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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Gibt es sie die große Liebe? Und wenn man sie gefunden hat - wird sie bleiben?
Die Bibel sagt ja. Es gibt die große Liebe und wenn man sie gefunden hat, hört sie niemals auf (1. Kor 13,8).
Als Kind habe ich fest an die große Liebe geglaubt. Als Beweis hatte ich in meinem Album das Hochzeitsbild meiner Patentante: sie im wunderschönen Kleid, daneben ihr Bräutigam. Ein glückliches Paar. Das Foto habe ich geliebt und so oft angeschaut, dass es irgendwann ziemlich abgegriffen war.
Heute ist mein Traumpaar von damals geschieden. Ihre Liebe hat irgendwann aufgehört.
Und trotzdem liebe ich den Anblick von Brautpaaren und gehe immer noch gern auf Hochzeiten. Immer noch lasse ich mich gern anstecken von der Hoffnung auf die eine große Liebe, von dem Glück eines Paares, das meint, sie gefunden zu haben.
Vielen geht es ähnlich. Dem besonderen Zauber eines glücklichen Hochzeitspaares kann offenbar nicht mal eine hohe Scheidungsrate etwas anhaben.
Worin liegt er aber - dieser besondere Zauber?
Die Bibel hat darauf eine Antwort. Sie meint: Gott ist die Liebe (1.Joh 4,16) und wenn Menschen einander lieben und ja zueinander sagen, dann spiegeln sie etwas von Gottes Liebe wider.
Wenn ich das höre, verstehe ich auch, warum mir die Liebe manchmal wie ein Wunder vorkommt. Bekomme ich eine tolle Liebesgeschichte erzählt, dann bin ich überzeugt: diese Liebe ist ein Geschenk. Und das muss von Gott kommen. Weil sich Liebespaare geradezu übermenschlich verhalten: sie sind freundlich, rechnen nicht vor, verzeihen und gönnen einander alles Gute. Gerade so als hätten sie bei Gott abgeschaut. Denn genauso liebt Gott.
Also, ich bin fest davon überzeugt: es gibt sie, die große Liebe. Und sie kommt von Gott. Deshalb ist sie auch nicht am Ende, wenn sie zwischen Menschen vorübergehend mal zu Ende ist.
Mir macht das Mut. Und lässt mich an die Liebe zwischen Menschen glauben. Egal, ob ich verliebt bin oder nicht, allein oder liiert. Weil Gott die Liebe ist, passiert sie immer wieder. Auf ganz unterschiedliche Art. Auch wenn ich es manchmal kaum glauben kann.
Liebe ist ein Geschenk - daran erinnert auch jede Hochzeit.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Frische Brötchen auf dem Frühstückstisch! Sobald ich nur den Duft in der Nase habe, kommen mir schöne Erinnerungen. An früher. Da gab es nämlich bei uns in den Ferien frische Brötchen. Wunderbar!
Das war so ein Gefühl von: für mich ist gesorgt. In den Ferien, aber auch sonst.
Wenn ich mir weh getan habe, gab es ein Trostpflaster, wenn ich krank war, liebevolle Sonderbehandlung und so viel mehr.
Jaja, die guten alten Zeiten! Heute weiß ich: All das ist keine Selbstverständlichkeit.
Deshalb kann man darum sogar beten. In einem Psalm heißt es: Fülle uns frühe mit deiner Gnade, so wollen wir dankbar und fröhlich sein ein Leben lang. (Ps 90,14)
Oder anders: Wenn ich „früher" in guter Erinnerung habe oder früh Gutes erfahre - das kann sogar heute früh gewesen sein - dann habe ich Grund, dankbar zu sein. Denn meine guten Erfahrungen sind ein Geschenk und wollen Kraft geben für neue Tage. Auch wenn die nicht mehr so unbeschwert wie früher sind.
So wie bei Josef. Von ihm erzählt das Alte Testament. Als einer von 12 Brüdern wurde er von seinen Eltern nach Strich und Faden verwöhnt. Das Blatt wendet sich, als er 17 Jahre alt ist. Von jetzt auf gleich sind für ihn die guten Zeiten vorbei. Verraten und verkauft wird er. Mehrmals.
Zum Verzweifeln. Josef aber lässt sich nicht unterkriegen. Er erinnert sich an früher und hält fest an dem Gott, der ihm früh Gutes getan hat und der ihm bestimmt immer Gutes will.
Und seine Erfahrung bestätigt sich: In der Bibel heißt es, Gott ist mit ihm. Und so unterstützt packt Josef trotz allem seine Sachen fröhlich an und bringt sie zu einem guten Ende.
Was für ein Geschenk, wenn man das kann: fröhlich in die Zukunft zu schauen, auch wenn gerade alles aussichtslos erscheint! Ich glaube, hinter dieser positiven Lebenseinstellung steckt auch die Erfahrung: für mich ist gesorgt, weil Gott für mich sorgt.
In guten Zeiten erlebt man ja manchmal tolle Sachen in Hülle und Fülle. Und auch als Erwachsener kann man immer wieder „Kind sein" und sich von Gott beschenken lassen: mit einem schönen Morgen, einem guten Gespräch, leckeren Brötchen. Wunderbarerweise kann man in schlechten Zeiten dann auch darauf zurückgreifen: auf das Vertrauen in Gott, auf die Zuversicht, dass alles ein gutes Ende findet.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Soweit es euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden! (Röm 12,18)
An den Satz musste ich vor Kurzem denken - im Schwimmbad. In den Freibädern ist ja gerade Hochbetrieb. Bei sommerlichen Temperaturen springen viele gern mal ins kühle Nass, wenn möglich schon morgens vor der Arbeit. Das macht nämlich gute Laune.
Aber da sind in diesen Tagen schon früh am Morgen viele Schwimmer unterwegs. Kaum ein Morgen ohne Zusammenstoß.
Wie bei meinem letzten Schwimmbadbesuch. Da wäre ich fast mit einem Schwimmer Kopf an Kopf zusammengestoßen. Ich konnte gerade noch ausweichen, gekracht hat's trotzdem- mit Worten. Ich war erschrocken, aber auch ärgerlich, weil mein Schwimmpartner sehr über mich geschimpft hat.
Und da habe ich an den Apostel Paulus gedacht mit seiner Empfehlung: Haltet wenn möglich Frieden.
Und im Wasser habe ich mich gefragt: Soll ich etwa ausweichen? Wegtauchen, auch wenn ich ungerecht behandelt werde, im Sinne von: Der Klügere gibt nach?
Vielleicht auch.
Paulus meint aber noch mehr. Er war Experte in Sachen Gemeinschaft. Mit Menschen und ihren Zusammenstößen kannte er sich aus. Und wusste deshalb: wenn man sich um sich selbst dreht und sehr mit sich selbst beschäftigt ist, dann trübt das den Blick. Wer recht hat und wer nicht, das ist dann oft nicht mehr klar zu unterscheiden.
Und genauso war das im Wasser. Da waren wir mit uns selbst beschäftigt, mit dem Atmen, mit den Schwimmbewegungen. Und die Sicht war eingeschränkt. Wer von uns beiden recht hatte von wegen: du musst ausweichen und mir Platz machen - ich weiß es bis heute nicht. Nicht mal die Bademeisterin wusste das. Die hatte ich nämlich später gefragt.
Die Karambolage im Schwimmbad ist im Grunde typisch für viele Karambolagen, die ich so habe. Oft ist man nämlich mit sich selber beschäftigt und der Blick ist getrübt.
Es ist gut, das zu wissen und sich den Ärger und Streit, wer wohl im Recht ist, zu ersparen. Frieden halten ist besser, da finde ich Paulus schon überzeugend.
Das klärt nämlich auch den Blick wieder.
Auf die anderen um einen herum und auf das, was es sonst noch zu entdecken gibt. Und das hebt die Stimmung.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Wie wäre das? Heute einfach die Tasche packen und ab zum Flughafen. Dann in den nächsten Flieger - und los! Reiseziel unbekannt.
Manchmal würde ich gerne so Urlaub machen, traue mich dann aber doch nicht.
Ich bin wohl ein anderer Urlaubstyp und weiß lieber morgens schon, wo ich abends schlafen werde. Wenn ich weiß, wo es hingeht, kann ich mich darauf freuen und nehme dafür auch einige Reisestrapazen in Kauf.
Das gilt aber nicht nur im Urlaub, sondern auch sonst im Leben: Bei Prüfungen, beim Zeugnis oder wenn ich zum Beispiel für eine Feier was auf die Beine stellen will. Mit dem Ziel vor Augen kann ich manchmal Kräfte mobilisieren, von denen ich gar nicht wusste, dass sie da sind. Wenn man dann am Ziel ankommt - und was auch immer gestemmt hat - ist das ein tolles Gefühl.
Aber das kann manchmal auch ganz anders ausgehen.
Da habe ich mir echt was vorgenommen und merke auf dem Weg, ich schaffe es nicht.
Da rasselt man durch eine Prüfung, die man dringend braucht. Da fällt der noch so schön geplante Urlaub ins Wasser und nicht mal die überall so groß beworbene Bikini-Figur hat sich eingestellt. Das frustriert.
Gegen diesen Frust gibt es etwas, sagt die Bibel. Und bemerkt:
Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg, aber der Herr allein lenkt seinen Schritt." (Spr 16, 9)
Ich verstehe das so: Planen, ein Ziel vor Augen haben, das mobilisiert Kräfte und tut oft gut. So sieht das auch Gott.
Aber Gott weiß, es ist auch wichtig, Abstand nehmen zu können: von eigenen und fremden Zielen, von Ansprüchen und Erwartungen. Denn manchmal fesseln und überfordern die und das frustriert.
Deshalb verspricht er Entlastung. Auch er übernimmt einen Part und wird ein Auge auf meinen Weg haben. Wenn ich viele Pläne habe, aber auch, wenn ich mal gar keinen Plan habe.
Und das tut gut. Zu wissen, da ist jemand, dem ich am Herzen liege. Egal ob meine Pläne gerade aufgehen oder nicht. Wenn ich mich so gestärkt fühle, kann ich auch besser mit ungeplanten Dingen umgehen. Den schönen und den nicht so schönen.
Gerade also, wenn mal nicht alles nach Plan läuft, kann ich mit Gott rechnen. Ungeplant - im besten Sinne.
Ich muss dafür auch nicht gleich ins Blaue verreisen. Sein Versprechen gilt auch hier und heute: Du hast noch viel Gutes zu erwarten. Lass dich überraschen.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Die Kreuzwege des Lebens gehen wir immer ganz allein" singt der Liedermacher Reinhard Mey. Ich horche auf und denke: Ja, so ist es. Auch wenn das nicht schön ist. Dieses Alleinsein. Verlassen von Gott und der Welt. Denn das ist es, was mit „Kreuzwege" gemeint ist: Das sind die Momente, in denen man sich ganz allein fühlt.
So wie Jesus. Die Bibel erzählt das sehr ausführlich. Wie ihn all seine Freunde im Stich gelassen haben. Wie er verspottet und gefoltert worden ist und dann sein Kreuz allein schleppen musste. Bis zu seiner Hinrichtung.
Wenn es hart auf hart kommt, dann sind viele auf einmal ganz allein. Oder fühlen sich jedenfalls so. Wenn sich zum Beispiel ein geliebter Mensch abwendet und andere Wege geht. Wenn eine erschreckende Diagnose die Welt aus den Angeln hebt. Wenn nach einer Kündigung plötzlich das Leben aus den Fugen gerät.
Wer ist dann noch da, um diesen Schock, den Schmerz und die Einsamkeit mitzutragen?
Auf den Kreuzwegen des Lebens, wenn es ganz schlimm kommt, dann fühlt man sich oft allein oder ist es auch. Krankheit, den Verlust eines lieben Menschen, Trauer, das Gefühl von Leere. Nichts davon kann einem jemand wirklich abnehmen. Das ist so. So ist es sogar Jesus schon gegangen.
Wenn ich aber in der Bibel weiterlese, erfahre ich: der Weg von Jesus - der endet nicht am Kreuz. Sondern nach Karfreitag kommt Ostern, ein neuer Anfang.
Auch wenn man den Kreuzweg alleine gehen muss, führt er am Ende in etwas Neues. Und durch das Alleinsein hindurch entsteht eine neue Gemeinschaft. Mit Gott und mit anderen.
Es ist ein bisschen wie eine Bergwanderung. Schaffe ich das? Habe ich mich gefragt, als ich den letzten steilen Anstieg bis zum Gipfel vor mir hatte. Das war in den Alpen. Und auf diesem Weg gab es vierzehn Stationen des Kreuzweges Jesu. An jeder einzelnen Station habe ich den Leidensweg Jesu im Bild dargestellt gesehen. Nach der letzten Station war ich oben. Vor mir eröffnete sich ein wunderbarer Ausblick bis ins Tal. Und ich war wieder im Einklang mit allem. Mit Gott, mit der Welt und mir selbst.
Die Kreuzwege des Lebens geht man allein. Ja. Aber ich glaube fest: sie führen uns nicht ans Ende, sondern zum Anfang eines neuen Lebens.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Was wollen Sie lieber sein? Jedermanns Liebling oder Außenseiter? Was für eine Frage! Außenseiter natürlich!
So hätte jedenfalls Johannes geantwortet, ein wild aussehender junger Mann, der vor 2000 Jahren Geschichte geschrieben hat.
Da hat er ja gut reden, sagen Sie jetzt vielleicht. Der weiß ja gar nicht, wie wichtig es heute ist, beliebt zu sein. Beliebt und vernetzt. Man hat Freunde, die einem helfen, wenn man Hilfe braucht und muss sich nicht immer herumärgern mit den vielen, die gegen einen sind. Oder die einen sogar mobben, als Außenseiter.
Johannes aber wollte Außenseiter sein. Ein bisschen war er das wohl von Anfang an, weil er ziemlich fromm war. Auch für damalige Verhältnisse.
Aber irgendwann hatte er die Nase richtig voll. Von seinen Zeitgenossen und davon, wie die miteinander umgegangen sind. Bei denen ging es ja nur noch darum, möglichst die eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen. Ganz egal, was drum herum los ist. Für Johannes war jedenfalls klar: Gott hat sich das mal ganz anders vorgestellt.
Und deshalb wollte er erst mal Abstand zu allem.
Also hat er sich selbst ausgegrenzt, in der Wüste gelebt und ziemlich merkwürdig ausgesehen. Mit genug Abstand zu seinen Leuten kam allerdings auch der Mut, sich noch unbeliebter zu machen. Und zwar, indem er seinen Leuten tüchtig die Meinung gesagt hat. Richtige Strafpredigten hat er gehalten: „So geht das nicht weiter. Hört auf, nur an euch zu denken. Gebt ab, von eurem Reichtum. Macht Schluss mit Krieg und Gewalt!"
Erstaunlicherweise hatte Johannes damit Erfolg. Die Bibel erzählt davon. Viele haben seine Gedanken zum Anlass genommen, noch einmal nachzudenken. Was ist wirklich wichtig? Und dabei ist aufgefallen: Es gibt Wichtigeres als beliebt bei allen zu sein! Zum Beispiel: dass ich mich einsetze. Für meine Freunde, klar, aber manchmal vielleicht auch gegen die - für andere. Auch wenn das nicht unbedingt dem Zeitgeist entspricht.
Man muss nicht Jedermanns Liebling sein. Um ein gutes Leben zu haben.
Und es lohnt sich, auch und gerade die Außenseiter ernst zu nehmen und hinzuhören, was sie zu sagen haben.
Das macht auch Mut, ab und zu selbst unangepasst zu sein. Denn genau das verändert manchmal die Welt.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Großzügigkeit finde ich toll! Ohne mit der Wimper zu zucken, leert meine Schwester ihre Schultüte auf den Boden. Ein Berg von Süßigkeiten breitet sich vor uns Geschwistern aus und wir dürfen alle zugreifen. Ein Traum!
Das ist inzwischen über 30 Jahre her, aber trotzdem denke ich noch oft daran. Denn solche Großzügigkeit sticht heraus.
Der Apostel Paulus hat dazu mal etwas gesagt: „Geben ist seliger denn nehmen."
Ist das wirklich so?
Das mit dem Teilen fällt doch manchmal ziemlich schwer - als Kind und auch wenn man erwachsen ist. Und sogar unter Christen, denen das Teilen ja ein Herzensanliegen sein müsste. Paulus selbst hat vor 2000 Jahren schon entsprechende Erfahrungen gemacht. Als Chef-Spendensammler kam der ganz schön herum und fand, die Großzügigkeit lässt zu wünschen übrig.
Dabei ist doch klar: großzügig zu sein, ist vernünftig und bietet viele Vorteile. In der Natur hat sich das Prinzip des Teilens durchgesetzt. Tiere, die in Gruppen aufwachsen, haben gelernt, zu teilen. Sie erhalten damit die Gemeinschaft und das gibt den Einzelnen mehr Sicherheit und Überlebenschancen. Und bei Menschen ist das nicht viel anders.
Und doch ist Großzügigkeit alles andere als selbstverständlich. Warum? Vielleicht, weil nicht sofort erkennbar ist, was dabei für mich herausspringt, wenn ich großzügig bin.
Paulus bleibt trotzdem dabei: Geben ist seliger denn nehmen.
Aus seiner Sicht ist es nämlich ganz einfach: Er schaut zuerst auf das, was er selber geschenkt bekommen hat und entdeckt - da ist ja unheimlich viel.
Süßigkeiten hatte er zwar keine gekriegt - aber dafür so etwas wie ein zweites Leben. Vom Saulus wird er sprichwörtlich zum Paulus. Gott höchstpersönlich macht das möglich: Paulus darf seine dunkle Vergangenheit als Christenverfolger hinter sich lassen und neu anfangen. Und das ganz ohne Gegenleistung. Für ihn ein Riesen-Geschenk. Klar, dass er dieses Glück gerne teilt. Daraufhin hat Paulus in seinem Leben aber noch viel mehr Geschenke entdeckt. Von Gott und von Menschen.
Vielleicht geht das anderen ja auch so?
Wer bei dieser Geschenkesuche viel entdeckt, kann jedenfalls großzügig sein, auch ohne auf seinen Vorteil zu gucken.
Und dann ist Großzügigkeit eben richtig ansteckend. Und macht glücklich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15514
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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Zeugnisnoten - ja oder nein? Nein - keine Noten! Jedenfalls nicht für die Lebensleistung! Das könnte Martin Luther gesagt haben. Und damit ist er auch nach knapp 500 Jahren ganz aktuell.
Bei uns wird das ja auch immer wieder diskutiert - ob das denn wirklich sein muss mit den Zeugnisnoten. Und viele finden: ohne Noten würden die Schüler besser und mit mehr Begeisterung mitarbeiten. Aber trotzdem wird es bald Zeugnisse geben, jedenfalls hier in Rheinland-Pfalz.
Natürlich ist das auch aufregend, zu erfahren, wie man abgeschnitten hat. Wenn man gute Noten hat, ist das doch eine tolle Bestätigung.
Aber wie geht's denen, die schlecht abschneiden? Ich jedenfalls war immer ziemlich geknickt. Eine schlechte Note habe ich auch immer als etwas erlebt, das etwas Schlechtes über mich als Person aussagt. Als ob ich weniger wert wäre.
Schließlich bin das doch ich, die da eine Leistung nicht gebracht, also versagt hat.
Das kann doch wohl nicht sein.
Das hat sich auch Luther gedacht. Und deshalb in die Bibel geschaut und dabei entdeckt: Seinen Wert braucht kein Mensch jemals zu beweisen, Leistung ist nicht entscheidend - der Wert des Menschen steht für Gott ganz unabhängig davon fest. Weil er die Menschen von Grund auf kennt und längst weiß, was in ihnen steckt. Und das ist viel mehr als man in Zahlen ausdrücken kann.
Deshalb spart er sich auch jede Bewertung. Weil er Mut machen will, sich frei von den Urteilen anderer zu entfalten. Seine wichtigste Rückmeldung an die Menschen lautet deshalb: Du bist liebenswert, so wie du bist.
Und das funktioniert. Da entdeckt zum Beispiel ein Lehrer seine Begabung zu schreiben. Die Paulus-Briefe werden später sogar zu echten „Bestsellern". Und dass, obwohl seine Live-Auftritte angeblich nicht oft mit ‚sehr gut' zu bewerten gewesen sind. Und auch der erfolglose Fischer Petrus wird schließlich Mitbegründer einer inzwischen weltweiten Organisation.
Toll! Da werden aus Versagergeschichten sogar noch Erfolgs-Stories!
Ja, stimmt. Aber der entscheidende Erfolg ist dabei, dass da Menschen verstanden haben: Auch wenn ich mal versage, darf ich mir was zutrauen, auch neu durchstarten. Denn mein Wert steht fest. Gottseidank. Ein Zeugnis wird daran nichts ändern. Bei Paulus und Petrus nicht.
Und bei Ihnen auch nicht.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Sei langsam mit dem Zorn. (Jak 1,19) der Tipp steht so in der Bibel, ist aber top aktuell, finde ich. Mir leuchtet das sofort ein! Langsam mit dem Zorn sein.
Wenn's einen Konflikt gibt, erst mal durchatmen und vielleicht auf drei zählen.
Mir hilft das sehr, wenn das Kopiergerät mal wieder im entscheidenden Moment den Geist aufgibt. Oder sich das Handy mitten in einem wichtigen Gespräch ausschaltet, weil schon wieder der Akku leer ist. Da geht das noch mit dem tief Durchatmen und langsam sein.
Mit Menschen ist das allerdings anders. Wenn ich mit denen zusammenstoße, lasse ich mich schneller zum Zorn hinreißen. Vor allem bei denen, die mir nahestehen. Die können mich ruckzuck auf 180 bringen.
Und dann sage ich im Zorn Worte, die alles nur schlimmer machen. Zurücknehmen kann ich nichts davon. Auch wenn ich bereue, was mir rausgerutscht ist.
Das ist nicht schön und deshalb ist mir der biblische Satz so wertvoll. Sei langsam im Zorn. Erst durchatmen, dann reden. Vielleicht sogar erst mal eine Nacht drüber schlafen. Dann hat der Zorn etwas von seiner Blindheit verloren. Und wenn ich rede, bin ich weniger verletzend. Auf lange Sicht ist das wohl besser - für alle Beteiligten.
Ich bewundere Menschen, die das wirklich können. Die nicht einfach zurückschlagen oder jemanden kränken, wenn sie gekränkt werden. Die ruhig bleiben können, auch wenn sie provoziert werden. Toll. Würde ich auch gerne können. Aber wie kriegen die das hin?
In der Bibel steht auch: Der Herr ist langsam zum Zorn und groß an Gnade. (Num 14,18).
Interessant. Vielleicht hat das miteinander zu tun: der langsame Zorn und die Gnade. Vielleicht muss man so etwas wie „Gnade" in sich haben, wenn man langsam sein will im Zorn.
Gnade - das heißt doch: ich meine es gut mit meinem Gegenüber. Und ich bin großzügig, auch wenn etwas schief läuft und wir zusammenstoßen. Schließlich möchte ich den anderen mit meinem Zorn nicht platt machen, sondern weiterkommen. Miteinander. Vielleicht sogar etwas dabei lernen.
Und was gnädig sein bedeutet, da kann ich mich von Gott inspirieren lassen. Denn er ist langsam im Zorn und groß in der Gnade.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Was fange ich mit mir an? Wo bin ich richtig mit dem, was ich kann?
Das fragen sich jetzt viele, die gerade die Abiturprüfungen hinter sich gebracht haben. Hier bei uns in Rheinland-Pfalz.
Aber diese Frage ist nicht nur nach dem Abi spannend. Nicht nur wenn man eine Ausbildung oder einen Beruf wählen soll.
Wenn man den Arbeitsplatz wechselt oder in eine neue Stadt zieht, dann ist das auch eine echte Frage: Wo bin ich richtig mit dem, was ich kann?
Für die jungen Leute, die jetzt ihr Abitur bestanden haben, gibt es ganz viele Möglichkeiten. Manchen steht jetzt richtig die Welt offen. Toll!
Allerdings - bei so vielen Möglichkeiten kann man sich auch falsch entscheiden. Was also soll ich tun?
Dazu hat Jesus eine interessante Geschichte erzählt: Ein reicher Mann begibt sich auf Geschäftsreise. Er vertraut für die Zeit seiner Abwesenheit seinen drei Untergebenen jeweils viel Geld an - mit dem Auftrag: Macht was draus!
Zwei von ihnen schaffen das tatsächlich und haben viel vorzuzeigen, als er wiederkommt. Der dritte aber hat nichts vorzuweisen. Vor lauter Angst, etwas falsch zu machen, hat er sein Vermögen nur versteckt. Darüber ist der Geschäftsmann sehr ärgerlich. Zu Recht, findet Jesus: Vergrabe nicht, was dir anvertraut ist an Talenten und Begabungen. Halte es nicht zurück. Auch nicht aus Angst, dich womöglich falsch zu entscheiden.
Mit dieser Geschichte will Jesus Mut machen, die eigenen Talente einzusetzen. Auch wenn man noch nicht sicher ist, was denn nun der richtige Weg oder die richtige Entscheidung ist. Ausprobieren ist besser als gar nichts wagen. Eine Entscheidung kann man auch wieder zurücknehmen.
Man kann die Ausbildung oder den Beruf wechseln, wenn man merkt, das ist doch so gar nicht meins. Oder auch das Studienfach. Ich selbst habe das sogar mehrmals gemacht und das auch nicht bereut. Im Gegenteil. Inzwischen bin ich dankbar für das, was ich erlebt habe auf meinen Umwegen.
Manchmal braucht man wohl genau das, worauf es Jesus mit seiner Geschichte ankommt: Mut zur Entscheidung und den Mut, auch mal was zu riskieren. Dann geht es nämlich weiter und es gibt viel zu entdecken und gewinnen.
Das gilt den frischgebackenen Abiturienten, genauso wie Ihnen und mir.

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