SWR1 3vor8

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Weihnachten ist schon ganz nah und der Frieden auf Erden anscheinend ganz weit weg. In manchen Familien wird es jetzt besonders schwierig, weil jeder seine eigenen Vorstellungen hat von dem Fest der Liebe. Und es fällt schwer, die eigenen Träume von Harmonie und Familienfeier mit den Bedürfnissen der anderen zusammen zu bringen. Vielleicht wird das in diesem Jahr noch schwieriger, weil die Feiern kleiner ausfallen müssen. Wegen der Corona-Einschränkungen liegen bei manchen die Nerven blank.

Corona spaltet auch die Gesellschaft. Es gibt gewalttätige Proteste auf der einen Seite und verständnisloses Kopfschütteln auf der anderen. Keine Spur von „Frieden auf Erden“ von dem doch jedes Jahr vor Weihnachten die Rede ist.

In den evangelischen Gottesdiensten wird heute an ein altes Lied erinnert. In dem heißt es: „Gott hat ein Herz voll Erbarmen. Deshalb kommt uns sein Licht aus der Höhe zur Hilfe. Es lenkt unsere Füße auf den Weg des Friedens“ (Lk 1, 79; Basisbibel)

Zacharias hieß der Mann, dem dieses Licht aufgegangen ist. Und zwar, als er auf seine alten Tage doch noch Vater geworden ist. Lange Jahre hatten seine Frau und er darauf gewartet. Ich stelle mir vor, dass sie enttäuscht waren und bitter geworden sind. Keine Freude mehr am Leben hatten und nicht viel übrig für die Menschen um sie herum

Und dann hat es doch noch geklappt. Ein Sohn wurde dem alten Mann geboren. Für ihn war das Gott, der sich erbarmt hat. Und auf einmal sah alles ganz anders aus.  Heller. Freundlicher. So jedenfalls verstehe ich das. Da konnte auch Zacharias wieder freundlich sein und von Gottes Barmherzigkeit singen.

Ich finde, das könnte auch heute bei Konflikten helfen. Denn eigentlich geht ja von jedem Kind, das geboren wird, dieses Licht aus. Die Kinder lehren uns erwachsene Menschen, dass es keine Schande ist, hilfsbedürftig zu sein und wie wichtig es ist und wie gut es tut, für andere zu sorgen. Das Licht aus der Höhe schien auch über dem Stall, in dem Gott zur Welt kam. Und Jesus, der dort geboren wurde, hat gezeigt: Nicht bei den Schreihälsen ist Gott und nicht bei den bewaffneten Starken, sondern da, wo Menschen andere Menschen brauchen. Auf den Straßen genauso wie in den Wohnzimmern, wo Menschen miteinander Weihnachten feiern möchten, so gut es geht. Jesus hat gezeigt: Leben wird gut, wo Menschen Rücksicht nehmen auf andere, auch wenn es vielleicht eine Einschränkung bedeutet und unbequem ist. Und Kompromisse machen ist  kein Zeichen von Schwäche. Sondern es ist eine Stärke, wenn man es gut sein lassen kann, damit man gut leben kann

Ich glaube: Solche Sachen sieht man im Licht Gottes.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32218
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