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SWR4 Abendgedanken BW


in meinem Alltag muss ich oft wählen. Nicht nur kürzlich am Tag der Bundestagswahl, sondern auch im Supermarkt vor dem Marmeladenregal. Ich kann zwischen 35 verschiedenen Fernsehprogrammen wählen. Und vieles andere mehr. So ist das Wählen ein Ausdruck unserer sogenannten Multi-Options-Gesellschaft, einer Welt der 1000 Möglichkeiten. Für manche wird dieses Wählen-Können zum Wählen-Müssen. Zur Qual der Wahl.
Trotzdem stellt sich die Frage, inwieweit ich wirklich die Freiheit zu wählen habe. Ich wähle z.B. ein bestimmtes Waschmittel, weil mich die Werbung überzeugt hat, dass es das Preis-Werteste ist. Ich kann aber nur zwischen den Waschmitteln wählen, die mein Supermarkt im Angebot hat. Die anderen, die es auch noch gibt, habe ich gar nicht zur Verfügung. Das heißt: Ich habe nie die ganze Auswahl, sondern immer nur ein Teilangebot. Eine völlig unbegrenzte Freiheit gibt es nicht.
Ich habe erfahren, dass Gott mir bei größeren Entscheidungen wie z.B. der Partner- oder Berufswahl verschiedene Möglichkeiten gibt und ich zwischen ihnen wählen kann. Ich habe auch erfahren, dass ich manchmal die schlechtere Möglichkeit wähle und das erst nach vielen Jahren merke. Dann aber mit den Konsequenzen zurechtkommen muss.
Wenn ich solche Entscheidungen treffen muss, ist ein feines Gespür dafür hilfreich darauf zu achten, welche Möglichkeiten Gott mir bietet. Ich kann Gott zum einen im Gebet bitten, mir das klar zu machen. Ich kann das zum anderen auch im Austausch mit anderen Menschen herausfinden. Manchmal wird mir auch etwas durch das Lesen der Bibel deutlich oder durch alltägliche Ereignisse, die mich beeindrucken. Aber ich finde, es lohnt sich, Gottes Möglichkeiten zu entdecken, anzunehmen und das Beste daraus zu machen. Und dann habe ich auch nicht mehr die Qual der Wahl. Sondern sehe es als Chance für mein eigenes Leben und für das anderer Menschen.
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SWR4 Abendgedanken BW


Heute vor 10 Jahren begannen die Dreharbeiten zu der Filmtrilogie „Der Herr der Ringe“. Autor des gleichnamigen Romans ist der britische Schriftsteller J.R.R. Tolkien.
Was viele nicht wissen: Tolkien war katholischer Christ. Und: sein Glaube hatte eine große Auswirkung auf sein literarisches Schaffen.
Seine Mutter war gegen den Willen ihrer Eltern zum katholischen Glauben übergetreten. Als er 4 Jahre alt war, verlor er seinen Vater und mit 12 seine Mutter. Beides verband ihn noch tiefer mit diesem Glauben und seiner Kirche. Allerdings stärkte dieses Ereignis auch seine pessimistische Grundhaltung. Er sah, wie es in der Bibel auch zu finden ist, die Welt in den Händen des Bösen. Unterstützt wurde er in dieser Sichtweise z.B. von dem Bibelvers 1. Johannes 5:19: „ Wir wissen: Wir sind aus Gott, aber die ganze Welt steht unter der Macht des Bösen.“ (zit. Nach Einheitsübersetzung). Nur in den Siegen des Guten, so seine Vorstellung, konnte dabei das Schlechte vorübergehend zurückgedrängt werden. Erlösung konnte für ihn der Mensch nur durch den Glauben an Jesus Christus und das Ewige Leben finden.
In einem Interview, das Tolkien kurz vor seinem Tode gab, betonte er noch einmal seine enge Verbundenheit mit der Kirche: „Ich bin ein überzeugter römisch-katholischer Christ“. Für die 1966 erschienene englischsprachige Ausgabe der „Jerusalemer Bibel“, die wichtigste internationale evangelisch-katholische Bibeledition der Gegenwart, übersetzte er das Buch „Jona“. Sein ältester Sohn, John Francis Reuel (1917–2003), wurde am 10. Februar 1946 zum katholischen Priester geweiht und las bei der Beerdigung seines Vaters die Messe.
Persönlich bin ich kein großer Fan von Fantasy-Literatur. Aber was mich an Tolkien beeindruckt, ist die Durchdringung seiner Bücher mit seinem Glauben. Das wünschte ich mir auch für mich, dass Menschen einmal über mich sagen: Er hat gelebt. was er geglaubt hat.
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SWR4 Abendgedanken BW


Lehrer haben vormittags Recht und nachmittags frei. Vorurteile wie diesen gibt es einige über Lehrer. Aber heute, am Weltlehrertag, möchte ich gerne eine Lanze für die Lehrer brechen.
Denn ich habe Hochachtung vor Menschen, die sich 4 bis 8 Stunden am Tag Schülern aussetzen, deren Respekt sie sich erst erarbeiten müssen. Ich respektiere Lehrerinnen, die es schaffen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Ich rechne es Lehrern hoch an, die wissen, dass sie auch mal Schüler waren. Hut ab vor Lehrern, die eigene Lebenserfahrungen und Überzeugungen mit einbringen. Die sich nicht zu schade sind, etwas von sich zu offenbaren – auch Schwächen. Das macht sie nämlich menschlicher. Ich erkenne es an, wenn Lehrer, neben ihrer Arbeitszeit auf Fortbildungen gehen um den Anforderungen der verschiedenen Ausbildungsreformen gerecht zu werden. Ich bewundere Junglehrer, die oftmals locker eine 60-Stunden-Woche haben, weil sie alles zum ersten Mal machen. Ich wertschätze älter gewordene Lehrer, die nicht ausgebrannt sind und es immer noch verstehen, ihre Schüler zu begeistern. Ich achte Lehrer in der Schulleitung, die klaglos organisatorische Zusatzaufgaben wahrnehmen. Ich schätze Lehrer mit Geduld, mit Liebe zu ihren Schülern und mit einer fördernden und barmherzigen Grundeinstellung.
Der Talmud, eine Sammlung von Gesetzen und religiösen Überlieferungen des Judentums sagt: Ehre jeden als Lehrer, von dem du etwas gelernt hast.
Und auch die Bibel hat eine hohe Meinung von Lehrern. Besonders von denen, die ihren Glauben an Gott mit einbeziehen.
Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben; ihr Ende schaut an und folgt ihrem Glauben nach. schreibt der Hebräerbrief (Kap 13,7)
Jesus selber wurde als Rabbi, als Lehrer, verehrt. Und er hat die die an ihn glauben, auf gefordert, selber zu lehren. „Lehret sie halten alles was ich euch befohlen habe“ wird als einer seiner letzten Sätze im Matthäusevangelium überliefert.
Ich lasse mich gerne belehren, wenn ich spüre, dass der Lehrer sich nicht über mich erhebt. Ich lasse mich gerne belehren, wenn ich einsehe, dass etwas gut für mich ist, dass es mir im Leben hilft. Ich lasse mich gerne belehren, wenn ein Lehrer mir eine Tür öffnet und mich selber über die Schwelle gehen lässt. Und ich lasse mich gerne belehren, wenn mein Lehrer mir mit gutem Beispiel voran geht.
Dann brauche ich auch keine Vorurteile mehr über Lehrer.
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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Ich muss es zugeben, ich bin kein sehr geduldiger Mensch. Es macht mich kirre, wenn ich im Supermarkt in der Schlange warten muss und just bei der Dame vor mir die Kassiererin die Kassenbonrolle wechseln muss. Oder wenn ich mich mit dem Auto an der Ampel anstelle und die Schlafmütze vor mir es gerade noch schafft bei Gelb durchzuwitschen und ich darf noch anderthalb Minuten bis zur nächsten Grünphase warten. Und das, wenn ich unter Zeitdruck stehe.
Dabei ist Geduld eine Eigenschaft, die uns in unserer schnelllebigen Zeit mehr Gelassenheit verschaffen kann.
Ein Internet-Wörterbuch sagt: „Als geduldig erweist sich, wer bereit ist, mit ungestillten Sehnsüchten und unerfüllten Wünschen zu leben oder diese zeitweilig bewusst zurückzustellen. Diese Fähigkeit ist eng mit der Fähigkeit zur Hoffnung verbunden. Geduldig ist auch, wer Schwierigkeiten und Leiden mit Gelassenheit und Standhaftigkeit erträgt.“
Mir gefällt anstelle von Geduld das alte Wort Langmut. Das ist der Mut, etwas ein bisschen länger währen lassen zu können. Langmut bezeichnet die Fähigkeit, warten zu können.
Ich glaube, Geduld kann man lernen. Z.B. indem ich mir angewöhne, eben rechtzeitiger von zu Hause loszufahren. Dann muss es mich nicht mehr nerven, wenn ich ein bisschen länger an der Ampel stehe.
Aber manchmal muss man Geduld auch lernen, z.T. sehr schmerzlich, z.B. wenn eine Krankheit nur langsam ausheilen will. Oder bis Kinder mal endlich selbständig und ordentlich ihre Hausaufgaben machen.
Ich kann Geduld auch deshalb lernen weil Gott mit mir geduldig ist. Mehrfach wird in den Psalmen gesungen: „Gnädig und barmherzig ist der HERR, geduldig und von großer Güte.“ (z.B. Psalm 145,8)
Gott ist geduldig mit mir, wenn ich nicht kapiere, dass er mit mir verbunden sein will. Er meldet sich immer wieder bei mir und sagt mir: „Hallo, hier bin ich. Du kannst auf mich setzen. Warum tust du es nicht?“ Und - er ist geduldig mit mir, wenn ich immer wieder dieselben Fehler mache. Er vergibt mir und ermutigt mich zu einem neuen Anlauf um es besser zu machen. Diese Geduld möchte ich auch mit anderen haben, die mich nerven. Und ich bitte Gott darum, dass er mir diese Geduld schenkt. Hin und wieder spüre ich dann an der Supermarktkasse oder an der Ampel, dass mich die Warterei längst nicht mehr so verrückt macht. Und dass die Schlafmütze vor mir eben auch nur ein Mensch ist.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Im Juli ist der Film „Der unglaubliche Hulk“ angelaufen. In der Geschichte geht es darum, dass der Nuklearphysiker Dr. Bruce Banner sich nach einem Unfall mit einer Gamma-Bombe bei jedem Anflug von Wut in ein rasendes Monster verwandelt. Er läuft grün an vor Wut, verwandelt sich in einen überdimensionalen Kraftprotz und hinterlässt eine Spur der Zerstörung, weil er alles kurz und klein schlägt.
Als Kind habe ich die Comics mit Hulk gelesen und fand sie toll. Heute als Erwachsener stelle ich mir da eher die Frage. Wie kann ich eigentlich meiner Wut Herr werden? Als Kind war ich meiner Wut auch nicht immer Herr. Verwandte haben mir erzählt, dass ich ziemlich jähzornig war. Und auch als Erwachsener muss ich sehr aufpassen, was ich sage und tue, wenn die Wut mich packt.
Das Problem dabei ist, dass der Jähzorn mich packt. Ich werde von meiner Wut geritten. Und reite nicht mehr selber. Ich bin dann außer mir, nicht mehr Herr meiner selbst. Dabei möchte ich doch Herr meines Willens sein. Denn Zorn und Wut machen mich angreifbar. Wie eine Stadt ohne Schutzwall, so ist ein Mann ohne Selbstbeherrschung sagt die Bibel an einer Stelle. (Sprüche 25,28)
Selbstbeherrschung dagegen gibt mir Handlungsfreiheit zurück. Ich kann wieder selber klar entscheiden, was ich will und was nicht.
So weit deine Selbstbeherrschung geht, so weit geht deine Freiheit sagte sehr klug die österreichische Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach. Wer sich selbst beherrscht, lässt sich nicht von anderen in die Wut treiben. Wer sich selbst beherrscht, ist frei.
Selbstbeherrschung bedeutet, dass ich zugunsten eines höheren Zieles eigene Bedürfnisse zurück stelle und dass ich mich stetig selbst kontrolliere ob das auch funktioniert. Dieses höhere Ziel ist mein freier Wille, mit anderen Menschen gut auszukommen. Und Beziehungen nicht durch Wutausbrüche zu stören.
Wie lernt man Selbstbeherrschung? Manchen hilft es, wenn sie Holz hacken oder auf einen Sandsack losboxen. Man kann joggen gehen oder Fahrradfahren. Das hilft sicher manchmal zur kurzfristigen Entspannung. So gewinnt man Abstand und kann den Ärger rauslassen, ohne dass man jemanden verletzt.
Mir selber hilft es mehr, zu beten: Ich bitte Gott, dass er mir hilft, meine Wut im Zaum zu halten. Dass er mir Gelassenheit schenkt, damit die Begegnungen mit anderen Menschen gelingen. Dass wir Erfolg haben; ein gemeinsames Ziel erreichen. Das macht mich zufrieden. Und dann muss ich mich auch nicht mehr grün und blau ärgern wie der unglaubliche Hulk.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

„Du meine Güte, wie siehst du denn aus? Wer morgens zerknittert aufwacht, hat den ganzen Tag Entfaltungs-möglichkeiten!“. Keine freundliche Begrüßung am frühen Morgen, nicht? Und wie leichtfertig das mit der Güte dahin gesagt worden ist: „Du meine Güte!“
Dabei ist Güte eine der wichtigsten Eigenschaften, die uns ein einigermaßen friedfertiges und harmonisches Zusammenleben ermöglicht.
Natürlich könnte die Mutter darüber schimpfen, dass die Kinder ihre Spielsachen für den Sommerurlaub immer noch nicht eingepackt haben. Aber das wäre vermutlich der Anlass dafür, dass ein Wort das andere gäbe. Die Kinder würden in die Ferien fahren mit dem Gefühl wieder etwas nicht gut gemacht zu haben. Kein guter Start in den Urlaub.
Die Mutter könnte aber genauso gut mit den Kindern zusammen die Spielzeugtasche packen und mit ihnen gemeinsam überlegen, was dableiben soll und was mitgenommen wird.
Vermutlich würde die Fahrt in den Urlaub wesentlich entspannter beginnen - zumindest für die Kinder.
Das ist für mich Güte: Die Unzulänglichkeiten unserer Mitmenschen mit Nachsicht behandeln.
Natürlich könnte der Chef seine Sekretärin rund machen, weil sie einen Termin nicht in seinen Kalender eingetragen hat. Aber Unnachgiebigkeit und Strenge erzeugen eher Gegenwehr und Ablehnung. Er könnte doch auch mit ihr zusammen überlegen wie man jetzt gemeinsam am besten die Kuh vom Eis kriegt.
Güte bedeutet, dass ich eine wohlwollende Haltung zu meinen Mitmenschen habe. Barmherzigkeit gehört zur Güte wie ein Henkel zu einer Tragetasche. Ohne Barmherzigkeit ließe sich Fehlerhaftigkeit von uns Menschen nicht tragen.
Ich weiß, dass Menschen fehlbar sind. Ich bin es ja auch. Aber ich muss sie nicht alle naselang darauf hinweisen. Ich kann Ihnen trotz ihrer Fehlbarkeit Gutes tun. Und ihnen so helfen, es beim nächsten Mal besser zu machen. Ich glaube, Güte macht teamfähig. In der Familie und im Beruf.
Ich fühle mich auch von Gott gütig behandelt. Weil er mir meine Fehler vergibt und mir immer wieder neue Chancen eröffnet. Weil er mich nicht bei meiner Fehlbarkeit behaftet sondern will, dass ich es besser hinkriege. Ich erlebe, wie mich das frei macht und mir das Leben wieder offen steht. Dann kann ich nur sagen. „Meine Güte - Gott sei Dank!“ Und das macht mich fähig, auch anderen mit Güte zu begegnen.
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SWR4 Abendgedanken BW

Ich bin dankbar, dass ich in einer friedlichen Welt aufgewachsen bin. Ich bin nach dem Krieg geboren. Ich habe den wirtschaftlichen Aufschwung Deutschlands mit erlebt und später auch die Vereinigung der beiden deutschen Staaten vor knapp 20 Jahren. Für mich ist Frieden irgendwie selbstverständlich. Aber wenn mir die Älteren, die den 2. Weltkrieg noch mitgemacht haben, davon erzählen, dann spüre ich: es könne auch anders sein. Und ich kann den alten Leuten nur zustimmen, die sagen: Frieden ist die Voraussetzung für ein gutes Leben.
In dem bekanntesten Segenswort der Bibel heißt es am Schluss:
Gott gebe dir Frieden
Ich glaube, dass da zweierlei gemeint ist.
Einmal der "innere Seelenfrieden", und zum zweiten äußerer politischer Frieden. Beides ist wichtig für eine heile Gemeinschaft und Rechtsordnung.
"Inneren Seelenfrieden“ habe ich, wenn ich mit mir, anderen Menschen und Gott im Reinen bin. Wenn ich eine innere Ruhe und Gelassenheit habe. Wenn ich nicht ständig innerlich getrieben bin. Wenn ich nicht ein Ereignis nach dem anderen brauche um meine innere Unruhe abzulenken. "Inneren Seelenfrieden“ habe ich wenn ich in einem ausgesöhnten Verhältnis zu Gott, zu anderen Menschen und zu mir selbst lebe. Wenn ich zufrieden bin mit meinem Körper, meinem Verdienst, meinem Beruf, meiner Familie, mit allen meinen Lebensumständen.
Persönlich habe ich diese Ruhe und diesen Frieden nicht immer. Ich bin ein ungeduldiger Mensch, in meinem Lebenstempo oftmals für andere und für mich selbst zu schnell unterwegs. Klar, ich will was erreichen. Ich will Erfolg sehen. Ich will sehen, dass etwas wächst und gedeiht. Und wenn das ausbleibt werde ich innerlich unruhig. Oftmals hilf es mir dann, dass ich Freunde habe, die mich wieder auf den Teppich holen. Die zu mir sagen. Mach’s langsamer! Und - es hilft mir, dass ich Gott darum bitten kann: Schenk mir den inneren Frieden, den du mir in deinem Segen versprochen hast.
Viel mehr vermag ich auch nicht für den äußeren politischen Frieden zu tun. Ich versuche in meinem Lebensumfeld so friedlich und versöhnlich wie möglich zu sein. Aber wenn es um Kriege und Auseinandersetzungen wie im Irak oder in Israel geht. Dann kann ich mich nur hinsetzen die Hände falten und um Frieden beten. Dann muss Gott den Frieden wirken, den er in seinem Segen versprochen hat.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=3482
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SWR4 Abendgedanken BW

Ich finde wir leben in einer Gesellschaft in der der einzelne Mensch leicht in der Masse untergehen kann. In Großstädten mit 50 bis 60 Prozent Singlehaushalten ist das gar nicht so unwahrscheinlich. Uns schrecken dann solche Nachrichten auf, wenn wieder irgendwo jemand wochenlang tot in seiner Wohnung gelegen hat und niemand hat’s bemerkt. Aber Menschen werden genauso übersehen wo jemand in einem Hochhaus wohnt, und die Nachbarn ihn nicht mal grüßen. Oder wo die Enkel die Geburtstage ihrer Großeltern vergessen.
Wer sich nicht beachtet und nicht wahrgenommen fühlt, dem hilft vielleicht ein Gedanke aus dem bekanntesten Segenswort der Bibel:
Der Herr erhebe dein Angesicht über Dich
Gottes Angesicht richtet sich auf mich. Das bedeutet: Gott nimmt mich wahr. Er sieht mich. Ich werde ganz persönlich von ihm gekannt und beachtet.
Gott ist nicht irgendwo ein ferner Gott, der mit uns Menschen nichts zu tun haben will. Sondern er ist unser Schöpfer, dessen Geschöpfe ihm nicht egal sind.
Es gibt ja in der Kunstgeschichte dieses Symbol für Gott mit dem Dreieck und dem Auge in der Mitte. Damit wird ausgesagt. Gott sieht mich. Er kümmert sich ganz persönlich um mich. Dabei ist Gott aber kein Aufpassergott. Er kontrolliert nicht, wie ich es im dem Lied im Kindergottesdienst gelernt habe: -
Pass auf kleines Auge was du siehst! Denn der Vater in dem Himmel schaut herab auf dich. Gott kontrolliert nicht – aber er gibt auf mich acht. Er nimmt Anteil daran, wie es mir geht.
Ich habe das schon einmal paar Mal in meinem Leben gespürt, dass Gott mich kennt, mit mir zu tun haben will und auf gute Weise führend in mein Leben eingreift. Er hat mir berufliche Orientierungshilfen gegeben. Einmal, hat er mir durch Musik und Lieder gezeigt, was bei mir schief läuft. Und als Jugendlicher, habe ich zum ersten Mal persönlich begriffen und gespürt, dass er mich ganz persönlich liebt, achtet und wertschätzt. Und das spüre ich immer wieder von Gott.
Ich erhebe mein Angesicht über Dich. Ich glaube, dass dieses Segenswort besonders allen denen gilt, die sich verlassen und vergessen fühlen. Genau diesen Menschen sagt Gott in seinem Segen zu: Ich sehe dich. Ich habe dich nicht vergessen und sehe deine Not, deine Einsamkeit, deine Bedürfnisse. Du kannst dich an mich wenden und ich bin für dich da.

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SWR4 Abendgedanken BW

Manchmal finde ich, wir leben in einer ungnädigen Welt. Wer einen Fehler gemacht hat, der ist schnell unten durch bei den anderen. Wer versagt und nicht schafft, was man von ihm erwartet, der steht auf einmal ganz schön allein da. Gnadenlos ist das und es kann einen richtig fertig machen…
Die Bibel setzt in ihrem bekanntesten Segenswort etwas dagegen: Der Herr sei dir gnädig,
Das klingt auf den ersten Blick etwas herablassend. Gnädig kann nur jemand sein, der über mir steht. Der eine höhere Macht hat. Wer jemals vor Gericht gestanden hat, weiß, was Gnade bedeuten kann. Wenn der Richter Gnade vor Recht ergehen lässt, dann werde ich von einem Teil meiner Schuld befreit. Dann kann ich erleichtert aus dem Gerichtssaal gehen. Aber auch auf kleinerer Ebene habe ich schon einmal Gnade erfahren: Einmal bin ich Sonntags morgens zum Gottesdienst gefahren. Die Straßen waren total leer. Vor mir tuckert ein Traktor eine in jede Richtung einspurige Serpentinenstraße herunter. Links eine durchgezogene Linie. Ich fahre ein paar Minuten hinterher. Ich bin in Zeitdruck. Irgendwann wird’s mir zu bunt und ich überfahre die durchgezogene Linie, überhole den Traktor und setze mich vor ihn. Plötzlich hinter mir Blaulicht und Martinshorn mit dem Hinweis. Bitte anhalten! Zwei Polizisten steigen aus und fragen: „Sie wissen warum wir sie angehalten haben?“ Ich sage: „Ja weil ich die durchgezogene Linie überfahren habe.“ Sie nehmen meine Personalien auf. Ich erkläre, dass ich auf dem Weg zum Gottesdienst bin. Einer der Beamten sagt: „Sie haben’s eilig, nicht?“ Als ich bejahe, sagt er: „Dann wollen wir es für heute mal bei einer Verwarnung belassen. Nächstes Mal fahren Sie halt ein bisschen früher zuhause los.“ Erleichtert komme ich noch rechtzeitig im Gottesdienst an. Gnade im Kleinformat.
Für Gnade im Großformat habe ich Gott zu danken. Denn ich glaube, dass er mich nicht fallen lässt, auch wenn ich versagt habe. Wenn ich Menschen Leid angetan habe zum Beispiel, dann sagt Gott nicht einfach: mit dir bin ich fertig. Ich muss deshalb nicht schamvoll vertuschen, was war. Ich kann es offen legen und nach Wegen suchen, wie es anders und besser werden kann. Gott gibt mir die Chance, es wenn möglich wieder gut zu machen und neu anzufangen.
Gerade in solchen Situationen gilt das Wort Gottes: „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen Menschen mächtig.“
Ich finde beruhigend, dass es in einer ungnädigen Welt auch noch Gnade gibt. Gott sei Dank!
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SWR4 Abendgedanken BW

Wir leben in einer Welt der vielen Möglichkeiten.
Multi-Options-Gesellschaft nennen das die Experten. Ständig müssen wir zwischen irgendwas wählen. Im Supermarkt können wir wählen zwischen 40 verschiedenen Marmeladensorten und beim Bäcker zwischen 20 verschiedenen Brotsorten. Wir können die Telefongesellschaft oder den Stromanbieter wählen. Wir können den Wohnort oder die Freunde wählen. Wir können wählen, ob wir in die Kirche gegen oder nicht und vieles mehr. Es gibt fast sowas wie einen Zwang zum Wählen. Das Wählen-Müssen kann zur Qual werden. In einer solchen Situation brauchen wir Orientierung: was ist denn gut für mich und was nicht?
Ich finde Orientierung in der Bibel. In einem der bekanntesten Segensworte der Bibel heißt es: Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir.
Das bedeutet für mich, dass ich von Gott Orientierung bekomme. Gottes Segen ist wie eine Straßenlaterne, die mir "heimleuchtet". Mein Weg wird hell und ich muss nicht mehr orientierungslos im Dunkeln umher tappen. Für mich hat sich das zum Beispiel bei meiner Berufswahl gezeigt. Ich war mir nicht immer sicher ob der Weg den ich gegangen bin der Richtige war. Von meinen Begabungen her hätte ich mir durchaus auch was anderes vorstellen können. Hotelkaufmann etwa. Nun bin ich Pastor geworden und ich habe den Eindruck, das hat auch etwas mit dem Segen Gottes zu tun. Der Segen, den mir meine Heimatgemeinde zugesprochen hat als ich ins Studium ging. Und der Segen der mir zugesprochen wurde als ich zum Pastor ordiniert wurde. Das hat mich bestärkt und mir geholfen, die richtigen Schritte zu machen. Und jetzt spüre ich den Segen, wenn vieles gelingt, wenn mir mein Beruf Spaß macht und ich sehe, ich kann davon leben und andere haben etwas davon. Dass ich das tue ist zu etwas gut.
Ich glaube Gottes Segen gibt Orientierung in einer Welt der vielen Wahlmöglichkeiten. Nicht unbedingt, indem ich auf einmal klarer weiß, welches Auto ich als nächstes kaufen sollte. Sondern indem ich ein inneres Gespür dafür bekomme, was gut und richtig ist und was ich tun oder lassen sollte. Um diese Orientierungshilfe Gottes kann man ihn im Gebet bitten. Etwa so: Herr lass dein Angesicht leuchten über mir.
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