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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

10SEP2022
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Es ist ein neues Hobby von mir. Manche werden es seltsam finden: Müll einsammeln, auf öffentlichen Gehwegen. Zum ersten Mal gemacht hab ich das vor ein paar Jahren am so genannten „Rhine clean up Tag“, am Rhein-Säuberungs-Tag. Heute wird der wieder begangen. Viele Menschen treffen sich da an den Ufern des Rheins, von der Quelle bis zu seiner Mündung, um sie von all dem Müll zu säubern, der dort herumliegt. Plastikbeutel, Papierzettelchen, Zigarettenkippen. In Corona-Zeiten nicht zuletzt auch: Masken.

Es waren auch die Corona-Zeiten, die mich dazu gebracht haben, den Müll nicht nur einmal im Jahr einzusammeln, sondern viel öfter noch. Ein älterer Herr hat mich darauf gebracht. Er war im Frühjahr 2020 am Rhein spazieren, als ich da in meiner Mittagspause vom Homeoffice auch unterwegs war. Und er hatte eine Müllzange dabei. Damit hat er beim Spaziergehen den vielen kleinen Müll aufgesammelt, der am Flussufer herumlag. Ich hab ihn angesprochen: Das ist ja toll, was Sie da machen. Und er sagte: Ja, ich gehe sowieso spazieren, da kann ich auch nebenbei ein bisschen Ordnung schaffen.

Mich hat das beeindruckt. Und seitdem nehm ich auch oft meine Müllzange mit, wenn ich am Rhein spazieren gehe, und sammle Masken und Zigarettenkippen ein. All das kann ja ganz schnell vom Ufer in den Fluss gelangen. Und über den Fluss ins Meer. Zigarettenkippen sind hoch giftig, eine Kippe kann bis zu 60 Liter Wasser verseuchen. Und der Plastikmüll verursacht in den Ozeanen riesige Müll-Strudel. Klar kann ich mir sagen: Was richte ich schon aus gegen diese gigantische Meeresverschmutzung? Aber dann denk ich: Wenn sich noch mehr Menschen diesem älteren Herrn anschließen würden, dann könnten wir vielleicht doch etwas dagegen ausrichten. Und heute, am Rhine clean up-Tag, sind es tatsächlich tausende Menschen, die das tun.

Für mich ist dieses neue Hobby Müllsammeln nicht nur Umweltschutz, sondern auch eine fromme Übung. Ich glaube: Gott hat die Welt und die Weltmeere geschaffen, und wir Menschen sollen sie bewahren. Wir sollen Flüsse und Meere so sauber und so voller Leben erhalten, wie Gott sie gedacht hat.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

08SEP2022
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Ich weiß noch, wie ich im Februar 2020 im Frankfurter Kaiserdom saß und ein bisschen aufgeregt war. Ich hatte das Gefühl: Hier passiert jetzt etwas Neues, etwas Wichtiges. Und etwas, was mich froh macht. Es war der erste Gottesdienst beim so genannten „Synodalen Weg“. Das ist der Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland. Rund 230 Katholikinnen und Katholiken sind damals zum ersten Mal in Frankfurt zusammengekommen – und tagen, diskutieren und beten seitdem regelmäßig miteinander. Sie versuchen, Strukturen und Haltungen der Kirche auf einen neuen Stand zu bringen. Entscheidend für den Startschuss damals war der Skandal um den Missbrauch an Kindern und Jugendlichen.

Jetzt nach gut zweieinhalb Jahren denk ich: Es hat sich tatsächlich einiges getan seit diesem Gottesdienst im Frankfurter Dom. Es ist vor allem ein neues Miteinander von geweihten und nichtgeweihten Menschen in der katholischen Kirche entstanden – auf Augenhöhe wird da miteinander gesprochen, heiße Eisen werden angefasst, wie die Frage nach „Macht und Gewaltenteilung“ oder den Ämtern von Frauen.

Meine katholische Kirche muss sich ändern, weiterentwickeln, Reformen angehen. Davon bin ich zutiefst überzeugt. Und im Grunde tut es jeder Organisation und eigentlich auch jedem Menschen gut, sich immer wieder zu fragen: Was hat sich in meinem Leben bewährt – und wo ist Veränderung notwendig? Wie hilfreich und sinnvoll ist das, was ich tue, für andere? Welche Reformen würden mir und anderen gut tun?

In der Kirche war von Anfang an klar: Es geht nicht ohne ständige Erneuerung. Im ersten Jahrhundert haben sich die Christen sogar selbst Menschen des „neuen Weges“ genannt. Und neue Wege sind auch in unserem 21. Jahrhundert nötig.

Heute startet in Frankfurt die vierte Versammlung des „Synodalen Wegs“, dieses Reformprozesses meiner katholischen Kirche. Und ich bin wieder ein bisschen aufgeregt. Ich werde mitverfolgen, was dort diskutiert und beschlossen wird. Und dafür beten, dass Gottes Geist mit dabei ist und weht – und Veränderung bewirkt.

 

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

18JUN2022
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Was ist das herrlich: Endlich wieder mit mehr Menschen zusammen am Tisch zu sitzen. Zu plaudern. Zu feiern. Ich hab das doch in Corona-Zeiten ganz schön vermisst, wie viele andere auch. Jetzt im Juni ist vieles das erste Mal seit langer Zeit wieder möglich. Geburtstagsfeiern in größerer Runde. Weinfeste am Rheinufer. Vorgestern ein katholisches Fronleichnamsfest mit vielen Menschen in der Kirche und auf den Plätzen drumherum.

Klar: Viele sind noch vorsichtig und zurückhaltend, und auch ich trage noch öfter Maske und teste mich regelmäßig. Aber ich merke auch, wie gut es mir tut, endlich wieder mehr unter Leuten zu sein. Als ich neulich so einen Tag hatte, der voll war mit Begegnungen und Gesprächen, da hab ich abends im Bett gelegen und gemerkt: Ich bin einfach glücklich. Glücklich über die vielen Begegnungen mit lieben Menschen.

Ich bin sicher: Gott hat uns so geschaffen. Als Wesen, die glücklich sind, wenn sie anderen begegnen. Die sich lebendig fühlen, wenn sie in lebendigem Austausch mit anderen sind. Der Mensch ist ein Gemeinschaftstier. So hat uns Gott gedacht. Ja, ich kann auch gut alleine sein. Ich hab es in Corona-Zeiten am Anfang sogar manchmal - wie andere auch - ein bisschen genossen, dass weniger los war, weniger Freizeitstress herrschte. Aber ich hab dann doch auch sehr gemerkt: Ich brauche andere Menschen, ich vermisse die Gemeinschaft und die Feiern. Und ich genieße es sehr, dass all das nun wieder möglich ist.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

17JUN2022
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Heut Abend haben wir Klassentreffen, 33 Jahre nach dem Abitur. Vielleicht wird es dabei auch um dieses Datum heute gehen, den 17. Juni. Der war damals noch Feiertag, Tag der Deutschen Einheit. Wir haben 1989 Abitur gemacht, und sogar in dem Frühjahr und Sommer damals hat keiner geahnt, dass im Herbst die Mauer fallen würde. Vielleicht werden wir heute Abend wieder unseren Gemeinschaftskundelehrer zitieren, wie so oft schon. Der hat damals nämlich noch in unserem Abiturjahr verkündet: „Ich werde den Fall der Mauer nicht mehr erleben, und ihr nicht, und eure Kinder auch nicht.“ Was hat er sich grandios geirrt.

Der Fall der Mauer 1989 und dann die deutsche Einheit 1990: Manchmal staune ich noch immer darüber. Für mich ist es ein bisschen auch ein Wunder, was damals geschehen ist. Und wenn ich sehe, wie viel Gewalt bis heute in der Welt ist, dann bin ich auch immer wieder überrascht und froh, wie friedlich diese Revolution damals vonstattenging. Ganz anders übrigens als am 17. Juni 1953, als Menschen getötet und verletzt wurden bei den Aufständen in der DDR. Im November 1989 ist gelungen, mit Kerzen, Demos und Gebeten eine Mauer und ein ganzes System friedlich zum Einstürzen zu bringen.

Mich ermutigen diese Ereignisse 1989. Solche Wunder: Die will ich auch heute noch erwarten und erbeten. Dinge, die kaum jemand für möglich hält – und die vielleicht doch eintreten werden. Wenn viele Menschen sich dafür einsetzen, mit all ihrer Kraft, mit friedlichen Mitteln, mit viel Mut, Hartnäckigkeit und Zuversicht. Frieden in der Ukraine oder im Jemen, möglichst bald. Gerechte Verhältnisse zwischen dem Süden und dem Norden dieser Erde. Und ehrlich gesagt: Ich hoffe auch auf Wunder für meine römisch-katholische Kirche, auf Reformen, auf mehr Freiheit, Gleichheit und Demokratie auch da.

Wunder gibt es immer wieder, heißt es in einem Schlager. Ich hoffe fest darauf: Sie passieren auch heute noch.

 

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

09MRZ2022
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Vor einer Woche, am Aschermittwoch, hat die Fastenzeit begonnen. Als Kind hab ich da Süßigkeiten weggelassen, es gab ein Einweckglas, in das die Bonbons und Kaugummis wanderten in dieser Zeit bis Ostern. Heute verzichte ich auf ganz andere Dinge. Einweckgläser spielen dabei aber trotzdem noch eine Rolle. Für mich ist die Fastenzeit schon seit etlichen Jahren eine Zeit, in der ich mich besonders um die Bewahrung der Schöpfung und ums Klima kümmern will. Ich versuche, noch weniger Auto zu fahren als sonst, schwing mich aufs Fahrrad oder gehe zu Fuß. Ich bepflanze meinen Balkon neu, mit Pflanzen, die ein Fest sein wollen für Bienen und Hummeln. Und was noch relativ neu ist: Ich versuche, so weit es geht auf Plastik und Verpackung zu verzichten.

Und da kommen die Einweckgläser und die Pfandgläser ins Spiel. Seit einiger Zeit habe ich einen Stapel davon bei mir in der Küche stehen. In meiner Nähe hat nämlich ein so genannter Unverpackt-Laden aufgemacht. Dort kann man Dinge ohne Plastikverpackung einkaufen. Ich nehme meine gesammelten Gläser mit, beim Reinkommen muss ich sie wiegen. Dann fülle ich sie im Laden mit Nudeln, Kakao, Tee oder Nüssen – und das wird dann an der Kasse nach Nettogewicht abgerechnet. Ich weiß noch, was für ein tolles Gefühl das war, als ich meinen ersten Samstagseinkauf von dort mit nachhause gebracht habe: Ich war richtig glücklich über meinen Einkauf ganz ohne Plastikmüll.

Mittlerweile existieren solche Unverpackt-Läden an einigen Orten. Und es gibt sogar ein Verkaufsmobil in Rheinhessen, das auf Märkten unterwegs ist. Für mich ist das Einkaufen ohne Plastik wirklich etwas Religiöses, es ist Teil meines kirchlichen Fastens. Viele Menschen verbinden Fastenzeit und Klimaschutz miteinander. Und auch die Kirchen und kirchlichen Hilfswerke rufen zum so genannten „Klimafasten“ auf. Diese Welt ist Gottes Schöpfung. Und wir können auf Dauer nur gut in ihr leben, wenn wir die Schöpfung und das Klima bewahren. Zum Beispiel mit Einweckgläsern.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

08MRZ2022
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Der erste Christ in Europa war – eine Christin. Lydia hieß sie. Die Apostelgeschichte in der Bibel erzählt so von ihr: „Eine Frau namens Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu; sie war eine Gottesfürchtige und der Herr öffnete ihr das Herz, so dass sie den Worten des Paulus aufmerksam lauschte. Als sie und alle, die zu ihrem Haus gehörten, getauft waren, bat sie: Wenn ihr wirklich meint, dass ich zum Glauben an den Herrn gefunden habe, kommt in mein Haus und bleibt da.“ (Apg 16,14-15)

Die erste Christin Europas war also eine Geschäftsfrau, und wenn sie von „meinem Haus“ spricht, dann heißt das wohl: Sie war auch die Vorsteherin ihres Hauses. Es kann gut sein, dass sie deswegen auch die Vorsteherin der ersten Gottesdienste in Europa war. Starke Frauen, die gab es von Anfang an im Christentum. Natürlich auch schon im Judentum, Esther und Judith zum Beispiel, nach ihnen sind ganze biblische Bücher benannt. Starke Frauen gab es auch im Laufe der Kirchengeschichte immer wieder: Die heilige Hildegard von Bingen zum Beispiel, aus unserer Region, sie hat sich mit den Kirchenoberen angelegt und öffentlich gepredigt. Oder die heilige Teresa von Avila, die einmal sagte: Es gibt keinen Grund „mutige und starke Seelen zu übergehen, nur weil es Frauen sind.“

Leider übersieht meine katholische Kirche die Frauen noch immer. Was für eine Verschwendung von Talenten und Berufungen, denke ich oft! Es gibt ja auch heute so viele Frauen, die in meiner Kirche Gemeinden vorstehen. Sie können den Glauben verkünden. Heute, am Internationalen Frauentag, hoffe ich darauf und ich bete dafür, dass die Frauen in der katholischen Kirche an allen Diensten und Ämtern beteiligt werden. Ich hoffe darauf, dass die Reformen vorankommen, zum Beispiel durch den „Synodalen Weg“, der vor gut vier Wochen wieder in Frankfurt getagt hat. Ohne Frauen wie Lydia damals, die erste Christin Europas, gäbe es die Vergangenheit der Kirche nicht. Und ohne die Frauen gibt es auch keine Zukunft für die katholische Kirche.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35006
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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

08MRZ2022
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Der erste Christ in Europa war – eine Christin. Lydia hieß sie. Die Apostelgeschichte in der Bibel erzählt so von ihr: „Eine Frau namens Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu; sie war eine Gottesfürchtige und der Herr öffnete ihr das Herz, so dass sie den Worten des Paulus aufmerksam lauschte. Als sie und alle, die zu ihrem Haus gehörten, getauft waren, bat sie: Wenn ihr wirklich meint, dass ich zum Glauben an den Herrn gefunden habe, kommt in mein Haus und bleibt da.“ (Apg 16,14-15)

Die erste Christin Europas war also eine Geschäftsfrau, und wenn sie von „meinem Haus“ spricht, dann heißt das wohl: Sie war auch die Vorsteherin ihres Hauses. Es kann gut sein, dass sie deswegen auch die Vorsteherin der ersten Gottesdienste in Europa war. Starke Frauen, die gab es von Anfang an im Christentum. Natürlich auch schon im Judentum, Esther und Judith zum Beispiel, nach ihnen sind ganze biblische Bücher benannt. Starke Frauen gab es auch im Laufe der Kirchengeschichte immer wieder: Die heilige Hildegard von Bingen zum Beispiel, aus unserer Region, sie hat sich mit den Kirchenoberen angelegt und öffentlich gepredigt. Oder die heilige Teresa von Avila, die einmal sagte: Es gibt keinen Grund „mutige und starke Seelen zu übergehen, nur weil es Frauen sind.“

Leider übersieht meine katholische Kirche die Frauen noch immer. Was für eine Verschwendung von Talenten und Berufungen, denke ich oft! Es gibt ja auch heute so viele Frauen, die in meiner Kirche Gemeinden vorstehen. Sie können den Glauben verkünden. Heute, am Internationalen Frauentag, hoffe ich darauf und ich bete dafür, dass die Frauen in der katholischen Kirche an allen Diensten und Ämtern beteiligt werden. Ich hoffe darauf, dass die Reformen vorankommen, zum Beispiel durch den „Synodalen Weg“, der vor gut vier Wochen wieder in Frankfurt getagt hat. Ohne Frauen wie Lydia damals, die erste Christin Europas, gäbe es die Vergangenheit der Kirche nicht. Und ohne die Frauen gibt es auch keine Zukunft für die katholische Kirche.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34992
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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

07MRZ2022
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„Bitte, Gott, lass diesen Krieg in der Ukraine enden!“ Im Moment ist das der erste Gedanke, der mir morgens kommt, auch am Anfang dieser neuen Woche. Seit zehn Tagen wird gekämpft in der Ukraine. Dieser Krieg in Europa beschäftigt mich so sehr, und er drückt auf mein Gemüt. Ich denke an die Menschen, die von Bomben bedroht sind, die kämpfen müssen oder die aus ihrer Heimat fliehen. Ich habe Angst, dass die Gewalt sich noch weiter ausbreitet. Und ich kann so wenig tun.

Also bete ich zu Gott: Bitte, lass die Gewalt enden. Auch wenn ich mich manchmal selbst bei dem Gedanken erwische: Was hilft das schon. Warum hat Gott nicht längst etwas getan? Warum lässt er all die Bemühungen um Frieden, die es doch gab und gibt, nicht fruchten, all die Dialoge und Verhandlungen so vieler Politikerinnen und Politiker? Ich hadere auch mit meinem Gott in diesen Tagen.

Und trotzdem hab ich auch die Hoffnung, dass Gebete etwas nutzen. Vor allem auch: weil sie die Menschen miteinander verbinden. Über Städte und Grenzen und Kontinente hinweg. So viele Menschen beten gerade um Frieden für die Ukraine. Auch in Rheinland-Pfalz gibt es Mahnwachen, ökumenische Gebete in Kirchen und auf Plätzen, Gebete im Internet. Ich hoffe und ich glaube: Diese Kraft der vielen Gebete kommt auch bei den Ukrainerinnen und Ukrainern an. Bei denen, die flüchten, bei denen, die dort ausharren. Gebete lassen die anderen spüren: Ihr seid nicht allein. Wir sind solidarisch mit euch.

Und ich bin mir auch sicher: Gott hört unsere Gebete und unser Klagen, wenn wir ihn so bestürmen. Wenn wir all das tun, was wir tun können für den Frieden in der Welt, dann wird auch er seinen Teil tun, um Frieden zu schaffen. Dann wird er denen Kraft geben, die den Frieden voranbringen. Unser Gott ist ein Gott des Friedens. Und Jesus Christus hat den Menschen seinen Frieden zugesagt. Ich glaube daran und ich bete dafür: Dieser Frieden wird sich durchsetzen, auch mit der Kraft unserer Gebete.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

31DEZ2021
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„Bleiben Sie zuversichtlich!“ So verabschiedet sich seit März 2020 Ingo Zamperoni, Moderator bei den Tagesthemen, von den Zuschauerinnen und Zuschauern. „Bleiben Sie zuversichtlich!“ Ich geb zu: Für mich ist das mittlerweile fast so was wie ein Abendritual oder sogar Abendsegen. Wenn ich in den Nachrichten mal wieder die neuesten grässlichen Zahlen und Entwicklungen zu Corona sehen musste, dann tut es mir richtig gut, wenn mir einer zum Abschluss mit freundlichem Lächeln sagt: „Bleiben Sie zuversichtlich!“

Man möchte ja wirklich den Mut und die Zuversicht verlieren, bei all den neuen Wellen und immer wieder nötigen Maßnahmen. Aber ich versuche es einfach: zuversichtlich zu bleiben. Nicht negativ, sondern positiv in die Zukunft zu schauen. Darauf zu vertrauen: Es wird besser! All das wird vorübergehen! Zuversichtlich sein heißt für mich aber nicht: naiv sein. Die Situation ist schwierig gerade. Und es ist wichtig, Gefahr und Risiko nicht einfach auszublenden. Deshalb bin ich vorsichtig. Ich trage meine FFP2-Maske, bin dreimal geimpft und treffe Menschen gerade fast nur an der frischen Luft. Aber ich will mich auch nicht von Angst und Pessimismus unterkriegen lassen. Ich halte an der Hoffnung und an der Zuversicht fest.

Für mich hat das auch mit meinem Glauben zu tun. Ich glaube daran: Gott lässt uns nicht allein, auch und erst recht nicht in Krisenzeiten. Gerade in Krisen hat er zu den Menschen immer wieder gesagt: Ich bin bei euch. Und die Menschen haben das gespürt. In einem Psalm der Bibel heißt es: „Denn du bist meine Hoffnung, Herr und GOTT, meine Zuversicht von Jugend an!“ (Psalm 71,5).

Kein Mensch spürt diese Zuversicht immer gleich. Und deswegen ist es gut, dass wir uns die Zuversicht gegenseitig zusprechen. Wenn der eine erschöpft nicht mehr kann, sagt eine andere: Gib den Mut nicht auf! Ich wünsche es Ihnen allen heute deswegen besonders und von Herzen zum Abschied aus diesem alten Jahr, und ich meine es auch als Segenswunsch: Bleiben Sie zuversichtlich!

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

30DEZ2021
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Ich hab mir etwas Neues angewöhnt im Jahr 2021, das jetzt zu Ende geht – und ich hab vor, diese neue Angewohnheit mit ins Jahr 2022 zu nehmen. Wie ziemlich viele andre Menschen bin ich in Corona-Zeiten mehr spazieren gegangen als früher. Und was mir dabei aufgefallen ist: Der Müll an den Straßen und in den Grünanlagen wird immer mehr. Das hat zum Teil auch mit Corona zu tun: Vor allem die Masken liegen überall herum. Also hab ich angefangen, etwas dagegen zu tun.

In meinem Flur in der Ecke steht seit einiger Zeit nämlich eine Müllzange. Die hab ich mir mal zugelegt, als ich mit Freundinnen bei einer Müllsammel-Aktion am Rheinufer mitgemacht hab. Das ist ein unheimlich praktisches Ding: Man kann damit von der größeren Plastiktüte bis zum kleinen Zigarettenstummel wirklich alles sehr sicher greifen und in den nächsten Mülleimer transportieren. Irgendwann hab ich mir diese Müllzange einfach mal geschnappt, als ich zum Spaziergang aufgebrochen bin. Und bis zur nächsten Straßenecke hatte ich damit schon die ersten drei Masken aufgehoben.

Manche Leute schauen etwas seltsam, wenn ihnen eine Spaziergängerin mit Müllzange entgegenkommt. Aber ich hab auch schon einige Leute erlebt, die mir zulächeln und sagen: Ach, das ist ja ne tolle Idee. Mir jedenfalls macht dieses Müllsammeln beim Spazierengehen mittlerweile richtig Spaß. Es ist ja im Grunde nur eine Kleinigkeit, aber ich hab das Gefühl: Ich bringe die Welt zumindest ein bisschen in Ordnung. Und das tut mir gut, gerade in solchen chaotischen Krisenzeiten.

Und es ist natürlich auch wirklich eine sinnvolle Sache: Jede Plastiktüte, die ich einsammle, landet nicht im Fluss oder im Meer. Und jeder eingesammelte Zigarettenstummel kann nicht 40 Liter Grundwasser vergiften – so viel Schaden kann der nämlich anrichten, wenn er in der Natur herumliegt. Für mich als Christin tragen all diese Kleinigkeiten auch zum großen Ziel „Bewahrung der Schöpfung“ bei.

Also: Müllsammeln beim Spazierengehen ist eine gute Sache. Und etwas, was ich mir auch für 2022 wieder vorgenommen habe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34590
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