Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

06JUN2024
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„Halleluja!“, schreit der Junge auf dem Spielplatz. Jedes Mal, wenn er mit seinem kleinen Ball das angepeilte Ziel trifft, schreit er lauthals „Halleluja!“ Es werden sehr viele „Hallelujas“, mit der Zeit. Und ich spüre, wie es allmählich anfängt, mir ganz schön auf den Wecker zu gehen.

Warum eigentlich? Ich könnte mich doch auch freuen, dass ein Kind mit solcher Inbrunst „Halleluja“ brüllt... Aber: es ist nun mal ein Spielplatz. Und der Junge hat bestimmt keine Ahnung, was er da schreit. Und diese mangelnde Ehrfurcht stört mich in meinem religiösen Empfinden. Denn Halleluja ist ja ein Lobpreis auf Gott. Übersetzt heißt es „Lobet den Herrn“ und wird in jedem Gottesdienst laut ausgesprochen oder gesungen. Und da gehört es auch hin. Hier, mitten auf dem Spielplatz, finde ich das Halleluja schon ziemlich unangebracht; und zweckentfremdet noch dazu.

Auf der anderen Seite: Viele von uns Erwachsenen führen Gott doch auch ständig im Munde - und sind sich auch nicht unbedingt im Klaren darüber: „Gott sei Dank!“ höre ich mich und andere bei jeder Gelegenheit sagen. „Oh, mein Gott!“, rufen viele aus, wenn sie die Welt grad nicht verstehen - sei es aus Verzweiflung oder Begeisterung. „Dann mach es halt, in Gottes Namen!“, sagen manche, wenn sie am Ende ihrer Nerven sind. Und ich kenne einige Leute, die ständig „Um Gottes willen!“ ausrufen, obwohl sie von sich behaupten, mit Gott rein gar nichts am Hut zu haben.   

Was ist dagegen schon ein Junge, der lauthals „Halleluja!“ schreit, weil er sich auf dem Spielplatz seines Lebens freut? Ein Satz aus dem biblischen Buch der Psalmen schleicht sich mir den Kopf. Da heißt es: „Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge schaffst du dir Lob.“

Kinder und Säuglinge wissen ja auch nicht, was sie tun. Aber ihr Geschrei wird in Gottes Ohren offenbar zum Gotteslob - und in diesem Fall sogar wortwörtlich. So betrachtet gefällt mir das Halleluja-Geschrei auf dem Spielplatz immer noch nicht. Aber ich kann es etwas besser ertragen...  

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