Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Im Juli ist der Film „Der unglaubliche Hulk“ angelaufen. In der Geschichte geht es darum, dass der Nuklearphysiker Dr. Bruce Banner sich nach einem Unfall mit einer Gamma-Bombe bei jedem Anflug von Wut in ein rasendes Monster verwandelt. Er läuft grün an vor Wut, verwandelt sich in einen überdimensionalen Kraftprotz und hinterlässt eine Spur der Zerstörung, weil er alles kurz und klein schlägt.
Als Kind habe ich die Comics mit Hulk gelesen und fand sie toll. Heute als Erwachsener stelle ich mir da eher die Frage. Wie kann ich eigentlich meiner Wut Herr werden? Als Kind war ich meiner Wut auch nicht immer Herr. Verwandte haben mir erzählt, dass ich ziemlich jähzornig war. Und auch als Erwachsener muss ich sehr aufpassen, was ich sage und tue, wenn die Wut mich packt.
Das Problem dabei ist, dass der Jähzorn mich packt. Ich werde von meiner Wut geritten. Und reite nicht mehr selber. Ich bin dann außer mir, nicht mehr Herr meiner selbst. Dabei möchte ich doch Herr meines Willens sein. Denn Zorn und Wut machen mich angreifbar. Wie eine Stadt ohne Schutzwall, so ist ein Mann ohne Selbstbeherrschung sagt die Bibel an einer Stelle. (Sprüche 25,28)
Selbstbeherrschung dagegen gibt mir Handlungsfreiheit zurück. Ich kann wieder selber klar entscheiden, was ich will und was nicht.
So weit deine Selbstbeherrschung geht, so weit geht deine Freiheit sagte sehr klug die österreichische Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach. Wer sich selbst beherrscht, lässt sich nicht von anderen in die Wut treiben. Wer sich selbst beherrscht, ist frei.
Selbstbeherrschung bedeutet, dass ich zugunsten eines höheren Zieles eigene Bedürfnisse zurück stelle und dass ich mich stetig selbst kontrolliere ob das auch funktioniert. Dieses höhere Ziel ist mein freier Wille, mit anderen Menschen gut auszukommen. Und Beziehungen nicht durch Wutausbrüche zu stören.
Wie lernt man Selbstbeherrschung? Manchen hilft es, wenn sie Holz hacken oder auf einen Sandsack losboxen. Man kann joggen gehen oder Fahrradfahren. Das hilft sicher manchmal zur kurzfristigen Entspannung. So gewinnt man Abstand und kann den Ärger rauslassen, ohne dass man jemanden verletzt.
Mir selber hilft es mehr, zu beten: Ich bitte Gott, dass er mir hilft, meine Wut im Zaum zu halten. Dass er mir Gelassenheit schenkt, damit die Begegnungen mit anderen Menschen gelingen. Dass wir Erfolg haben; ein gemeinsames Ziel erreichen. Das macht mich zufrieden. Und dann muss ich mich auch nicht mehr grün und blau ärgern wie der unglaubliche Hulk.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=4227
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