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SWR3 Gedanken

26DEZ2022
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Weihnachtskarten! Wie schön, dass es immer noch Leute gibt, die Karten zu Weihnachten mit der Post verschicken! Ich stelle sie bei mir Zuhause auf einer Fensterbank auf – nach Farben geordnet. Auf den Bildern: geschmückte Tannenbäume, Sterne, verschneite Landschaften, Krippenszenen.

Und dann mittendrin dieses Jahr der Weihnachtsgruß von Georg: eine gelbe Seite mit zwei Fotos. Echte Bilder, auf denen ich sehe, wie in unseren Tagen ein Kind zur Welt kommt. Auf dem einen Foto ist der Unterleib einer Frau zu sehen. Und Schweiß und Blut und ein wenig Flaumhaar von dem Kopf des Kindes zwischen ihren Beinen – die Kamera hat in dem Bruchteil ihrer Belichtungszeit diesen intensiven Moment festgehalten.

Sofort erinnere ich mich an die Geburten meiner Kinder. An die Schmerzen, an den Kontrollverlust über den eigenen Körper. Und dass ich damals gespürt habe, wie nah Tod und Leben beieinander liegen.

Auf dem zweiten Foto ist das Kind dann geboren. Die Hebamme hält es lachend an den Füßen. Es ist glitschig wie ein Fisch und doch bis in die kleinen Fingerspitzen ein echter Mensch. Ich finde es gut, dass Georg keine harmlosen Winterlandschaften verschickt hat, sondern diese Fotos. Er erinnert damit daran, dass Weihnachten ein Geburts-Fest ist.

Ein Fest, bei dem auch anklingt wie nah der Tod und wie unendlich kostbar das Leben ist. Jedes Leben! In der Ukraine, in Russland, in Iran, in Syrien, in China, in Eritrea, bei uns … Jedes Leben ist kostbar. Auch das bedeutet Weihnachten.

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SWR3 Gedanken

25DEZ2022
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Am Baum hängt ein Zettel in einer Prospekthülle. „Siste Viatori“ springt mir die erste Zeile ins Auge. Für eine ungefähre Übersetzung reicht mein Latein noch: Haltet ein, Vorübergehende – oder so.

Klingt nach Asterix und Obelix - ich halte also ein bzw. an und lese den Aushang. Es folgt ein Gedicht in altertümlichem Deutsch. Ich muss es zwei Mal lesen, weil die Sprache so schwer verständlich ist. Aber dann verstehe ich: Der Schreiber sucht eine Wohnung oder wenigstens ein Zimmer. Offensichtlich wurde ihm überraschend gekündigt. Und er bittet um Hilfe bei der Suche. Am Ende steht ganz prosaisch eine Handynummer und eine Mailadresse.

Ein Gedicht an einem Baum - ziemlich ungewöhnliche Methode, um in Freiburg Wohnraum zu suchen. So ungewöhnlich wie Gottes Methode mit dem Kind in der Krippe. Mit dem Kind in der Krippe sucht Gott einen Platz in der Welt. Mit dem Kind in der Krippe sucht Gott Menschen, die sich von diesem Kind berühren lassen. Die bereit sind, der Liebe mehr zu vertrauen als der Gewalt.

Diese ungewöhnliche Methode wird poetisch beschrieben im Lukasevangelium. Hymnisch besungen in unzähligen Weihnachtsliedern. Kindgerecht erzählt und bebildert seit Jahrhunderten. Gott in der Gestalt eines Kindes auf der Suche nach einem Platz bei uns. Ob der Freiburger Poet inzwischen ein Zimmer gefunden hat, weiß ich nicht. Ich wünsche es ihm.

Und uns wünsche ich, dass das Kind in der Krippe einen Platz in unserer Welt findet. Siste Viatori!

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SWR3 Worte

27AUG2022
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Für die Redakteurin Linda Giering ist das Herz lebenswichtiges Organ und Tor zu Gott gleichzeitig:

„Im Innern des Hohlraums ist es voll bis zum Platzen: Gut und Böse treffen sich dort, an tiefe Gefühle denk ich sofort, doch auch der Verstand wird gerade hier offenbar. Die Erkenntnis einer göttlichen Offenbarung.
Ich trage sein Wort hier immer mit mir und aller Friede hat da seine Quelle, wo sich nichts beruhigt und nichts verzagt. Das Allerheiligste ist dort, wo mein Schatz ist, mein Haus mit zwei Kammern.
Sie teilen sich in arm und reich, aber nur bezogen auf den Sauerstoff und niemals auf die Liebe. Wenn Dein Blick und mein Blick sich einmal nicht unterbrechen, mal drei Minuten niemand spricht, geschieht Magie und jeder deiner Schläge wird synchron mit meinen, Dein ist mein ganzes Herz.

andere zeiten. Magazin zum Kirchenjahr. 2_2022

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SWR3 Worte

26AUG2022
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Hab’ neulich einen Witz gelesen. Vielleicht ist es aber auch kein Witz …

„Zwei Männer sitzen auf einer Bank im Park. Fragt der eine: „Wenn Du Gott eine Frage stellen könntest, was würdest du ihn fragen?“
Sagt der andere: „Warum Gott all das Leid auf der Welt zulässt!“
Darauf der Erste: „Und warum machst du es nicht?“
„Weil ich Angst habe, dass Gott mich das Gleiche fragt!“

Andere Zeiten e.V. (Hg.): Andere Zeiten – Magazin zum Kirchenjahr, 1/2022

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SWR3 Worte

25AUG2022
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Musik ist eine Krisenmanagerin – davon ist die Musikprofessorin Elisabeth Holmer fest überzeugt:

„Ich hoffe nicht, ich glaube daran, dass die Musik eine mächtige, ja göttliche Kraft in sich trägt, die sich – durch welche Krise auch immer – ihren Weg bahnt.
Wer in diesem Glauben lebt, darf auch hoffen.

Stiftung Frauenkirche Dresden (Hg.), Leben in der Frauenkirche Sep- Dez 2021

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SWR3 Worte

24AUG2022
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Noch eine Woche, dann beginnt in Karlsruhe die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen. Die badische Bischöfin Heike Springhart freut sich darauf:

„Ideen für die ökumenische Gemeinschaft wahrzunehmen und mit anderen zu teilen (…) gibt (…) meiner Hoffnung immer wieder neue Nahrung, (…) Dadurch eröffnet sich mir ein Blickwinkel auf eine wesentlich größere Vielfalt an Möglichkeiten, als Kirche zu leben und das Leben zu gestalten. Rund um die Welt gibt es so viele verschiedene lebendige Kirchen. (…)
Was mir wirklich Hoffnung macht, ist, dass nicht wir es sind, die sicherstellen, dass es eine Zukunft geben wird — sondern das ist die Sache Gottes und der Liebe Gottes. Wir müssen die Zukunft zwar gestalten, aber wir müssen sie nicht erschaffen und verwirklichen. Das bringt uns Freiheit und Inspiration.“

https://www.oikoumene.org/de/news/rev-prof-dr-heike-springhart-we-as-churches-are-strong-when-we-keep-the-horizon-open

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SWR3 Worte

23AUG2022
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Kirche – braucht es das eigentlich noch?  Mir gefällt, wie der Journalist Heribert Prantl die Institution Kirche beschreibt:

„Kirche ist das, was es ohne sie nicht gäbe. Die Kirche ist der Ort, an dem der Himmel offen ist - nicht nur für die, die sich in der angeblich richtigen und wahren Kirche wähnen, sondern für alle, die an Gott glauben, und für alle, denen der offene Himmel lebenswichtig ist.“

https://www.sueddeutsche.de/politik/oekumene-was-kirche-war-ist-und-sein-kann-1.941173

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SWR3 Worte

22AUG2022
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Desmond Tutu, lange Jahre Bischof in Südafrika, hatte eine klare Vorstellung davon, was Gott mit den Zuständen auf der Welt zu tun hat. Sein Appell:

„Gott sagt: ‚Könnt ihr mir helfen, meinen Traum zu verwirklichen?
Den Traum von einer Welt, wo man stärker auf das Wohl des anderen bedacht ist, wo es mehr Mitgefühl gibt, wo Menschen mehr zählen als Dinge, wo sie wichtiger sind als der Profit. Das ist mein Traum‘, sagt Gott.
‚Wollt ihr mir helfen, ihn zu verwirklichen? Ich habe niemand anderes. Ich habe nur euch.‘“

Günter Stolzenberger (Hg.), Mit Bloch geht’s doch

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SWR3 Worte

21AUG2022
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Die Bloggerin Susanne Niemeyer schlägt vor, das Warten auf den Himmel abzukürzen:  

Wer immer auf Erfüllung wartet, könnte am Ende mit leeren Händen dastehen.
Ich möchte mich erinnern an ein paar spontane Ausflüge ans Meer, an das Lachen meiner kleinen Nachbarin, an Bring-was-du-hast-Abende, an Küsse im Nieselregen, an den Geruch von Waldmeister im Mai.
Ich möchte mich daran erinnern, dass ich schon jetzt mehr Erinnerungen habe, als ich mir träumen ließe.
Rette mich, Gott, vor der Vorstellung, dass immer noch was Größeres kommen muss.
Der Himmel beginnt hier, mit einem halben Fuß steh ich schon drin.

https://www.freudenwort.de/engelimbiss/

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SWR3 Gedanken

02JUL2022
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Nach zehn Uhr gibt es nichts mehr zu essen in dem kleinen französischen Lokal „chez Laurent“. Es ist Viertel nach zehn, schade. Ich hatte mich so gefreut, überhaupt noch ein offenes Restaurant zu finden. Aber das Schild an der Türe ist deutlich.

Ich setze mich trotzdem an einen Tisch und schaue in die Karte. Ein Fehler: die vielen leckeren Gerichte lassen meinen Magen knurren.

Der Gastwirt kommt an meinen Tisch. Er heißt tatsächlich Laurent. Ich bestelle ein Glas Hauswein und schaue Laurent hungrig an. Ob es nicht doch noch … Nein, sagt er mit freundlichem Bedauern, die Küche ist schon zu. Ob vielleicht noch ein Stück Baguette übrig ist, frage ich schüchtern. Laurent lächelt: Ah, Baguette – und vielleicht noch etwas Käse dazu? Ich strahle ihm ein Ja entgegen.

Etwas später kommt der Teller: knuspriges Baguette, drei verschiedene Käsesorten und Oliven, alles sehr ansprechend serviert. Ein Genuss!

Ob Laurent weiß, dass er gerade ein biblisches Gleichnis für mich umgesetzt hat?
„Wer würde, wenn ihn sein Sohn um Brot bittet, ihm einen Stein geben?“ fragt Jesus einmal.

Er wollte damit deutlich machen, dass Gott sich wie ein Vater oder eine Mutter kümmert. Oder so wie Laurent in seinem französischen Restaurant um einen verspäteten Gast!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35663
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