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14JUN2025
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Mein kleiner Kater ist vor kurzem in einen Belüftungsschacht gefallen. Ich hatte ihn gesucht und war dann seinem lauten Jaulen gefolgt. Er kam da nicht mehr raus, weil der Schacht mit einem Gitter abgedeckt ist. Lediglich an der Seite war ein kleiner Spalt. Durch diesen Spalt steckte ich meine Hand und guckte meinen Kater an. Auf, sagte ich ihm, spring, das schaffst du! Und er sprang, er klammerte sich an meine Hand und ich schob Hand und Kater langsam durch die kleine Öffnung. Gerettet.

So, hat mein Vater mir damals, als ich klein war, erklärt, funktioniert das, wenn man Gottes Hilfe braucht: Du musst aktiv werden, Du muss Gott sagen „Hallo, bitte, ich brauche Hilfe“. Und wenn Gott seine Hand hinhält, dann musst Du springen und darauf vertrauen: Gott hält Dich, keine Sorge. Gott rettet.

Es gibt da diesen Witz, der das gut verdeutlicht:
Ein Mann sitzt auf dem Dach seines Hauses und wartet darauf, dass Gott ihn rettet.
Kommt die Feuerwehr im Boot vorbei und sagt: „Steig ein!“
Der Mann: „Nein, Gott wird mich retten.“
Das Wasser steigt.
Drei Stunden später kommt wieder ein Boot von der Feuerwehr vorbei:
„Steig ein, es wird höchste Zeit!“
Der Mann entgegnet: „Nein, Gott wird mich retten.“
Das Wasser steigt.
Vier Stunden später kommt das Boot zum 3. Mal vorbei, aber der Mann weigert sich immer noch einzusteigen, weil Gott ihn retten würde.
Naja, es klappt halt nicht, der Mann ertrinkt, kommt in den Himmel vor Gottes Thron und beschwert sich: „DU hast gesagt, du würdest mich retten, und ich bin ertrunken…!“
Darauf Gott zum Mann: „Also, mein Lieber, weißt du, ich hab dir DREI MAL die Feuerwehr vorbeigeschickt, und Du bist nicht eingestiegen…!“

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13JUN2025
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„Dies ist nicht mehr mein Land!“ Diesen Satz habe ich in letzter Zeit öfter gehört. Und er lässt mich, ehrlich gesagt, etwas ratlos zurück. Denn ich muss sagen: Ich lebe gerne hier in diesem, unserem Land.

Natürlich ist auch meine Mängelliste lang: die sanierungsbedürftigen Schulen und der marode öffentliche Nah- wie Fernverkehr stehen da ganz oben.

Aber prinzipiell finde ich, dass unser Land gut dasteht: Wir haben unabhängige Gerichte, freie Journalisten und faire Wahlen.

Mit meinem Fahrrad oder zu Fuß mit meinem Hund an der Seite kann ich überallhin fahren oder gehen, wo ich auch hinwill.

Wenn ich krank bin, habe ich eine sehr kompetente Hausärztin. Und wenn ich mal sehr krank werde, gibt es das Krankenhaus. Ich will die Probleme unseres Gesundheitssystems nicht kleinreden, aber ich finde, das ist doch schon mal was.

Ich habe aber auch drei Joker an meiner Seite, die mich gern in diesem Land sein lassen:

Erstens. Ich informiere mich ausgesprochen gerne. Ich gehöre zu den Menschen, die noch eine überregionale Zeitung abonniert haben.  Ich höre sehr gerne Radio! Informiert sein hilft, über das eigene Leben hinauszugucken: auf das Gute wie das nicht so Gute.

Zweitens. – und das sage ich nicht, weil ich Pfarrerin bin und das sagen muss, das sage ich, weil es für mich so ist: Mein Glaube gibt mir Mut. Ich glaube an einen Gott, der mich geschaffen hat und mir beisteht. Das gibt mir Mut, auch wenn es mal nicht so gut geht.

Und drittens ist da ja noch mein Kater. Mein Kater ist groß und rot-golden und lehrt mich Gelassenheit. Er gähnt und guckt mich gelassen an. Er sagt: Komm, leg dich neben mich in diesen Streifen Sonne und streichle mich. Und ich denke: Ja, hier ist mein Ort.

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12JUN2025
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Mein kleiner Kater ist jetzt gut fünf Monate alt. Morgens so um 3 Uhr fängt für ihn der Tag an. Dann kommt er zu mir ins Bett gesprungen und geht mit seinem Katergesichtchen ganz, ganz nah an mein Gesicht und guckt, ob ich schon wach bin. Ganz konzentriert guckt er sich mein Gesicht an.

Es erinnert mich an meinen kleinen Neffen, der auch ganz konzentriert die Gesichter seiner Umgebung studiert. Es ist lustig, wenn man dann den Gesichtsausdruck von seinem Opa auf seinem kleinen Enkelgesicht wiedersieht.

Wir alle, aber vor allem gerade Kinder, brauchen Gesichter. Es ist wichtig, damit sie ihre Umgebung verstehen und begreifen, dass wir von Angesicht zu Angesicht mit ihnen sprechen. Sie wirklich angucken.

In der Bibel kommt das vor, dieses „von Angesicht zu Angesicht“. Im wohl schönsten Segen überhaupt verspricht Gott: „Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig, Gott erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir seinen Frieden.“ (4. Mose 6,25f)

Mit den Erfahrungen mit meinem Kater und meinem Neffen höre ich solche Worte noch intensiver: von Angesicht zu Angesicht – das ist was ganz Besonders. Was Persönliches. Als käme Gott nachts zu mir ins Bett gesprungen und würde mich ganz liebevoll-interessiert betrachten.

„Er erhebe sein Angesicht“ - mit dem Bild von meinem Kater sehe ich jetzt eher das interessierte, neugierige, das in diesen Worten auch drin steckt. Er erhebe sein Angesicht auf dich: Gott interessiert sich für mich und kann es gar nicht abwarten, in den Tag zu starten.

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11JUN2025
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Das Spiel ist perfekt für lange Regenabende: Wer bin ich?
Taylor Swift, Ursula von der Leyen, Manuel Neuer? Bin ich real? Bin ich kreativ?

Jeder bekommt einen Klebezettel mit dem Namen einer bekannten Person auf die Stirn geklebt. Ja, und dann muss man durch möglichst geschickte Fragen möglichst schnell herausfinden: Wer bin ich?

Meistens muss man doch einige Fragen stellen, bis man die Lösung findet.
Ich bin lustig. Ich bin schnell. Ich kann super trösten.

Dabei hängt das, was ich bin, und was ich kann, mein Selbstbild, nicht nur von mir ab. Sondern auch davon, wie meine Mitmenschen auf mich reagieren. Damit ich weiß, dass ich witzig bin, brauche ich Menschen, die über meine Witze lachen. Ob ich schnell bin, erfahre ich nur, wenn ich Mitmenschen habe, mit denen ich meine Geschwindigkeit vergleichen kann. Und was ist mein Trost wert, wenn ihn niemand in Anspruch nehmen will?

Weil wir in Gemeinschaft miteinander leben, gehört das Bild der anderen auch dazu, wenn ich klären will, wer ich bin.

Gerade deswegen ist es aber wichtig, gute Menschen um sich herum zu haben, auf deren Rückmeldung man sich verlassen kann. Denn wir sind immer eine wilde Mischung aus beidem: die Eigenschaften, die ich bin und habe, und die Art, wie andere mich sehn und bewerten.

Für mich gibt es da aber noch eins:
Wer bin ich? Eine dritte Perspektive kommt noch dazu: Ich bin ein Kind Gottes. Wenn man so will, klebt es quasi auf meiner Stirn wie ein Zettel: Kind Gottes. Das gilt, egal wie ich oder andere mich gerade sehen. Das Leben ist dasselbe. Aber ich habe einen anderen Blick darauf. Denn als Kind Gottes bin ich wertvoll. Wer bin ich? Definitiv ein Kind Gottes.

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10JUN2025
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Ich habe eine Superkraft, für die ich nicht mal was kann: Vertrauen. Ein Vertrauen, dass alles gut wird. Diese Superkraft kann ich gerade echt gut gebrauchen, denn ich habe den Eindruck: Angst, überall. 

Die einen haben Angst vor dem Fremden oder allem, was anders ist. Die anderen haben Angst vor dem Rechtsruck in unserer Gesellschaft oder vor dem zunehmenden Gefühl von Einsamkeit.

Vor allem bei den Jüngeren spüre ich die Angst vor den Folgen des Klimawandels. Oder das komplette Gegenteil: das komplette Ignorieren aller Realitäten und Fakten – Hauptsache, ich lebe jetzt gut. Ich nenne dieses Ignorieren: die Angst vor den ganzen Ängsten der Welt.

Ich kann mit den ganzen Ängsten um mich rum nur umgehen, weil ich dieses Vertrauen habe. Bei mir ruht dieses Vertrauen in Gott. Bei anderen ist es vielleicht eher ein Vertrauen ins Leben: Es wird schon irgendwie gut gehen.

Noch bei anderen ist es ein Vertrauen in sich, nach dem Motto: Ich habe in der Vergangenheit schon so viel Mist überlebt, dann schaffe ich das jetzt auch noch.

Egal, woher das Vertrauen kommt, es muss gefüttert werden - mit Liebe. Mit Liebe zu einem anderen Menschen, der Liebe in einem Freundeskreis, zu Kindern und Enkeln, zu Haustieren oder der Topfpflanze im Wohnzimmer oder der Liebe zu seinem Musikinstrument oder zu seinem Körper, wenn man spazieren geht oder Sport treibt… Das Urvertrauen in uns braucht solche Liebesnahrung. Und dann kann kommen, was will.

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09JUN2025
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„Jetzt mal tief Luft holen!“ – das sage ich zu mir selbst, wenn ich mit einem herausfordernden Menschen konfrontiert bin oder in einer schwierigen Situation (fest)stecke. „Jetzt mal tief Luft holen!“ Und in der Tat verschafft es mir für den Bruchteil einer Sekunde Ruhe, mein Körper füllt sich mit Luft, mein Gehirn mit ein bisschen Energie, meine Schultern entspannen sich ein wenig und ich bekomme ein klein wenig Distanz und kann überlegen: Was tun? Klar, manchmal braucht es freilich mehr als ein Mal Luft holen. Aber hier in dem Bruchteil einer Sekunde kann man entscheiden: Konfrontation oder Zurückziehen? Oder doch besser einfach mal nachfragen, wie der andere es gemeint hat? Trotz allem höflich bleiben? Sich Zeit verschaffen, um genauer nachzudenken, was zu tun ist?

Atmen ist eine richtige Kraft. Atemkraft.

Heute ist Pfingstmontag. Und an Pfingsten feiern die christlichen Kirchen diese Atemkraft. Ganz am Anfang, so erzählt es die Bibel, als Gott uns erschaffen hat, hat er uns das Leben „eingeatmet“. Mit dem Atem Gottes kam das Leben in uns, wir wurden lebendig.

Und an Pfingsten, der Grund warum wir heute noch einen freien Tag haben, gab es einen weiteren „Aufatmen“-Moment für die Freundinnen und Freunde von Jesus. Sie waren immer noch traurig darüber, dass er gestorben, dass Jesus nicht mehr bei ihnen war, und konnten jetzt endlich wieder aufatmen: Gottes Geist erfasste die Menschen. Sie spürten, dass er bei ihnen ist. Nach der ganzen Traurigkeit muss sich das, wie ein großes Aufatmen angefühlt haben. Und sie erzählten mit Feuereifer von Gottes guter Botschaft: Gott gibt uns Kraft, damit wir gut leben – und gut miteinander leben können! Auch mit herausfordernden Menschen und in schwierigen Situationen.

Jetzt mal tief Luft holen!

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08JUN2025
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Pfingsten?
Manche freuen sich auf Ferien, andere auf den freien Montag.
Aber wenn man fragt, was da eigentlich gefeiert wird – dann wird’s still.
Ostern kriegen viele gerade noch hin: Kreuz, Grab, Auferstehung.
Aber Pfingsten? Da zucken selbst Kirchenmenschen allzu oft mit den Schultern. Also: Was feiern Christinnen und Christen da?

Um Pfingsten zu verstehen, muss man nochmal zu Karfreitag und Ostern zurück: Jesus Christus wird an Karfreitag verurteilt, ans Kreuz geschlagen und stirbt. An Ostern haben wir gefeiert, dass Jesus auferstanden ist. Dieser auferstandene Jesus hat die Jüngerinnen getröstet und den Jüngern Mut zugesprochen: der Tod ist nicht das Ende; wir sind alle in Gottes Hand geborgen; Liebe ist stärker als der Tod. So weit, so gut.

Kurze Zeit später ist Jesus Christus dann endgültig gegangen, „in den Himmel aufgefahren“. Mit dem Versprechen: Ich bin zwar jetzt nicht mehr sichtbar unter euch, aber werde immer bei euch sein. Das haben die Jüngerinnen und Jünger aber erstmal gar nicht gefühlt. Jesus war weg.

Bis Pfingsten eben. Da haben die Jüngerinnen und Jünger das auf einmal begriffen. Dass sie nicht allein sind. Die Bibel erzählt, dass Gott den Jüngerinnen und Jüngern den „Heiligen Geist“ geschickt hat. Und den feiern wir an Pfingsten. Den Heiligen Geist feiern, das heißt, die Momente feiern, in denen wir uns verstehen, in denen Menschen zueinander finden. Pfingsten heißt: Gemeinschaft feiern. Und darum finde ich, Pfingsten ist ein echt schönes Fest: voller Zuversicht. Auch wenn wir Angst haben und traurig sind und keine Zukunft sehen: Gott ist da, steht uns bei, verbindet uns, stärkt uns. Darum: Frohe Pfingsten!

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07JUN2025
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Mein Kollege Christian spricht Polnisch. In dem Video, das er auf Instagram hochgeladen hat. Aber eigentlich kann er gar kein Polnisch. Ich kanns erst kaum glauben, weil es so echt aussieht. Aber er erklärt mir, dass er das Video mit einer KI gemacht hat. Die künstliche Intelligenz hat das, was er sagt, ins Polnische übersetzt und gibt es jetzt mit seiner Stimme wieder. Sogar die Lippenbewegungen wurden angepasst. Ein Wunder der Technik. In der Bibel gibt´s ne Geschichte, die erzählt auch von einem Sprachwunder. Da sitzen die Freunde von Jesus zusammen, nachdem der nicht mehr da ist. Plötzlich spüren sie eine Kraft in sich, den Heiligen Geist. Und die macht, dass sie in den verschiedensten Sprachen sprechen können. Sie erzählen von dem, was sie mit Jesus erlebt haben. Und alle Menschen verstehen, was sie sagen.
Ich hab immer gedacht: So ein Sprachwunder sein wie die Jünger an Pfingsten – das wär´s doch! Wenn sich einfach alle verstehen könnten, dann wäre die Welt ein besserer Ort. Und jetzt gibt´s also Künstliche Intelligenzen, die genau das möglich machen. Schon Wahnsinn! Trotzdem glaube ich, dass es für ein echtes Pfingstwunder noch mehr braucht als eine krasse KI. Damit sich Menschen wirklich verstehen, braucht es ja mehr als eine Übersetzung. Mehr als ein Sprachwunder. Pfingsten ist vor allem auch ein Herzenswunder: Die Freunde Jesu brennen für das, was sie da erzählen. Sie wollen unbedingt, dass es bei den Menschen ankommt. Dass sie verstehen, warum sie so begeistert sind. Und über die Menschen, zu denen sie sprechen, steht da: „es traf sie mitten ins Herz“. Sie haben zugehört; nicht nur mit den Ohren, sondern mit dem Herzen.
Und das kann uns auch die krasseste KI nicht abnehmen: Dass Menschen sich füreinander interessieren und aufeinander einlassen. Dass wir uns verstehen wollen.

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06JUN2025
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Pinker Rauch. Der hat bei der Papstwahl letzten Monat für eine Überraschung gesorgt. Denn erwartet haben alle entweder weißen oder schwarzen Rauch. Als Zeichen dafür, dass sich die Kardinäle auf einen Papst geeinigt haben oder eben nicht.
Der pinke Rauch kam aber auch gar nicht von den Kardinälen aus der Konklave des Vatikans. Sondern von Frauen. Frauen auf einem der Hügel Roms – und das als Zeichen. Sie wollten darauf aufmerksam machen, was bei dieser Wahl fehlt: Die Stimme der Frauen.

Ich bin Katholikin. Der neu gewählte Papst Leo XIV ist also auch mein Papst. Aber die Bilder der Kardinäle, die in die Sixtinische Kapelle einziehen und beim ersten Auftritt des neuen Papstes hinter und neben ihm stehen – sie haben bei mir auch das Gefühl ausgelöst, dass mir das alles irgendwie fremd ist. Weil dort oben keine einzige Frau steht. Wir gehören einfach nicht dazu. Wir dürfen zuschauen, aber nicht mitspielen. Echt diskriminierend…

Ich mochte den ersten Auftritt von Papst Leo. Er hat davon gesprochen, dass Gott will, dass wir Menschen in Frieden und Gerechtigkeit zusammenleben. Zur Gerechtigkeit gehört für mich ganz klar auch die Geschlechtergerechtigkeit. Dass Männer und Frauen und alle Geschlechter die gleiche Würde und die gleichen Rechte haben. Wie die Frauen auf dem Hügel bei Rom mit dem pinken Rauch, hoffe auch ich, dass sich das irgendwann ganz erfüllt. In der Welt und in meiner Kirche.

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05JUN2025
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Mir platzt fast der Kopf. Das Zugabteil, in dem ich seit einer Stunde stehe, ist völlig überfüllt. Um mich herum feiert ein Junggesellenabschied mit lauter Musik. Es ist heiß und stickig und riecht nach Bier. Ich hab schlecht geschlafen und will nur noch raus. An meinem Zwischenstopp habe ich jetzt eine Stunde Zeit. Ich laufe los und finde – eine Kirche.

Schon als ich die Tür öffne, merke ich, wie ich innerlich ganz ruhig werde. Ich setze mich in eine Bank und schließe die Augen. Ich bin noch nie hier gewesen. Aber da ist dieser vertraute Geruch nach Weihrauch und alten Mauern. Und ab und an ein Klimpern, wenn jemand eine Münze in die Spendenkasse für die Kerzen wirft.
Kirchen sind für mich schon immer Orte gewesen, an die ich mich zurückziehen kann, wenn es mir zu laut wird. Um mich herum oder in mir drin.
Egal, wo ich gerade bin, eine Kirche finde ich fast immer. Und obwohl sie natürlich alle unterschiedlich sind, funktionieren sie doch überall gleich. Ich weiß, dass ich hier einfach sein darf, ohne dass jemand etwas von mir will. Ich muss keinen Eintritt zahlen und keinen Kaffee kaufen. Ich kann mich zurückziehen, den Kopf frei kriegen und dann weiterziehen.

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