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Kirchliche Traditionen sind mir wichtig. Ich bin damit aufgewachsen und oft erlebe ich sie als Schatz und als Teil meiner kindlichen Erinnerung. Das Erntedankfest spielt dabei eine ganz besondere Rolle. In dem kleinen bäuerlichen Dorf meiner Kindheit und Jugend wurde der Altar mit vielem geschmückt, was Feld, Sträucher und Bäume in der Herbstzeit zu bieten haben. Für mich war diese Jahreszeit im Dorf eine der schönsten Zeiten im Jahr. Wenn die anderen Kinder und ich durch die Wiesen gestreunert sind, haben wir uns an roten Äpfeln und reifen Birnen satt gegessen und wenn wir Lust hatten, konnten wir den Bauern helfen bei der Ernte oder beim Heu machen. So - vielleicht ein kleines bisschen verklärt - erinnere ich mich an meinen Herbst in Jugendtagen.
Das Erntedankfest steht vor der Tür. Bei dem Gedanken daran wird mir warm ums Herz. Wenn ich dann in die Kirche gehe merke ich, wie gut mir Danken tut. Egal, wie ich mich gerade fühle, wie stressig die Zeit ist oder wie gut oder auch wie blöd es im Job läuft.
Selbst in einer Zeit, die mit viel Trauer und Verlust verbunden war, stellt sich das kleine Gefühl des Dankes ein. Wenn ich sehe, wie mein Leben bisher verlief, wenn ich schaue, was es in meinem Leben alles gibt, wofür ich dankbar sein kann, fühlt sich mein Herz ganz warm an.
Dieses Gefühl der Dankbarkeit kann entstehen, weil ich auf mich und mein Leben schaue - ungeachtet dessen, was andere haben oder können. Wenn ich an meine Freunde und meine Familie denke – an das Leben das mich umgibt – dafür bin ich dankbar.
Auch der bewusste Blick an Erntedank auf das zurückliegende Jahr, auf die Ernte des Jahres, auf das was ich erlebt und auch durchlebt habe, was ich überstanden und genossen habe - der Blick auf die Ernte des Jahres schafft Gelassenheit, genährt aus dem warmen Gefühl des Dankens.
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Dass Sabine und Wolfgang als Paar eine schwierige Zeit durchmachen, konnte man sehen, hören und auch deutlich fühlen. Aber es war eigentlich wie so oft im Freundeskreis – man hat es wahrgenommen, sich zurückgehalten und abgewartet – was sollte man auch tun.
Dann kam dieser eine Abend: Wir sitzen zu sechst zusammen – drei Paare -, essen Fondue. Irgendwann fängt irgendjemand an von früheren Treffen zu erzählen, von gemeinsamen Essen, Umzugsaktionen usw.. Es kommt wie so oft eins zum anderen. Wir schwelgen in Erinnerungen. Ich finde solche Gespräche immer schön – zumal aus den Rückblicken ganz oft auch neue Ideen entstehen, was wir zusammen machen, gestalten oder erleben wollen.
An diesem Abend war es ein bisschen anders. Wir kommen von Stöckchen auf Hölzchen und dann merken wir vier Anderen, dass wir uns eigentlich allein unterhalten. Sabine und Wolfgang haben sich ausgeklinkt, sind in ihr eigenes Gespräch vertieft. Gerade weil wir wissen, dass es ihnen miteinander gerade nicht besonders gut geht, reden wir anderen vier weiter, als wäre nichts. Wir starten keinen Versuch, sie in unser Gespräch miteinzubeziehen. Der Abend dauert lange. Ist schön. Beim Nachhausegehen sehe ich Wolfgang nach Sabines Hand greifen.
Das war vor vier Jahren. Vor kurzem, – wieder beim Fondue – spreche ich Wolfgang an, als wir beide alleine in der Küche sind. Er erinnert sich auch genau an den Abend. Für ihn war es die Wende in ihrer Ehekrise An diesem Abend hatten er und Sabine plötzlich - durch die vielen guten Erinnerungen, die am Tisch präsent waren – auch wieder einen Blick für ihre gemeinsame Geschichte. Was sie schon alles Schönes gemeinsam erlebt, was sie Schwieriges zusammen durchgestanden haben.
Und es wurde ihnen bewusst, wie wertvoll sie in guten wie in schlechten Zeiten füreinander waren. Dieser gemeinsame Blick zurück hat ihnen die Kraft gegeben für den gemeinsamen Blick nach vorne! Dieser gemeinsame Blick zurück auf alte, bereits gegangene Wege, hat neue Wege eröffnet. Zueinander.
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Es schmerzt mich immer noch ein bisschen, wenn ich von Markus und Sandra erzähle. Beides liebenswerte, zugewandte Menschen – ein Traumpaar hatte man gesagt. Nach einigen Jahren waren die Traumkinder gekommen – ein Junge und ein Mädchen. Glückliche Familie. Wie im Film. Und plötzlich – die Trennung. Dann die Scheidung. Rosenkrieg, Sorgerechtsstreit inklusive – auch wie im Film.
Die Freundschaften haben sich sortiert und mein Kontakt mit Markus ist abgebrochen. Ich habe es bedauert. Noch Jahre später hat man bei Sandra die Trauer gespürt und die Frage nach dem „Warum“. Sie hat öfter gesagt: „Und plötzlich war die Hoffnung weg – es war hoffnungslos.“ Dieser Satz hat sich mir eingeprägt, weil ich damals spüren konnte, dass es wohl diesen einen Moment gab, in dem ihr klar wurde, dass die Ehe gescheitert war. Sie hat dann immer noch weitergesprochen und gesagt: „Es ist einfach keiner mehr auf den Anderen zugegangen.“ Und – hat sie hinzugefügt: „Gehe auf deinen Partner zu – immer – jeder Schritt ist ein Hoffnungsschimmer, egal wie schrecklich der Streit ist“.
Das hat mich berührt. Gänsehaut. Seither denke ich bei Konflikten und Streit oft an dieses Gespräch mit Sandra. Sicher hat Sie nicht gemeint, dass man bei jedem Streit nachgeben und zurückstecken soll – das wäre zu einfach und glaube ich auch falsch.
Nein, bei allem Streit und Ärger, sich vielleicht eine Auszeit nehmen – fünf Minuten oder auch einen Tag - Abstand gewinnen und dann aber immer wieder einen Schritt ins Gespräch machen – sich nicht verschließen - das ist ein Hoffnungsschimmer. Ich denke dann auch an die Welt an das große Miteinander. Jeden Schritt, den man auf einen anderen Menschen zum Gespräch macht – ist ein Hoffnungsschimmer für die Welt.
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Die ersten Blätter sind gelb und rot gefärbt. Nicht nur in den Wäldern, auch an den Rebstöcken ist der Herbst besonders schön und eindrücklich. Da kann man die Fülle und das Glück des Herbstes voll empfinden. Es riecht ein wenig erdig und nach der Trockenheit des Sommers ist nun die Feuchtigkeit da. Obst, Gemüse, Wein duften, sind erntereif oder schon in den Keller und den Kühlhäusern gelagert.
Abends genieße ich momentan gerne die letzten Sonnenstrahlen des Tages mit einem Glas in der Hand. Beim Anblick des roten Sonnenuntergang am Horizont lasse ich die Gedanken schweifen und bewundere Gottes wundervolle Schöpfung. So oder so ähnlich sieht der perfekte Herbsttag für mich aus.
So oder so ähnlich finde ich – sollte auch der Herbst des Lebens sein. Die Früchte sind gewachsen und reif, die Ernte wird eingebracht und eingelagert zur Nutzung und zum Genuss. Nichts mehr müssen aber vieles können. Das ist für mich der Herbst des Lebens.
So sieht mein Freund Thomas das auch: Von turbulenten Zeiten in Familie und im Beruf kann er berichten – von Erfolgen aber auch von Niederlagen. Aber jetzt im Herbst des Lebens, sagt er: „Weißt du, ich weiß was ich kann und auch, was ich nicht kann. Ich sehe, was ich Gutes erreicht habe und lebe mit dem, was nicht gelungen ist. Ich muss mich nicht mehr beweisen oder messen nur um des Wettbewerbs, des Vergleichs willen.
Ich will das, was ich kann, sinnvoll einsetzen, will die Welt noch gestalten. Meine kleine Welt. Mit meinen Gaben. Und dabei meine Schwächen, die ich inzwischen ja auch gut kenne - vermeiden. Ich habe vieles in meinem Leben gelernt, so manchen Rückschlag eingesteckt, aber auch vieles erreicht. Nun darf ich die Ernte einfahren. Muss eigentlich nichts mehr, kann aber vieles. Das ist ein schönes, ein gutes Gefühl.“
Nichts mehr müssen aber vieles können. Das ist eine schöne Vorstellung vom Herbst des Lebens.
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„Das Evangelium der Aale“ -dieses Buch von Patrick Svensson habe ich im Urlaub gelesen. Und ich war erstaunt, was man so alles über und von Aalen lernen kann. Wie sehr sich das Leben, der allgemeine Lauf der Dinge, im Lebenszyklus der Aale abbildet. Bis hin zur Auferstehung toter oder tot geglaubter Aale.
Wahnsinn. Welch ein Werden und Entstehen und Vergehen… Aale treffen sich, wenn sie geschlechtsreif sind, in der Saragossasee, einem Meeresgebiet östlich von Florida. Dort laichen sie ab, vermehren sich unter uns noch unbekannten Bedingungen und sterben.
Aale können sehr lange ohne Wasser leben, manchmal findet man sie wie tot an Land. Wieder ins Wasser gelegt, treiben sie zuerst mit dem Bauch nach oben im Wasser, bevor dann oft wieder Leben in den Aalkörper einzieht. Beeindruckend und geheimnisvoll. Aber Warum hat der Autor sein Buch „Evangelium“, also gute Nachricht genannt?
Vermutlich nicht nur wegen der „Auferstehung“ der Aale. Für mich gibt es noch eine weitere gute Nachricht in diesem Buch: Seit Jahrtausenden werden die Aale erforscht – schon Aristoteles war Aalforscher – aber ihr Geheimnis konnte man nie ganz lüften und dennoch gibt es Aale auf der Welt.
Insofern haben Aale für mich viel mit uns Menschen gemeinsam. Wir forschen und suchen und entschlüsseln so manches unserer Geheimnisse – allein in der Medizin haben wir im Laufe der Zeit soviel Neues über uns gelernt. Und das Gott sei Dank.
Und trotzdem bleibt der Mensch, bleibt jeder einzelne Mensch immer auch ein Stück ein Geheimnis. Ein Wunder. Die Entstehung und Geburt ist ein Wunder, manches Leben wundervoll oder wundersam und der Tod oft ein Schrecken, aber immer ein Geheimnis. Und die gute Nachricht – das Evangelium - ist:
Wir müssen nicht alles wissen und verstehen und können trotzdem – wunderbar - gut und sinnvoll leben. Wie die Aale, die vermutlich wenig wissen über sich und dennoch sogar auferstehen können.
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Auch diesen Sommer war es wieder soweit – wir waren im Urlaub. Die ganze Familie, inklusive aller Kinder – auch wenn die Fliehkräfte wachsen. Die ersten Tage waren - wie immer - Trainingstage für das Miteinander. So nah und so viel Zeit für- und miteinander hat man doch im Alltag selten. Das ist das Schöne am Urlaub – aber auch das Anstrengende. Und trotzdem schwelge ich gerne in den Erinnerungen an unsere gemeinsamen Urlaube. Die Gedanken an die intensive, gemeinsame Zeit wärmen mich.
Mittlerweile bin ich ja längst wieder im Alltag angekommen. Und dabei merke ich, dass die Erinnerungen noch einmal ein ganz besonderes Verbundenheitsgefühl auslösen. Gerade auch dann, wenns mal wieder Ärger in der Familie gibt. Dann denke ich erst: Mensch, geht mir das auf den Geist. Aber schon im zweiten Moment wird das Genervt sein abgelöst durch Erinnerungen an gemeinsame, wohltuende Erlebnisse, durch ein Gefühl von Verbundenheit und Nähe, das noch gesteigert wird, wenn wir zusammensitzen und uns gemeinsam erinnern.
Deshalb sind mir diese Zeiten, gemeinsame Urlaube oder auch nur gemeinsame Abende so wichtig: Ich genieße nicht nur die aktuelle gemeinsame Zeit, nein ich schaffe mir damit einen Vorrat an Verbundenheit für schwierige Zeiten.
In der Familie. Aber auch bei Freundschaften. Gemeinsam erlebte Zeit, Erlebnisse, an die man sich zusammen erinnern kann schaffen ein Gemeinschaftsgefühl – noch weit über den Moment hinaus. Das wärmt und das tut einfach gut.
Je mehr man von solchen Erinnerungen hat, desto mehr kann man auch später noch daraus Kraft schöpfen. Deshalb mache ich das jetzt öfter mal ganz bewusst: Gemeinsame Erinnerungen schaffen.
Mit Freunden und Familie – aber auch mit Kollegen, sei es indem wir zusammen essen oder auch wandern gehen. Und ich freue mich jetzt schon darauf, dass wir uns dann irgendwann gemeinsam erinnern können.
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„Jetzt es ist endlich soweit.“ Und: „Oh mein Gott es ist schon so weit“"
Zwei Blickwinkel auf den gleichen Sachverhalt. Wobei Sachverhalt stimmt nicht ganz, denn es spielen auch Gefühle dabei eine große Rolle: Unser ältester Sohn zieht aus. Ja, ich weiß, das haben schon Millionen von Eltern erlebt und auch wir werden es überleben. Und doch ist es ein großer Schritt – für beide Seiten.
Für ihn ein Schritt in die Eigenverantwortung: Wohnung suchen, Verträge abschließen usw. – unglaublich – für ihn – was es an Verträgen abzuschließen gibt. Für uns ein Schritt des Loslassens und Vertrauens: Wird er alleine zurechtkommen, Freunde finden, sich in der anderen Stadt wohlfühlen?
Wir sehen das zukünftig meist leere Zimmer vor unseren Augen – er die Freiheit der ersten kleinen eigenen Wohnung.
Wir fragen uns, was wir jetzt alles weniger einkaufen müssen und wie das zu Hause sein wird, wenn er nicht mehr mit am Esstisch sitzen wird. Er fragt sich, warum es nicht schon immer jeden Tag Spaghetti mit Soße geben konnte.
Wir helfen beim Umzug, planen und denken mit, sammeln Geschirr und Besteck zusammen und er denkt sich – wird schon werden. Es ist nicht leicht für uns und für ihn vielleicht auch nicht, Aber doch fühlt es sich wohl für beide Seiten ganz anders an – vermute ich.
Für ihn ist es ein Anfang. Für uns ein Abschied. Hier ein nach dem Auszug leerer Raum, dort mit dem Einzug ein Raum, der mit neuem, anderem Leben gefüllt ist.
Das ist wohl der Lauf der Dinge. Zumindest raunen wir uns das als Eltern zu, wenn wir mit unserem ältesten Sohn zusammensitzen, wenn wir einen Augenblick inne halten und schauen, was gerade passiert. Und das sind die Augenblicke, da haben wir eine gemeinsame Sicht auf die Dinge, wenn wir z.B. nach dem Umzugstag nochmal zusammensitzen und sich die Sichtweisen überlappen und verschränken.
Dann können wir alle ein wenig spüren und nachvollziehen von dem, was den anderen gerade bewegt. Das tut gut. Denn uns wird bewusst, was uns verbindet, auch wenn wir unterschiedliche Blickwinkel haben.
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Manchmal gehe ich auf ihnen spazieren – meist ist es ruhig, gepflegt, mit viel Natur. Und meistens ist nicht so viel los – es sei denn es liegen Prominente auf diesem Friedhof.
Da besuchen Oma und Enkelin das Grab des Opas und während die ältere Frau die Blumen gießt und das Unkraut zupft, spielt das Kind fröhlich zwischen den Gräbern. Da sind auf uralten Grabsteinen so viele Namen und Daten geschrieben, dass auf den ersten Blick klar wird, dass hier mehrere Generationen einer Familie liegen.
Da sind Gräber, denen man ansieht, dass sich niemand mehr um sie kümmert – wahrscheinlich, weil sich niemand mehr kümmern kann.
Da sind aber auch die, die nach buntem Leben aussehen - Kindergräber, geschmückt mit Stofftieren und Windrädern. Gerade diese Kindergräber, sie sind eine Herausforderung für mich. Aber dennoch: Meist tut es mir gut, Friedhöfe zu besuchen.
Und es hilft mir dabei, mich auf das Wesentliche zu besinnen, das Bewusstsein der Endlichkeit und Vergänglichkeit zu spüren. Und oft hilft es mir das, was ich habe, noch mehr zu schätzen.
Vor kurzem ist mir bei einem Spaziergang auf einem Friedhof - kurz vorm Ausgang - ein Grabstein ins Auge gefallen mit einer besonderen Inschrift. Sie war ganz besonders eindrücklich.
Dort stand unter dem Namen und den Lebensdaten: „Auf Wiedersehen“. Nur diese zwei Worte „Auf Wiedersehen“ – Wow- was für eine Aussage hier an diesem Ort. „Auf Wiedersehen“ – oft einfach so dahingesagt.
Hier auf dem Friedhof ist es aber keine Abschiedsfloskel, sondern ein Bekenntnis, Ausdruck von Hoffnung und Zuversicht. Ich hatte Gänsehaut.
Seit diesem Erlebnis auf dem Friedhof verabschiede ich mich viel bewusster mit einem „Auf Wiedersehen“ von Menschen und hoffe immer wieder, dass auch ich möglichst immer so hoffnungsstark sein werde, wie der Mensch, auf dessen Grab stand: „Auf Wiedersehen“.
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„Du, ich hab da mal eine Frage von einem Freund…“ – ich finde, das ist eine tolle Einladung zu einem Gespräch. Denn damit ist auch klar: es geht um etwas Wichtiges, vielleicht auch Intimes. Der, der das fragt, tut das natürlich nicht für einen Freund. Er tut das für sich selbst.
Aber es ist ihm vielleicht peinlich oder er denkt: Das kann man doch nicht fragen!
Vor kurzem hat mein Trainingspartner Moritz ganz unvermittelt angefangen mit „Du, ich hab da mal eine Frage von einem Freund…“ Nein, es ging nicht um Eheprobleme oder Sex.
Er hatte eine Frage zur Auferstehung: „Glaubst du da wirklich dran? An Auferstehung und ein Leben nach dem Tod?“
Ich war überrumpelt. Na toll, dachte ich, so ein Thema, mal nebenbei und leicht verdaulich - das wird schwer. Und noch dazu ohne Theologendeutsch - das heißt ohne Fremdworte und lebensnah! Ich habe zwar schon viel darüber nachgedacht, aber die Auferstehung ist für mich bis heute ein schwieriges Thema. Ich habe ihm schließlich geantwortet und meine bisherigen Gedanken erzählt: „Ich hoffe und glaube, dass wir uns wiedersehen, dass wir unsere Freunde und Familie wiedersehen werden. Das ist für mich Auferstehung. Ein Leben nach dem Tod bei Gott. Von ihm gehalten, in ihm geborgen -Gewandelt – verändert.
Ich glaube, dass ich nach dem Tod mein zurückliegendes Leben, meine Handlungen mit Gottes Augen sehen werde. Offen und ehrlich, ohne mir selbst etwas vorzumachen.
Das stelle ich mir nicht leicht vor. Aber der Gedanke, dass auch bei diesem Rückblick auf mein Leben Gott an meiner Seite ist, stärkt mich und macht mich hoffnungsfroh.
Denn damit ist es für mich nicht zu Ende. Denn danach, das glaube ich, sind wir verwandelt. Und ganz bei Gott.“ Er hat dann gesagt: „Auferstehung – Leben nach dem Tod bei Gott – echt jetzt?!“ „Ich werde es dem Freund, für den ich gefragt habe, mal erzählen“.
Was er aus unserem Gespräch oder besser gesagt meinen Ausführungen mitgenommen hat? Ich weiß es nicht, denn wir haben bis heute nicht mehr darüber geredet. Aber ich hoffe, dass wir spätestens bei Gott zusammen einer Meinung sind.
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Kopf oder Bauch – auf wen soll man hören. Ich denke – es kommt drauf an.
Geht es um Haltung gegen Neid und Gier, dann auf den Bauch. Geht es aber z.B. um meine Beziehung zu anderen Menschen ist der Bauch allein nicht der richtige Ratgeber, zumindest ist es nicht immer so.
Denn oft gibt mein Kopf meinem Bauch dann sozusagen Geschichtsunterricht. Er erinnert ihn an Erlebnisse aus der Vergangenheit und das hilft ihm.
Manchmal ist es beim Umgang mit Tieren so, da möchte mein Bauch den Hund streicheln und es gibt Diskussion in meinem Körper. Und das immer mal wieder mit unterschiedlichem Ausgang. Ich bin auch schon gebissen worden…
Auch bei Menschen bin ich emotional eher leichtgläubig. Ich vertraue einfach gerne. Es macht das Leben ja auch leichter und fühlt sich gut an, finde ich. Mein Bauch ist dann wohlig, fühlt sich angenehm und warm an. Aber gerade bei Menschen und Beziehungen passt das nicht immer so. Da möchte mein Bauch vertrauen, aber mein Kopf sagt zum Glück – Halt, Stop!
Und dann geht es los – fast wie ein Ehestreit: „Du bist immer so leichtgläubig - Denk dran, wie es das letzte Mal war, da hat er doch alles rumerzählt, was du ihm anvertraut hast“. Dann antwortet der Bauch:
„Ja, aber Menschen können sich ändern und er hat mir doch gesagt, dass ich ihm vertrauen kann.“
Dann der Kopf wieder: „Ja, Menschen können sich ändern – dann schau aber erstmal, ob er sich geändert hat! Wieviel erzählt er dir denn von anderen? Na, dämmerst?“
Ich für mich bin froh, dass ich beide habe – den Bauch, der mich vertrauen läßt und den Kopf, mein Archiv, der auch mal über die einzelne Situation hinausdenkt und so meinen Bauch auch mal korrigiert.
Wie ist das eigentlich bei Ihnen? Bauch oder Kopf? Auf wen hören Sie eher?
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