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15OKT2024
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Wie die kleinen Kinder haben sich Adam und Eva im Paradies verhalten. Vierjährige machen das genauso. Sie haben was angestellt und dann behaupten sie voller Überzeugung, dass sie das gar nicht waren. Auch, wenn die Situation noch so eindeutig ist. Kinder müssen das ja auch erst lernen. Sie lernen zu lügen und sie lernen im Idealfall auch die Wahrheit zu sagen, auch wenn sie unangenehm ist.

Bei Adam und Eva war das so: Gott hatte Ihnen verboten die Früchte eines bestimmten Baumes zu essen. Eine Schlange hat die beiden dann dazu gebracht es doch zu tun. Gott hat das natürlich bemerkt: Adam hat dann zuerst die Schuld auf Eva geschoben. Die hat dann behauptet die Schlange sei es gewesen, die sie verführt hat. Aber es war eindeutig. Sie beide waren selbst Schuld. Hätten die Verantwortung selbst übernehmen müssen. Das haben sie aber nicht getan und so sind sie aus dem Paradies geflogen.

Es sind aber nicht nur Kinder, die wie Adam und Eva handeln. Sondern leider auch sehr viele Erwachsene. Die versuchen genauso erst die Schuld auf andere abzuschieben. Auch, wenn es eigentlich eindeutig ist, dass sie es selbst waren. Sie leugnen, erfinden Ausreden, beschuldigen andere. Und wenn alles nichts hilft, dann gehen sie auf Tauchstation oder lügen einfach weiter.

In der Bibel ist es eindeutig, was von Menschen erwartet wird: Ehrlich und aufrichtig sein. Schuld eingestehen. Dann kann es weiter gehen. Ein Neuanfang ist immer möglich.

Das ist aber ganz schön schwer. Der einfachere Weg ist der von Adam und Eva. Es kostet Kraft, aufrichtig und ehrlich zu sein und Schuld einzugestehen. Aber, wenn man das schafft, dann kann man wirklich sein Gesicht wahren. Und aufrecht weitermachen.

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14OKT2024
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Vielen Menschen ist es wichtig, dass sie etwas hinterlassen, damit man sich an sie erinnert. Böse Zungen unterstellen ja auch manchen Bürgermeisterinnen, Kanzlern oder Rektoren, dass sie bestimmte Dinge nur gemacht haben, damit ihr Name damit in Verbindung gebracht wird, wenn sie mal nicht mehr sind. Irgendwie scheint es ein Urbedürfnis der Menschen zu sein, dass sie nicht vergessen werden. Oder wenigstens ihr Name nicht. Tatsächlich ist das aber anders: In 100 Jahren werden sich die Menschen wohl nur noch an ein paar wenige Namen erinnern. 

Das beschäftigt Menschen schon seit Jahrtausenden. Das kommt auch in der Bibel vor. Ein Lied besingt, wie wunderbar Gott ist. Gleichzeitig kommt dort aber auch zur Sprache, wie wir Menschen sind. Da heißt es: „Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Felde; wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennt sie nicht mehr.“

So ist das. Wir leben unser Leben, das eine gewisse Zeit dauert. In dieser Zeit blühen wir. Und wenn die Zeit des Blühens vorbei ist, dann ist das, wie wenn der Wind kommt und alles vom Feld weg weht. Wir sterben. Sind nicht mehr da. Und irgendwann weiß tatsächlich keiner mehr, dass wir einmal gelebt haben. Zuerst vielleicht noch die Kinder und Enkel. Aber irgendwann sind wir vergessen. Damit umzugehen, ist gar nicht so leicht.

Das Lied endet aber nicht damit. Es erzählt von einer Hoffnung. Dort steht, dass wir bei Gott nie vergessen werden. Er weiß, wie wir sind. Und bei ihm werden wir in Ewigkeit sein. Da verblühen wir nicht und werden davon geweht. Bei ihm leben wir ewig.

Mir hilft diese Vorstellung. Gott vergisst uns nicht. Nie. Bei ihm blühen wir ewig.

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13OKT2024
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Der perfekte Sonntag. Das ist für mich ab und zu: Lang im Bett zu bleiben. Gemütlich frühstücken. Faul auf der Couch rumhängen. Ein Buch zu Ende lesen. Die Sonne bei einem Spaziergang genießen. Gute Musik hören. Einfach mal nichts tun müssen. So kann der ideale Start in eine neue Woche aussehen. Nochmal die Ruhe genießen, bevor der Alltag beginnt. Nochmal auftanken und die Seele baumeln lassen.

Nicht jeden Sonntag ist das möglich. Und für manche ist es auch nicht der Sonntag, sondern ein anderer Tag. Gleich an welchem Tag: Wenn es mal klappt, dann tut so ein Tag zum Auftanken in der Woche richtig gut.

Mittlerweile haben das auch viele Firmen verstanden und verinnerlicht, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch Tage brauchen, an denen sie absolut nichts mit Arbeit zu tun haben. Das war aber noch nicht immer so. Und natürlich gilt das auch für Schulkinder und Menschen im Ruhestand. Die Seele braucht Zeit, um aufzuatmen und zur Ruhe zu kommen. Die vielen Eindrücke, die unter der Woche gesammelt werden, die müssen auch verarbeitet werden.

Menschen haben das schon vor langer Zeit verstanden. Dass ein Tag zum Auftanken wichtig ist. Schon vor über 2000 Jahren. Im Judentum und Christentum ist der freie Tag in der Woche wichtig, weil erzählt wird, dass auch Gott an einem Tag in der Woche nichts gearbeitet hat. Nichts Neues erschaffen hat. Einfach mal nichts gemacht hat und die Ruhe genossen.

Gott meint es gut mit uns und deshalb ist dieser Ruhetag in den Religionen wichtig. Und auch sonst. Vielleicht klappt es ja auch heute, an diesem Sonntag. Die Seele baumeln lassen und die Ruhe genießen. Wenigstens eine Weile.

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12OKT2024
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Jüdinnen und Juden feiern heute ihren höchsten Feiertag, auch hier bei uns. Jom Kippur. Manch einem mag der Name aus dem Geschichtsunterricht bekannt vorkommen. Vor 51 Jahren brach an diesem Tag nämlich der sogenannte Jom-Kippur-Krieg los. Einige Nachbarstaaten überfielen damals unvermittelt Israel, wollten den jüdischen Staat vernichten. Die Erinnerung daran ist EIN Grund, warum der Überfall der Hamas-Terroristen vor fast genau einem Jahr für die Menschen in Israel so traumatisch war. Damals war der Krieg nach drei Wochen beendet. Heute ist die Lage leider viel vertrackter.

Dabei steht am Jom-Kippur-Tag eigentlich das Gegenteil im Mittelpunkt. Versöhnung untereinander und Versöhnung mit Gott. In der Bibel steht, dass die Menschen damals an diesem Tag alle Verfehlungen des Jahres symbolisch einem Ziegenbock aufladen sollten. Der wurde dann in die Wüste gejagt. Die gesammelten Sünden der Leute nahm er mit. Natürlich gibt’s das schon lange nicht mehr. Den Begriff „Sündenbock“ aber, den gibts immer noch. Heute gebraucht für Menschen, denen man die Schuld an irgendeinem Unheil in die Schuhe schiebt. Und auch jemand, der mich total nervt, möchte ich sprichwörtlich am liebsten „in die Wüste“ schicken.

Jom Kippur, das ist für gläubige Juden aber vor allem ein stiller Tag. Sie beten, fasten, besuchen die Synagoge. Ums In-Sich-Gehen und Sich-Versöhnen mit Menschen, mit denen ich über Kreuz liege, darum geht es vor allem. Denn mich versöhnen mit dem Anderen ist Voraussetzung dafür, dass ich auch mit Gott versöhnt sein kann. Es geht also ums Umkehren. Weg von Hass, Gewalt und Spaltung. Und hin zu einem versöhnten Frieden untereinander. Den Menschen im Nahen Osten wäre sehnlichst zu wünschen, dass das irgendwann gelingt. 

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11OKT2024
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Adieu sagen zu müssen ist nie besonders schön. Von Ausnahmen mal abgesehen. Schlimmer noch: Abschiede können verdammt weh tun. Nicht nur, wenn ein geliebter Mensch gestorben ist. Da sind zum Beispiel die Kinder groß geworden und verlassen plötzlich das Elternhaus. Hunderte Kilometer weit weg. Da endet eine Freundschaft, die Jahrzehnte gehalten hat. Da wird einem Menschen nach schwerer Krankheit klar, dass er nie mehr gesund werden wird. Alles Abschiede, die oft noch lange schmerzen.

Abschiednehmen und Loslassen. Manchmal denke ich: Vielleicht ist das ja das große Thema der zweiten Lebenshälfte. In der ersten rackere mich ab. Baue mir mein Leben auf. Schaffe Dinge an. Versuche zu sichern, was ich erreicht habe. Aber irgendwann wird immer klarer, dass ich nichts davon mitnehmen kann. Dass es bald immer öfter darum gehen wird, wieder loslassen zu können. Besitztümer, die ich angehäuft habe. Lebensträume, die sich nicht erfüllt haben. Und auch Menschen. Immer wieder Menschen. Mit innerer Gelassenheit wieder loslassen können. Gar nicht einfach. Aber das zu lernen, nach und nach, darum geht’s wohl in der zweiten Lebenshälfte. Und deshalb fängt die auch nicht pauschal bei 35, 40 oder 45 an. Sondern wenn mir tief drinnen bewusst geworden ist, dass alles auf der Erde endlich ist. Ich auch.

Deprimierend muss das übrigens ganz und gar nicht sein. Im Gegenteil. Wer loslassen kann, wandert bekanntlich mit leichterem Gepäck. Und das macht letztlich unglaublich frei.

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10OKT2024
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Das Wort „Respektsperson“, das kenne ich noch gut. In meiner Kindheit waren das zum Beispiel Leute wie der Bürgermeister, die Lehrerin, der Polizeibeamte und natürlich der Herr Pfarrer. Und wie das Wort schon sagt. Es waren Menschen, denen man mit besonderem Respekt begegnet ist. Lang ist’s her. Heute klingt das Wort irgendwie Old-School. Zum einen ist das gut so. Bloß weil jemand Ärztin oder Polizistin ist, Pfarrer oder Lehrer, muss niemand in Ehrfurcht erstarren. Da hat sich doch vieles verändert. Ist entspannter, lockerer geworden.

Auf der anderen Seite aber ist auch etwas verloren gegangen. Denn immer öfter schlägt dieses Lockere heute in völlige Respektlosigkeit um. Nicht nur, aber sehr oft gegenüber Menschen, die eine Funktion in der Gesellschaft haben. Polizistinnen oder Zugbegleiter etwa. Rettungssanitäterinnen oder Politiker. Und besonders schlimm erleben das oft die Frauen. Sowas ist einfach komplett daneben.

Dass wir uns heute viel öfter auf Augenhöhe begegnen finde ich gut. Aber ein Freibrief, sich wie Rumpelstilzchen aufzuführen, ist das nicht. Wer rumpoltert und -pöbelt macht sich letztlich selbst zum Hanswurst. Und sein Gegenüber damit ungewollt eben doch zur Respektsperson. Dabei könnte es so einfach sein. Ich möchte selbst auch von jeder und jedem höflich und respektvoll behandelt werden. Genau das schulde ich aber auch dem anderen. Die Regel dahinter ist schon uralt - aber immer noch topaktuell: So, wie du selbst behandelt werden willst, so geh auch mit anderen um. Eigentlich gar nicht so schwer.

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09OKT2024
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Ein Stück zusammen wandern wollten wir, ein paar Kollegen und ich. Aber ausgerechnet an diesem Morgen schifft es in Strömen. Und auch meine Wetter-App verheißt nichts Tolles. Losgehen oder lieber doch noch alles abblasen? Wir treffen uns trotzdem, gerüstet mit Schirmen und Regenjacken und traben los. Nach einer halben Stunde hört der Regen plötzlich auf. Mehr noch: Es bleibt sogar trocken bis zum Abend.

Was mir die kleine Episode mal wieder gezeigt hat: Dass es einfach nicht gut ist, zu schnell aufzugeben. Gleich zu sagen: „Ach lass, bringt nichts. Klappt doch eh nicht“, bloß weil irgendwas nicht rund läuft oder anders, als ich‘s mir vorgestellt habe. Klar hätte unsere Tour im wahrsten Sinn des Wortes auch ins Wasser fallen können. Trotzdem haben wir sie einfach mal durchgezogen. Und gewonnen! Am Ende war es ein super Erlebnis für alle.

Es kann hundert gute Gründe geben, irgendwas nicht zu tun. Und manchmal kann es echt sinnvoll sein, ein Vorhaben abzublasen. Das hat auch mit Wissen zu tun und mit Lebenserfahrung. Wie mir scheint, stehen wir aber gerade vor riesigen Herausforderungen. Alle. Davor, wie wir in Zukunft leben werden. Wie wir wirtschaften. Wie wir Frieden bewahren können. Alles noch offen. Ohne ein bisschen Mut zum Risiko wird das nichts werden, wenn wir die Zukunft mitgestalten wollen. In der Wirtschaft nicht, mit unserer Erde nicht und auch nicht in der Kirche. Vielleicht also öfter einfach mal losgehen. Klug, überlegt und am besten immer mit Gottvertrauen.

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08OKT2024
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„Geht’s dir gut? Du siehst müde aus“. Ein Kollege fragt mich das, als wir uns verabschieden. Das ist nicht nur so dahingesagt. Er meint es ernst. Das merke ich. „Ja, ja“, winke ich ab. „Bisschen viel Arbeit gerade. Aber das wird wieder.“ Später wird mir klar: Auf keinen Fall wollte ich so wirken, als ob mir alles zu viel sei. Ich doch nicht. Ich hab‘s im Griff. Und trotzdem bin ich froh, dass er aufmerksam war und gefragt hat.

Mehr als einmal habe ich inzwischen andere Kolleginnen und Kollegen erlebt, die krank an ihrer Seele geworden sind. Oft für viele Monate. Und gerade für mein Geschlecht gilt leider immer noch: Männer haben stark und leistungsfähig zu sein. Unverwundbare Helden. Überstunden und ständig erreichbar sein gelten da als vorbildlicher Einsatz und der Burnout mit 40 als Leistungsnachweis. Der Sportunfall beim Mountainbiken und auch der erste Herzinfarkt? Völlig akzeptiert! Krank an der Seele zu werden aber, das gilt für viele immer noch als anrüchig. Als Zeichen von Schwäche, von mangelnder Belastbarkeit. Dabei kann es im Laufe eines Lebens jede und jeden von uns treffen. An der Seele krank zu werden ist furchtbar. Wer das erleben muss ist aber weder ein Schwächling noch ein Weichei.

Ein paar Dinge kann ich selbst tun, um gesund zu bleiben: Auf genug Erholung und Ausgleich achten. Toxische Beziehungen meiden, sowohl am Arbeitsplatz wie privat. Dinge tun, die mir Freude machen. Und Menschen in meiner Nähe haben, die auf mich achtgeben. Die auch mal ehrlich fragen: „Sag mal, geht’s dir wirklich gut?“

 

https://www.seelischegesundheit.net/aktionen/aktionswoche/

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07OKT2024
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Warum brauche ich ein neues Auto, obwohl das alte tadellos läuft? Warum ein neues Handy, obwohl mein jetziges schon alles kann? Und warum suche ich nach einem neuen Mantel für den Winter, obwohl der alte doch ganz passabel aussieht? Die ehrliche Antwort auf all die Fragen: Genau genommen brauche ich nichts davon. Jedenfalls nicht jetzt. Ich möchte aber. Und mein Eindruck, wenn ich durch Einkaufsstraßen laufe, ist eben oft: Damit bin ich scheinbar nicht allein.

Dabei ist klar: Wer Dinge nur dann ersetzt, wenn sie wirklich kaputt sind, lebt nachhaltiger. Leuchtet ein. Klar ist aber auch: Wenn wir das alle so machen würden, wäre das zwar viel besser für Klima und Umwelt. Aber wohl ziemlich schlecht für die, die all die Dinge herstellen und damit handeln. Ein Dilemma. Es hängt halt vieles mit vielem zusammen.

Trotzdem finde ich ganz hilfreich, mich hin und wieder kritisch zu fragen: Warum will ich das eigentlich? Schon wieder was Neues? Und die Antwort ist meistens so simpel wie ernüchternd: Nicht, weil ich es unbedingt brauche. Sondern weil ich mir - wie viele, die shoppen - etwas davon verspreche. Dass ich mich besser fühlen werde damit. Dass ich mich vielleicht belohne für eine Phase, die anstrengend und nervig war. Besonders lange hält das gute Gefühl nur leider nie an. Statt also Dinge zu kaufen, die ich eigentlich nicht brauche, könnte ich mir ja was anderes Gutes tun. Vielleicht mal wieder ein Konzert besuchen. Oder mit lieben Menschen toll essen gehen. Denn dann tue ich nicht nur mir was Gutes, sondern auch den anderen.

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06OKT2024
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Glauben ist was für Kinder. Jedenfalls, wenn es nach der Bibel geht. Zu „werden wie die Kinder“ wird da nämlich ausdrücklich empfohlen. Ein ziemlich schräger Ratschlag. Denn genau so will ich als einer aus der Ü-60-Fraktion ja gerade nicht mehr sein. Wie ein kleines Kind. Und die meisten, die ich kenne, wollen das halt auch nicht.

Dabei haben Kinder uns abgeklärten Erwachsenen tatsächlich was voraus. Sie sind noch ganz offen für alles Neue. Noch nicht so eng fokussiert auf bestimmte Ziele. Hin und wieder fällt mir das selbst auf, wie festgelegt ich in vielen Ansichten inzwischen bin. Im schlimmsten Fall akzeptiere ich irgendwann dann keine andere Meinung mehr als die eigene. Meine Töchter, die werden dann genervt vom „Altersstarrsinn“ des Papas reden.

Und noch etwas können Kinder viel besser als ich. Sich begeistern. Die sprichwörtlichen „Bauklötze staunen“ über Dinge, die ihnen unverhofft begegnen. Dafür, merke ich, bin ich wohl auch schon viel zu abgeklärt. Schade eigentlich.

Vor ein paar Jahren im Urlaub, da hab ich nochmal entdeckt, was das heißen kann. Auf einer Terrasse hab ich einem Käfer ewig lang dabei zugesehen, wie er versucht hat eine Mauer hochzuklettern. Total faszinierend. Später erst ist mir bewusst geworden, wie lange ich sowas schon nicht mehr gemacht hatte. Für eine kurze Zeit die Welt nochmal so fasziniert anzuschauen wie ein Kind.

Nein, Glauben ist nicht kindisch und auch nicht nur was für Kinder. Aber er fällt einfach leichter, wenn ich offen bin für die kleinen Wunder um mich herum, und das Staunen nicht verlerne.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40809
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