewusst. Ihr könnt es besser machen.

Steiger:
Jesus hat gesagt und gezeigt: So ist Gott. Aber Hand aufs Herz: Können wir auch so sein, so barmherzig, Sie und ich? 

Steiger:
Barmherzig sollen Christen sein – das haben die Kirchen als Motto für das neue Jahr ausgegeben. Daran haben wir gerade schon hierin den SWR4 Feiertagsgedanken erinnert. Und vielleicht denken Sie jetzt: Ja, das sollte eigentlich nicht nur für die Christen gelten. Das wäre ein guter Vorsatz für alle Menschen im Neuen Jahr.

Panzer:
Barmherzig wie Gott. Also nicht fragen: und was kriege ich dafür? Auch nicht: lohnt sich das überhaupt? Und jetzt sagen Sie nicht: Ja, so ist Gott. Gott im Himmel. Im Himmel, da geht es vielleicht so zu. Hoffentlich. Aber das ist doch kein Maßstab für uns hier in Deutschland.

Steiger:
Für Jesus waren der Himmel und die Erde nicht strikt getrennt. Immer wieder und soll es schon auf der Erde zugehen, wie wir es im Himmel erwarten. So jedenfalls verstehe ich seine Bitte im Vaterunser: Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf Erden.Barmherzig – wie im Himmel, so auf Erden! Wie im Himmel, so bei uns im Land! Für Jesus war das ganz selbstverständlich.

Panzer:
Viele sagen bis heute, es sei unrealistisch, so zu denken. Wo kämen wir hin, wenn wir mit Barmherzigkeit unsere Welt gestalten würden? Würden uns dann die anderen nicht auf der Nase herumtanzen?

Steiger:
Ich glaube, so denken die Krämer. Das ist Krämermoral. Ich gebe nur, wenn ich etwas zurückkriege, Wenn alle so denken, dann kann das Gute unter uns nicht wachsen. Dann denkt jeder nur an sich und was er rausschlagen kann. So müssen die Schwachen sehen, wo sie bleiben.

Panzer:
Es gibt viele, die sagen: In unserer Welt, da muss man vernünftig handeln. Und vernünftig ist anders als barmherzig.

Steiger:
Das stimmt: Unsere Welt ist nicht das Paradies. Vom Reich Gottes sieht man wenig. Deshalb gibt es keine einfachen Lösungen. Wir können die Probleme der Welt nicht alle hier in unserem Land lösen. Aber abgeben und teilen, damit man auch anderswo gut leben kann – das könnten wir schon. Verzichten und anders leben – damit die Welt bewohnbar bleiben kann – das könnten wir schon. Uns ein bisschen einschränken, damit wir alle gut durch die Pandemie kommen – das ist barmherzig und vernünftig.

Panzer:
Ich bin deshalb froh, dass es Gutmenschen gibt: Die rechnen damit, dass mehr möglich ist, als die Pessimisten meinen. Ich würde sagen: Sie vertrauen darauf, dass für Gott nichts unmöglich ist. Sie vertrauen auf Gott. Gottvertrauen – das ist ein anderes Wort für Glauben. Deshalb teilen die Gutmenschen, was sie haben. Retten Schiffbrüchige. Geben Geflüchteten Wohnung und Arbeit. Halten mit den Kranken aus. Helfen den Schwachen auf die Beine. Nehmen Rücksicht auf die Gefährdeten, jetzt in der Pandemie.

Steiger:
Und wenn man es erst mal probiert – dann geht mehr, als man denkt. Das hab ich selber nicht bloß einmal erlebt. Wir wünschen Ihnen und uns fürs Neue Jahr Gottes Segen.

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Christvesper

„We wish you a merry  Christmas“

Steinmann:
Vielleicht wären Sie – wie ich auch - in einem normalen Jahr jetzt um diese Zeit in der vollen Kirche. Immer hat man sich gewundert, wo die vielen Leute alle herkommen. Und gefreut. Wie schön es sein kann, wenn so viele miteinander feiern. Man rückt noch ein bisschen enger zusammen. Und hat Christvesper gefeiert.
In einem normalen Jahr wäre das jetzt auch so. Dieses Jahr sind Sie lieber am Radio. Aber wir haben uns gedacht: Wenn man nicht in die Kirche kann, dann bringen wir Weihnachten und Kirche zu Ihnen. Wir hören miteinander die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel, ganz schön gelesen von Rufus Beck. Und Weihnachtslieder spielen wir. Grade spielt das Rheinische Kammerorchester Köln und später hören wir dann verschiedene Kinderchöre. Vielleicht mögen Sie ja ein wenig mitsingen.

Panzer:
Wir feiern heute, wie jedes Jahr, die Geburt von Jesus Christus. Als der erwachsen geworden war, hat er zu seinen Gefährten gesagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Deshalb fühlen wir uns mit Ihnen verbunden, wenn Sie uns jetzt zuhören und vielleicht nachher mit uns beten. Wir fühlen uns verbunden mit Ihnen und mit Gott, wenn wir jetzt von ihm reden. Wir tun das im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Weihnachten fällt ja nicht aus, auch wenn wir Abstand halten müssen.
Weihnachten: Wir feiern, dass Gott zur Welt kommt. Er kommt auch heute in die Kirchen, auf die Plätze und Straßenkreuzungen, wo Gottesdienst gefeiert wird. Und er kommt auch zu Ihnen, wenn Sie ihn einlassen..   

Musik: adeste fideles

Panzer:
Mit fester Freude,
lauf ich durch die Gegend.
Mal durch die Stadt,
mal meinen Fluss entlang. Jesus kommt.
Der Freund der Kinder und der Tiere.
Ich gehe völlig anders.
Ich grüße freundlich,
möchte alle Welt berühren.

Mach dich fein. Jesus kommt,
schmück dein Gesicht.
Schmücke dein Haus und deinen Garten.
Mein Herz schlägt ungemein,
macht Sprünge.

Mein Auge lacht und färbt sich voll
mit Glück. Jesus kommt.
Alles wird gut         

Hanns Dieter Hüsch, Dezemberpsalm

Steinmann:
Alles wird gut. Wenn man das sagen kann, dann hat man noch Hoffnung. Oder man schöpft grade neue. Alles wird gut. Da schwingt aber oft mit: Wie lange dauert es noch? Wie lange noch warten, bis alles gut wird? Hoffentlich reicht die Kraft zum Warten. Ich glaube, dieses Jahr verstehen wir, was das bedeutet: Warten bis es gut wird. Es braucht Kraft, zu hoffen. Nicht die Flinte ins Korn zu werfen. Nicht aufzugeben. Oder wütig zu werden.
Wenn ich in die Bibel schaue: Da gibt es viele Menschen, die im Schlammassel gesteckt haben. Und sie haben die Kraft gefunden, neu zu hoffen. In der Bibel hat das immer was mit Gott zu tun. „Es kann doch nicht sein, dass Gott uns im Schlammassel sitzen lässt und uns vergisst.“ In der Bibel ist das der harte Kern, wenn Menschen Hoffnung schöpfen. ‚Großer Gott, es muss doch einen Ausweg aus dem Schlammassel geben. Es muss doch gut werden können.‘
Oft sind es in der Bibel Propheten und Prophetinnen gewesen, die diese Hoffnungen dann ausgesprochen haben. Nicht bloß im stillen Kämmerlein gedacht: „Es muss mal Schluss sein mit Unrecht, Gewalt und Krieg.“ Die Propheten und Prophetinnen haben große Hoffnungen auch laut gesagt. ZB. die auf Frieden in der Welt. Für alle Menschen, gerade auch für die einfachen Leute. Dass jeder die Früchte seiner Arbeit genießen kann und nicht Angst haben muss vor gierigen Nachbarstaaten. Einer dieser Propheten war Jesaja:
Er hat geschrieben und das gehört zu Weihnachten
„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht… 2Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude. Denn du hast ihr drückendes Joch zerbrochen. Denn jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, wird verbrannt.“
Gott, macht es gut. Das hat Jesaja gehofft.                         

Musik: Oh Heiland reiß die Himmel auf   

Panzer:
Große Erwartungen und Hoffnungen haben die Menschen gehabt., damals in biblischer Zeit. Und heute ja eigentlich auch. Dass die Erderwärmung und der Klimawandel sich noch aufhalten lassen, dass Corona endlich besiegt ist und wir alle wieder „normal“ leben können, dass die Kriege in der Welt weniger werden und Armut und Hunger auch. Das hoffe ich jedenfalls und Sie ja wahrscheinlich auch.
Und „die da oben“ sollen es für uns richten: die Chefs und Vorstände, die Politikerinnen und Politiker. Die die Macht haben . Die sollen es anders und besser machen für uns. Oder „der da oben“ soll endlich die Welt in Ordnung bringen und Unrecht und Gewalt und Leid nicht länger zulassen. Das wäre großartig. Aber weil wir schon so lange darauf warten, meinen manche auch: Von unten muss es gehen, mit beeindruckenden Demos, notfalls auch mit Aufstand und Gewalt und Revolution.
Aber so hat es eigentlich noch nie geklappt, weder von oben noch von unten. Immer hatten welche Angst, dabei etwas zu verlieren, wenn sich was ändert. Und haben sich gewehrt. Das hat die Welt nicht besser gemacht.
Ich glaube, deshalb hat Gott anders angefangen, die Welt zu verändern. Ganz unten, irgendwo am Rande der Welt, bei einer einzelnen Frau. Maria hieß sie. Ihr wurde angekündigt, dass sie den Retter der Welt zur Welt bringen könnte. Maria ist verwirrt, weiß nicht, wie das zugehen soll. Aber sie begreift: Das ist die Chance, die Gott unserer Welt gibt. Da fasst sie Mut, lässt sich ein auf diese Chance. Sie engagiert sich. Maria sagt Ja zu Gottes Plänen. So fängt die Veränderung der Welt an.
Die Bibel erzählt, wie das weitergegangen ist. Hören sie die Weihnachtsgeschichte:          

Lesung:        Lk 2, 1-7      
CD: Weihnachten. Die schönsten Texte aus der Bibel; gelesen von Rufus Beck

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. 2Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. 3Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt.
Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, 5auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. 6Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. 7Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Musik: J.S. Bach, Uns ist ein Kindlein heut geborn      

Steinmann:
So sind wir alle mal auf die Welt gekommen. Wie der kleine Jesus. Unsere Mutter hat dabei heftige Schmerzen gehabt. Genau wie Maria. So haben schon Milliarden Menschen ihren ersten Atemzug gemacht. Grade jetzt auch wieder. Das ist doch eigentlich nichts Besonderes. Obwohl, stimmt doch nicht. Eine Geburt ist was Besonderes. Weil jeder Mensch was Besonderes ist. Und weil mit jedem Kind die Welt wieder ein bisschen neu wird.
Milliarden mal. Und warum um Himmels Willen ist die Geburt von Jesus dann noch mal so ganz besonders. Und woher wissen wir das? Ich könnte mir vorstellen, wenn ich damals seine Geburt miterlebt hätte. Vielleicht hätte ich es nicht gemerkt, dass da was passiert, was die Welt verändert. Aber Jesus hat die Welt verändert. Weil er später als Erwachsener so ein ganz besonderer Mensch gewesen. Das Gesicht Gottes. Der Mensch, der Gott verkörpert hat.
Lukas erzählt in der Weihnachtsgeschichte: Ein paar Leute hätten das schon bei der Geburt des kleinen Jesus begriffen. Dass dieser Kleine da in der Krippe uns Gott nah bringt. Die Hirten haben es verstanden: Gott kommt: In einer Futterkrippe, aus der sonst unsere Tiere fressen. So nah. Wäre Jesus in einem prächtigen Himmelbett geboren, hätte das die Hirten kalt gelassen. So haben sie glauben können, was Lukas die Engel singen lässt: „Fürchtet Euch nicht. Keine Angst mehr. Gott im Himmel ist da für Euch. Grade für normale Menschen hat Gott ein Herz.“
Es stimmt, dass ein Kind auf die Welt kommt, ist schon so oft passiert. Und trotzdem ist es jedes Mal etwas total Besonderes. Wir sind alle was Besonderes, von Gott angesehen. Die Hirten haben sich das gefallen lassen, was die Engel erzählen.

Lesung         Lk 2, 8-14 (Rufus Beck)
8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die
hüteten des Nachts ihre Herde. 9Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. 10Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. 12Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. 13Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:
14Ehre sei Gott in der Höhe undFriede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

Musik: Hört der Engel helle Lieder

Lesung:        Lk 2, 15-20 (Rufus Beck)  
1Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten unterei nander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. 16Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. 17Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. 18Und alle, vor die es kam, wunderten sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten. 19Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. 20Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

Panzer:        
Frieden auf Erden und gutes Leben für alle. Gott selbst kommt zur Welt und zeigt: das kann möglich werden. Dieses Kind geboren in schwierigen Verhältnissen, soll den Weg zeigen. Da, wo Menschen barmherzig sind und sich einander zuwenden – auch wenn sie zuerst meinen, sie hätten keinen Platz und keine Möglichkeiten für Hilfsbedürftige – da wird die Welt anders. Da fängt das bessere Leben an. Wo Menschen darauf verzichten, sich alles zu nehmen, was ihnen angeblich zusteht, damit es für alle reicht: da fängt das bessere Leben an. Denn wenn man sein Wohlstandleben nicht hinter Mauern verstecken und sichern will – dann wird es gutes Leben für alle geben. Sonst hört der Kampf um Ressourcen und Lebensmöglichkeiten nicht auf. Wo Menschen Rücksicht nehmen auf Schwache, auf Kinder, auf Alte, und nicht meckern: sollen die sich doch selber schützen, was geht mich das an. Da fängt das bessere Leben an. Ich finde, das zeigt ich in dieser Geschichte vom göttlichen Kind im Stall.
Und die Menschen? Wie reagieren sie auf diesen unerwarteten Weg Gottes für eine bessere Welt?

Die einen macht es fröhlich, wie die Hirten.- die sind richtig euphorisch. Wie wird das, wenn sie wieder in ihrem Alltag ankommen? Hat es sie inspiriert, was sie gesehen und gehört haben? Können sie etwas davon umsetzen für sich und die Menschen um sie herum?

Manche reagieren wie Maria: Verwundert, vielleicht auch skeptisch. Sie weiß wohl noch nicht, was sie von dem allen halten soll. Ein Gotteskind in so armen Verhältnissen? Kann man sich darauf wirklich verlassen? Aber immerhin. Sie sagt nicht gleich: Vergiss es! Sie wird das Erlebte mitnehmen und weitere Erfahrungen machen mit diesem besonderen Sohn. Und irgendwann wird sie seinem Weg vertrauen. Wie schön wäre es, wenn es allen so geht, die diese Geschichte hören.

Aber: Es gab auch damals den König, der schon nach kurzer Zeit sagen würde: Alles Fake News. Das hat es ja noch nie gegeben. Besser, wir machen es wie immer.

Ich wünsche mir, dass viele sich in diesem Jahr, wo Weihnachten ein stilleres Fest ist als sonst, von dieser Geschichte anrühren lassen. Und fröhlich und mit neuem Mut weitergehen in das neue Jahr

Musik: Fröhlich soll mein Herze springen

Panzer und Steinmann:
In Maria und den Hirten hat das gearbeitet, was sie erlebt haben bei Jesu Geburt. Das muss man im Kopf verarbeiten und zu Herzen gehen lassen.
Und dann haben Maria und die Hirten ihre Gefühle und Hoffnungen ausgedrückt. Auch Gott gegenüber. Und das versuchen wir jetzt auch:

Panzer:    
Gott im Himmel, zur Welt gekommen in elenden Verhältnissen,
ich warte darauf, dass diese beschränkte Zeit aufhört.
Schenk mir Geduld, wenn ich allein bin beim Warten und Vertrauen.

Ich denke an alle, die ich jetzt vermisse,
an alle, um die ich mir Sorgen mache und für die ich sorgen muss.
Steh allen bei, die mir am Herzen liegen. Lass sie nicht allein.,

Ich möchte gut schlafen, heute und alle Nächte die kommen.
Bring mein Herz zur Ruhe,
schenk mir Besonnenheit und Lebensfreude und deinen guten Geist.

Gott im Himmel, zur Welt gekommen bei armen Leuten,
ich wünsche mir, dass die Gewalt aufhört und die Ungerechtigkeit.
Gib den Verantwortlichen Einsicht und die Stärke, die man für den Frieden braucht.

Ich möchte, dass kein Mensch mehr hungern muss und alle haben, was sie zum Leben brauchen.
Gib den Politikern und den Wirtschaftsbossen den Mut, für Gerechtigkeit zu sorgen und mach mich bereit, abzugeben von dem, was ich habe.

Ich hoffe, dass auch unsere Kinder und Enkel gesunde Luft haben werden, gesundes Wasser und Lebensmittel. Schenk den Bemühungen der Staaten Erfolg und zeig uns, wie wir verantwortlich leben können.

Steinmann:
Eines der besten Dinge, neben Weihnachten, die wir Jesus verdanken, ist das Vater Unser. Man kann seine Worte nehmen, vielleicht wenn einem selbst nichts zu beten einfällt. Kann sie mitsprechen, mitdenken. Und vielleicht Zuversicht daraus ziehen.
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Musik: Joy to the world aus John Rutter Christmas Album

Panzer:
Gott, der Herr segne und behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Gott. der Herr erhebe sein Angesicht über Euch. Er lasse sein Angesicht über euch leuchten und gebe euch Frieden.

Musik: O du fröhliche

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SWR1 3vor8

Weihnachten ist schon ganz nah und der Frieden auf Erden anscheinend ganz weit weg. In manchen Familien wird es jetzt besonders schwierig, weil jeder seine eigenen Vorstellungen hat von dem Fest der Liebe. Und es fällt schwer, die eigenen Träume von Harmonie und Familienfeier mit den Bedürfnissen der anderen zusammen zu bringen. Vielleicht wird das in diesem Jahr noch schwieriger, weil die Feiern kleiner ausfallen müssen. Wegen der Corona-Einschränkungen liegen bei manchen die Nerven blank.

Corona spaltet auch die Gesellschaft. Es gibt gewalttätige Proteste auf der einen Seite und verständnisloses Kopfschütteln auf der anderen. Keine Spur von „Frieden auf Erden“ von dem doch jedes Jahr vor Weihnachten die Rede ist.

In den evangelischen Gottesdiensten wird heute an ein altes Lied erinnert. In dem heißt es: „Gott hat ein Herz voll Erbarmen. Deshalb kommt uns sein Licht aus der Höhe zur Hilfe. Es lenkt unsere Füße auf den Weg des Friedens“ (Lk 1, 79; Basisbibel)

Zacharias hieß der Mann, dem dieses Licht aufgegangen ist. Und zwar, als er auf seine alten Tage doch noch Vater geworden ist. Lange Jahre hatten seine Frau und er darauf gewartet. Ich stelle mir vor, dass sie enttäuscht waren und bitter geworden sind. Keine Freude mehr am Leben hatten und nicht viel übrig für die Menschen um sie herum

Und dann hat es doch noch geklappt. Ein Sohn wurde dem alten Mann geboren. Für ihn war das Gott, der sich erbarmt hat. Und auf einmal sah alles ganz anders aus.  Heller. Freundlicher. So jedenfalls verstehe ich das. Da konnte auch Zacharias wieder freundlich sein und von Gottes Barmherzigkeit singen.

Ich finde, das könnte auch heute bei Konflikten helfen. Denn eigentlich geht ja von jedem Kind, das geboren wird, dieses Licht aus. Die Kinder lehren uns erwachsene Menschen, dass es keine Schande ist, hilfsbedürftig zu sein und wie wichtig es ist und wie gut es tut, für andere zu sorgen. Das Licht aus der Höhe schien auch über dem Stall, in dem Gott zur Welt kam. Und Jesus, der dort geboren wurde, hat gezeigt: Nicht bei den Schreihälsen ist Gott und nicht bei den bewaffneten Starken, sondern da, wo Menschen andere Menschen brauchen. Auf den Straßen genauso wie in den Wohnzimmern, wo Menschen miteinander Weihnachten feiern möchten, so gut es geht. Jesus hat gezeigt: Leben wird gut, wo Menschen Rücksicht nehmen auf andere, auch wenn es vielleicht eine Einschränkung bedeutet und unbequem ist. Und Kompromisse machen ist  kein Zeichen von Schwäche. Sondern es ist eine Stärke, wenn man es gut sein lassen kann, damit man gut leben kann

Ich glaube: Solche Sachen sieht man im Licht Gottes.

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SWR3 Gedanken

02DEZ2020
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In Trier hat gestern ein Mensch anscheinend durchgedreht. Mit seinem Auto ist er durch die Fußgängerzone gerast. Scheinbar wahllos hat er Menschen überfahren. Jetzt gibt es Tote und Verletzte. Ein Amoklauf, sagt der Oberbürgermeister. Amok ist malayisch und heißt „Wut“. Wie furchtbar für die Opfer und ihre Angehörigen. Mein ganzes Mitgefühl – und Ihres sicher auch – gilt diesen Menschen. Von einer Minute auf die andere wurde ihr Leben zerstört. So Schreckliches kann ein Mensch anrichten. Was kann man sagen, außer: Barmherziger Gott, steh den Betroffenen bei!?

Das bete ich für die, die so plötzlich in dieses Unglück hineingerissen wurden. Kinder seien unter den Opfern dort in Trier, heißt es. Jede Mutter und jeder Vater kann sich vorstellen, wie es deren Eltern jetzt geht. Ich hoffe, dass niemand allein bleiben muss mit seinem Leid. Aber ich weiß auch: Worte können da nur wenig ausrichten, am wenigsten jetzt, erst ein paar Stunden danach. Deshalb: Hoffentlich sind Menschen da, die die Angehörigen nicht allein lassen. Und: Möge Gott Ihnen beistehen.

„Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.“ – so haben Menschen Gottes Nähe zu allen Zeiten erfahren. In einem Gebet in der Bibel haben sie es aufgeschrieben. Ich will beten, dass die Angehörigen der Opfer in Trier das auch so erleben: „Gott, sei Ihnen Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die sie getroffen haben!“

Ich glaube, dass die Toten in Gottes Hand sind. Niemand fällt ins Leere, auch nicht, wenn so ein schrecklicher Unfall passiert. Bei Gott bleibt das Leben – auch wenn wir nur noch die Toten beweinen können. Ich hoffe, dass dieser Glaube auch den Angehörigen der Opfer irgendwann ein Trost wird.

Die Menschen, die Gottes Hilfe in ihren großen Nöten erfahren haben, die haben in demselben Gebet auch gesagt: „Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge ... Gott ist bei uns“ -- was auch geschieht. Darauf will ich mich trotz allem verlassen – auch heute.

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SWR2 Wort zum Tag

02DEZ2020
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In Trier hat gestern ein Mensch anscheinend durchgedreht. Mit seinem Auto ist er durch die Fußgängerzone gerast. Scheinbar wahllos hat er Menschen überfahren. Jetzt gibt es Tote und Verletzte. Ein Amoklauf, sagt der Oberbürgermeister. Amok ist malayisch und heißt „Wut“. Wie furchtbar für die Opfer und ihre Angehörigen. Mein ganzes Mitgefühl – und Ihres sicher auch – gilt diesen Menschen. Von einer Minute auf die andere wurde ihr Leben zerstört. So Schreckliches kann ein Mensch anrichten. Was kann man sagen, außer: Barmherziger Gott, steh den Betroffenen bei!?

Das bete ich für die, die so plötzlich in dieses Unglück hineingerissen wurden. Kinder seien unter den Opfern dort in Trier, heißt es. Jede Mutter und jeder Vater kann sich vorstellen, wie es deren Eltern jetzt geht. Ich hoffe, dass niemand allein bleiben muss mit seinem Leid. Aber ich weiß auch: Worte können da nur wenig ausrichten, am wenigsten jetzt, erst ein paar Stunden danach. Deshalb: Hoffentlich sind Menschen da, die die Angehörigen nicht allein lassen. Und: Möge Gott Ihnen beistehen.

„Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.“ – so haben Menschen Gottes Nähe zu allen Zeiten erfahren. In einem Gebet in der Bibel haben sie es aufgeschrieben. Ich will beten, dass die Angehörigen der Opfer in Trier das auch so erleben: „Gott, sei Ihnen Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die sie getroffen haben!“

Ich glaube, dass die Toten in Gottes Hand sind. Niemand fällt ins Leere, auch nicht, wenn so ein schrecklicher Unfall passiert. Bei Gott bleibt das Leben – auch wenn wir nur noch die Toten beweinen können. Ich hoffe, dass dieser Glaube auch den Angehörigen der Opfer irgendwann ein Trost wird.

Die Menschen, die Gottes Hilfe in ihren großen Nöten erfahren haben, die haben in demselben Gebet auch gesagt: „Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge ... Gott ist bei uns“ -- was auch geschieht. Darauf will ich mich trotz allem verlassen – auch heute.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

02DEZ2020
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In Trier hat gestern ein Mensch anscheinend durchgedreht. Mit seinem Auto ist er durch die Fußgängerzone gerast. Scheinbar wahllos hat er Menschen überfahren. Jetzt gibt es Tote und Verletzte. Ein Amoklauf, sagt der Oberbürgermeister. Amok ist malayisch und heißt „Wut“. Wie furchtbar für die Opfer und ihre Angehörigen. Mein ganzes Mitgefühl – und Ihres sicher auch – gilt diesen Menschen. Von einer Minute auf die andere wurde ihr Leben zerstört. So Schreckliches kann ein Mensch anrichten. Was kann man sagen, außer: Barmherziger Gott, steh den Betroffenen bei!?

Das bete ich für die, die so plötzlich in dieses Unglück hineingerissen wurden. Kinder seien unter den Opfern dort in Trier, heißt es. Jede Mutter und jeder Vater kann sich vorstellen, wie es deren Eltern jetzt geht. Ich hoffe, dass niemand allein bleiben muss mit seinem Leid. Aber ich weiß auch: Worte können da nur wenig ausrichten, am wenigsten jetzt, erst ein paar Stunden danach. Deshalb: Hoffentlich sind Menschen da, die die Angehörigen nicht allein lassen. Und: Möge Gott Ihnen beistehen.

„Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.“ – so haben Menschen Gottes Nähe zu allen Zeiten erfahren. In einem Gebet in der Bibel haben sie es aufgeschrieben. Ich will beten, dass die Angehörigen der Opfer in Trier das auch so erleben: „Gott, sei Ihnen Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die sie getroffen haben!“

Ich glaube, dass die Toten in Gottes Hand sind. Niemand fällt ins Leere, auch nicht, wenn so ein schrecklicher Unfall passiert. Bei Gott bleibt das Leben – auch wenn wir nur noch die Toten beweinen können. Ich hoffe, dass dieser Glaube auch den Angehörigen der Opfer irgendwann ein Trost wird.

Die Menschen, die Gottes Hilfe in ihren großen Nöten erfahren haben, die haben in demselben Gebet auch gesagt: „Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge ... Gott ist bei uns“ -- was auch geschieht. Darauf will ich mich trotz allem verlassen – auch heute.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

02DEZ2020
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In Trier hat gestern ein Mensch anscheinend durchgedreht. Mit seinem Auto ist er durch die Fußgängerzone gerast. Scheinbar wahllos hat er Menschen überfahren. Jetzt gibt es Tote und Verletzte. Ein Amoklauf, sagt der Oberbürgermeister. Amok ist malayisch und heißt „Wut“. Wie furchtbar für die Opfer und ihre Angehörigen. Mein ganzes Mitgefühl – und Ihres sicher auch – gilt diesen Menschen. Von einer Minute auf die andere wurde ihr Leben zerstört. So Schreckliches kann ein Mensch anrichten. Was kann man sagen, außer: Barmherziger Gott, steh den Betroffenen bei!?

Das bete ich für die, die so plötzlich in dieses Unglück hineingerissen wurden. Kinder seien unter den Opfern dort in Trier, heißt es. Jede Mutter und jeder Vater kann sich vorstellen, wie es deren Eltern jetzt geht. Ich hoffe, dass niemand allein bleiben muss mit seinem Leid. Aber ich weiß auch: Worte können da nur wenig ausrichten, am wenigsten jetzt, erst ein paar Stunden danach. Deshalb: Hoffentlich sind Menschen da, die die Angehörigen nicht allein lassen. Und: Möge Gott Ihnen beistehen.

„Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.“ – so haben Menschen Gottes Nähe zu allen Zeiten erfahren. In einem Gebet in der Bibel haben sie es aufgeschrieben. Ich will beten, dass die Angehörigen der Opfer in Trier das auch so erleben: „Gott, sei Ihnen Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die sie getroffen haben!“

Ich glaube, dass die Toten in Gottes Hand sind. Niemand fällt ins Leere, auch nicht, wenn so ein schrecklicher Unfall passiert. Bei Gott bleibt das Leben – auch wenn wir nur noch die Toten beweinen können. Ich hoffe, dass dieser Glaube auch den Angehörigen der Opfer irgendwann ein Trost wird.

Die Menschen, die Gottes Hilfe in ihren großen Nöten erfahren haben, die haben in demselben Gebet auch gesagt: „Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge ... Gott ist bei uns“ -- was auch geschieht. Darauf will ich mich trotz allem verlassen – auch heute.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

28NOV2020
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Niemand zündet eine Kerze an und stellt sie unter einen Topf. Im Gegenteil: Man stellt die Kerze auf einen Leuchter, dann haben alles was von dem Licht. Morgen, am 1. Advent, fängt die Zeit der Kerzen an. Jeder, der heute oder morgen einen Adventskranz schmückt oder Kerzen aufstellt, will, dass sie leuchten und ihr warmes Licht die Wohnung gemütlich macht. Niemand würde die Kerze unter einem Topf verstecken. Denn darunter geht die Kerze aus, weil ihr der Sauerstoff fehlt. Und keiner hat etwas davon.

Das mit der Kerze und dem Topf wusste auch schon Jesus, der Sprüchemacher. In seiner Sprache hat er gesagt: Ihr sollt euer Licht nicht unter den Scheffel stellen. Ein Scheffel war eine Art Topf, mit dem man zu seiner Zeit das Getreide abgemessen hat.

Jesus hat dieser Erfahrung, die jeder kennt, eine neue Bedeutung gegeben. Er hatte die Menschen im Blick, als er von dem Licht und dem Topf gesprochen hat.

Menschen, die auf Gott vertrauen, hat er gemeint, die sich nicht so schnell einschüchtern lassen, weil sie seine Hilfe erlebt haben in ihrem Leben. Menschen, die sich an Jesus orientieren und beherzt und mutig für andere da sind. Von solchen Menschen hat er gesagt: Die sind ein Licht. Die sind das Licht der Welt. Die können es hell machen für die anderen, die nur noch schwarzsehen.

Damit das funktioniert, darf man sich nicht verstecken. Nicht verschweigen, was man mit Gott erlebt hat. Wie er geholfen hat und wo. Als ich den Unfall einigermaßen wohlbehalten überstanden habe. Als ich eine neue Liebe gefunden habe, als alles zerbrochen und vorbei schien. Als die Kinder behütet und erfüllt von ihrer weiten Reise zurückgekommen sind.

Und Jesus hat seinen Nachfolgern gesagt: Verschweigt das nicht! Erzählt es weiter, damit auch andere auf Gott vertrauen und ihr Lebensmut wächst. Stellt euer Licht nicht unter den Scheffel. Dann geht es aus. Dann verliert sich die Erfahrung und wird erstickt von viel anderem, das inzwischen passiert ist. Dann bleibt es dunkel für alle, die sich im Dunkeln fürchten, weil sie nicht sehen, wie es weitergehen kann.

Morgen fängt die Adventszeit an. Die Zeit der Kerzen und Lichter. Da kann man sich selbst und anderen die Welt ein bisschen heller machen. Versuchen Sie es: Sie werden sehen: Wenn man sein Licht nicht unter den Scheffel stellt, dann haben alle was davon.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

26NOV2020
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„Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und hernach lange sitzt und esst euer Brot mit Sorgen; denn seinen Freunden gibt der Herr es im Schlaf“ (Psalm 127,2). Das ist ein Satz aus einem Psalm, einem Gebet, das in der Bibel steht. So hat Martin Luther die Erfahrung übersetzt, die viele auch heute kennen: Sorgen können einen um den Schlaf bringen. Zum Beispiel wenn man von frühmorgens bis spät abends schafft und doch nicht erreicht, was man sich vorgenommen hat. Im Gegenteil. Oft scheint einem die ganze Anstrengung total umsonst.

„Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf“: Man sagt das oft, halb im Scherz, wenn man rechtfertigen will, dass man schlicht ein bisschen faul gewesen ist. Oder um zu sagen: Obwohl du nicht viel dafür getan hast, ist die Sache jetzt Gott sei Dank doch gut geworden.

Aber so ist das nicht gemeint, denke ich. Der Ton in dem Psalmgebet liegt ja auf dem „Sorgen“. Und das kenne ich gut. Weil ich mir Sorgen mache, schlafe ich schlecht. Dann stehe ich also seufzend auf, mache mich sofort an die Arbeit, damit ich auch wirklich was schaffe. Und dann wird es nichts. Wahrscheinlich, weil ich zu müde war, zu verbissen am Bleistift gekaut habe oder im Internet recherchiert, statt einfach mal in Ruhe nachzudenken und auf einen guten Einfall zu warten.

Jesus hat genau davon einmal eine Geschichte erzählt. Er hat gesagt: „In der Welt Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und schläft und aufsteht, Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst – der Mensch weiß nicht wie.“(Mk 4, 26f) Also: Klar muss man säen, man muss auch gießen und jäten und hacken, weiß ich aus meinen Garten. Aber dass es wächst und gedeiht, dass kann man nicht erreichen, wenn man immer noch mehr gießt und hackt und jätet.

Was für das Gedeihen noch wichtiger ist, das richtige Wetter, Sonne und Regen, das kann ich nicht machen. Das kommt – und leider manchmal auch nicht – auch wenn ich mich ausruhe und schlafe. Als Christin sage ich mir: Das macht Gottes Segen, wenn das wächst und gedeiht, was ich tue.

Ehrlich gesagt: Das entlastet mich. Es geht manches nicht so, wie ich dachte. Es geht manches schief. Aber es liegt nicht bloß an mir. Schon gar nicht daran, ob ich immer noch mehr schaffe. Ich kann die Sachen nicht erzwingen. Mir tut es gut, wenn ich mir das manchmal sage. Gerade auch nachts, wenn ich nicht schlafen kann. Da bete ich manchmal. „Gott, gib du deinen Segen – und lass mich gut schlafen!“ Darüber schlafe ich dann wieder ein.

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