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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

07JAN2023
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Manchmal mag ich das: Liebesfilme! So richtig schnulzige! Herz-Schmerz mit Happy End Garantie! Eingekuschelt auf dem Sofa. Manchmal ist mir das dann aber doch zu schnulzig. Vor allem, wenn ich es mit der Realität abgleiche.

Bei Hochzeiten geht es mir immer mal wieder ähnlich. Da spielt ganz oft das sogenannte Hohelied der Liebe eine Rolle. Das ist ein Kapitel aus einem Brief, den der Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth geschrieben hat. Da heißt es: Die Liebe ist langmütig. Die Liebe erträgt alles. Die Liebe glaubt alles.

Fast zu schön um wahr zu sein. Liebe, die alles erträgt? Liebe, die alles glaubt? Ich finde nicht, dass man alles ertragen muss. Ich glaube auch nicht alles. Liebe ich deshalb nicht genug? Oder bin ich gar lieblos?

Vor kurzem habe ich das einen Freund gefragt und der hat gemeint: Ersetz mal das Wort „Liebe“ mit „Solidarität“.

Ich muss gestehen, so gefällt mir der Text besser. Irgendwie alltagstauglicher – weniger nach bloßer Schnulze. Für mich wird der Text dadurch griffiger. Denn was nutzt es, wenn ich hundert Mal „Ich liebe dich“ sage und dann meinen Partner, meine Partnerin doch hintergehe und verletze - Ich diese drei Worte „ich liebe dich“ nicht mit Leben fülle? Und für mich bedeutet gelebte Liebe vor allem solidarisch zu sein. Zusammenzuhalten, wenn es mal schwierig wird, einander zu vertrauen und sich zu binden – in guten und in schlechten Zeiten. Wenn ich all das mitdenke beim Lesen des Hoheliedes der Liebe aus dem Korintherbrief, dann ist es für mich so viel mehr als romantisches Liebesgeflüster.

Ich finde die Idee wertvoll, dass Liebe, als pure Romantik zu kurz gedacht ist, dass ihr ohne gelebte Solidarität das Entscheidende fehlt. Es braucht eben beides - in Partnerschaften und auch in der Gesellschaft.  Dort wo Menschen einander liebevoll und solidarisch begegnen, da entsteht eine Gemeinschaft, die stark ist in Krisen und leidenschaftlich im Feiern – dass ist dann ein echtes Happy End!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36817
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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

07JAN2023
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Manchmal mag ich das: Liebesfilme! So richtig schnulzige! Herz-Schmerz mit Happy End Garantie! Eingekuschelt auf dem Sofa. Manchmal ist mir das dann aber doch zu schnulzig. Vor allem, wenn ich es mit der Realität abgleiche.

Bei Hochzeiten geht es mir immer mal wieder ähnlich. Da spielt ganz oft das sogenannte Hohelied der Liebe eine Rolle. Das ist ein Kapitel aus einem Brief, den der Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth geschrieben hat. Da heißt es: Die Liebe ist langmütig. Die Liebe erträgt alles. Die Liebe glaubt alles.

Fast zu schön um wahr zu sein. Liebe, die alles erträgt? Liebe, die alles glaubt? Ich finde nicht, dass man alles ertragen muss. Ich glaube auch nicht alles. Liebe ich deshalb nicht genug? Oder bin ich gar lieblos?

Vor kurzem habe ich das einen Freund gefragt und der hat gemeint: Ersetz mal das Wort „Liebe“ mit „Solidarität“.

Ich muss gestehen, so gefällt mir der Text besser. Irgendwie alltagstauglicher – weniger nach bloßer Schnulze. Für mich wird der Text dadurch griffiger. Denn was nutzt es, wenn ich hundert Mal „Ich liebe dich“ sage und dann meinen Partner, meine Partnerin doch hintergehe und verletze - Ich diese drei Worte „ich liebe dich“ nicht mit Leben fülle? Und für mich bedeutet gelebte Liebe vor allem solidarisch zu sein. Zusammenzuhalten, wenn es mal schwierig wird, einander zu vertrauen und sich zu binden – in guten und in schlechten Zeiten. Wenn ich all das mitdenke beim Lesen des Hoheliedes der Liebe aus dem Korintherbrief, dann ist es für mich so viel mehr als romantisches Liebesgeflüster.

Ich finde die Idee wertvoll, dass Liebe, als pure Romantik zu kurz gedacht ist, dass ihr ohne gelebte Solidarität das Entscheidende fehlt. Es braucht eben beides - in Partnerschaften und auch in der Gesellschaft.  Dort wo Menschen einander liebevoll und solidarisch begegnen, da entsteht eine Gemeinschaft, die stark ist in Krisen und leidenschaftlich im Feiern – dass ist dann ein echtes Happy End!

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

06JAN2023
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Folge dem Stern – wenn das heute jemand zu Ihnen sagen würde, würden Sie ihn wahrscheinlich irritiert anschauen und weggehen. Bei den drei Weisen aus dem Morgenland ist das anders gewesen. Sie haben damals ein Himmelsphänomen gesehen und sich gleich auf den Weg gemacht. Sie sind dem Stern gefolgt. Und sie sind nicht enttäuscht worden. Kaum waren Sie an der Krippe angekommen, sind sie auf die Knie gegangen, weil sie erkannt haben: Das ist Gottes Sohn! So haben sie Glauben gefunden.

Vielleicht müssen wir noch das Entscheidende der Heiligen drei Könige wieder lernen: Neugierig die Welt erforschen und offen sein, um sich überraschen und verändern zu lassen. Die Zeichen und Wunder kommen glaube ich eher unerwartet und anders als gedacht.

Es gibt Menschen die sagen, ich würde gerne glauben, aber es klappt einfach nicht.
Mein Freund Thomas hat auch dazu gehört. Einmal hat er sogar gesagt: „Wenn es Gott gibt und er will, dass ich an Ihn glaube, dann soll es an meinem Geburtstag im Mai schneien“. Das hat natürlich nicht geklappt. Aber dann ist doch was passiert, das für ihn wie ein Wunder gewirkt hat: Er ist Opa geworden. Als er seinen Enkel das erste Mal im Krankenhaus besucht hat, ist er wortwörtlich auf die Knie gegangen – so ergriffen, so emotional gepackt hat ihn das kleine Kind. Und seit sein Enkel auf der Welt ist und er dieses kleine Wunder immer noch nicht glauben kann, ist er überzeugt, dass es Gott irgendwie geben muss.

Als er mir das später erzählt hat, habe ich gesagt: „Siehst du, so macht Gott auch aus einem Narren einen der Weisen.“ Thomas hat da nur gelacht. Aber seitdem ist auch er überzeugt: Es gibt sie noch, die Wunder und Zeichen. Und dann folgt man dem Stern, so wie es die drei Könige gemacht haben.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

06JAN2023
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Folge dem Stern – wenn das heute jemand zu Ihnen sagen würde, würden Sie ihn wahrscheinlich irritiert anschauen und weggehen. Bei den drei Weisen aus dem Morgenland ist das anders gewesen. Sie haben damals ein Himmelsphänomen gesehen und sich gleich auf den Weg gemacht. Sie sind dem Stern gefolgt. Und sie sind nicht enttäuscht worden. Kaum waren Sie an der Krippe angekommen, sind sie auf die Knie gegangen, weil sie erkannt haben: Das ist Gottes Sohn! So haben sie Glauben gefunden.

Vielleicht müssen wir noch das Entscheidende der Heiligen drei Könige wieder lernen: Neugierig die Welt erforschen und offen sein, um sich überraschen und verändern zu lassen. Die Zeichen und Wunder kommen glaube ich eher unerwartet und anders als gedacht.

Es gibt Menschen die sagen, ich würde gerne glauben, aber es klappt einfach nicht.
Mein Freund Thomas hat auch dazu gehört. Einmal hat er sogar gesagt: „Wenn es Gott gibt und er will, dass ich an Ihn glaube, dann soll es an meinem Geburtstag im Mai schneien“. Das hat natürlich nicht geklappt. Aber dann ist doch was passiert, das für ihn wie ein Wunder gewirkt hat: Er ist Opa geworden. Als er seinen Enkel das erste Mal im Krankenhaus besucht hat, ist er wortwörtlich auf die Knie gegangen – so ergriffen, so emotional gepackt hat ihn das kleine Kind. Und seit sein Enkel auf der Welt ist und er dieses kleine Wunder immer noch nicht glauben kann, ist er überzeugt, dass es Gott irgendwie geben muss.

Als er mir das später erzählt hat, habe ich gesagt: „Siehst du, so macht Gott auch aus einem Narren einen der Weisen.“ Thomas hat da nur gelacht. Aber seitdem ist auch er überzeugt: Es gibt sie noch, die Wunder und Zeichen. Und dann folgt man dem Stern, so wie es die drei Könige gemacht haben.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

05JAN2023
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Zwei Menschen liegen im Krankenhaus. Der eine muss Tag und Nacht liegen, darf sich auf keinen Fall aufrichten. Der andere muss auch viel liegen, darf sich aber wenigstens einmal am Tag für eine Stunde aufsetzen. Er nutzt diese Zeit und sieht aus dem Fenster.

Die beiden Zimmergenossen erzählen einander ihr Leben, ihre Liebe und ihr Leid. Und einmal am Tag erzählt der Eine dem Anderen, was er draußen vor dem Fenster sieht. Er berichtet von Blumen und Wolken, Menschen und Landschaft. So wird er zum Hoffnungsträger für den anderen. Diese Beschreibungen der Aussicht aus dem Fenster geben ihm Kraft und Mut. Er sieht durch die Augen des anderen eine Welt, die lebenswert und erstrebenswert ist, für die es sich lohnt zu leben. Als es ihm endlich besser geht darf auch er sich aufrichten. Und da erkennt er: aus dem Fenster sieht man nur die nächste Wand. Im ersten Augenblick ist er bitter enttäuscht. Aber mit der Zeit kann er sie plötzlich auch sehen, die fröhlichen Menschen, die blühenden Frühlingsblumen und die Sonne, die durch die Wolken bricht. Und er erkennt: Sein Zimmernachbar hat ihm zwar nicht den Blick aus dem Fenster beschrieben, aber von seiner Hoffnung erzählt.  

Diese Geschichte rührt mich immer von Herzen und ich denke an die Hoffnung die mich trägt: dass Gott eines Tages alle Tränen abwischen wird und es eine Zukunft gibt in der die Gewalt endet und alle Menschen ihr Auskommen haben. Diese Hoffnungsbilder, sie richten mich auf und heilen mich.

Einander zu Hoffnungsträgern werden gerade in Zeiten der Krise, in Zeiten, in denen man am Boden liegt, sich kaum rühren kann. Das sehe ich als Aufgabe von Christinnen und Christen in dieser Welt. –

Dazu gehört zu sagen, was alles nicht gut ist, sonst nimmt man die Krisen nicht ernst. Aber auch die biblischen Hoffnungsbilder nicht zu vergessen und der Hoffnung auf eine bessere Welt immer wieder Gehör zu verschaffen. Selbst dann, wenn man sie noch nicht sieht. Denn es ist noch nicht das Ende. Das Ende ist in Gottes Hand und es wird gut!

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

05JAN2023
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Zwei Menschen liegen im Krankenhaus. Der eine muss Tag und Nacht liegen, darf sich auf keinen Fall aufrichten. Der andere muss auch viel liegen, darf sich aber wenigstens einmal am Tag für eine Stunde aufsetzen. Er nutzt diese Zeit und sieht aus dem Fenster.

Die beiden Zimmergenossen erzählen einander ihr Leben, ihre Liebe und ihr Leid. Und einmal am Tag erzählt der Eine dem Anderen, was er draußen vor dem Fenster sieht. Er berichtet von Blumen und Wolken, Menschen und Landschaft. So wird er zum Hoffnungsträger für den anderen. Diese Beschreibungen der Aussicht aus dem Fenster geben ihm Kraft und Mut. Er sieht durch die Augen des anderen eine Welt, die lebenswert und erstrebenswert ist, für die es sich lohnt zu leben. Als es ihm endlich besser geht darf auch er sich aufrichten. Und da erkennt er: aus dem Fenster sieht man nur die nächste Wand. Im ersten Augenblick ist er bitter enttäuscht. Aber mit der Zeit kann er sie plötzlich auch sehen, die fröhlichen Menschen, die blühenden Frühlingsblumen und die Sonne, die durch die Wolken bricht. Und er erkennt: Sein Zimmernachbar hat ihm zwar nicht den Blick aus dem Fenster beschrieben, aber von seiner Hoffnung erzählt.  

Diese Geschichte rührt mich immer von Herzen und ich denke an die Hoffnung die mich trägt: dass Gott eines Tages alle Tränen abwischen wird und es eine Zukunft gibt in der die Gewalt endet und alle Menschen ihr Auskommen haben. Diese Hoffnungsbilder, sie richten mich auf und heilen mich.

Einander zu Hoffnungsträgern werden gerade in Zeiten der Krise, in Zeiten, in denen man am Boden liegt, sich kaum rühren kann. Das sehe ich als Aufgabe von Christinnen und Christen in dieser Welt. –

Dazu gehört zu sagen, was alles nicht gut ist, sonst nimmt man die Krisen nicht ernst. Aber auch die biblischen Hoffnungsbilder nicht zu vergessen und der Hoffnung auf eine bessere Welt immer wieder Gehör zu verschaffen. Selbst dann, wenn man sie noch nicht sieht. Denn es ist noch nicht das Ende. Das Ende ist in Gottes Hand und es wird gut!

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

29OKT2022
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„Sorry, tut mir Leid“ – ist das Maximale was ich aus dem Munde meiner Kinder höre, wenn Sie Mist gebaut haben. Und oft genug muss ich sie dazu auch noch auffordern. Ich merke immer, dass mich das nicht wirklich froh macht. Für Sie ist die formale Pflicht erfüllt und ich fühle einen sehr faden Beigeschmack, weil ich das Gefühl habe, dass es nicht von Herzen kommt.

Aber was folgt daraus? Soll ich es lassen und Sie nicht mehr auffordern sich zu entschuldigen? Oder soll ich auf eine „richtige“ Entschuldigung bestehen? Gut, dann wird sich vielleicht der Tonfall ändern, aber ob es sich dann für mich „richtig“ anfühlt?

Jesus hat mal gesagt: „Euer Ja sei ein Ja und euer Nein ein Nein“.

Ich verstehe das so: Was man tut soll man „richtig“ tun. Und zwar so, dass man dahintersteht – es wirklich meint.

Beim Entschuldigen heißt das: Entweder etwas tut mir wirklich Leid und ich bitte mein Gegenüber darum, dass er oder Sie mir verzeiht oder es tut mir eben nicht leid und dann bin ich besser still.

Für mich und meine Kinder würde das bedeuten: sie sollen sich nicht entschuldigen wenn es Ihnen nicht wirklich leidtut – selbst dann nicht, wenn ich sie dazu auffordere. Sie zu drängen oder zu verpflichten zu etwas, wohinter sie nicht stehen können ist gar nicht in Jesu Sinn.

Besser ist es, den Konflikt oder die Meinungsverschiedenheit auszuhalten. Mit einander zu sprechen und versuchen einander zu verstehen. Das ist vielleicht mühsam, aber viel besser als mit schalem Geschmack nach einer vermeintlichen Entschuldigung den Streit zu beenden.

Ich jedenfalls will versuchen mich nur noch dann zu entschuldigen, wenn ich es wirklich meine. Und auch meine Kinder dazu ermutigen. Lieber sage ich, dass es mir gerade schwer fällt „Entschuldigung“ zu sagen – dass ich noch Zeit brauche, um besser zu verstehen. Denn Euer Ja sei ein Ja und euer Nein ein Nein! Und ich bin sicher: eine echte Bitte um Entschuldigung kann dann auch zu einer echten Versöhnung führen. Ohne faden Beigeschmack.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

28OKT2022
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In der Bibel heißt es „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“. Das begeistert mich! Ich finde das klingt toll. Wer möchte nicht gerne frei sein.

Aber für mich klingt das auch ein wenig anstrengend und nach einer Aufgabe. Aber so ist es ja auch: Freiheit ist nicht etwas was man hat und dann für immer genießt. Freiheit merkt man oft erst, wenn man sie nicht mehr hat. Die Freiheit wird einem bewusst, wenn sie eingeschränkt wird.

Besonders intensiv ist mir dies vor ein paar Jahren im Libanon aufgefallen. Da musste ich alle 10 Km eine Straßensperre passieren und da ist mir das Geschenk der europäischen Freiheit ganz anders bewusst geworden.

Oder in diesem Sommer auf der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Karlsruhe. Da habe ich Menschen aus vielen Ländern dieser Erde getroffen. Einige waren zunächst sehr zurückhaltend in unserem Gespräch. Nach einiger Zeit gemeinsamen Essens und Sprechens, ist es fast aus ihnen herausgebrochen: „Ihr redet so frei, habt ihr keine Angst, dass sie eure Verwandten gefangen nehmen?“

Unsere deutschen Teilnehmer waren total erstaunt und auch für mich hat es lange gedauert bis ich die Tragweite dieses Satzes voll verstanden habe.

„Zur Freiheit hat uns Christus befreit.“ Freiheit ist nicht selbstverständlich und viele Menschen können nur davon träumen. Deshalb finde ich, darf man die Freiheit, die wir genießen, nicht einfach klein reden. Wir leben in großer Freiheit hier in Deutschland!

Dies ist mir bei diesen Begegnungen wieder sehr deutlich geworden. Und ich finde es ist unsere Aufgabe diese Freiheit zu schützen und sie zu nutzen.

Denn vielleicht spürt man Freiheit nur, wenn man sie nutzt. Wenn man zum Beispiel sagt was man denkt und dafür nicht bestraft und verhaftet wird. Wenn man sich frei bewegen kann auf der Straße, mit dem Auto oder im Bus. Wenn man nicht ständig kontrolliert wird oder an Kontrollpunkte und Grenzen stößt.

Wir sind zur Freiheit berufen. Dazu gehört auch die Aufgabe diese Freiheit zu füllen und zu bewahren. Als Hoffnungszeichen für diese Welt. „Freiheit die befreit“.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

27OKT2022
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Oft heißt es ja andere Länder andere Sitten. Und meist meint man damit eher eine Angewohnheit die man selbst befremdlich findet. Dabei gibt es ja auch Sitten, von denen man sich eine Scheibe abschneiden kann.

Unsere Partnerkirche in Indonesien auf der Insel Papua zum Beispiel ist unglaublich stark im Naturschutz. Sie begründen das sehr einfach: „Das Land, die Natur ist uns heilig, weil sie Gottes Schöpfung sind“. Deshalb ist es ganz selbstverständlich die Tiere und Pflanzen zu schützen. Wobei „schützen“ durchaus auch nutzen bedeutet, aber eben niemals vernichten.

Dieses Leben im Einklang mit der Natur ist dabei nicht naive Blümchenromantik, sondern nachhaltig. Es wird nicht mehr entnommen als nachwächst.

Trotzdem gibt es riesige Kahlflächen und verseuchte Flüsse in Westpapua. Dafür sind aber andere verantwortlich. Firmen, die Gold, Öl und Gas fördern oder Palmölplantagen anlegen wollen. Die nicht fragen, ob sie das Land auch in Jahren noch brauchen, denn sie kommen aus anderen Teilen der Welt.

Es ist eine Art Wegwerf – Mentalität die sie antreibt: riesige Flächen roden, ausschlachten und dann weiterziehen. Der Manager einer solchen Firma hat sich in einem Gespräch verteidigt. Er hat mit dem Finger auf die Einheimischen gezeigt und gemeint: Diese würden die Natur genauso zerstören. Sie würden Meeresschildkröten fangen und essen. Aber das ist nicht vergleichbar. Denn der Manager weiß ja, dass seine Firma die Natur zerstört. Und trotzdem ändern sie nichts. 

Ganz anders ein Fischer der Papuas. Er hatte eine Meeresschildkröte umgedreht auf sein Fahrrad geschnallt – ein grausamer Anblick. Ein Gemeindemitglied hat den Fischer angesprochen – hat ihm erzählt, wie alt die Schildkröte auf seinem Fahrrad sein musste – fast doppelt so alt wie der Fischer selbst - und wie lange es dauert, damit Schildkröten sich vermehren. Der Fischer hat spontan reagiert. Er hat das Fahrrad abgestellt, die Schildkröte abgeschnallt und sie zum Wasser getragen.

Wissen führt zum Umdenken, wenn man mit dem Herzen hört.

Das ist eine Sitte von der sich mancher gerne eine Scheibe abschneiden könnte.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

26OKT2022
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„Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf“. Diese Worte stammen aus einem alten Gebet in der Bibel und sind zu einem geflügelten Wort geworden. Und sie sind ein echt tolles Versprechen. Leider denke ich nicht oft genug daran oder vielleicht vertraue ich auch nicht wirklich darauf.

Ich bin eher der Typ, der schnell reagieren, der selbst agieren möchte. Ich will aktiv gestalten und lieber tun und nicht unbedingt lassen.

Und das ist ja auch grundsätzlich nicht verkehrt: Auch Therapeuten raten dazu aktiv zu werden. Denn es ist gut für die Seele, wenn man erlebt: ich kann etwas selbst gestalten. Und dennoch: am Abwarten ist auch was dran.

Und hin und wieder wünsche ich mir genau das. Dann würde ich gerne entspannter und gelassener mit Situationen umgehen. Einfach „Abwarten und Tee trinken“ oder eben darauf hoffen, dass es der „Herr im Schlaf gibt“. Denn eigentlich weiß ich: „Nichtstun“ kann manchmal genau richtig sein.

Wenn ich ans „Abwarten“ denke, dann sehe ich einen nordischen Seebär vor mir: ein alter Mann, groß, rau, mit Bart und grobem Wollpuli. Einer, der eher knurrt, als spricht: „Abwarten und Tee trinken“. Und es trotzdem gut meint mit mir. Das hat etwas enorm Beruhigendes.

Manchmal sehe ich aber auch eine Oma im nordfriesischen Tee – Salon vor mir, mit einer Teetasse aus feinem Porzellan. Die schaut mich über die Strickbrille an und sagt „Jetzt erstmal abwarten und Tee trinken“.

„Den seinen gibt`s der Herr im Schlaf“ – abwarten und Teetrinken! Beides erinnert mich daran: Manchmal liegt in der Ruhe die Kraft. Gott unterstützt mich dabei – wie der erfahrene Seebär und die gütige Oma in einem: Kraftvoll und verlässlich - verständnisvoll und zärtlich. So ist Gott mit seinen Menschen.

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